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Samstag, 2. April 1927.

Wildwest im nahen Osten.

Zwei Gendarmeriewachtmeister von slowakischen Räubern erschossen. einen Schuß. Bei ihm wurden 15.000 und die gestern in der Agrarbank geraubte goldene Uhr ge­funden.

Eine neue Bluttat Lecians? In die Zweigstelle| zählte. Seine Pfarre war in einem der reichsten der Wagthaler Agrar- und Gewerbebank in Nagy- Stadtteile gelegen, aber Grant schmeichelte den bicsese wffde Donnerstag ein verwegener Raub- Besitzenden, die seine Stirche erhielten, nicht. Oba überfall verübt, wobei auch ein Todesopfer zu wohl er selbst ein vorzüglicher Kanzelredner war, bellagen ist. Es besteht die begründete Vermutung, pflegte er die Führer der Radikalen, Sozialisten, daß diese Schreckenstat von dem berüchtigten Rassen- Anarchisten und sonstiger Arbeiterparteien einzus einbrecher Lecian verübt wurde. Donnerstag vommit laden, daß sie in seiner Kirche ihre Theorien von tags fam in die Zweigstelle diefer Bant ein Mann einer besseren Weltordnung vorbringen. Auf den und ging, ohne ein Wort zu reden, auf den Tisch zu, Vortrag folate eine Diskussion, bei der jeder Zu­Waag- Biſtriz, 1. April. Bei der Verfol­on dem der Bankdirigent Schächter saß. Schächter hörer feine Meinung sagen durfte. Dank dem erhob sich und fragte nach dem Begehr des Eindring. Vorbild Grants fommen heute in mehreren New gung der Räuber, die gestern einen Ueberfall auf lings. In diesem Augerblid rief der Fremde Hände Yorker Kirchen Vertreter revolutionärer An- die Filiale der Agrarbank in Bella Bytča ausge­hoch!" und bedrohte hierbei Schächter mit einem schauungen zu Worte. Während des Weltkrieges führt hatten, ergriff gestern abends eine Gendar­Revolver: Gleichpeitig trazen zwei Männer in das stand Grant an der Spitze einer Delegation, die mericwache zwei Männer, welche sie aufforderte, Preiburg, 1. April. Zu der Meldung Bureau, banden den Dirigenten Schächter und den die Amnestie der wegen politischer Verbrechen sich zu ergeben. Die Räuber gaben aber als Ant- über den tragischen Tod des Wachtmeisters gleichfalls anwesenden Kassier Sonnenfeld und be Verurteilten verlangte, er trat für die sozialisti- wort Schüsse ab, wodurch der Gendarmerie- Alsinger werden folgende Einzelheiten gemeldet: fahlen beiden, sich auf den Boden zu legen, dann schen Lehrer ein, die entlassen worden waren, machten sich die Banditen an die Kasse und ent- weil sie den fleinen Yankees das Gift der wachtmeister Kratochvil schwer ver- Als die Räuber aufgefordert wurden, sich zu le­nahmen ihr einen Betrag von 14.000 K. Inzwischen Reßerei einflößten". Als im Jahre 1919 eine eßt wurde und bald darauf verschied. Den gitimieren, gab einer von ihnen der Gendarmerie betrat eine Frau aus einem nahe gelegenen Dorf die Gruppe Anarchisten aus den Vereinigten Staaten   beiden Räubern, von denen einer verwundet wurde, patrouille ein Arbeitsbuch. In diesem Augenblicke Bankräumlichkeiten, Einer der Räuber schritt auf sie ausgewiesen wurde, griff Grant in feiner Sonn- gelang es zu entkommen. Zur Verfolgung der gab der zweite auf den Wachtmeister aus einem zu und bedrohte sie mit einem Messer und befahl tagpredigt die Regierung heftig an. Schließlich Räuber wurde aus Bratislava   cine Gendarmeric- versteckt gehaltenen Revolver einen Schuß ab, der hr, wenn ihr das Leben lieb sei, fich ruhig in die verloren Grants begüterte Pfarrfinder die Ge­Gendarmerie- verstedt den Gendarmen zwischen den Augen in den Kopf Ede zu stellen, was sie auch tat. Gleich darauf kam duld, fie blieben aus der Kirche aus, und zahlten verstärkung von 80 Mann entsandt. ein gewisser Andreas Gajdusif, ein Angestellter der feine Kirchensteuer mehr. Der Bischof geriet Heute um 11 Uhr vormittag stellten der Ober- traf, so daß dieser sofort tot zu Boden sank. Firma Holzmann& Sohn, in den Raum. Er hatte darüber in Erregung und befahl Grant, nur noch wachtmeister Simek und der Wach meister Alsinger einen Being von 15.000 K bei sich, den er in der geistliche Prediger in seiner Kirche ſprechen zu las in dem Walde zwischen den Gemeinden udica und Bank einlegen sollte. Auch er wurde überwältigt, fen. Es fant zu einem Konflikt und im Jahre Prosne zwei Männer. Der eine von ihnen er­gebunden und ihm das Geld abgenommen. Auch ihn 1922 wurde die Kirche geschlossen. Grant murde befohlen, sich in eine Ede zu stellen. Gajdufit hinterläßt mehrere Werke, die von seiner revolu- ho den Wachtmeister Alsinger, begann aber trotzdem um Hilfe zu rufen und mußte fionären Gesinnung zeugen. Die bekanntesten worauf die Räuber, auf die sechsmal geschossen dies mit dem Leben bezahlen. Er wurde von den find: Sozialismus und Christentum" und Ge- wurde, im Walde entfliehen konnten. Räubern umringt und sie sta chen mit den Mef- rechtigkeit für die Arbeiterklasse". Sillein, 1. April. Heute nachmittag gelang fern wild auf ihn los, bis er leblos zu­Die organisierte Gesellschaftsreise ist die es einem Oberförster, einen der gefährlichen Räuber iammenbrach. Gaidusif, der morgen zur Waffen­übung einrüden sollte, hinterläßt einte inve und Form des Reisens unseres Jahrhunderts. Reiset von Velta Bytča zu ergreifen. Bei dem festgenom­mei amber orgte ffeine Kinder. Die Räuber stehen deshalb mit unserer proletarischen Ur- menen wurden 20.000 vorgefunden. Ein zwei­laubs- Reise- Organisation Boden im Alter zwischen 18 und 21 Jahre. Zwei von ihnen bach, u. z.: vom 11. bis 16. Mai Brag bis ter gab die Absicht kund, sich zu ergeben, als sich ihm haben einen ausgesprochenen ungarischen Typies und prachen mit Schächter nur ungarisch. Der britte ist Brünn  - Mazochahöhlen, oder vom 24. Juni bis jedoch die Gendarmerie näherte, tötete er sich durch 3. Juli Deutsche Schweiz  ( Alpenreise), oder vom er ein blonder, hochgewachsener Wann mit cnglisch ge22. bis 28. Juli Studienfahrt nach Wien  , oder, bram und bezichtigte sich selbst des Mordes an dem vont 8. bis 22. Auguſt 3. Italien   Mittelmeer  - mit ihnt int gemeinsamen Haushalt lebenden Brief­Reise. Verlanget den illustrierten Reiseprospett träger V. Skřivánek. Wie die Polizei feststellen gegen 2.- Portorückschluß von der Urlaubs­fonne, hatte Cerny in der Nacht auf Mittwoch den Reise- Organisation, Sitz Bodenbach   a. E. Střivánek mit einer Hade im Streit er. schlagen und war nach Brag geflüchtet, wo er sich der Polizei stellte. Cerny wurde verhaftet und dem Sicherheitsdepartement zugeführt.

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stubtem Schnurrbart, er spricht sehr gut tschechisch und es ist nicht unwahrscheinlich, daß es sich um Lecian handelt. Die toesamte Gendarmeric der Unt­gebung wurde im Verlauf weniger Sumden olar­miert: außerdem wurde die Gendarmerie und die Polizei des Ostran- Karviner Reviers alarmiert, da die Vermutung besteht, daß sich Lecian, falls es sich wirklich um ihn handelt, nach Ostrau oder in die Umgebung wenden wird.

Die Kannibalen aus der Oftſlowakei. Bei Aus­hebung des Zigeuner gers in Moldawa wurde der

Uebel mitgespielt wurde dieser Tage der in Wien   lebenden Familie des berühmten Komponisten Richard Strauß  , der, angeblich von Dresden  aus, telephonisch und anonym mitgeteilt wurde, daß

Dr. Franz Strauß

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- ja wenn man Geld hat!

Richard Strauß   in Königsberg   einen Schlag an fall erlitten habe und sein Zustand bedenklich sei. Die Familie versuchte sofort mit Königsberg   tele­Wasenmeister Rybar und dessen Frau unter dem Verdachte, an den Mordraten der Bande teilgenom- phonische Verbindung zu erhalten, doch trotz der per­men zu haben, verhaftet. Ignaz Rybar hatte bis sönlichen Intervention des Generaldirektors Hoheist jest geschwiegen. Vor- estern erffärte er, er hätte ver. war die Verſtändigung unmöglich. Daraufhin mietete dächtige Manipulationen des Bandenführens Fillo auf deut Zigeunerfriedhof beobachtet, und zwar hat ten Fillo und der Zigeuner Hudot sich an einem Grabe etwas zu schaffen gemacht. Rybar gab ferner an, er hätte bisher geschwiegen, da ihm Filfo gedroht habe, ihn zu erschlagen, wenn er etwas verrate. Auf Grund dieses Geſtändnisses begab sich eine Sommis.

sion nach Moldawa, um an der angegebenen Stelle

ein separates Flugzeug, mit den die Familie sich nach Dresden   begab. Dort gelang es der Frau des Meisters nach dem Königsberger Konzert den Gatten u sprechen, der sich vollkommen gesund er. flavte. Inzwischen rauchte die Vermutung auf, daß vielleicht Gauner die Familie aus der Wiener  Villa entfernen wollten, um hier einen Diebstahl oder Betrug zu begehen. Man setzte sich sofort von

Das Ende der Ein- und Zweihellerstücke. Laut ciner Mitteilung des Finanzministeriums werden die Zweiheller- Stücke nicht mehr in größeren Wassen und die Einheller- Stücke überhaupt nicht mehr ge­prägt werden, da man im Geschäftsleben mit den egenmärtigen Fünfheller- Stücken auskomme. Bei den Rechnungen werden 3 Seller in Zukunft 5 Heller bedeuten, weniger als 3 Holler werden nicht berechnet

werden.

Streif in einer- Synagoge. Wic Daily Serald" berichtet, traten die Chorjängertnaben in der großen Synagoge in der Londoner Duke sheet, Samstag in Streif. Mitten im Gottesdienste er hoben sie sich auf ein Zeichen und verließen gerade, als sie zu

Gendarmerie blieb, lautet auf den Namen

Das Arbeitsbuch, das in den Händen der

Matej Martl, geboren 1907 in Preßburg  . Der Mörder des Wachtmeisters Alsinger ist zirka Der Mörder des Wachtmeisters Aſsinger iſt zirka

26 bis 28 Jahre alt.

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Preßburg  , 1. April. In dem Räuber, ber heute Selbstmord verübte, wurde der bekannte Verbrecher Franz Pihodna festgestellt. Der Verhaftete nennt sich Ludwig Hafner. Bisher lehnt er jede Aussage ab.

sisch ist erheblich verbreiteter, sprechen doch nicht weniger als 480 Millionen Menschen diese Sprache. An zweiter Stelle folgt das Indische, das 325 Millionen als Muttersprache dient. Dann erst fommt Englisch mit 175 Millionen, Deutsch  mit 95, Spanien   85, Russisch 80, Französisch 45 und Italienisch 40 Millionen. Anders sicht diese Rubrik aus, sobald man berechnet, wieviele Menschen die Einzelnen Sprachen verstehen, da machen die Weltsprachen Englisch  , Spanisch und Französisch ganz gewaltige Sprünge. Englisch   ver­stehen rund 250 Millionen, Französisch 200, Russisch 125, Spanisch und Deutsch je 120 Millionen.

Finderlehn. In der Komischen Oper in Ber. Iin verlor ein Besucher in der Toilette einen Kredit­brief über 50.000 Mart, ausgestellt auf fünf Groß­banken. Noch ehe der Verlierer den Verlust bemerkt

hatte, ließ der ehrliche legte Wann", der den wert­vollen Brief nebst Notizbuch gefunden hatte, im Zu schauerraum den Namen ausvufen. So kann der Verlierer rasch wieder in den Besit seines hohen Geldbetrages. Als Finderlohn drüdte er dam Ant­gestellten zwei Mark in die Hand. Der ehrliche sezmäßigen Finderlohn, der wahrscheinlich über 500 Warf beträgt, zu beantragen.

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Nachgrabungen u unternehmen. Rybar, der mitge Dresden   aus mit der Wiener   Polizeibehörde ins Grund ist der er den Der Finder hat sich darauf veranlaßt gesehen, seinen ge

fcrimen war, mies auf ein Grab. In einer Tiefe

hon ungefähr zehn Zentimetern fand man auch einen Einvernehmen, die eine Ueberwachung der Villa vor nahm und tatsächlich einige Verdächtige feit hielt. Auch besicht die Vermutung, daß es sich um einer Racheaft eines verrückten Beethoven  . Enthusiasten handeln könne, der Strauß dafür bestrafen wollte, daß er an der Wiener   Beet.

Wochenhausen. Gerichtsarzt Dr. Strempf erflärte beim ersten Anblick, daß sich unter zahlreichen Tier. fnochen auch Menschenfnochen befinden. Die Knochen

wurden gesammelt und nach Saschau zur weiteren

Untersuchung gebracht.

hobenwoche nicht teilnahm.

bisher

ein Herr Schiffrin war und der durch einen Herrn mit der Entlassung des alten Chorleiters nicht ein verstanden.

D. Levinc ersetzt werden soll. Die Chorsänger sind

Indianer aus Mexiko   vollendeten dieser Tuge im Ein indianischer Rekordlauf. Zwei Tarahumare­Stadion der Tegas- Universität zu Austin einen Rekordlauf und wurden von den versammelten 12.000 Zuschauern begeistert begrüßt. Sie waren von San Antonio   eine Strecke von 125 Stilometern in 14 Stunden 46 Minuten gelaufen. Der Lauf wurde wenige Male auf furze Zeit unterbrochen, indem sie etwas Wasser tranken und eutige Mais­

Sprachen der Welt und Weltsprachen. Man zählt heute etwa 600 verschiedene Sprachen, ohne daß darin die Dialekte einbegriffen wären, deren es Ein ungewöhnlicher Pfarrer. Jn Newp wohl 3000 bis 1000 geben mag. Allgemein ist die Morf ist dieser Tage der protestantische Pfarrer Den Zimmerkollegen erschlagen. Weittwoch nachts Ansicht verbreitet, daß auf der Welt am meisten eng­Bersey Grant gestorben, betrauert von der erschien in einem Prager Polizeikommissariat der lisch und französisch gesprochen wird, aber diese An armen Bevölkerung, unter der er viele Freunde Schuhmachergehilfe Cerny aus Březnice bei Při- ficht beruht auf einem Jrrium, denn das Chine- kuchen aßen.

Vom Erleben Gottes. Unsere Unterhaltung war der Teufel mag wissen, wie auf den lieben Gott geraten und

schließlich ausgear et in ein temperamentvolles Ar­sumenteduell zwischen der Professorenwiße, unserer Gastgeberin, und Stromberg. dem wütendsten Atheisten, den man sich vorstellen kann. Die Witwe war so etwas wie religiöse Sozialistin, eine recht sympathische Frau trop ihres beachtlichen Bant­fontos. Sie verteidigte säh und nicht unaefchickt ihren Glauben an ein höheres Wesen, aber Strom­bergs unterbittliche Logik erpfückte oll ihre Gründe und Beweisversuche zu albernen Sinnlosigkeiten, fein irberlererer Runismus ließ ihr nur eine An zahl blamabler Pächerlichfeiten übrig. Etvas ver­stimmt und unsicher zögernd zoa sie sich am Ende auf den letzten Stützpunkt zurück. den Leute mit religiösen Gefühlen und Bedürfnissen den Attacken der Bernunft entgegenzusehen haben: Das Für und Wider verstandesgemäßer Ueberlegungen," meinte sic, das ist ja sinnlos. Was will unser winziger, armseliger Verstand gegenüber der Er­habenheit Gottes, unser erbärmliches Vernunfts­fünfchen-"

Zum Kuckuck." unterbrach sie unceduldig Stromberg. womit soll ich denn von der Existenz jenes fagenumivobenen Herrn Kenntnis nehmen, wenn nicht mit meinem Verstand und meinen

Wandern Sie einmal einsam durch die gigantische Majestät der Alpenvelt.... hoch über Ihnen die Sterne erzählen von der tiefen Weisheit des Unfaßbaren..... Ihre Seele be­ginnt mitzuschwingen in der Harmonie des Alls dann werden Sie, genau wie ich, die unmittel bare Gewißheit Gottes erleben, erfühlen jenseits von allem Denken..

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,, Da fann ich einfach nicht mehr mit. Was aewiffe alten in der Erdoberfläche niit jener Fition Gott  " su tun haben, die schlaue Pfaffen zur bequemeren Ausbeutung ihrer Mitmenschen inszeniert haben- nee, das wird mir schleierhaft bleiben, bis.... bis die Begriffe Weib" und Logit" nicht mehr extremste Gegenfäße sein wer­den. Was voraussichtlich noch ein Weilchen dauern dürfte.

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Außerdem muß ich schon deshalb bedauern, Gott nicht erleben zu können, weil ich noch nicht einmal weiß, wo ich das Geld für die nächste Miete hernehme. Geschweige denn für eine Reife in die Alpen  ."

hr seid langweilig," meuterie Brade gegen das Thema ,,, Tichon  , gib mir, ein Stäbchen!"

Tichon   reichte seinem Freunde das Etui, dann wandte er sich der Debatte zu:

,, Gnädige Frau, Sie haben recht, man muß Gott   erleben."

Nicht wahr?! Endlich einer, der auf den

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diesem Dorf zu bleiben. Wir trafen Vorkehrungen Sternen auf einige Augenblicke zu vergessen und. gegen die Brände, erschossen halbverkohlte ühe sich möglichst lebhaft vorzustellen vielleicht un­und Schafe, flebten Blafate an die Mauern, stöber- terſtüßt es Ihre Vorstellungskraft, wenn Sie an ten vergeblich im Gemeindamie nach Papieren Ihren eigenen Sohn denken, als er noch Säugling endlich, lange nach Mitternacht  , kamen wir in war wei Tage lang habe ich die arme wahn­die Quartiere. Man hatte mir ein kleines, sehr sinnige Mutter beobachtet, wie sie die zerfetzte hübsches Häuschen zurewiesen. Mit entsicherier Leiche ihres Kindes an die Brust legte, Wiegen­Pistole durchsuchte ich die Räume. Im Parterre lieder und Choräle summte, wie sie ihren Jungen war niemand, aber wie ich die Treppe zum Stock badete, das Wasser wurde rot gefärbt von der zer­hinaufsteige, höre ich jemand singen: Was Gott riffenen Bauchhöhle können Sie sich das gut tut, das ist wohlgetan, er ist mein Licht und vorstellen, ja? Wie die kleinen Därme wie Nabel­Leben..... schnuren im Wasser plätscherten? dann padte sie ihn sorg'am in Windeln, schaukelte die Wiege, und einmal hörie ich sie ein Vaterunſer beten. Ein Vaterunser, ja. Gelingt es Ihnen, gnädige Frau, sich diese Mutterliebe vorzustellen, die aus der Verzweiflung der Wirklichkeit in den Wahn­sinn flüchtete? Anschaulich?

Schußbereit( im Striege verbarg Heimtücke sich ja so oft hinter frommen Liedern und Priester gewändern), schußbereit reiße ich eine Türe auf: Ueber eine Wiege gebeugt sist da eine junge Frau -feind elia starrt sie mir fremdem Eindringling entgegen. Betroffen stehe ich einige Sekunden, dann teile ich ihr auf deutsch   mit, daß ich in ihrem Saufe einquartiert sei, und bitte um ein Nacht­lager. Wollen Sie mir auch meinen Jungen weg­nehmen?" war ihre Annvort, ein angstvolles Bei­teln flang in ihrer Stimme.

,, Aber nein! Durchaus nicht!" Ich fonnte mir den Sinn ihrer Frage nicht recht deuten. Vor­läufig.

Meine Zusicherung hatte sie zutraulicher ge­macht, und wir tamen ins Plaudern. Was mir

In jenen beiden Tagen habe ich Gott   erlebt, erfühlte ich. jenseits von allem Denken, wie grauenhaft dreist wir mit der Lüge von einem allmächtigen und allgütigen Gott betrogen werden.

Ich erschoß die arnte Mutter, als wir aus dem Dorf wieder abzogen. Ihr Kind in der Wiege stant schon vor Vevivejung.

Das war mein erstes Erleben Gottes. Es blieb nicht das einzige.

Tausendfach noch habe ich ihn erlebt, auf den

Schlachtfeldern im Winseln verstümmelter Sol

Sinneswerkzeugen? Ich habe leider nur mein Stern des Problems eingeht", freute sich die Witwe freilich nicht besonders lieb war, denn meine Erdaten und Tiere, in den fiebernden Augen tuber­

winziges Vernunftsfünfchen", um etwas zu er fennen."

" Das ist ja der Grundirrtum, wir können

Gott nicht erkennen!"

,, Na, was denn dann?" Erleben muß man Gott  . Und wenn ihr's nicht im innern Herzen fühlt, ihr werdet's nicht erjagen."

Erleben muß man Gott  !! Großartig! Wie drehen Sie das bloß an, wenn Sie Gott   erleben? Wenn ich fragen darf."

Lassen Sie doch einmal Jhren unangebrach ten Hohn!

über die unerwartete Unterstützung.

Ja. Ich habe Gott   auch erlebt," erzählte Tichon   weiter, aber nicht in den Alpen, sondern in Ostpreußen  , tausendneunhundertvierzehn. Es war einige Wochen bevor Hindenburg   uns in die Sümpfe trieb. Ich war damals Unterleutnant in der russischen Armee. Wir hatten unter ziemlichen Verlusten ein Dorf gestürmt, spät abends; in Brand geschossene Häuser leuchteten unserem miß trauischen Einzug, aber nur das qualgellende Brüllen verbrennenden Viches zeugte von Leben, die Einwohner waren geflüchtet.

Unsere Stompagnie erhielt Befehl, vorläufig in

schöpfung sehnte sich nach einem Bett.....

Ich sollte ihren Jungen nur einmal anschauen, was das für ein prächtiger, strammer Bursche sei. Auch das noch! dachte ich und trat näher, während sie das Kind aus der Wiege hob und mir entgegenhielt.

Vom Oberschenkel anfangend hatte ein dürrer, sadiger Granatsplitter den Leib des Säuglings aufgeschlißt, bis hinauf zur Brust, dort war er steden geblieben-

Zivei Tage lag ich da im Quartier. Gnädige Frau, dar; ich Sie bitten, Ihren Gott zwischen der Majestät der Alpen und den erzählenden

fulöser Kinder, in der vergtveifelten Empörung hungernder Erwerbsloser, in den einsamen Dua­len der Zuchthäuser

Sie werden vielleicht bereits erkannt, oder

jenseits vom Denken erfühlt haben, gnädige Frau, nicht ganz unwesentlicher Unterschied besteht." daß zwischen Ihrem und meinem Gotterleben ein

Vielleicht wäre es für die Erweiterung und Vertiefung Ihrer religiösen Empfindungen sehr förderlich, einmal statt einer Reise in die Alpen  eine Reise in die Proletarierviertel der Großstädte zu unternehmen?" Bruno Vogel  .