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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Wohin gehört der „ Mittelstand"?

Samstag, 23. April 1927.

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Nr. 94.

Der Kapitalismus hat auf allen Gebieten grund zuzutreiben. Wer an der Aufrechterhal­versagt. Er baut nur solange auf, als es Profit tung einer Ordnung, die Wenigen Reichtum, trägt. Seine Methoden der freien Konkurrenz, den Millionen aber unsagbares Elend bringt, des Niedertrampelns der Schwachen und Ar- fein Intereſſe hat, muß sich der revolutionären men, fonnten sich vor einem Menschenalter noch Sache zuwenden. Nur mit Blindheit Geſchla= hinter der Maste scheinbarer Stulturarbeit und gene fönnen die Sanswurſtpolitik angeblicher des Wohlstandes breiter Schichten verbergen." Gewerbeparteiler" für einen Ausweg halten.

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werbeparte i" angeblich bemüht ist, dem Zehntausende, um die der großstädtische Haus-| Den großen Aufgaben unserer Zeit, der Lösung Mittelstand zu helfen. Wir konnten vor kurzem herr bei Aufhebung des Mieterschutzes seinen der Wohnungsfrage, der Beseitigung der stän­aufzeigen, wie alle Taten der Bürgerregierung Profit erhöht, wird der kleine Händler und digen, immer unerträglicher werdenden Wirt­zum Unheil für Handel und Gewerbe aus der kleine Gewerbetreibende mitbezahlen schaftskrisen, der Bekämpfung der Volksjeuchen, Der Wahlkampf, der gegenwärtig in schlagen, wie von den Zöllen angefangen bis müssen. Daß aber die Aufhebung des Mieter- der Rettung der Menschheit vor Tuberkulose, Desterreich tobt, zeigt deutlicher noch als der zur Verwaltungsreform und zum Zertifikatiſten- schutzes bei den heutigen Bau- und Grundprei- Syphilis, Hungersnot und aus der Not gezeug­vor vier Jahren ausgefochtene, daß der Sozia- gesetz der gewerbliche Mittelstand vernichtend sen, die Baulust kaum nennenswert erhöht, be- ter Anarchie, ist er nicht mehr gewachsen. Wer lismus in allen proletarischen Schichten, weit getroffen wird. Aber er hat Zugeständnisse er- weist Deutschland  . mit ihm geht, hilft mit, den Wagen dem Ab= über die Grenzen des Industrieproletariats halten! Der Herr Stenzl hat nicht umsonst hinaus, Fuß gefaßt hat. Was das Linzer Pro- den Schleppträger der reaktionären Minister gramm der österreichischen Genossen feststellt, abgegeben. Ist man nicht auf und daran, die gramm der österreichischen Genossen feststellt, Sozialversicherung der Lehr­daß unter der Führung des Klassenbewußten linge zu beseitigen?! Allerdings will man industriellen Proletariats die gesamte ar- das und es gibt wahrscheinlich auch sehr viele beitende Masse sich zusammenschließt zum Kampie gegen die bürgerliche Gesellschaft, das Gewerbetreibende, die durch die ungehinderte erweist sich tagtäglich in den Wahlfondslisten, furrenten des Großfapitals halten. In Wahr­Lehrlingsausbeutung sich für erfolgsichere Kon­  in den Branchenversammlungen, in den Seund­gebungen verschiedener Vereine und Störper- heit würde der fleine Gewerbetreibende bei Zaniboni und Capello 30 Jahre Kerker. schaften. Zunächst sind es allerdings Tagesfor- gaben nicht drückend empfinden und bei einem einem guten Geschäftsgang die sozialen Ab­derungen, die den sogenannten„ Mittelstand" schlechten Geschäftsgang, wie er als Folge der das Urteil vom Ausnahmegericht verkündet. Es Riva zu 7 Jahren, Ongelo Caligaro wegen Rom  , 22. April. Nach 10 Uhr abend wurde ligaro zu 10 Jahren 10 Monaten 20 Tagen, zum Bundesgenossen der Sozialdemokratie bürgerlichen Wahnsinnspolitik unausbleiblich wurden verurteilt 3aniboni, Capello und Schmähung zu 4 Monaten Zuchthaus. Celotti machen. Die Kleinrentner, die nach ist, nüßt ihm die Rechtlosigkeit und Verelen- uriella zu 30 Jahren Zuchthaus  ( Urfella wurde wegen Mangels an Beweisen freige Seipels Grundsatz„ Krone ist Krone", um ihr dung des Lehrlings nichts, er muß dem groß- urbe in contumacia verurteilt), Ducci erhielt prochen. Die beiden letzteren wurden sofort evspartes Geld betrogen wurden, erklären aus fapitalistischen Konkurrenten erliegen. Die Ge- 12 Jahre 1 Monat, Nicolosi   und Luigi Ca- enthaftet. drücklich, sie seien volitisch farblos, aber sie werbepartei steht in ihrem Denken heute noch würden für die Sozialdemokratie stimmen. Dort wo die Gewerbetreibenden vor 40 Jahren weil sie nur von ihr eine gerechte Löfung des standen, sie ist blind für den unaufhaltsamen Rentenproblems erwarten fönnten. Die Leh- technischen und wirtschaftlichen Fortschritt, sie rer, Staatsbeamten, Professoren, glaubt den Kapitalismus im Bunde mit dem zahlreiche Vertreter der freien Berufe, stimmen Großfapital aufhalten, ihren Stand durch Aus jozialdemokratisch, weil die billige Wohnung beutung proletarischer Lehrlinge über Wasser und die stete Erweiterung des Wohnungsmark- halten zu können. Die gesetzliche Sonntags tes durch die Wohnbautätigkeit der roten Stom- ruhe, von den kleinen, selbst arbeitenden Sauj magne, then eine beffere Lebenshaltung ermögleuten ersehnt, und im Intereſſe ihrer Gesund Großstadt Wien   fie ruinieren würde. Sie von der Gewerbepartei im Interesse des großen haben die grundsäßliche Bedeutung der Be Sändlers, der natürlich selbst keine Sonntags­seitigung der Hausherrnrente und des Bodenarbeit leistet, sondern den proletarischen Kom­wuchers noch nicht erfaßt, aber sie wissen, daß mis arbeiten läßt, bekämpft. Die Regiefarten nur die Partei der Arbeitenden ihre Interessen der Eisenbahner sind ein Stein des Anstoßzes! London  , 22. April. Nach einer Reuter- pathisch gegenüberstehen. Tschangfaischet hat alle vertreten kann. Und zu diesen Schichten kom- Wenn die Eisenbahner feine billigen Fahrten meldung aus Schanghai   handelt es sich bei den Versuche der Extremisten in Schanghai  , die Ar­men die zahlreichen Gewerbetreiben- hätten, dann müßten sie die tenere Ware auf von der neuen nationalistischen Regierung ent- beiter von Arbeitsantritt abzuhalten, unterdrückt, denden, die des Mieterschutzes und der roten dem Lande faufen, statt in die großen Städte laffenen drei kommunistischen   Ministern um den so daß die Lage in der Stadt gegenwärtig beſſer Aufbaupolitik wegen sozialdemokratisch wählen zum Einkauf zu fahren! Welch lächerliche Vor- Finanz-, den Justiz- und den Verkehrsminister. ist als in den letzten Monaten.

werden.

Tschangtaischets nächste Ziele.

Berföhnung mit den Mächten.- Entfernung der Entfernung der Kommunisten. Schanghai  

, 21. April. Die neue Regierung Tschangfaischefs in Nanting hat die Banfauer Regierung vollständig verdrängt. Tschangkaijchet hat Boro: Din   sowie alle seine Mitarbeiter und drei kommunistische Minister entlassen. Das nächste Ziel zichangfaiſchers beſteht und dem 20 marim darin, Mächte zu besänftigen, die Kommunisten zu entfernen Vormarsch Tichangiolins zu begegnen. Tschangjolins Truppen haben die Grenze von Sonan und Supch erreicht, wo ihnen die Hauptarmee der Südtruppen gegers­übersteht.

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sein wird.

Tschangtaischet verfügt über 300.000 Mann.

Die neue Regierung hat den übrigen Ministern stellung! Der Eisenbahner und jeder andere Ar- empfohlen, ihre Stellungsnahme zu erklären; In den letzten Monaten versuchte die bürbeiter legt sein Geld weder in Zurusartikeln wenn sie sich als Gegner des Kommu- Wechsel im Außenminiſterium. gerliche Presse gerade die Gewerbetreibenden an, noch trägt er es auf die Bont. Er lebt von nismus bezeichnen, können sie in die neue in Wien   gegen die Breitner- Steuern zu mobili- der Sand in den Mund und fann eben nur Regierung aufgenommen werden. Nanting, 22. April  .( Reuter). Die neue Res fieren. Mit einem Schlagwort hoffte man einige soviel verzehren, als er verdient. Wenn man Inzwischen wurde in Nanting ein gierung hat Dr. Tschaotichu zum Außenmi­nister ernannt. Der bisherige Außenminister Gemeinderatsmandate leicht zu erobern. Aber ihm die Regiefarten nimmt, wird er eben Vollzugsausschuß ernannt, der" wich- die Bürgerlichen sind heute nicht mehr die weniger Fleisch effen; der Konfum auf. Sem tiger ist als das Minister in m. Es wird Eugen Tſchen bleibt im Amte, bis die Frage der alleinigen Herren der öffentlichen Meinung in Lande aber fann nur durch zwei Mittel gehoben erklärt, wenn die Behörden in Hantau der Non- Unruhen in Nanking mit den Mächten bereinigt Wien  . Die Wahrheit läßt sich nicht mehr so werden: durch bessere 2öhne und durch trolle Nantings zustimmen, so werde Tschang­verdunkeln, wie es zu den Zeiten möglich war, eine vernünftige Tarifpolitik. So taischek versuchen, den Bruch freundschaftlich zu heilen. Wenn jedoch Widerstand erfolge, da die„ Neue Freie Presse" als eine Groß- lange die Gewerbetreibenden in ihrer Verbohrt würden 3wangsmaßnahmen angewandt macht gelten fonnte. In zahlreichen Versammheit verharren und der Stenzl- Garde des Groß werden. Es wird angenommen ,,, da Nanling jeẞt lungen, in Blafaten und Lichtschriften, in Fil fapitals ihre Stimme geben, solange fie alio die de facto- Regierung ist, daß die Mächte London  , 22. April. Nach einer Meldung der men und Statistiken wird die Lüge von der mithelfen, die Arbeiterklasse zu verelenden und ihre Note der Nantinger Regierung„ Times" aus Beling wird berichtet, daß große ruinösen Wirkung der Breitner- Steuern zer- sene Wittschaftspolitik zu ermöglichen, die überreichen werden. Das nationalistische Haupt- Truppenförper auf dem Jangtse   von Sankau nad stört, wird dem Kleingewerbe gezeigt, wie ge- unsinnig hohe Frahttarise auf den Bahner quartier jagt voraus, daß die Regierung sofort Wubu befördert werden, um General Tichanglaiſcher rade das Wiener Stenersystem, das die Großen schafft, so lange wird auch die Lage der Ge- allen Forderungen nachkommen werde, da sie anzugreifen. Dieser erklärt, daß er dreihundert belastet und die Kleinen befreit, einen Schuß werbetreibenden tros Beseitigung der„ lozialen wenigstens für den Augenblick nicht beabsichtige, tausend Mann unter seinem Befehl habe und auf der Gewerbetreibenden gegen die großkapitali. Laſten" und troß Einschränkung der Regie­troß Einschränkung der Regie- irgendwelche Schwierigkeiten mit den Mächten zu alles vorbereitet sei. stische Senfurrenz bedeutet. Die Zahlen be- farten nicht besser werden. Die Stenzl- Bortei weisen, daß der Mieterschutz den Wienern und ist doch auch immer dabei, wenn es um den vor allem dem gewerblichen Mittelstand mehr Abbau des Mieterschutes geht; Tau­London, 22. April  .( AN.). Nach Weldungen England und Frankreich   völlig einig. Paris  , 22. April. Nach dem heutigen Mini­erspart, als alle Breitner- Steuern zusammen sende fleiner Sausbeliker laffen sich von ihr der Korrespondenten der Londoner   Blätter festigt sich die Stellung der Partei Tschangfaischeks, die sterrat bestätigte Außenminister Briand  , daß ausmachen. Während aber die hohe Miete, die nasführen und glauben, ihnen wäre tatsächlich von vielen einflußreichen Mitgliedern der Kuo- zwischen der franzöſiſchen   und englischen Regie­der Zinsgeier von seinen Mietstajernen einhob, mit der Beseitigung des Mieterschußes geholfen. mintang unterſtügt wird, welche den extremen rung vollkommenes Einverständnis betreffs der nur dem Kapital Nuben trug, gaben die Breit. Die Häuser, die in Dörfern und kleinen Bestrebungen der Hankauer Politiker nicht ſym- an China   zu sendenden Note beſtehe. ner- Steuern zaillefen Menschen Arbeit und Städten die kleinen Kaufleute und Gewerbe­Verdienst. Die große Bautätigkeit der treibenden besitzen, werden auch nach der Auf­Gemeinde, die sich ja leineswegs nur auf die hebung des Mieterschutes feinen so hohen Zins Die Hallenisch- jugoslawische Spannung. durch Erleichterung des Meinungs­gigantischen Wohnhausbauten beschränkt, son- tragen, daß sich die Lage der kleinen Hausbe­dern durch die Bauten von Bädern, Seim- figer bessern könnte. Die Besitzer der großen stätten, durch die Erweiterung der Ber- Mietsfasernen werden aber ihre Mieter so aus- Spannung steht abermals im Vordergrunde des kommt und machen daraus eine Preſtigefrage. fehrslinien, die Errichtung von Bart- wuchern, daß eine weitere Verelendung der öffentlichen Interesses, wie dies aus den umfang Niemand aber denkt daran, daß Italien   eine anlagen, die stete Verbesserung der Straproletarischen Massen, eine Senkung des reichen Presseberichten über den Standpunkt der diplomatische Niederlage erleidet. Ben und der öffentlichen Beleuchtung Lebensstandards des Mittelstandes unausbleib- beiden Staaten und aus den Kommentaren her- römische Regierung die Unabhängigkeit Albaniens  allen Zweigen des Gewerbes Arbeitsgelegen- lich sind. Von dem Monatseinfommen eines vorgeht. nicht verlegen will, fann nichts die flare Stund

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risfieren.

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austausches der beiden Regierun Ernste Befürchtungen des Temps". gen. Die Italiener wollen nicht darauf ein­Paris, 22. April. Die italienisch- jugoslawische gehen, daß der Vertrag von Tirana   nach Genf  

Falls die

heit gibt, ist die denkbar sicherste Gewerbeförde- Arbeiters, das heute nur selten 600 Kronen Es ist nicht zu leugnen, daß die Spannung gebung ihrer Absichten verhindern. Schließlich rung. Die Steuererleichterungen für die ar- übersteigt, meist aber faum 400 Stronen er- ernste Befürchtungen hervorruft," beginnt der macht das Blatt auf die ungewöhnlich herzlichen beitenden Menschen erhöhen die Kauffraft, die reicht, eine Wohnung miete von 100, 150 oder„ Te mps", das Sprachrohr des Außenmini- italienisch- englischen Beziehungen aufmerksam Kreditaktion der Gemeinde wird hunderten Ge- 200 Kronen nehmen bei einer vollständig fteriums, feinen heutigen Leitartikel. Es wurde und spricht den Wunsch aus, daß London   seinen werbetreibenden die Möglichkeit geben, ihren freien Wirtschaft bliebe es nicht bei diesen Sum- wertvolle Zeit für die Durchberatung der Details ganzen Einfluß in Rom   verwende, denn es wäre Betrieb zu modernisieren. des Konfliktes verloren und inzwischen gärte für Europa   tatsächlich gefährlich, wenn man zu­men! von dem Beamtengehalt von 1200 die Stimmung auf beiden Seiten der Adria und ließe, daß die gegenwärtige Spannung zwischen Was hat der bürgerliche Staat, oder 1500 Kronen eine Miete von monatlich das römische und das Belgrader   Stabinett unter- Italien   und Jugoslawien   weiter andauere. Das die von den Unternehmern beherrschte Verval- 600 und 800 Kronen abziehen, das heißt die lagen dem Einfluß der öffentlichen Meinung, die Organ der Linken„ Le Soir  " meint, daß einst­tung, den Gewerbetreibenden dagegen zu bie- Kauffraft dieser großen Schichten der Bevöl durch die systematische Stampagne einiger fasci- weilen von Italien   keine versöhnliche Geste zu ten? Wir haben daz beste Beispiel dafür im ferung auf ein Winimum einschränken. Was stischer Blätter überschäumte. Der Stonflift ist erwarten sei. eigenen Lande, wo eine selbständige Ge- der Mietstojernenbesitzer einstecken wird, die nicht anders zu lösen, fährt das Blatt fort, als

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