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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Eine große Aufgabe.

Von Heinrich Müller  , Auffig.

Zur 2. tschechischen Arbeiterolympiade werden auch die deutschen Arbeiterturner der Zschechoslowakei erscheinen, und jedem Sozia­listen wird unwillkürlich die Frage auftauchen: Warum zwei Verbände mit gleicher Arbeit, aleichen Zielen? Wir sind doch international! Diese Frage wurde schon früher tatsächlich ge­stellt, und zwar auf den großen internationalen Veranstaltungen der Arbeitersportler in Leipzig  , Frankfurt  , Wien   usw., wo aus der Tschecho­flowakei zwei Verbände hintereinander mar schierten und jeder Verband seine eigenen tur­nerischen Vorführungen stellte. Aber nicht nur aus Gründen der Internationalität, nein, auch aus Gründen der Vereinheitlichung und Ver billigung der Verwaltung, des besseren Aus­baues, des technischen Fortschrittes, erscheint es vernünftiger, einen einzigen großen Arbeiter­sportverband zu schaffen.

Dienstag, 17. Mai 1927.

Schweres Grubenunglüd in Karwin  .

-

Zwölf Bergarbeiter verschüttet. Bisher sieben Leichen geborgen.

Mähr. Ostrau, 16. Mai. Auf der Barbaragrube in Karwin   ereignete sich heute nachmittag ein schweres Unglück. Durch einen Bruch wurden zwölf Bergarbeiter verschüttet. Die Rettungsarbeiten wurden sofort aufgenommen. Bis abends wurden sieben Berg­arbeiter als Leichen und einer in schwer verletztem Zustande geborgen. Die restlichen vier Bergarbeiter dürften gleichfalls nicht mehr am Leben sein. An der Unglücksstätte fanden sich die Vertreter aller zuständigen Behörden ein. Die Ursache des Unglücks ist bisher nicht bekannt.

Mähr.- Ostrau, 16. Mai. In den Abendstunden wird die erste Nachricht bestätigt, daß die Katastrophe auf der Barbaragrube in Karwin   bisher sieben Menschenopfer forderte. Getötet wurden: Der Bergarbeiter Josef Kosmide r, qeb. 1892, verheiratet, Vater von fünf Kindern; der Bergarbeiter Josef Kaluža, geb. 1895, verheiratet, Vater von zwei Kindern; der Berg arbeiter Johann Ondruch, geb. 1901, ledig; der Bergarbeiter Peter Sendzil, geb 1901, ver­heiratet, Zahl der Kinder unbekannt; der Bergarbeiter Rudolf Klimt ša, geb. 1890, verheiratet, Zahl der Kinder unbekannt; der Bergarbeiter Josef Zila, geb. 1887, verheiratet, Vater von vier Kindern; der Schlepper Josef Malie, ledig, Schverberlegt ivurde Josef Bina, von dem nähere Daten nicht bekannt sind.

Die Rettungsarbeiten sind in den späten Abendstunden noch nicht beendet.

Wie das Unglü gelchab.

Seiten auswirfte und die Einsturzstelle durchschlug.

Mähr.- Ostrau, 16. Mai. Nach Informatio- Dadurch wurde zwar die neuerliche Lüftung nen des Duch Casu" haben sich Bergachherbeigeführt, doch war die Statastrophe bereits leute über die Ursache der Explosion auf der eingetreten. Auf der einen Seite des Querschlag: Grube Barbara" folgendermaßen geäußert: befanden sich fechs, auf der anderen Seite vei Auf einem Querstollen, der bereits auf sirfa Bergarbeiter, die tödliche Brandwunden erlitten einen halben Meter durchstoßen war wurden hatten. Eer von ihnen war offenbar von der beiderseits die Seitenmauern abgetragen und der Explosionsstelle ziemlich weit entfernt, and von der Stollen hergerichtet, um für den Betrieb gangbar Explosion nur so weit betroffen, daß das Gestein zu sein. Nach halb 15 Uhr gelangten auf beiden auf ihn stürzte. Bei der Ausfahrt aus der Grube Seiten die Arbeiter der Nachmittagsschichte anwar dieser Bergarbeiter wie weiß gestrichen. Erst die Stelle, wo gearbeite: wurde. Wahrscheinlich als dieser Bergarbeiter zur Fördergrube lief, wurde infolge ungenügender Polzung

brach der obere Teil durch und der ganze Querstollen wurde verschüttet. und dadurch die Lüfinng unmöglich gemacht. Mit unglaublicher Schnelligkeit erfüllten sich die Räume auf beiden Seiten des Dueistollens mit derart erfolgen, Grubengasen und die Entzündung konne mur

daß einer der Verglente die Sicherheitsben­zinlampe anzündete, wodurch sich das Gru bengas entzündete.

Dadurch

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"

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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich ir

Nr. 113.

Doumergue und Briand   in London. London  

, 16. Mai. Präsident Doumer­  gue und Minister Briand   sind von Dover  kommend, vom Prinzen von Wales begleitet um 3 Uhr nachmittag auf dem Vittoria- Bahnhof cin getroffen. Sie wurden vom König und von Mit­gliedern der Königlichen Familie, sowie vom Premierminister und Außenminister Cham berlain begrüßt. Der französische   Präsident fuhr hierauf mit dem König nach dem Bucking­ ham- Palast  , wo er von der Königin empfangen wurde.

Sozialdemokratischer Wahlerfolg in der Innsbrüder Gemeinde. Elfprozentiger Stimmenzuwachs.  

Wien, 16.   Mai.( Eigenbericht.) Gestern fanden in Innsbrud die Ergänzungswahlen für den Gemeinderat ftatt; hier wird alle zwei Jahre die Hälfte des Gemeinderates neu gewählt. Bei den gestrigen Wahlen erhielten die Sozialdemos fraten 12.312 Stimmen, d. i. um 1418 Stimmen mehr als bei den lekten Gemeinderatswahlen vor zwei Jahren. Die Christlichsozialen und die Deutschnationalen erhielten dagegen um 1532 Stimmen weniger als vor zwei Jahren. Die Sozialdemokraten erhalten ſtatt der acht Mandaic, deren Funktionsdauer abgelaufen war, nunmehr neun Mandate, während die Christlichsozialen ein Mandat verlieren. Der Gemeinderat wird nun­mehr aus 17 Sozialdemokraten, 12 Chriftlich foginfen, neun Großbentschen und zwei National­sozialisten bestehen.

fonstatiert, daß eine Explosion in der Grube erfolgt bar. Diese war so lokal, daß jie nur auf eine Entfernung von 200 Metern wirkte. Die in den Wahllies in Brandenburg  . benad; barten Querstollen befindlichen Arbeiter, die Die Sozialdemokraten erhöhen ihre von der Explosionsstelle über 200 Meter entfernt waren, hatten von der Exploſion überhaupt teine Mandatszahl von 12 auf 22. tenninis. Der Bergarbeiter, der nach der Ex­plosion die Flucht ergriffen hatte, dürfte dies in Berlin  , 16.   Mai.( Eigenbericht.) In der verzweifelten Anspannung feiner feßten Sträfte getan haben, da er auch schwere innere Ver Brandenburg   haben die Sozialdemokraten am lesungen erlitten hatte. Sein Zustand ist crust. Sountag einen erfreulichen Erfolg erzielt. Durch An den Rettungsarbeiten beteiligt sich ein den Uebertritt eines Kommunisten zu den Bürger Zug von sechs fachmännisch geschulten Berglichen war vor einiger Zeit die anfängliche Lints­mehrheit von 22 gegen 21 verlorengegangen. In­folgedessen legten die Sozialdemokraten und später auch die Kommunisten ihre Mandate nieder. Die Stadtverordnetenversammlung wurde dadurch ar= beitsunfähig und mußte aufgelöst werden.

Aber die Zersplitterung der Arbeitersport­Terschaft ist noch weit größer. Betrachtet man die in der deutschen Arbeiterschaft bestehenden Sportorganisationen, so taucht die Frage der Vereinheitlichung noch dringender auf. Da gehen Radfahrer, Naturfreunde, Turner und Sportler ihre eigenen Wege, und es ist nicht bewunderlich, wenn aus den Reihen der Ar­beiterschaft immer wieder der Ruf nach Ver­einigung ertönt, immer wieder der Ruf laut wird: chafft eine einzige große Organisation für Körperkultur und fola fiftische Erziehung." Diese Forderung ist berechtigt in aller Welt, insbe fondere aber bei uns, wo sich auf einem kleinen Stanisaebiete mit wenig Einwohnern so viele Organisationen zusammendrängen und naturgemäß fortgefekt Reibungen vorkommen, den Arbeitern aber, die überall mittun follen. unnötige Opfer an Zeit und Geld aufeulegt werden. Man möge nur in die vielen Heinen Drie gehen, wo Sänger, Turner, Rad­fer, Naturfreunde, Sinderfreunde und Jugend­liche neben Gewerfichaft, pofitischer Organisa­tion, Freidenfern, Genossenschaft usw. ihre eigenen Organisationen haben. Welche Ver­Gendung an Arbeit, an Arbeit, die in freien Stunden geleistet werden muß: welche Gefahr der Verflachung der Arbeit dadurch, daß jeder Verein vor allem jeine" Mitafieberzahl halten London  , 16. Mai. Der englische   Innen- der Räumlichkeiten der Arcos" auszustellen. Das will. Uns, Genoffen, wieviel Verdruß, wieviel minister   Sids, gab heute nachmittag im Unter- fragliche Dokument fei nicht gefunden Streit unter der Konfurren;", welch Ab. haus die mit Spannung erwartete Erklärung über vorden; aber man habe Dokumente gefunden, die Gründe der Durchsuchung des Arco- Gebäudes deren Durchsicht noch im Gange jei. Am idfieñen voneinander. Dabei muß man frch sein, dan der Arab. Am vergangenen Mittwoch jei ihm vom Donnerstag glaube er in der Lage zu sein, eine beiterturnerbund rechizeitig verstanden hat, Kriegsminister eine Mitteilung zugegangen, ausführliche Erklärung abzugeben. Fußballer. Wassersportler, Stiläufer uiw. in daß sich ein amtliches englisches Delu­ment in unrechtmäßigem Beibe einer fich einzugliedern. wir hätten sonst vielleicht von der Arcos" beschäftigten Person befunden noch einige Verbändchen. In der tschechischen habe oder noch befinde, ein Dolument, von dem Arbeiterschaft ist das Bild ein noch trostloseres, man, wie man von einer bevollmächtigten Person Denn neben den Sparienverbänden" haben wir wisse, versucht hätte, Durchschläge zu erlau noch die politische Beripfitterung, wir denken da gen. Er habe dann mit Zustimmung des Premier­vor allem an die Spaltung der tschechischen Ar- ministers und des Außenministers die Polizei er­beiterturnerschaft im Jahre 1921. Auch heute, mächtigt, auf Grund des Gesetzes liber das Amts nach sechs Jahren, ist faum Soffnung, daß in geheimnis einen Befehl für die Durchsuchung abschbarer Zeit eine Annäherung, geschweige

erfolgte die Explojion, welche sich nach beiden

arbeitern.

Nichts gefunden.

Erklärungen des englischen Innenministers.

Protest der englischen Gewerkschaften. London  

, 16. Mai. Der Generalrat des

Bei den gestrigen Wahlen konnte die Sozial­demokratic ihren Bejikstand von 12 auf 22 Man­date steigern; die Kommunisten behielten ihre bis­herigen fünf Mandate, während der Bürgerblod von 21 auf 14 Mandate zurückging. Die Sozials demokraten haben dadurch die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung erobert.

*

Sozialdemokratischer Gemeinde. wahlfieg in   Holland. Amsterdam  

, 15. Wai. Die bisher vorliegenden Gewerkschaftstongresses hat an den Premier- Ergebnisse der Gemeindewahlen in den kleineren minister ein Protestschreiben wegen der Durch- Städten lauten für die Sozialdemokraten sehr suchung der Areos" gerichet, in dem erklärt günstig. Sie sind ein gutes, verheißungsvolles wird, daß dieser Schritt einen schädlichen Einflußorzeichen für die Wahlen in den Großstädten am auf die Beziehungen der beiden Länder haben 5. Mai. Die Gewerkschaftsvoriage. müsse.

erklärte der Arbeiterführer Glynes nach einer heftigen Verurteilung der Aktion der Regierung, die Opposition werde sich nicht an dieser Aftion die er als verächtlich und schamlos" bezeichne beteiligen, indemsie an den Verhandlungen über die Gewerkschaftsvolage nicht teilnehme. Sie werde vielmehr zum Protest gegen die Knebelungs- und Regierung das Einschüchterungspolitik aus verlassen.

der

denn eine Wiedervereinigung zu erwarten wäre. möglich, den Radfahrer- und Sportverbond zu vollständige Zusammenschluß start von der Absenz der Arbeiterparteiler von den Beratungen. London  , 16.   Mai.( Unterhaus.) Im weites Die unglückselige Zellen und Fraktionstäigkeit, vereinigen. Mit den Noturfreunden ist die politischen Entwicklung abhängt, so können wir zu der die kommunistisch orientierten Turn- Sache etwas schwieriger, weil dieselben einen doch nicht mit den Händen in den Taschen diese ren Verlauf der Unterhaussigung, in der Balba and Sportgruppen von der kommunistischen   international verbundenen Organisationsförper Entwicklung abwarten. Wir müssen jetzt schon win einen Arbeitsplan vorlegte, der 16 Tage für Partei fommondiert werden, jorat vor allem haben. Aber auch hier wäre eine Eingliederung beginnen, diesen größeren Zusammenschluß in die Erleoigung der Gewerkschaftsvorlags sorjicht, dafür, daß die nötige Feindschaftsstimmung er zu erreichen. Mit den Sängern, Sinderfreunder jahrelanger Arbeit vorzubereiten. Vor allem halten bleibt. Daß die politische Einstellung der und Jugendlichen sowie den Freidenfern wäre steht zur Disfusion der Zusammenschluß der tschechischen Sozialdemokraten während der vorerst eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden, die politisch gleich eingestellten Verbände der ein­Koalitionsjahre eine Vereinigung erschwert hat. eine einheitliche Linie aller Arbeit festlegt. Bei zelnen Navionen. Hier darf weder Organisa den Tschechen müßte vorerst versucht werden. tionsegoismus noch. Organisationsimperialis­jei ohne weiteres zugegeben. Troß diefer unerfreulichen Situation dür jene Verbände zusammenzubringen. zwischen mus ausschlaggebend sein, sondern nur der fen wir doch den großen Gedanken der Schaf denen es keine politischen Differenzen gibt. ernste Wille, das Fundament zu schaffen für die fung eines großen, alle Gebiete des Sportes, Turner, Touristen, Radfahrer usw. Erst wenn vierte Säule unseres gewaltigen proletarischen Hierauf verließ die gesamte Arbeiterpartei der Körperkultur und der damit zusammen in den einzelnen Nationen die Zusammen- Organisationsboues, der dereinst strahlend über­anhänger den Sißungsraum. Sofort nach dem hängenden Erziehungsgebiete, und. eventuell schlüsse erfolgt sind, fann man gefrosten Mutes ragen wird alle stolzen Kirchen und Paläste, unter ironischem Gelächter der Regierungs­alle Zwingburgen fapitalistischen Zeitalters.. Fürsorgetätigkeit umfassenden Organisationen, an die internationale Vereinigung denfen. Die rein, technischen Bedenken, die im Nin untergehen läßt den Gedanken an eine Verlassen des Hauses hielt die Arbeiterpartei eine nicht untergehen lassen. Wohl ist jedem ffar lautet, daß die Arbeiterpartei vorläufig die Ab­Denkenden offenbar, daß es zu einer vollstän Jahre 1903 zur Gründung eines tschechischen internationale, kampffreudige Organisation aller Sigung ab, um die Lage zu erwägen. Es ver­digen Vereinheitlichung erst dann kommen kann. Arbeiterturnerbundes führten, sind heute faum Störperkultur- und Erziehungsorganisationen! ficht habe, an den Unterhaussihungen nicht Bauet mit an der vierten teilzunehmen, bis der sogenannte Guillotine­wenn die politische Spaltung der sozialistischen   mehr vorhanden, da ja alle Verbände nicht Antrag erledigt ist, und erst zurückzukehren, wenn Parteien überwunden ist. Aber vorbereiten mehr darauf bedacht sein können, ihr System" Säule! Neben politischer, gewerkschaftlicher, ge- die Debatte über das Komiteestadium der Gewerk­müssen wir, und dort, wo es möglich, cinit zu erhalten, sondern den modernen Errungen­weilen einzelne. Verbände zusammenlegen. In schaften, der Entwicklung der Leibesübungen, noffenschaftlicher Arbeit, das vereinte Stirltur- schaftsvorlage wieder aufgenommen werde. den deutschen Gebieten wäre es ohne weiteres Rechnung tragen müssen. Wenn nun dieser lette streben unserer wichtigen Organisationen!