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7. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.
Sie Legalisierung des Unrechts.
Freitag, 17. Juni 1927.
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olerteljährlich
halbjährig
ganzjährig..
48.
96.
192.
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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich( rüh
Nr. 140.
chischen Auslandspropaganda ein höchst über- die früher als unannehmbar bezeichneten Be- herrlicher des tschechischen Bollwertes gegen das flüssiges Möbel, denn von nun an übernahmen ſtimmungen werden von ihm gehorsam appor- Selbstverwaltungsrecht der deutschen Bevölke die Regierungsdeutschen für das Ausland wie fiert, das Ganze als ein schlagender Beweis rung sich betätigen. Jahrzehntelang klagten diese für das Inland freiwillig diese Funktion, und dafür hingestellt, wie wirkungsvoll der Einfluß selben deutschen Parteien die Sozialdemokraten Wie einst Poincaré in den Tagen des diese Tätigkeit hat leider stärkere Erfolge, als der Regierungsdeutschen auf die Staats- der nationalen unverläßlichkeit Ruhreinfalls, um für gute Stimmung zu fie die tschechische Schönfärberpropaganda haben macht ist. an, heute ist für sie der ungeheuer= jorgen, alljonntäglich eine aufpulvernde Rede fonnte. Die Deutschbürgerlichen in Unter der Patronanz deutschbürgerlicher Ii ch ste nationale Verrat das einvom Stapel ließ, so fahren die Minister der Regierungsmehrheit sind der Parteien baut der Imperialismus der tschechi - zige und legte Mittel, um ihren Spina und Mayr- Sarting eifervoll beste Schus und Schirm für diets che- schen Bourgeoisie neue 3 wingburgen politischen Schiffbruch zu ver im Lande umher, um in Sonntagsreden die chisch nationalistische Bourgeoi- gegen das deutsche Volt. Es sind Verhüten. Man müßte am Volke verzweifeln, Wohltaten und Errungenschaften der aktivisti- fie, hinter dem gedeckt sie ihre der Gerechtig- treter des deutschen Bürgertums und der deut- wenn die nichtswürdigen Missetaten dieser schen Politik zu preisen. Vorläufig hält die feit hohnsprechende Wacht- und Vorherrschaftsschen Bauernschaft, welche Mörtel und Steine Wegbohner des Unrechts nicht über kurz oder Neugierde, wie so ein deutscher Minister aus politik ungestört fortsetzen kann. Das ist der dafür herbeischleppen und obendrein als Ver- lang ihre Vergeltung finden würden! schaut, noch an, und so gibt es einigen Zulauf, einzige Erfolg des deutschbürgerlichen und da die Versammlungen meist auf geeichte Attivismus, einen andern hat er nicht zu verParteianhänger beschränkt sind, so ist auch für zeichnen. Geändert hat sich nichts, keine der die gewünschte Zustimmung und Einhelligkeit älteren Sünden wurde gutgemacht, der Staatsgesorgt. Die deutschen Minister können jedes dienst ist eine Domäne der Angehörigen des mal mit dem Trost heimkehren, daß ihre Politik Staatsvolkes geblieben und auch nicht einem im deutschen Volke ungeteilte Zustimmung einzigen der entlassenen deutschen Beamten und findet. Es sei nicht geleugnet, daß es noch Angestellten wurde wieder das Recht auf Arbeit immer Menschen gibt, die sich und Eristenz zuerkannt, aber was den Deut gerne täuschen lassen und die den Herren schen vom Schlage Spinas und Mayr- Harting Miniſtern ihre aktivistischen Tiraden glauben, vordem Unrecht war, erscheint ihnen jetzt als wozu auch leider die weit verbreitete Dentträg- Recht. Die entwürdigende Sprachenpraris heit und Unkenntnis beiträgt. Wie viele von dauert fort, aber die Regierungsdeutschen jenen, die den ministeriellen Darlegungen Bei- lehnen sich nicht mehr gegen sie auf, vielmehr fall flatschen, haben eine genauere Vorstellung seßen sie ihren Ehrgeiz darein, sich als Wächter davon, was auf dem Spiele steht und und Lobredner vor sie zu stellen. Dem Ausland was die deutschbürgerlichen Regierungsparteien es begreiflich zu machen, daß die alten Unrechtsdabei zu verspielen im Begriffe stehen! Eszustände fortdauern und neues Unrecht gesetzt wird einmal ein fürchterliches Er wird, ist schwer, denn wie könnten, so denkt wachen geben, dann wird die Klaque der Ministerversammlungen erkennen, daß sie mit achelfen hat, die Riemen zur Peitsche zu flechten, welche die zur Allmacht erhobene tschechische Bürokratie und Polizeigewalt auf den Rücken des deutschen Volkes niedersausen lassen wird.
Kowerda zu lebenslänglichem Kerker verurteilt Kowerda zu
das Ausland, Deutsche in der Regierung bleiben, wenn dies geschehen würde! Das Un recht hat durch den deutschbürgerlichen Aktivis mus seine moralische Legalisierung und Santtionierung gefunden. Warschau
, 16. Juni. Die Plädoyers dec| Verlust aller Bürgerrechte verurteilt. Verteidiger wurden erst um Mitternacht zu Ende Gleichzeitig beschloß das Standgericht den Prägeführt. Der Staatsanwalt betonte in seinem fidenten der Republik zu ersuchen, die Strafe in Resumé u. a., daß die Ermordung Wojtows die 15jährigen Rerter umzuwandeln. individuelle Tat einer einzelnen Person set, hinter welcher feine Organisation ſtehe. Das Strafausmaß überlasse er dem Ermessen des Standgerichge tes. Nach Mitternacht zog sich das Tribunal zur Beratung zurück.
das Urteil im Prozesse Stowerda gefällt. Rowerda Das Standgericht hat um halb 1 Uhr nachts wurde zu lebenslänglichem Sterker und
Tschitscherin beim Reichskanzler. Berlin , 16. Juni. Der Reichskanzler empfing heute den russischen Volkskommissär für auswärtige Angelegenheiten Tschitscherin, der sich von der Reichsregierung vor seiner Abteise nach Rußland verabschiedete.
Non
Kowerda hat das Urteil ganz ruhig hingenommen. Er wurde gleich nach Abschluß der Verhandlung in das Gefängnis abgeführt. Die Entscheidung des Präsidenten der Republik über die Merkerstrafe Rowerdas in eine 15jährige Sterkereventuelle Umwandlung der lebenslänglichen strafe wird für morgen erwartet.
Die Beschlußfassung wurde auf Freitag ver schoben.
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Nachmittags beendete der Völkerbundrat die Diskussion über den Bericht der Weltwirtschafts1. Der Rat nimmt Kenntnis von den Bericht fonferenz. Chamberlain beantragte eine Ab der Weltwirtschaftskonferenz. Er spricht herlich änderung der von Dr. Stresemann vorgeschlage sten Dank aus dem Präsidenten Thennis, den Mit- nen Resolution in dem Sinne, daß der Völkergliedern und Sachverständigen, die an der Ron bund alle Länder und alle Regierungen einlädt, den von der Konferenz angenommenen Prinzi ferenz teilgenommen haben, allen Organisationen pien und Empfehlungen eine wohlwol und Persönlichkeiten, die an der Vorbereitung der Leude Aufmerksamkeit zu schenken. Durch diese Aenderung wird eine Stelle in der Stonferenz gearbeitet haben. Resolution Stresemanns gestrichen, worin die Regierungen ersucht werden, die Anwendung und Annahme dieser Prinzipien in aktiver Weise zu fördern.
den Genfer Beratungen. Es sei darauf hingewiesen worden, welche Maßnahmen bei den euro= päischen Mächten gegen die bolichewistische Auslands Propaganda bestehen, sevner set Tschitsche rin davon informiert worden, welche Eindrücke die Erſchießung politischer Gefangener auf die in Genf verjammelten Vertreter der Mächte gemacht haben und welchen Eindruck es machen würde, Berlin , 16. Juni. Wie die Blätter melden, wenn durch ultimative Schritte der SowjetregieDieser bereiwilligen Selbstprostituierung ist der Aufenthalt des russischen Außenministers rung der russisch- polnische Stouflikt weiter ver haben sich die Regierungsdeutschen auch bei schitscherin in Berlin zu informativen Beschärft werden würde. Die Informationen sind, Es hat nie eine sogenannte Einheitsfront der Verwaltungsreform unterworfen, fuchen benützt worden, zu denen auch der deutsche wie es im Lokal Anzeiger" heißt, lediglich als gegeben, aber doch waren alle deutschen Par- deren Bedeutung so groß ist, daß sie geradezu Botschafter in Moskau Graf Brockdorff- ein freundschaftlicher Att der deutschen Regierung teien bis zum Eintritt der Parteien Spinas, als die Schicksalsfrage des Sudetendeutschtums Rauyau zugezogen wurde. Graf Brockdorff aufzufassen, nicht aber als eine besondere Aktion, Mayr- Hartings und Stenzls in der Ver- bezeichnet werden muß. Den Herren Svehla, Rantzau unterrichtete den russischen Außenminister bei der etwa Deutschland den Sprecher der in urteilung und Bekämpfung der nationalen und Kramar und Cerny leisten sie dabei ebenso über die Eindrücke der deutschen Delegation bei Genf versammelten Mächte gemacht habe. undemokratischen Gewaltakte der tschechischen unbezahlbare Diensie, als sie ihrem eigenen Exposee Dr. Nansens über die Niederlassung der Machthaber einig. Diese einmütige und ge- Volle unberechenbaren Schaden zufügen. Nie armenischen Flüchtlinge in der Sowjetrepublik schlossene Abwehrfront aller Parteien der deut- hätte Švehla eine Mehrheit für dieses SchandErinan an. Er unterbreitete dem Rate die Frage, schen Bevölkerung hat wohl gegenüber der in werf, das alle Möglichkeiten einer fulturellen ob die dem Völkerbunde angehörenden Staa'en tollem Siegestaumel befangenen alltschechischen und lokalen Selbstverwaltung totschlägt, und nicht die erforderliche Geldsumme zur Verfügung Koalition nichts auszurichten vermocht, aber dessen Erfinder selbst Bach in den Schatten Genf, 16. Juni. In der heutigen Ratssigung stellen möchten, damit mit dem Niederlassungssie war den Regierenden ein Pfahl im stellt, gefunden, erst mußten die deutsch - gab Reichsaußenminister Dr. Stresemannwerke begonnen werden könne. leisch, auch wenn sie harigejottene Unbe- bürgerlichen Handlanger in die als Berichterstatter über die Arbeiten der Weltfümmertheit zur Schau trugen, und im Ge- Regierung eintreten, um eine da wirtschaftskonferens in einer sehr ausführlichen heimen mußten sie sich gestehen, daß sie für brauchbare Wehrheitzustande Darstellung eine Würdigung der Arbeiten und ich wohl oder übel einmal mit zu bringen. Von allem Anfang waren sie der Ergebnisse dieser Konferenz und brachte schließlich folgende Resolution cin. der Opposition der nationalen entschlossen, das Monstrum mit Saut und Minderheit werden auseinander Haaren zu schlucken, und mit Dirnendreistigkeit feßen müssen, um die Millionen logen sie den Entwurf zu einem„ nationa nicht tschechischer Staatsbürger len Fortschritt" um. Als sich ihre mit dem Staate zu versöhnen. Die Wählerschaft gegen den schamlosen Verrat aufEinsicht war im Steigen, daß der tschechoslo- lehnte, waren sie es, welche die Rolle überwafische Staat allen möglicherweise fommenden nahmen, den Entrüstungssturm zu beruhigen. Ungewittern nur iroßen fönne, wenn seine Auf einmal wollten sie selber die Entdeckung nationalen Minderheiten sich in ihm nicht als gemacht haben, daß der Entwurf viele SchändSörige fühlen und seine Gristenz bejahen. Als lichkeiten enthalte, obwohl vorher ihre eigenen die Phalanr der allischechischen Soalition Minister durch ihre Unterschrift ihn gutgeheißen brüchig wurde, fonnte der Augenblick nieman- hatten und sie forderten bestimmte Aenderundem mehr in weiter Ferne liegend erscheinen, gen, sonst sei er für sie un annehmbar". da der Weg zur Verständigung gesucht werden Pfiffigschlau verstanden sie es, damit die müsse. Auch ist die Stellung des deutschen Empörung abzudämmen. Die Väter des EntVolkes in der europäischen Welt lange nicht wurfes verzichteten auf nichts, was an den mehr so, daß nationale Unterbrüder einzelner Tendenzen des Entwurfes etwas geändert hätte, seiner Teile draußen in der Welt auf ungeteil der Mißerfolg der deutschbürgerlichen Absicht, ten Beifall hätten rechnen dürfen. Wie peinlich den Entwurf umzugestalten, wurde offenkundig. die Regierer die Klagen und Beschwerden der Seither geht das verlogene Spiel der von ihnen entrechteten nationalen Minderheiten Täuschung der Wählerschaft weiter. empfanden, dafür legte der Eifer Zeugnis ab. Zuerst erklärten sie zu dem Entwurf in jeiner mit dem sie das Ausland über die Verhältnisse neuen Fassung nur bedingt ihre Zustim= im Staate hinters Licht zu führen fuchten. mung, erst müßte gewissen Forderungen Der historische Augenblick wurde nationaler und anderer Natur entsprochen werleider versäumt, denn die talent- und den, che sie sich zur endgültigen Stellungnahme gewissenlosen Führer jener Gruppen, die sich entschließen. Aber Svehla, der die Regierungsdie aktivistischen nannten, die, wie sich heraus- deutschen behandelt wie früher ein Dragonerstellte, schon lange nach den Regierungs- Fleisch- offizier einen Pfeifendeckel", schert sich einen töpfen gierten, waren von zitternder Ungeduld Pfifferling um ihre Einwände“ und„ Vorerfüllt, in die even offene Regierungstür zu ausjeßungen" und so ist im Verfassungsausschlüpfen, um darinnen unter Preis- schuß des Abgeordnetenhauses bereits ein gabe der Gejamtinteressen des wesentlicher Teil der Vorlage durchberaten, ohne deutschen Volkes ein paar Vor- daß auch nur eine einzige Besserung zu verteile für ihre& kasie zu erhaschen. zeichnen wäre. Der deutsche Aktiviz- tarifen zu befassen." Bon da war der kostspielige Nipparat der fiche- mus aber steht weiter Sabtacht und
2. Der Rat nimmt zur Kenntnis, daß die Stonferenz ihre Aufgabe vollkommen durchgeführt hat, die in der Aufstellung von Grundsäßen und Empfehlungen bestand, wie am besten zu einer Verbesserung der Wirtschaftslage der Welt, beson ders der Europas , beigetragen werden kann, womit zugleich die friedlichen Beziehungen zwischen den
Nationen gestärkt werden.
Dr. Stresemann stimmte der von Chamberlain vorgeschlagenen Abänderung zu, worauf Bericht und abgeänderter Antrag vom Rate einstim mig angenommen wurden. * Briand
vorzeitig abgereist.
3. Der Rat prägt allen Ländern und RegieGenf, 16. Juni. Wie von seiten der franzö rungen ein, diesen Grundsätzen und Empfehlungen fischen Delegation verlantet, ist Briand an einer ihre große Aufmerksamkeit und aktive Unterstüßung schweren Entzündung des linken Auges erkrankt, zu gewähren, die zur Erleichterung ihrer Annahme wodurch eine Entzündung der Gehirnund Durchführung erforderlich sind.
4. Der Rat behält sich Aenderungen, die im Hinblick auf die Ergebnisse der Konferenz eventuell notwendig erscheinen fönnen, für seine nächste Ta gung vor und ersucht den Wirtschaftsausschuß vor dem Monat September eine obesondere Tagung 6 zuhalten, um eine Ueberprüfung der von der Konferenz angenommenen Resolutionen vorzunehmen
und sich insbesondere mit den Zolltariffragen, in erster Linie mit der Frage der Vereinheitlichung der Nemenklatur und Klassifizierung in den Zoll
haut droht. Nach dem Gutachten der Aerzte ist für Briand eine längere Ruhepause erforderlich. Er ist bereits aus Genf abgereist. Frankreich wird im Völkerbundrat durch Paul Boncour und Loucheur während der weiteren Sigung vertreten sein.
Schlußfikung der Arbeitskonferenz.
Genf, 6. Juni. Die Internationale Arbeitsfonferenz ist nach dreiwöchiger Daner heute vorChatterjee und des Direktors de internationalen mittags mit Ansprachen ihres Präsidenten Atul Arbeitsamtes Albert Thomas abgeschlossen
Der Völkerbundsvat hörte im weiteren ein worden.