Gefte 2

Inland.

Bauernfascismus.

Hoch zu Roß gegen die Arbeiter.

Eine bürgerliche Stimme zur Verwaltungsreform.

Donnerstag, 30. Juni 1927.

fein von Sunderten sollte feine Uniformierung So urteilen selbst die Freunde der über die feines Standes zu stellen. Das Vertrauen Spina und Mayr- Saring über das habe sich aber auf das ganze kernige, deutsche bedeuten? Wir wünschen, von unserem Miniatur- Muf- Polizeigesetz. Die attivist schen Parte en aber Landvoll im schönen Südmährerlande" bezogen, folini bald eine Auskunft zu bekommen. Die Ar- wagen es immer noch, das Schandwerk zu ver- dem man wieder zutraute, dem Hanreich, wenn er schon das Sudetendeutschtum verraten wollte, gründlich aufzupassen. Nun, die Probe aufs beiterschaft hat nicht Zeit, dem Kävalleviespiel der teidigen! Großbauern untätig zuzusehen. Exempel jei gekommen. Die Schäden der Ver­Sie haben uns bona fide vertaustaltungsreform werden aufgezählt, die zweifel­Eine neue politische Moral. hafte Saltung der Agrarier rügend erwähnt und in größter Sorge folgender Appell an den Han­Die Blätter des Merch - Konzerns haben die reich und seinemannhafte deutsche Art" gerichtet: In enem der Blätter des Merchkonzerns, Eigentümlichkeit, den Grundsay des Schmod, links die doch allesamt nicht gerade begeisterte Oppo- und rechts schreiben zu können, immer in einem fi ionsorgane sind, sondern meist das Sprachrohr Artikel zu erproben. Er fängt oppositionell an der Regierung abgeben, in der Ostrauer und hört regierungstren auf. Vorn für die Ar­Morgenzeitung", finden wir einen Arbeiterleser, hinten für die fapitalsfräftigen tifel, der gerade deshalb bedeutsam ist, weil er Freunde des Blattes. Der Hinterteil eines Leit­von bürgerlicher, im allgemeinen regierungsartikels der Oftrauer Morgenzeitung" ficht zum freundlicher Seite fommt. Das Blatt Beispiel( nachdem vorne festgestellt worden war, daß die Aktivisten gegen die deutschen Interessen stimmen, beispielsweise sozialdemokratische An­träge zur Sprachfenpragis niederstimmen) so aus:

Die tschechischen Agrarier haben seit Jahren schon berittene Sokolorganisationen, die nicht zu lezt die Gewähr der agrarischen Vorherrschaft auf dem flachen Lande sein mögen. Nu hätten die deutschen Agrarier es wahrscheinlich schon längst den tschechischen Stassengenossen nachge macht, wenn sie die Macht dazu gehabt hätten. Nun da sie in der Regierung sipen, wollen sies versuchen und so läßt die and poſt" einen Versuchsballon steigen, nachdem die Agrarier in einzelnen Gebieten, wie uns gemeldet wird, be reits an die Gründung berittener Truppen gefchreibt an le tender Stelle: schritten sind.

Der Herr Scholz, der sich in dem Blatt der notteidenden Landwirte dafür einsetzt, daß der Bauer von dem färglichen Verdienst, den ihm unsere viel zu niedrigen Zollschranken zukommen lassen, noch ein Reitpferd hält, weiß den edlen und ehemals adligen Sport des Reitens in den schönsten Farben zu malen. Den Bauernburschen muß ja das Wasser im Munde zusammenlaufen, wenn sie da lesen, wie fabelhaft schon ein Rei fer, geschweige denn eine ganze Kavalkade von berittenen Bauern wirken. Aber das Beste fommt zum Schlusse. Da sagt der Scholz zwischen den Zeilen, warum die Bauern ihre ka val. lerie", so nennt er nämlich den neuen Sportklub brauchen. Er meint:

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Damit wäre der Grund zu jener Bau ernfavallerie gelegt, wie sie sich das tschechische Landvolk bereits geschaffen hat. Wo blieben dann die armseligen Umzüge von noch so vielen tausenden Men­schen, die zu Fuß wandern, wenn da­neben auch bloß nur einige hundert be rittene Bauern tämen, fest im Sattel, die Zügel gestrafft, Pferd und Reiter ein Bild stroßender Kraft und Unbengsamkeit. Das würde mitreißen und beglücken zugleich."

Nun, der berittene Zug der paar hundert Bauern mag recht schön aussehen, aber wenn es nur auf den stattlichen Eindruck anfäme, wollten wir den Agrariern gern das Vergnügen lassen, fich hoch zu Roß paßig zu machen. Wir haben es erlebt, daß Zehntausende hungernder Arbeiter in Lumpen demonstrierten und die gemästeten Agrarier mit Roß und Wagen furchtsam daheim­blieben und es wird auch kaum geschehen, daß die Bankiers und Industriebarone, die vielleicht noch mehr Pflanz reißen fönnten als die proti­gen Großbauern, mit ihren Autos auffahren, um den Eindruck einer Arbeiterdemonstration zu ver­wischen. Im Gegenteil, in Wien hat der proleta rische Erste Mai der Praterfahrt der Aristokratic Sden Garaus gemacht.

Aber der Herr Scholz will ja auch etwas ganz anderes andeuten. Er will den Bauern fagen: Seid ihr 300 zu Pferde, so könnt ihr eine Demonstration von 10.000 auseinan­derjagen! Ihr könnt die Dörfer terrori sieren, ihr fönnt die Arbeiter nieder reiten, wenn ihr euch eine Kavallerie schafft. Es soll also ein regelrechter Bauern fascismus organisiert werden. Wir sind nur neugierig, was der Herr Cerny zu der Kavallerie des Spina sagen wird. Die Mützen unserer Ordner gefähr­den den Staat und die öffentliche Sicherheit , wir wollen sehen, ob die Eskadronen der Agrarier nicht gefährlicher sind! Gleiche Windjacken bedeu­ten verbotene Uniformierung", das Beritten­

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Die Steppe der Sechzehn.

Nach dem Finnischen von Werner Peter

Larsen. I.

,, Das ewig brennende und troh jahrzehnte­langen Vorbereitungen in Desterreich nicht ge­löste Verwaltungsproblem wird bei uns durch eine einfache Aenderung des Gaugesetzes mit einer Grazie gelöst, daß man über die bei diesem An­laß zum Vorschein kommende Gesinnung baß in Erstaunen gerät. Man macht es bei uns wie sei­nerzeit der jelige Alexander, der den gordischen Knoten nicht rascher und bequemer zu lösen wußte, als indem er ihn mit einem einzigen tühnen Schwertstreich zerhieb. Aber was bei einem gor­dischen Knoten gerade noch gut sein mag, eignet sich viel weniger für die Lösung eines Problems, das bisher die besten Röpfe vergeblich beschäftigt hat, wie die beste Lösung zu finden, also die­jenige, die am zweckmäßigsten und billigsten den Interessen der Bevölkerung dient. Wenn man bei uns mit dem Schwerte Alexanders gegen den un­entwirrbaren Knoten der Verwaltungsreform los. gegangen ist, so hat man sich die Arbeit sehr leicht gemacht, indem man sich von vornherein auf den Standpunkt stellte, daß die in demoktra­tischer Gesinnung veranferte weitestgehende Teil­nahme der Bevölkerung an der Regelung der öffentlichen Verwaltung auf ein Mindestmaß zu rüdgeschraubt werd enmüsse und daß der Einfluß der hohen Bürokratie noch weiter zu steden ist als bisher. Im Unterbewußtsein schlummert da ohne Zweifel der Gedanke, daß die Bevölkerung nicht reif genug ist, sich ihre Angelgenheiten selbst zu verwalten und daß sie daher einen Vormund zu erhalten habe, der ihre Geschäfte nach bestem Wissen und Gewissen für sie führe, und das könnte niemand anderer ſein als eben der be­

So wird mit kühnem Entschluß ein Schritt

gemacht, den man nicht für möglich gehalten hätte, als in den ersten Jahren nach dem Um­sturz der Himmel der Demokratic rosenrot ver­hangen war und voller Geigen hing. Wir nähern uns ab 1. Juli des nächsten Jahres wieder dem alten Patrimonialdaat, in dem der Bürger sei­ner vorgefeßten gottgewollten Obrigkeit einfach zu gehorchen und dabei das Maul zu halten hatic. Denken wir dabei noch an die lieblichen Polizei­strafbestimmungen, die aus verstaubten altöster­reichischen Gesetzen mit herübergenommen und durch neue Bestimmungen ergänzt und verschärft worden find, so lann man fich leicht vorstellen, daß die Wirksamkeit dieses Gefeßes teine geringen Laften auf die Schultern der Bevölkerung legen

Billigt man grundsätzlich den Altivismus, der nichts Geringeres anbahnen soll als die Unterfüh­rung des deutsch - tschechischen Verhältnisses aus dem Kampf in einen Friedenszustand, dann muß man sich auch der Opfer bewußt sein, welche diese Tattit erfordert. Es läßt sich leider nicht vermeiden, daß die Deutschen , die als Aktivisten dem deutschen In. teresse dienen wollen, dies allzu häufig auch in der paradoxen Form tun zu müssen, daß sie gegen das deutsche Interesse handeln.

Man müßte nur die Gewißheit haben, eine Gewißheit, die allerdings auf dem obstrakten Feld der Moral liegt, daß sie das mit Selbst­verleugnung, mit innerem Unbehagen und

nicht mit frivoler Gleichgültigkeit tun. Nur dann werden sie vor den Volksinstanzen, die ihnen früher oder später den Rechenschaftsbericht absordern werden, sich mit Erfolg rechtfertigen und ihr Tun begründen können."

,, Die Augen aller Sudetendeutschen sind heute überall mahnend auf den Bund der Landwirte gerichtet und dies gilt vielleicht mehr als anderswo auch von unseren engeren Landsleuten auf dem fampfdurchwühlten Boden Südmährens und der Sprachinseln, welche Sie, Herr Abgeordneter zur Wahrung unserer völkischen Inter. effen als tapferen Streiter in das Abge. ordnetenhaus entsendet haben.

Zeigen Sie sich würdig dieses ge­schenkten Vertrauens, Herr Abgeordneter, und donnern Sie Ihr unerbittliches Nein den allzu bereitwilligen Jasagern in die Ohren. Was immer darans folgen mag, es wer­den dann ihre Wähler sich wie eine Mauer um Sie scharen und Sie zu schüßen wissen. Aber an cincs müssen die Wähler glauben können, an die Treue gegen Treue und daran, daß ihr Erwählter tein Mamelud Prags ge­worden ist.

Wir sind zu Ende; das Wort haben nun Sie Herr Abgeordneter und bis dahin verbleiben wir--­

Wie wir den Sanreich, der einer der Vertres ter jener maulreißerischen Scheinopposition im B. d. L. ist, die bisher noch immer umgefallen ist, kennen, wird er, vor die Wahl gestellt, ein uner, bittliches Nein zu donnern oder ein füg ja mes Ja zu hauchen, sich dafür entscheiden, james ivegzubleiben.

Das würde den Aktivisten passen! Ganz abge- Er gehört zu jener Sorte germanischer Sel fehen aber davon, daß man die erwünschte Geden, die nicht so sehr darauf Wert legt, bei rühm­wißheit nicht hat, werden die deutschen Arlichen Taten dabei gewesen zu sein, als darauf, beiter darauf pfeifen, daß sie ihnen verschafft wird. bei Schandtaten ein schlichtes Alibi erbringen zu Denn ob die Verwaltungsreform und die Wehr können. Sollte es nun so, oder wider Evivarten gesetze von den Aktivisten mit Selbst verleug­nung oder frivol" angenommen wurden, ändert nicht viel an ihren Wirkungen. Ebensogut kann der Einbrecher behaupten, er habe mit Selbstverleugnung nach dem Gelde gegriffen und jeder Räuber wird sich darauf berufen können, irgendwie bona fide, im guten Glauben an die handelt zu haben. Die Aktiviſten für ihre Schand­

taten damit zu pardonieren, daß man ihnen Selbstverleugnung und guten Glauben an den höheren Zwed ihrer Politik zubilligt, ist eine neue Methode, sie zu verteidigen, aber sie wird so wenig verfangen wie alle früheren Versuche, der Zoll und Polizeipolitik eine gute Seite abzugewinnen.

Ein offener Brief an den Abge­

ordneten Dr. Hanreich.

anders, nämlich mit einem mannhaften Ja Hanreichs enden, wir sind überzeugt, daß zwar nicht das Brünner Tagblatt", wohl aber ein Großteil der Wähler, in deren Namen es zu spre­chen vorgibt, die Konsequenzen ziehen und dem Herrn Hanreich die deutsche Treue kündigen wird.

Der Kampf gegen Der Kampf gegen die Verwal

tungsreform.

Halbstadt, 28. Juni. In einer überaus gut besuchten Voltsversammlung sprach Montag abends Genosse Hofbauer. Die Plakane, mit denen unsere Partei die Arbeiter zum Besuche der Versammlung aufgefordert hatte, waren von Gendarmen entfernt worden, weil sie die Worte enthielten: Gegen euch richtet sich der nieder­trächtige Plan der Regierung und der deutschen Das Brünner Tagblatt", ein Zwit- Regierungsparteien..." Das Befanntwerden dies terblatt, dem nicht ganz leicht auf das wahre Ge- fer behördilchen Fürsorge für die Regierungs­schlecht zu kommen ist, das aber im allgemeinen christen und Regierungsagrarier war natürlich für die Interessen der Agrarier und sonstigen Attivi die Arbeiter erst recht ein Grund, in die Versamm sten verficht, hat an den Abgeordneten Dr. Han lung zu kommen. Gleich nach Arbeitsschluß zegen reich einen offenen Brief gerichtet, der be- fie in dichten Scharen zum Gasthaus Förster , dei n Für dieses Geset tragen natürlich auch die zeichnend für die verzweifelte und erbitterte Stint- großer Saal die Massen nicht faisen fonne, so daß deutschen Regierungsparteien die Verantwortung mung der bürgerlichen Kreise ist, die in den Fähr viele Versammlungsbesuched in den Gängen sichen dem Volke. Die heutige Opposition hat nissen der aktivistischen Politik vollends den Kopf mußten. Auch Nationalsozialisten und Kommunis während der dreiwöchigen Verhandlungen des verloren haben. Dem Hanreich wird in schwulsten waren gekommen. Genosse Seidl- Braus Ausschusses keine Gelegenheit vorüberziehen lassen, igem Deutsch in Erinnerung gebracht, daß er nau eröffnete und leitete die Versammlung. Genosse um die deutschen Mehrheitsparteien auf dieseach Stimmen der Städter, vor allem der Brün- Hofbauer schilderte in fünfviertelstündiger Rede, Verantwortung mit dem entsprechenden Nachbruck ner erhalten habe, und dies nur, weil man ihm die wiederholt von Zustimmungsiundgebungen aufmerksam zu machen." zutraute, die Interessen des Gesamtdeutschtums unterbrochen wurde, den Werdegang der Reaktion

wird.

vor

beizuschaffen. Inzwischen machte Perttu draußen das Land urbar; sein Leben war ein ständiger hartnädiger Stampf mit sumpfigen Aedern, Morästen und den Tieren des Waldes...

Perttu lauscht.

Das ist das dünne Stimmchen des Kleinen Antti und das ist Thomas- der weint ja, Tho­mas weint, obgleich er doch um fast drei Jahre älter ist...

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fie, je weiter der Winter fortschritt, schlimmer und schlimmer! Nach Neujahr tam auch noch der Nachbar mit der Mitteilung, die Armerkasse stelle die Unterstützung ein, feinen Heller gebe es von nun an mehr. Gestern erst habe der Armen­vorsteher vor der Kirchentür gesprochen: der Staat, habe er gefagt, fönne sein Gelb nicht weiterhin einfach zum Fenster hinauswerfen; der Boden in Kuochatti sei schließlich nicht schlechter als anderswo, und die Ansiedler von Kuochatti fönnten arbeiten, wie alle anderen auch.

Perttus Familie. an alle möglichen Schick falsschläge gewöhnt, überwand auch diefen.

Da die Not trotz allem und allem jedoch nicht weichen wollte, beschloß Perttu eines Tages, Er wäre ja gern auf die Kinder zugegangen, die Grenzen des Waldes vor seiner Hütte ein gewiß, aber nein, das fonnte er nicht, das fonnte Reines", oder richtiger: unvermischtes" wenig hinauszuschieben, um auf diese Weise er nun doch nicht die eigenen Kinder so mit Brot war hoch oben im nördlichen Karelien neues Ackerland zu gewinnen. Mitten in dieser dem fahlen Schädel erschrecken... Ueberdies - zwischen dem füdöstlichen Kainu und Rußland Arbeit überraschte ihn aber der Waldhüter, der fühlte er plötzlich eine tiefe Mattigkeit, so daß er selbst auf dem Tisch der Reichen eine Selten- ragte und fackelte nicht lange: im Handumdrehen sich unter die Birke am Wege saßen mußte, um heit). In Suochatti besonders hätte es vor noch hatte Berttu für einige Zeit freie Kost und Logis zu ruhen und die kurze Pfeife zu stopfen. Wäh­gar nicht langer Zeit als eine wahre Sünde ge- im Gefängnis zu Kuopio . Während er dort bei rend er da fak, ging ihm so mancherlei durch den golten, wenn jemand sich erlaubt hätte, das ganze Wasser und Brot die Strafe verbüßte, wurde es Kopf, vor allem, ob es nicht doch besser sei, das Die. deren Kleider noch einigermaßen stand­Jahr hindurch reines Brot zu essen. Nun, das wieder Sommer. Land hier fallen zu lassen und in die Stadt zu hielten, durchstreiften die umliegenden Dörfer, bets tat ja allerdings auch niemand, am wenigsten ziehen; in der Stadt, hieß es, da lebte ein telten und hausierten mit felbstgefertigten Schnitze­Kileife Perttu mit seiner Familie. tüchtiger Arbeiter so schlecht nicht, jedenfalls- brauchte er da nicht zu hungern... Andererseits reien, die anderen- die Mehrzahl faßen hun­aber war es doch so leicht nicht, sich von dem gernd und frierend daheim. Land zu trennen, von diesem Land, mit dem er Um diefe Zeit langten die Zwillinge an. sein ganzes Leben hingebracht, und dent er sich doch so verwandt fühlte im Grunde seines Herzens.

Die Sonne schien hell und luftig, als Perttu das fleine Kuopio hinter sich ließ; dann und wann gludste ein Kudud auf den Abhängen des Leppiwaara***) und hier und da schren die Drosseln, als er sich gegen Abend der Heimat näherte.

Dieser Perttu hatte in feinen jungen Jahren die Dummheit begangen, sich am unfruchtbarsten Teil des Sammal- Lampi), hart am Rande der Wüste, anzusiedeln. Dort rang, er nun mit Sumpf und Sand um das Brot für sich und sein Ein heißes Freudegefühl überkam ihn, als Weib und brachte alljährlich pünktlich einen er in der Ferne die blaue Fläche des Sammal­neuen Sprößling zur Taufe. So umgab ihn Lampi erblickte und hoch an dessen fern sein Ueber diese Erwägungen verstrich der Abend. denn bald eine zahlreiche Kinderschar, und die wogendes Roggenmeer... Evst in tiefer Nacht stahl sich Perttu wie ein Dieb Anni, sein Weib, flagte ja auch oft, Gottes Dann aber dachte er an sein turzgeschorenes ins Haus; am nächsten Morgen aber gab sich reicher Segen drüde sie beinahe meder"; das Haar, an diesen Schandstempel, den sie ihm drin- Anni den Anschein, als gewahre fie die Verände­Brot allerdings, das blieb in gleicher Fülle aus, nen in der Stadt für all und jedem sichtbar rung an ihm nicht. Ach, sie hatte sie gesehen, ge­obwohl der Probst nie müde ward, zu versichern, aufgedrückt, und dieser Gedanke quälte ihn wiß, fie mußte sogar den Kindern ettvas gesagt die Ansiedlung Sammal- Lampi werde sich mit sehr. haben; ja, fie hatte ihnen sicherlich verboten, der Zeit dank des zahlreichen Nachwuchses von Wie soll ich mich nur so den Menschen zei irgendwelche Fragen an ihn zu stellen, denn sie gen, ja selbst Anni und den Kindern?!..." Er gab sich Mühe, diesen Gedanken zu ver- fagten kein Sterbenswörtchen und sahen nur scheu zu ihm auf. scheuchen, aber seine Schritte wurden doch immer unschlüssiger und langsamer, je näher er dem Haufe fam.

Arbeitskräften zu einer wahren Idealfolonie ent­wickeln. Zumeist fügte er dann noch hinzu: Der Herr, der die Stinter gibt, der wird auch für sie forgen."

Bis auf weiteres mußte Anni ja allerdings noch selbst für sie sorgen und sich täglich den Kopf zerbrechen, um auch nur das Notwendigste her­

*) Im hohen Norden, wo das Korn sehr teuer ist, wird das Mehl mit gemener Birkenrinde ver­mischt.

**) Lantpi Sec.

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Wenn doch wenigstens die Anni nicht das heim wäre! Und richtig sie ist nicht da: fie ist mit Sikti draußen und wirft die Neße aus, nicht mal das Brot ist zu sehen; auf dem Hofe aber herrscht ein wahrer Heidenlärm

***) WaaraBerg.

II.

Als der Herbst Bam, waren die Haare schon wieder soweit gewachsen, daß man sie richtig fämmen fonnte; draußen auf dem Ader stand nun auch schon der Roggen schnittreif. Nachbars

Wagen zur Taufe. Als er heimkehrte, Perttu seufzte still und fuhr sie selbst in des erwartete ihn der Dorffrämer, der hatte eine Forderung an ihn und fonnte nun, wie er fagte, beim besten Willen nicht unthin, die Hütte zu vers steigern. Ach, er stant selbst vor dem Bankrott. Perttu bettelte und bat, aber es balf alles nichts, er einen Wechsel einzulösen, der raubte ihm seit der Krämer brauchte Geld zum Ersten hatte Wochen den Schlaf, und von allen Seiten mahnte und bedrängte man ihn, ja, da slieb ihm eben nichts übrig, als selbst kart zu sein. nichts übrig. als selbst bart zu sein.

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Das Jüngste der Zwillinge starb noch vor der Versteigerung, und so hatte Perttu nur noch acht Kinder, als er von Kuokatti auszog. Wo­hin er nun follte, wußte er eigentlich selbst nicht; er meinte ja allerdings, das beste sei in die Stadt, aber er traf beim Dorfe Martfula eine Wander­schar, die auf der Suche nach Brot und Arbeit Perttu fah den Winter diesmal eigentlich gegen Rußland zog, und da sie noch immerhin e nis trost entgegen. Aber es tam alles ganz anders, gen Proviant hatten und ihn, aufforderten, mit­als er gedacht hatte, denn war noch lange vor Be- zuziehen, bebachte er sich nicht lange und schloß ginn des Winters die ßage verzweifelt, so wurde sich ihnen an.

( Schluß folgt.)