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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik.

Auf den Kramar gekommen

Samstag. 2. Juli 1927.

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Nr. 153.

Die Schandvorlage Gesez geworden!

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Die Regierungsdeutschen tuschen. Beide Vorlagen angenommen. ( Uebernahme der Landesangestellten) und 12( Er. gab es dann schließlich weiters bei dem 88 10 111 Stimmen angenommen. nennungsrecht). Der§ 12 wurde mit 133 gegen

Genosse Dr. Czech über den Mißbrauch der Demokratie. Mayer und Hanreich rebellieren und werden diszipliniert. Verwaltungsreform und die Wahlvorlagen in die lichen Zusammenleben der Völker dieses Landes  Prag, 1. Juli. Die Spezialdebatte über die teien beschreiten, nicht zu einem dauernden fried Bezirks- und Landesvertretungen wurde im Laufe führen fann. des heutigen Tages zu Ende geführt. Bergebens Dann seßte sich Genosse Dr. Czech ausführlich erwartete man, daß von den zahlreichen Rednern mit den Ausführungen des Herrn Dr. Kramařs wenigstens auch nur ein Sprecher der auseinander, der die Forderung zweier Millionen deutschen   Regierungsparteien, und Slowaken nach Selbstverwaltung für berechtigt, ici es auch nur zur Abgabe einer bestimmten Er- dieselbe Forderung, wenn sie von mehr als drei warten war vergebens. Die deutschen Re- fluß einer antistaatlichen Politik ansicht und für flärung, das Wort ergreifen würde. Alles Millionen Deutscher gestellt wird, aber als Aus­gierungsparteien dürfen oder wollen sich zu der die Deutschen   nur ihre restlose Eingliederung in schicksalsschweren Vorlage, die alle Hoffnung auf den bürokratischen nationalistischen Staat verlangt. eine fünftige au chnur bescheidene Autonomie der Ein treffendes Lassallezitat schloß die mit großem Minderheiten dieses Staates austilgt, nicht äußern. Beifall aufgenommene Rede, die wir noch im Aus­zug nachtragen werden.

Rücksicht auf einen Umzug, der zur Feier der zehn­Gegen halb 9 Uhr schloß der Vorsitzende mit jährigen Wiederkehr des Tages von Zborow, wo zuerst die tschechischen Legionen geschlossen Parlament vorbeiziehen sollte, die Sißung und gegen die Mittelmächte eingesetzt wurden, am beraumte die nächste Sißung, in der die Abstim mung beendet werden soll, auf 10 Uhr abends a n. Auch dagegen erhob sich ein entschiedener Protest der Opposition.

Kurz nach 10 Uhr wurde die Abstimmung wieder aufgenommen und ging bis auf Ileinere Zwischenfälle ziemlich ruhig vonstatten. Um breiviertel zwölf Uhr war die Abstimmung über die Wahlreform beendet, worauf nach einer leinen Pause die Abstimmung über die Vorlage betreffs der Wahlen in die Landes- und Bezirks­

vertretungen aufgenommen wurde.

schlossen.

Senat.

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Der Geometer­

Wenn dieses Blatt in die Hände der Leser gelangt, wird der erste Teil der deutschen   akti­vistischen Tragödie seinen Abschluß gefunden haben. Der zweite Teil, die Verhandlung und Abstimmung über die Vorlage der Verwal­tungsreform im Senat, wird nur wenige Tage auf sich warten lassen. Für das, was damit die drei in der Regierungsmehrheit stehenden deutschbürgerlichen Parteien verbrochen haben werden, gibt es in der ganzen politischen Ge­schichte fein Beispiel. Stann sich jemand vor stellen, daß Parteien der tschechischen Nation oder die einer anderen Nation jemals so tief sinken könnten, an ihrem eigenen Volfe eine ähnliche Charakterlosigkeit zu verüben wie diese deutschen Christlichjozialen, Landbündler und Gewerbeparteiler? Ginge nicht ein wilder Auf­schrei durch die gesamte Nation, würde man die Verräter, die ihr Volf den Herrschgelüften der Kurz nach Mittag wurde bekannt, daß sich besitzenden Kaste einer anderen Nation aus der rühmlichst bekannte Herr Krumpe von den liefen wollten, nicht wie Ausjäßige behandeln deutschen   Christlichsozialen in die Rednerliste habe und mit nassen Feßen davonjagen! Das eintragen lassen. Man erwartete von ihm ja leine Nach dem Schlußwort des Referenten deutsche   Volk in dieser Republik hat böse, bittere hochpolitiſche Rede, nahm aber an, daß er wenig Kramar war nach 6 Uhr abends die Debatte Leidensjahre hinter sich. Kein Wunder, daß ftens eine gemeinsame Erklärung der deutschen beendet. Die Verlesung der eingebrachten Abän Regierungsparteien zur Verlesung bringen werde, derungsanträge und des Abstimmungsmodus Abstimmungsmodus mancher, als die deutschen Aktiviſten in die Re- und so wartete ein großer Teil der Opposition ge nahm eine geraume Zeit in Anspruch, so daß die gierungsmehrheit traten, die Hoffnung faßte, spannt auf sein Auftreten. Aber da erteilte der Abstimmung erst gegen 8 Uhr beginnen fonnte. nun werde alles besser werden. Zur Unter- Borsißende dem nach ihm vorgemerkten National­Kurz nach 12 Uhr war auch die Wahlvor­stüßung dieser Stimmuno unternahmen ja die fozialisten Knirsch das Wort. Darüber ging mit vollen Sigungsfaal und dicht besetzte Galerien. worauf beide Vorlagen auch noch im abgekürzten Das Haus zeigte das übliche Gepräge, einen lage von der Roalition unverändert abgestimmt, deutschen   Minister Reklamereisen, und der Recht ein Protest der Opposition los, da man ir Die Minister mit Svehla hatten sich ziemlich Verfahren in zweiter Lesung angenommen wur­neuen Würde voll ließen sie sich als die Bahn- gend welche Schiebungen vermutete. Rufe nach vollzählig eingefunden, auch Spin a und Mayr- ben. Um viertel ein Uhr wurde die Sigung ge­brecher und Vorbereiter einer besseren Zukunft dem Krumpe wurden laut, die wohl weniger sei- Harting waren anwesend. des sudetendeutschen   Volkes preifen. Wenn wir gierungsparteien galten, aber alles half und 3( Prügelpatent) tam es zu größeren Lärm­ner Person, als der Erklärung der deutschen   Re­Schon bei der Abstimmung über Artikel 2 jagten: Lasset euch über den Charakter der tsche- nichts. Herr Krumpe hatte sich im legenen, die sich dann des öfteren wiederholten; chisch- deutschen Bürgerregierung nicht fäuschen, ten moment wieder streichen lassen die vorgenomene Auszählung der Stimmen ergab sie verkörpert nur den Willen der Besitzklassen, und erschien später, von allerhand liebendswür ein Verhältnis von 140 gegen 118 zugunsten ber die arbeitenden Menschen sozial auszubeuten digen Rufen und Aufforderungen empfangen, im ein Verhältnis von 140 gegen 118 zugunsten der Regierungsparteien. und politisch zu entrechten wollten uns Saal, um seinen endgültigen Berzicht darauf, sich Die beiden Landbündler Mahr und Han- Ungarischer Handelsvertrag. manche, die auf das neue aktivistische Zeitalter heute von der Tribüne in der Verteidigung der hofften, nicht glauben. Jetzt sehen sie, daß sie gerechten" Sache der Regierungsdeutschen die reich saßen mitten unter ihren Klubkollegen, furs an der   Prager deutschen   Technik aufgehoben. Nach Eröffnung der Sizung kurz vor 6 Uhr mitgeholfen haben, den Strick zu flechten, mit entsprechenden Lorbeeren zu holen, dem Sekretär stimmten jedoch nicht mit ihnen mit, persönlich anzumelden. sondern meist mit der Opposition. Der Klub des dem auch sie, jeder einzelne und das ganze Volf, Bundes der Landwirte befaßte sich sofort in einer wurde zunächst der Antrag des Genossen Doktor gefesselt und einer übermächtigen fremdnatio- 3e ch veranlaßt, das Wort zu ergreifen. Er Durch dieses Vorgehen sah sich auch Genosse ad hoc abgehaltenen Sitzung mit dem Verhalten eller auf Erteilung einer Rüge an den Sena­nalen Bürokratie ausgeliefert werden sollen. wies einleitend darauf hin, daß wir nichts der beiden Abgeordneten, und beschloß, die Sache to Dr. Prochazka und ein gegenteiliger Antrag des Senators Prochazkas gegen Genossen Doktor Und wieder muß gefragt werden: wie wäre es sehnlicher erwartet hätten, als uns machen und Mayer und Hanreich bis auf bei der Parteileitung anhängig 3" Seller dem Immunitätsausschuß zugewiesen. den deutschen   Sozialdemokraten ergangen, wenn mit den deutschen   Aktivisten auf par- weiteres vom Klub zu beurlauben". Der In zweiter Lesung wurde das Gesetz über sie sich auch nur eines Tausendstels dessen schul- lamentarischem Boden auseinan- Schlesier Maßnahmen gegen Zigeuner und dig gemacht hätten, was die Deutschbürgerlichen derzusehen. Die Herren sind aber feige Schlesier alte, der von den schlesischen Bauern jest tun! Da hätten sich die Monopolisten der ausgetniffen und haben sich damit selbst auch heute noch den Auftrag hat, gegen die and streicher und das Gesetz über die Er­wohl den allerschlechtesten Dienst erwiesen. Wir Vernichtung Schlesiens zu stimmen, erhielt die Errichtung von Gerichtsärztekammern Pfaue gespreizt, da hätte dieses politische Ge- dem sie sich selbst durch ihr beiſpielloſes Verhalten spricht, dagegen zu stimmen. nationalen Volksretterei selbstgefällig wie die können sie also getrost dem Gespött überantworten, laubnis, bei der Abstimmung über den§ 1, der angenommen. Dann kam der die Errichtung des Landes Mähren- Schlesien aus­Handelsvertrag mit Ungarn  lichter den Zorn aller germanischen Götter auf ausgeliefert haben. zur Beratung, über den Senator Dr. Brabec die nationslosen" Sozialdemokraten herabge­Mit der Opposition ging auch die Szent- und Dr. Rozkošny referierten. In einer wiederholt vom lauten Beifall un rufen. terbrochenen Rede stellte Genosse Dr. Czech sodann Ivany- Gruppe, die dem Klub des Bun­Genoffe Jarolim die Verantwortlichkeit der deutschen   Regierungs- des der Landwirte angeschlossen ist. Wie es heißt, Die Zerstörungen, die der deutsche   Aktivis parteien fest und gab ihnen sowie ihren tschechi- werden diese Ungarischnationalen einschließlich des befaßte sich zunächst mit den Ergebnissen der Welt­mus mit der Verwaltungsreform begeht, sie schen Koalitionsfreunden eine lehrreiche Leteinen Deutschen   aus der Zips aus dem gemein- wirtschaftsfonferenz in   Genf und verlangte, daß werden in Jahren, vielleicht in Jahrzehntention über den Begriff, Demokratie", famen Slub austreten und mit den ungarischen die Regierung die dort gefaßten Resolutionen und nicht gutzumachen sein. Anstatt die Nationen mit dem die Koalitionsmacher bei der Begründung Christlichsozialen   einen neuen Klub von Beschlüsse praktisch verwerte und auch den gesetz­im Staate einander näher zu bringen, wird sie auch der reaktionärsten Vorlagen immer wieder zehn Mitgliedern bilden. Dann wird der parla- gebenden Körperschaften vorlege. Er wendet sich die Beziehungen zwischen ihnen noch mehr ver- frech herumoperieren. Nach einem Rückblick auf mentraische Klub des Bundes der Landwirte auf sodann der Besprechung der Auswirkungen unseres giften. Anstatt den Staat auch für die natio- die beffere Vergangenheit des tschechischen Volkes 15 Agrarier( einschließlich Hanreich und Mayer) neuen Zolltarifs auf die Vertragsverhandlungen mit Ungarn   zu und erklärt, daß dieser Vertrag zur zu den Zeiten Palackys und Riegers wies er nach, und drei Gewerbler zusammenschrumpfen. nalen Minderheiten zum Heimatboden 3 Größeren Lärm auf Seite der Opposition Stabilisierung unserer Handelsbeziehungen nicht machen, wird in ihnen das Gefühl, entrechtete daß der Weg, den die deutschen Regierungspar Stieffinder des Staates zu sein, noch weiter gestärkt werben. Zwei Absichten sind es vor sein. Das sind die zu erwartenden Früchte der tretungen werden die Landespräsidenten und rückt. Nun haben sie auch dies erreicht, denn allem, welche der Verwaltungsreform zugrunde Politik derselben Deutschbürgerlichen, die früher Bezirkshauptleute als Paschas wirtschaften zweimal in den letzten Tagen ist kein geringerer liegen: der Staat soll zum tschechischen National- ihren geistigen Kampf gegen die deutsche So- können, die Landes- und Bezirksvertretungen als Dr. Kramař zum Schuße der deut­staat ausgebaut, zum Werkzeug der tschechischen zialdemokratie ausschließlich mit deren Denun- werden ein Schattendasein fristen, denn sie schen aktivistischen Politik in die Arena ge­Bourgeoisie gemacht werden und den sogenann- zierung ihrer" nationalen" Unzuverlässigkeit werden nicht unabhängig entscheiden, den ihnen stiegen. An den Galgen mit ihm, so schrie das vorgesetzten Bürofraten nur beraten" dürfen. deutsche   Bürgertum, als Kramař im Kriege ten Selbstverwaltungskörpern nach der Ver- bestritten haben! Unvergessen wird den Regierungsdeutschen Die Unabhängigkeit Schlesiens wird aufge- des Hochverrats angeklagt war. Was fingen die waltungsreform werden sie diesen Namen kaum mehr verdienen soll jede Möglichkeit, soziale auch ihr Wortbruch bleiben! Um die em- hoben, das Land mit seiner deutschen   Mehrheit Deutschbürgerlichen an, wäre ihr Schrei nach Fürsorge zu betreiben, genommen werden. Das pörten Wähler zu beschwichtigen, versprachen sie mit dem zum überwiegenden Teile tschechischen dem Galgen damals erhört worden, sie fühen eine dient dem rüdsichtslosen Machtstreben der ihren Einfluß zur Erringung zufriedenstellen- Mähren   in eine Verwaltungseinheit zusammen- sich heute ihres wärmsten er offo- Verteidigers tschechischen Bourgeoisie, das andere befriedigt der Konzessionen in die Wagichale zu werfen. gepreßt. Ernannte Vertreter werden zu einem beraubt. Stramar ist gerade die richtige Autori­die antisozialen Instinkte des deutschen Aus- Jeder mußte glauben, sie würden eher die Drittel in den Vertretungsförpern sißen, außer tät, um die Sache der deutschen   Regierungs­beutertums. U m ihrer Arbeiterfeind Kohleneinfuhrscheine im Stiche lassen, als ge- dem werden darin die referierenden Beamten parteien zu führen. Wenn er zum Beispiel be­lichkeit frönen zu können, werfen statten, daß der deutschen   Bevölkerung ein das Stimmrecht haben. Nicht einmal eine rein feuert, man tue den deutschen   Mitgliedern der die Deutschbürgerlichen ihren neues Unrecht, eine weitere Entrechtung wider- tschechische Parlamentsmehrheit brächte das zu- Regierungsparteien Unrecht mit dem Vorwurf, was hier deutsche Parteien sanktio- daß sie die Interessen des deutschen Volkes Verbündeten die Zukunft, die fahre. Das Bollwerk des tschechischen Imperia- stande, Hoffnungen ihres Volkes zum lismus iſt unerschüttert geblieben, dennoch nieren. Und alles dies aus dem Gedanken her- preisgegeben haben, so wird das Lob der Re­Fraße hin. Es wird kein Land und feinen haben die Deutschbürgerlichen an der Verwal- aus: Nationale Entrechtung was gierungsdeutschen aus diesem Murde kaum den Bezirk geben, in dem die Deutschen   ein wirkungsreform nichts weiter auszusetzen und verschlägt's, wenn auch die Arbei- gowünschten Nachhall finden, ebensowenig wie liches Stück Selbständigkeit und Selbstverwal stimmen für sie. Alle Ermächtigungen, durch ter dabei entrechtet werden! Der feine Beteuerung, die aktivistische Politik sei tung genießen werden, immer und überall welche die Regierung die Landes- und Bezirks- Haß gegen die Arbeiter hat die Deutschbürger- eine praktische" Politik. Auf den Kramar wird die tschechische Bürokratie als strenger anstalten, Kranken- und Siechenhäuser usw. aus lichen zum Henker ihres Volkes gemacht! Vormund hinter ihnen stehen, überall wird ihr der Verwaltung der Länder und Bezirke in die Wille durch das geschändete Wahlrecht, durch Verwaltung des Staates überführen kann, blei­das Ernennungsrecht der Regierung verfälscht ben aufrecht. In den Landes- und Bezirksver­

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030000

gekommen es ist die notwendige Son­

Zu aller Schmach hat ihnen noch das eine sequenz einer Politik, welche die Volksfreiheit gefehlt, daß der tschechische Chauvinismus zur um das elende Linsengericht der materiellen Verteidigung des deutschen   Aktivismus aus- Vorteile einer Klasse verschachert!