Sette 12.

Die Wahrheit über zborom. Die Henter der schlesischen Freiheit.

Ein Teilnehmer der Kämpfe von Zborow schreibt uns:

Die tschechische Oeffentlichkeit feierte gestern den 10. Jahrestag der als Schlacht von Zborow " befannten Weltfriegsepisode und es gibt wahrscheinlich feinen größeren Ort im ganzen Staatsgebiet, wo nicht eine Gedenkfeier stattgefun den hat. Wie kommt es nun, daß die Schlacht bei Zborow in so hohem Maße die Aufmerksamkeit der ganzen tschechischen Bevölkerung erregt und was ist die Ursache, daß man heute über dieses nun 10 Jahre zurückliegende Ereignis weit mehr spricht, als dies furz nach Beendigung des Krieges der Fall war? Die Antwort auf diese Frage erhal fen wir, wenn wir sehen, daß die offizielle Dar stellung der Ereignisse von Zborow , beeinfluß von dem Wunsche, daß eine militärische Tat jenen Zeit­punft fennzeichnen soll, an dem der offene Kampf gegen das alte Desterreich eröffnet wurde, Nämpfen von Zborow zweifellos eine weit höhere Bedeutung beimißt, als ihnen wirklich zukommt. Außerdem bemüthen sich die militärischen Streise, dieser ersten kriegerischen Tat der Legionäre die Gloriole der Unvergänglichkeit umzuhängen. Man Tann nicht einmal Masaryk davon freisprechen, durch seine Darlegungen in feinen Grinnerungen weiter gegangen zu sein, als es objektive Behand lung verlangen würde.

Wie Herr Dr. Luschka seine feierlichen Versprechungen erfüllt hat.

Landeskrankenhaus einsehen dürfen.

Wie wir bereits gestern furz berichteten,| Selbstverwaltung wird durch Unterkommissionen be hielt Genosse Seeger in der Spezialdekatte jorgt werden, die allerdings von den Weisungen der zur Verwaltungsreform am Donnerstag mährischen Landesverwaltung abhängig ist, und eine wuchtige Anklagerede gegen die deut­der Rest der Selbständigkeit besteht darin, daß schen Regierungsabgeordneten unter Füh die Schlejier eine Kommission für die Landes­rung des Herrn Dr. Luschka, welche irrenanstalt, für die Landesbahnen und für das anfangs mit der gesamten Bevölkerung Schlesiens ohne Unterschied der Partei gegen die Vernichtung der schlesischen Selbstverwal­tung aufs schärfste protestieren, bald aber unter dem Einfluß der Prager Führung umfielen und sich nun mit einflußlojen Kommissionen und dem schlesischen Adler im mährischen Wappen begnügen. Wir bringen nachfolgend einen Auszug aus der Rede des Genossen Heeger, der mit Luschka und Kon­sorten eine scharfe, aber reichlich verdiente Abrechnung hielt:

Im Namen der schlesischen Bevölkerung und ich darf wohl auch ohne Uebertreibung sagen selbst im Namen eines großen Tei les der Anhänger der Christlich­sozialen und der Bauernbevölke= mit diesem von Dr. Luschka erfundenen Sch 1 c- rung des Landes erkläre ich, daß die Schlesier ficn- Ersaß nicht einverstanden sein können.

Die Christlichsozialen versuchen sich damit zu ent schuldigen, daß auch durch die Aktivierung des Gan­gesetzes Schlesien aufgehört hätte zu existieren. Sie Die gesamte Bevölkerung, vor allem aber die vergessen, daß dann auch alle übrigen Ländergrenzen Deutschen dieses Staates, verfolgen mit gespanntem ebenfalls verschwunden wären, während jetzt nur Interesse die gegenwärtigen Verhandlungen und stellesien seine Selbständigkeit verliert. len sich die Frage, ob sich wirklich deutsche Parlamen tarien finden werden, die bereit sind, das Henkerami an dem eigenen Volte zu übernehmen.

Die schlesische Bevölkerung namentlich fragt sich, ob sich deutsch- schlesische Parlamentarier finden werden, die es fertig bringen, troß der dem schle­fischen Volke gegebenen feierlichen Versprechungen und Resolutionen bei der Abstimmung dafür ein­zutreten, daß die schlesische Freiheit und die schle=

sische Selbstverwaltung aufgehoben werden. Das vorliegende Gejes bringt, abgesehen von allen anderen reaktionären und fonjervativen B: ſtimmungen, die Zusammenlegung Schlesiens mit

Mähren.

Ein Land soll seine jahrhundertelange Selbstver­waltung verlieren; in Zukunft soll über die wich­tigsten schlesischen Lebensfragen die vierjache

Mehrzahl mährischer Vertreter entscheiden. Troydem bringen es die schlesischen Klerikalen fertig in Wort und Schrift darauf zu verweisen, daß die schlesische Bevölkerung gar nicht so aufgeregt zu sein brauche, daß es ihnen vielmehr gelungen" jei, ziemlich große und entscheidende Vor teile für Schlesien zu erzielen. Sie geben zwar zu, daß die Selbständigkeit des Landes ver schwindet, doch sei es ihnen gelungen durchzusetzen, daß der Name Schlejiens nach Mähren genannt wird und daß das Wappen Währens in Sinfunsi den schlesischen Adler aufnehmen wird. Die schlesische

gute Major lief dann immer feuchend durch die Gräben und behauptete steif und fest, daß die Rus ſen ihn entdeckt hatten und auf ihn mit Granaten schossen. Das waren halt einmal die Stomman­danten der Truppen.

Auch der Vorwand, daß es die Sparsam keit" und die Vereinheitlichung der Verwaltung geradezu erfordere, hält einer etwas gewissenhaften Prüfung nicht stand. Wie Genosse Heeger an Hand von Ziffern aus den letzten Landesvoranschlägen nach­weist, ist die angebliche Verbilligung der Verwaltung cine glatte Erfindung. So beträgt der Auf wand für die Zentralverwaltung in Mähren auf den Kopf der Bevölkerung K 11.15, in Schlesien nur K 6.18. Der Personalaufwand in Mähren erfordert K 43.74, in Schlesien aber nur K 21.80! Auch die gesamten ordentlichen Erfordernisse sind für Mähren mit K 97.42 pro Stopf höher als in

Schlesien, wo sie nur K 89.26 betragen.

Es sind zweifellos nationale Gründe bestimmend gewesen, dem Lande Schlesien seine Selbständig= feit zu nehmen.

Herr Dr. Kramář hat es zwar mit Rüdjicht auf die deutschen Regierungsparteien verschwiegen, aber is chechische Blätter haben dies offen zum Ausdruck gebracht.

Als der Gedanke des Raubes der Selbständig teit auftauchte, hat die gesamte Bevölkerung in Schlesien scharf dagegen Stellung genommen. Im Vordergrund dieser Protestation standen auch die Anhänger der deutschen Regierungsparteien und gerade ihre führenden Köpfe, vor

Conntag, 3. Juli 1927.

Unsere heutige Nummer

ist 60 Seiten start.

Sie enthält folgende Beilagen: ,, Unsere Genossenschaftsunternehmungen"; ,, Sozialistische Wohnungskultur"; ,, Aus dem Reiche des Schaffens"; ,, Städte und Reisebeilage": Brünn, Pil jen, Karlsbad, Komotau, Teplitz Schönau, Aussig, Reichenberg, Boden­ bach, Trautenau;

,, Das Versicherungswesen"; ,, Die Hauptstadt Prag".

Luschka, der einzige Vertreter Schlesiens im Achter­ausschuß.( Protestrufc.)

Am 30. Jänner dieses Jahres sind in Troppan Vertreter von 240 Gemeinden, also des ganzen Landes, zu einer scharf entschlossenen Kundgebung gegen den Raub der Selbständigkeit zusammenge treten. Herr Dr. Luschka hat selbst(!) die Entschließung, die die Selbständig­eit fordert, beantragt, und mehr als hundertausend Schlesier, Angehörige der deutschen Regierungsparteien, haben in einer Petition gegen diesen Plan schärfste Verwahrung eingelegt. An diesem Abwehrkampf haben sich die Gesamtbevöl ferung, die Gemeinden und alle wirtschaftlichen Organisationen, also eine geschlossene Volksbewe­gung, beteiligt, aber die verantwortlichen Regie­rungsmänner, die hier so viel von Demokra tie" reden, sind über die Willenskundgebung, eines

ganzen Volkes rücksichtslos hinweggegangen.

Was die Tschechen allein nicht fertiggebracht hätten, dazu haben sie sich der Hilfe der deuts schen Regierungsparteien versichert, den Schle siern die Selbständigkeit zu rauben! Auch die schlesischen Bauern und ihre landwirtschaft­lichen Organisationen haben in eigenen Sigungen scharfe Resolutionen gegen die Zusammenlegung gefaßt und die geplante Maßnahme als ein schwe res Unrecht, als schwerste Benachteili

ung ihrer Interessen hingestellt. Herr Kollege Halfe vom Bund der Landwirte hat dieser Ent­schließung zugestimmt. Ich bin sehr gespannt( Ge­nosse Dr. Czech: Ich nicht!), ob bei der Ab­ſtimmung Herr Kollege Halle den Auftrag der schlesischen Bauern erfüllen wird! Auch die Ange­hörigen des Herrn Stenzl haben dieselbe Stel­Iung eingenommen, und gerade die Landesorgani­ſation der Gewerbetreibenden war eine der trei­benden Kräfte der ganzen Abwehraktion.

gegen die administrative Verschmelzung mit Mähren

Was ist nun die Wahrheit über Zborow? Es ist eigentlich sonderbar, daß sich im deutschen La ger der Tschechoslowakei bisher noch feine ernste Stimme erhoben hat, um zu den zahlreichen mehr oder minder richtigen Darlegungen tschechischerseits Stellung zu nehmen und es wirft befremdend, aus der Feder eines reichsdeutschen Generalstabsober­sten in der, Bohemia" und anderen deutschbürger lichen Zeitungen jetzt eine Schilderung über 300 row lesen zu müssen. Aber wir werden später ver­stehen, warum sich beispielsweise der damalige Sommandant des 35. Infanterieregimentes, das in der Geschichte der Zborower Waffentat die her­vorragendste Rolle spielt, nicht zu Worte meldet. Und nun folge eine Schilderung der Ereig nisse, wie sie sich faktisch vollzogen haben: Die 19. Infanteriedivision, bestehend aus einem Regi­ment Bosniafen, dem 29. Landwehrregiment( Pil sen) und den Infanterieregimentern 35( Piljen) und 75( Neuhaus), mußte im August 1916 aus dem Raume von Jezierna weichen, um nach einem verlustreichen Rückzug Stellungen bei Zborow zu beziehen; das 35. Infanterieregiment, von dem im folgenden vorwiegend gesprochen werden wird, bezog die Stellungen vor o do v, während in den russischen Linien die Orte Augustowka und Josefowfa lagen. In diesen Stellungen blie ben die Truppen mehrere Monate, wechselten dann mit reichsdeutschen und bosnischen Abteilun­aus Pilsen, der von einem Legionär mit einer gen und bezogen im Juni 1917 wieder die alten Sandgranate erschlagen wurde. Und gerade So­Anschließend an die Troppauer Kundgebung Stellungen. Nun darf nicht vergessen werden, daß botka war einer der bei den Tschechen beliebten im März in Rußland die Revolution ausgebrochen Offiziere. Die Tschechen wollten gar nicht stür- wobei die Christlichsozialen, um sie wirkungsvoll zu fanden in den Städten große Kundgebungen statt, war, an der Front Verbrüderungen der Truppen misch weiter vordringen und sie hatten wahrschein Ende Juni erfolgten die Angriffe, indem lich auch gar feine Weisungen dazu. Eine elließen, als ob das Volk zum Sturm aufgerufen stattfanden, die sehr zu unserem Verdruß dadurch Selgestalten, die Kirchengloden länten beendet wurden, daß unsere Artillerie Schreckschüsse unter schwer stem Artilleriefener alle dentat" war die ganze Sache nicht. werden sollte. Troy alldem haben der Herr Minister abgab, worauf sehr bald der normale" Striegs Stellungen des Gebietes beschossen Mit Hilfe von Reserven gelang es dem deut- Cerny und die Regierungsparteien von dieser zustand wieder hergestellt war. Die Stellun wurden. Daß nicht gleichzeitig auch überall die schen Sommando, von der zweiten Stellung aus, genbei Hodov waren schlechtundver- Infantericangriffe einfesten, darf nicht Wunder die noch folgenden Sturmangriffe der Ruſſen ab- Wassenbewegung kaum Notiz genommen. Rein geringerer als der Vorsitzende der deut­mochten einer Befchießung mit genehmen, denn hiefür eignete sich am besten das zuwehren, und um den 8. Juli herum begann schen christlichsozialen Barlamentsfraktion hat bei wöhnlichenschweren Granaten von 15 Gebiet rechts von Hodov, die alte Einbruch Ruhe einzutreten. Die Ruhe vor dem neuen Zentimeter Durchmesser nicht stand stelle konjuchy. Gelang dort ein Einbruch, Surm allerdings, denn die deutsche Heeresleitung schen Regierungsparteien eine Erklärung abgegeben Troppauer Protestversammlung namens der deut­zuhalten. Das ist eine sehr wesentliche Sache, waren die österreichischen Stellungen im Rücken wollte unter allen Umständen den Zusammenbruch( Genoffe Diett: Auf eine Lüge mehr oder weniger denn der Oberst Frantz aus Caſſel, der in der bedroht und darauf lief das ruſſiſche Manöver der ruſſiſchen Front herbeiführen. Der Angriff tommt es ihnen nicht an!), daß sie dem Einspruc Bohemia vom 19. Juni unter dem Titel Der hinaus. Drei Tage trommelten die russischen Sta- erfolgte denn auch am 19. Juli und am Ende des sogenannte Sieg von Zborow" als der nonen ihr grausiges Lied und wir kamen weder Monats fiel Tarnopol, das sich seit Kriegsbeginn voll und ganz beipflichten und sich eins fühlen mit jeinerzeitige Chef des Generalstabes des Abschnit zur Ruhe. noch hatten wir richtige Verpflegung. in den Händen der Ruſſen befunden hatte. Da der ganzen Bevölkerung. Ausdrücklich stellte er feit, tes Bloczow über das Ereignis schreibt, begehi Die Ruſſen und die mit ihnen verbündeten sche- aber das Aufrollen der ruſſiſchen Front von der daß die Errichtung einer Behörde zweiter Instanz zweifellos eine Unterlassung wenn er auf die Bechen machten keinen Unterschied, sondern belegten Zlata Gora her erfolgte, einer beherrschenden in Brünn nicht zweckentsprechend sei, und forderte schaffenheit und Widerstandsunfähigkeit der Stel- alle Frontteile gehörig mit schwerstem Feuer. Vom Höhe links vom bisherigen Stampffeld tamen die lungen nicht hinweist.. 29. Juni bis zum 1. Juli lag dieses Feuer über deutschen Truppen der tschechischen Legion in den Und in diesen Stellungen lagen die Batail unseren Stellungen. Dazu kam folgendes: Am Rücken und wenn ein Legionär angetroffen wurde, lone des 35. Infanterieregimentes, rechts davon 1. Juli waren die Stellungen bei dann gab es keinen Pardon, sondern erbarmungs­die Bosniaken bei Se on juchy. Die Zahl der Sonjuchy von den Russen durch bro los wiitete auch jetzt die Bestie im Menschen und leberläufer war nach Oberst Franz im Monat chen worden. Was es bedeutete, in der Flanfe, alle wurden niedergeknallt. Wie viel Tschechen Juni groß; das ist wohl richtig, erflärt sich aber ja fast im Rücken das Infanteriefeuer zu haben, damals fielen, das müßte eigentlich offiziell festzu- Deputierten Schlesiens nach Prag. führte und sie den aus dem absoluten Friedensbedürfnis der Solda das weiß nur der, der es einmal erlebt hat. stellen sein. Eine Waffentat, verbunden mit einem ten, die auch unter dem Eindruck der russischen Es ist nun eigentlich selbstverständlich, daß weithin sichtbaren Erfolg war der Kampf bei 3bo­Revolution standen. Allerdings putschte Ste- die Russen die Einbruchstelle erweitern wollten; row für die Tschechen nicht. Er konnte es ja auch rensky die besten noch friegsbereiten Regimenter auf beiden Seiten unserer Stellungen tobe a so gar nicht sein, denn eine Brigade von einigen taus zu einem letzten Angriff auf, der eben dort statt der Stampf am historischen 2. Juli. Bei uns fend Menschen vermochte bestimmend auf den finden sollte, wo die Russen auf österreichischem war es ruhig. Unsere Leute waren Gang der Ereignisse nicht einzuwirken. Es war Boden standen, also im Gebiet von 3loczow. Im ermüdet, abgemattet und hatten schließlich ein Kampf von Tschechen gegen Tschechen, ein sinn­Verbande der russischen Regimenter befand sich auch nicht allein die Aufgabe, die Vorgänge bei den loses Morden und sonst nichts. Der Stolz auf diese auch die erste tschechische Brigade und in Russen aufmerksam zu beobachten. Nicht nur, daß Tat ist ganz unberechtigt. ihr waren ganz zweifellos ziemlich viel Angehörige fein Infanteriefeuer die tschechischen Verbände des 35. Infanterieregimentes, was nachher durch hinderte, die 300 Meter zu durchlaufen, nein, auch Schilderung eines Ereignisses noch bewiesen wer- die Artillerie, die sichernicht im Ein­den wird. Taß die Ruffen einen guten Spionage- verständnis mit ihnen handelte, war Dienſt eingerichtet ha ten, der mit viel Erfolg ruhig. Wir wußten wirklich nicht, wo auf ein arbeitete, ist wohl unbestritten, aber diese Erfolge mal die Russen herkamen. Sie waren da und sind zu verstehen, denn unsere hohen Offiziere be tamen nicht nur von vorne, sondern von der Seite nahmen sich wie die alten Weiber, die alles er- und wir glaubten, daß sie aus der Richtung Non­zählen, was geplant ist. Ich denke heute noc juchy gekommen waren. Unsere erste Stellung daran, wie einmal im Frühjahr 1917 bei uns wurde glatt überrannt, aber unsere Bataillonskom Artillerie zusammengezogen wurde, um einen hef mandeure fonnten ausreißen, was sie selbstver­tigen Feuerüberfall zu unternehmen, wovon wir ständlich auch prompt taten. mindestens 14 Tage vorher schon unterrichtet waren. Als dann unsere Artillerie schoß und eine Sturmfompagnie in die russischen Gräben ein- cher der Oberst Franz nichts weiß, die aber der drang, um festzustellen, welche Truppen vor uns Vergessenheit entrissen werden muß: Die Tschechen lagen, waren die Russen nicht da, sondern hatten wir wußten es ja noch immer nicht, daß es sich in die andere Stellung schon vor der Schie- welche waren fragten jeden Soldaten in tsche Berei zurückgezogen. chischer Sprache, ob er Tscheche sei und wenn nicht Der Oberst Franz erwähnt den Brigadier gleich die Antwort erfolgte, wurde er kurzerhand Augustin der 37. Brigade, einen Menschen, der mit dem Gewehrkolben erschlagen. Es war ein herumschrie und nie wuz'e, was zu tun ist. Wir sinnloses Gemezel, das feinerlei Rechtfertigung haben uns immer eine Heß daraus gemacht, die verdient. Was da alles geschehen ist, sei an einem hohen Herrschaften aus der Stellung zu vertreiben Beispiel gezeigt: Die Tschechen hatten es auf die und es ist mehr als einmal geschehen, daß wir den als Soldatenichinder bekannten Offiziere abge­Major Richter, der damals durch viele Monate fehen und sie fragten aufgeregt besonders nach dem das zweite Bataillon des 35. Infanterieregimentes Hauptmann Wild, den sie aber nicht fanden, weil befehligte, dadurch vertrieben, daß wir einige er überhaupt nicht an der Front war. Sie trafen Handgranaten vor die Stellungen warfen. Der auch auf den tschechischen Hauptmann Sobotka

nachdrücklich,

,, daß im Land Schlesien für seine Landesange= legenheiten eine schlesische gewählte Landesver tretung wiederhergestellt wird."

Dr. Luschka, der nach dieser Versammlung die Fachminiſtern vorstellte, hat seine Verspre­

ungen nicht erfüllt. Noch in einer Ver­ſammlung am 21. März in Troppan, wo man schon so ziemlich über den Umfall der Regierungs­parteien orientiert war, hat der Führer der Christ­lichsozialen neuerdings erklärt, daß sein Klub für die Forderungen der Schlesier einzutreten bereit ist. Wenn es ihnen ernſt gewesen und nicht nur

Aber offensichtlich ich der Widerstand Dr. Lusch­fas dem Prager Einfluß und namentlich dem Einfluß des Herrn Ministers Mayr- Harting unterlegen.

eine offenkundige Komödie zum Betrug der schlesischen Bevölkerung Und nun zum Schluß einige notwendige Be­merkungen, die den Wandel der Zeiten grell be- schlesischen Selbstverwaltung durch den Einspruch aufgeführt worden wäre, dann hätte der Raub der leuchten: Der Kommandant des 35. Infanterie- des schlesischen Vertreters im Achterausschuß sicher regimentes war der damalige Oberstleutnant verhindert werden können!( Sehr richtig!) Es Stoppel, ein anständiger Offizier; er hat Sodov könnte auch noch in diesem Hause repariert werden, verteidigt. Heute ist Köppel tschechischer General wenn die deutschen Christlichsozialen diesem Gesetze und es dürfte wohl so sein, daß die tschechischen nicht ihre Zustimmung gäben. Legionäroffiziere von damals sich in ähnlichen Stellungen befinden. Der Regimentsadjutant war der Hauptmann se li not, dessen sich die Soldaten nur schaudernd erinnern werden. Er brachte es fertig, den Offizieren in Stuhlweisenburg 3ch verstehe aber nicht, wie sie sich auch dazu her­Was sich vorne in den Gräben aber vollzog,-wohin das Regiment im Frühjahr 1915 verlegt geben konnten, ohne zwingenden Grund in ent­das war die eigentliche Tragödie, von wel- worden war zu verbieten, in der Offiziersmesse stellter und verlogener Weise die Massenkund­tschechisch zu reden. Heute ist Klinot- tschecho- gebungen, die das schlesische Volk noch am flowafischer Offizier. So ändern sich eben die Zei- 20. Juni dieses Jahres veranstaltete und an der ten! Wenn man will, kann man auch in diesem sich alle Bevölkerungsschichten beteiligten, herab­Fall sagen, daß das alte Desterreich in der tsche- zusehen. Das ist kein Ruhmesblatt! choslowakischen Armee seine Auferstehung feierte. Aber es bleibt immerhin ein reizvolles Bild, sich hier als Erfolg bezeichnet wird, nicht einver­Die schlesische Bevölkerung ist mit dem, was zu vergegenwärtigen, daß auch diese Offiziere ge- standen. Sie lehnt die Zumutung, ihre Selbstän­stern an den diversen Zborowfeiern teilgenommen digkeit um ein solches Linsengericht zu opfern, haben, und es ist absolut keine Unmöglichkeit, daß auf das energischeste und schärfste ab. Deshalb ru­die Feinde vom 2. Juli 1917 auf das Wohl des sen wir den deutschen Regierungsparteien noch ein­tschechoslowakischen Staates und die Tradition der mal zu, es sich wohl zu überlegen, welche tschechoslowakischen Armee ein Glas geleert haben. Verantwortung fie für die Zukunft auf sich nehmen. Troßzdem: Heraus die Fahnen und hoch die Die schlesische Bevölkerung wird sic Serzen! Das Volk muß belogen und betrogen. zur Verantwortung zu ziehen wissen! werden! ( Beifall.)

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