Sefte 26.

Der Greis.

Novelle von Jiri Wolker  .

Er wohnte im letzten Häuschen hinter dem Dorfe knapp beim Walde. Das Dorf war auf dem Gipfel eines Berges aufgebaut, der steil aus einer unübersehbaren Gbene emporsticg; deshalb fonnte der Greis von seinem Fenster aus weit und breit sehen. Die Leute nannten ihn den alten Sova" und hatten ungern mit ihm zu tun, weil er ein alter Griesgram war.

Die Gemeinde war flein   und ruhig. Man hätte fagen können, daß sie unter dem Waffer liege. Während des Tages schwammen nur ein paar alte. Großmütter mit Rückenförben voll Rei­fig wie traurige Fische über den Dorfplatz.

Abends starb alles ab; nur die alten Rasta­nien fnarrten mit ihren Aesten.

Wenn irgend etwas in der Welt passierte, drangen die Nachrichten darüber wie das Echo einer Sage hierher. Jede Begebenheit wuchs durch die mündliche Ueberlieferung zu fabelhaftem Aus­maße an. Die Leute erzählten sie sich so gern, doch waren sie so weise, feine zu glauben.

würdig wenig angetan hatte, nahmen einen beson­ders lebhaften Glanz an. Er ähnelte einem alten Jagdhunde, der das Rufen der Hundeführer und das Gellen der Jagdhörner vernimmt, aber nicht von der Stelle fann. Er saß auf einem niedrigen Schemel oder ging mit übereinandergelegten Hän den im Dunkeln um den Tisch herum, indem er sich an seine Platte stützte.

I'm Dunkel vor ihm toste es von den Bahn­höfen mit ihren Sirenen, es leuchteten vor ihm die Kaffeehäuser, Gefängnisse, Kirchen und Bor­belle. Zu niemandem tönten ihre Stimmen her­über als zu ihm. Nur in seine Stube drang die ungebändigte Stimme der Ebene, in der sich die Menschen um das Leben herumirauften. Hundert tausend Interessen freuzten einander und liefen einander zuwider und hier fern von allen reifte die Erkenntnis, daß das Ziel des Lebens nicht der Sieg, aber der Kampf ist. Der Greis lauschte- damit ihm nicht einmal das Aufatmen der Lokomotiven entgehe, die irgendwo in der Ferne durch die Nacht brannten.

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Sonntag, 3. Juli 1927.

Aber er war ein Greis. Wenn auch sein Wille Da geschah es, daß unverhofft der Briefträger ewig blieb und das eiserne Anziehen magnetischer an die Tür der Sovaschen Hütte pochte. Es war Horizonte fühlte, so war sein Störper doch nur ein weder vor dem Ersten, noch gegen das Neujahr Fetzen, der um seine morschen Sinochen flatterte. zu. Der Greis schüttelte verwundert sein Haupt, Er mußte zugeben, daß die Ebene stärker war als als er in den Gang trat, um zu öffnen. Der Briefträger übergab ihm ein Tele­er. Daß er nicht bis in die Stadt kommen würde, daß er gleich hinter dem Gefilde zusammenbrechen gramm. würde, sobald es sich mit seinen Feldern, Wiesen Der Greis nahm es lange von einer Hand in die andere. Das weiße Papier wuchs und und Städten an den Arm hängen würde. ein. Er fürchtete sich vor ihm ebenso, wie er sich die Hände und es schien ihm, daß das Telegramm Dennoch gestand er sich diesen Schluß nicht füllte bald die ganze Sturbe aus. Es zitterten ihm damals vor der Stadt gefürchtet hatte, als er er jeden Augenblick schwerer werden würde. kannte, daß er kein Mann mehr fei, sondern ein Greis, den die Gassen überwältigen würden. Damals entfloh er ihr schleunigst. Er hüllte sich in die Stille der verlassenen Ansiedlung; ohne es felbst wohl zu wissen, ob er vor der Stad, vor der Angst oder vor dem Kampfe geflohen war.

Einmal war er jung gewesen. Er hatte fünf Söhne gehabt, die alle ums Leben gekommen waren. Einer als Ingenieur in der Grube, der zweite als Reisender in der Sahara  , der dritte als Soldat im Kriege, der vierte durch die Syphilis, der fünfte hatte sich eine Fabrit errichtet und war bei einem Streite von Arbeitern getötet worden.

Er öffnete es mit Anstrengung aller seiner Kräfte, dann las er:

Ihr Enkel Franz Sova ist bei der Teil­nahme an einem Arbeiteraufstand erschossen wor­den. Polizeidirektion Hamburg."

Der Greis überlas nochmals und dann dachte er nach.

,, Er war zweiundzwanzig Jahre alt," sprach er zu sich, und ist gestorben. Bei einem Arbeiter aufstand."

Er blickte zum Fenster hinaus.

Er war ungeheuer alt. Er selbst wußte schon nicht, wie alt. Sein ganzer Körper versagte ihm, Er fah vor sich die Weltebene wie ein tosen einem kahlen Schädel und einem weißen Bart. einen hartnädigen Sinn: er wolle leben. Wenn des Vaters Träger im Hamburger Hafen   geworten mit rauchigen Raminen, Arbeiter in Gewöl Sova war ein großer, fnochiger Mann mit außer den Augen, den Dienst und dazu besaß er Diefer lette hatte einen Sohn, der nach dem Tode des Meer. Er hörte die Stimmen der Feldtrom Er ſtützte sich auf seinen Senotenstock und schleppte er sich während der langen Abende niedersetzte den war. Der Enkel jandie ihm jeden Monat ben, Schuyleute auf den Straßen und Feiglinge gewor- reten, der Hämmer, der Glocken. Er sah Fabri­feinen Störper wie einen schweren Storb hinter- und auf das zerstreute Lichtfeuer unter sich hin- Geld und zum Neuen Jahr einen Brief. drein. Er schlich sich um die Häuser herum, mei- starrte, padte ihn eine schredliche Sehnsucht. Er stens jedoch um den Wald. Der Greis überlas seine Briefe rasch und in Palästen. Er fah Millionen Elender, welche Er wollte sich wieder und wieder jener Welt bemäch- legte sie beiseite. Er hatte sie nicht gern vor die Not ermordeten, er jah Millionen anderer, die tigen, er hörte ihr Rufen, wie sie ihn Todte: Augen; fie riefen in ihm den Neid wach. Er sah sie daran hinderten; entweder deshalb, weil sie sich Stomm! Komm! Er stellt sich die Stadt ähnlich Säfen und Schiffer, mit Negern, mit Engländern gern mästeten, oder weil sie sich gern um ihr dem Brotteige vor, den man zu nie dagewesenen und ungeheuren Stiften voll Zitronen, Webwaren, weiches Herz einen papierenen Heiligenschein fleb­Formen kneten konnte. Durch sein Haupt schweb- Baumwolle und Staffee. Er erblickte Meere, die ten. Hauptsächlich aber deshalb, weil es keinen ten Taufende von Plänen, die er in seiner Ver- durch die filbernen Ketten gefesselt wurden, welche Rampf gäbe, wenn es keine Feinde geben würde. lassenheit schmiedete.

Gr leble ganz einſam. Wenn die Leute nicht um ihn standen, ſo ſtand er noch weniger um sie. Er lebte schon dreißig Jahre in dem Dorfe und war schon als alter Mann hierher gezogen. Wes­halb er es getan hatte, wußte niemand beſtimmt; nur die alten Weiber erzählen einander, daß er wegen irgendeines Unglüces aus der Stadt hier­her geflohen war. Das Unglück erklärte sich jeder anders. Die einen sagten, die Frau, die anderen vermuteten einen Geldverlust und einige flüsterten fogar, das Kriminal.

Seine bunte Vergangenheit hatten die Jahre aber eben gemacht und allmählich wurde er ein gewöhnliches Inventarstück der Gemeinde. Genau so wie die drei Bänke auf dem Dorfplatze oder das Kreuz hinter der Kirche.

Am liebsten saß er am Abend beim Fenster seiner Stube. Vor dem Fenster war ein kleiner Garten, hinter diesem ein Rajenplatz der zu einem steilen Abhange abbog. Deshalb fonnte er den ganzen Horizont mit unzähligen Dörfern und Kir­chen, Straßen und Feldhuben gut übersehen. Im Hintergrunde, zwischen raucherfüllten Bergen, er­hob sich die Stadt, die des Abends Tausende Lich­ter entzündete. Während des Winters, wenn die. Nächte besonders dunkel waren, strahlte der Glanz der elektrischen Lampen bis in seine Fenster und brang durch sie wie ein mattes Helldunkel auf die wurmstichigen Möbel.

Er fühlte die Kraft eines Heerführers, der in einer einzigen Schlacht die ganze Welt für das gerechteste Stönigreich erobern wollte. Er kam auf Finanzpläne, durch die die Welt in vollständige Sklaverei unterworfen werden könnte. In seinem Stlaverei unterworfen werden könnte. In seinem Herzen tobte eine Leidenschaft, durch welche er alle Frauen in einen wahnsinnigen Harem feffeln würde. Er wußte, wie man die Massen anfeuern sollte, um sie durch die Gassen zur Revolution zu führen.

Dann aber blidte er auf seine Hände und er mußte sich eingestehen, daß sie zusammenge schrumpft und blutleer waren, er betrachtete feine Füße und erstarrte über ihre Kraftlosigkeit, er prüfte seine Straft und stellte fest, daß sie zur Not ausreichte, um die morschen Aeste seiner Hände und Füße zu bewegen.

Das Leben, in welches der Mensch seine Kraft strömen läßt, famt ihm wie ein Traum vor. Es war ein fürchterlicher Traum und er mußte mit ihm auf Leben und Tod kämpfen. Er wußte, daß man die Träume morden müsse und er wußte auch, daß man sie einzig dazu tötet, daß man fic

Zu dieser Zeit schaute Sova in die Gegend hinaus und feine Augen, denen das Alter merk- verwirklicht.

die transatlantischen Dampfer in ihre Wellen hineinpreßten. Schließlich gewahrte er sich selbst in der ertrunkenen Stube mit der Pendeluhr, die von Zeit zu Zeit mit den Zähnen tidte, als ob ihr kalt wäre.

Von der unerbittlichen Wirklichkeit erwürgt, fiel er zu Boden und schrie verzweifelt in seinen vier Wänden:

Silfe! Ich will leben! Ich will leben!" Niemand fam, niemand hörte ihn. Er mußte sich allein den falten Schweiß von der Stirne wischen, er mußte sich allein beruhigen.

Er lief aus der Hütte und hinfie nach dem Walde. Im Winter und im Sommer begegneten ihm die Dorfbewohner, er trug stets die gleichen Kleider, hohe Stiefel, einen Stnotenstod, der fei nem Aussehen nach für einen Reisenden passend gewesen wäre, der die univegsamsten Gegenden zu durchqueren willens iſt, dem Gange nach glich er einem Strüppel.

Inzwischen leuchtete die Ebene in einer Flut von Lichtern auf, die Dörfer schliefen an der Land­straße wie schwangere Frauen und in den Städten explodierten Revolutionen wie entzündete Pulver­magazine.

Er hörte die Stimme der Welt, die wegen des Unrechts um Hilfe rief. Er verstand die Auf­forderung der Erde, die da schrie:

So bemächtigt euch doch meiner, ihr Männer!"

Es wurden ihm die Augen hell.

Auf Greifenart hatte er einst Sehnsucht empfunden, sich der Welt auf tausenderlei Art zu bemächtigen. Heute erkannte er, daß dies nur auf eine Art möglich sei: So wie es die Welt wünscht.

Er hörte die Stimme, die zu den Waffen rief. Er hörte die Herzen, die zum Vormarsche schlugen.

Er wußte, daß zum Kampfe junge und starke Männer notwendig wären. Seine Muskeln aber waren stets gleich morsch, seine Füße wankten und seine Hände zitterten.

Deshalb fand er jetzt ein tapferes Wort. Er sprach:

,, Möge ich sterben!"

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Er sprach es wie ein Soldat, der seinen Kom mandanten um eine neue Waffe bittet indem er seinen Körper wie eine zerbrochene Lanze in einer Ede des Zimmers niederfallen ließ.

Autorisierte Uebersetzung von J. Reismann.

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