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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Angit vor der sozialistischen Einigung.

Schweigen hinweg."

Sonntag, 24. Juli 1927.

Bezugs Bedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Past: monatlich.... 16.­

vierteljährlich

halbjährig

ganzjährig....

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192.­

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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich( rlib

Nr. 172.

zige Sprecher der deutschen Sozialdemokvaten, der sehen haben. Man liebt es auch in Kreisen, genjäße, von der die Wiener Schreckenstage ge­parate Paraderedner, Senator Nießner, über die die gerne ein bißchen mit dem Sozialismus rade erst mit so blutiger Anschaulichkeit ge­Tatsache der ersten gemeinsamen Kundgebung mit fofettieren, uns als Dogmatiker hinzustellen. zeugt haben, die Arbeiterklasse zusammen Nun, die politische Entwicklung hat genau den schweißen wird zu einer unzerreißbaren Einheit Wieviel Hohn hat die bürgerliche Preſſe kommen wir um die Feststellung nicht herum, gezeichnet haben, Das bestärkt uns in der auch die Bourgeoisie und darum beweisen die Bei allem Bemühen, höflich zu bleiben, Gang genommen, den wir Dogmatter ihr vor- auf dem Boden des Klassenkampfes. Das fühlt schon über uns ausgeschüttet, weil wir die volle daß diese Behauptung glatt erlogen ist. Wenn Ueberzeugung, daß die Dinge sich auch weiter Giftmischereien ihrer Presse nichts anderes als Einheitlichkeit und Geſchloſſenheit der soziali- der Herr von der Tribuna", der sich als Teil- so entwickeln werden, wie die marristische Er- die Angst des Bürgertums vor der sozialisti stischen Arbeiterbewegung noch nicht nehmer der Versammlung gebärdet, auch nur fenninis uns voraussehen läßt, und darum ichen Einigung, die kommen wird, weil sie hergestellt haben, während die Bürgerlichen sich den naturgemäß sehr gekürzten Bericht im So- wissen wir, daß die Verschärfung der Selassenge- kommen muß. bereits so schön im Zeichen der Osmička- Packe- zialdemokrat" gelesen hätte, so hätte er dort leien gefunden haben! Aber beim leiſeſten An- finden müssen, daß Genosse Nießner die Ver­zeichen, daß die Verſtändigung zwischen uns jammlung als herrliche und unvergeßliche und den tschechischen Sozialdemokraten fort- Rundgebung" bezeichnete und daß

Die Forderungen der

ſchreitet, weht jogleich ein anderer Wind. Da wendigkeit betonte, der goldenen Internatioösterreichischen

nale die rote Internationale entgegenzustel

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werden alle Register gezogen, alle Künste der Intrige in Bewegung gesetzt, um das Eini­gungswerk womöglich zu stören. Dabei sind die Rollen recht geschickt verteilt. Die deutsch bürgerliche Presse hat sich darauf eingerichtet, uns jedes Zusammengehen mit unseren tsche­Wir haben auf den Anstoß, den die Wie­chischen Genossen als nationalen Verrat anzu- ner Ereignisse dem Aufflammen des internatio­freiden, wobei mit dem Vorwurf des Chauvinis - nalen Solidaritätsgefühles gaben, nicht ge­muz an die Adresse der tschechischen Sozialbe- wartet, um unserer Sehnsucht nach Vereini mokratie nicht gespart wird. Selbst unsere gung des Proletariats Ausdruck zu geben. Wir deutschen Aktivisten lassen sich in dieser löbli- wollen nur an eine Tatsache erinnern: als die chen lebung durch ihre Koalitionsgemeinschaft tschechischen Genossen auf ihrem Prager Bar­mit den Herren Kramař, Dyf, Vyškovsky usw. teitage den Beschluß faßten, mit unserer Pariei feinerlei Hemmungen auferlegen; wollten sie in Verhandlungen zu treten, da antwortete uns doch mit Berufung auf unsere internatio- unser Teplitzer Parteitag mit einer jo macht­nale Gesinnung das Recht absprechen, die na vollen Kundgebung des Einigungswillens, daß tionale Vergewaltigung durch die Verval- auch die tschechische Oeffentlichkeit sich eines tungsreform zu bekämpfen! tiefen Eindruces nicht erwehren konnte. Und nun, da sich in der Solidarität mit dem öster­reichischen Proletariat die internationale Ver­bundenheit der Arbeiter so herrlich fundgibt, sollten wir apathisch" sein, ja Widerstand leiſten? Da wird die Tribuna" wahrhaftig sogar von ihren chauvinistischen Kollegen Li­gen gestraft. Wenn man schon in der Re­daktion der Tribuna", wie wir gesehen ha­ben, die Berichte unserer Parteipresse nicht zur Kenntnis nimmt, so hätte die Tribuna" doch aus dem Narod " vom 22. Juli erfahren fön­nen, daß auch in Brünn , just in dem Brünn , daß ihr so unsympathisch ist, eine gemeinsame Sundgebung stattfand.

len". Wenn das im Jargon der Tribuna" Parteitonferenz in Wien. Schweigen"," Apathie" und Widerstand" ist, dann stehen wir freilich vor Sprachschwie­rigkeiten, die unüberwindlich sind.

Das Gegenspiel in dieser Komödie fällt der tschechisch- bürgerlichen Presse zu. Da sind wieder wir die bösen Nationalisten, mit denen Gemeinschaft zu pflegen die tschechische Sozial­demokratie nicht eindringlich genug gewarnt werden kann. Die Bourgeois- Ideologen, die fich für linksstehend halten, tun dies in sanften Flötentönen, der Narod " des Herrn Kramar mit Janitscharenmusif, was zusammen ein recht mistönendes Konzert ergibt. Sie werden da­mit freilich die notwendige Entwicklung nicht um eine Stunde aufhalten, aber es ist doch recht nütlich und lehrreich. von Zeit zu Zeit einmal die Methoden zu beleuchten, mit denen versucht wird, unter den Proletariern beider Nationen Mißtronen zu iäen.

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Gozialdemokratie.

Die Beschlüsse des Parteivorstandes einmütig Richtlinien für den Nationalrat.

gebilligt. Wien, 23. Juli .( Eigenbericht.) Heute vormittags trat unter dem Vorsitz des Bürgermei sters Genossen Seiß im großen Saal des Favoritener Arbeiterheims die Parteikonferenz der österreichischen Sozialdemokratie zusammen. Den einleitenden Bericht erstattete Genosse Otto Bauer . An den Bericht schloß sich eine mit einer eineinhalbstündigen Unterbrechung bis 8 Uhr abends dauernde Debatte an, in der 23 Redner sprachen. Nach einem Schlußwort des Referenten wurde solgende von Machold- Graz beantragte Resolution angenommen:

Die Parteifonferenz nimmt den Bericht des Parteivorstandes über die letzten Ereignisse zur Kenntnis und billigt die Beschlüsse, die der Parteivor­stand und die Gewerkschaftskommission in den entscheidenden Stunden gefaßt haben. Die Parteifonferenz fordert den Verband der sozialdemokratischen Ab­geordneten und Bundesräte auf, im Nationalrat folgende Forderungen zu crheben:

1. Strenge Untersuchung darüber, wie es zu dem Blutbad in den Wiener Straßen fam;

2. Amnestie für die Verhafteten vom 15. und 16. Juli;

3. Bundeshilfe für die Sinterbliebenen der Opfer;

4. Niederschlagung des Prozesses gegen die Schutzbündler, die wegen der Schattendorfer Vorfälle angeklagt sind.

Im übrigen gibt die Parteifonferenz dem sozialdemokratischen Verband freie Hand für seine politischen Entscheidungen.

Es wurde auch eine Resolution angenommen, in welcher der Parteivorstand aufgefordert Beide Resolutionen wurden einstimmig angenommen. wird, auf kurzem Wege ein Flugblatt über die Ereignisse der Wiener Bluttage herauszugeben.

" In diefer Versammlung"- ſchreibt der arob Sie find schon beim Zitatefälschen angelangt!

Otto Bauers Referat vor den Wiener Bertrauensmännern und der

Reichenberger ,, Borwärts.

In dieser Versammlung" schreibt der Narod ", ,, sprach sich der Führer der deutsch . Sozialdemo So zieht z. B. am 23. Juli die Tribuna", fratic, Dr. Czech, für die vollständige Vereinigung ein Blatt, das gern zum nationalen Frieden der tschechoslowakischen und der deutschen Sozialde­mokratie aus Seine Rede wurde von den tschechi­rät, aber nie einen Weg zu ihm weist, aus der schen wie den deutschen Genossen mit stürmischem erhebenden Versammlung, die tschechische und Otto Bauer hat in dem Referat, das er deutsche Sozialdemokraten am 19. Juli gemein­Beifall aufgenommen. Der Rede des Abg. Dr. vor den Vertrauensmännern der Wiener Arbei­Czech stimmte auch der Sekretär des Textilarbeiterschaft, vor 1400 der besten Klassenfämpfer und jom veranstaltet haben, eine Belehrung aus der terverbandes, Polach, zu." Manifestation". Aber es ist mehr eine Be­erprobtesten Genossen, hielt, alle Erscheinungen Welche Zustimmung der Narod " natür- und Wahrnehmungen des blutigen Freitag kritisch lehrung über den Charakter bürgerlicher Jour- lich als schwere Verfehlung ansicht. Denit er, gewürdigt. Die Konferenz mußte sich natürlich nalistik. Unter dem Vorwande, für die Zusam- der den Genossen Dr. Ezech, glücklicherweise sehr masse in der Gluthiße der Empörung über Re­auch die Frage vorlegen, ob die von der erregten menarbeit der beiden jozialdemokratischen Parim Gegensatz zu der Meinung der tschechischen gierung, Justiz und Polizei ergriffenen Kampf­teien zu wirken, lieft die Tribuna" der deut- frbeiter, einen bekannten Feind der tschechi - mittel als sozialdemokratische Stampf schen Sozialdemokratie wegen ihres angeblichen Nation" nennt, befürchtet, oder besser ge- mittel gelten fönnen oder ob wir ihren chen Nationalismus die Leviten, konstruiert jagt zum aberhundertsten Male einen Gegensatz at gibt vor zu fürchten, daß die Verwirkli- Gebrauch zwar verstehen und der Erregung zu zwischen unserer Partei und ihrer Zeitung, chung des Einigungswuniches bedeuten würde, gutchalten aber taktisch und auch mensch­nennt den Genossen Dr. Czech einen Nationa- daß sich die tschechische Sozialdemokratie voll ich verwerfen können. Legte sich die Ston­listen von gar harter Prägung", vergißt nicht unterwirft." Nebenbei, wenn der Narus" auch fommunistische Blätter, wie die Inter­ständig der Führung der deutschen Genossen ferenz die Frage nicht vor übrigens haben ja ihn an fein großes Verbrechen zu erinnern, daß unter uplne sloučeni" das völlige Aufgehen untauglich und den Entrüstungssturm als eine nationale" die Kampfmittel vom Freitag als er aus Brünn ist. und gibt schließlich unserer beider Parteien meint, so mischt er sich da in Elementarlatastrophe" bezeichnet so ließen sie Partei allen Ernstes den Rat, sich einen ande- Organisationsprobleme ein, von denen er nichts jeden Beruf, Vertrauensmänner und Führer der - ren Führer zu wählen, der die entsprechenden versteht. Was aber die Unterwerfung" unter Arbeiter zu sein, so vermissen, wie man ihn bei staatsmännischen" Enalitäten hat, um die Ge­schäfte des Herrn Svehla zu besorgen. Alles unsere Führung angeht, so können wir das der kommunistischen Führerplatte andauernd ver­Dinge, das wird man zugeben, die in hervorschechische Herz des Narod " beruhigen; wir mißt. Otto Bauer führte, von den Greueltaten ragender Weise geeignet sind, die Verständi sind nicht so herrschsüchtig. Für nationalistisme der Polizei sprechend, u. a. aus: gung zwischen denticher un fichechischer Sozial- und fascistische Gehirne ist freilich die Tatsache demokratie zu fördern. Ja, mon möchte es einer aufrichtigen Zusammenarbeit ohne Herr­nicht für möglich halten, aber es ist doch io. die schaftsaelüfte nicht vorstellbar. " Tribuna" findet im Streben nach der soziali stischen Einiguna

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ben es auch jetzt dem" Narod " wie der Tri­Wir haben freilich nie geleugnet und ge­buna" zu, daß für uns eine Einigung mit den tschechischen Sozialdemokraten nicht möglich war, solange diese einer Koalition angehörten. die wir bekämpfen mußten, und zwar keines­wegs ausschließlich oder auch nur vorwiegend aus nationalen Gründen. Aber die tschechischen Genossen haben nicht uns zuliebe die Koalition

eine geradezu lyrische und weifellos auch auf­richtige Sehnsucht auf seiten der tschechischen So zialdemokraten und Avathie, in weerstand auf seiten der deutschen Sozialdemokraten." Und der Beweis? Ihr Herren von der " Tribuna", Euer Grund? Aber wenn Gründe so wohlfeil wie Brombeeren wären, die Tri­buna" gibt uns nichts als diesen: verlassen, sondern um ihrer selbst willen, nicht Während die nichechischen Redner, unter ihnen wegen unserer Bolemit, sondern weil der namentlich Senator Dr. Soukup, vor Begeisterung Uebermut der bürgerlichen Koalitionspartner überquollen und beinahe in Freudentränen aus unerträglich geworden war. Das Verdienst, das brachen über die erste gemeinsame Kundgebung der wir uns allerdings zuschreiben, besteht nur beiden sozialdemokratischen Parteien, ging der ein- darin, daß wir diese Entwicklung vorausge­

naus­

,, Genossen, das Erschütternde für uns, nicht nur als Sozialdemokraten, nicht nur als Republi­faner, nein, als Menschen, das Erschütternde für uns ist, daß, wenn man Menschen ein Gewehr in die Hand gibt, sie gleich imstande sind, zu solchen Bestien zu werden.

Dabei will ich gar nicht bestreiten, daß auch unter den Demonstranten am Freitag und in viel höherem Maße noch unter den Gruppen, die sich gestern angesammelt haben, Leute ge­wesen sind, die aus verschiedensten Instinkten heraus, Dinge begangen haben, die wir nicht billigen, die kein denkender Arbei­ter billigt.

Das war zunächst diese Brandlegung. Daß der Justizpalast Gegenstand des Angrif­fes gewesen ist, ist zum Teil auf ein tragisches Mißverständnis zurückzuführen. Der Name hat die Leute irregeführt, sie haben geglaubt, daß

das der Sitz der obersten Justizbehörden ist, die man verantwortlich machen könne. Was aber in diesem Hause entschieden wird, das sind Eheschei­dungen, Wechselklagen, Grundbuchfragen und der gleichen. Daß die Menge diesen Justizpalaſt ange­griffen hat, ist die Folge der furchtbaren Erregung. So wenig man gegen ein Gewitter polemisieren tann, so wenig fanit mangegen den elementaren Ausbruch des Volkszorns polemisieren.

Ganz etwas anderes ist schon das spätere Ver­halten dieser paar hundert jungen Leute, die die Feuerwehr nicht löschen lassen wollten: das ist keine Politik mehr. Das gilt auch von anderen Dingen. Sie dürfen mir glauben, daß in diesem Saale niemand ist, der die Reichspost" mehr haßt und ,, Wiener Neuesten Nachrich ten" mehr verachtet und ihre Schuld an der Stimmungsmache in dem Prozeß gegen die Schattendorfer Mörder so gut versteht wie ich; trotzdem sage ich essen, diese Methode, seindliche Redaktionen zu zerstören, haben die Fascisten in Italien erfunden und ich übernehme die Kampfmethoden nicht gern von dem allerschlimmsten und verächt­

lichsten Gegner des Proletariats. Das gilt in noch höherem Maße von den Vor­fällen am gestrigen Tage, von gewissen Angriffen auf Sicherheitswachleute und auf Wachstuben, die wirklich nur Leute unternehmen konnten, die tein Verantwortungsgefühl haben. Daß das nur neue Opfer kosten und dem Proleta­riat nichts nüßen kann, kann jeder verstehen. ( 3 ustimmung.) Das sind nicht Metho den unserer sozialdemokra ischen Politik. Da waren Elemente im Spiel, die weit entfernt, sind von der Denkung 3- weise klassenbewußter Arbeiter.

Ich muß in diesem Zusammenhang etwas