Cette 2.
nach einer mit ihnen gepflogenen Unterredung: Ich habe sie neuerdings aufgefordert, sich auf die Ewigkeit durch Entgegennahme der Safra mente vorzubereiten. Sie lehnten es aber ab und erklärten, lieber so zu sterben, wie sie gelebt haben, außerhalb der Kirche.
Proteste aus aller Welt. London , 23. August. Wie die Blätter mel
den, bildete sich gestern nach einer Protesterfammlung für Sacco und Vanzetti ein Zug von etwa 1000 Personen, die zum Buckingham Vaz last zogen. Hier stießen die Demonstranten jedoch auf starke Volizeiabteilungen, welche die Demonstranten zerstreuten. Auch einige Versuche, vor dem Gebäude der amerikanischen Bot. schaft zu manifestieren, wurden von der Polizei bereitelt.
Mittwoch, 24. August 1927.
die ausgegebene Parole, in Massen vor der Die Empörung über die Hinrichtung hat Istent Deutschland liefern kann, nicht allein wegen amerikanischen Botschaft zu demonstrieren, auf alle Schichten der Bevölkerung ohne Unterschied der nahen Entfernung, sondern auch deshalb, weil recht erhalten. Der gesamte Pariser Sicherheits- der Klasse ergriffen. So haben heute bereits die deutsche Industrie schon vor dem Striege auf dienst ist seit heute morgens mobilisiert. Vor den mehrere Verbände ehemaliger Frontkämpfer und den polnischen Markt eingestellt war. Eine besonKommissariaten stehen zahlreiche Autos bereit, Kriegsverleßter, die mehrere hunderttausend Mit dere Schwierigkeit bildet daneben die Frage des um die Mannschaften rasch nach den bedrohten glieder zählen, beschlossen, daß sie es ablehnen aus Polnisch - Oberschlesien nach Deutschland eine Punkten der Stadt zu befördern. Auch die Pari- müßten, weiterhin an den Vorbereitungen der zu zuführenden Kohlenkontingents, worüber noch fer Garnison hat Bereitschaft. Die Umgebung Ehren der amerikanischen Legion geplanten Fest feine Einigung erzielt werden konnte. Schließlich der amerikanischen Botschaft ist seit heute mittag lichkeit teilzunehmen. Der Präsident des Kar- bestehen auch noch Differenzen politischer Art, wie für jeden Verkehr gesperrt. Auch die Nieder telles der ehemaligen Frontlämpfer hat bereits die Frage des Niederlassungsrechts, der deutschen la jungen der amerikanischen Banken sind durch seinen Austritt aus dem Ausschuß zum Empfang Ansiedlung in Polen und ähnliches. Die deutsche beträchtliche Polizeiaufgebote geschützt. | der amerikanischen Gäste erklärt. Handelspolitik kann aber auch mit anderen Län dern zu keinem Ergebnis kommen. So schweben noch immer die Verhandlungen mit Sanada, mit Rumänien , mit anderen wichtigen Län der deutschen Handelspolitik trotz des Abkommens mit Frankreich nicht als günstig bezeichnen, er wird sich erst bessern, wenn die Neuwahlen die Interessen des großen Kapitals in der Induſtric und Landwirtschaft zurückgedrängt haben werden.
Die deutsche Handelspolitit. Sig, die besonderen Intereſſen erſt zurückzudrändern. Alles in allem kann man den jeßigen Stand
New Yort, 23. August. Etwa 6000 De monstranten sammelten sich gestern in der Nähe und Vanzettis veranstalten wollten. Die Polizei gab Schüsse gegen die Demonstranten ab. Hierbei wurde eine Reihe von Personen verwundet.
der Union Square an, wo sie eine Rundgebung verhandelt werdente, bis
Pittsburg , 23. Auguſt. Blättermeldungen zufolge wurde ein Polizist in Vittsburg getötet und viele Personen bei einem Scharmützel mit der Polizei verletzt, als diese die Teilnehmer an einer Volksversammlung gugunsten Saccos und Vanzettis auseinandersprengen wollte.
London , 23. August.( Reuter.) In Paraguay tung Saccos und Vanzettis ein Generalstreit begonnen. Die Angestellten in dem größten Teile der Geschäfte haben sich dem Streit angeschlossen. Wahrscheinlich werden heute keine Blätter er
fcheinen.
Buenos Aires , 23. August. Eine Menschenmenge veranstaltete vor den Büros einer Zeitung eine Demonstration für Sacco und Vanzetti. So bald die Nachricht von der Hinrichtung bekannt wurde, zog die Menge vor die Gebäude amerikanischer Firmen und warf dort die Fensterscheiben ein. Die Polizei war nicht in der Lage, die Ruhestörungen zu verhindern.
Rundfunt für Alle!
zusammengearbeitet. Zuweilen war es notwen gen, um zur einer Regelung zu gelangen. Das Aus Berlin wird uns geschrieben: gilt auf deutscher Seite besonders für die For Es ist für den Laien nicht leicht, sich in dem derungen der Wein- und Gemüsebanern, die die Gestrüpp der handelspolitischen Beziehungen der Konkurrenz der französischen Produzenten fürch Länder zueinander einen Durchgang zu schaffen. ten; das gilt auf französischer Seite für manche Er wird auch nicht ohne weiteres eine Antwort industrielle Gruppen, die vor der deutschen Inauf die Frage finden, warum erst drei Jahre vie Angst haben. Zwischen beiden Seiten ist lang aber endlich ein Ausgleich gefunden worden und und Deutschland zu einem Wirtschaftsman darf nur hoffen, daß die Parlamente das abfommen gelangen konnten. Dabei läßt die Abkommen ohne größere Schwierigkeiten ratifi ses Abkommen, das noch nicht einmal ein vollzieren werden, damit das Abkommen auch wirk Programm für morgen, Donnerstag. gültiger Vertrag ist, noch viele Lücken offen, die lich in Straft treten kann. Brag, 319. 11: Schallplattenmufit. 11.45: Landwirtschaftlicher erst später ausgefüllt werden sollen. Deutschlands Die Verhandlungen waren auf französischer Rundfunt. 12: Zeitfignal. Breffenachrichten. 12.10: Wittagstone Sandel mit Frankreich belief sich im Jahre 1913, Seite noch deshalb besonders schwierig, weil die nachrichten: funt für Sonder und Gewerbe. 13.30: Borfen 16.45: Börjennachrichten und Hopfenmarktpreise. 17: also im letzten Jahre des Friedens, auf 1380 Mil- Säße des alten Zolltarifs durch die In Nachmittagskonzert. 1. Thomas: Mignon. Ouverture. 2. a) Tho mas: Romanze aus„ Mignon". b) Capua : O, Marie. c) Sum lionen Mark, im Jahre 1926 betrug er dagegen flation entwertet waren, die französische Regie verdind: Wiegenlied. b) Alabiew: Die Nachtigali. 3. Saint- Saens : nur 530 Millionen Mark, wobei die inzwischen rung aber aus fiskalischen Gründen auf ihrer Er- lgeriſche Suite. 4. a) dell'Ac.ua: Ballanelle. b) Engliſches Bolts lied. c) Donizetti: Arie aus Lucia di Lammermoor ". d) Reger: eingetretene Geldentwertung noch nicht einmal be- höhung bestand. Man half sich damit, daß man wiegenlied. 5. Giraud: Piccolino. 18: Bortrag. Die Gefundheit, rücksichtigt ist. Beim normalen Handelsgeschäft den Tarif in drei Listen aufteilte. die Waren der die Grundlage der Erziehung in der Schule. 18.15: Deutiché Sendung. Wetterbericht und Tagesneuigkeiten vom Preßbüro, haben beide Teile, Käufer und Verkäufer, irgend Liste 1 genießen die heutigen Minimalsätze, auf hierauf: Prälat Dr. Anton Franz: Caritas im demokratischen welche Vorteile; hätte es nicht nahe gelegen, die Liste 3 stehen die Waren, von denen nur bestimmte Staate, 18.45: gandwirtschaftlicher Rundfunt. 19: Vortrag. Sim schleunigst wieder aufzunehmen, nachdem die 2 endlich, die für den deutschen Export hauptsäch Kriegstrompeten endlich verstummt waren? Die lich in Betracht kommt, zählt diejenigen Waren Brünn , 441. 12.15: Mittagstonzeri. 14.30: Prager Effekten. Aufgabe der Diplomaten und Staatsmänner der auf, deren Zollfäße noch revidiert, d. h. erhöh: börfe, Wettervorausfage, Breifenachrichten, Sport- und Theater berichte. 17.15: Frauenfunt. Ein Worte über die englische kapitalistischen Welt beſteht aber offenbar darin, werden sollen. Wie die neuen Sätze ausschenstüche. 17.35: De ut fche preffenachrichten. 17.45; De utje das, was logisch und vernünftig ist, in das Ge- werden, ist noch nicht bekannt, die ausländischen Sendung. Insp. R. Ulrich: Jugend und Alfohol. 18: Brittg genteil zu verdrehen, und daher ist man erst jetzt, Ronfurrenten sollen aber die Sicherheit erhalten, vichs. 18.20: Bortrag. Etwas über das Theater. 18,45: mie nal. Landwirtschaftlicher Rundfunt. Ueber das Hufen des Horn neun Jahre nach Beendigung des Krieges, so daß sie auf die Dauer mit den nenen Sätzen rech- Brag. 19: Stonzert. 1. Smetana : Duv. Libus. 2. Dvořal: Sla weit, daß durch ein vorläufiges Abkommen Ordnen und sich auf sie einrichten können. Wenn alſo Sebujudt. 4. Fibid: bant, aus Sarla, 5. Rešbera: Liebealer. nung in die gegenseitigen wirtschaftlichen Bezie auch hier der Schutzzollgedanke triumphiert, so hat der. 6. Smetana : Moldau. 20: Sörfpiel:„ Uno degli onefti", hungen gebracht werden können. Wobei noch als Deutschland doch das eine erreicht, daß es nicht inalter von Bracco. 20.45: Luftige Rezitationen. 21: Tambu politisches Kuriosum bemerkt zu werden verdient, schlechter gestellt wird als die anderen Länder, daß in diesem Abkommen bestimmte gesetzliche Re- denn ihm ist im allgemeinen die Meistbegünsti gelungen verweg genommen sind, die beide Längung zugestanden worden; Ermäßigung von Zollder, z. B. Frankreich mit der Veränderung des fäßen, die andere Länder erzieien, müssen fünftig Zolltarifes, eigentlich bei sich selbst erst hätte au Deutschland gewährt werden. durchführen müssen.
berkrankheiten. 20: Wettervoraussage und Breffenachrichten, 20.10:
gebte Nachrichten des Preßbüros, Uebersicht der Tagesereiquiffe,
Sportnachrichten. 22.15: Theaternachrichten. 22: Tanzmusit.
Rhapsodie. 3. von langen
Presburg , 300. 16: Landwirtschaftlicher Rundfunk. Produk
tenbörse, Warktberichte. 18: Drahtlofe Hebertragung des Tende Slowakei. 18.45: Wie Brag. 19: Vortrag. Fremdenverkehr, 19.30: Uebertragung aus dem Slowalischen Nat. Theater:„ Der
Touristik und Sport. 19.20: Einführung zur Opernübertragung. Sigeunerbaron", Operette von J. Strauß. 22: Wie Brag. 22,20:
Rafchau, 1870. 19: Vortrag 19.15: Prefsenachrichten. 19.20:
Konzert. Haydn : Quartett d- dur.
Budapest , 556. 11: Klavierkonzert. 18.15: Radiovortrag. 17.30: Sigeunermufit. 18.40: Radiovortrag. 19.20: Szabolcsha Mihaly
Abend. 21: Symphoniekonzert. 22.30: Schallplattenkonzert.
Daventry , 1600. 12: Quartett. 13: Schallplattentonzert. 15: Abendlieb. Kinderstunde, Leichte
ujit. 19.15: Sonaten von Beethoven . 15.30: Olleit. 21.35: Ballobenabend. 22.30: Tanzmufit.
Rom , 449 21.10: Theaterabend.
Wien , 517. 11: Vormittagsmufif. 16.15: Nachmittagskonzert.
18.15: Wochenende. 18.30: Alpenländische Dorfgeſtalten. 19: Die Budige Belt, 19.30: Esperanto. 20.05: Borlesung Onno. 21.03:
Ronzertakademie.
Ronzert und Hörspiel.
Buenos Aires , 23. August.( Reuter.) Die Darf man seine Genugtuung darüber ausEinstellung der Arbeit im Lande als neuerlicher Erschwert wurden die Verhandlungen durch sprechen, daß es endlich zwischen Deutschland und Protest des arbeitenden Volkes gegen die Hin- die politischen und industriellen seinem westlichen Nachbarn zu einem Abkommen richtung Saccos und Vanzettis wird namentlich Veränderungen, die sich seit dem Kriege gedichen ist, so berührt es um so peinlicher, daß spürt, wo der gesamte Verkehr eingestellt ist und Produktionsbasis ist kleiner geworden, feine Erz- Stande eines ſtillen, aber dafür umso heftigeren Die Straßenbahnen, Automobile und Omnibusse vorkommen hat es zum großen Teil an Frant Bollkampfes stehen. Gewiß spielen dabei bei Pofeinen Dienst versehen. Die Protestbewegung ist reich abgeben müssen, der Verlust der lothringi len nationalistische Ansprüche eine erhebliche von einer Reihe kleinerer Unruhen begleitet, bei schen Eiſenindustrie und des elfäffischen Textilge- Rolle, aber eine nicht fleinere Schuls tragen deutwelchen es zu einer Störung der Ordnung fam. bietes wirkt ungünstig auf seine Handelsbilanz sche Wirtschaftskreise daran, daß es bisher nicht zu Heute früh wurde zum Beispiel in Avellaneda ein. Frankreich dagegen konnte seine Industrien einem annehmbaren handelspolitischen Verhält, Gruppe von Leuten ein außerordentlich schnell entwickeln, die Schwer- nis zwischen Deutschland und Polen gekommen Straßenbahnwagen in Brand gestedt. eifenindustrie, die Textilindustrie, wesentliche Teile ist. Dabei sind die beiden Länder wirtschaftlich so der Fertigindustrie spielen jetzt dort eine ganz an- aufeinander angewiesen, daß ein vertraglich geKönigswusterhaufen, 1250. 14.30: Beruf und Ernährung. 15: lichen Schwierigkeiten waren aber erst beseitigt, müßte, Polen hat zwar seine Induſtrie verhält der mufit. 18.30:@panilch. 18.55: Brahms als Wenich, dere Rolle als vor dem Kriege. Die hauptsäch regelter Zustand eine Selbstverständlichkeit sein Brattliche Kompotte für den Winter. 15,40: Kochanweisungen und Speisefolgen. 16: Erziehungsberatung. acfete als die Vertreter der Schwerindustrie beider nismäßig start entwickelt, aber es ist doch noch Länder zu einer Einigung gelangten und den vorwiegend Agrarland und auf den Export seiner Eisen pakt abgeschlossen hatten. Kennzeich landwirtschaftlichen Erzeugnisse angewiesen. Genend für die gegenwärtige handelspolitische Situ- rade das will jedoch der deutsche Großgrundbesig ation auf internationalem Gebiet ist es, daß der verhindern, er fürchtet die polnische Kartoffel und Einfluß der kapitaliſtiſchen Wirtschaftsgruppen das polnische Schwein, fann es aber nicht verviel stärker iſt als früher. Das zeigt nicht nur hindern, daß der Fehlbedarf an Lebensmitteln in die Rolle, die der Eisenpakt bei den Verhandlun- großen Mengen aus dem Auslande, zumeist aus gen zwischen Frankreich und Deutschland ge- ebersee und nicht aus dem nahegelegenen Polen , spielt hat; man hat auch mit den Vertretern an eingeführt wird. Auf der anderen Seite braucht derer Wirtschaftsgruppen außerordentlich lebhaft Polen industrielle Erzeugnisse, die ihm am beziehungen. 20,45:' s Trauring!". Boltsſtüd von Reimmich.
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Verbotene Demonftrationen in Paris .
Paris , 23. August.( Eigenbericht.) Die fran zösische Regierung hat sämtliche von den verschiedenen politischen Parteien für heute abends geplanten Kundgebungen gegen die Hinrichtung Sacco und Vanzettis verboten. In dem Erlaß heißt es, daß die Polizei angewiesen fei, feinerlei Manifeſtationen in den Straßen zu dulden und alle Ansammlungen rücksichtslos zu zerstreuen. Trotzdem haben sowohi das Nomitee für Sacco und Vanzetti als auch die sozialistische und die kommunistische Partei sowie die Gerkschaften
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Der Rachen.
Querschnitt durch ein Leben.
Von Berta Selinger.
19.20: Wartung landwirtſchaftlicher Maschinen. 20.30: Ueberita gung von Berlin , 484. Maschine und Dichtung. 21.30: Bolts.
lieberduette. 22.30: Tangmufit.
Breslau , 316, 19: Die Eroberung des Raumes. 19.30: Blid
in die Zeit. 20.15: Wiener Slänge.
Langenberg, 469. 19.15: Ein Besuch im chinesischen Theater.
19,40: Gutes Deutsch . 20.05: Commerfonzert. 22.45: Heitere Ploubereien, 93.50: Tanzmusit.
Leipzig , 366. 19: Was bringt die Herbstmesse. 19.30: Das
deutsche Wertebrailuazeug. 20.15:„ Studentenliebchen", tomiſches Singspiet von Lorging. 21.15: Lorbing Abend. Großtabiluft", Zuſtſpiel von Blumenthal und Stadelburg.
Stuttgart , 380, 19.15: Schach . 20.15: Unterhaltungskonzert. München , 536. 19: Dirigieren und Tattschlagen in alter Seit. 19.30: Seim- Abend. 20.15: Die deutsch - schweizerischen Handelsbe
feiner, auch die großen Schweine nicht!" das war| mals sich so gegenüberstehen können und sich| los. Sie entbehrte schwer die Großmutter und ihr Schildspruch. selber und das liebste Herz zerfleischen. Nie weinte und verlangte heim. Aber da erbarmte mals hätte der Vater die Hand erhoben, niemals sich keiner ihrer Not; das Gartentor blieb Tag ihm die Mutter diese Bitternis ins Angesicht und Nacht verschlossen, und was draußen lag, ihm die Mutter diese geschrien. sollte den Kindern ferne bleiben. Der Vater würde froh sein, wenn er die unnüßen Mäuler nicht mehr an der Schüffel hätte.
Der Verdienst der Mutter fiel jetzt ganz aus, und die Krankheit gehrte ein gut Stück Geld auf. Alles mußte eingeschränkt und sparsamer gehalten werden. Jedes harmlose Begehren war zuviel und wurde abgewehrt. Gerade jetzt, wo ein wenig mehr Behaglichkeit und Lebensfreude der Kranken manche qualvolle Stunde freundlicher hätte gestal ten können.
Sie war in Hörigkeit und Knechttum geboren und war doch ein aufrechter Mensch, und nichts Salbes und nichts Laues war in ihr. Wie blühte ihr im tiefften Herzen die Liebe für ihr Volk! Wie haßte sie mit jedem Tropfen Blut, der in ihr war, seine Henter, wie haßte sie den katholischen Ferdi- Der Vater litt das Leid der ganzen Familie. nand! Tief schöpfte sie hinab und hob es schwer Er sorgte und mühte sich, unvermögend, die Not empor: Er war der Hund, der die Herde würgte, wirksamer abzuwehren. Nach hartem Tagwerk er war ein Hund!" saß er tief in die Nächte bei seinen Basteleien, und seine Erfindungen brachten ihm wohl Ehre und Anerkennung, aber selten ein paar Kreuzer Geld.
Ihr Vater war als halbwüchiger Bub in die Welt gelaufen, mit heißem Blut, abenteuerluftig. Heut mit klingendem Beutel ein Herr, morgen ein Vagant, arm wie eine Kirchenmaus, in andrer Herren Sold; so hatte er's lange getrieben. Er hatte in Napoleons Heeren gedient und sein Glück auf des Korsen Stern gestellt. Nach zwanzig Jahren fam et heim. Da war er um Erbe und Gewese geprellt.
Er blieb als outshöriger Sasse, wo er als freier Bauer hätte sien sollen, schlug sich mit dem Elend herum, heiratete und starb, nachdem ihm sein Weib sechs Kinder geboren.
Die Erwachsenen waren reizbar und oft un gerecht gegeneinander; die Kinder verkrochen sich schen und ängstlich, es lag wie Gewitterluft über ihnen und hinderte ihr Wachstum.
Die reiche Sippe half nicht. Sie warf nur Stein um Steine in Vaters Garten und verbitterte die franke Frau gegen ihn und zwang sie endlich von Mann und Kindern fort.
Es war ihm gelungen, eine Erfindung zu Die Aeltefte kam auf das Schloß, um die verkaufen; der Erlös sollte für die Stranke liegen Roboten der Familie abzulösen. Dort wuchs sie bleiben. Nun arbeitete er fröhlicher an einem in hartem Magddienst heran und blieb, bis sie Neuen, lief bei allen Kunstliebhabern herum und eines Tages die schmale, feste Hand auf der sam machte eifrig Studien an alten Bildern und tenen Wange des Junters hatte tanzen lassen. Stichen. Und eines Tages, er wußte wohl selbst Niemals hatte die Großmutter eine Schule nicht wie, brachte er ein paar teure Kopien nach Beach; denn ihre Zeit gehörte der gnädigen Herr- Hause. Seine Freude daran war so strahlend haft Und doch hatte sie, Gott weiß wie mühund groß, daß er auch die Mutter damit anjam, lefen und schreiben gelernt, und ihr hungri- steckte. Bis sie hörte, wieviel Geld dafür draufgez Geist war noch in hohem Alter immerdar be- gegangen war.
zeit, neues Wissen aufzunehmen und andern mit- Hätten sie sich weniger lieb gehabt, wären zuteilen. Was man gelernt hat, nimmt einem sie weniger zartfühlend gewesen, sie hätten nic
Die Kinder hatten sie vergessen hinauszutun. Sie fauerten im dunklen Winkel mit verhaltenem Serzschlag, starrten in das leichenblaffe Gesicht des Vaters mit den großzen, zorndunklen Augen, auf die zitternde, weinende Mutter, und hörten die äßenden Worte und sahen, wie die teuren Bilder in tausend Stücke zerfetzt wurden.
Am andern Morgen ging die Mutter in ihr Elternhaus zurück.
Traurige Wochen kamen. Der Vater war herbe, in sich verschlossen. Auch die Großmutter war stiller als sonst.
Die Kinder wußten sich nicht Rat. Sie wollten immer nach der Mutter fragen und trauten sich doch nicht recht, sie wollten ihre Zärtlichkeit dem Vater bringen, aber er wehrte sie still ab. Und sie entbehrten schmerzlich der Liebeszeichen. Mara und Bozena spielten vor dem Hause im Sande. Da tam die Tante Refi in ihrem Wägelchen heranfutschiert. Sie hob die Kinder hinauf, schmalzte dem dicken Braunen ein paar mit der Peitsche über, und fort gings im Trabe zum Stadtl hinaus.
Weit weg, in einem Dorfe wohnte Freundschaft. In einem breiten Sause, mitten im Obstgarten und ganz nah cm Walde. Da sollten die Mädel nun bleiben.
Mara war alt und verständig; denn sie war bald sechs Jahr. Sie war auch schon mit der Mutter dagewesen zum Obstpflücken, und jetzt standen die Bäume eben wieder voll Frucht. Sic Tannte das Gesinde und das Vich, den Hofhund, die Katzen und den Truthahn.
Die Kleine aber war ganz fremd und hilf
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Bozena fuhr aus dem Schlafe empor. Draußen krachte es, als wenn schwere Bretter splittern, Scheiben klirrten, der alte Sultan heulte, zornige wilde Stimmen schrien scheltend durcheinander. Mara stürzte herein, kletterte ins Bett und riß die Kleine an dem dicken Zopf, sprang wieder auf den Boden und schrie immerzu: Bozka, der Vater, der Vater, der Vater!"
Da war er auch schon, hob die Schlaftrunkene auf den Arm, nahm Mara an die andere Hand und brachte sie hinaus vor das Tor. Da stand Die alte dicke Kutsche vom blauen Pelikan. Bozena blinzelte auf, fuschelte sich wieder zurecht und erwachte erst, als sie schon lange daheim bei der Großmutter war,
Mara hatte unterdes schon auf der Gasse ein paar Türen einschlagen könne. geprahlt, wie stark der Vater sei; daß er einfach
Am Tage darauf kehrte auch die Mutter heim, und es hätte. wieder Frieden sein können in der kleinen Familie.
Dann kam Mara in die Schule, um dort die Künste zu lernen, über die die Großmutter nichts vermochte. Und die Kleine verlor ihren besten Spielkameraden.
( Fortsetzung folgt.)