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Mittwoch, S. August 1927.

Berunglückte Alpinisten. Wie dem„ Matin" aus Chamonix gemeldet wird, sind die Leichen der beiden verunglückten deutschen Alpinisten Dr. Grünwald( Köln a. Rh.) und Bicord auf dem Dome du gouter aufgefunden und nach St. Gervais gebracht worden. Die Alpiniſten sollen sich im Nebel verirrt haben und erfroren sein.

Deutsche Kulturfuriositäten.

Gerichtssaal.

Ein bedauernswerter Dieb.

Seite 5. Fälle bekannt, wo der Verteidiger genug schwierige Serren Baumeister hat beschlossen, Fälle in einem solchen furzen Zeitraum vor der nichts zuzugeben und wenn die Ar= Verhandlung bekam, daß ihm fast keine Zeit blieb, beiterschaft die Macht hat, so soll sie sich über den Fall eingehend zu informieren oder die Herren zum Abschlußeines Lohn­elends, das sich dem Senate bot, als der Aufseher Menschen, oft viele Monate oder Jahre, davon ab Erklärung? Weil die Herren wußten, daß die ein Prag , 29. August. War das aber ein Bild des den Fall durchzustudieren, obgleich das Schicksal eines vertrages zwingen!" Warum diese zynische ehemaligen Zuckerbäckereigehilfen Franz hängen. Andererseits haben wir im Laufe der Zeit heitliche Organisation der Bauarbeiter in Prag Chlumecky aus der Untersuchungshaft herein wiederholt die Wahrnehmung gemacht, daß Anwälte durch die Kommunisten zerschlagen worden ist. führte! Ein kleiner, schwacher Mensch, mit bleichen Ex offo- Fälle geradezu wie eine Belästigung emp. Daher haben sie feinen Angriff gefürchtet. Infol Zügen, aus denen lange Entbehrung und Hunger finden und die Angelegenheit so wenig vor Gericht gedessen haben sie in ihrem Uebermut die Arbei­Mit raffinierter Schäſſigkeit sind bei der dies- entzündung lahm, und zu all dem noch- taub, ein geklagte einen Verteidiger hat oder nicht. Wir wissen trieben, bis die Geduid der Arbeiter soch über­sprachen, auf einem Beine durch eine Hüften- verteidigen, daß es gleichgültig ist, ob der arme An- ter verhöhnt und die Unzufriedenheit so weit ge jährigen Verfaſſungsfeier von völkischen und deutsch - Säuferl Unglück. Bevor die Verhandlung angeht, war feiber, daß die Aovokaten oft nur dann beredte gangen ist. Erst jetzt wollen sie der Oeffentlich­nationalen Ehrenmännern Methoden ausfindig geschleppt sich der Mann zu seinem Er- Offo- Verteidi- Worte finden, wenn sie der Angeklagte bezahlen feit einreden, daß sie ja doch gerne einen Lohnver­macht worden, um einerseits nicht gegen Beamtenger und fragt:„ Herr Doktor, was glauben Sie, wie fann, unsere Ansicht aber ist, daß auch Advokaten trag mit den foalierten Verbänden vereinbart pflicht und behördliche Anordnung zu verstoßen, wird die Sache werden?"-- Der Verteidiger( ſtudiert der Gesellschaft gegenüber eine soziale Bflicht, nicht hätten, daß sie diese zur Verhandlung darüber anderseits aber doch gegen die Republik , die Ber - die Anklage und sieht sich den Mann an, den er ver- nur Geld zu nehmen, zu erfüllen haben und man eingeladen haben, aber die Verbände hätten es fassungsfeier und die Farben Schwarz- rot- gold zu teidigen soll):„ No, nicht qui, weil sie nämlich schon fann daher mit Recht erwarten, daß fie die wenigen abgelehnt. Dabei vergessen sie auch mitzuteilen, demonstrieren. In Schwerin erschien ein Sch it I weimal vorbestraft sind wegen Diebstahles, wie aus Fälle, die ihnen die Advokatenfammer zuteilt, daß sie die Ausgleichung der Prager Löhne mit zer Schleife, weißem Anzug und roten Nelfen. Doftor, wenn ich nur zweimal wegen Diebstahles haben, aber so behandeln sollen, daß dem Ange aus abgelehnt haben, dann daß sie die plötzliche Durfte er nicht die schwarz weiß- rote Fahne aufs verurteilt worden wäre, da wäre ich zufrieden, aber flagten, immer sozial Schwachen, Aussicht auf ein erst zwei­Dach so ich kann nicht arbeiten, weil ich immer frank bin ten Tage des Streifes bekanntgegeben haben, dann, weiß rot aufladieren. Er besaß außerdem und da bleibt mir nichts übrig, als zu stehlen." Fälle, wo sich eine Ex offo Verteidigung auf das daß sie auch diese Verhandlungen nur unter der die Dreiſtigkeit, die Schulkinder während des ganzen der foalierten Verbände am Mittwoch, also am Bedingung aufnehmen wollten, daß die Mitglieder Berlaufes der Feier stehen zu lassen, damit sie britten Streiftage, die Arbeit wieder aufnehmen doch auch eine Freude am Verfassungstage hatten. und schließlich haben sie feine Garantie für ihre Zustimmung zu irgendwelcher Lohnerhöhung überhaupt nicht gegeben. Unter solchen Umständen mußte selbstverständlich auch die Aufforderung zu Verhandlungen als Hohn aufgefaßt werden und nicht als der ehrliche und aufrichtige Wille, Ruhe zu stiften. Infolgedessen wird auch jetzt noch wei­er gestreift. Trotz aller Bemühungen ist es den Serren doch nicht gelungen, bis jetzt soviel Streif­brecher zusammenzubringen, daß der Ausgang des Kampfes gefährdet sein könnte. Die Aufgabe aller tlassenbewußten Bauarbeiter ist zu trachten, daß der Zuzug nach Brag aufgehalten wird, so lange der Kampf nicht beendet ist. Prag ist für die Bauarbeiter streng gesperrt.

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Die Verhandlung beginnt. OGR. Vavra stellt zum Erstaunen des Herrn Verteidigers fest, daß sein Klient im ganzen 34mal vorbestraft ist, meist wegen Taschendiebstahles, daß sich der Mann aber bemüht In Naumburg an der Saale, einem Dorado hat, wieder auf anständige Weise sein Brot zu ver­der Schwarz- weiß- roten, hatten Völkische und dienen, ehe er wieder mit dem Beine frank wurde, Deutschnationale in trautem Verein einen besonders weil seine letzte Verurteilung um vier Jahre zurück feinen Plan ausgeheckt, um die Verfassungsfeier auf liegt. Diesmal aber konnte ich mir schon kein Geld dem Marktplatz nachdrücklich zu stören. Als die Feier mehr austreiben, die Not war wegen meiner Strank begann, war in einer Nebenstraße eine Reihe von heit so arg, daß ich die Gelegenheit wahrnahm, wie Krafträdern und Automobilen aufgestellt. cine Frau in der Lüßowgasse ihre Portemonnaie in Kaum begann die Ansprache, jo ging es los. Nr. 1: der offenen Manteltasche ſteden hatte, da nahm ich ein Kraftwagen. Laut hupend und fnatternd umfuhr die Tasche, aber die Frau bemerkte es und fing zu er den Marktplatz. Nr. 2: ein Motorrad; rundher- schreien an, es sammelten sich Lente um uns aut, um um den Marktplatz mit Geknatter und Töfftöff. man schrie um den Wachmann und so bin ich also Nr. 3: wieder ein Motorrad. Nr. 4: wieder ein hier." Kraftwagen, und zwar der Wagen des Reichsland. Der Vorsitzende sieht es dem Manne an, daß er bundes. Der Chauffeur ging los mit dem Ausruf: „ Jetzt will ich aber einmal meine Marre nattern lassen!" Inzwischen hatte fich der Versammlung große Empörung bemächtigt. Die Polizei schritt ein und machte dem Unfug der Verfassungsfeinde ein Ende.

In Ilsfeld in Württemberg tagie an einem Sonntag im Juli eine Bauernverfamm­lung, in der der deutschnationale Reichstagsabge ordnete Störner aus Stuttgart das Hauptreferat hielt. Neben ihm sprach der Bauernanwalt Schu Traft aus Ilsfeld . Er hezte die Bauern gegen die Beamtenschaft auf und sprach:

Die Beamten haben auch schon wieder um Erhöhung des Sprunggeldes nachgesucht. Nach diesem Ausspruch frable er sich höhnisch hinter dem Ohr und sagte:„ Salt, ich habe mich versprochen!", worauf die ganze Versammlung in wicherndes elächter ausbrach. Sie hatte nur zu gut verstanden: mit dem Sprunggeld meinte cr die Kinderzulage der Beamten!

Ein junges Ehepaar in Dortmund hatte nach langer Mühe endlich eine kleine Wohnung bekom­

men.

min Der Vermieter jetzte in den Mietvertrag eine

zu

bloße Serjagen einer Formel beschränkt, anprangern, damit die Angeklagten nicht überall wehrlos den Auswirkungen einer fapitalistischen Welt preis gegeben sind.

Surych begnadigt.

Der Mörder des Autotaxibesitzers Patočka, Wenzel Surych, der zum Tode durch den Strang verurteilt wurde, ist vom Präsidenten der Republik zu lebenslänglichem Rerfer begnadigt worden. Maß gebend hiefür war wohl, daß Surych kaum 21 Jahre alt ist und daß er den Mord nicht eingestanden hat. Boltswirtschaft.

Die vierte Woche des Prager Bauarbeiterstreifs.

Der Bauarbeiterstreit in Brag dauert nun

Brager Produktenbörse.( Offizieller Be. Bejuch und bedeutend lebhaftem Geschäfte zeichnete sich die heutige Produktenbörse am Getreidemarkte durch eine unregelmäßige Tendenz aus. Von: Ge­treidesorten wurden am meisten Roggen gesucht und die Nachfrage drückte hier die Preise gegenüber der letzten Börse um 3 K in die Höhe. Weizen ver legten Schlußstande behaupten. Gerste war dem­zeichnete zu Beginn eine Neigung zur Abschwächung, fonnte sich jedoch im weiteren Verlaufe auf dem gegenüber in doch schwächten sich die Preise im weiteren Verlaufe gegenüber in der Eröffnung fast fester gehalten, die letzten Preise in Geltung blieben. Eine aus auf das größere Angebot etwas ab, so daß auch hier gesprochen weiter schwache Tendenz wies Hafer auf,

der um 4 K im Preise zurückging. Am Mehimartie

mit der Not, die er als Grund des Diebstahls an­gab, nicht gelogen hat. Daher kommt Chlumecky wegen dieses Diebstahlversuches mit sieben Monaten schon die vierte Woche. Die Unternehmer bemü- richt vom 30. August.) Bei sehr zahlreichem schweren Kerkers davon, obgleich das Strafgesetzbuch hen sich nicht nur„ Arbeitswillige" zu bekommen, in diesem Falle eine Strafe von einem bis fünf sondern auch die Sympathie der breiten Deffent Jahren festsetzt. Die zwei Fasten monatlich hätte lichkeit für sich zu gewinnen. Dazu benützen sie ihm der Gerichtshof allerdings nicht verordnen müj das Organ der tschechischen Nationaldemokraten „ Narodni Listy", welche ihre Unwahrheiten und sen. Der Mann bittet um einen Monat Strafauf­schub, um wegen seines lahmen Beines im Kranken- Berdrehungen bereitwilligst aufnehmen und publi­nicht einverstanden ist, beschließt der Senat, deminutionen am Lande ein Rundschreiben gerichtet, in haus Heilung zu suchen. Trotzdem der Staatsanwalt zieren. Gleich in der ersten Woche des Streifes haben sie an alle Bau- und Maurermeister- Insti­Unglücklichen diesen Monat Frist zu gewähren, be dem sie diese auffordern, alle ihre Mitglieder zu vor er seine Strafe antreten muß. Bergeblich benachrichtigen, daß niemand einen streikenden dem sie diese auffordern, alle ihre Mitglieder zu fragt man sich, welchen Sinn die Strafe für einen Arbeiter aus Prag in die Arbeit aufnehmen soll. derartigen Ausgestoßenen, der durch sein physisches Also die Prager Bauarbeiter sollen ausgehungert Leiden immer wieder auf den Weg des Verbrechens werden! Freilich die Herren haben sich es nicht vorgestellt, daß trotz des großen Indifferentismus, welcher durch den, in die Reihen der Bauarbeiter eingetragenen Streit um die Organisationsform so start hervortreten würden. Wenn dies aber zur gezüchtet worden ist, Widerstand und Ausdauer Tatsache geworden ist, so haben die koalierten Ber­bände das größte Verdienst daran, weil sie die Solidarität hochhalten, was selbstverständlich auch auf die breiten Massen der Bauarbeiter großen Einfluß ausübt. Darüber haben aber wieder die Unternehmer eine großze Wut. Sie wollen nicht anerkennen, daß sie sich diese Situation selber durch ihre unsinnige Sarinädigkeit in der Lohn­frage vorbereitet und zugezogen haben. Die foa­lierten Verbände haben seit dem Jahre 1924 jedes Jahr und auch zweimal jährlich den Ab­schluß eines Lohnvertrages von den Baumeistern verlangt, aber immer umsonst. Ja, voriges Jahr hat der Rechtsanwalt der Herren Baumeister bei den Verhandlungen offen erklärt: Wissen sie meine Herren, die Frage eines Lohn vertrages ist eine Machtfrage und die Mitgliederversammlung der 100 Schilling

gedrängt wird, haben kann. Die sieben Monate Kriminal werden den Mann nicht bessern. Was hier notwendig wäre? So einem armen Tenfei figen, nicht besonders anstrengenden Anstellung zu irgendeine kleine Anleihe zu geben und ihm zu einer verhelfen, das wäre die einzige und richtige Methode, um die Gesellschaft vor Strafdeliften solcher Deflaj sierter zu schützen. Aber gibt es denn eine Justitu tion, die sich um so etwas kümmern würde?

Ein Wort zur Ex offo- Werteidigung. derung von 500 Mark erhoben zu dürfen! In Arme Teufel, die eines Deliftes wegen vor dem seiner Notlage unterschrieb das Ehepaar zunächst den Straffenate stehen, haben das Recht, einen Anwalt Bertag und dachte gar nicht an die Schamlosigkeit, zu verlangen, der ihnen koſtenlos vom Gericht bei­daß im Ernstfall davon Gebrauch gemacht werden gestellt wird. Das Gericht ist in der Ex- Offo- Ver könnte. Nun kam das dem Vermieter so uner- teidigung genug wenig einsichtig und oft bekommt wünschte sind wirklich, und die jungen Leute stehen der Verteidiger den Angeklagten bei der Verhand vor der Tatsache, daß man wirklich die 500 Mart lung zum ersten Male zu Gesicht, ohne mit ihm ein von ihnen verlangte. Die Sache ist vors Gericht Wort gesprochen zu haben. Wir finden das gerade gazogen. Der Hauswirt, der durch Konventio zu für gewissenlos und es ist nicht unsere Sache, nalstrafe am Kinderſegen der Mieter ver- zu untersuchen, wer daran Schuld hat, ob das Ge­dient da regt sich kein Sittlichkeitsfanatiker. richt oder die Verteidigung. Jedenfalls sind uns

" Sie sind verhaftet," erwiderte mein Wäch­ter, wegen Abhaltung einer verbotenen Ver­jammlung, wegen aufrührerischer Neden und der gleichen. Kommen Sie!"

dem sich doch reden lassen muß! Aber es sollte sich bald zeigen, wie grundlos diese meine Erwartung war. Als wir aus dem Hause auf die Straße traten, schlugen die Turmuhren der Stadt zwölf, und in wenigen Minuten waren die Gassen und Gäßchen des Ortes von Arbeiterscharen beiderlei Geschlechtes durchſtrömt, die von den Fabriken nach ihren Heimstätten zum Mittagsbrote eilten. Besonders der Marktplay, auf dem sich die Ströme frenzten, war überaus belebt, und mein Führer schien es eilig zu haben, mich durch die Wenge zur bugsieren. Plötzlich blieb ein Arbeiter, der mit mehreren anderen ging, stehen und rief, mich und den nur zu wohlbekannten Kommisja rius ins Auge fassend:

,, Sallo! Bürger Scheu, Sie noch hier?" Es war jedenfalls einer, der auf der gestrigen Versammlung war und mich erkannt hatte. Ich zuckte mit den Achseln.

hand lassen. Aber was soll das alles heißen?"| bürgerlichem Recht und dem niedrigsten politischen fragte ich, aufstehend. Wollen Sie mir sagen, Anstand zuwider! Wenn sich die lokalen Veran­warum Sie in dieser unerhörten Weise sich an stalter der Versammlung wirklich was ungefeß mir vergreifen?" liches hatten zuschulden kommen lassen, so fonnte man mich belangen, falls ich mich in meiner Rede gefeßlich vergangen hätte. Aber dieser durch nichts gerechtfertigte nächtliche Ueberfall, diese feige An­wendung von roher, überwältigender Gewalt, Ich folgte ihm aus der Stube eine enge diese unfäglich unwürdige Behandlung: ich konnte Treppe hinauf in ein oberes Geschoß. Dort öffnete mir die niedrigen Motive zu alledem nicht deuten er mit einem Schlüffel eine eisenbeschlagene Tür und schämte mich des Vorgehens der Behörde und hieß mich eintreten. Nachdem ich es getan, und meiner bürgerlichen Ohnmacht ihnen gegen chloß er die Tür hinter mir zu, und ich stand in über vom tiefsten Grunde meiner empörten Seele. der blendenden Finsternis eines engen Raumes, Unmerklich langsam dämmerte der Morgen deſſen dicke, stickluftgeschwängerte Atmosphäre mir heran. Die Gaslaterne am Fuße der Straßen­das Atmen benahm. Ich blieb stillestehn und stiege wurde ausgelöscht und allmählich zeigten bersuchte mich zu orientieren. Allmählich bemert- fich Spuren des erwachenden Geschäftslebens. ten meine brennenden Augen mir gegenüber Lastwagen fuhren die Straße entlang und Ar­etwas wie ein kleines viereckiges, vergittertes Loch. beiter oder Strämer gingen die öffentliche Stiege Langsam, um nirgends anzustoßen, trat ich an auf und ab und ihrem beginnenden Tagwerk ent­dasselbe heran und fand, daß es auf die Straße gegen. Ich kannte feinen davon, sonst hätte ich sie Wie Ihr seht!" sagte ich, dabei auf meinen ging. Das Haus lag an einer öffentlichen Stiege, angerufen. Die. Zeit schien mir eine öde, luftver- Begleiter deutend. an deren unterster Stufe eine Gaslaterne brannte. lassene Ewigkeit. Endlich, nachdem es von einer Dieser ergriff meinen Arm und beschleunigte Ich tappie im Finstern nach einem Tisch oder nahen Turmuhr acht geschlagen, öffnete sich meine das Tempo feines Schrittes. Er mochte fühlen, nach einem Stuhl, fonnte aber nichts gewahr Zellentür. Ein junges Mädchen brachte einen daß eine unpassendere Zeit zu meiner Ueberfüh werden als einen auf einer Pritsche liegenden Stuhl herein mit einem gefüllten Waschbecken und rung kaum hätte gewählt werden können. Ich halbverfaulten, stinkenden Strohsack. reinem Handtuch. Später kam sie mit einer Tasse fonnte gerade noch bemerken, daß viele Arbeiter An ein Niederlegen darauf war nicht zu den- Staffee und einem Brötchen, das ich gierig ver- stehen blieben und sich um den Mann gruppier­en. Ich ging die vier oder fünf Schritte, die zehrte. Dann verschleppte fich der ganze trübe ten, der mich angerufen hatte. Zwei Minuten in dem Loche machen konnte, von heftigen, Vormittag, ohne daß sich um mich etwas geregt später hatten wir unseren zeitweiligen Beſtim bitteren Gefühlen beſtürmt, auf und nieber, bis hätte. Mit peinlich steigender Ungeduld und wach- mungsort erreicht, indem wir um die Ede bes mich die Müdigkeit zwang, mich auf die Ecke der sender Entrüstung sah ich dem Straßenleben zu Markiplates bogen und in das geöffnete Tor meine Hände und vertiefte mich in die Betrach stunden. Pritsche zu ſehen. Dann ſtützte ich den Kopf in und zählte die schneckenhaft friechenden Viertel- eines Hauses der Seitenstraße traten. tung des ganzen bodenlosen Glends meines Va­terlandes. Daß so etwas geschehen konnte! Meine Begriffe von unserer konstitutionellen Freisschien und mir bedeutete, ihm zu folgen. beit waren ja nie übertrieben hoch gewesen, und ich war im Verfolge meiner Laufbahn gewiß auf| hlimme Dinge gefaßt. Aber das war doch der bescheidensten ajung von verbrieften staats­

Es war knapp an der Mittagszeit, als der Polizeibeamte, der mich verhaftet hatte, wieder er

Wohin?" fragte ich.

Zum Bürgermeister."

Endlich! rief es in mix, zu jemandem, mit

"

Soh!" machte das Polizeiorgan mit einem Seufzer der Erleichterung. Wir gingen die Treppe hinauff ins erste Stockwerk und traten in eine Stube, die ich, meiner Erwartung entsprechend, für einen Warteraum des Herrn Bürgermeisters zu halten geneigt war. Sofort aber begriff ich, daß ich abermals getäuscht worden.

Warten Sie hier!" sagte mein Begleiter und

stieg Roggenmehl im Einklange mit der Roggen­befestigung um 3 K. Am Maismarfte fam es zit feinen Preisverschiebungen. Von den übrigen Markt­gebieten wäre die Befestigung bei amerikanischem Fett zu erwähnen, das sich neuerlich um 20 K ver tenerte. In Futtermitteln waren Steie um 2-3 K höher gehalten. Eine flauere Haltung herrschte für Erbsen. Das heutige Geschäft war auch auf der Nachmittagsbörse verhältnismäßig lebhaft.

Prager Kurse am 30. Auguft.

holländische Gulden

1000 Meichsmart." 100 Belgas.. 100 Schweizer Franks

1 Vfund Sterling 100 Lire.. 1 Dollar 100 franzöfifche Frants 100 Dinar

100 Bengöz. 100 polnische 3loth

Geld Ware 1849.62 1355.62% 804 75 471.25

800.75 468.25 649.25 652.25 163.50 164.70 182.90 184.30

38.60

33.90

131.72

182.92

59.18

59.68

589.30

592.80

375.50

378.50

478.87

476-871

verschwand rückwärts durch die Tür, bei der wir eingetreten. Dann sperrte er sie von außen ab.

Ein Wechsel des Arrestortes also!- Ich blickte um mich. Eine kleine Stirbe, deren Ein­richtung aus Tisch, Stuhl und Bett bestand, und deren kleines Fensterchen nach einem öden Hof­raum ging.

Ich schritt in meinem engen Gefängnis, das dem üblen, warmem Geruch nach, soeben von einem anderen Arrestanten geräumt worden sein mußte, mit wild pochendem Herzen auf und nie­der. Es dauerte nicht lange, so hörte ich Schritte auf dem Korridor wie von herumlaufenden Per­sonen. Ich lauschte. Von der Straße her tente das Geräusch von vielstimmigen Rufen, wie ausge­stoßen von sich stauenden oder wehrenden Mengen.

olla!" dachte ich, Was ist da los? Regt sich das öffentliche Gewissen? Der von ferneher tosende Lärm wurde stärker. Plötzlich dröhnte es wie ein Donnerschlag durch das Haus, dessen hohes, massives Tor wie gegen einen Widerständ auf hörte man von unten eine Stimme: Wo ist von außen ins Schloß geworfen war. Gleich dar­er denn?" dann das Geräusch vieler Fußtritte, die Stiege herauf, auf meine Tür zu, die auf geschlossen wurde.

Serein trat ein Mann in einem großen

leberrock, den But in der einen Sand, mit Ber anderen den Schweiß sich von der" Stinne wischend. Hinter ihm mein Freund, der Herr Stommiffarius, und etliche andere Beamte.

Obgleich er sich mir nicht in seiner Würde vorstellt, sehe ich doch, es ist der Bürgermeister in höchsteigener Person, und auch er scheint sich mit bezug auf meine Person keiner Täuschung hinzu­geben. ,, Da haben wir's!" ruft er mir zu, jetzt sehen Sie, was Sie angefangen haben! Die ganze Stadt ist im Aufruhr!"

( Schluß folgt.)