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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei Der Thechoslowakischen Republit.

Dienstag, 20. September 1927.

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Nr. 220.

Kote Gemeindewirtschaft" Drei furchtbare Autokatastrophen in Mähren  . Mataja  , der Kronzeuge

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Drei Zote, fünf Verlegte bei Ung.- Hradisch. Sechs Schwerverletzte bei Sokolnik.- Ein Zoter und acht Ein Zoter und acht verletzte Kinder bei einer Wallfahrt im Auto.

der Christlichsozialen.

Der gute Spießer diese gibt es in allen Massen-hört es und erschauert. Es fällt ihm nicht ein, zu prüfen, worin diese rote Gemeinde­wirtschaft besteht. Gelegentlich hört er das Schlagwort von den Rednern der bürgerlichen Parteien in wegaverfendem Tone vortragen, liest es in den bürgerlichen Zeitungen, die seine Ungarisch Hradisch, 19. September. Brünn  , 19. September. Heute früh genen alleinige geistige Sost bilden und verbindet da- Das dem Anton Klut aus Buchlowit ge- 8 Uhr fuhr der zwischen Schüttboriß und Sofol­mit nur die Vorstellung, daß die in der Ge- hörende, vom Chauffeur Pleva gelenkte Auto- niß verkehrende Autobus beim Ausweichen meinde zur Herrschaft gelangten Arbeiter in an mobil fuhr gestern um 19 Uhr 20 Minuten vom vor einem Fuhrwerke mit großer Geschwindigkeit geborener Unfähigkeit und Böswilligkeit alles Bahnhof in Altstadt bei Ungarisch gegen die Straßenböschung, wobei er was bürgerliche Kulturgesinnung aufgebaut, in radisch nach Buchlowiß. Auf dem die Lo- sich dreimal überschlug. Er blieb umge­Grund und Boden hineinwirtschaften. Das talbahn mit dem Hauptbahnhofe in Ungarisch  - tippt liegen. Sechs Personen wurden Wort ist eine andere Formulierung der früher Hradisch   verbindenden Eisenbahnübergang fuhr schwer verletzt. Die Brünner tschechische von den bürgerlichen Parteien aufgestellten um dieselbe Zeit ein Zug mit drei Per Rettungsstation leistete den Berunglückten die proßenhaften Behauptung: der Arbeiter ist sonenwagen und einem Lastwagen mit erste Hilfe und brachte die Schwerverletzten mit nicht reif, in der Gemeinde mitzusprechen, man Milch. Der Chauffeur und der Lokomotivführer einem Sanitätsauto nach Brünn   ins Annen- empört, daß die Christlichsozialen als Mitglieder Grund und Boden sein, um dazu fähig zu sein. nahmen die Gefahr in einer Entfernung von un- spital. Kleinlicher Neid, Mißgunst, bornierter Staften- gefähr 29 Schritte wahr. Der Lokomotivführer

muß mindestens Hausherr oder Besitzer von

In den ersten christlichsozialen Wählerversammlungen tritt als beson dere Attraktion H. Mataja   genannt Mizzi Schmidt, aus   Wien auf. legenheit. Die Gemeindewahlen nahen und da Die Christlichsozialen sind in großer Ver. fürchten jie mit Recht, daß die Wähler sie für den Verrat, den sie am Volfe begangen haben, zur Rechenschaft ziehen werden. Da sehen sie sich denn in der Not ist ihnen ein Herr Dr. Mataja, nach Hilfe in der Not um. Und als ein Helfer Mitglied des österreichischen Nationalrats und ehemaliger Minister in   Deutsch österreich   erschienen. Das deutsche   Volk in der Tschechoslowakei   ist der tschechischnationalen Regierung an der Knebelung des deutschen Volkes mithelfen und es wirft ihnen vor, daß sie für den deutschfeind geist, für den oft jeder Anlaß fehlt, Untertanen- vermochte aber den Zug nicht mehr zum Halten Brinn, 19. September. Sonntag vor­lichen Kurs mit verantwortlich sind. Wer könnte gesinnung, politische Wirrköpfigkeit und Indif zu bringen. Der Chauffeur verlor die Geiftes- mittags fuhr das Lastauto der Firma Sulat ihnen besser helfen, diesen Vorwurf zu wider­ferenz sind leider noch immer der Boden, auf gegenwart und Kaltblütigkeit und fonnte im& Co. aus Königsfeld   zu einer Wallfahrt legen, als der Mann, den das Volk Deutschöfter­dem das infame Schlagwort, von der Bour- leßten Augenblicke das Unglück nicht mehr ver- nach ranau  . Die Insassen waren mei- reichs zu seinem Außenminister bestellt hat? Und in der Tat hat Dr. Mataja die geoisie erfunden, um die Gemeindestuben als hüten. Der Autobus wurde vom Zuge das Automobil einen scharfen Abhang hinunter- Außenpolitik Desterreichs ganz wesentlich beein tenteils Kinder. Auf dem Rückwege, als ihre Domäne zu erhalten, fortwuchert. Bei den im wahrsten Sinne des Wortes fuhr, passierte die nahegelegene Strede einflußt. Und Dr. Mataja kann auch als Person lekten allgemeinen Gemeindewahlen im Jahre durchschnitten und seine Trümmer vom Güterzug. Der Chausseur fonnte den in sehr wohl zum Kronzeugen über die 1923 hat dieſe Lüge, mit der die Bürgerlichen   Zuge noch etwa 25 Meter von der Unglücksstätte Schwung befindlichen Wagen nicht mehr an-" deutsche   Gesinnung der Christlich­als Hauptschlager ins Feld zogen, ihren Dienst mitgeschleppt. An der Unfallſtätte blieben drei halten und fuhr mit so großer Wucht in sozialen herangezogen werden. Als Außenminister erfüllt. Wichernde Freude herrschte, als es ge- Personen tot liegen. Fünf Berleßte zertrümmert wurde. Die im Automobil sich überzeugte, daß ihm auch das fortwährende die Lokomotive, daß das Auto vollkommen hat er in jenen fritischen Zeiten, als Desterreich lungen war, den durch die von der Sozialdemo- wurden in das Krankenhaus gebracht, zwei von ißenden Personen wurden durch den Anprall Serumbetteln in   Genf nicht die Rettung bringen fratie errungene Gemeindedemokratie geſteiger ihnen nach der Anlegung eines Noiverbandes in herausgeschleudert. Der Chauffeur fam ohne fönne und als sich immer mehr der Ansch I u- ten Einfluß der werktätigen Maſſen auf die häuslicher Pflege belassen. An der Unglücksstätte erlekungen davon, sein mitfahrender Bruder wille bemerkbar machte, ja als sogar in Eng­Gemeindeverwaltungen, zu schmälern. Gar jedoch wurde getötet. Alle acht in den land die Einsicht aufzudämmern begann, daß mancher proletarische Mensch freute sich mit, fand sich heute eine Gerichtskommiffion ein, Automobil fahrenden Kinder im Desterreich ohne Anschluß an Deutschland   nicht würde Alle adr em ohne zu ahnen. daß er geholfen hatte, der Bour- welche untersuchen wird, wer an dem Unglücke Alter von 7 bis 15 Jahren wurden zu helfen sei; damals im Anfang des Jahres geoisie gegen sich selbst zur Herrschaft zu ver- die Schuld trägt. 1925 hat Dr. Mataja, obwohl er wegen Strank­belfen. Haben es die bürgerlichen heit monatelang von seinem Amte beurlaubt Parteien in den Gemeindestuben war, Reisen ins Ausland unternommen stellungen wurden neun Personen verletzt. Zwei und hat dort hochnotpeinliche Besprechungen abge seither bessergemacht? Haben sie nach­Wagen des Zuges stürzten um, drei weitere enthalten. Man sieht also, wie ihm das Schicksal geholt, was sie der roten Gemeindewirtschaft bruch bei einem der Wagen zurückzuführen. gleisten. Der Ünfall ist auf einen Achsenschentel Desterreichs am Herzen lag. Es ist klar, daß die als Verjäumnis vorgeworfen haben?

berlebt. * Berlin  

, 19. September. Sonntag entgleiste

Noch ein Auto überfahren. direktion Sannover teilt mit: Seute gegen 14.30 Hannover  , 19. September. Die Reichsbahn­Die Gedankenlosen ihre Zahl ist zum Wunstorf   furz vor Wunstorf   einen Personen Uhr überfuhr der D- Zug der Strede Bremen­Glück für die bürgerlichen Parteien großfraftwagen, von dessen Infassen drei getötet und haben, wenn sie hörten, die Sozialdemokratie wei schwer verletzt wurden. Alle Getöteten und bei der Einfahrt in den Bahnhof Caputh- Teltow habe versagt", ein Zuwenig an Tätigkeit Verletzten stammen aus Hannover  - Linden. bei Potsdam   ein Personenzug der Brandenbur der Sozialdemokraten darunter verstanden. Was die Bürgerlichen darunter meinten, war aber gerade das Gegenteil. Rote Gemeindewirtschaft,

Entgleiste Züge.

gischen Städtebahn. Die Lokomotive und der Pacwagen sprangen aus den Schienen und leg­ten sich auf die Seite. 20 Personen wurden ver­letzt, darunter vier so schwer, daß sie ins Stran­fenhaus nach Potsdam   gebracht werden mußten. Es handelt sich in den meisten Fällen um Aus­flügler aus Berlin  . Auch die vier Schwerver­letzten sind sämtlich Berliner  .

Journalisten der anderen Staaten neugierig waren, wie er über die wichtigste Frage Defter­reichs, über den Anschluß dente, und die italienische Zeitung Tribuna" ließ ihn über die Stärfe des Anschlußwillens fragen. Darauf sagte Dr. Mataja:

,, Es gibt einige, die an diesem Glauben hängen, aber es handelt sich um individuelle Ansichten, die ihre Vertreter in den beiden Parteien der Großdeutschen und Alldeutschen finden. Desterreich will die Verträge respek­tieren. Der Geist dieser Verträge ist aber gegen den Anschluß."

das war und ist ihnen nicht zu wenig, sondern Frankfurt   a. M., 18. September. Der zu viel Fürsorge, zu vie Rührig- Schnellzug Mainz   Frankfurt   a. M. entgleiste feit, zu viel Kontrolle. Besonders zu gestern Abend auf der Durchfahrt durch den biel Fürsorge für den armen Men Bahnhof Goldstein. Nach den bisherigen Fest­schen, den die Sozialdemokraten in den Mit­Als im Oktober 1925 das neueste Genfer  telpunkt ihrer Tätigkeit stellten, während früher, Diftat, das Desterreich noch mehr als bisher jolange das Bürgertum in den Gemeinden un- für sein Handeln, sondern immer nur der Argumente entgegenstellen, nur Verdächtigun- fesselte, im Nationalrat zur Verhandlung fam, gestört in Amt und Würden jazz, nur die Grundsay, es mögen feine öffentlichen Stoften gen und Verleumdungen. Wie erbärmlich ist es legte euthner dar, daß sich die Außenpolitik Rücksicht auf den Geldjad, auf den entstehen, damit der besitzende Bürger von Soch, wenn das Bürgertum schreit, die Sozial- Matajas zum Ziel gesetzt habe. Desterreich vom Anschluß an Deutschland   nur recht weit wegzu­Hausbesiß, auf die beiieren Leute" Steuern möglichst unbehelligt bleibt. Mote Ge- demokraten untergrüben die Gemeindefinanzen, bringen, und er nannte ihn einen Feind des das Leitmotiv war. Wieviel schöner war meindewirtschaft das Wort soll die einen da schon vor dem Einzug von Sozia deutschen Volkes und ein Werkzeug es in den Gemeindestuben, als nur Besitz und mißgelaunt machen, daß die Sozialisten zu listen in die Gemeindestuben die des französischen   Imperialismus Steuerleistung das Wahlrecht verlichen und wenig vollbringen, die andern soll es schrecken, Finanzen bis zum drohenden Ban worüber Mataja sehr in Aufregung geriet das Bollwerk des Wahlrechtsprivilegs die lohn- daß die Erfüllung der sozialistischen   Forderun erott untergraben waren und die und einen Ordnungsruf gegen Leuthner durch­criverbenden Schichten von der Teilnahme an gen zuviel koste und die Umlegen steigere. Die Bürgerlichen   es auch sonst verstehen, die Um- feßte. Darauf erklärte sich der sozialdemokratische der Gemeindeverwaltung ausschloß! Ein Sit Steuerpolitif, welche die Bürgerlichen ohne legen in die Höhe zu treiben, weit höher, als Verband ausdrücklich mit Leuthner solidarisch. barinnen war nicht ein 2 m t, sondern eine Ausnahme in allen Gemeinden im Interesse sie jemals durch die sozialistische Gemeinde Man ficht, Serr Dr. Mataja ist der best e Bürde. Ein kommunalpolitisches Programm der besitzenden Stlasse treiben, ist auf die ein politik erflommen wurden. Rofe Gemeindewirt 3euge für das Deutschtum der Christlich­war Nebensache, keine der bürgerlichen Par- fache Formel Taschenzu!" zu bringen. Das schaft wir greifen das Wort, das Leider hatte diese Affäre noch eir fleines teien, welche in den Gemeindeſtuben thronten, heißt aber nicht zugeknöpfte Taschen gegenüber ein Schmähwort sein soll, auf. Wir Nachspiel für Herrn Dr. Mataja. Dieser hatte hatte ein solches. Weitousblickende Gemeinde- den Wünschen und Bedürfnissen der Wohlhaben sind stolz darauf! Jawohl, rote Wirtschaft, geglaubt, sich gegen die Anwürfe Leuthners am politik, sie war dem sich auf seine Privilegien den, nur mit der Rücksicht auf die Armen, die das ist es, was wir in den Gemeinden wollen! besten durch Schimpfen zu schüßen. Er sagte in stützenden Bürgertum ein spanisches Dorf. Kranken, die Siechen sollen die Gemeinden ver- Das bedeutet: Bruch mit einer trostlosen Ver- seiner Erwiderung auf Leuthner: Mir war es so, Kürzlich riet ein christlichsozialer Politiker, man schont werden. Dabei darf niemand glauben, gangenheit und ihren engherzigen, engſtirnigen als ob in meiner Nähe etwas Unappetitliches, . Das war so solle bei den Geineindewahlen nicht von Politik, daß die bürgerlichen Parteien besser wirtschaf- Mächten. Bruch mit dem Selassenegoismus der Unsauberes aufgewühlt werde nur von elektrischer Kraftversorgung und von ten" und die Gemeindeumfagen vermindern. Besißenden, Einzug eines neuen Geistes in die frech, daß die Arbeiter- Zeitung  " sich veranlaßt der Wasserleitung reden, aber auch die Beschäf- Es wird noch genau, an der Hand der amtlichen Gemeindeverwaltungen. Rote Gemeindewirt- jah, zu zeigen, wie wenig Anlaß Mataja   habe, von Unappetitlichem und Unsauberem" zu tigung mit diesen Dingen wurde den Bürger- Steuerstatistit, nachgewiesen werden, daß die schaft, das iſt ſozialiſtiſche Politik im Dienste sprechen, und sie enthüllte Matajas Be­lichen erit durch die Sozialdemokraten ange Umlagen in den vorwiegend oder der Allgemeinheit, das ist, die Gemeinden, die zichungen zu der übel beleumdeten Bin­wöhnt. Doch auch heute ist ihre Vorliebe für durch aus von Bürgerlichenverwal eine Belle des Staates sind, zu einer Belle für bermann- Bank.

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sozialen.

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Herr Dr. Mataja ist nämlich, wie ja bekannt sie nicht tief, denn sie festen Geld. Beschaf- teten Gemeinden durchschnittlich die kommende sozialistische Gesellschaftsordnung, fung guten, gesundheitlich einwandfreien Trink- höher sind, als in Gemeinden mit für eine bessere, glücklichere Zukunft des ar- und das ist auch mit ein Grund, warum ihn waffers selbst heute gibt es noch von den sozialdemokratischer Mehrheit, beitenden Volfes zu machen. Das bedeutet: die ebenso antisemitischen Christlichsozialen her­beirufen ein großer Antisemit. Nic Bürgerlichen beherrschte Gemeinden, die sich oder in denen die Sozialisten einen stärkeren Sorge für die Jugend, für die Schwachen, für beirufen ein die vom Schicksal Verstoßenen. Ihr schreckt nur war ihm auch nur seine Partei antisemitisch ge­gegen die Schaffung einer Wasserleitung sträu- Einfluß besitzen. ben. Die Gesundheit der andern" betrachtet Lungenkräftige Phraseure und fingerfer- die Dummen und die Geldjackegoisten mit nug. Im Jahre 1917 beschwerte er sich darüber, daß im Wiener Rathaus  , in dem damals Weis­ver wohlhabende Bürger noch immer als Austige Schreibknechte werden auch bei den heurigen eueren verlegenen Anklagen, gegen die soziali firchner firchner als christlichsozialer Bürgermeister beutungsobjekt oder als unnötigen Lurus. Ent Gemeindewahlen mit der rote: Gemeindewirt ſtiſche Gemeindepolitif, den andern muß herrschte, die Juden den größten Einfluß gc­gegen allen nationalen Phrasen ist nicht die ichaft" operieren. Das Bürgertum fann uns ie eine Mahnung sein, mit allen nießen, und verlangte, daß die Partei ein ent­schlossenes Bekenntnis zum Antisemitismus ab­Rücksicht auf das Allgemeinwohl bestimmend feine chrlichen Programme, keine geistigen Kräften für sie zu wirfen!