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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Zwei Welten tämpfen.

Samstag, 1. Oltober 1927.

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Nr. 230.

den Wolfspelz zu ziehen, haben nichts an der gleich e, Rettungswerk an einer tausendfach Büttel- und Zutreiberrolle der bürgerlichen verfluchten, schuldbeladenen, blutbefleckten Parteien geändert. Alle Reformen, die sie for- Elendsordnung.

dern, um die Pestluft der bürgerlichen Welt In diesem großen Ringen zweier Noch vor jedem Wahlkampf, den wir oder[ dern um Sein und Nichtsein der bürgerlichen erträglich zu machen, sind ein Geständnis Welten ist unser Kampf eine Episode. eine unserer Bruderparteien in anderen Gesellschaft geht. Wir haben gerade durch die der Lebensunfähigkeit dieser Welt. Sein Ausgang ändert nichts am Schidjal der Ländern zu führen hatten, schwuren die bürger- Erstürmung der Gemeinde ein Feld er- Wirtschaften, sparen, Frieden halten im Volk, bürgerlichen Welt. Sie wird durch uns oder lichen Parteien, bei allem, was ihnen je heilig obert, auf dem die Saat des Sozialis- beten und arbeiten und was der Parolen mehr an sich selbst zugrundegehen, wie immer wir war, sie würden nur mit des Geistes Waffen, mus üppig gedeiht. Hier konnten wir bisher find, ergeben, mit fritischen Augen gelejen, mit uns jest schlagen. Aber uns führt auch in die­nur sachlich und vornehm kämpfen. Und noch bauen, vorarbeiten, praktisch zeigen, was wir dem Ohr des Unterdrüdten gehört, doch nur sem kleinen, in der Geschichte einmal wenig be­nie haben sie das Wort gehalten, nie werden wollen. Hier zeugt jede unserer Taten für die das schrille Signal einer neuen Treib- deutenden Kampf das Bewußtsein, daß unser fie es halten können. Die sachlichen Argumente Idee, die sie geboren hat. jagd auf die Bauleute der neuen Zeit. Sieg den Untergang des Alten, den Aufstieg gegen uns sind gewöhnlich am ersten Stampftag Ja, rennt nur an gegen die rote Ge- In den Händen dieser Sachwaiter des des Neuen beschleunigen kann, daß er uns ers schon erschöpft, Wochen schmußigster, hemmeindewirtschaft". die euch zu kostspielig ist, die Alten und Faulen wird alles zum Fluch. möglicht, Tausende neuer Bausteine herbeizu mungsloser, persönlicher Angriffe folgen. Wir euch ungerecht erscheint, weil sie den   Cham- Wenn wir bauen, jorgen, Strante und Kinder schaffen. Uns wird die Idee des Sozialismus wissen, was wir in den nächsten zwei Wochen pagner besteuert und das Trinkwasser umsonst pflegen, Mütter retten, Arbeit schaffen, dann zur Feuersäule, die uns vorangeht in der Nacht zu erwarten haben, wüßten es, auch wenn die gibt, die den Reichen nimmt und den Armen verffärt unser Zun der Wille und die Sehn- eines Kampfes mit verächtlichen und tüdischen fachlichen" Argumente bis heute gereicht hät gibt! Ihr werdet manchmal noch Glück haben, jucht, eine neue Welt zu schaffen, die in uns Feinden. Dem Bürgertum wird die Idee, die ten. Denn an dem, was wir auch im fleinsten wie ihr es schon hattet, und werdet uns gelebt. Wenn der Bürger, sich verleugnend, Hand Verteidigung einer todgeweihten Welt, zum Kampfe zu erobern, in der bescheidensten Bo- legentlich eine Gemeinde entreißen, uns zurüdan Gemeinnüßiges legt, so tut er es in der Fluch, der seine Taten lähmt. taille zu verteidigen haben, rüttelt man nicht drängen und euch für ein paar Jahre wieder Absicht, das Fluchwürdige, das Bestehende Darum wollen wir diesen Kampf mit der Sachlichkeit" eines Unternehmerjetre- als Herren ausspielen über das norige Volf! zu stüßen und zu schützen. Ob er Häuser führen im Zeichen des Sozialis. tärs oder eines Pfaffen. Ihre schärfsten Pfeile Aber ihr tötet den Geist nicht! Nicht baut oder mordet, ob er fascistische Mordbanden mus, im Glauben an das Wort Karl Ren­hat die bürgerliche Wissenschaft im Kampfe mit dem Höllenbreughel von Haß und Wut, oder christliche und nationale Arbeiterpar- ners, daß sieg haft sein wird über die gegen den Sozialismus verschossen, bis ihr den ihr gegen uns entfesselt, nicht im Blute teien" aushält, ist beim Bürger nur ein Unter- Idee der Gewalt die Gewalt der Köcher leer war. Unter den vielen Jubiläen, die unserer Wärtyrer, die der Fascismus hin schied in der Methode. Sein Ziel ist das Idee! das Bürgertum feiert, vergißt es eines, das schlachtet, werdet ihr die Idee des Sozialismus wichtigste, lehrreichste, aber auch das für die töten. Was könnt ihr uns entgegenstellen, das bürgerliche Welt bedenklichste, jenes, das in an die Idee heranreichte, die uns Führerin iſt Inappen zwei Jahrzehnten schon unter dem in allen Stämpfen mit der feinlichen Welt des Titel gefeiert werden könnte: Ein Jahr- Bürgers? Ein Abgrund zwischen zwei hundert Antimargism us! Welten tut sich auf, wenn wir unser sozial­

Und da seit den ersten polemischen Stämp- demokratisches Programm dem Programm fen Marrens, die zeitlich zusammenfielen mit irgendwelcher bürgerlichen Parteien gegenüber­den Aufständen der schlesischen und böhmischen stellen. In jedem Wort, in jeder Parole bei Weber, bis zur neuromantischen Wirtschaftslehre uns der flare Wille, eine neue, schönere Welt die

Der Zusammenbruch der fommunistischen Gewerkschaftspolitit.

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Die Niederlage im Prager Bauarbeiterstreit. Rückzugsversuch der Kommunisten auch im nordböhmischen Textilarbeiterkampf.

Nun hat die Arbeiterschaft an einem großen bon Kommunisten geführten Lohntampje den Unterschied zwischen dem Vorgehen der freien Gewerkschaften und dem der Kommu nisten gesehen

In welcher fläglichen Situation sich der baß er plötzlich entdeckt hat, wir seien gewiffen­ Vorwärts" befindet, geht auch daraus hervor, daß er plötzlich entdeckt hat, wir seien gewiffen­los". Und warum denn? Doch das muß man örtlich genießen: Der Sozialdemokrat", so schreibt der Vorwärts",

zählt eine Reihe von Streiks auf, die die Noten Gewerkschaften erfolglos geführt haben und braut daraus die Theorie, daß die Kommunisten nicht fämpfen können... Es zeugt von einem unge­heuren Ausmaß von Gewissenlosigkeit, daß der ,, Sozialdemokrat überhaupt zu einem solchen Argument greift.

aft vergebens den Sozialismus zu erbauen, in jedem Satz, der trocken und nich| Das feige Zurückweichen der Kommunisten| Aber beim Prager Bauarbeiterstreik hilft nicht bekämpft und immer von neuem endgültig tern aufzählt, was wir in Staat und Gemeinde im Prager Bauarbeiterstreif, das Zusammenklap einmal das und der Vorwärts" muß schließlich widerlegt hat, ohne daß die bürgerliche Welt wollen, der Abglanz einer großen, weltenzer- pen der Führer des Internationalen Allgewerk zugeben, daß die Bedingungen für die Niederlage das Gespenst der sozialen Revolution aus ihren störenden und weltenerbauenden Idee. Bei den schaftlichen Verbandes, die bedingungslose Nie objektiv" gegeben waren, während natürlich Angstträumen verscheuchen konnte, versuchten Bürgerlichen   das ganze Programm ein einziger derlage, in die sie die Arbeiter hineingeführt.fubjektiv" alles für den Sieg sprach. Ich habe sie es längst mit anderen Mitteln. Sein Protest gegen Menschlichkeit und Menschen haben, bilden einen Marfſtein in der Geschichte es nicht gewollt" ruft der Reichenberger Gewerf­Schimpfwort ist zu ordinär, keine Lüge zu würde. Ob in den salbungsvollen Phrasen eines der die Arbeiterschaft schädigenden Tätigkeit die schaftsstratege wie der General nach der verlo­fer Partei. renen Schlacht. Aber der Welt imponieren nun plump, keine Verdächtigung zu gemein, fein Pater Hilgenreiner die Absage an jede Sozial­Argument zu albern, um nicht gegen die So- politik jejuitisch verbrämt erscheint, ob ein deutsch  cinmal nicht die Feldherren, die sich wegen ihrer Niederlage höflich entschuldigen, sondern die Sie­zialdemokratie verwendet zu werden. Und was nationaler Professor, wie es eben in Ham­ger, welche die objektiven" Voraussetzungen für die Vergewaltigung des gesunden Menschenver- burg geschah, offen die Parole ausgibt: Be­ihren Sieg gesucht und gefunden haben. standes und jedes moralischen Gefühls noch im- hebung des Bevölkerungsüberschusses durch mer nicht erreichte, das sollte erreichen die Hungersnot und Seuchen, Ausrottung der über- und erkannt: Unsere Gewerkschaftsvertrauens brutale Gewalt der Wassen. Zum Bündnis zähligen Proletarier durch Cholera und Tuber- männer prüfen nüchtern die Machtverhältnisse, des blutigen Terrors mit dem gei fuloje, es bleibt dasselbe Lied. Es gibt keinen fie suchen, wenn möglich für die Arbeiterschaft stig moralischen Bankrott wis im bürgerlichen Politiker, der den Arbeitern zu ohne Streif etwas zu erreichen und erst wenn Fascismus der bürgerliche Se ampf gejagen wagte, es sei eine Luit, in diefer Welt alle Mittel der Verhandlung erschöpft sind, geht zu leben. gen den Sozialismus. es in den Kampf, der mit Energie, wirklicher Lei­Aber jeder dieser Politiker verdenschaft und Zähigkeit geführt wird. Die Kom­Denn sie wissen es nur zu gut: wo immerteidigt die Unrechtsordnung und munisten benehmen sich vor dem Stampfe grö wir uns treffen und wie wir uns treffen, wird bietet alle Leidenschaft, deren sein Geist noch Benwahnsinnig, möchten aus jedem Streit die es ein Kampf ums Ganze. Wir ringen fähig ist, zum Schuße deffen auf, das er selbst soziale Revolution machen, greifen sofort zu der um die Hirne von zwei Dußend Kleinbauern als Unreche erfannt hat. Eine und dieselbe schärfften Waffe des Arbeiters, dem Streit, ge­in einem Böhmerwalddorf mit der gleichen Methode zieht sich durch alle Programme des lingt er aber nicht, dann verlieren sie die Nerven, Leidenschaft, die uns werbend vor tausende Bürgertums: Erhaltung des Be- friechen zu Kreuze und ergeben sich dem Stlassen Das ist aber wirklich nicht schön von uns, Industriearbeiter treten läßt. Es ist die gleiche stehenden, sei es erfaust um Steformen, jei gegner auf Gnade und Ungnade. Das ist die daran zu erinnern, daß der Bauarbeiterstreif in große Idee, die wir ins Herz des fast noch es bezahlt mit Blut, Konservierung die- beiter aus dem Prager Bauarbeiterkampf gewon munisten verloren haben. Leider haben wir diese wertvolle Erkenntnis, welche die Ar- Prag nicht der einzige Streit war, den die Kom­leibeigenen Lardarbeiters brennen, und die wir ser entsetzlichen Welt der Schieber und Milliar- nen haben und die man auch beim Kampf der Höflichkeit, die darin besteht, den Arbeitern Tat­dem Bürosklaven vermitteln. Sie jähen es gar däre, der Arbeitslosen und lebenslangen Hun- Textilarbeiter Nordböhmens zu beobachten Gele- fachen zu unterschlagen, nicht gelernt, auf diese zu gern, wenn in jedem Orte nur um.die paar aerleider, der Lohnsklaven und Roboter, der genheit hat. Weise können wir die Dinge Meinigkeiten gekämpft würde, die nach ihrer Villenbesitzer und der Wohnungslosen, der täg- Die fommunistische Presse war erst ganz verzeihe uns vielmehr an den Lassalleschen Grund­Ansicht in die Gemeindepolitik gehören. Und lichen Feste und der täglichen Selbstmörderliste, fleinlaut und versuchte über den mißlungenen fat wenn es selbst unsere Sozialpolitif wäre, die der hungernden Kinder und der vollen Fabri- Streit hinwegzugleiten. Rude Pravo" und" Vor­wärts", sonst so redselig, schwiegen. Erst" unser sie aus dem Felde schlägt, sie würden sich für kantenwänste, der tuberkulosen Fabriksmädchen Angriff nötigt die Serrschaften schweren Her- Diese Methode werden wir unsererseits immer die Zukunft trösten, wüßten sie nicht, daß jedes und der in der Sonne der Riviera Erholung" zens zur Verteidigung auszurücken. Und was befolgen, mag es die jammernde Tante aus Rei­Haus, das Sozialisten in einer fleinen Ge- suchenden Goldfische der oberen Zehntausend! bekommt man da zu hören? meinde bauen, jeder Sieg des solidarischen, Raffen und rauben, erpressen und ausbeuten, Der Vorwärts" jammert darüber, daß wir sozialistischen Gedankens ein Ba u stein für Stanonen und Maschinengewehre bauen, lügen die Kommunisten für das Mißlingen des das Riesenwerk des Sozialismus ist. Das Pro- und heßen, es dient alles der Rettung einer Streits verantwortlich machen. Ietariat wird nicht stehen bleiben beim Häuser- Welt, deren Arbeitsheer schon an Syphilis und Ja, wer ist denn sonst für den Abbruch des Pra­bauen und bei der sozialen Fürsorge für Müt- Tuberkulose zugrunde gegangen wäre, wenn ger Streiks verantwortlich. Enva der Raubmör ter, Strante, Kinder und Strüppel, das Prole- wir nicht auf sechzig Jahre unaufhaltsamen der Lecian oder die Boxer Demsey und Tunnrey? tariat wird sich nicht damit bescheiden, daß die Aufstiegs der Sozialdemokratie zurückblickten. Jeder Prager Bauarbeiter und jedes zeitungs- aufs Maul." Scntle den Pfaffen eniriſſen wird. Das Prole- Wie lange wird man dieser bürgerlichen leſende stind weiß, wo die Verantwortlichen zu tariat tut mit jedem dieser kleinen und großen Welt noch das teuer erfaufte Dasein fristen, suchen sind und wir werden die Kommunisten noch oft in der Zeitung und in Versammlun Werke einen Schritt in die Zukunft: wie lange werden der Kitt von Blut und gen an ihre Schuld, an ihr Verbrechen und Ein gesünderes, ein geistig regjames, ein kraft- die Bänder von Menschenbein noch das morsche vor allem an ihre Feigheit erinnern. volles Geschlecht wächst heran. Noch bluten wir Gemäuer zusammenhalten?! aus den Wunden, die der Krieg uns schlug, aber Sie haben uns nachgeahmt in allen wir kommen und gehen nicht wie die vielen Aeußerlichkeiten des politischen Getriebes. Eine bürgerlichen Parteien, die heute eine Welle Art Aftlimatisation an das tödliche Gift, das hochhebt, morgen eine andere verschlingt. Wir dem Kapitalismus   im Blute fißt, sollte ihn wachsen seit einem halben Jahrhun- retten. Haben sie nicht alles wie wir? Organi Da sind doch die Kommunisten ganz andere tvarum gibt es im Baugewerbe und in allen dert und wir haben uns seit den Tagen des iationen, Volks- und Katholikentage, Bartei- sterte. Mit Hilfe der aus Moskau   gelieferten, übrigen Branchen so viel Unorganisierte? Ausnahmsgesetzes und der Sozialistenverfol- tage und vor allem- Programme? Aber der in Stonservenbüchsen luftdicht verpackten Thesen Die Antwort fällt nicht schwer: Weil die Kom­gungen so viel erobert, daß es heute nicht mehr Inhalt bestimmt die Form. Alle Refor- wird sonst jede Niederlage der Revolutionsjünger munisten die starke, einheitliche Gewerkica- um Sein und Nichtsein des Sozialismus, son- men", die darin bestanden, das Lammfell über so lange analysiert, bis daraus ein Sieg wird. bewegung gespalten haben. 1919 und 1920 er

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der Vorwärts"

,, Aussprechen was ist".

chenberg, die in ihrer Einkaufstasche nichts ande­res hat als Moskauer   Thesen, als gewissenlos" nur immerzu beklagen. Mit dieser Methode wer­den wir die Politik der Kommunisten immerzu durchleuchten, damit die Arbeiter einsehen, daß hinter den tönenden Phrasen seige Herzen stehen. Man muß den Kommunisten nach dem klassischen Worte Schillers auf die Fäuste sehen, nicht das Rube Bravo" wieder bemüht sich um­ständlich darzulegen, daß nicht die Stommunisten, sondern die unorganisierten Schuld an der Niederlage tragen. Das hat zu­mindest den Vorteil, daß von den Angegriffenen In seiner Verzweiflung möchte sich der keine Antwort kommt, denn die Unorganisier Vorwärts" in die Arme der Wissenschaft ten" sind eine Masse, für die niemand spricht. flüchten und klagt uns ano wie fürchterlich Mag sein, daß die Haltung der Unorganisierten daß wie es in dem Jargon der dritten Inter  - die Herren Hais, Kohn und Zapotocky   bewogen nationale heißt, in der reformistischen Presse hat, die Waffen zu streden. Aber jeder Versuch" fehle, die Dinge zu analysieren".

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