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7. Jahrgang.

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Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Schließt die Reihen!

Samstag, 8. Oltober 1927.

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Nr. 236.

einiger und geschlossener sie sich wieder unter| unter Umständen sogar sozialpolitisch, während dem Banner der Sozialdemokratie zu einer sie gleichzeitig die sozialpolitischen Errungen­unüberwindlichen Masse zusammenschließen schaften zu zerstören suchen. Rings in der Welt, auch bei uns, sehen wir Bürgerblöcke, die Bour­geoisie weiß, daß es ums Ganze geht. Auch die Proletarier, die Besitzlosen,

Acht Tage noch, dann werden die Ge- I längst jede Kraft eingebüßt und wenn sie Ernst wird. meindewähler an die Wahlurnen treten. Nicht überall wird gewählt werden, mancherlei Ursachen werden die Selarheit des politischen Votums trüben, es ist ein politisches Votum, das die Wähler zu fällen haben werden aber in großen Umrissen wird das Ergeb­nis dennoch Stimmung, Gesinnung und Willen der Bevölkerung fundgeben. Immer waren Gemeindewahlen auch politische Wahlen, sie sind es diesmal mehr als je. Die nähere Zukunft, die Gestaltung der Verhältnisse in nächster Zeit, ein Stück Schicksal des arbeitenden Volkes hängt von ihrem Ausfall ab. Für voer gegen die Bürgerregierung, Verwerfung oder Gutheißung ihrer antifozialen, flaffenegoisti­schen Politik, das ist die Losung. Es geht um weit mehr als um die Zusammensetzung der Gemeindevertretungen.

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machen wollten, wäre dies nur der lang gesuchte Das fühlt auch der Kapitalismus   in allen Anlaß, am Proletariat einen Aderlaß vorzu- seinen Nerven, darum mobiliſiert er alle nehmen und die Herrschaft der Bourgeoisie, Kräfte, alle Mittel, mobiliſiert seine Agenten, müſſen dies erkennen! Manche von ihnen, ver­wie das in manchen anderen Ländern geschehen die bürgerlichen Parteien, in geschlossener Pha- wirrt durch das ungeheuere Nachkriegsgeschehen, ist, durch Arbeiterblut fester zu fitten. Sie weiß, lang gegen uns. Er züchtet die Gelben, gründet haben die Orientierung verloren, ungeduldig daß nicht der Moskauer Kommunismus, wohl und souteniert die faſciſtiſchen und Hakenkreuz- und irregeführt durch die trügerischen Ver­aber der Wegber Sozialdemokratie lerischen Organisationen, mißbraucht die Ne- heizungen der kommunistischen   Partei, ſtanden ihr gefährlich ist. Wo die Kommunisten ligion, wobei ihm die Parteien der Kirche sie uns in den letzten Jahren fern oder ließen imstande waren, sich der Führung des Prole- willige Dienste leisten, verheßt die Nationen, sich gar als Werkzeuge der Reaktion und dem tariats zu bemächtigen, waren Galgen, gefüllte um im Trüben fischen zu können. Nichts gilt ihr in die Hände arbeitenden Moskauer   Kom­Sterker, ein wehrlos gefnebeltes Proletariat mehr, fein Ideal, feine Grundsäße, alle Partei- munismus gebrauchen. An sie, die einst mit und eine über Leichenmassen triumphierende unterschiede lösen sich in dem einen und ein vollen Segeln zu uns famen, aber, weil sie den Bourgeoisie das Endergebnis. Nur dort, wo die zigen Willen auf, das Bürgertum und feine Kompaß verloren, mit geficktem Maft zurück­Sozialdemokratie stark genug geblieben ist, ver- Leibwächter zur antimarristischen Einheitsfront blieben, ergeht der Ruf: Schließt die mochte das Joch des Fascismus von der Ar- zusammenzuschweißen. Daß die einen außer Reihen! Sämpft mit uns gegen die beiterklasse abgewehrt werden. Der Joicismus halb, die anderen innerhalb der Regierungs- Reaktion! Sorgt dafür, daß die ist trotz alles ihres demokratischen Geilunfers mehrheit stehen, fann darüber nicht täuschen, 2rbeiterbewegung im Lager der die große Hoffnung der Besizklassen. Käme es da sie in diefem einen Willen einig sind. Der Sozialdemokratie wieder werde, auf die Methoden der Kommunisten an, jo frbeiterklasse Luft und Lebensatem zu rauben, was sie einst war: die vorwärts. wären die Wassen längst schon auf den Stand fie rechtlos zu machen, ihren Aufstieg zu hemitir mende Einheitsfront, die der Hörigkeit früherer Epochen zurückgeworfen men und die Entwicklung zurückzuwerfen, istiegreiche Phalanx des klassen­und nur die Sozialdemokratie vermochte dem ihrer aller, ou grün, ob schwarz, ob gelb, ob bewußten Proletariats! Vordringen der blutigen Reaktion einen blau, gemeinsames Streben. Sie drapieren sich Damm entgegenzusetzen.

so

Die deutsche Großindustrie und ausländisches Kapital als Geldquellen der Nationalsozialisten.

und aus der Tschechoslowakei  !

Alles gegen die sozialistische Arbeiterschaft, alles, um die Roten wie Hunde niederzuschlagen!"

ler in Berlin   war, speiste er bei Bech­stein, wobei die Frau Sitler als ihren Adoptivsohn ausgab. Ihr Mann gab Sitter jeweils Geld, wenn er mit seinem Völkischen Beobachter" in Schwierig feiten war, während sic itler mit

Der Aufmarsch der Parteien ist vollzogen, die Wahlaufrufe veröffentlicht. Alle fühlen die Bedeutung dieser Wahlen, darum girren, flöten, buhlen die Wahlprogramme der Bürgerlichen  Maffulaturpapier, gut genug zum Ein­heizen um die Gunst der Wähler und holen die ältesten Ladenhüter von Verleumdungen Aber noch aus einem anderen Grunde wen­gegen die Sozialdemokratie hervor. Bemafelt. Den sich die Feinde der Arbeiterfloffe gegen uns entehrt und gebrandmarkt bleibt ihnen nichts allein mit voller Wucht. Sie wissen, was die übrig, als den Wählern blauen Dunst vorzu- Arbeiterschaft der Sozialdemokratie, und nur machen. Aber so freigebig die Regierungs ihr allein, ihrer Zähigkeit, ihrer Stfugheit, ihrer deutschen mit Versprechungen um sich werfen, Bielklarheit zu danken hat. Seitdem die so weit sie den Mund aufreißen, aus allem Entwicklung des Kapitalismus   das nadie In­flingt doch ein Unterton des Kaben- tereffe, die gefühlloje bare Zahlung" an die jammers mit, der sie ergriffen hat. Sie Stelle alter historischer Bande und Sitten hat wissen, daß es ihnen schlecht gehen muß, wenn treien lassen, waren die Vesißer der Produk­die Wähler sich weniger an die Hohlheit ihrer tionsmittel stets bemüht, aus der Arbeits­der Arbeits Die Hitlerbewegung erhielt Geld von reichsdeutschen Industriellen Zukunftsversprechungen und mehr an ihre fraft, ohne Rücksicht auf Leben, Gesundheit und Leistungen in der Gegenwart halten. Wohlergehen der Schaffenden, eine möglichst und aus dem Ausland, unter anderem von Ford, aus der Schweiz  Vorsichtig verbergen sie ihre Ziele und suchen hohe Profitrote herauszuschinden. Was war die je nachdem mit aufgedonnerten oder schwam Arbeiterklasse, bevor ihr die Sozialdemokratie migen Redensarten über sie hinwegzugleiten helfend und schüßend zur Seite trat? Die Män­und hoffen im übrigen, daß diejenigen, die ner in der Arbeitsbluse arbeiteten in überfan­nicht alle werden, auch diesmal der Hypnoje aer Arbeitszeit, in Dumpfheit und Gedrückt­teutonischer Kraftphrasen, antisozialistiirheit dahin, wußten nichts von Solidarität, von Am Mittwoch nahm in Berlin   der Par-| Schlagworte und christlich- demütig gefalteter Klassenbewußtsein, waren eine Masse, die ihr lamentsausschuß zur Untersuchung Hände unterliegen werden. Der Attivismus Schidjal jo hinnahm, wie es ihr heute noch der Vorgänge vom 1. Mai bis 9. No­ist unsere Retting, er führt uns einer freieren von den Silerifalen hinzunehmen geraten wird auf. Es handelt sich, wie bekannt, um die el­bember 1923 in Bayern   seine Tätigkeit Zukunft entgegen, verkünden sie. Unter on als ein unabwendbares göttliches Gejeß. Die denzeit" Hitlers   und feiner Bewegung, um haben die Propagatoren des bürgerlichen Akti- Bourgeoisie brauchte diese Arbeiter nicht zu jene fonterrevolutionäre, sozialistenfeindliche Be­vismus Kette auf Kette für das Volf, für die fürchten, denn diese stellten sich mit der Hoff- wegung die mit dem Münchener   Bierputsch ein Nation schmieden helfen. Was eine kleine Annung auf ihre Mildiätigkeit und Barmherzig- so überraschend erbärmliches Ende fand. In dem zahl von pflichtvergessenen, unfähigen und verfeit zufrieden. Sofern sie auf eine Wendung Untersuchungsausschuß nun berichtete zunächst räterischen bürgerlichen Politikern verübt hat, zum Beieren hofften, erwarteten sie diese erst der volksparteiliche Abgeordnete Pestalozza wird die Masse auf viele Jahre hinaus im Jenseits oder aus dem freien Antrieb und über die Vorgänge vor und an dem 1. Mai 1926. müffen: alle, die von der Hand in den My dem warmen Herzen der herrschenden und benalsozialistischen Verbände am 30. April beschlos Unter anderem wurde in einer Sigung der nativ­leben. Und um all dies vergessen zu machen. sitzenden Klassen, aber dabei versanken sie in sen, den Reichswehrgeneral von Lossow auf fämpfen die Schuldigen mit Lüge und Nieder immer tieferes Elend. Brach sich aber die zufordern, Waffen für die National­tracht regen uns, gege: die Sozialdemokratie, bumpie Verzweifluna der rechtlojen, ausaebeu- ozialisten bereitzustellen, denn die ihre Nichtswürdigkeiten enthüllt. Von teten, getretenen Menschen in Sturmansbrüchen ihrem qiftigen Haß umzischt, müssen wir den Bohn, dann war für die Herrschenden erst recht ,, morgen sollen die Noten wie die Hunde Wahlkampf gege: eine Welt vo: Fei: Gelegenheit geaeben, ihre Arbeitssklaven zu führen. Baaren zu treiben. Da erschien den lesen. Alles lief darauf hinaus, gegen die So­So stand im Protokoll der Situng zu So­Doch freimütig sei zugegeben daß wir Sklaven der Arbeit das Licht des zialisten mit schärfster Waffenge­uns diesen Saz verdient hab n Sozialismus und leuchtete in die walt loszugehen. u: die Arbeiterfeinde haben gute Ge seelenlose Masse. Der Organisations­dafür. Da ist eine Partei, die kommunistische, gedanke feimte auf, ein Erwachen ging durch die sich revolutionär nennt und von sich die Reihen des schaffenden Volkes. Es begann rühmend behauptet, daß sie von der Bourgeoisie sich seiner Kraft und Macht bewußt zu werden. am stärksten gehaßt und gefürchtet wird. Aber Langsam aber stetig stieg es auf, bis es, troß seht euch um in diesem Wahlkampfe! Die stom- aller Rückschläge, zu einem nicht zu übersehen­munisten werden von den bürgerlichen Parteien den Faktor im politischen und wirtschaftlichen kaum beachte, die haben sich das Fürchten Leben wurde. Die Sozialdemokratie erkämpfte vor ihnen vollständig abgewöhnt. Der Arbeiterschaft das freie Wahlrecht, eine ver­Um sich ihrer zu erwehren, wenn sie etwa ihre fürzte Arbeitszeit. welche die geschundenen Ar­geschwollenen revolutionären Phrasen in eine beitstiere erst zu Menschen machte, Schuß ihrer Zat umseßen wollten, dazu hat die Bourgeoisie Arbeitskraft. Der Arbeiter wurde der Träger ja die Polizei, im übrigen sicht sie in ihnen einer die Welt umfassenden Bewegung, wie sie willkommene Bundesgenossen ge- in gleicher Mächtigkeit und Tragweite ihrer gen die Sozialdemokratie, wie sie Biele nie vordem in der Geschichte gesehen ihr in den gelben und fascistischen Hilfstruppen wurde, einer Kulturbewegung im wahrsten nicht besser erſtehen können. Wie nach der Sage Sinne des Wortes. Die Arbeiterflasie ist noch wickelt war, die Borfig= Werke. alles, was Könia Midas   mit seiner Hand be- lange nicht am Ziele angelangt, sie hat erst rührte, sich in Gold verwandelte, so wandelt sich einige Etappen erreicht, erst die Grundlagen unter den Händen der Kommunisten alles, in ihres weiteren Aufstieges gelegt. und Größeres ein minder wertvolles Metall, aus dem die und Höheres liegt vor ihr. Dennoch hat sie Reaktion die Ketten für das Proletariat unter Führung der Sozialdemokratie ein Stück schmiedet. Warum sollte die Bourgeoisie die Macht errungen. das sie der Erreichung ihrer Kommunisten fürchten? Ihre Worte haben Ziele um so rascher entgegenbringen wird, je

niedergeschossen werden".

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Woher nun nahm die national­sozialistische Arbeiter"-Partei das Geld zu dieser Attion? Darüber gab als Mitberichterstatter im par­

lamen'arischen Untersuchungsausschuß der sozial­demokratische Abgeordnete oegner Aufschluß:

unst gegenständen unter stützt c, mit dem Bemerken, er könne damit machen, was er wolle. Es han= delte sich um Gegenstände von höherem Wert. Auch von Mitgliedern des Bayerischen Industriellent= verbandes hat Sitler nach einem Vortrage, den er vor Mitgliedern dieses Verbandes hielt, auf Grund einer Aus: sage des Geheimen Kommerzien rates Aust, München  , reichlich Gelder crhalten.

Aus den Aften ergibt sich ferner, daß Geld vor allem auch aus der Schweiz   geflossen ist. Sier waren die Vermittler jener berüchtigte Dr. Danser, der als Verleumder Eberts bekannt geworden ist, und sein Unteragent Ingenieur Koller in Winterthur  . In den Akten befinden sich u. a. Zusammenstellungen der cmp= fangenen Schweizer Franken   während der Inslationszeit. Es ist u. a. davon die Rede, daß es sich um rund 33.000 Frank handelt, die sitler erhalten hat. Es flossen ihm aber auch über das Konto Franz Sansstaengel andere c= visen zu, holländische, lische und amerikanische. Ueber

cinem Herrn Friedemann aus Süd­ afrika   ein Scheck; der Milliardär Ford wird ebenfalls als Geldgeber genannt. Auch aus der Tschechoslowakei  flossen Hitler   nach den Akten erheb= liche Mittel zu.

In den Polizeiaften werden als die Geldgeber der Hitlerbewegung genannt: Konsul Scharrer in Bernried   amie Banja- Bank in München   fam von Starnberger   See, der aber nach einer anderen Mitteilung persönlich als Geld­geber nicht in Betracht kommt, Ahren­berg, Mapitänleutnant Mücke, Dr. Grande l, Augsburg  , der in den Anschlag auf General von Seedt ver= Berlin  , und die Firma Beder, Geld von Großindustriellen, von Geislingen  , die als wichtigste Aristokraten und Offizieren ist Geldgeberin der Nationalsozialisten be- das nicht eine wunderbare Arbeiterparte? zeichnet wird. Ein besonders wichtiger Geld vom amerikanischer Stapitalismus, Geldgeber isf auch der Pianoforte vom Milliardär- Ausbeuter Ford, aus Süd­fabrikant Bechstein,   Berlin. afrika  , aus der Schweiz  , aus aller Herren Die Eheleute Bechstein sind mit Sitter Länder ist das nicht eine wunderbare natis­freundschaftlich verbunden. So oft Hit- nale, völkische Bewegung? Geld sogar aus