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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 9. Ditober 1927.

Jawohl, die Einheitsfront! Die allreaktionäre Koalition und der Kampf

der Sozialdemokratie.

Eine Rede des Genoffen Dr. Karl Renner in Prag .

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Nr. 237.

ist die einzige Stadt, in der jedes tschechische Schulfing cin tschechisches Schulbuch lostenlos von der Wiener Gemeinde erhält.

Mit was sollen die kommunistischen Füh rer bei diesen Gemeindewahlen die Arbeiter Locken? Irgendwelche Erfolge in den Ge­meindeverwaltungen haben sie nicht aufzuwei­sen, denn ihre Aufgabe dort war es nicht, praf­tische Arbeit für die arbeitende Bevölkerung zu leisten, sondern die Sozialdemokratie zu be­lauern, anzufallen, zu entlarven" und immer womöglich das Gegenteil von dem zu tun, was die Sozialdemokraten taten. Der Kampf für die„ Tagesforderungen" der Arbeiterschaft war ihnen reformistischer Betrug und nur Ge­genstand des Spottes. Mit solchen Kleinigkei ten gaben sie sich nicht ab, sie sahen, selbst noch in einer Zeit, da die Reaktion die Arbeiterschaft in die Verteidigungsstellung gedrängt hatte, das Rot der Weltrevolution am Horizont. Sie fam nicht. Immer aber setzten sie ihre auf den unmittelbar bevorstehenden Kladderadatsch ein­gestellte Taktif fort, der Reaktion neues Blut zutreibend. Nacheinander pacelten sie mit Raditsch, mit dem Massenmörder Enver Bajcha, mit Tschangfaischef u. a., von denen sie die Er­lösung des Proletariats envarteten, bis diese sich allesamt als Verräter, Schurken und Ar­wichtig, daß die Deutschen in diesem Lande die Sofalverwaltung in Bezirk und Kreis besitzen, beiterschlächter entpuppten. Mussolini und Horthy danken ihnen ihre Herrschaft, Hinden­anstelle der Gaue wäre auf die alte Streiseintei burg seinen Reichspräsidentenstuhl. In jedem Dr. Renner, der mit Beifall begrüßt lung zurückzugehen. Und der zweite Hauptpunkt Kalendervierteljahr wechselten sie ihre Parolen wurde, erinnerte an die große Wählerversamm ist der Schutz der Minderheiten. Nichts von alle und Thesen, um auch die neuen wieder durch ung, die er vor den Parlamentswahlen in Prag dem haben die Aftivisten sich vorbehalten. Sic abgehalten hat. Damals habe ich führte der haben Ministerposten at.iv besetzt ich weiß neueste zu ersetzen und die abgelegten ins alte Redner ausbesonders betont, daß ein Wandel nicht, ob die Aktivisten nicht bald Pensionisten Eisen zu werfen, aber nie fanden sie die, die in der tschechischen Politik unmittelbar bevorsicht, fein werden aber die Nation hat damit nichts verholfen hätten. Bei und daß viel darauf

Das ist deshalb so, weil die Sozialdemokratic garnicht anders kann als die Rechte Der Minderheiten zu achten. Daher gibt es für die Deutschen in Prag, auch wenn Freitag abends fand in Vrag im als die deutschen Aktivisten die nationalen Inter- fie bürgerlich sind, gar nichts besseres, als dafür Uraniajaal eine von mehreren hundert Peressen der Deutschen vollkommen in Stich ließen. zu sorgen, daß die Stadt endlich so we sonen besuchte öffentliche Wähler Sie haben an der Regierung teilgenommen, ohne Wien eine sozialdemokratische versammlung unserer Partoi statt, die ihre Bedingungen zu stellen ohne ihre Sicherun Mehrheit erhält, auch wenn es eine tsche­ihr Gepräge durch die glänzenden mit stür- gen vorauszunehmen. Aber sie haben noch chisch sozialdemokratische Mehrheit ist. Denn wenn mischem Beifall aufgenommene Rede des Schlimmeres getan, und das wird ihnen die Ge- die Sozialdemokratie auch manchmal irren mag, Genossen Dr. Kart Renner( Wien) er schichte nie verzeihen. Sie haben zugelassen, daß so steht sie doch unter einer großen internatio­hielt. In der Versammlung sprachen zuerst anstelle einer nationalen Lokalverwaltung die nalen Verantwortung, sie muß doch immer wie­die Kandidaten unserer Partei, Genosse Dr. Länderverwaltung trilt, die überall die Deutschen der mit den anderen sozialdemokratischen Parteien Engel und Geneffin Hadenberg, wor- zur Ohnmacht verurteilt. Sie haben sogar zu zusammenkommen, und sie fann einfach nicht tun, auf Genosse Dr. Renner sein Referat, das gelassen, daß das einzige Land mit deutscher was jedes bürgerliche Regime kann. Darum gibt wir unten wiedergeben, erstattete. Nach Mehrheit in Mähren einverleibt wurde. In es für die Deutschen in Prag nichts besseres, als Renners Rede ergriff ein Kommunist ihrem geschlossenen Wohngebiet ist eine Nation sozialdemokratisch zu wählen. Ich habe vor Herrn namens Freund das Wort, der aus einer unsterblich. Tausend Jahre lang haben die Professor Raffa die größte Hochachtung, aber ich Verlegenheit in die andere geriet, als er Magyaren die Slowakei beherrscht, aber sie haben habe den Eindruck, daß seine Gruppe nicht so recht die positive Arbeit der Kommunisten im fie in tausend Jahren nicht entnationalisiert, weil weiß, ob sie ja oder nein, jagen soll, ob sie falt Lande schildern wollte. Seine Rede war voll sie das lokale Zusammenleben der Slowaken nicht oder warm ist, sie hat politisch feinen Ausdruck. von Verdächtigungen, was die leidenschaft- durchbrechen konnten. Man kann eine Na- und daher auch feinen Nachdruck. Die deutsche liche Empörung der Versammlung hervortion, die ihre eigene Lekalverwal- Sozialdemokratie in diesem Lande hat einen rief. Noch frecher benahm sich der ehemalige inng bat, eine Zeitlang unter außerordentlichen Vorzug gegenüber vielen an­,, Vorwärts" Redakteur Schiff, der nach Fremd herrschaft halten, aber sie deren Parteien: wenigen Worten vom Schauplap abtreten wird wieder frei. Deshalb ist es besonders mußte. Zum Schluß fertigten die Genossen Dr. Strauß und Dr. Nenner die kom munistischen Kaffeehauspolitiker ab.

den Sozialdemokraten flagten sie über zu gefomme, wie er sich gewonnen.

vollziehen wir d. Meine Anfündigung ist wahr geworden:

Statt der allnationalen haben wir nun eine allreaktionäre Stoalition.

Sie hat in den ärgsten Stürmen, in den größten nationalen Umwälzungen und ſtant­lichen Katastrophen und unter der gehässig sten Verfolgung in der eigenen Nation, nic­mals einen Schritt von ihrer prinzipiellen Haltung abgelenft. Sie hat ihre Fahne rein und aufrecht durch alle Stürme hindurch ge­tragen. Auf sie ist Verlaß, es ist in ihr Brin zipienfestigkeit und Kraft.

Darum fage ich, daß sie in ganz wenigen Jahren hier eine entscheidende Rolle spielen wird, Ich habe oft darüber nachgedacht, wie es möglich wäre, die deutsche Minderheit in diefer denn eine Partei, die sich so fest und Stad: für alle Zeiten deutsch zu erhalten. Daicher bäit, sammelt am Ende doch mußte ich an Wien denten. Es gibt in Wien die große Mehrheit ihres Volfes, eine tschechische Minderheit, die immer fieiner Es wird hier schließlich auch nicht anders sein, wird, aber sie hat die vollkommenſte Schulfrei als in Desterreich, wo wir schon alles um uns heit, die man sich denken kann. Wenn man fragt, gesammelt haben, was vorwärts will. wo es das beste tschechische Schulwesen in der Welt gibt, so lautet die Antwort: in Wien. klaſſe im Durchschnitt nur 22 Sünder, Wien

Aber wir wollen auch von den sozialen Interessen sprechen, die bei dieser Wahl auf dem Spiele stehen. Ich will nicht auf die Details der Wiener Gemeindepolitik eingehen. Ich will mir verfuchen, tlar zu machen, welche Bedeutung eine Gemeindevertreiung haben kann, und welche un geheuere Bedeutung sie vor allem für den schaf fenden und arbeitenden Menschen haben kann. Da muß ich zunächst eine Voraussetzung allen sozialen Schaffens besprechen. Auch zur sozialen Arbeit gehört Geld, Geld und wieder Geld. Daher müssen wir auf die Finanzgesetze, die den Städten

ringe Demokratie, ihre eigene Partei gleicht einem Strafgefängnis, in dem es feine freie Regung, feine abweichende Meinung, nur die Zuchtrute der Aufseher gibt. Alles ging ihnen Ich habe damals gesagt, daß ein deutscher zu langsam, sie selber haben die Entwicklung Bürger in der Tschechoslowakei , der an michts zum Krebsgang nach rückwärts gebracht. Sie anderes, als an seine nationalen Interessen denkt, rühmten ihre Hochzucht des revolutionären dann erst recht die deutschen Sozialdemokraten Fühlens und Denkens, dabei sind sie jetzt bei wählen muß, weil sie die stärkere Garantie für der Kriecherei und Speichelleckerei vor den die Rechte der Deutschen bieten. Auch diese Ve fit..tiſchen faſciſtiſchen Worbicubiten aus hauptung iſt in trauriger Weiſe beſtätigt worden, Mordbanditen ange­langt. Der Fascismus ist geradezu ihr Syröß Geor ling. Bei allen von Sozialdemokraten gefihr beispielsweise im„ Rude Pravo" liest:" Die ihre Bekämpfung als seine einzige und Haupt­ten Lohnbewegungen zeierten sie über Verrat, Hauptursache des elenden sozialen Standes der aufgabe zugewiesen hat, der hat das Recht ver­dabei verstehen sie von Gewerkschaftspolitik Arbeiterfiasse ist ihre Uneinheitlichkeit. Wo wirft, ernst genommen zu werden, wenn er be nur das Spalten, Zerseßen und Bellenbilden es feine Einheit gibt, kann es auch feine Straft hauptet, er möchte mit den Beschimpften und und führen die kommunistischen Streifbewe- geben." Das hätten die Neunmalweisen doch Geschmähten gerne zuſammengehen. Es gibt gungen durchwegs in hoffnungslose Stataftro- schon wissen können, che ſie die Einheit des cute nicht einen einzigen jozialdemokratischen und Gemeinden größere Rechte zuweisen, unser phen hinein. Sie wollten die Bourgeoisi: zu Proletariats zerstörten! Jetzt möchten sie diese Arbeiter, der nicht wüßte, daß die sogenannte besonderes Augenmerk lenken. Ais Genosse Dr. Paaren treiben, heute reibt sich vor Vergnügen von ihnen vernichtete Einheitsfront wieder Einheitsfront den kommunistischen Führern Engel hier die Grundlagen Ihres neuen Ge­die Bourgeoisie die Hände über die Silfe. die herstellen, aber wie klug und dumm zugleich nur Taktik und Manöver ist und ein meindefinanzgesetzes darlegte, ist mir erst recht ihr durch die Kommunisten zuteil wird. in der kommunistischen Partei. plumpes noch dazu. Zynisch, frivol suchen bewußt geworden, welche große Leistung wir So­Nichts will mehr ziek, die Entlarvungetaftik Die anderen sozialistischen Parteien werden sie als Auftragnehmer Moskaus den hinter- zialdemokraten in Desterreich dadurch vollbracht trägt nicht einmal die Regiekosten, auch der freundlichst eingeladen, an sich das Harakiri zu hältigsten Betrug am Proleta- haben, daß wir den Gemeinden, und insbesondere der Gemeinde Wien, im ständigen Stampfe weit­Mumpit der Rußlanddelegationen beginnt vollziehen. Einheitsfront unter kommunistiriat zu üben, indem sie es unter falschen aus größere Rechte errungen haben, als sie vor ſtarf zu versagen, also woher in des heiligen schem Kommando! Bis uns die Luſt anwandeln Vorſpiegelungen einzufangen trachten. Was her hatten. Was Sie jest hier haben, Lenins Nomen einen Wahlföder nehmen? sollte, an unserer Partei Selbstmord zu be- die stommunisten nicht auf geradem offenen das ist nicht das älteste Oesterreich, bleibt wirklich nur die zerichliffene und machen, werden wir dies den Kommunisten mit- Wege erreichen fönnen, nicht durch die geinn- das ist noch viel schlimmer. Denn da­sendmol geschändete Varole von der proletari- telst Vostfarte bekanntgeben. fene Werbekraft ihrer Idee. nämlich die Ge- durch wird die Umsatzsteuer, die in den Städten schen Einheria. Einheitsfront! Wir wollen es den Kom- winnung der sozialdemokratischen Arbeiter, bas und Industrieorten gezahlt wird Auf dieser Parole reiten sie denn auch in munisten ein für allemal jagen: in ihrem wollen sie durch Hinterlist und auf Schleich Fonds, den überall tschechische Mehrheiten und diesem Wahlkampf wie auf einem Steckenpferd Wunde wird das Wort erst dann keine Blas- wegen erreichen. Die Einheitsfront- Parole überall agrarische Mehrheiten, verstärt: durch er­herum. Früher, in ihrer Sünden Maienblüte. phemie bedeuten, wenn sie mit der Einheits- Mostaus und seiner Satelliten ist ein großan- nannte Regierungsvertreter, verwalten, den agra­rischen Gemeinden zugeschanzt. Wenn wollte die kommunistische Partei alles allein front dort anfangen, wo sie der Arbeiterschaft gelegter Naubzug, dem jedoch trotz allen An- Stadtgemeinde kommt, mit hohen sozialen und sogar gegen die Sozialdemokraten schaffen, ein gutes Beispiel geben können: in Ruß- ſtrengungen seiner Inspiratoren jeder Erfoln Laſten, dann wird der Landesausschuß sagen, das heute muß sie ihren Anhängern iaoen: Kinder, I and! Für sie ist aber die Einheitsfront nur verjagt bleiben wird.

auch die tschechischen Gemeinden bevorzugen und einmal dem Bezirkshauptmann die wahrheit gesagt hat, wird über­haupt nichts erhalten.

eine aufrechte, gerade Stadt, die

ist ja ohnehin eine reiche Stadt, hebt doch daß wir nichts bedeuten und nichts erreichen ein usfuhrartikel, der in Rußland Mögen sich die Spalter und die Zerstörer einfach ein paar neue Abgaben ein. fönnen, daran sind die Sozialdemokraten teinen Wert besitzt. Dort besteht die Einheits- der Einheit der Arbeiterbewegung der Illusion Aber wenn eine agrarische Gemeinde kommt, schuld, die mit uns keine Einheitsfront machen front darin, daß; gegen die Sozialdemokraten hingeben, sie fönnten es mit ihrem verlogenen dann wird den armen Bauern" aus dem Fonds wollen. Im Grunde ist es nichts anderes als die ärasten Reprejialien angewendet werden. Schlagwort erreichen, daß sich die sozialdemo- gegeben werden. Natürlich wird die Kommission ihre Verlegenheit und Hilflosigkeit, die sie im- daß Hunderte von ihnen auch heute die alten fratischen Arbeiter über die Köpfe ihrer Füh mer wieder auf die Einheitsfront- Pavole zu- aristischen Gefängnisse und Zuchthäuser füllen. ver hinweg" den Moskauer Heilfünſtlern an rückgreifen läßt. Es ist ihr letztes Fähnlein. In Rußland arausamer Kampf gegen die jo- schließen werden! Sie werden die Erfahrung boz sie ausstesten, aber ach, wie ist auch dieies zialdemokratischen Arbeiter, in Europa eine machen, daß dieje sozialdemokratischen Arbeiter schon dürftig und aboetrogen, so daß es das Gemeinschaft der Brüder der Verfolgten mit mit Selauen und Zähnen ihre Partei verteidi­heulende kommunistische Elend nicht mehr zu den Lakaien ihrer Verfolger welcher sozialgen werden. Einheitsfront jagt ihr? decken konn! Selbst wenn sie die Einheitsfront Semokratische Arbeiter wäre chrvergessen genug, Jawohl, jagen wir! Aber eine an­wirklich wollten, so hätten sie, die dies: hei um auf ein solches Anfinnen einzugehen! dere, als sie euch zu eueren gewis­lige Idee geschändet haben, kein Recht, getränkt Lassen wir den Bankerotteuren die fin- fenlosen Schwindeleien dient! zu sein, wenn wir es ablehnen würden, mit dische Einbildung, sie könnten durch die Ver- Einheitsfront in der Sozialde= die Gemeinde Wien hat im Rahmen der Bundes­ihnen in eine Einheit zu treten, aber wo ift dächtigung, daß die sozialdemokratischen Füh- mokratie! Einheitsfront, getreu ihren der Dummkopf, der ihnen noch glaubt, ihnen rer die Einheitsfront nicht wollen, in unseren alten Idealen! Das ist der große starte Wille, märe es wirklich um den gemeinsomer Reihen Verwirrung und Unfrieden stiften! Es der uns erfüllt! Am 16. Oktober sollt ihr eine Stomp aller vroletarischen Parteien zu tun? ist ja ihr letter Troit! Wer täglich sich abmüht, Probe davon bekommen! Wem dreht sich nicht der Magen um, wenn er der Sozialdemokratie Schaden zu stiften, wer

Daher war es von den deutschen Aktivisten ein ebenso großes Verbrechen, die Gemeinde-* finanzreform durchzulassen, wie die Verwal­tungsreform anzunehmen.

Wir haben das Umlagensystem abgeschafft, gesetzgebung die Steuerhoheit. Diese Finanz­boheit ist also das Erste, was aber die Gemeinde damit macht, das ist das Zweite.

Worin bestand nun die Leistung der Gemeinde Wien, die zuerst verspoltet, dann mit Wut an=