Sonntag, 9. Oktober 1927.

Urwald- Taufe.

So kam der Abend heran. Ich hatte gebadet und saß frisch angezogen und gut gelaunt auf der Veranda in einem bequemen Storbsessel. Mein Ein Jägererlebnis von P. Freyc. Freund war zurückgekehrt. Wir plauderten und Irgendwo im hinterindischen Urwalde war tranten ten üblichen Whisty- Soda. Da sagte er: ich mehrere Wochen auf Jagd zu Gast bei dem Heute abend habe ich ein besonders schönes englischen Leiter einer großen Holzgesellschaft. Gericht bestellt. Ich weiß, die Deutschen   essen Riesige Stämme von Teakbäumen werden dort gerne Gänsebraten, und da habe ich durch meinen gefällt und mit Hilfe von Elefanten, Stulis und Koch, der sich besonders darauf versteht, aus Waldbahnen bis zum Fluß herabgebracht, um schönen Bruststiden Gans Steal für Sie braten dann einzeln" schließlich in Flößen bis zurlassen." Etwas erstaunt fragte ta: baben Sie Hafenstadt med den großen Sägemühlen, z. B. denn hier oben im Urwald auch Gänse?" bis nach Bangkot, hinabzuschwimmen. Manchmal fann die Talfahrt eines solchen Stammes bis zur Safenstadt mehrere Jahre dauern, denn alles hängt von dem Wasserstand der Flüsse ab.

Einsam ist das Leben im Urwald, aber den noch ist es für den, der es lieben gelernt hat, durch die Pracht der Natur und durch die dau­ernde Gelegenheit zur Jagd immer interessant. Obendrein versteht es der Tropeneuropäer, fich feine weit von aller Menschenwelt entlegene Woh­nung dennoch bequem mit allem Komfort, Die nerschaft usw. einzurichten. Hat er feine Frau, dann wird die holde Weiblichkeit durch eine hüb­sche Bibi repräsentiert.

Ja," erwiderte mein Freund, mein Roch hat einige bei der letzten Fahrt mit herauf­gebracht."

Nun muß ich gestehen, daß ich sehr scharf auf guten Gansbraten bin und mich daher auf den Genuß schon vorher frente.. Wir setzten uns zu Tisch. Die Suppe war serviert. Dann gaz es als üblichen ersten Gang das in der Suppe ge tochte Huhn. Dann kam der zweite Gang. Mein Freund sagte ,. er fei fein Liebhaber von Gans­braten und habe sich daher ein Beefsteak bereiten lajsen.

Ich erhielt mein Gans Steaf und muß offen jagen, es war für eine Urwaldtafel ganz vorzüg An einem wunderschönen, taufrischen Trolichy gelungen. Kaum hatte ich den legten Bissen penmorgen waren wir wiederum hinausgezogen herunter, da fragte mich mein befragte mich mein Gastfreund in den Urwald. Diesmal galt unsere Jagd einer lächelnd: Wissen Sie, was Sie gegessen haben?" Affenart, die von den Eingeborenen Sang" ge- Gans Steat", antwortete ich etwas erstaunt. nannt wird und zu der Hylobates"-Gattung ge- Da aber blizte der Schalt aus seinen Augen und hört. Es sind wunderhübsche, bis zu zwei Fuß er fagte: Gans Steaf? Nein, urein Lieber, Affen hohe Tiere mit seidenweichem, pechschwarzem Fell, Steak haben Sie gegessen." dunklem Gesicht und schwarzen, flugen Augen. Kaum war mir die volle Schwere des In Die Eingeborenen glauben, daß diese Affen sehr halts seiner Worte flar geworden, als sich mir selten auf den Erdboden herabkommen. Wenn sie auch schon alles im Wagen umdrehte. Mit einem es tun, dann geschicht es nur nachts und zwar, Say sprang ich auf, ergriff die am Büfett stehende wie die Waldleute fagen, wollen die Affen sehen, Flasche mit holländischem Genever Schnaps, goẞ ob die Erde noch da ist. Kaum haben sie den wahllos in ein dort stehendes Wasserglas ein und Boden berührt, dann, so erzählen die Leute, tat schnell einen heftigen Schind. schwingen sie sich auch schon wieder eilig in das höchste Blattwerk der Urwaldriesen zurück.

Das war meine Rettung, denn sonst hätte ich unweigerlich alles von mir geben müssen. Ich Kommt ein Tier oder ein Mensch unten wollte meinem Freund heftige Vorwürfe machen, durch das Gebüsch, dann stoßen die Kang" ihren aber der winkte beschwichtigend ab und sagte mit warnenden Ruf aoh, aoh, aoh" aus, um den eivas zynischer Liebenswürdigkeit: Mein lieber Genossen die nahende Gefahr zu verfünden. Mein Freund, ein richtiger Urwaldjäger Freund hatte mit wohlgezielten Schüssen schont uz auch einmal Affenfleisch ge-, zwei Affen heruntergeholt. Endlich tam auch ich leisen haben." zum Schuß. Ich hatte wohl nicht gut getroffen,

Sie Schrote saßen in der Bauchgegend. Das Tier Nie werde ich sie vergessen. taumelte von Ast zu Ast herunter und blieb schließlich unten hängen. Da saß es, riß ich mit der Hand die Wunde auf, schaute mich mit feinen flugen schwarzen Augen angit­voll an und stieß wie anklagend feinen Ruf aus: aoh, aoh, aoh".

Das war quasi meine Urwaldaufc.

Im Siamesischen bedeutet aber das Wort ach" einen schweren Vorwurf. Sieht man z. B., wie ein Tier oder ein Mensch in ungerechter Weise gequält und geschlagen wird, dann sagt man vorwurfsvoll: ,, aoh", etwa: varum hass du das getan?"

Ich beherrschte die Landessprache vollkom men, und so muß ich offen gestehen, war mir der klagende Zuruf aoh" des angeschoffenen Affen und die gesamte peinliche Situation im Augenblick sehr unangenehm. Mir blieb nichts anderes übrig, als das Tier durch einen zweiten Schuß zu erledigen. Nie wieder habe ich seither Affen geschossen, trotzdem ich stets ein eifriger Jäger blieb.

Noch am Vormittag kehrten wir nach Hause zurück. Dort wurden die Affen von den Boys abgehäutet und sahen nun aus wie Kinderleichen in einer Anatomic. Mir war der Anblick wider lich.

Nach dem Mittagessen inspizierte mein Gastfreund noch seine Leute bei der Arbeit im Wald. Ich verbrachte die Zeit mit Schreiben.

Kleine Chronit.

S

GRAF

AINDSPE WÜRFEL

25h

Rindsuppewürfel

in der Gilberpackung

R

ergibt durch übergießen mit 4 Liter Pochendem Wasser einen Teller Plarer, Bräftiger und wohlschmeckender

Rindsuppe.

Turnen und Sport.

Die bürgerliche Moral. Großes Gejammer herrscht zurzeit wieder in den bürgerlichen Sportzeitungen aller Schattierungen. Das A und O der ganzen Schreiberei behandelt das Thena Profi" oder Amateur", denen Ländern, die den Sport schon aus Reinlich feitsgründen in beide Lager geteilt haben, sind natür­lich auch die Ansichten darüber viel schärfer.

Aus diesen Gedankengängen heraus faßte das

" Internationale Sympische Komitee" den Beschluß. demzufolge die am olympischen Turnier zu Amster

dam 1928 teilnehmenden Fußballer eine Vergütung geber erhalten können.

für Lohnausfall zu änden ihrer Arbeit

Rietntrams.

Seite 7

Fr. Heine( Berlin  ) gibt in der Freien Sport Woche"( Leipzig  ) einige Streiflichter aus der deutschen   Sport- Sumpf Bewegung" unter obigem Titel zum Besten.

Die Studenten hielten ihr diesjähriges Olym­ pia  " in Königsberg   ab. Die Voss. Ztig." meldet darüber:

,, Das 8. Deutsche Akademische Olympia steht unter der Eyrsnschutzherrschaft des Herrn Reichs­ präsidenten  , Generalfeldmarschatt D. Dr. Dr. Tr. h. c. Regiomontanus   v. Beneckendorff und v. Hin­ denburg  , Exzellenz. lleber ihm schwebt weiter ein sechsköpfiges Ehrenpräsidium und ein riesiger Ehrenausschuß, der mehr als 200 Namen umfaßt. Es gibt ferner ein gutes Duhend von Arbeits­ausschüssen..."

Nichts wie Ausschuß.

Auf je zehn Somiteemitglieder entfallen fünf Ausschüsse, drei Präsidialposten und ein halber Sportler.

Akademischer Sport.

Zeitungsmeldungen zufolge hat die Kathreiners Matzkaffee Fabrik den bürgerlichen Leichtathleten zur Teilnahme am Länderkampf Deutschland Frankreich  einen Extrazug gestiftet.- Die deutsche   Länder­mannschaft" oder, deutlicher: Malzkasse auf Reifen".

Solche Mannschaften vertreten, wie es stets schwungvoll heißt: Deutschlands   Farben im Aus­land". Die Leichtathleten führten bei ihrem Ein­marsch ins Stadion keine Fahne mit sich; wahr.

scheinlich aus Neutralität".( Vielleicht tungen fie ein Pädchen Matzkaffee im Arm- als Symbol.) ist nun vom Reiche ausschuß für Leibesübungen das

Einigen Direktoren besagter Mal; kaffee Fabrik goldene Sportabzeichen verliehen" worden. Für besondere Verdienste!

Dieses Stompromiß hat natürlich in den Ländern, wo die Fußballer bezahlt und zu Professionals er­Der Mißbrauch des Sportes zu Reklamezweden lärt werden, startes Befremden, ja jogar große Be­fügung erregt. nimmt überhand. Vor allem die Zigarettenfabriken tion" legte sofort Protest gegen den Beschluß des wahrheit über die Wirkung des Rauchens. Hier en Die Internationale Amateur Athletik Federaleisten das Menschenunmöglichste an Verfälschung der G. 3. D. ein und erließ an die angeschlossenen Ber Inserat aus der Tagespresse als Beispiel, mit wel bände die folgende Entschließung: chen Schwindelmanövern angesehene" Firmen hau­fieren:

Die J. A. A. F. bedauert den Beschluß des C. J. D. und macht alle Athleten ernent darauf aufmerksam, daß alle Sportsfente, die eine Ver­gütung von durch ihre Sportbetätigung verursach ten Lohnausfall annehmen, von der Teilnahme an Wettkämpfen, die unter der Autorität der J. A. A. F. stattfinden, als Professionals ausgeschlossen find."

Auch der Sekretär der englischen   Football Association wendet sich start dagegen und führt aus:

,, Unter diesen geänderten Konditionen kann Langschläferei ein Scheidungsgrund. Bei einem England meiner Ansicht nach in keinem Sport Scheidungsprozeß in Philadelphia   wurde die zweig bei den Olympischen Spielen vertreten sein." Frau als der schuldige Teil erklärt. Das war eine dolge der Langschläferei. Der Richter stellte sich und dazu offenbart die Dresdener   bürgerliche Sport­auf den Standpunkt, daß eine Frau des Mittelstan zeitschrift, der Ramps", so richtig die Moral der des, die sich weigert, dem Manne das Frühstück zu bürgerlichen Sportler! Zynisch endet sein Artikel bereiten und statt dessen weiterschläft, feinen AnDie Olympiade gefährdet?" mit dem Schlußjat: spruch auf Unterstüßung durch den Ehemann habe. Eine Frau, die sich morgens nicht von ihrem Bett trennen fönne, fei für den Mann ien Unglüd und führe ihu dem Ruin entgegen.

500.000 Francs für eine leine Statue. Bei der Versteigerung einer Kunstsammlung in Brüf set erzielte eine französische Stupferstatuette, die einen St. Michael auf dem Drachen darstellt und eine glänzend erhaltene Arbeit aus dem späten 15. Jahrhundert ist, einen Preis von 500.000 Francs. Bon alten Gemälden brachte es ein Marientod aus dem 16. Jahrhundert auf 60.000 Francs, eine frän­fische Streuzigung aus der Zeit um 1500 auf 85.000 Francs. Auch sonst wurden ungeheure Preise er zielt. Mittelalterliche Stirmenmöbel brachten es auf 80 bis 90.000 Francs.

Damit ist also das Zustandekommen der Amsterdamer Olympiade zum soundsovielten Male in Frage gestellt worden. Aber irgendwie wird sich auch dieser neue Ueberfall(?!) vückgängig machen lassen und im nächsten Jahre steigt doch eine Olympiade. Geld läßt sich ja in so viel ver­schiedenen Formen und auf so viel Arten geben und nehmen."

So offen wird selten von den Bürgerlichen zugegeben, daß ihre Kanonen" in Wirklichkeit hintenherum be zahlte Professionals  " sind. Ihr vielen Tausende von Sportlern aller Sparten im anderen Lager", left und überlegt euch den angeführten Schlußjay mehrmals. Es gibt dann nur noch ein Muß" Tretet ein in die Vereine des Arbeiter Turn- und Sportverbandes und laßt diese Geister mit ihrer doppelten Moral allein!

Es bürgert sich immer mehr ein, beim Sta fettenlauf an Stelle des Stabes eine Schachtel Sigaretten  .... weitergeben zu lassen. Der Vor­teil ist der, daß es dem abgekämpften Läufer ge­stattet ist, der Schachtel einige Stück dieser hervor. ragenden Zigarette zu entnehmen, da festgestellt wurde, daß schon einige Züge aus diesem Tabal. fabrikat genügen, die Nerven zu beruhigen..." Diese Ahnungslosigkeit sportlichen Dingen und gesundheitlichen Forderungen gegenüber grenzt an Berbrechen.

Der bürgerliche Westdeutsche Spielverband

beschlok: .. die sonntäglichen Jugendspiele und son ftigen Jugendveranstaltungen so anzusetzen, daß jedem Jugendlichen die Möglichkeit gegeben ist. jeinen firchlichen Pflichten(!) nachzukommen..."

Die Klerikalen suchen schon wieder Boden zu ge winnen. Der WSV. sollte sich vorsehen: nicht nur der Teufel nimmt die ganze Hand, wenn man ihm den kleinen Finger reich:...

In Ingolstadt   plant man ein Familienbad- wenn der Kleruns nicht wäre. Die Pfaffen protestieren:

Der gesamte Welt und Ordensklerus. des Stadtdelanates erhebt feierlich Protest gegen den Beschluß auf Errichtung eines Familien( Gemein­schafts-) Bades...

Der Klerus bittet die katholische Bevölkerung, alle Badegelegenheiten, die den Anforderungen des christlichen Sitiengesetzes nicht entsprechen, für sich und ihre Familienmitglieder zu meiden." Nicht baden, lieber aus dem Halse stinken.

Uebersterblichkeit der Erstlinder en diefer gefährdeten Lebensperiode der jungen weniger als 478, alſo weit über ein Drittel, auf aufnehmen, die dem neugeborenen sind seine

Winder.

inniger Fühlungnahme mit den Müttern wäh| 1253 Sterbefällen des ersten Lebensjahres nicht den ersten Lebensmonat, in dem die Lebens fünftige Lebensmöglichkeit beschneiden und ver Um einigermaßen Klarheit zu gewinnen über Eng verknüpft mit Pflege und Wartung ist schwäche" als Tedesursache eine besonders große fümmern. Denn die Wissenschaft hat längst werte die Einflüsse, die innerhalb eines Gemeinwesens, aber nicht nur die Intelligen; der Mütter, fon Rolle spielt. Daß diese Bezeichnung oft nur eine volle Feststellungen gemacht, aus denen hervor ob Dorf, Stadt, Streis oder Staat, die Sängdern auch die soziale Struktur der Umivelt des Bequemlichkeits- oder Verlegenheitsdiagnose ist, geht, daß für die hohe Sterblichkeit gerade in lingssterblichkeit bedingen, müßten Erstindes, das hilflos allen ihren Widrigkeiten preis wurde schon oben angedeutet, hat aber für unsere den ersten Lebenswochen sehr oft franthafte Zu­hebungen über einen Zeitraum von mindeſtens gegeben ist. Nicht gleichgültig ist schon die Lage Betrachtungen keine wesentliche Bedeutung. Sierſtände der Mütter verantwortlich zu machen sind. zehn Jahren angestellt werden, wobei als wefent des Wohnortes. Ob ländliche oder Industrie- kommt es uns vor allem darauf an, auf die Die Sterbeziffer der Erstfinder ist fast überall lich zu beachten wären: Art und Umfang der Er- gegend, ob die Windrichtung staubige, verräucherte gewaltige Uebersterblichkeit des ersten Lebens eine gleich hohe. Diese Tatsache rückt die Bedeut frankungen der verstorbenen Säuglinge, ihre Er- Luft von Fabrikschloten herbeiführt oder ozon monates hinzuweisen." samfeit der Schwangeren- Fürsorge in erhöhterem nährungsverhältnisse, ihre soziale Umivelt. reiche Waldluft die Flur bestreicht, ob die Woh Es war nun die Aufgabe gestellt, für die Maße in den Vordergrund der gesamten Fürsorge­Erkrankungen, die zum Tode führen können, nungen engstraßig liegen, ob sie mangelhaft im 478 Todesfälle des ersten Lebensmonates, ein arbeit. Sie ist schon längst von Aerzten und nach sind z. B. Ernährungsstörungen, Krankheiten der Bau sind, ob die Behausungsdichte durch Zu- flares Bild über gewisse Beziehungen zur sozialen denklichen Fürsorgerinnen gefordert worden, wird Atmungsorgane, übertragbare Krankheiten, wie fammenpjerchen vieler Menschen dem jungen Umwelt zu gewinnen. Zu diesem Zwecke wurde aber doch wenig in Anwendung gebracht. Wir sie namentlich als Grippe, Masern, Stenchhusten seinde die Alimungsluft verpestet, während es eine allgemeine Umfrage veranstaltet. In 329 erfassen die junge Generation noch zu lückenhaft, epidemisch auftreten, während zwei sehr oft und hauptsächlich im ersten Halbjahr doch außer Milch Fällen erhielten wir Auskunft. Die Antworten jedenfalls nur nachgeburtlich oder gar besonders von Laienseite als Todesursache ge nur Sauerstoff benötigt, das alles schafft je nach lieferten uns wichtige Aufschlüsse, wenn auch nicht nicht, wenn die Stinder vorzeitig sterben, bevor nannte Leiden, Krämpfe und Lebensschwäche, Vorhandensein dem Kind gesunde oder gesund in der Maßgabe, daß man sie wissenschaftlich sie in die Mütterberatungsstelle gebracht werden. häufig nur die hervorstechenden Begleit oder heitswidrige Lebens und Daseinsbedingungen, werten fönnte. Aber eine beachtenswerte Tat- Bevor wir uns mit dem Kind befassen, müssen Enderscheinungen tiefer liegender und allgemeiner unter denen es entweder gedeiht, hinsiecht oder sache ergab sich daraus, die für die praktisch arbei wir den Eltern, insbesondere Erkrankungen des findlichen Deganismus find. eingeht. tende Fürsorgerin von Bedeutung sein muß: von den Müttern nahe lommen, Die Gefahren unrichtiger Ernährung Die wirtschaftliche Rage der Eltern ist, wie diesen 329 im ersten Lebensmonat verstorbenen unter diesen sind es wiederum die Erstlings­der Säuglinge werden von zahlreichen Müttern die Erfahrung lehet, nicht so ausschlaggebend, wie Seindern waren 150, alſo faſt die Hälfte Erstmütter, die einer gesundheitlichen Beratung trot vielfacher Aufklärung und Belehrung oft angenommen wird, vorausgesetzt, daß das geburten! nachweislich bedürfen, damit die Sterbeziffer der unterschätzt. Wie wäre es sonst zu erklären, zum Leben Notwendige vorhanden Wenn auch zweifelsohne die Unfenninis der Erstfinder zum Sinten gebracht werden kann. daß prompt mut Ablauf der Stillgeldunterstützung ist. Viel bedeutungsvoller ist die jungen Mütter über die Pflege und Ernährungs- Selbstverständlich muß unterschieden werden zivi­dem jungen Stinde die natürliche Quelle der Gesundheit der Eltern, in erster Linie bedingungen am vorzeitigen Tod der Kinder viel schen vermeidbaren und unavänderlichen Umwelt­Mutterbrust versagt wird und an ihre Stelle die die der Mütter die häufig durch Unkenntnis oder fach Schuld trägt, so wirkt sich andererseits die schäden. Die Fürsorgerin kann hier nur auf teat fünstliche Flajaenernährung tritt. Abgesehen von Verschleppung von Erkrankungen, wie Syphilis Unkenntnis über die Störungen des eigenen Kör Wege der Hausbesuche wirken. Wenn sie den un­jenen armen Geschöpfen, die nie den Segen der und Entzündungen der Unterleibsorgane, ihre perzustandes unheilvoll für die Lebensfähigkeit des erfahrenen und in begreiflicher Scheu befangenen Muttermilch zu spüren bekommen, denen schon einder schon vorgeburtlich derart schädlich beein- Nindes aus. Erkrankungen wie Syphilis und Ent- werdenden Müttern mit zartem Takt nachgeht, vom ersten Tage an eine völlig artfremde Nah- flussen, daß deren Lebensfähigkeit nach kaum er- zündungen der Unterleibsorgane schaffen nicht die wird sie auch hier Vertrauen gewinnen. rung zugeführt wird. folgter Geburr start in Frage gestellt wird. Basis eines zuträglichen Aufenthaltes für den jun­Aber auch von der richtigen Bedeutende Forscher auf dem Gebiet der gen Menschenkeim, der durch solche Zustände schon Stinderheilkunde( Röste. Dietrich, Schloßmann vorgeburtlich zweifellos aufs empfindlichste ge­Pflege und Wartung besonders in den ersten Lebenswochen, die sich u. a.) haben schon längst auf die auffallend hohe schädigt wird. durch große Empfindsamkeit und widerstands Sterblichkeit der Kinder in den ersten Lebens­losigkeit auszeichnen, hängt Leben und Gedeihen wochen aufmerksam gemacht und werteten die in erheblichem Maße ab. Aus diesem Grunde ob Sterbeziffern wissenschaftlich aus. liegt den Fürsorgeorganen die Pflicht besonders

So kanten im Jahre 1921 in Anhalt von

Die Fürsorgevin muß also neben der Auf­flärung und Belehrung der Mütter über Pflege und Ernährung des jungen Sindes gleichzeitig den

Wir werden allmählich mit unserer Fürsorge­arbeit immer rückläufiger gehen müssen, wenn wir wirklich vorwärts kommen wollen. Im Vor­dergrund sieht das Wohlergehen der wer­den den Mütter und das des neuge­borenen Kindes. Vielleicht gelingt es, auf diesem Wege die Uebersterblichkeit der Erstkinder allmählich wesentlich herabzusetzen. 2. R.