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Der Aufstieg der tschechischen Sozialdemokratie.

Die wachsende Stimmenzahl der tschechischen Sozialdemokratie ist aus folgenden Ziffern flar ensichtlich:

Prag   I. bis VII.

1923 1925 1927

( Innere Stadt  ). 10.814 12.413

VIII.( Lieben). 2.466 3.157

IX.( Vysočan). 519

782

X.( Karolinenth.) 1.605 1.751 XI.( Žižkov  ).. 3.620

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XII.( Weinb.). 2.603

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XIII.( Vršovic). 1.548

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XIV.( Nusle). 1.806

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XV. Bránik- Pod. 1.331

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5.342

3.538 2.201 2.421 1.256

2.558 2.967

XVI.( Smichov) 3.481 4.169 XVII.( Stošiř). 956 1.206 XVIII.( Břevn.) 1.048 1.378 XIX.( Dejvice) 1.668 2.242 2.448 Groß- Prag  33.460 41.787 47.636

Der Streit im mitteldeutschen

Braunkohlenrevier.

71.000 Streifende.

Donnerstag, 20. Oftober 1927.

Bor vier Jahren.

Es sind vier Jahre her, da die Bürgerlichen ihre Siegesfeiern hielten und der Siegestaumel wegen der verlorenen Gemeinde- Wahlschlacht der Sozialdemokratie sie zur Vertilgung größerer Mengen Alkohols veranlaßte. Damals überschüt teten die Sieger", denen es gelungen war, der

bitterung über die schlechten Nachkriegsverhält nisse, die teine Kraft, auch nicht die Sozialdemo tratie über Nacht zu heilen und zu ändern ver­mochte. Die Aussicht auf eine Erstarfung der Reaktion und die gewachsene Möglichkeit der Nie­derwerfung der Arbeiterklasse machte die Bürger­parteien und ihre nationalsozialistischen Helfer toll vor Freude. Es lohnt der Mühe, in den der gesättigte Arbeiterbaß Orgien suchte. Da schrieb zum Beispiel der nationalsozialistische ag":

Montag um sechs Uhr früh haben im mittel-| kampffähig geworden. So haben auch die Berg- Sozialdemokratie in den Augen der Denkunfähi 13.436 deutschen   Braunkohlenrevier 71.000 Arbeiter die arbeiter Mitteldeutschlands   schon vor Wochen den gen die von ihnen selber begangenen Sünden in freude und Gemeinheit und ihr Jubel kannte 3.684 Arbeit niedergelegt. Das Revier, in dem nun die Unternehmern Forderungen überreicht und eine die Schuhe zu schieben, uns mit Hohn. Schadens 1.115 Arbeit eingestellt ist, hat insbesondere feit Been- im Verhältnis zu ihrer schwierigen gefahrvollen keine Grenzen, als ob die Sozialdemokratie für 1.678 vid lung mitgemacht. Im Jahre 1913 wur- Bergherren mäßige Erhöhung ihrer Löhne gefor­Und doch war der Ausfall der Gemeindewahlen 6.117 ben in Witteldeutschland etwas über fünf Wildert. Aber die Unternehmer blieben halsstarrig von 1923 mur der Ausdruck der allgemeinen Ber­3.841 lionen Tonnen Kohle gefördert, 1927 aber neun und wollten nicht die geringste Lohnerhöhung be Millionen. Vor dem Kriege waren im Mittelwilligen. Sie waren nur dann bereit, die Löhne deutschen   Braunkohlenbergbau 60.000 Arbeiter zu erhöhen, wenn auch die Kohlenpreise erhöht beschäftigt, während gegenwärtig dort die Zahl werden. Die Reichsregierung des Bürgerblocks 1.434 der Beschäftigten über 71.000 beträgt. Die Zu verhielt sich vollkommen passiv und so blieb den 5.295 tahme der Förderung in den letzten Jahren ist Arbeitern nichts anderes übrig als zum Streik 1.428 auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Deutsch zu greifen. Samstag fand eine große Konferenz der 1.586 land ist immer mehr bestrebt, sich in der Braun­Fohlenversorgung unabhängig zu machen, die Aus- Funktionäre aller Bergarbeiterverbände statt, wo Wahlbetrachtungen von damals nachzulesen, wie fuhr von böhmischer Braunkohle nach Deutsch   beschlossen wurde, Montag früh den Kampf zu land ist in den Nachkriegsjahren beträchtlich ge beginnen. Sonntag tagten die Belegschaften der funken. Weiters hat sich die Förderung gehoben, Gruben, welche den Streikbeschluß der Ver­veil man bestrebt ist, die Noble an Ort und Stelle trauensmännertonferenz des Vortages guthießen. in Elektrizität zu verwandeln und so den Bezug Tatsächlich wurde nun Mon'ag die Arbeit in sel­von elektrischer Straft zu verbilligen, ein Verfah tener Einmütigkeit niedergelegt. Iren, welches sich auch bei uns durchzusetzen be Die Folgen des Streiks in den größten deut­ginnt und in der Errichtung des Seestadtler Elek­trizitätswertes, welches die Stadt Prag   mit Gletschen Braunkohlenrevier sind für die deutsche  trizität beliefert, zum Ausdrud gekommen ist. Volkswirtschaft naturgemäß sehr weitgehende und Ebenso hat in Deutschland   die chemische Aus- schon in den ersten Streiftagen zu spüren. Die übung der Kohle Fortschritte gemacht und zur Koblenvorräte der Fabriken find gering und ins Sebung der Förderung beigetragen. Diese ganze besondere die Kampagne der mitteldeutschen Zuf Entwicklung hat den deutschen   Bergunternehmern ferfabriken ist bei längerer Dauer des Streiks große Gewinne gebracht, während die Ar- ernstlich bedroht. Ebenso gefährdet ist die Elek­beiter des mitteldeutschen Braunfohlenbergbaues trigitätsversorgung vieler fleinerer Orte, aber auch außerordentlich niedrige Löhne haben. Die größerer Städte, darunter Berlins  . Die Streif Schichtlöhne der Arbeiter betragen höchstens 35 leitung hat vorläufig alle Notstandsarbeiten zu Stronen und bleiben hinter den Löhnen anderer gelassen und ist zunächst bereit, auch die Versor Berufe zurüd. Dabei hat die Rationalisierung gung der Elektrizitätswerke mit Stohle insoweit im Bergbau, die Einführung neuer Waschinen, das für die Beleuchtung und für die Versorgung die Leistung pro Stopf und Schicht gesteigert, ohne der Wasserwerfe mit elektrischer Straft notwendig daß die Preise herunter und die Löhne hinaufge- ist, zu bewerkstelligen. Sollte jedoch, wie man gangen wären. Die Früchte der technischen Um dies auf einzelnen Gruben versucht hat, die tech­gestaltung des mitteldeutschen Braunkohlenberg- nische Nothilfe eingesetzt werden, dann sind die baues sind voll und ganz in die Taschen der Gewerkschaften entschloffen, auch die Belieferung Unternehmer geflossen. der Elektrizitätswerke vollkommen einzustellen. Die Stimmung unter den Streifenden ist eine ausgezeichnete, die Gewerkschaften, die kampffähig und finanziell gerüstet sind, sind entschlossen, den Stampf bis zum siegreichen Ende durchzuführen. Sie sind zu Verhandlungen jederzeit bereit und es liegt an den Unternehmern und an der Re­gierung von der deutschen Wirtschaft eine Kata strophe   fernzuhalten, die bei längerer Douer des

schließlich an der Unmöglichkeit scheitern, Leute zu finden, die sich zu solchen Kandidaturen hergeben." Das Blatt weiß gar nicht, was für ein Ehrenzeugnis es uns und für ein Armutszeugnis es dem deutschen Bürgertum ausstellt, an deffen politischer Erziehung doch die bürgerliche Preise arbeitet. Es weiß auch nicht, wie wirkungslos seine Mahnung an die bürgerlichen Parteien zu höherer sozialer Einsicht bleiben wird.

Am drolligsten benimmt sich noch immer das Organ des Herrn Mayr- Harting, das nach Bekanntwerden des Wahlausfalles so vor den Kopf geschlagen war, daß es weiße Mäuse sah und prophezeite, jest würden alle Menschen deutschbürgerliche Aktivisten werden. In böser Katerstimmung weiß es nichts anderes zu stam meln, als die Behauptung, die oppositionellen Parteien seien sehr kleinlaut geworden" und sie suchten mit verlegenen, hilflosen Phrasen ihre Niederlage zu bemänteln". Diefen vergeblichen Verschleierungsversuchen, die einer direkten Be lügung der christlichsozialen Wäh­lerschaft und Leserschaft gleichkommen, tritt ein anderes christlichsoziales Blatt, die Te p liber Volkspost" entgegen, das wohl be­hauptet, der Gegenangriff der Sozialdemokraten gewinne recht langsam an Boden, doch immerhin zugibt, daß diese Gemeindewahlen ohne 3weifel einen Rud nach links bedeu ten". Im übrigen läßt sich das Blatt wie folgt hören:

,, Sind also die Gemeindewahlen gegen die legten feine schwere Niederlage, so sehen sie doch die Partei nicht mehr auf dem prächtigen Vormarsch und Aufstieg, wie er sich in den letzten Parlamentswahlen offenbarte, der Vormarsch ist vorläufig zum Still stande gekommen... Das gebietet den Staatsmännern Nachdenken, noch bevor eine wirkliche Niederlage da ist."

Das christlichsoziale Hauptorgan schwatt also von einem Erfolg der Christlichsozialen, das andere christlichsoziale Blatt gibt, wenn auch feine ,, wirkliche Niederlage", so doch zu, daß es mit dem Vormarsch und Aufstieg der christlichsozialen Par­tei Effig ist. Der Kazenjammer wirft auf die von ihm Betroffenen eben

verschieden,

7 Die Attentäter.

Aber auch in Mitteldeutschland   tritt jene er­freuliche Erscheinung ein, die in ganz Deutschland  bemerkbar ist: die Arbeiter beginnen die unseligen Folgen der zersetzenden Tätigkeit der Sommuni­ten zu überwinden, insbesondere die Gewerk­schaften Deutschlands   sind in den letzten Jahren erstarft und wieder kampffähig geworden. So haben auch die Bergarbeiter Mitteldeutschlands  find in den letzten Jahren erstarkt und wieder Streits eintreten muß.

Stillegung einer Zuderraffinerie

infolge Kohlenmangels.

Dessau  , 19. Oktober. Infolge Kohlenmangels Dessau, 19. Oktober. Infolge Kohlenmangels ist heute die Dessauer   Zuderraffinerie, eines der größten Unternehmen Mitteldeutschlands  , zum Stillstand gekommen. Ueber 2000 Mann müssen feiern. Ein Teil der Belegschaft wird mit Not­standsarbeiten beschäftigt.

*

Brahns bestellt worden. Vom Reichsarbeiten­ministerium wird darauf hingewiesen, daß der Schlichter in seiner Entscheidung völlig frei ist und ganz aus eigenem Ermessen zu entscheiden bat. Falls ein Schiedsspruch zustande komme, Parteien nicht angenommen wird, wird dann die aber von einer der Parteien oder von beiden Frage der Verbindlichkeitserklärung durch das Reichsarbeitenministerium afut werden.

Die Zentralstreifleitung hat für Samstag eine Delegiertenkonferenz der Berg Berlin  , 19. Oftober. Zum Schlichter der arbeiter nach Halle einberufen, die zu dem morgen im Reichsarbeitenminiſterium beginnen- Ergebnisse der morgigen Verhandlungen Stel­den Schlichtungsverhandlungen im mitteldeutung nehmen und über einen eventuellen Schieds­schen Braunkohlenkonflikte iſt Professor spruch entscheiden wird.

Und dann wandte sich der Alte wieder dem Buchschreiber zu und Lönner hörte nur, daß sie über Brahms   sprachen.

Etwas verlegen wandte sich Lonner ab. Wenn Novelle von Otto Bernhard Wendler  . sie nichts von ihm wissen wollten, diese alten Eva war wirklich ein allerliebster Stäfer. Affen, dann sollten sie es bleiben lassen. Er hatte Sie gefiel. Es war ja etwas peinlich zuerst, wenn früher auch bessere Tage gesehen. Die sollten sich sie immer mal loszog mit einem dieser Tippetur nichts einbilden. Er trank etwas stumpfsinnig brüder und nach einer Stunde wiederkam. vor sich hin, bis Eva kam und ihn zum Tanz holte. Später als den Tag vorher gingen sie in ihre gemeinsame Wohnung. Evas Wirtin batte fich für weitere 10 Mark bereit erfiärt, ihm die re Stammer neben Evas Stube zu lassen. sterte felig und stol, Eva. ,, Bei Edwin hat sie das nicht geduldet."

Aber jedesmal brachte sie doch Geld. Und es war ja nicht für immer. Er würde schon wieder hochkommen. Totsicher. Ein reiches Mädchen heiraten, ein angesehener Mann werden. Es war ja nur ein Uebergang. Für einen Kerl wie ibn war das nur ein Uebergang. Mitleidig lächelnd musterte er die Tippelbrüder, die hier wie am ersten Abend unmäßig tranken und das in Wochen erfochtene Geld in einer Nacht draufgehen ließen. Auch der Bücherschreiber war diesmal wieder da, aber ohne die dicke Dirne Lolott. Er jazz bei dem aber ohne die dicke Dirne Lolott. Er saß bei dem Stlavierspieler und betrant sich. Als Eva Lonner wieder einmal allein ließ gefellte er sich zu ihnen. Sie schwiegen, als er herantrat. Um anzufnüpfen, erzählte Lonner dem Klavierspieler, daß er auch Musiker gewesen sei, Geiger.

,, Geiger? So."

" Ob er die Espagnole von Lalo jemals ge­spielt habe?" Nein? Nun, dann wäre er wohl Cafégeiner gewesen?" " Ja."

Nun, das wäre doch keine Musik. Aber dann fönne er hier mitspielen. Sie hätten früher auch einen Geiger gehabt, der hätte sich totgesoffen, buchstäblich totgesoffen.

So, die Hand sei entzwei? Soso.

Bei ihm wäre alles entzwei, alles und er solle sich nur vor den Weibern   hüten. Was er mit der Eva hätte? Ob er etwa- " Soso."

Eigentlich hätte die Art des Mädchens den Lonner rühren müssen, denn es war viel von einer liebenden Frau in ihr. Viel Sehnsucht. aus dem Schmutz herauszukommen. Aber er merfie es nicht. Er dachte schon wieder über sie hinweg. Einmal reich sein, Geld haben. Wie kam man schnell zu Geld? Das begann ihn zu interessieren. Er hatte ja Zeit genug, darüber nachzudenken. wenn er so des morgens durch die Straßen bum melte, nett angezogen über die Plätze schritt. Viele Frauen sahen ihn an. Seine ahnte seinen Beruf und das Fräulein in dem Zigarettengeschäft hielt ihn sicher für einen Taugenichts, weil er so viel Zeit hatte. morgens mit ihr zu schwatzen. Bei den anderen Zuhältern ließ er sich troy Edwins Ein­ladung nicht sehen. Sicher waren sie in der Stadt bekannt und er wollte nicht mit ihnen zusammen­gebracht werden. Die Tage gingen hin. Als er eines Sonnabends über den Markt schritt, taten die Leute sehr geheimnisvoll und sahen immer zur Goldenen Krone" hinüber, dem vornehmisten Hotel der Stadt. Und das Zigarettenfräulein fragte ihn auch gleich, ob er schon wisse. Er wisse nichts.

Nun, der Prinz von Preußen wohne in der ,, Goldenen Strone". D, welch vornehmer junger

| Herr, dem sähe man die königliche Herkunft aber so richtig an. Heute morgen sei er mit dem Grafen. Brachwiß auf die Jagd gefahren und der Herr Sebastian Schwabe sei schon ganz früh hier ge­wesen und hätte erzählt, daß es tatsächlich

Der Prinz sei sehr umgänglich. Er hätte sogar ihm einen Besuch zugesagt. Ja und der Zahl­fellner von der Goldenen Krone", der alte Josef, der wäre ganz aus dem Häuschen.

Auch der Uebüsch strolchte zu derselben Zeit durch die Stadt. Er hatte ein vergnügtes Grinsen im Gesicht und wo zwei auf der Straße zusammen standen und sprachen, hielt er sein Ohr hin und wenn sie ihn etwas erstaunt musterten, zog er bettelnd die Müße. Ohne es übelzunehmen, wenn er nichts bekam. Im Gegenteil! Sie Sprachen ja alle von dem jungen Hohenzollernprinzen. Die Stadt schien närrisch geworden zu sein. Und ein ganz großer darr war der Uebüsch, der vor Freude manchmal fast ins Tanzen tam. Der sonderbare Kauz.

Vor der Goldenen Krone" machte der Uebüsch halt. Er ging auf und ab, besinnlich und als einmal der Portier heraustrat, auf diesen zu. Den Sut tief schwenkend.

Ob der Herr Prinz zu sprechen wäre. Nein, für Bettler sicher nicht.

Er wäre ein verarmter Bürger, der dem Prinzen gern einen Wunsch vorgetragen hätte. Er wäre fein gewöhnlicher Bettler, nur ver­armt. Der Prinz werde aber trotzdem keine Zeit für ihn haben. Ob der Herr Portier dem Herrn Prinzen vielleicht diesen Brief auf den Tisch legen wolle. Den Prinzen würde doch das kaum belästigen.

Er solle ihn hergeben, den Brief, und sich dann trollen.

Da zog der Uebüsch einen großen Briefum­schlag aus der Tasche und reichte ihn dem Portier. Er konnte sich dabei an Verbengungen nicht genug tun.

,, Das Urteil läßt sich kurz und bündig zu­sammenfassen: Vollständige Niederlage der marristischen Parteien, 3usammenbritch des roten Wahns auf allen Linien. Die Sprache der Zahlen ist für die Sozialdemokraten und Kommunisten geradezu niederschmet ternd... So werden die Gemeindewahlen viel. leicht weit über den Rahmen der Ge. meinden hinaus Folgen haben.... Niederlage der morschen, franken und abster­benden Sozialdemokratie, die... 311­grunde geht... Die Sozialdemokratiz ist heute feine Massenpartei mehr... Dagegen ist das Vertrauen in die national sozialistische Partei gestiegen.... Wir Nationalsozialisten lönnen uns viel von dem Verdienste anrechnen, die Arbeiterschaft der volks. zerstörenden und volksverderbenden Sozialdemo fratie entrissen zu haben. Auf einem großen Teil des marxistischen   Trümmerfeldes flattert hente das Hakenkreuz, das Siegesbanner des Nationalsozia Lismus... Wir Nationalsozialisten sind die Wer. denden, Wachsenden, 3ukunftsfrohen."

Leider, leider kommt es immer anders, als man denkt. An dem ganzen hakenkreuzlerischen Gemauschel ist das bemerkenswerteste, daß sich die Nationalsozialisten dessen rühmten, die Arbei: er­schaft den bürgerlichen Parteien zugetrieben und damit die Etablierung des reaktionären Bürger­furses ermöglicht zu haben. Sie haben sich damit selber der Schuld an allem, was folgte, angeklagi! Da wundern sie sich noch, wenn wir sie zutreiber des kapitalistischen   Bürgertums und Schädiger der Arbeiterschaft heißen! In die Jubelhymnen stimmten auch die Christlich   sozialen ein. So schrieb die Teplißer Voikspost":

... die Sozialdemokraten wurden durch den Ausfall der Gemeindewahl fast auf allen Linien geschlagen, ja in manchen Gemein­den kommt ihre Niederlage geradezu einer fata­strophalen Vernichtung gleich... Der christlichdeutsche Gedanke... er befinder sich auf siegreichem Vormarsch."

Wir blieben trotz der katastrophalen Ver­nichtung" am Leben und der siegreiche Vormarsch der Christlichsozialen sieht so aus, daß sie ant Sonntag in Teplitz   allein 1300 Stimmen ein­büßten. Wahre Purzelbäume schlugen auch die Deutsch nationalen. Die Warnsdorfer ,, Abwehr" schrieb:

als

Die Wahlniederlage ist so überwälti gend, daß man versucht wird, von einem Got

Was sollte dieser Brief des Uebüsch?

Lonner stand vor der Goldenen Krone", der Prinz von der Jagd zurückkam. Ein junger Mensch wie er, bloß

Und deshalb machten die Menschen solch Wesen um ihn?

Wo es seit Jahren schon feine Kaiser und Könige mehr gab?

Er kümmerte sich ja sonst den Deibel um Politik. Er verstand davon nichts. Wollte es auch gar nicht. Denn nur darauf fam es seiner Meinung nach an, daß man Geld einnahm und Geld ausgab. Viel Geld. Immerhin. merkwür dig war es doch. Man lebte in einer Republik und diese biederen Bürger brachen sich fast das Streuz. Ein paar lachende Arbeiter standen ja auch da, aber das waren nur wenige. Ein Herr im Zylinderhut kam vom Rathaus herüber, schnurstracks auf die Goldene Strone" zu.

Der Oberbürgermeister!" flüsterten einige. Also der ging auch hin. Was aing einen Oberbürgermeister eigentlich noch ein Bring an? Aber so war wohl die Welt. Und er brauchte sich in dieser Welt auch nicht zu schämen. Gesinnung war wohl nicht mehr so wichtig. Da hatte man doch wieder ein Beispiel. Immerhin konnte man wohl einen Luden nicht mit einem Bürgermeister vergleichen.

Der Bring eilte, nachdem er dem Hotelbesitzer ganz fordial die Hand geschüttelt hatte, rasch auf fein Zimmer. Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, lachte er sonderbarerveise wie ein Junge auf, der sich einen Spaß geleistet hat. Doch trat sofort ein gespannter Zug in sein Gesicht, als er den weißen Brief auf der Schale leuchten sah. Sastig riß er ihn auf. Ein Blatt fiel heraus.

Ich erwarte dich heute abend im Varadies. Der Uebüsch."

Der Pring schüttelte nur den Stopf, flingelte dann hastig und ließ den Portier fomiten. ( Fortsetzung folgt.)