Sonntag, 23. Oktober 1927.
Volkswirtschaft.
Bon Leuten, denen es gut geht.
Der Aufsiger„ Ghemische Berein" hat 1926 einen Reingewinn von 15.5 Millionen zu verzeichnen.
Am Dienstag, den 11. d. M. saßen, wie| extrabegnadeten Spitzen, den Verwaltungsräten Das Fachblatt unseres Fabritsarbeiterverbandes gar nicht zu reden. Bei einem eingezahlten Aktien( Qluffig) erzählt, die Aktionäre des Aufsiger chemi kapital von 15 Millionen Stronen in einem Jahr dben Stonzerns in Karlsbad bei der alljährlichen 10 Millionen Reingewinn zu machen, das heißt Generalversammlung beifammen. Sie hörten den 20 Prozent zu verdienen, ist schon chivas. Eine Geschäftsbericht beifällig an, denn derfelbe war. Afte im Nominalwerte von 200 K bringt in wie die Kapitalistenblätter melden, äußerst zu einem Jahre einen ganz mühelosen Verdienst von friedenstellend. Der Export hat sich besonders bei 40 K. Und wer sind die Schwerverdiener? Leute, den organischen Produkten beträchtlich gehoben. die die chemischen Fabrifen meist noch nie gesehen Die innere Ausgestaltung der Werte hat weitere haben. Höchstens von außen, wenn sie nach KarlsFortschritte gemacht. Hiedurch ist das finanzielle bad zur Aktionärversammlung fahren. Haben Ergebnis, trotz bedeutenden Aufwandes für diese Leute eine Ahnung davon, wie es denen geht, wiffenfchaftliche und technische Erfordernisse auf welche ihnen unter Entbehrungen und täglicher der Höhe geblieben. Die Solvay - Werte haben zu Sintansehung ihres Lebens und der Gesundheit friedenstellend gearbeitet, das Chlorzuwerf in die fetten Millionen verdienen müssen. Sie haben Auffig hat angemessenen Gewinn erzielt. Bei der keine Ahnung davon, weil sie sich um solche Lobefizer Glanzstoffabrit wird der iteberschuß zu Nebensächlichkeiten nicht fümmern. Aber jente, Abschreibungen verwendet, also t unsichtbare die es wissen sollten, und auch wissen, wie es den Stapitaleanlage verwandelt, fur; und gut, es geht Arbeitern in der Fabrik geht, die technischen und wie gewunschen. faufmännischen Leiter der Werfe, was sagen sie dazu. Auch sie finden es wohl in Ordnung, daß die Masse der Arbeiter ständig in Not und Sorge leben muß, während die Kuponschneider die von den Arbeitern verdienten Millionen einfachen und die Verwaltungsräte außerdem noch Hunderttau sende von Kronen an Tantiemen einstecken.
Dies zeigt sich vor allem wieder in dem finans siellen Ergebnisse. Der Bruttogewinn beträg: 58.5 Millionen Kronen. Sieven wurden nicht weniger als für rund 20 Millionen Kronen Abschreibungen gemacht und für Gehalte 16.1 Millionen Stronen verivendet. Als Reingewinn erscheint die Summe von 15,524.811 K. Von denselben wer den an Dividenden 40 K per Attic, zusammen also 10 Millionen Kronen verteilt.
Es muß eine Freude sein, zu den Aktionären des chemischen Vereines zu gehören, von den
GinJndustrieller für den Achtstundentag.
Nun fragen wir: Ist es eine Forderung der Gerechtigkeit, ist es eine wirtschaftliche Notwendig keit, daß der Arbeiter seines schönsten Rechres, des Rechtes, täglich 16 Shunden sein eigen zu nennen, beraubt wird? Nein! Reine Profitjucht, geif ges Unvermögen, Unvernunft und das Fehlen des guten Willens sind es, welche diese Forderung ftellen."
Wenn aber die Arbeiter um eine Teuerungsaushilfe einsbreiten oder eine Gruppenverschie bung verlangen, dann ist nichts da, dann geht immer die Industrie zugrunde.
Gerichtssaal.
30 Mefferstiche. Mordversuch an der Gattin.
Eger, 22. Oktober.
Ein Arbeiter teilt uns mit: Wie viel mehr Frende, Glück und geistigen Aufstieg hat die schönste und wertvollste Errungenschaft der Revo lution, der Achtstundentag, uns arbeitenden Wienschen gebracht! Tausende von Proletariern sind erst ihrer Menschenwürde teilhaftig geworden, als Der 12 Jahre alte Lackierergehilfe Emil Maly sich die Forderung erfüllte: Acht Sünden Arbeit, in Biljen lernte 1922 seine nachmalige Frau, eine acht Stunden Bildung und Muse und acht Sun Witwe, kennen und lebte dann vier Jahre mit ihr den Schlaf. Aber kaum daß dieser jahrzehnte- in gemeinsamem Haushalt. Das Verhältnis gestaltete lange Traum der Arbeiterschaft Wirklichkeit wurd:, fich höchst unglücklich, da Maly selten arbeitete, dafür ertönen schon wieder aus dem Lager des profit aber umso lieber trank. War er betrunken, prügelte süchtigen Stapitals die Stimmen für die Auf- er die Fran und deren Kinder aus erster Che und hebung des Achtstundentages. jerschnitt der Frau die Wäsche und Kleider, ja beschädigte sogar die Möbel. Grundlose Eifersucht des Mannes verschlimmerte das schlechte Einvernehmen. is wieder einmal der Mann die brennende Petrotenmiampe nach der Frau und deren Kinder geworfen, ihr die Wäsche zerschnitten und die Möbel beschädigt hatte, fam es zu einer Anzeige, doch wurde bei der Verhandlung am 1. September 1928 beim Streisgerichte Pilsen Emil Maly freigesprochen, weil " Ja, das sagen die Arbeiter immer, die haben die Frau aussagte, daß sie nicht angeben könne, ob fein Interesse am Aufstieg unserer Wirtschaft." Maly absichtlich die Lampe nach ihr warf oder sie Nun lassen wir einmal einen anderen reden. nur infolge seiner starken Trunkenheit umwarf. 1926 Der Warnsdorfer Industrielle, der bekannte weilten beide in Marienbad und hier zerschnitt Emil Lebensreformer Moritz Schniper, hielt am Maly der Frau abermals die Wäsche. Das Kreis14. August 1927 auf der Reformertagung in Leit gericht Eger verurteilte ihn hiefür zu zwei Monaten meritz im„ radahof" einen Vortrag:„ Der Merler unbedingt, da Maly bereits dreimal wegen Wendepunkt im Leben des Einzelnen und der jchwerer Körperverletzung vorbestraft ist und in Völker" und betonte in diesem Vortrage, daß er Bilsen einen schlechten Leunund genoß. die sozialen Forderungen( Achtstundentag usw.) Emil Maly gelobte nun Besserung und die Frau für voll berechtigt hält und führte dann ließ sich verleiten, ihn am 25. September 1926 in in diesem Zusammenhange weiter aus:„ Es Bilsen zu heiraten. Die gelobte Besserung trat aber werden viel zu viel sozial schlechte und überflüssige nicht ein, so daß sich die Frau scheiden ließ, welche Waren erzeugt. Erst wenn unsere Wirtschaft sich Scheidung das Bezirksgericht Bilfen auch im Mai darauf einstellen wird, nur sozial wertvolle und 1927 genehmigte. nüßliche Dinge zu erzeugen, wird unserem Volfe Zeit und Gelegenheit zu geistiger Höherentwid lung gegeben sein, denn es werden dann vier bis fünf Stunden täglicher Lohnarbeit genügen."
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stimmig die Hauptfrage auf Mordversuch und be-[ nach Mähren fahren, wo er sich mich nehmen will. jahten bei der Zusatzfrage auf schwere törperliche Verlegung und die Frage auf Sinnesverwirrung, so daß Maly freigesprochen wurde. Er nahm den Freispruch weinend entgegen.
Ein Heim für Liebespärchen auf ben Weinbergen.
Darau hin habe ich mich ihm hingegeben und jetzt will er von der Sache nichts wissen. Er hat mir die Ehe versprochen, weshalb ich gegen ihn hiemit die Anzeige an das hohe Gericht erstatte. Mit Hoch achtung Karolina Kowalowstá, Schriftstellerin." Bezirksrichter OLGR. Sitta lid die Dame vor, gleichzeitig fandte er dem beschuldigten Vater in spe eine Vorladung, die als unbestellbar" zurüd Prag , 28. Oktober. In der Römischen Gasse auf tam. Daraufhin wandte sich das Gericht an die Poliben Weinbergen betreibt ein Herr David Styneil sei, den Aufenthaltsort des Beschuldigten in Ermitt zusammen mit einer Frau Božena diyšavá eine ung zu bringen. Die Polizei tat pflichtgemäß das Auskocherei. Dieses Gewerbe wird von beiden Ge- ihrige und so teilte heute der Bezirksrichter der nannten bis drei Uhr nachmittags ausgeübt. Nach Schriftstellerin", die mit einem in genialer Weise Božena Maly verzog nach Marienbad in das her diente die Dreizimmerwohnung wohl auch zur um den Kopf geschlungenen bunten Stopstuche er Gajihaus Glaßl. Doch Emil Maly kam ihr nach Aufnahme von Männlein und Weiblein, die aller schienen war, den Inhalt der Polizeiauskunft wört lich mit:„ Der Gesuchte ist vor drei Jahren und suchte sie zu bewegen, ihn wieder aufzunehmen. dings nicht ihren Hunger, sondern ihre Sehnsucht Am 22. Mai lam nun Maly abermals in das Gaft nach Liebe dort befriedigen konnten. Dafür mußie gestorben und wurde am 21. Mai 1924 im Wol hans Glaßt und begann dort wahllos Pilsner und man eine Gebühr von K 20.- entrichten. Die Boschaner Krematorium eingeäschert." ,, Da wird Ihnen wohl nichts übrig bleiben, anderes Bier, sowie schwarzen Staffee mit Rum zu lizei ertappie einen verheirateten Mann mit einer Also, merken wir uns diese Worte der Ginsicht und Vernunft aus dem Munde eines Judutrinken von früh bis zum Nachmittag. Als gegen 17jährigen Proſtituierten dort in flagranti. Sie er werte panímámo, als einmal ordentlich nachzuden triellen. 4 Uhr nachmittags die Frau in das Nebenzimmer mittelte ferner, daß die Zimmer der vor dem Vor- fen, wer es gewesen sein könnte", meinte der Richter ging, folgte ihr Emil Maly und stach mit den size des OLGR. Susta Angeklagten gewerbsmäAus der Regierungskommiſſion für die Re- Worten:„ Jezt ist der richtige Augenbid, jest hobe ßigen Prostituierten als Absteigequartier dienten, zur„ Schriftstellerin", die den Eindruck machte, als form des Pensionsversicherungsgesetzes.( Amtliche idr Dich"," blindlings mit einem Messer auf die Frau ferner stellte sie fest, daß nicht weniger als sechs ob sie eher in ein Haus gehören würde, wo sich Nachricht.) In der Woche zwischen dem 24. und los, bis ihn der Gastwirt Glaßl von der in einer Beamtinnen und verheiratete Frauen dort wieder Frauen unter psychiatischer Aufsicht befinden. 29. Oktober 1927 finden Sizungen des Subkomi großen Blutlache am Boden liegenden Frau wegriß. hoit Verkehr getrieben hatten. Die beiden Angeklagtees für die Krankenversicherung statt, sowie auch Die Frau hatte nicht weniger als 30 Stichwunden ten wurden wegen Stuppelei zu vierzehn Tagen die Schlußsizung des Direktornums der Allge- erlitten, die zwar einzeln leicht, in ihrer Gesamtheit Arrest unbedingt verurteilt. meinen Pensionsanstalt über die Textierung der aber schwer waren, noch kompliziert dadurch, daß die Das ist ja alles sehr schön und man muß wirt. Anträge für den die Leistungen betreffenden Teil Frau an einem Herzleiden laboriert. lich seine Freude daran haben, wie streng es unsere Prag , 22. Oktober. Anton Stoklasa ist Agent des Pensionsversicherungsgesetzes. Für Montag, Nach der Tat ging Maly in das Hotel„ Men Polizei mit der Tugend hält. Aber diese Polizeiden 31. Oktober 1927, wire eine Plenarjigung tone" in Marienbad , sagte dort dem Kellner Wuck, moral ist doch ein bißchen sehr einseitig. Wenn in mit Büchern, die auf Ratenzahlungen gegeben wer der Stommiſſion für Strankenversicherung einbe- daß er gemordet habe und ersuchte ihn, ihn verhaften vielen Prager Hotels dasselbe Gewerbe vor den den. Sein Werk, das er den Leuten anpries, lautete: rufen, welcher die letzte Redigierung des stranien zu lassen, was Mud auch veranlaßte. Maty sagte Augen der Polizei betrieben werden darf, wenn es„ Das goldene Buch der häuslichen Arzneikunde." Ein bersicherungsgesetzes, wie sie aus den früheren noch dem Kellner auf dessen Frage, daß er seine Frau diesen Hotels während einer Nacht für ein einziges Titel, der wirklich viel verspricht. Stoklasa fand sich Beschlüssen dieser Sommission, bzw. aus dem An- Božena ermordet habe. Zimmer Hunderte von Stronen einbringt, wenn diese mit diesem Buche bei verschiedenen Leuten ein und trage des Subkomitees hervorgegangen ist. vor- Auch die Gattin des Angeklagten, Božena Maly, armen Prostituierten ihren Leib für die reichen gelegt werden wird. Für Donnerstag, den 3. No- ist der Ansicht, daß er sie ermorden wollte, weil er Hotelbesitzer eigentlich opfern, dann sollte wohl mit nahm überall eine Angabe von K 20.- darauf in vember 1927, wird dann eine Plenarsiynug der ihr schon öfter mit Erschlagen gedroht hatte und weil einem anderem Maßstabe gemessen werden. Der Ein- Empfang. Das Buch sollte später geliefert werden. Kommission für Pensionsversicherung einberufen sie auch von anderen Leuten gemarut wurde, daß wand des Verteidigers, daß mit Aufhebung der Im ganzen war er bei 98 Leuten gewesen. Er scheint werden, welcher der tertierte Antrag des die Lei- Maly nur auf eine günstige Gelegenheit warte, sich öffentlichen Häuſer der Kuppeleiparagraph gegen ein rechtskundiger Mann zu sein, denn 98 mal 20 K stungen und Beiträge betreffenden Teiles, dessen ihrer zu entledigen. Auch dem Gastwirte Glaßt jagte ſtandslos geworden sei, weil durch die Abolition diese ergibt noch nicht ganze 2000.- K, auf welche Scha Grundsätze von der Kommission schon früher au- er:„ Jeßt bin ich ein Wörder geworden", als er die Häuser als tonzessionierte Gewerbe nicht mehr genommen werden, sowie auch der Schlußzantrag bewußtlose Frau in einer Blutlache liegen sah. existieren, hat schon etwas Richtiges für sich. Auf densumme ein höheres Strafausmaß fällt, als wenn des Subkomitees über den Umfang der Versiche Gegenüber der Anklage des Mordversuches an der einen Seite verbieten, auf der andern Seite ge- die Schadensumme diesen Betrag nicht übersteigt. rungspflicht vorgelegt werden wird. seiner Gattin sucht Emil Maly die Tat mit dem statten, das ist eine merkwürdige Moral. Er redete heute vor dem Senate des OLGR. Pudil starken Alkoholgenuß und großer Aufregung zu ent hin und her, daß die Bücher geliefert werden, die schuldigen, so daß er nicht wußte, was er eigentlich tat. Die Gerichtsärzte erklären den Angeklagten für Leute sollen nur ein bißchen Geduld haben, er werde voll zurechnungsfähig. sich mit seiner Firma ins Einvernehmen seßen, für die er die Geschäfte" abschloß. Er nannte auch tat
Brager Kurse am 22. Ottober.
100 holländische Gulden
100 Meichsmart..
10 Belaas.
100 Schweizer Franks
1 Pfund Sterling
100 Lire..
1 Dollar
100 französische Franis
100 Dinar.
100 Bengö.
100 polnische Bloth.
100 Schilling
Geld 1354.87
808 75
488.65
Sare 1860.87 807.75 471.65
649.70
652.70
163.80
165.-
188.92 38.60
185.321 83.90
59.70
-
Wegen 98 Betrügereien auf einmal angeklagt.
In der heutigen Verhandlung unter Vorsiy des Vizepräsidenten Rokos schilderte Waly seine große war eine Zuschrift folgenden Inhaltes eingelaufen: fächlich einen Verleger. Das Gericht beschloß, ihm Liebe zu seiner Frau und bestritt die Tötungsabsicht. Hohes Gericht! Ja erlaube mir Ihnen mitzuteilen, Gelegenheit zu geben, seine Unschuld nachzuweisen, Er sei sinnlos betrunken gewesen. Die Frau als daß ich mich im siebenten Monate der Schwanger
131.95 138 15 Beugin entschlug sich der Aussage. Das ärztliche Gutschaft befinde. Der Vater des Stindes, dem ich ent- und daher wurde die Verhandlung zwecks Ginverachten bezeichnet Maly als erblich belastet, doch kei- gegensehe, ist Josef Dvorak, wohnhaft in Prag II., nahme der heute von dem Angeklagten angegebenen nesfalls als strafausschließend sinnesverwirrt. Troß Kremencova. Er hat mir gesagt, daß ich mich ihm Firma vertagt. 475.02% 478.02% dieses Gutachtens verneinten die Geschworenen ein hingeben soll und daß wir dann sofort zusammen
59.20 588.87 1.87 376.75 879.75