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Attentat auf den griechischen
Bräsidenten.
Athen , 30. Oktober. Als der Präsident der Republic Konduriotis mittags das Rathaus verließ, in dem er einen Kongres eröffnet hatte, feuerte ein junger Mann gegen das Automobil des Präsidenten einen Schuß ab. Die Kugel durch schlug die Glasscheiben und streifte mit geschwäch ter Kraft den Präsidenten an der Stirne. Der Präsident wurde in eine benachbarte Klinik geschafit, wo ihm die erste ärztliche Hilfeleistung zu teil wurde.
Der Attentäter wurde verhaftet. Er ist etwa 30 Jahre alt. Er ist von Schwermut befallen oder spiegelt sie vor.
schuldig gemacht werden, die- wie von jedem Beteiligten dieser Verhandlungen anerkannt werden muß in jedem Falle den guten Willen zur fried fichen und für beide Teile annehmbaren Beendigung dieser beschwerlichen Verhandlung bewiesen haben.
Wenn jedoch eine solche für beide Teile annehm bare Beendigung der Verhandlungen von der anderen Verhandlungspartei unmöglich gemacht werden sollte, so kann die Schuld daran, noch die Verantwortung für die Folgen der Unmöglichmachung einer solchent Beendigung der Verhandlungen nicht auf die Vertreter der Exekutive abgewälzt werden.
Herr Minister!
Zudem wir Sie derüber verständigen, in weith' nerfreulichen Stand nicht infolge Schuld der Vertreter der Exekutive die Verhandlungen über die Forderungen der Exekutive bei der letzten Sigung geraten sind, verlangen wir, daß Sie diesem Stande der Sachen eine erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden und zeichnen
für die Exekutive der foalierten Eisenbahnerorganisationen.
An den Ministerpräsidenten. Eine Abschrift dieses Briefes wurde auch dem Ministerpräsidenten mit folgendem Begleitschreiben zugestellt:
Herr Ministerpräsident!
Die Gajda- Telegramme.
Prag , 31. Oftober. Das Außenministerium veröffentlicht die von Dr. Beneš im Senats= ausschuß erwähnten russischen Telegramme. Ihr Text ist in deutscher Uebersetzung folgender:
Telegramm vom 24. Oktober 1920. Radiogramm Laurenziberg Nr. 301925. X. 345. Hillerson mission russe Prague.
Wir konnten uns bisher nicht entscheiden, ob wir Gajda gestatten werden, nach Moskau zu kommen. Ich teile Ihnen in aller Eile mit, daß wir den Beziehungen zu ihm ernste Bedeutung beilegen und bitten, diesen Beziehungen alle Sorgfalt zu widmen. Allerdings muß man ihn von einer Reise nach Sibirien abhalten. Man muß seinen Linksneigungen entgegenkommen, und seine Trennung von Koltschak und den anderen Rechtsextremen ausnüßen. Ueberhaupt hat diese Unstimmigkeit zwischen den tsche chischen Legionären und stolischak, das Ver derben der letzteren im Kampfprozesse gegen uns und die Klarstellung der Beschaffenheit der Konterrevolution Roltschkas beschleunigt. Die Legionäre haben ihre Aufgabe teilweise überdacht und begonnen, sie und den tatsäch lichen Sinn der Sowjetrepublik zu begrei sen... Diesen Verhältnissen( Stimmung) muß man entgegenkommen und zu erkennen geben, daß wir die sich verwirklichende Wendung gewürdigt haben, und dahin trachten, die Ergebnisse auszunüßen. Dechiffriert am 19. September 1926.
Telegramm vom 27. Oftober 1920.
Sich an Gajda zu wenden, mit einer Einladung unsererseits, hieher zu kommen, ist untunlich, doch werden wir, falls er sich selbst an uns mit dem Anfinnen wendet,
Dienstag, 1. November 1877.
entweder in Bastautos oder zu Fuß ankamen, nicht gerade freundlich empfangen. Vielfach kam es vor, Saß die Gegner die glühende Begeisterung unserer hieherzukommen, keine Einwendung dagegen Jugend durch einen Strahl falten Wassers, der erheben, die Bewilligung hiezu ist gesichert. sich aus den Fenstern ergoß, verlöschen wollten. Es würde mich interessieren, früher Es hat ihnen nichts genüß. Auch die Gendarmen, wissen, welcher Art seine Angebote für die der Tätigkeit unserer jungen Genossen ein uns sein werden. Wir haben keine Angebote freundliches Augenmerk widmetent, tonnten sie für ihn und werden warten, was er uns nicht hindern. Sie hat ihre Pflicht mit Elan erjagen wird. Sorgen Sie dafür, daß die Jnitative nicht von uns, sondern von ihm ausfüllt und dadurch diesen Wahlkampf mit ent schieden. geht. Tschitscherin. Das Verhalten unserer Jugend beweist, daß sie von ernstem Pflichtbewußtsein beseelt ist. Sie verrichtet nicht nur mit Eifer in der Jugendorganisation mustergültige Arbeit, sondern brachte auch zum Ausdruck, daß diese Arbeit nichts auderes ist als treuer Dienst für die Gesamtbeive gung. Sie hat in entscheidender Stunde durch die Tat ein Bekenntnis zur Partei abgelegt wie es eindeutiger und schöner nicht sein könnte. Die älteren Genossen haben erkannt, daß das Schicksal der Arbeiterbewegung bei dieser Jugend in guten Sänden ist.
Dechiffriert am 19. September 1926.
Telegramm vom 7. Oktober 1920. Absender: Hillerson, Brag. Adreſſat: Tschitscherin , Moskau . Abgesandt 7. Sktober 1920.
Ich bitte, rechtzeitige Maßnahmen zur möglichsten Beschleunigung der Reije Kra to wjectis mit Frau, Kind, seines Ad jutanien Molottowstis nach Rußland zu treffen. Sie haben sich in Prag auf ihrer Reise aus Wladivostot aufgehalten, da sie Es ergeben sich aus dieser Erkenntnis sehr fein deutsches und estländisches Visum be ernste Pflichten für alle Parteigenossen. Sie saßen. Sie besigen Visas Vilenstis und müssen, soweit das noch nicht geschieht, die Ju Martens. Von ihrer Ergebenheit gegenüber gendbewegung mit allen Mitteln unterstützen und der Sowjetregierung bin ich tief überzeugt. ihr unermüdlich an die Hand gehen. Nicht Ich habe viele Beweise hicfür. immer haben alle Parteigenossen diese Pflicht gegenüber der Jugendbewegung, die zugleich eine Verpflichtung gegenüber der Arbeiterbewegung und der Zukunft der Arbeiterklasse überhaupt, vollständig erfüllt. Dieser Wahlkampf muß den Säumigen eine Lehre sein. Stampf um die Zur Erklärung dieses Telegrammes wird Jugend sei die Losung, wenn der hinzugefügt: Das Telegramm betrifft Strakow Sea mtpf um den Sozialismus sieg jecki und Molotkowski, die nach der Beschuldi- reich beendet werden soll. gung Gajdas die Beziehungen vermittelten. Stra fowjecti tam im Herbste des Jahres 1920 aus Sibirien nach Prag als Antibolschewik und trat in Prag in die Dienste der Sowjets.
Für Golubjewoj: Warum schreibt nie mand über Reval , Riga ? Levin. Unterzeichnet: Hillerson.
Dechiffriert: November 1921.
Wie der Herr Finanzminister den Gemeinden hilft.
Herr Engliš , der wegen seines Gemeindefinanzgesetzes von den deutschen Regierungspar Die Jugend bei den letzten Wahlen. Wir erfüllen mehr als eine Pflicht des Tau- feien als Retter der Steuerzahler gepriesen wird, fes, wenn wir an dieser Stelle der geradezu vor hat in feinem Erposee von Dienstag den Ges Ein hervorstehendes Merkmal des vergange bildlichen Arbeit unserer Jugendlichen gedenken. meinden empfohlen, durch Einhebung eines nen Wahlkampfes war die rege Anteilnahme der Der Sozialistische Jugendverband hat knapp nach Schulgeldes von den Bemittelten, Jugend. In den Wählerversammlungen und bei der Ausschreibung der Wahlen in einem Aufruf die Ausgaben für das Schulwesen zu der Wahlpropaganda waren die jüngeren Alters- au die Arbeiterjugend und einem besonderen Auf- decken. Diesen Rat erteilt der Herr FinanzDie von Ihnen genehmigten Verhandlungentlassen ungemein zahlreich vertreten. Allerdings ruf an seine Mitglieder und Funktionäre zu den minister, nachdem er vorher den Standpunkt ver der Vertreter der in der Exekutive koaliecten Eisen war zu bemerken, daß die Jugend, soweit sie an Gemeindewahlen Stellung genommen und an treten hatte, eine bestimmte Quote des bahnerorganisationen über die Forderungen betref dem Wahlkampf weilnahm, im Dienste der Links- feine Organisationen Richtlinien für die Teil- persönlichen Lehreraufwandes habe fend die Novellisierung der Regierungsverordnung parteien wirfte. Soviel auch die Wirtschaft- nahme der Jugendlichen an dem Wahlkampf aus die Gemeinde zu übernehmen. Der im Eisenbahnministerium, find Samstag, den 29 lichen", die Christlichsozialen und selbst die Natio- gegeben. Diese Richtlinien wurden mit einer direkt Herr Finanzminister zeigt, daß er entschlossen ist, Oftober 1. J. auf einem toten Bunft angelangt nalparteiler Versammlungen veranstalteten: Die überraschenden Promptheit befolgt und die Grup die Gemeinden gründlich zu sanieren und diese und werden eigentlich ohne Schuld der Orga Jugend, die an diesen Zusammenfünften teil- pen wetteiferten miteinander, sich bei der Arbeit Sanierung sucht er zu erreichen, indem er den nisationsvertreter unterbrochen, weil die Vernahm, stand meistens im Lager der Linken. zu übertreffen. Es wurden fast täglich neue Gemeinden neue Lasten auflegen will. Der Herr des Eisenbahnministeriums Es müßte noch untersucht werden, wie sich der Wethoden der Propaganda ersonnen und ange- Finanzminister will, daß die Gemeinden einen für den weiteren Vorgang ein Programm be unter der Jugend zu bemerkende Zug nach links wendet. Unermüdlich zogen große Trupps Ju- Teil des persönlichen Schulaufwandes überantragten, welches die Vertreter der bei der Wahl selbst auswirkte. Zweifellos iſt ein gendlicher von Dorf zu Dorf und verbreiteten nehmen, in welchem prozentuellen Verhältnisse Exekutive nicht annehmen konnten. großer Teil des sozialdemokratischen Stimmen Propagandamaterial. Straßensprechchöre, die die sagt er jedoch nicht. Es ist daher schwer, zu sagen, Wir erachten es als unsere Pflicht, Sie, Herr gewinnes auf das Votum der Jungwähler zurück- Forderungen der Sozialdemokraten zum Aus wie sich diese Idee finanziell auf die Gemeinden Miniſterpräſident, auf dieſes wichtige Moment aufzuführen. Der Wählerzuwachs ist zum überwie bruck brachten, durchzogen die Dörfer und Städte, auswirken würde. Fest steht aber, daß in vielen merksam zu machen, nachdem diese Verhandlungen genden Teil der Sozialdemokratie zugute gefom Lichtstandarten und Fadelträger erhöhten die Gemeinden schon heute das Schulerfordernis einen eigentlich über Ihren Auftrag eröffnet wurden. uten. Das ist umso vedeutsamer, als das Solda Wirkung dieser Rundgebungen. Die Jugend hat großen Teil des gesamten Gemeindehaushaltes Nachdem wir jedoch nicht damit rechnen kön tenwahlrecht abgeschafft ist. Es ist bekannt, daß die auch selbst zahlreiche öffentliche Versammlungen ausmacht, und daß eine Anzahl Gemeinden auch nen, daß Sie, Herr Ministerpräsident, uns, wie Soldaten in ihrer Mehrheit stets links wählten. veranstaltet und dadurch für ihre Organisation den persönlichen Schulaufwand tragen. In Böh dies die Wichtigkeit der Sache erfordert, sofort Den profetarischen Parteien sind also viele zehn geworben. In vielen Orten haben sich die Partei- men erforderte der Personalaufwand im Jahre empfangen, um Ihnen persönlich die Situation tausende Stimmen verloren gegangen. Der von genossen tatsächlich nicht um die Durchführung der 1924 rund 587 Millionen Kronen. Würde schildern zu können, wie sie sich in Konsequenz der der Sozialdemokratie errungene Erfolg ist dem Wahlpropaganda zu kümmern brauchen, weil ihnen den Gemeinden ein Teil dieser Ausgabe aufgeUnterbrechung der Verhandlungen entwickelt hat, nach doppelt wertvoll. Die gesteigerte Anteil unsere Jugendlichen die Arbeit abnahmen. Das bürdet, nehmen wir eine Quote mit 25 Prozent erlauben wir uns, Sie, Herr Ministerpräsident, nahme der Jugend am politischen Leben ist ohne Flugzettelaustragen und die Verbreitung der an, so würden die Gemeinden mit 147 auf diesem Wege darauf aufmerksam zu machen Zweifel ein Verdienst des Befißbürgerblocks, der Wahlzeitung war selbstverständlich eine Haupt- Millionen Kronen jährlich belastet. und legen: Ihnen zur eingehenden Information es verstanden hat, der Jugend die ungeheure Ge- aufgabe unserer Jugend. Daß sie durch die Art Können die Gemeinden diese Belastung nicht er die Abschrift der Auswort bei, welche wir gleich fahr flarzumachen, die ihr durch seine weitere Bo- und Weise ihres Auftretens das Singen in den tragen, so können sie, nach dem Rate des Finanz zeitig dem Eisenbahnminister übergaben. litik droht. So hat denn die Jugend bei diesen Versammlungen und die lebendigen Straßenministers ein Schulgeld einheben. Noch vor weniFür die Wahlen den Ausschlag gegeben. Das ist ein war umzüge gehören hierher die Stimmung sehr gen Jahren haben die Gemeinden Schulgeld einnender Ruf an die Herrschenden und stolze Verhoben, ist ihr nicht geringes Verdienst. In man- gehoben und mancher arme Teufel, der vier bis heißung für die Proletarier. chen Dörfern würden unsere Jugendlichen, die fünf schulpflichtige Kinder hatte, mußte vier- oder
Erefutive der koalierten Organisationen der Eisenbahnbediensteten.
Der falsche Prinz.
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Leben und Abenteuer.
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gab es nur den allernotwendigsten Unterricht. Er gen wieder zurück. Von dem Hausvater, einem[ chen, des Westens und Ostens, und enthüllte mir Copyright 1927 by Malik Verlag A.-G., Berlin 28. 50 wurde von Handwerksmeistern in den Morgen- Russen, erhielt ich daraufhin mörderliche Prügel. so eine unbekannte Welt der Vergangenheit. Er stunden erteilt, während sie nachmittags die älte- Wie ein Wahnsinniger seßte ich mir zur Wehr, gab mir Bücher, die meinen Gesichtskreis weiten ren 3öglinge in ihren Werkstätten verwandten. weshalb man mich nunmehr für besonders bös- sollten. Wie ich es im Leben immer getan, las ich Da ich diesen Unterricht nicht mehr brauchte, artig hielt. fieberhaft, las es zweimal und überlegte mir her wurde ich während der Lehrstunden mit Holzsägen Im Frühjahr 1917 bekam ich Blinddarment nach alles, damit ich es mir auch einprägte. Pastor und ähnlichen Arbeiten beschäftigt. Da ich von zündung. Ich hatte unerträgliche Schmerzen. Als Deters hatte überhaupt ein Talent, Jungens Natur ziemlich schwächlich bin, bewältigte ich fel- ich dem Hausvater meinen Zustand meldete, er herauszufinden, die bildungsfähig waren. Sie ließ ten die vorgeschriebene Menge. Zur Strafe bekam widerte er grob, ich hätte wohl zuviel gefressen, er auf seine Stube kommen, setzte sich mit ihnen Als der Weltkrieg ausbrach, war ich noch ich entweder abends nichts zu effen oder wurde ich solle mich zum Teufel scheren. Wenn Nollan aus Stlavier, las ihnen aus einem Buche vor, feine zehn Jahre alt. In dem Grenzlande, in dem eingesperrt. Als deutschbaltischer Junge war ich nicht auf eigene Faust zum Arzt geschickt hätte, behandelte jeden nach seiner Art. Unter der wohlich zu Hause war, erlebte ich mit den Augen des schwung der Dinge in meinem jungen Leben war Arzt veranlaßte meine sofortige eberführung genderziehers rückten mir die Heimat, Mutter und bei Russen und Letten maßlos gehaßt. Der Um- vielleicht wäre ich damals draufgegangen. Der tätigen Hand dieses Menschenfreundes und InSindes den Aufmarsch der russischen Seere. Weit fürchterlich: zu Hause in einem stillen, soliden ins Krankenhaus, wo ich noch in derselben Nacht Elternhaus in Nebelferne. Es war mir manch Sindes den Aufmarsch der russischen Seere. Mit verwunderten Sinnen schaute ich auf das wilde Bürgerhaus auferzogen, von der gütigen Mutter operiert wurde. Als ich genas, kam ein Professor mal, als ob Bauske im Monde gelegen hätte. Ich Treiben von ungezählien Striegern, bunt durch betreut, und jetzt den Händen von Wüterichen Girgenson, ein Deutschbalte, an mein Stranten hatte nur noch das Empfinden von etwas Schö einandergewürfelten Völkerschaften Rußlands . In preisgegeben, die mich und die anderen Jungens lager, ein gütiger und freundlicher Mann. Er nem, Warmen, Geborgenem da hinten weit, wo dieser wahrhaft aufgeregten Zeit ward mein Den wie das liebe Vich behandelten. So kam es, daß fragte mich anscheinend hatte man es beim es noch eine Mutter geben sollte. dieser wahrhaft aufgeregten Zeit ward mein Denpreisgegeben, fen wach. Meine Mutter lebte damals in Bauske, wischen Zöglingen und Lehrern der erbittertſte Baden bemerkt, wovon ich denn am ganzen mitten im Kurländischen. Meinen Vater hatte Im Herbst 1917 hieß es plöblich: der Preuße ich schon ein paar Jahre früher verloren. Bevor Striegszustand erklärt war. Dabei hatten die Störper so blutig geschlagen sei. Ich gestand alles: tommt! Riga wurde von deutschen Truppen eroachtzig Jungens unter sich eine gewisse Unter- wie vichisch ich in der Anstalt behandelt worden bert. Damit endete das innige Zusammenleben meine Mutter nach Bauske zog, hatten wir ein ordnung eingeführt: der förperlich Stärkste be- fei, wie die andern Jungens zu leiden hätten, wie mit Pastor Deters. Ich mußte nach Hause. Der Gütchen in Grusche inne. In Bauske bewohnten herrschte die Horde durch die Hochachtung, die sich ich durch eine Ohrfeige um mein halbes Gehör Abschied von dem grundgütigen. Manne, der wir ein Häuschen für uns. Es war eine Land feine Fäuste zu verschaffen wußten. Dies war gekommen sei. Es tat mir wohl, diesem Manne einen so tiefen Einfluß auf meine Erziehung hatte stadt, nicht ohne Bedeutung, für östliche Be ein gewisser Nollau, ein Deutscher. Er war der mit dem menschenfreundlichen Blick meine Lei ausüben sollen, fiel mir nicht leicht. Als ich zu griffe. Bis dahin hatte ich die übliche Erziehung Typ des Hooligan und dennoch auf seine Art ein denszeit einmal beichten zu können. Je mehr ich Hause antam, erlebte ich eine Enttäuschung: in den Elementarfächern genoſſen. Die unsicheren Striegsverhältnisse brachten es mit sich, daß Bauske gutmütiger und auständiger Kerl. Bei den Jun- von meiner zweijährigen Leidenszeit erzählte, Mutter und Bruder- wir waren uns fremd weilte, von der deutschen Armee besetzt wurde. Schlichters aller Fehden, der auch dafür sorgte, Tage tamen noch zwei andere Herren, wie ich Jungen, der ich meinem Alter von dreizehn Jah 1915, als ich gerade bei meinem Bruder in Riga gens famt er bald in das Ansehen eines gerechten desto ernster wurde der gütige Mann. Am nächsten geworden. Die Mutter sah in mir den kleinen später erfuhr, ein Stadtrat und ein Mitglied der ren nach auch war, pacte mich sorgsam in Watte So ward ich von meiner Mutter getrennt und daß sie es nicht zu toll trieben. sollte es zweieinhalb Jahre bleiben! Nicht lange Eines Tages erhielt ich von einem meiner Aufsichtsverwaltung der Anstalt. Ich mußte und behandelte mich als Nesthätchen. Die Brüder dauerte es, und mein Bruder wurde zum ruffi Buchtmeister eine solche Ohrfeige, daß mir die ihnen alles erzählen. Sic notierten es und gingen. ließen mich überhaupt nicht gelten, sahen in mir schen Heeresdienst einberufen. Als er weg war, ganze rechte Kopfieite anschwoll. Niemand küm Als ich zur Anstalt zurückkam, hatte die Lei einen launischen und duckmäuserischen Bengel, itedte man mich in ein städtisches Asyl, wo au merte sich darum. Als schließlich doch der Arzt ge- tung gewechselt: der Russe war durch einen ohne ju ahnen, wieviel Furchtbares ich die Jahre die achtzig Flüchtlingsfinder untergebracht waren. rufen wurde, war ich nur noch durch eine Ope- deutschbaltischen Pastor Deters ersetzt worden, hindurch erlitten hatte. So wurde mein Verhält Ich ahute nicht, welche Hölle mich da erwartete. vation zu retten. Seit der Zeit höre ich auf dem einen Mann m itgrundgütigen Augen in einem nis zu ihnen immer frostiger. Schließlich zog ich Wir Domelas sind deutsch , vielleicht vor ein rechten Ihr nicht mehr und habe hinter dem Kindergesicht. Gleich umgab er mich mit einer mich ganz auf mich selbst zurück. Immerhin blieb paar hundert Jahren in Sturland eingewandert. Ohr eine große Narbe: Erinnerung an meine Fülle von Liebe, als ob er geahnt hätte, daß ich mir ein Jahr jede äußere Aufregung erspart, so Mein Vater war Müller gewesen. Ich war als famosen Jugendbildner. ihrer am meisten bedurfte. So sollte er der erste daß ich meine Ausbildung in den Elementar
Deutschbalte deutsch erzogen worden. Die meisten Das Essen in diesem Asyl war entseßlich. Mensch sein, der mich auf den richtigen Weg ge- fächern fortsetzen konnte. Jungens sprachen lettisch, die Sprache der kleinen Ich hatte ständig rasenden Hunger. Vor Ver- leitete. Stundenlang wanderte er mit mir durch Leute in Sturland, zu denen jeder Deutsche bezweiflung kniff ich einige Male aus. Da ich drau- die Rigaer Hügellandschaft. Er öffnete meinen stimmte Distanz zu halten pflegte. In der Anstalt ßen nichts zu essen bekam, mußte ich notgedrun- Blick, zeigte mir die Kultur der Römer und Grie
( Fortsehung folgt.)