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7. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Abendschatten
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.
auf dem Bürgerblod.
Donnerstag, 10. November 1927.
Arbeiter und Arbeiterinnen! Angestellte, Beamte!
Schaffende Männer und Frauen in Stadt und Land!
Die Gemeindewahlen sind vorüber! Die letariat über. Dringendes Gebot der Selbsterhal wehrheit des Wolfes hat die Politit mung der Arbeiter ist es nun, alle Strafic zufam der deutschen Regierungsparteien merzufaffen zum Widerstand gegen die tüdischen träfte schroff abgelehnt. Pläne des Bürgerblods.
Die deutschbürgerlichen Regierungsparteien führen sich auf, als hätte der Bürgerblock Ewig keitsdauer und als läge der Zeitpunkt der Ab rechnung mit ihrer von allen guten Geistern verlassenen Politik noch in unabsehbarer Ferne. Die großen Wassen des arbeitenden Volkes Räme es auf sie allein an, dann allerdings haben sich gegen die Versklavungs und Aus hätte der tschechisch deutsch - flowakische Bürger- die Niederlage der Regierungsparteien bei den beutungspolitif der Regierungsdeutschen gewendet, block noch ein langes Leben vor sich, denn hier Gemeindewahlen war ein Ergebnis der sehen sie die lang gesuchte Gelegenheit, ihre
tische und nationale Knechtung.
Wir rufen allen Arbeitern in Stadt und Land, in Industrie und Landwirtschaft zu: Raffet Guch auf zum entſchloſſenen Abwehrkampfe!
Bezugs Bedingungen: Bei zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post:
monatlich)... Kè 16.
olerteljährlich
halbjährig
ganzjährig
48.
96.
192.
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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich rüb
Nr. 263.
Sigung und Beschlüsse des Barteivorstandes.
Der Parteivorstand tagte geitern unter dem Vorsitz der Genossen Kremser und de Witte. Einleitend gab Genosse Kremser dem Bedauern Ausorud, daß es Ausorud, daß es unserem Genoffen Dr. Ezech
noch nicht möglich ist, an den Berhandlungen teil
zunehmen. Der Parteivorstand beschloß, dem Vorühenden auf ic'egraphischem Wege die herzlichsten Grüße zu übermitteln.
jicht.
Der Parteivorstand nahm dann den Bericht des Genossen Grünzner über den Verlans dis Kampfes der Eisenbahner enigegen, hieß die Maßnahmen gut, die vom Parteipräsidium in dieser Frage ergriffen wurden, und stellie den kämp Nicht nur die Sozialversicherung ist in Gefenden Eisenbehnern jedwede unterstütung in Auss fahr, auch die Versicherung der Bergarbeiter und Nur noch eine Minderheit des deutschen Volder Privatangestellten, der Mieterschutz und der An ein Referat des Genossen aub über den Führer dieſer Minderheit aber bleiben weiterhin Tagen der Revolution an sozialpolitischen Ein der von der Regierung dem Parlament in der Bor fes steht hinter den Regierungsparteien. Die Achtſtundentag! In Gefahr ist alles, was in den Entwurf auf Entwurf auf Abänderung der Sozialversich wung, Berbündete der tschechischen und flowafischen Be- richtungen geschaffen wurde. Die Sanierung der woche unterbreitet wurde, tnüpft sich eine ausführe siyparteien um mit Sise dieses internationalen nicht in letter Linie durch Verschulden der Re- liche Devotte, an der fich die Genossen Dr. Heller, Bürgerblods gierung in Not geratenen Bruderladen, sowie die 92ie ßner, Kremser, Blatny, Hadenberg. soll benüßt werden, um die wohlerworbenen Rechte der Auffassung Ausdruck gegeben, daß dieser Ent Reform der Versicherung der Privatangestellten Schäfer und Jalsch beteiligten. Einhellig wurde der Arbeiter und Angestellten zu fürzen , die Inwurf eine Provokation wurf eine Provokation der Arbeiter stitute den Unternehmern und der Bürokratic ich aj darstellt und daß der Verwirklichung dieses chaft auszuliefern. Blanes der schärffte Widerstand der Arbeiterilaise entgegengesetzt werden muß. Der Parteivorstand beschloß einen Aufruf an die Arbeiterschaft, der wir an anderer Sielle dieses Blattes zum Abbruc bringen. Darüber hinaus hat der portverstand
antifozialen Instinkte auszuleben. Was sie Empörung gegen wirtschaftliche, poliwollen, das ist, so viel an sozialen, politischen und fulturellen Errungenschaften der Arbeiter Ilasse zu zerstören, und diese Tätigkeit joll um Himmelswillen und um des christlichen Solidarismus" willen, feine vorzeitige Unter brechung erfahren. Aber leider, leider hängt der Bestand der heutigen Bürgerregierung nicht von ihnen allein ab. Schon der Austritt der magya rischen Nationalpartei hat ihre Grundlagen geschmälert, und das Ergebnis der Gemeindewahlen war für sie ein moralisches Todesurteil. Solange sie aber über eine festgefügte und zu allem fähige, wenn auch kleine Mehrheit der Gewählten verfügt, fönnte sie sich immerhin über solche Dinge hinwegjeßen, wenn ihr nicht von anderer Seite Gefahr drohen würde. In letzter Zeit zeigen nämlich die slow afi ichen Sferifalen unter Hlinkas Führung eine starke Neigung, das Regierungsschiff zu verlassen. Trotz alles Gottvertrauens der Spina und Mayr- Sarting auf ihren Meister Svehia ist es doch so: auf den angeblich„ auf Beton" ruhenden Bürgerblock beginnen Abendschatten zu fallen....
neue Aloffenvorteile auf Kosten der arbeitenden Massen zu erzwingen, Die Arbeiter um das Profitintereffe der Besitzklasse willen in tieferes Elend zu stürzen,
und
sie sind bereit, dafür das gesamte deutsche Bolt weiterer nationaler Entrechtung zuzuführen! Dem antifozialen, reaktionären Charafier dieser Regierungsmehrheit entspricht das Bud gei, das sie dem Parlamente vorgelegt hat. Hohe Militärtasten aber ganz ungenügende Summen für soziale Zwecke, vermehrte Benachteiligung der Deutschen bei allen fulturellen Zweden . Der Finanzminister des Bürgerblocks, Dr. Englis, hat die Budgetrede zur Berheißung einer neuen reaftionären und unsozialen Einrichtung benüßt, zur Ankündigung der Wiedereinführung des Schulgeldes!
Die Regierung des Bürgerblocs hat auch unmittelbar nach den Wahlen die längst vorbereitete und nur aus Angst vor der Wirkung auf die Wähler bisher zurückgehaltene
Novelle zum Gozialversicherungsgesek
fen ist, sollen verschwinden, und durch Ein
Wie rücksichtslos alle Arbeiterrechte, wie brutal arbeiterfeindlich die Regierung des Bür gerblods ist, zeigt ihre Willtür gegenüber den Eisenbahnern. befchloffen, eile Sträfie mobit zu mache, um einen Bei der Regelung der Bezüge wurden gerade witjamen, energijden Kampf gegen die Absichten die niederen Kategorien der Staatsangefiellien beder diegierung zu führen. Schließlich beschäftigte nachteiligt. Die Verordnung über die Durchfüh sich der Parteivorstand mit organisatorischen Fragen. rung des Gehaltsgesetzes, die viele Eisenbahner cone gruppen schiver schädigt, wurde ohne Einverneh Sie versammelten daher fürzlich in Bratislava men mit den Eisenbahnerorganisationen erlassen: ihre beiden Abgeordéten- und Senatorenklubs Die Regierung stellt sich auf den proßigen berr- und ihre Parteileitung, um nach einer Form für im Hause"-Standpunkt, da sie ernstgemeintent Verhandlungen mit den Organisationen ausweicht den Austritt aus der Regierung zu suchen. Dieje und den Eisenbahnern einfach diftieren will. Da Form glaubten sie gefunden zu haben, indem mit hat sie jie verschiedene unerfüllbar scheinende Forde
die Eisenbahner zum Abwehrkampferungen wirtschaftlicher und finanzieller Natur
gezwungen.
Mit leidenschaftlicher Anteilnahme verfolgt die gesamte deutsche Arbeiterschaft den harten Kampf der Eisenbahner. Die Eisenbahner, denen wir im Namen der organisierten deutschen Ar beiter unsere wärmsten Sympathien bekunden, sollen wissen, daß das ganze deutsche Proletarial an ihrer Seite steht.
Die anderen Arbeiter aber sollen wissen, daß
Bürgerblocks.
an Svehla formulierten. Slinfa unterhandelte mit dem Ministerpräsidenten, doch soll dieser die Erfüllung dieser Forderungen zugestanden. haben, so daß der Bruch vorläufig unterblieb. Ob damit das Band, das die Slintapartei mit der Regierung verknüpft, wieder fester geknüpft die der jlowakische Abgeordnete Labay im wurde, ist fraglich, wenigstens deutet eine Rede, Budgetausschusse des Abgeordnetenhauses ge
halten hat, darauf hin, daß die flowakische Volkspartei ein sehr unsicheres Element in der Regierung geworden ist. Lavay erklärte, jeine Partei werde nur dann für den Voranschlag
Die Ursache der Regierungsmüdigkeit der Slowaken liegt in ihrer Wahlniederlage bei den Gemeindewahlen. Wenn eine Partei binnen Inapp zwei Jahren etwa 40 Prozent ihrer Wähler verliert, wie dies der Hlinkapartei widerfahren ist, dann liegt es nahe, daß sie ihr Gewissen erforscht und die Quellen ihres Un glüds zu verstopfen sucht. Bis zu einem gewissen Teil hat die Partei Svehla cingebracht. Diese Reform" bringt den Versicher Slinka den Boden abgegraben, da sie-- Geld ten nichts als Verschlechterungen. Die jugendhat sie ja genug eine Menge Zeitungen in lichen Arbeiter und die Lehrlinge der Slowakei herausgibt und ein ganzes Heer bis zum Alter von sechzehn Jahren werden aus der Versicherung ausgeschaltet, alle ai, bezahlter Sekretäre und Agitatoren hin verfonarbeiter und alle Beimarbeiter der Kampf der Eisenbahner auch ihr Kampf, der pflanzt hat, den schwersten Schlag aber hat ihm werden aus der Versicherung ausgeschieden: Kampf der gesamten Arbeiterflaffe ist. Der Stampi Svehlas Politik verjetzt, und die jlowa- diese Armen, die so schwer mit Sunger und Not dieſer Proletarierſchichte sagt den andern Arbei tische Volkspartei ist nicht die erste. die sich im ringen, werden also im Falle der Erkrankung und tern, daß Dienste diejes politischen Zauberkünstlers ver- der Invalidität feine Hilfe haben! Die Strandas Proletariat nur bestehen, daß blutet. Im Jahre 1925 hat sie einen großen fenfassenverbände, die so ungemein viel Wahlerfolg errungen, weil sie die Erfüllung des Gutes geleistet haben, denen die Errichtung so es ſeine Existenz nur wahren kann Pittsburger Vertrages, der die flowafiche vieler Sinranstalten und Genesungsheime zu dan im Kampfe gegen die Regierung des Autonomie beinhaltet, in den Vordergrund führung der sogenannten Parität" in der Leitung ihrer Wahlagitation gestellt hatte. Das machte der Sozialversicherungsanstalten sollen diese gan; Diese Regierung, die sich stüßt auf den Bund Blinka nicht nur unter den Slowaken populär, dem Unternehmerium ausgeliefert aller arbeiterfeindlichen, ausbeuterischen Parteien sondern gewann ihm auch viele Stimmen der werden. Arbeiterinstitute, soziale Anſtal der tschechischen, deutschen und slowakischen Bour Angehörigen der nationalen Minderheiten, die ien, die durch Straft und können der Argeoisie, ist Todfeind aller Arbeitenden, aller Schaf im Brager Zentralismus ihren Feind jehen. Feiter zu hoher Bollkommenheit entwvidelt wurden, fenden. So wird es für die Armen, für die Ar Um so größer war die Enttäuschung – die sich sollen dem diftat der Arbeiterfeinde, beiter, zum zwingenden Gebot, den entschie- nicht zu erwarten, daß die Regierung in bei den Gemeindewahlen ausdrückte-- als sich der Stapitalisten, unterſtellt werden! Die Regiedensten Kampf gegen diese Regie Slinfa mit Svehla einließ, der es mit den rung der„ demokratischen" Republik wagt damit Elowaten ähnlich wie mit den Deutschbürgerlichen machte: sie durften sich vor den Regie tungswagen einspannen lassen, sie erhielten auch gewisse Präfente, aber grundsätzlich erreichten| sie nichts. Wenn die Slowafen heute, nach Wir haben leider Recht behalten mit unseren einem Jahr ihrer„ Teilnahme an der Wiachi". Warnungen! Die von fanatischem Saß gegen die Bilanz machen, jo" blicken sie ebenso wie die Arbeitenden erfüllte Bürgerregierung geht auf Deutschbürgerlichen auf das Trümmerfeld ihrer allen Gebieten des wirtschaftlichen, politischen und Hoffnungen, nur mit dem Unterschiede, daß fie fulturellen Lebens zum Angriffe gegen das Pronoch weit stärker als die Regierungsdeutschen bei den Gemeindewahlen die Zeche bezahlen mußten. Welchen Reiz joll Slinka für die nach der Autonomie strebenden Slowaken haben, da jeit Eintritt seiner Partei in die Regierung es nicht besser, sondern weit schlechter geworden nationalen Minderheiten, Deutsche wie Un- rat empfunden und bei den Gemeindewahlen ist, wenigstens insoweit, als es die Selbstver- garn, national and fulturell auszuliefern, aber empfing fie den Lohn. waltungswünsche der Slowaken betrifft. Ob- niemals den Reim zur Verwirklichung der Seither erscheint den Hlinkoleuten das„ Mit- an der Stange zu erhalten, doch braucht eines wohl die Verwaltungsreform den Slowaken re Autonomie der Slowakei bilden fann. Solange regieren" in weniger vorteilhaftem Lichte. Zu lativ am meisten gibt - den Deutschen in den Slinka jich mit dem Heldenschein des Streiters erst spielten sie nach ihrer Niederlage die Weh anderen Ländern nimmt sie nur ist sie für die Freiheit der Slowakei umgab, hatte er leidigen und flagten über die heftigen Angriffe doch nur ein schlechtes Surrogat für die ge- nicht nur die klerikalen Slowaken, sondern auch der Regierungsagrarier und der anderen Par forderte Autonomie, und mittlerweile sind auch einen großen Teil der nationalen Winderheiten teien, die alle gemeiniam gegen sie vorgegangen die Slowaken dahinter gekommen. daß die Ver- auf seiner Seite. Die Zustimmung der Slinta wären, langjam aber kommen sie darauf, daß waltungsreform wohl geeignet ist. ihnen die partei zur Verwaltungsreform würde als Ver- der Grund für ihre Wahifatastrophe tiefer liegt.
einen
verderblichen Anschlag gegen die Arbeiter, her im alten Desterreich nie möglich gewesen wäre.
yung und gegen die Barteien, deren Diesen Stampf fönnt Ihr aber nur in den Reihen der sozialdemokratischen Partei führen! Darum auf zum Kampfe
Vollzugsorgan sie ist, zu führen.
Gegen den Bürgerblock! Für Recht und Wohlfahrt der Arbeiterklasse!
Der Barteivorstand
der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei.
ſtimmen, wenn darin keine Summe für den Bau eines Münzamtes in Prag enthalten ist. Da nun darinnen eine solche Summe eingestell: erscheint, so müßte die slowakische Volkspartei fonfequenterweise gegen das Budget stimmen. und das hätte ihren Regierungsaustritt Voraussetzung. Doch vorerst dürfte dieser sirach des Bürgerblocks vermieden werden, denn noch foden auch die Stowafen am Regierungsbaum verschiedene goldene Früchte. Es ist auch noch nächster Zeit sich zu Neuwahlen entschließt, die Slowaken denken also, es sei noch Zeit, für den Umschwung der Stimmung der Wähler durch Austritt aus der Regierungsmehrheit und Aufmarsch auf der oppositionellen Linie zu sorgen. Aber eine Partei, die eine solche Wahlniederlage erleidet, und die weiß, daß sie sich nur retten fann, wenn sie dem Prager Zentralismus und auch Herrn Svehla die Gefolgschaft auftündigt, ist gerade feine angenehme Bundes genoffin. Slinfa wird sich hüten, in Wahlen zu gehen, ohne vorher das slowakische Autonomies programm wieder hervorzuholen, was er nur fann, wenn er sich durch Loslöjung von der Prager Regierung freie Arme schafft.
Den Zuderin und Präsenten, mit denen die Ludaci bedacht werden, mag es vorläufig gelingen, die zur Rebellion neigenden Slowaken Leges der oppositionelle Flügel in der flowatijazen Volkspartei die Oberhand zu gewinnen und der Bürgerblock liegt in Trümmern. Es ist nicht unsere Sache, die deutschen Regierungsparteien zur Einfehr zu mahnen, sie werden noch früh genug darauf kommen, auf welch dürren Ast sie sich gesetzt haben.