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Referat des Genoffen Dr. Heller über die Aufgaben der sndeten­deutschen Sozialdemokratie.

Das groß angelegte Referat wurde von der Tagung mit gespanntester Aufmerksamkeit ver­folgt, wiederholt durch lebhafte Beifallskundge­bungen unterbrochen und zum Schlusse stürmisch afflamiert.( Wir werden den Inhalt des Refera­tes in der nächsten Nummer wiedergeben.) Hierauf hielt

Genosse Kern

flärt,

Der Scharfmather Klinger übt Rache an seiner Arbeiterschaft.

Die Mitschuld der Kommunisten.

Sonntag, 27. November 1927.

Jund staatlichen Beziehungen mit dem Vatikan " zur Zufriedenheit gelöst wird.

Von tschechischer Seite sprachen Danět ( Tsch. Klerit.), Navratil( Nat.- Dem.), der sich mit Staatsbeamten- und Esenbahnerfragen be faßt, und der tschechische Agrarier Stefanet. Nächste Sigung Montag, den 28. November um 3 Uhr nachmittags.

Christliche Arbeitervertreter. Ueberall sind sie die Bedienten des Unter­nehmertums!

Bekanntlich hat Herr Klinger, Textilfabri- Herr Klinger hat der Deputation sofort bekannt fant in Neustadt vor Jahren sich dem Vertrage gegeben, daß er drei Arbeiter nicht mehr auf­für das Vertragsgebiet Friedland nicht mehr an- nimmt. Gleichzeitig hat er betont, wieviel er sonst geschlossen. Der Hauptverband der Industrie hat ausmustern wird, werde er sich noch überlegen. den Gewerkschaften schriftlich mitgeteilt, daß er Am 24. d. M. hat bei der Firma die großze für die Firma Klinger in Neustadt a. T. feine Musterung" begonnen. In allererster Reihe ein Referat über Organisationsfragen. Arbeitgeberfragen mehr zu erledigen hat. hat er die Weberei ausgemustert und etwa 30 Er beschäftigte sich eingehend mit der Psyche des Im österreichischen Nationalrat hat es dieser Bei der letzten nordböhmischen Lohnbewe Arbeiter nicht mehr aufgenommen. Tage eine interessante Gesinnungsprobe gegeben. Jugendlichen, also mit der Frage, die im Mittel­gung haben die Sommunisten trotzdem Nun soll die Vorbereitung und Appretur gemu Das alte Parlament hatte eine Altersver= punft aller Arbeiten des Verbandes stehen muß. ihnen bekannt war, daß die Firma Klinger nicht stert werden und auch die übrigen Arbeiter des sicherung der Arbeiter beschlossen, die nicht Wir müffen, fagte er, den Jugendlichen nehmen, mehr Vertragskontrahent ist den Fehler began Betriebes, so daß die Gefahr besteht, daß 50 bis eben glänzend, aber doch ein Lückenbüßer bis zur wie er ist, und dürfen unsere Ansprüche nicht all gen, diese Firma in den Streik einzubeziehen. Die 60 Arbeiter nach dem Streit ihre Arbeit verlierern. Schaffung eines ordentlichen Sozialversicherungs­zu hoch stellen. Unsere Zielsetung ist: den Arbei geberorganisation lehnte die Bereinigung der Die Weberei hat Freitag, den 25. die Arbeit auf gefezes durch eine sozialdemokratische Mehrheit neuen Menschen zu schaffen, der die Arbei geberfragen für die Firma Klinger ab. Die genommen. Die übrige Arbeiterschaft wird erst die ift. Aber die Regierung Seipel, in Diensten des große Idee und sein persönliches Leben in voll- Intervention des Herrn Gewerbeinspektors bei Arbeit beginnen, wenn die große Musterung er- Industriellenverbandes und der Banken stehend, ständigen Einklang zu bringen versteht. Aber der Firma Klinger war vollständig erfolglos. Die ledigt sein wird. dieses Bemühen darf uns nicht den Weg zur Jn Kommunisten haben eben Herrn Klinger eine dachte nicht daran, die Altersversicherung wirt Ju­Herr Slinger ist als der größte Scharfmacher lich in Kraft zu setzen. Ueber den Termin des gend verbauen oder erschweren. Wir müssen dem billige Sandhabe gegeben, sich das scheinbare Recht des nordböhmischen Gebietes bekannt. Durch diese Jukrafttretens der Altersversicherung sollte spä jungen Prole arier gleichzeitig in feinen Ansprit anzueignen. Er hat nun leichtes Spiel, fich als nutvillige Einbeziehung in den nordböhmischen ter entschieden werden, und zwar sollte sie erst then entgegenkommen und ihn zur Höhe unseres reiner Unschuldsengel auszureden, indem er er- Lohnkampf wurde Herrn Klinger die Möglichkeit dann Wirklichkeit werden, wenn der Wohlstands­Gedankens emporführen. Aeliere Jugendliche find wohl als Berater notwendig, aber die Selbst- art, daß er nicht Bertragskontrahent ist, daß be: gegeben, unter seiner Arbeiterschaf furchtbar zu inder gestiegen sein würde. ihm keine Forderungen gestellt wurden, daß die witten. Er läßt es auch sonst an Drohungen Als aber das Leben des alten Nationalrats verwaltung der Jugendorganisation ist als wich Arbeiterschaft gar nicht bekann gegeben hat, daß nicht fehlen. Die Stadtgemeinde Neustadt a. T. zu Ende ging und die Sozialdemokratie unter tiger Erziehungsfaktor beizubehalten. Eine Mai gestreif werden soll, kurzum, daß man ihn muthat'e beschlossen, für die streifenden Arbeiter den ihren Wahlparolen auch die Forderung nach so­fenbewegung fönnen wir nur werden durch inwillig bestreift hat. Als die Arbeitgeber es ablehn- Betrag von 10.000 zur Unterstützung auszufortigem Infrafttreten der Altersversorgung er tensive Sleinarbeit. Der Referent beschäftigte sich dann mit dem Verhältnis der Kinderfreunde Intervention des Herrn Gewerbeinspektors frucht- einen Returs einbringen. Außerdem hat er dem die Arbeiter tun. Und da doch die Regierung und sich dann mit dem Verhältnis der Kinderfreunde ten, für die Firma Klinger zu verhandeln und die werfen. Gegen diesen Beschluß ließ Herr Klinger hob, wollten auch die Christlichsozialen etwas für und der Roten Falken und besprach schließlich los war, haben die Kommunisten eine Deputation Bürgermeister mitgeteilt falls die Stadtgemeinde die Partei sich nicht binden wollten, ließen sie die das Problem der Ueberleitung der Jugend zur aus Arbeitern der Firma Stlinger gewählt, welche die Auszahlung der Un'erstützung vornimmt, er christlichen Partei. Nach durchgeführter Beratung der zu diesem mit ihm zu verhandeln hatte. Diese Delegation in Sinkunft die alten Arbeiter nicht mehr durch Bunft gestellten Anträge wurden die Verband hat Slinger zuerst gefiebt und von sieben nur vier Pensionen unterstützen wird, sondern daß alle lungen vertagt; fie werden morgen fortgefeßi empfangen. Hierauf fand eine Versammlung in alten Arbeiter dann der Stadtgemeinde zur Last Neustad: statt, in welcher die Deputation Bericht fallen werden. erstattete. Sefretäre der kommunistischen Gewerk­Die Affäre Blumenstein. schaft waren zwar in dieser Versammlung anive fend, aber keiner von ihnen hat das Wort ergrif­Paris, 26. November. Drei gestern vorfen, sondern sie haben sich auf die Galerie verkro­genommene Verhaftungen bringen anscheinend chen und mäuschenstill verhalten. Zuerst haben neues Licht in die Titres Affäc. Der Bankbeamie Sie Kommunisten die Stingerarbeiter herausge­Desbruyeres ist in der Stemvelabteilung riffen und jetz, da sie in der Sadgasse sind, las einer großen Pariser Bank beschäftigt und fen sie die Klingerarbeiter im Stich. steht unter der Anschuldigung des Betruges. Er soll sich dazu bekannt haben, etwa 20.000 Franks vom Konsul Lacaze und von de la Soupliere sowie von einer der Brüder Towbin für die betrüge­

werden.

Abgeordnetenhaus.

rische Abſtemvelung von Titres erhalten zu haben. Dérer gegen Konzessionen an Ungarn . Von größerer Bedeutung ist aber die Ver Prag , 26. November. Die heutige Sigung haftung Pascals, welcher ebenfalls Banf. beamter ist. Es wurde gegen ihn ein Sted des Hauses dauerte mit Rücksicht auf das Wochen­brief erlassen, weil er eine verdächtige große Menge ende nur bis 3 Uhr nachmittags. von einem gewissen Rizzi gehörenden Titres zur Abstempelung vorlegte. Als Pascal verhaftet wurde, weilte in seiner Wohnung der Agent einer Berliner Firma, namens Bruno Brnd, welcher gleichfalls verhaftet wurde. Unmittelbar vor der Verhaftung hatte Brud Pascal mitgeteilt, daß sein Chef aus Berlin nach Paris kommen werde. Brud erklärt sich für unschuldig und führt aus, er habe in den Diensten seines Arbeitgebers bona fide ge­handelt. Er arbeitete auf Rechnung der dret Brüi­der Rizzi, von denen einer Banfier in Wien ift. Nach der Darlegung Bruds fauften die Brüder Rizzi in der Schweiz , Deutschland und Oesterreich eine ungeheure Menge österreichischer und unga rischer Titres zusammen, welche sodann durch Ver­mittlung des Berliner Banliers Strämer Joseph Blumenstein, beziehungsweise dessen Sohn Start übermittelt wurden. Beim Verhöre gestand Bruck ferner, daß auch in Paris einer der Brüder Rizzi weile, doch wurde er in dem von Pascal bezeichne ten Hotel von der Polizei nicht aufgefunden. Es wurde gegen Rizzi, welcher offensichtlich die Flucht ergreifen will, ein Steckbrief erlassen.

Der falsche Prinz.

24 Leben und Abenteuer.

Von Harry Domela .

Beschluß fassen. Die christlichen Gewerkschaften forderten vom neuen Nationalrat( vor dessen Wahl natürlich), daß er die Altersversicherung der Arbeiter svätestens mit 1. Jänner 1929 in Straft So rächen sich Experimente, welche bei Lohn treten lasse. Der neue Nationalrat oder besser, fämpfen ohne Ueberlegung gemacht werden. Die feine bürgerliche Mehrheit, fümmerte sich unt Sommunisten haben auf Grund der Verhältnisse diese Forderung überhaupt nicht. Die Sozial­in Friedland den Streik beenden müssen und demokratie verlangte nun in einem Antrag waren durch ihre Ungeschicklichkeit gezwungen, Eldersch, daß die Altersversicherung die Klingerarbeiter im Stich zu lassen. Das sind am 1. Jänner 1928 in Straft trete. Der die Folgen der kommunistischen Ge- Antrag wurde abgelehnt. Nun hatte aber werkschaftsstrategie! Genosse Sever den Eventualantrag ge­stellt, die Altersversicherung am 1. eine Grenzforrektur im Sinne der Rothermerepropa 1: Jänner 1929 in Kraft zu sehen, so wie es ganda wieder die Wünsche nach der Integrität Wünsche nach der Integrität die christlichen Gewerkschaften ge Ungarns erwachen lassen. Redner fündigte an, daß fordert hatten. Darob herrschte große Erregung unter den

feine Partei nur für die Kapitel Präsident der Republik" und Außenministerium" stimmen werde. tun? Wenn ihre Forderung nur im geringsten christlichen Arbeitervertretern". Was sollten sie Unter den weiteren Rednern war der ehrlich gemeint war, wenn sie in der eigenen Deutschnationale Dr. Rosche, der das Finanz- Partei noch eine Meinung und einen Willen Genojje Dr. Derer( Tsch. Soz.- Dem.) gefeß als Diktatur des Finanzmin sters bezeichnet. hatten, dann mußten sie für ihre eigene Forde Er rechnet nach, daß die Serabsetzung der Buget rung doch eintreten. Der Sekretär der christ reagiert auf die Rede des ungarischen Christlich fern von 19.3 Milliarden im Jahre 1923 auf lichen Gewerkschaften, der Nationalrat Spa­iozialen Dr. Szüllö und kommit dabei auf die 9,5 Milliarden im Jahre 1928 nur Augenauso w sky, wußte einen anderen Ausweg: er ver­auswärtige Politik zu sprechen. Er berührt dabe wischere iſt, da man die staatlichen Untersuchte erst durch einen gegen die Geschäftsord auch die Frage des Anschlusses uno erklärt, daß nehmungen ausschied. Rechnet man diese Zi fern nung verstoßenden Antrag die Abstimmung über die Anschlußfrage aufhören werde eine Schwierigkeit dazu, so fommt man für 1928 zu einer Budget den Antrag Sever zu verhindern und als das der europäischen Politik zu bilden, wenn man fünftig fer von 19,5 Milliarden; für eine wahre miglang. also doch abgestimmt wurde, enthielt er in Deutschland das Deutschland des Friedens, des Konsolidierung scheinen noch zu viele unge fich der Stimme! Böllerbundes. der Demokratie und der Republik löste Probleme vorhanden zu sein. Redner fchen werde: Europa müſſe ſich erst abgewöhnen. betont ferner, daß seine Erklärung im Budget Deutschland als militaristisch. imper alistisch und ausschuß von der Bereitwilligkeit der Deutsch lampfluftig anzusehen, wie dies die Entwdlung Deutschlands n den letzten hundert Jahren recht fertigte. Zur ungarischen Frage erklärte er, daß eine ethnographische Grenzfestießung gegen Ungarn über haupt nicht möglich fei; eine Grenzforrektur zu gunsten Ungarns würde nur zur Folge haben, daß die Zahl der Slowaken in Ungarn steigt, die jetzi Dr. Feierfeit( D. Christl'chsozialer)'t schon im gefchloffenen Siedlungsgebiet 300 000 be- fich wie gestern Dr. Luschka schön vorsichtig trägt Dabei haben sie nicht eine einzige flowakische auf dem Gebiet der Außenpolitik und verlangt die Verschlechterung der Sozialversicherung, gegen Schule. trotzdem auch Ungarn den Minderheiten von der Regierung, alles zu tun, damit die Frage die Ausschaltung der Saison- und Heimarbeiter schutzvertrag unterschrieben hat. Uebrigens würde einer einvernehmlichen Ordnung der kirchlichen protestiert, wir sind neugierig, wie der Herr

nationalen zur aft ven M tarbeit von seiner ganzen Partei gedeckt wird; sie stelle sich auf den Boden der realen Wirklichkeiten und sei bereit, aktiv und positiv mitzuarbeiten, allerdings unter anderen Bedingungen als die deutschen Regierungsparteien.

Herr Spalowsky steht nicht allein da mit seinem Judasdienst an der Arbeiterschaft. Er hat Kollegen, die es ebenso machen. In Deutschland kämpfen eben die Taba'arbeiter einen schweren Kampf aus. Die christlichen Gewerk fchaften aber spielen dabei die klägliche Rolle von Bremsern und Unternehmerfreunden.

Und bei uns? Wie oft haben die christ lichen Gewerkschaften Forderungen aufgestellt, die ihre Partei dann niederstimmte! Vor kurzem erit haben die christlichsozialen Gewerkschaften gegen

Er unterhielt sich ungefähr eine halbe Stunde ging der Transport zuerst nach Kassel ! In, die beiden Schöffen, die an diesem Morgen zum Copyright 1927 by Malik- Verlag A.-G., Berlin W. 50 mit mir. So wie ihn stelle ich mir den sechzigjäh- Staffel verblieben wir die Nacht. Dann ging es erstenmale zu Gericht jaßen. Von Anfang bis rigen Goethe vor. Ruhig und gelassen gab er sich zurück nach Frankfurt . Hier übernachteten wir zu Ende glaubte ich, einem mir wohlwollenden bis zum Ende. Da er merite, wie schlecht es mir wiederum und famen am nächsten Mittag endlich Menschen anvertraut zu sein. Er ersuchte mich, ginger fonnte es schon meinen Kleidern an- in Darmstadt an. Auf den Bahnhöfen, auf de- freiweg zu reden. Ich seste ihm daher ausein schen, bot er mir, da auch er feine Arbeit für nen wir aussteigen mußten wurden wir mit ander, daß ich nur die Absicht gehabt hätte, Be­mich hatte, aus einem Fond, den er verwaltete, Sandschellen aneinandergeschlossen und so zum Geschäftigung zu erhalten; lediglich um cher vor­cine Unterſtügung an. Wie hätte ich fie in meiner fängniswagen geführt. Dabei war ich lediglich gelassen zu werden, um sicherer Arbeit zu finden, Lage ausschlagen können? Dachte ich doch nicht Nutersuchungsgefangener, dessen Schuld noch gar hätte ich mir einen Adelstitel zugelegt. Er fragte, daran, daß seine Mildtätigkeit mir später übel be- nicht feststand, und hatte nichts anderes getan, ob ich denn gar nicht damit gerechnet hätte, Geld als eine angebotene Unterstüßung angenommen! zu bekommen. Ich entgegnete ihm, daran nicht kommen werde. Eskortiert von Kriminal- und Schutzvolizeibeam gedacht zu haben, da Gele mir doch nur einige ten, wurden wir auf den Bahnhöfen durch die Tage ceholfen hätte, während es mir um ständige Menschenmenge geführt. Als man unsere Fesse- Beschäftigung zu tun gewesen wäre. Als er mir lung sah. konnten die meisten ihren Abschen von entgegenhielt, Graf Hardenberg würde mir nie diesem Verbrechergesindel, das hier offen des etwas gegeben haben, wenn ich mich nicht als Weges fam, nicht verbergen. Pfui Teufel, pfui!" Standesgenossen aufgespielt hätte, wandte ich ein, außerte ein dicern Spießer. Eine Dame, an der nach der halbstündigen Unterhaltung mit mir ich vorüberging, drehte sich weg und sagte hör babe Bardenberg aus Inetresse für mich, nicht bar: Mein Gott ! Ist das schändlich!" Und diese aber wegen des Titels mir die Unterstützung aus Erniedrigung jeden Tag zweimal! Bezeichnend dem von ihm verwalteten Fonds angedeihen waren auch die Zustände im Frankfurter Polizei- laffent. Der Richter räumte ein, daß Graf Har­aefängnis. Die Posten der Kalfaktoren waren denberg als Zeuge war er gar nicht geladen! so unglaublich es auch flingen mag- mit mein Benehmen tadellos und außergewöhnlich Negern besetzt. Besetzungssoldaten, die desertiert gefunden habe, aber immer wieder fam er mit waren und nun hier als Gehilfen der deutschen der Frage, ob ich das Geld auch erhalten hätte, Bolizei würdige Verwendung fanden. Nach der wenn ich als Arbeiter Domela vor den Grafen Einlieferung sollten wir gebadet werden. Als eingetreten wäre. Ich mußte zugeben, daß ich dann Gefangener sich nicht schnell genug auszeg. rief wohl nicht empfangen worden wäre. Wäre ich ihm der Neger unwivsch zu: a. runter! Fix, aber als Domela empfangen worden so hätte fix! Tout de suite! Tout desuite! Los!" Emvört er von mir doch denselben Eindruck gewinnen wandte sich der Gefangene- ein Untersuchungs- müssen und hätte keinen Grund gehabt anders gefangener, der später in Darmstadt freigesprochen zu handeln. Nach längerer Beratung wurde ich wurde!- an den Beamen und ersuchte hn. dem zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt. Der Rich­Da schnauzte der Beamte den Gefangenen an und sehr schwer gefallen sei. Umzählige Balten dem gab dem Neger recht, der über das ganze Geficht Blute und der Sprache nach Deutsche . irrten wie grinste. Am liebsten hätte ich dazwischenhauen ich in Deutschland umher. Wenn sie, entwurzelt mögen. Und dabei macht man den Franzosen und mittellos, das Gesetz verletzten. fo feien fie Vorwürfe, wettert über schwarze Schmach". zivar zu bedauern, ihre Not enthöbe jedoch den Dann kam mein Termin. Der Richter, ein Richter nicht seines schweren Amtes, zu strafen. würdiger, freundlicher Mann, vereidigte zunächst ( Fortje yung folgt.)

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Dort wollte es aber mit dem Zeichnen erst recht nicht glücken. Da saß ich nun, ohne alle Mit tel. Ich hatte erfahren, daß in Darmstadt ein Landsmann von mir, der Philosoph Graf Keyser- Von der Unterstützung des Grafen Harden­fing, wohne. Zu ihm wollte ich gehen und ihn berg fuhr ich nach Hanau , um vielleicht hier, in um eine Beschäftigung bitten. Ich hatte jedoch einer rein industriellen Stadt, Arbeit zu finden. den Hochmut des baltischen Adels in meinem Le Raum angelangt, wurde ich von der Polizei fest­ben fattsam kennengelernt. Ich wollte nicht als gehalten, weil ich feinen Personalausweis befaß. Harry Domela abgewiesen werden. Darum Seitdem ich in Deutschland war, hatte ich über nannte ich mich Graf Bahlen. In seiner pracht- all erfolglos um einen Personalausweis gebeten. vollen Villa wurde ich von Graf Steyserling emp Er wurde mir immer wieder abgeschlagen, weil fangen. Vor mix stand ein Mann, etwa 1.80 Me- ich Ausländer sei. So mußte ich mich damit ab­ter groß, fräftig und breitschultrig. Die gelbliche finden ab und zu von der Polizei aufgegriffen zu Gesichtsfarbe, stechende Augen, hervorstehende werden, bis sich stets wieder herausstellte, daß ich Backenknochen und ein über die Mundwinkel her wirklich Sarry Domela war. Als sich die Polizei abhängender dünner Schnurrbart ließen ihn wie über meine Persönlichkeit im taren war, wurde einen Mongolen erscheinen. Nur der Spitbart ich wegen Betrugs dem Gericht überwiesen. Die paßte nich dazu. Der Graf trat mix in einem Polizei hatte nämlich das Empfehlungsschreiben farierten Sportanzug mit furzen Hosen entges des Grafen Keyserling an Hardenberg unter mei gen. Merkwürdig sah er darin aus. Viel cher nen Papieren gefunden. Zuerst verblieb ich sechs hätte ein weißes Seidenfleid mit Glasknopf und Wochen im Hanauer Gefängnis, warum, wußte Pfauenfeder zu seiner Erscheinung gepaßt. Er war ich nicht. Dann sollte ich nach Darmstadt zur Ge­sehr höflich zu mir, doch kurz angebunden. Ganz: richtsverhandlung überführt werden. Die Eisen Berühm'er Mann". Er sprach sehr fastig. In bahnfahrt von Hanan nach Darmstadt , die nach seinem Arbeitszimmer herrschte ein tolles Durch dem Fahrplan höchstens drei Stunden dauert, einander. Zeitungsausschnitte lagen in fleinen sollte für mich drei Tage währen! Morgens Bergen herum, Bücher und beschriebene Blätter begann die Reise. Die Fahrt in dem Transport- schwarzen Merl den barschen Ton zu verbieten. ter betonte dak dem Gericht die Verurte hung bedeckten alle Tische und Stühle. Nachdem ich wagen war eine Qual. In einer ganz kleinen meine Bitte vorgetragen, bedauerte er überaus, Belle wurde ich mit einem anderen Gefangenen mir nicht nüßen zu können, gab mir indes eine zusammengesperrt. So mußte einer immer stehen. Starte für den Hofmarschall Graf von Hardenberg der andere jizzen; feiner konnte sich rühren, da bei war es halbdunkel. Hoch unter der Decke be­Graj Hardenberg wohnte im Darmstädter fand sich ein winziges Fenster, das noch dazu ab­Schloß. Kühl und zurückhaltend empfing er mich. geblendet war. Aus Gott weiß welchen Gründen

mit.