Seite 6.
Kunit und Millen
Philharmonie.
Graben 25, Kl. Bazar.
--
-
-
Sonntag 2% 11hr,
Spielplan des tschechischen Nationaltheaters. Dienstag: Die zwei Witwen" Mittwoch, nachmit tags:„ Die verkaufte Braut ". Abends:" Der Jalo biner". Donnerstag:„ Der Diktator". Freitag: ,, Turandot ". Samstag, nachmittags: Schwanen see" Abends:„ Attaman Rinow". Sonntag, nach mittags: Carmen". Abends: Der. Barbier von Sevilla". Montag:„ Attaman Rinow". Dienstag: Faust und Margarethe" Mittwoch, nachmittags: Herr Twardowski". Abends: Zwischen tanzenden
Dienstag, 10. Jänner 1928.
3. R.
Turnen und Sport.
Bürgerlicher Sport. Fußball.
Desterreich gegen Belgien 2: 1( 1: 0). Dieses in verdiente Sieger. Die Belgier hatten Neulinge im Brüffel ausgetragene Spiel sah die Desterreicher als Team, die sich nur teilweise bewährten.
Slavia Prag beendete in Zürich mit einem Spiel gegen Grashoppers, das 4: 2( 1: 0) gewonnen wurde, die Weihnachtstournee
von Spielen, die aber jeden sportlichen Wert verDer Prager Fußball brachte Sonntag eine Reihe miffen ließen, da erstens der Boden spielunfähig war, dann wieder Schiedsrichter das Spiel einseitig behandelten oder gar abbrechen mußten. Finanziell hat niemand gut abgeschnitten, da niemand gern an diesem verregneten und windigen Tage seine warme Stube verließ. Die paar hundert Fanoušeks werden wohl keinen Reingewinn abwerfen. Die Resultate: Sparta gegen Wrschowiger AFK. 6: 2; Lieben gegen CAFC. 4: 3; Nuselsky S. gegen Meteor 8 3: 0, abgebrochen.
der Falstaff" gegenwärtig die beststubterte und best- Sonst wären Sörbigers eleganter Blendograf, Absicht der Meritalen, die Schule in eine konfef besetzte Oper des Prager Neuen deutschen Ströhlin, Claire Felber und die sehr nette fionelle umzugestalten Er zeigt auch an DokumenE F. ten aus verschiedenen Schulen, daß nur unsere Bruno Walter dirigiert die Zschechische Theaters, so daß ihre Wahl als Arbeitervorstel- Aft a Otto zu nennen lung doppelt begrüßenswert war. Das wie immer Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. freie Schule Lebensberechtigung hat. Sie ist eine voll besetzte Haus unserer Arbeitervorstellungen Dienstag, 7% Uhr: Freischüt"( 79-3). Schule für den Charakter und Verstand. Bede folgte der stilvollen, stimmungsreichen und künstle- wittwoch, Gastsp Cordy Milowitsch: Gräfin Büchlein werden unsere fortschrittlich eingestellte Bruno Walter , Generalmusikdirektor in Berlin , ist der größte unter den Dirigenten der älterenisch bedeutenden Aufführung des Falstaff" mit Maria"( 80-4). Donnerstag, 7% ihr, Gast- Lehrerschaft jedenfalls interessieren. sichtlicher Freude und Begeisterung am Werke und spiel Hansi Niese : Das süße Geheimnis" Generation. Sein Name ist eng verknüpft mit der jeiner Darbietung. lleber die künstlerischen Einzel-( 81-1). Freitag, 7 Uhr, neueinstudiert: gewaltigen Aera Gustav Mahlers. Als Mozart leistungen der von Rapellmeister Stein Othello"( 82-2). Samstag, 7 Uhr: iedirigent gilt ez heute so unbestatten als der erste, berg musterhaft einstudierten und meisterhaft inter- bestutsche"( 83-3). wie Weingartner als Interpret Beethovens. Es war pretierten Oper haben wir bereits anläßlich ihrer Arbeitnehmervorstellung, Gastsp. Cordy Milowitsch: also überraschender Gewinn des Prager Konzertes, Neueinstudierung im Dezember vorigen Jahres aus Sady Hamilton"; 7 Uhr: Ich hab mein das gestern im vollen Lucernasaal stattfand, daß führlich berichtet. So bleibt uns für diesmal nur Herz in Heidelberg verloren".- Monnach verschiedenen anderslautenden Meldungen in die Feststellung übrig, daß alle Mitwirkenden nach tag, 7% Uhr: Ingeborg"( 84-4). der Mitte des Programms die unbeschreiblich edle besten Kräften an der vorzüglichen Opernauffüh und schöne G- moll Symphonic Mozarts rung beteiligt waren: Frau Holmgren, Frau piel Sansi Niese:„ Autowilbling". Witt Spielplan der Kleinen Bühne. Dienstag, Gast gestellt ward. Wozu viele Worte machen? Die Schulz. Eisenlohr, Fräulein Sommer und woch, Gastsp. Hansi Niese , zum erstenmale: Das Biedergabe dieses Werkes war die vollkommenfte, Frau Schwarz sowie die Herren Josef Schwars, füße Geheimnis" Geheimnis"- Donnerstag, Bankdie überhaupt gedacht werden kann. Und hier kam Hagen , Dr. Adrian, Roller, Bandler und beamtenvorstellung II: Biberpelz". Freitag. dem Hörer auch zu vollem Bewußtsein, was Bruno van dem Bruch. Oberregisseur Prof. Stulturverbandsvorstellung:„ Du mußt mich Walter nicht nur von den heute mit Recht so beSemmlers geschmackvolle und namenttich im rühmten Namen jüngerer Meister des Takistods, Schlußalte stimmungsvolle Inszenierung tat and uhr: Stöpsel". Montag, Bankbeqmtenvorheiraten". Sonntag, 3 Uhr: Heger"; 7% wie eftva Furtwänglers, unterscheidet, sondern ihn diesmal ihre Schuldigkeit, die Aufnahmefähigkeitstellung I: Opunzie". auch über sie erhebt: es ift die weihevollste, an und Stimmung des Publifums zu fördern. dächtigste, mit der tiefsten Seele erlebte Dienerschaft am Kunstwerk, die unseres Erachtens gerade bei der Musik der noch so durchgeistigten Beherr schung überlegen ist. Freude, befeligende Heiterfeit, innigstes Entzüden lag vom ersten bis zum letzten Ton über dieser Mozartschen Musik. Und es verdient rühmend anerkannt zu werden, daß das Orchester der tschechischen Philharmonie in idealer Weise hier auf jede leiseste Intention des Dirigenten einging, so daß ein Gesamtlangbild von wunderbarster Große Theaterredoute Winternachtstraum" am Wirkung erstand. Ueberflüssig zu sagen, daß die ein- 18. Jänner 1928 im Bucernasaale zugunsten der pen- leidern." gangs gespielte Moldau" Smetanas, in der sionierten Künstler des Deutschen Landestheaters meisterlichen Gliederung durch Walter, von diesem( Solisten Pension). Slangförper ausgezeichnet wiedergegeben ward. Den Abschluß bildete Beethovens Eroica" Es Ein junger Meister des Cellos stellte sich im fällt dem Kritiker schwer, angesichts der einzigartigen Sonntag- Nachmittagskonzert der Tschechischen Dirigentenpersönlichkeit Walters, der ja auch als Philharmonie mit dem erhaben schönen D- Mittler des Größten in der Musik einen so berühm- Dur Konzert Haydns dem Prager Publikum ten Namen trägt, feſtſtellen zu müssen, daß diese vor. Moritz Eisenberg, der über einen großen nur auch Mitteldeutschland 3: 2( 2: 1), in Chemniz; NordDritte nicht alle Hoffnungen befriedigte. Das gilt warmen Ton und wirklich virtuose Technik verfügt, natürlich eben nur relativ und auch hier war einem darf übrigens als wichtigste Voraussetzung wahren mancher sonst nicht erlebter Blid in herrliche Tiefen Künstlertums starkes Gefühl und die Fähigkeit, es gestattet. Aber insbesondere im lesten Say fehlte übrzeugend auszudrüden, sein eigen nennen. etwas von der grandiosen Wucht, von der erschüt möge sich das fürderhin nicht so beinahe störend auch in seiner Mimik und Gestik wiederspiegeln. Den ternden Kraft. Zum Teil lag das zweifellos an den Grenzen dieses Orchesters, vielleicht auch an stürmischen Beifall aber hat der junge hoffnungsvolle Musiker ehrlich verdient- Die Wiedergabe dem Mangel genügender Einstudierung, zweifellos volle Musiker ehrlich verdient und leider aber auch an der sichtlichen Ermüdung der C- Dur- Symphonic Schuberts durch des Meisters, der, wie wir hören, abends vorher das Philharmonie- Orchester ließ sehr viel zu wünnoch in Wien ein Konzert geleitet und dann noch schen übrig. Weit beffer gelangen Richard Strauß' die Reise hierher durchgemacht hatte. Nur so ist's Till Eulenspiegel", in dessen wogenden zu erklären, daß der letzte Satz geradezu gehaftet Tonmassen Dirigent Stupka sich in seinem Eleerschien und daß insgesamt eben jener in die Stnie mente fand. zwingende Eindruck sich nicht ganz einstellte, der von diesem Werk, zumal von einem Bruno Walter geleitet sonst ausgeht. Aber was noch blieb, war wahrlich noch immer groß genug, um es als wir diges Geschenk neben dem unvergeßlichen Schatz dieser Mozartsymphonie hinzunehmen. Bruno Walter und mit ihm die tschechische Philharmonie, die neuerdings bewies, was sie unter genialer Stab führung herzugeben vermag, wurden stürmisch ge
feiert.
-
2. G.
-
5140
1. g.
Spielplan des Stavovské divadlo. Dienstag: Der kindische Vater". Mittwoch. nachmittags: " Lady Windermeeres Fächer". Abends: Die Flucht". Donnerstag: Die Stumme von Portici". Freitag: Adam Schöpfer". Samstag nachmittags: Die Straft der Reklame". Abends: Eugen Onegin". Sonntag, nachmittags:„ Auf den Meeren". Abends:„ Der findische Vater". Montag:„ Manon" Dienstag: „ Der Bau". Mittwoch, nachmittags:„ Lady Windermeers Fächer". Abends: Cosi fan tutte".
Der Film.
Mit einer hoen Niederlage lehrte der ehemalige Amateurmeister Union Žižkov von einem Ausflug nach Bayern zurück. Die Prager trugen Sonntag in München gegen DSV. ein Spiel aus, das 11: 1 für die Bayern endete. Aber auch das erste Treffen, das in Regensburg gegen Jahn ausgetragen wurde, verloren die Prager mit 5: 4.
Weitere Resultate. Teplitz: TFK gegen SK. Stany 9: 1.- Deutschland: Sportverein Trier gegen Slavia Kaschau 4: 2; Südostdeutschland gegen deutschland gegen Westdeutschland 4: 4, abgebrochen nach 120 Minuten Spieldauer.
Wintersport.
Die Meisterschaft im Herrenkunstlaufen von Desterreich wurde am Sonntag in Innsbrad be endet. Sieger wurde Dr. Otto Preißegger( Cottage- E.- B.). 2. Karl Schäfer( Verein Kunstcisbahn), der als Favorit galt; 3. Hugo Diftler; 4. Ludwig Brebe( beide W E.-V.).
Der Svejk wird neuerlich verfilmt. Max Brod und Hans Reimann haben den„ Braven Soldaten Svejk" von Hašek dramatisiert und die Ber liner Piscatorbühne hat die Aufführung des drama tisierten Svejk übernommen. Nun wird gemeldet, daß in den nächsten Tagen ein Regisseur der Pis catorbühne in Prag eintrifft, um hier die Aufnahmen zu einem neuen Svejkfilm nach dem Brod DRUCK- U. VERLAGSANSTALT Reimannschen Vorwurf zu leiten. Ob auch in diesem Film der tschechische Svejkdarsteller Noll die Hauptrolle spielen wird, ist noch nicht bekannt.
HAFTUNG
empfiehlt sich den p. t. Behörden, Vereinzu. Orga nisationen. Gemeinden and Kaufleuten zur Herstellung von Drucksorten wie: Tabellen. Büchern. Broschüren. Zeitschriften. Zirkalaren. Mitalledsbüchern, Einladungen. Plakaten. Flugschriften Pakturen. Briefpapieren asw. Is solider and rascher Ausführung. Setzmaschinenbetrieb und Rotationsbetrieb
TISCHLERGASSE NR. 6.
Gastspiel Hanfi Niese:„ Der Autowildling". Man hätte die Niese schon lieber in einer anderen als in der Titelrolle diefes Schwanks der Brüder Gols gesehen. Denn die Frau Sturm-- neureich, progig, mit schlechten Manieren, mannstoll, aber gutherzig und vor allem urwüchsig mag ja cine bedeutende Menschengestalterin, die Hansi Niese ist. interessieren, aber schließlich lönnte sie von jeder ,, Národe, braň fi: svou školu!" Bücherei des halbwegs routinierten komischen Alten gespielt tver- eva Národniho osvobození. In dem Büchlein ist den. Um aber den ganzen Schwank in die Sphäre eine Zusammenstellung jener Antworten tschechischer des Künstlerischen zu rüden, ist auch die Niese und Intellektueller gegeben, die der Redaktion im Laufe IN TEPLITZ- SCHONAU Fünfte Arbeitervorstellung:„ Falstaff". Wan wäre jede beliebige andere nicht start genug. So einer Enquete wegen des Herikalen Vorstoßes auf muz es den verantwortlichen Leitern des Vereines bleibt es bei operettenmäßiger, jeder literarischen die Volksschule( Umwandlung in eine konfessionelle deutscher Arbeiter in Prag" lassen, daß sie sich streng Wertung unzugänglicher Unterhaltung, und das Schule) zukamen. Alle fortschrittlichen Geister des nach dem Grundsaye halten, daß für die Bildung Verdienst der Niese ist es nur, daß man sich wirl des Volkes das Beste gerade gut genug ist; denn in lich gut unterhält, weil die naturechte Stomik dieser den sonntägigen, in der Prager deutschen Deffent- Schauspielerin in Geste und Wort Gestalt gewinnt lichkeit seit Jahr und Tag geschätzten Sondervor- Berent man bei derlei Schwänken oft, daß man nicht ſtellungen dieses Vereines kommen stets nur die den Film der Sprechbühne orzog, so wird man bei wertvollsten und bedeutendsten Werke der Schauspiel- dem burlesken Spiel, das Frau Niese in allen und Opernliteratur zur Aufführung Diesmal war Nuancen einer staunenswert modulationsfähigen die Wahl auf Giuseppe Verdis lyrische Ko- Stimume mit der sprachlichen Offenbarung ihrer mödie Falstaff" gefallen, ienes einzigartige Frau Sturm treibt, auf seine Rechnung kommen Wunderwerk des großen italienischen Operisten, das den schöpferischen Geist des achtzigjährigen Meisters in genialster Weise offenbart. Nebenbei ist gerade
Arbeiterschaft und Kino. Minderwertige Kunst?
Von Anna Siemsen. Ich hörte einmal einen guten Bürger, einen Mann von Bildung und Besitz, votieren: Stadio und Kino der Masse, die kein höheres Stulturstreben hat, das Theater der höherstrebenden Gemeinschaft!" Zunächst wird der gute Mann sich natürlich darin täuschen, daß die theaterbesuchende höhere Gemeinschaft" nicht ins Kino geht. Das tut mit Ausnahme einiger hoffnungsloser olter Jungfern beiderlei Geschlechtes heute jeder. Und die Ablehnung des Radio steht genau auf derselben Stufe, wie die Haltung der zu Gutenbergs Zeiten sicher nicht seltenen Leute, die damals gegen den öden Schematismus des gedruckten Buches eiferten und der höheren Gemeinschaft" den Gebrauch der so viel vollkommeneren geschriebene Bücher vorbehiel ten. Technik hat mit Gemeinschaft wenig und mit höherer Geistigkeit nur sehr indirekt zu tun, und
Kino wie Radio sind zunächst nur fabelhafte technische Mitteilungsmittel, denen wir
den Inhalt der geistigen und höheren Gemeinschaft
zu geben haben.
Es ist darüber hinaus aber ungefähr so sinn voll, Theater und Stino zu vergleichen, als wollte man die Bedeutung von Fernrohren verneinen, in dem man die Werte einer Schreibmaschine hervorhebt. Beide haben nämlich ungefähr ebensoviel miteinander zu tun, wie Fernrohr und Schreibmaschine. Beide übermitteln uns den Verlauf einer HandLung, aber die Art, wie sie das tun, Möglichkeiten, Mittel und Wirkung sind vollkommen unvergleich bar, wie jeder, an jedem beliebigen Theater- oder Rinostüd nachprüfen kann
-Ein sehr würdiger Partner der Niese war vor allen anderen Stadtler, der einen glänzend gesehenen Gefängniswächter auf die Bühne stellte
tschechischen Volles erheben hier einen flammenden Bertreter
Protest.
00000
0000060
Frauenwelt
,, Vychova otroctvu či le svobodo" von Vojta werden aur Mitnahme Benes, Verlag Svaz Národniho osvobozeni. Gen. einer reichhaltigen Serren. Eine Halbmonatsschrift. Benes gibt hier handgreifliches Material gegen die und Damenstoff- Stollektion Jede Rummer Kö 2.-. gegen hohe Provision von Zu beziehen durch die 3. Frante, Tuch und Leinenversandhaus Jägerndorf Nr. 43
Herausgeber: Dr. Ludwig Czech. Berantwortlicher Redakteur: Dr. Emii Strauß. Frud Zeitungs- Aktien- Gesellschaft ud Deute Beitings attien Defeat in Brag Für den Druckt verantwortlich: Otto Solih. Die Zeitungsmarkenirantatur wurde von der Bost- u. Telegraphen. direktion mit Erlas Nr. 127.431/ VII/ 27 am 14. Mat 1927 bewilligt.
Hauptmann schildert zum Beispielen lassen aber ihm fehlt das Wort. Und spiel einen Proletarieraufstand und sein blutiges unsere literarische, wortreiche und intellektualistische Ende. Er kann das auf dem Theater nur, indem Bildung" hält das Wort und den Geist sehr häufig er einige Augenblide, einige typische Vertreter der für gleichbedeutend. lämpfenden Parteien, einige typische Situationen gestaltet und in den Reden der Menschen die Hinter gründe des Geschehens außerhalb des engen Bühnen treises aufflingen läßt. Er ist beschränkt in Zeit und Raum, ist daher zu sehr starker Auswahl zu großer Stonzentration gezwungen und demgegenüber nur den einen Vorteil, daß er durch das Wort zu wirken vermag, das heißt durch die Form der Mit teilung, die seit Jahrtausenden am meisten geformt und durchgearbeitet ist, um unsern Verstand und durch ihn Willen und Gefühl zu befruchten.
Es ist ganz unmöglich, daß ein gutes Drama ein gutes Kinostück abgibt Wo immer man den Versuch dieser Umgestaltung macht, erleben wir es. und je mehr das Kino mit dramatischen Mitteln arbeitet, desto deutlicher. Da haben wir jetzt eine Verfilmung der Weber". Sie ist schlecht, weil sie das Drama wiedergeben will, und sie wird oft geradezu grotest, wenn sie rein dramatische Wittel verwendet.
Aber wird das Stino dadurch ungeistig minder wertig, weil es andere Geseze hat als das Drama Das Kino kennt keine Einschränkung, die dem und andere Mitteilungsmöglichkeiten als das Wort? Theater natürlich ist. Wenn die Russen ihren Blu- Ich bin dankbar, daß ich in einer Zeit lebe, tigen Sonntag, also ebenfalls einen niedergeworse in der das Stino mir die Herrlichkeit der Bewegung nen Proletarieraufstand, im Kino gestalten, so kön- und die Freuden des Sehens offenbart. Wer von nen sie die ganze langsam ansteigende Entwicklung uns kann denn die Schlußszenen des Potemkin darstellen: Arbeitslosigkeit, Winterkälte, Schikanen vergessen, die rasende Bewegung der Maschinen und in den Fabriken, Glend daheim, Agitation, Gerichts die ebenso rasende und schweigende Leidenschaft der verhandlung, Sibirien. Was ein Drama erzählen Matrosen, wer die stummen Dramen auf dem Gemüßte in ermüdendem, unanschaulichem Bericht, das sicht der Asta Nielsen, wer die Raubtieranmut erleben wir unmittelbar. Und wir erleben auch die von Douglas Fairbanks und den Bagab Maffenbewegung: Versammlung. Aufmarsch, Gegen- den Chaplin, der sich in einem Treppenwinkel und die tausend herzzerreißenden Szenen der Flucht maßnahmen des Feindes und damit Zusammenprall zum Schlaf zusammenrollt? und des Niedermekeins. Was sich bei Hauptmann zufammendrängt in der Schlußßzene zwischen der blinden Alten und ihrem am Webstuhl gemordeten Mann, kaum das wirkliche Geschehen erraten lassend, das wird im Kino vollgestaltetes Bild.
Und diese Wirkungen sollen nicht geistig, nicht fünstlerisch, nicht menschlich sein?
Warum etwa?
Weil wir sie nicht begrifflich, in Worten formuTieren können?
um aus dem Chaos unserer Umwelt gerade den Eindruck, den man will, auf die Filmfläche und in Licht und Schatten zu reproduzieren, der soll einmal einen unserer Kitschfilme mit den Spitzenleistungen der Russen oder Chaplins vergleichen und
-
sehen lernen. Oder weil er neue technische Mittel benutzt? Aber alle unsere künstlerischen Techniken sind einmal neu gewesen, und es würde uns nichts helfen, wenn wir maschinenstürmerisch Schrift und Drud, Graphik und Delmalerei, modernes Orchester und primitive Rohrflöte vernichteten. Es ist sicher am Anfang ein Tag gewesen, an dem ein konservativ gerichteter Höhlenbewohner seinem neuerungssüchti gen Sprößling es verwies. daß er einen scharf ge Schliffenen Stein gebrauche, um Bilder in den Fels 3 riben, und ein ausgespanntes Büffelfelt, um seinen Gesang zu begleiten, sintemal die Technik jederzeit den unmittelbaren Ausdruck von Geist und Gefühl unterbindet.
Minderwertig, wahrhaftig
-
Aber die Herren von Bildung und Besitz meinen ja etwas anderes. Sie meinen, daß das Stino nicht so exklusiv iſt Ich erinnere mich des offenherzigen Gefühlsausbruchs einer reichen Frau, die sich über alle die vervollkommneten Reproduktionsverfahren
beschwerte:„ Bald wird man für ein paar Mark ein ordentliches Bild faufen können, und was habe ich denn von Stunstwerken, wenn alle Welt sie sich Iciften fann?"
Das Kino ist antiexklusiv. Das Stino ist Massenkunst.
Das Stino ist demokratisch und aus diesen GrünNun dann wollen wir auch unsere gesamte den verdächtig und nur willkommen, wenn HugenDas Kino hat den ganzen Weltenbildende Stunft und Musik als minderwertig beiseite berg politische Propaganda damit treiben kann. raum und den ganzen Ablauf von Tag und Nacht, schieben. Oder weil sie nur einen„ Naturausschnitt" Uns aber sollte es aus allen diesen Gründen Monaten und Fahreszeiten zur Verfügung. Es kann wiedergeben? Wer noch nicht begriffen hat, welch lieb und wertvoll und sehr wesentlich sein. Landschaft und Wetter und die ganze Natur mit eine Bünstlerische Arbeit der Auslese dazu gehört,