Ginzelpreis 70 Deller.

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8. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Freitag, 20. Jänner 1928.

Was den Gästen nicht die Sungrigen, hat der Herr, dem die Chriſtlich  

gesagt wurde.

Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post:

monatlich... 16.­olerteljährlich

48.­

halbjährig..

96.­

ganzjährig..

192.­

Rudung von Manu

stripten erfolgt nur bel büt fendung der Retourmarken.

Ericheint mit Ausnahme des Montag täglia) rith

Nr. 17.

Die Verschickung der Opposition offiziell gemeldet.

Das Nommuniqué der Sowjet- Zelegraphenagentur: 30 Oppositionelle verbannt. Als minimale Maßnahme.." Ginowiew und Kamenew   begnadigt.

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Mostau, 18. Jänner. Die Telegraphen- Agentur der Sowjetunion   ver­öffentlicht über die Maßnahmen, die gegen die Opposit onsfüh.er getroffen worden sind, fol­gende Mitteilung: Die Regierungsorgane der Sowjetun on haben festgestellt, daß eine Reihe von Anhängern der auf dem 15. Parteitag der kommun stischen Partei der Sowjetunion   aus der Partei ausgeschlossenen oppositionellen Gruppen der Troßlisten und Sapronowisten sogleich nach

dem Parte tag nach dem Zerfall des Opposit onsblodes eine illegale sowjetjeindliche Tätigkeit entfalteten. Diese Tätigkeit lam in Versuchen zum Ausdruck, eine Geheimorgan sat on zu schaf sen, eine Reihe von sowjetfeindlichen Aktionen vorzubereiten und einen engen Kontakt mit den in Moskau   befindl chen Vertretern der ausländischen Bourgeoisie herzustellen, durch die die An­hänger Troplis ihr Material und böswillig erfundene Informationen im Auslande verbre te­ten und mittels derer sie sich mit ihren Anhängern im Auslande in Verbindung seßten. In An­betracht dessen, daß eine verbrecherische sowjetjeindl che illegale Tätigkeit der Troßlisten und Sapronowisten festgestellt worden ist, wurde es als minimale Maßnahme zur Siche­rung der Interessen des proletarischen Staates für notwendig befunden, 30 attive Mitglieder dieser Gruppen aus Moskau   zu verschicken, darunter Troßki, Iwan Smirnow, Serebrjalow, R a def, Mu alow, Belobradow, Sapronow, Wladimir Smir­now, Charetschlo, Smilga  , Wardin, Safarow, Sosnowiti und andere. Eine Reihe we terer Personen, darunter Rakowski, Boguslawiti und Trobnis wurde aufgefordert, Mos­Oppositionsblock ausgetreten sind, wurden sie, wie die Telegraphen- Agentur der Sowjetunion  erfährt, angesichts ihrer Erklärung über ihre Unterwerfung unter alle Be­schlüsse und Bedingungen des 15. Parteitages von den Pariciorganen in die Provinzzur Arbeit entsandi.

er beſtimmt schreiben, daß Stalin   Angſt vor den Arbeitern habe."

fozialen angeblich dienen, gelehrt. In der Armenküche von Komotau   wurden nicht au leẞt deshalb, weil die gottlosen Sozialdemokra Eine Anzahl reichsdeutscher Klerikaler Jour- ten dies verlangten täglich mehrere hundert nalisten hat eine Spritzfahrt in die Tschecho Portionen an die Armen und Bedürftigen der flowakei unternommen und wurde in   Prag von Stadt abgegeben, mehrere hundert Entervie den deutschen   Christlichsozialen fetiert. Das ist des Glücks fonnten wenigstens einmal am Tage natürlich eine private Angelegenheit der christ- ihren bittersten Hunger stillen. Nichts da, jagen lichsozialen Partei und man fönnte den Besuch die gut christlich gesinnten Christlichsozialen und der Zentrumsjournalisten achtlos in die Reihe Landbündler, das ist Verschwendungsjucht, der der üblichen von Trinksprüchen und gutem Effen man durch Drosselung der Einnahmen der Ge­begleiteten bürgerlichen Journalistenreisen ein meinden Einhalt gebieten muß! So stimmten gliedern, wenn die Christlichsozialen daraus sie für das von Herrn Englis, dem Kommis nicht eine öffentliche Angelegenheit zu machen der Stapitalisten ausgearbeitete Gemeinde und politiſches Sapital zur Auffrischung ihres finanzgejet, das den Gemeinden ihren Play ramponierten Rufes zu schlagen suchten. Den am Kazentischchen anweiſt und sie unter die ahrungslosen Gästen zu Ehren wurde am Mitt Ruratel der tschechischen Bürokratie ſtellt. woch ein Gesellschaftsabend veranstaltet, zu dem 4.500.000 Stronen weist infolge dieses Gesetzes jogar der Prager   Erzbischof se orda der Voranschlag dieser einen Stadtgemeinde ausrückte und der dazu dienen sollte, den reichs- an Defizit für das laufende Jahr aus! Da an Defizit für das laufende Jahr aus! Da deutschen   Gästen ein Sulturbild des heißt es paren", und so sollen die Hunderte Deutschtums in der Tschechoslo- hungriger Proletarier, die in der Armenküche wakei in Wort, Bild und Lied, Geoſt bekamen, und die 70 armen Kinder, die sang und Tanz" zu geben, wie die christ- im städtischen Kinderheim untergebracht waren, lichsoziale Presse zu berichten weiß. Der Abend um vor den Gefahren der Straße behütet zu jollte eine Se undgebung für die deut- werden, auf die ihnen zuteil gewordene öffent­sche Kulturgemeinschaft" ein. Wir liche Fürsorge verzichten. So will es das gläu- kau zu verlassen. Was Sino wjew, Kamene w und andere anbelangt, die aus dem wissen nicht, ob Minister Mayr- Harting selber bige Gemüt der deutschen   Stulturgemeinschaftler! burch Gesang und Tanz den Gästen veranschau- und wie in Komotau  , so wird es bald in hun­lichte, wie er und seine Partei bisher in der derten anderen Gemeinden sein. Die Stadt innerstaatlichen Politik die deutsche   Sculturge- Teplit hat für das laufende Budgetjahr infolge meinschaft betätigten, an die sie sich nur mehr des Gemeindefinanzgesetzes einen Abgang von Ein Kommentar zu der endlichen Bestätigung demokratischen Lügenmeldungen" zwei bis vier­an Festabenden erinnern, aber das wissen wir, über sechs Millionen Kronen zu erwarten, und daß alle dort im Beisein des tschechischen Erzim Bezirk Karlsbad werden nicht weniger als der Verſchichungen mittlerweile ist berichtet spaltige Artikel vom Stapel zu lassen, die alle in worden, daß Tropfi Moutagabreiste und der Feststellung gipfelten, ein liberaler Journalist bischofs crefutierten Lieder und Tänze den 31 Gemeinden außerſtande sein, im Rahmen am Bahnhof lebhaft afflamiert wurde er-( der rasende Börsenrevorter") und die Sozial Gästen von dem, was die Christlichsozialen der bestehenden Geseke   selbst für die Beitreitung beigt sich. Dagegen können wir uns nicht ver- demokraten hätten im Dienste Chainberlains das deutsche   Stulturgemeinschaft nennen, fein voll- ihrer Bedürfnisse aufzukommen. Dieje 31 Ge- sagen, der amtlichen sowietrussischen Meldung Märchen von der Verbannung der Opposition er­ständiges Bild vermittelt hoben. meinden werden heuer zusammen einen Abgona cine kleine Blütenlese aus der kommu- funden die natürlich, das war der geistliche Deutsche   Stulturgemeinschaft die deutsche   von über neun Millionen haben! Gewiß, sie uistischen Presse anzuschließen, die in den Vorbehalt der Stommunisten, vollständig gerecht Arbeiterschaft dieses Staates hat sie feit der haben das fraawürdige Recht, an den von den letzten Tagen nicht müde wurde, über die sozial- fertigt wäre. vor eineinhalb Jahren geschlossenen Profit- und Landesausschüssen verwalteten Dotationsfonds Wir wollen teine Propheten sein.." Ausbeutergemeinschaft zwischen deutschem und Ansprüche zu stellen, aber in vielen Fäffen richechischem Bürgertum gründlich und schmerz- wird es bei diesem Anspruch" bleiben. Die Der., Borwärts" vom 13. Jänner. lich fennen gelernt! Die Introduktion dazu hohe Bürokratie wird ihnen vorschreiben, wo bildete das Schachergeschäft zwischen der Er- und wie sie Einschränkungen vorzunehmen höhung der Pfaffengehalte und der Einführung haben, und was wird die Folge sein? Die der Lebensmittelzölle. Da verstanden die deut- Straßenpflege wird auf den Hund kommen, schen Christlichsozialen die deutsche   Kulturge- Sanitätswesen. Sozialfürjorae und Sumani­meinschaft so: mochte der in den armen Rand- tätsaufgaben, sie werden bold Schall und Rauch und Gebirgsgegenden angesiedelte deutsche   Ar- neworden sein. Für die Beistellung von Lern­beiter und seine Familie bei seinen Elends mitteln für mittellose Schulkinder, für Möch löhnen oder seiner armseligen Arbeitslosen- merinnenheime. Fortbildungsschulen, Musik­unterſtüßung verkommen, was verschlugs, wenn pflege, Jugendfürsorge, Stindergärten. Büche die christlichsozialen Seelsorger dafür nur einen reien und Bildungsvede wird kein Geld vor­höheren Gehalt aus öffentlichen Mitteln er- handen sein. Die tichechische Bürokratie wird hielten! Anderthalb Jahre ging es bei flotterie Gemeinden am Schnürchen ſenten und wird Betätigung der deutschen   Kulturgemeinschaft so iebe Verschleuderuna" der Gemeindenelder. fort: dem tschechischen Militarismus den Drei- die der Hebung der Volksfultur und der Unter­Milliarden- Rüstungsfonds, den Arbeitern die kung der Hilfsbedürftinen Sienen sollen, auf Grund des von den Christlichtiozialen und verstärkte Steuerschraube, die sogar dem franken Randbündleru genehmigten Gemeindedrosse= Arbeitsmenschen die Steuerquote heraus­fungsgesetzes verhindern. quetscht. Den Besitzenden reiche Steuergeschenke, den arbeitenden Massen eine Erhöhung der Das alles und vieles andere mehr, das die Zuderſteuer und der Spiritussteuer. Und um Bevölkerung der deutschen Kulturaemeinschaft, das Maß der deutschen   Kulturgemeinschaft voll wie sie von den deutschen   Bürgervarteien ver­zu machen, mit der Hacke los auf die sozialen standen wird, zu danken hat, ist den reichs­Errungenschaften der Arbeiterklasse! Zerstörung deutschen   Nournalisten nicht aejoat und gezeiat der Sozialversicherung, damit den an den Hun- worden, obwohl es den Feitohend erst so recht gerzöllen vollgefressenen Großzagrariern und den gemütlich und interessant gestaltet hätte. Wie infolge der guten Sonjunktur und der mise- schön wäre in dem Proaramm unter anderem rablen Arbeitslöhne in Reichtum und Wohl- auch eine Einlage neweien: die tichechischen leben üppig dahinlebenden Industriekapitalisten Staatsanwälte des Justisministers Moyr- Har­das Zahlen der Versicherungsprämien für die ting, mit geschwungenem Notitift in der Hond. alt und invalid gewordenen Arbeitstiere er- Cancan tanzend! Oder Vorführung der Kerker Von einer Berbannung ist also teine Rede." leichtert werde. Wie nüklich wäre es gewesen, in Lichtbildern, in denen vom christlichen Bür­wenn bei dem durch die Anwesenheit des christ- nerbloc ausnelieferic Abaeordnete und Sena- Die ,, Internationale" vom lichen Prager   Oberhirten ausnezeidmeten Ge- teren wegen Veriommluposreden ſißen und 19. Jänner( als in Mostau bereits sellschaftsabend den reichsdeutschen Gästen Ar- über die tichechoslowakiiche Demokratie und über das amtliche Kommunique verfaßt beitergestalte aus den deutschen   Elendsaebieten die Wirkuncen der Spinoschen Symbioje" im Bild vorgeführt worden wären, und wenn nochdenken! Und noch manche andere Erach­diese Gelegenheit achabt hätten, an der Schilde- nie bürgerlicher Staatsfunft, die sich freilich rung ihres Lebens zu zeigen, wie das deutsche   nicht immer zur Darstelluna durch Lied, Ge­chriftliche Bürgertum in deutscher   Kulturgemein- iona und Tonz" cianen. Gewiß werden die reichsdeutschen Gäste über die im Zeichen der schaft macht! Kulturbilder des Deutschtums in der Tiches deutschen   Kulturaemeinschaft vorneführten choslowakai wollte man den reichsdentichen Rei- Tänze hochbefriediat   Prag verlofien. Die zu­tungsleuten zeigen. Welch herrliche Gelegenheitückbleihende Bevölkerung wird anders darüber wäre gerade iekt dazu gewesen, da sich die kata- henken. Da vom Tonzen die Rede iit: auch Strophalen Wirkungen des Gemeindefinanz- Die Bevölkernma wird zu aceianeter Reit den gesetzes einzustellen beginnen! In Komatan Sulturasmeinschaftlern zu einem Tanz auf­steht die städtische Armenküche und das städ- iniefen, bei dem ihnen der Atem ausgehen tische Kinderajyl vor der Einstellung! Speiset wird!

Eine bürgerliche Zeitung, das Berliner Tageblatt", will aus verläßlicher Quelle" er­fahren haben, daß die Führer der russischen Op­position, die aus der Partei ausgeschlossen wurden, in die Verbannung verschidt werden sollen. Wel­cher unerschöpfliche Stoff für einen sozialdemokra tischen Leitartikler! Er weiß noch nicht, ob die Meldung überhaupt wahr 1st, aber er muß einen Artikel schmieren. In seinem Schmiereiser übersicht er sogar, daß selbst real­tionäre bürgerliche Blätter, wie; 3. die Reichenberger Zeitung  ". einen Rüdzug antreten müssen und feststellen, daß in Moskau  von den angeblichen Verschidungen und Verban­nungen überhaupt nichts bekannt ist.

Die bürgerliche Bresse dementiert die Lügen, die sozialdemokratische Presse schreibt darüber Leitartikel!"

Aber den sozialdemokratischen Arbeitern darf man vorerzählen, daß Astrachan   in Sibirien   liegt! Und zum Schluß stellt es sich dann noch her­aus, daß Trohli weder nach Astrachan  , noch nach Sibirien   fährt?

Was wird dann der Sozialdemokrat" zu schreiben haben? Dann wird er der jest auf die sibirische Verbannung Troßtis seine antibolschewistische Hetze begründet, sich nach neuem Stoff unichen müssen.

Wir wollen keine Propheten sein, aber wenn jemand dem Sozialdemokrat" die Wit­teilung überbringen würde, daß Troyli weder nach Astrachan   noch nach Sibirien   reist, dann würde

wurde):

Fein säuberlich, wie es sich gehört, haben: wir in Vorstehendem die Sibirien   Meldungen des edlen Zentralorganes unserer deutschen   Sozial­demokraten zusammengestellt Man muß sich diese Blütenlese gut aufheben, um einmal kommenden Geschlechtern zu zeigen, mit welchen Lügenquan­titäten, mit welcher Frechheit und Figigkeit die sozialdemokratischen Agenten Chamberlains das Proletariat zu übertölpeln versucht haben."

Man muß sagen, daß bei einem Lügen wettbewerb zwischen einem bürgerlichen und einem sozialdemokratischen Tintenkuli nach dieser Spitzenleistung der Verlogenheit die

,, Und im Leitartikel erzählt man, daß Sinowe w eine Broschüre gegen Troßfi schreibt und daß er deshalb nicht ver baunt werden soll Dem Sozialdemokrat" geht es so wie dem verliebten Jüngling, der die Blü­tenblätter auszählt: Sie liebt mich, liebt mich nicht. liebt mich nsw" Ebenso schreibt der So­zialdemokrat. Er wird verbannt, wird nicht ver bannt, doch verbannt, doch nicht verbanni" und nachdem er sich in seinen eigenen widersprechen­den Meinungen nicht mehr auskennt, schreibt er schließlich, daß er Sinowiew diese Charakterlojig feit schon zutrant", eine Broschüre gegen Troyli zu schreiben."

Die Herren geben sich den Anschein der harmlosesten Biedermänner, sie protestieren gegen Verfolgungen der Opposition, von denen nichts bekannt ist und ziehen daraus ihre konterrevolu tionären Schlüsse."

Aber frech und unverschämi: ist es, wenn die sozialdemokratische Presse ogue irgendwelche zuverlässigen Nach­richten, gestützt auf einige verlogene Telegramme der bürgerlichen Presse Behauptungen über diese Verfolgungen in die Welt seßt, die bereits in wenigen Tagen durch die Tatsachen widerlegt werden müssen und die sich teilweise selbst durch thee eigenen Widersprüche widerlegen."

Palme dem letteren dargereicht werden müßte. Es ist wahr, der Unterschied zwischen der bürger lichen Sensationspresse und dem Sozialdemokra:" ist fein wesentlicher. Beide lügen frech über eine angebliche Verbanuung der Opp. sitionsführer nach Sibirien  . Beide wieder­holen auch ihre Lügen. Wenn diese Lügen aber gänzlich unhaltbar geworden sind, dann entsteht bei einem bürgerlichen Presse­tuli doch ein rosaroter Anflug, der so aussicht. wie eine Schamröte. Der bürgerliche Börsenschrei berling stottert und bringt so etwas wie eine Be­richtigung. Der bürgerliche Schymock sieht sich ge­nötigt, zuzugeben daß es sich um keine Verbannung im eigentlichen Sinne" han­delt, daß von Sibirien   keine Rede sei, sondern, daß Sinowie w und damen ew zur Sowjet­arbeit nach der kaukasischen Riviera, dem Kurort Suchum  , abfommandiert wurden, daß