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Nr. 283. 15. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 3. Dezember 1898.

Ein Markstein in der deutschen Bergarbeiter- Bewegung.

protestirt bis zum Reichsgericht, aber erfolglos für die Arbeiter. Der Diese Ziffern werfen das ganze Geprahle von dem Ueber­Vorstand warf 30 000 m. Arbeitergelder aus, um die Ar- flügeln des sozialdemokratischen Verbandes durch den christlichen beiter mit ihrem eigenen Gelde in ihren Ansprüchen niederzuhalten. Gewerkverein"( Soziale Bragis") über den Haufen. Der 19. No­Um ein neues Knappschaftsstatut drehte sich seit zwei Jahren bember 1898 hat gezeigt, daß die Ruhrbergleute in praktischen der Kampf. Die Werksbefizer wollten die beiden Renten nicht Fragen dem folgerichtigen Vorgehen des alt alten Verbandes am Aus den Kreisen der Bergarbeiter wird uns geschrieben: auszahlen und wurden darin von den Mäßigen" unterstüßt. Die meisten Beifall zollen. Die am Somabend den 19. November im Ruhrgebiet statt- Opposition wollte die sich aus den ungerechten Abzügen Die verheßende, fanatische Richtung im Gewerkverein, deren gefundenen Wahlen der Knappschaftsältesten, von an der Arbeiterrente ergebenden tolossalen Ueberschüsse Nährväter die Se apläne sind, haben eine fürchterliche pers denen heute erst ein zuverlässiges Resultat vorliegt, sind in mehr-( jährlich etwa 4 Millionen M.) zur Aufbesserung der Invaliden- sönliche Schlappe erlitten; das fühlen die Leutchen denn auch so facher Hinsicht sozialpolitisch höchst bedeutsam. Das Wahlergebniß pensionen verwenden. Aber das paßte den Unternehmern nicht. fehr, daß sie es sogar vergaßen", das sie beschämende Wahlresultat ist hochwichtig für die Ausgestaltung unserer Berggefeggebung Sie wollen einen bestimmten Reservefonds( 40 Millionen M.) auf zu veröffentlichen. Die versöhnliche, vernünftige Richtung im und giebt Lehren für die Gewerkschafts- Bewegung, die sammeln und dann gedenken sie sich jährlich 25 pet. Gewerkverein, dessen Wortführer Wahl- Wattenscheid neulich aus nicht unbeachtet bleiben dürfen. ihrer Beiträge, ca. 700 000 m. zuschenten, auf Kosten dem Gewerkvereins- Vorstand gestoßen wurde, hat große Triumphe Bunächst sei erklärt, was die Knappschaftsältesten eigentlich für der invaliden Arbeiter. gefeiert. Ob dieses offenkundige Resultat aber zugestanden wird, Befugnisse haben. Das Justitut der Knappschaftskaffen( Bruderladen) Daß sich zu diesen arbeiterfeindlichen Plänen der Kapitalisten ist bei dem bekannten Unfehlbarkeitsfinn auch des jugend­ist entstanden im Mittelalter; die damaligen Knappen gründeten sich noch ausführende Arbeitervertreter" fanden, gehört in die Geschichte lichsten Kaplans billig zu bezweifeln. Unterstügungsvereine, deren Einnahmen aus den Büchsengeldern", menschlichen Elends. Aus dem Vorhandensein solcher ,, Arbeitervertreter" Der alte Verband hat seine Erfolge nur seiner in den letzten Freituyen( Knappschaftsantheile der Zeche) 2c., freiwilligen Spenden entstand denn auch der wüthende Kampf innerhalb der Ruhr Jahren beobachteten gewertschaftlichen haltung zu ver der Gewerken und Bergleute sich zusammen setten. Unterstützt Bergmannschaft, von der ein kleiner Theil dumm genug ist, die danken. Innerhalb der Organisation haben politische und religiöse wurden kranke und invalide Bergleute, aber es wurde auch Kinder- Pläne der Werksbefizer nicht zu durchschauen. Diefer kleine Theil Gründe nichts zu besagen, außerhalb des Verbandes mag geld, Wittwengeld, Schulgeld, Kirchengeld, Arznei- und Arztkosten wurde aber von der Unternehmerpresse so aufgenutzt, daß am und darf jeder thun, wie ihm beliebt; mit dieser Devise gewährt. Zur Mitverwaltung dieser zum theil e igenen Schöpfungen 14. Mai d. J. ein neues Statut angenommen werden ist der fo oft todtgesagte alte Verband" zu neuem der Arbeiter wählten diese Aelteste", Vertreter der Arbeiter. fonte, in dem das alte Unrecht in berhüllter Form Leben erwacht, damit errang er seine Erfolge und mit ihr wird er Die eigentliche Verwaltung hatten der Staat resp. die landesherrlichen fortbestand. Scheinbar erhöhten Bezügen stehen thatsächlich höhere alle Gegenverbände überdauern. Bergbeamten inne. Beiträge entgegen. Während man früher die Reichsrente den Invaliden Wäre nur diese Erkenntniß eine Frucht der letzten Knappschafts­Die Bruderladen"( wie sie noch heute in Desterreich heißen) abzog, hat man jetzt den Spieß umgekehrt man zahlt heute die wahlen im Ruhrbecken, dann schon allein bedeutete sie einen Mart­haben sich erhalten in den heutigen Knappschaftsvereinen. Ueberblickt Reichsrente aus und zieht die knappschaftsrente a b. stein in der deutschen Bergarbeiter Bewegung. man aber den Entwickelungsgang der Kassen, dann bemerkt man deutlich Bis 1901 wird der genügende Reservefonds aufgesammelt sein und die Tendenz, die Ansprüche der Arbeiter an das dann schenken sich die Werksbefizer 25 pCt. ihrer Beiträge, wenn Kassenvermögen zu verringern. Im Allg. preuß. Land- die aufsichtsführende Behörde( Oberbergamt) nicht ihr Beto einlegt recht bestimmen die§§ 213-220( II. Theil, 16. Titel) über die An- oder die Arbeitervertreter in Kassenvorstand nicht geschlossen sprüche der franken und invaliden Bergleute und ihre Hinterbliebenen. gegen die Werksbefizer stimmen. Davon besagt der§ 215, dem kranken Bergmann sei 4 bezw. 8 Wochen Am 19. November haben nun die Ruhrbergleute ihr Urtheil feitens der Rechenbesizer der volle Lohn auszuzahlen! über das neue Statut und die Handlungsweise der Kapitalisten Erst nach dieser Zeit tritt die Knappschaftskasse für den Arbeits- gesprochen. Nach meinen Aufstellungen, die nicht sehr von dem unfähigen und seine Angehörigen ein. Hier haben also noch die genauesten Resultat abweichen, find insgesamunt abgegeben: Unternehmer aus eigenen Mitteln für ihre kranken Für das neue Statut 11 570 Stimmen und invaliden Arbeiter aufzukommen. Zweifelhaft. 5 380 Gegen das neue Statut 41 700

Zechenparteien Zweifelhaften. Oppositionellen

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Der Erfurter Beleidigungsprozeß.

Im Anschluß an die gestrigen Mittheilungen wird uns noch aus Erfurt berichtet: Wie schon in den Berichten über die soeben zu Ende gegangenen Prozesse über die Mai- Krawalle gemeldet worden ist, hat der Polizei- Inspektor Meßler gelegentlich einer Aus­sage die Aeußerung gethan, daß die aufreizenden Reden der Stadtverordneten und die Presse betreffs der Im Gesetz vom 10. April 1854, welches das Knappschaftswesen Ursachen der Krawalle unrichtig seien. In der heute( 1. Dezember) statt­für den ganzen preußischen Staat regelt, wird den Unternehmern Damit ist ein vernichtendes Urtheil über die Praktiken unserer gefundenen Stadtverordneten- Sigung wies der Vorsitzende, Nechts­die alleinige Sorge für die 4-8 Wochen Arbeitsunfähigen genommen noblen Kapitalisten gesprochen. Von den gewählten 260 Aeltesten anwalt Dr. We y demann, auf die Krawallprozesse hin und und sie den Knappschaftsvereinen, also den Arbeitern, zur Hälfte zählen sich zu den: legte im Namen des Stadtverordneten Kollegiums übertragen. Das Gesetz vom 10. April 1854 bestimmt, ein Kranken­entschieden Verwahrung dagegen ein, daß ein Lohn sei während der Dauer einer Krankheit" zu zahlen; durch städtischer Beamter derartige Aeußerungen sich das Allg. preuß. Berggesez vom 24. Juni 1865,§ 171, sind die herausnehme. Ihm sei von aufreizenden Reden nichts be­Knappschaftsvereine nur noch gehalten, bei einer Krankheit ent- Die Herrschaft der Zechenpartei, der Mäßigen" ist also gekannt, und wenn sonst im Kollegium etwas gesagt würde, sprechenden Krankenlohn" zu zahlen. Die Verschlechterung springt bro che 1. In nicht zu ferner Zeit wird der ausschlaggebende was im Interesse der Stadt nothwendig war, so sei das nicht in die Augen: Früher mußte während der Dauer einer Kassenvorstand nur noch oppositionelle Arbeitervertreter be- nur das Recht, sondern die Pflicht eines jeden Stadtverordneten. Krankheit Krankenlohn bezahlt werden, ſeit 1865 steht es figen. ( Allgemeine Zustimmung.) Oberbürgermeister Dr. Schmidt sprach den Knappschaftsvereinen frei, die Bezugszeit des Krankengeldes In bezug auf das amfererseits erstrebte Reich 3 Berggefe gleichfalls sein Bedauern über die Zeugenaussage des Polizei­festzusetzen. Von dem ganzen ist man auf den halben Tagelohn ist die Wahl vom 19. November hochwichtig, weil, wie schon Inspektors aus. Der Vorsitzende des Stadtverordneten - Kollegiums als Krankengeld gekommen. gesagt, eine Reihe Programmpunkte der Opposition, z. B. Verein hielt nach dieser Stellung des Oberbürgermeisters als Chef der Welcher Vortheil darin für die Unternehmer liegt, will ich gleichheitlichung des Knappschaftswesens für ganz Polizeiverwaltung eine weitere Diskussion für überflüssig. zeigen: In der Geltungszeit der regionalen Bergordnungen( Schlesische, Deutschland , nur in einem Reichs- Berggesetz durchgeführt leber die Gerichtsverhandlung wird uns noch mitgetheilt: Halberstadt Magdeburgische, Jülich Kleve - Märkische 2c.) bis zum werden können. Die Bergjuristen, z. B. Arndt und Grassert Ueber die gestern bereits furz gemeldeten Aussagen der Stadt­Erlaß der Novelle vom 12. Mai 1851, wodurch die Selbstbewirth( Beitschrift für Bergrecht") lehnen eine reichsgesetzliche Regelung des verordneten sei ihrer Wichtigkeit wegen noch folgendes nachgetragen: schaftung der Gruben durch die Gewerke eingeleitet wurde, leitete Knappschaftswesens ab wie mehrfach erörtert wurde, angeblich Stadtv. Kämmerer fann sich der Worte des Oberbürger­der Staat den Grubenbetrieb; die Gewerke zahlten nur zubuße oder im Interesse der Arbeiter. Nun haben die Mitglieder des größten meisters in der denkwürdigen Stadtverordnetenfizung nicht mehr empfingen Ausbeute. Der Staat hatte kein sehr großes Interesse deutschen Knappschaftsvereins sich für eine deutsche Knappschafts - genau entsinnen, der Sinn derselben war für ihn bezw. für die an einer übermäßigen Ausbeutung der Berglente, hielt im Gegen- tasse entschieden und aus genauer Kenntniß der Verhältnisse heraus meisten Anwesenden der, daß die Sozialdemokratie als die theil viel auf deren Zufriedenheit. Auf die Knappschaftstassen waren fann ich versichern, daß die Knappschaftsmitglieder in Schlesien Urheberin der Krawalle bezeichnet wurde. die Unternehmer ohne Einfluß und dennoch herrschte eine gegen und Mitteldeutschland mit der kantonalen Regelung des Rechtsanwalt Heine: War Ihnen bekannt, daß mannig Heute liberale Verwaltung gegenüber den kranken Arbeitern. Knappschaftswesens, die nur dem Kapital nußt, sehr immzufrieden fa che klagen über den Polizei- Inspektor Metler Das änderte sich mit der Freigabe des Bergbaues. Die sind, was sich die Arbeitervertreter im Reichstage, kommt es zur vorlagen? Ich will mit Rücksicht auf Herrn Mezler Einzelheiten Knappschaftskassen wurden den Zechenbefizern übergeben, Berathung des Reichs- Berggefeges, nicht entgehen lassen vermeiden, die den Anschein erwecken tönnten, als sollten Sie etwas denn der§ 180 des Berggeséges vom 24. Juni 1865 und 1892, werden. für Herrn Metzler in disziplinarischer Beziehung Belastendes aussagen. welcher besagt: Der Knappschaftsvorstand ist aus Arbeitern Hingewiesen sei noch auf eins: Die Bergleute wollen ganz auf Zeuge Kämmerer: Ich habe privatim von Bürgern Klagen und Werksbefizer zu gleichen Theilen zu besetzen, giebt die Werkbefizers- Beiträge verzichten und verlangen nur den Betrag gehört, im Plenum ist darüber nicht verhandelt worden. praktisch den Kapitalisten die ganze Verwaltung der Kassen in die der Unternehmergefälle am Lohn zugesetzt, um dann die ge= Rechtsanwalt eine: Hat der Oberbürgermeister in einem Hand. Der§ 175 des Preuß. Berggesetzes bestimmt, die Beiträge sammten Kosten der Knappschaftsversicherung allein aufbringen Privatgespräch in seinem Dienstzimmer zu Ihnen gesagt: Wenn der Werksbesizer sollen mindestens die Hälfte zu können. Würden die Werkbefizer aus dem Knappschaftsverband Sie damals meiner Anregung gefolgt wären und der Arbeiterbeiträge" betragen. Da den Unternehmern treten und die bisher gezahlten Beiträge den Arbeitern am Megler pensionirt hätten, dann wäre die Sache aber durch Gesetz gleiches Stimmrecht in den Kassenvorständen ge- Lohn zulegen, so würde an dem status quo nichts geändert. nicht so schlimm geworden? geben ist, sollte die Hälfte der Vorstandsmitglieder Arbeitervertreter sein, In den Geschäftsberichten der Zechengesellschaften werden schon jetzt Zeuge bejaht diese Frage. fo giebt im schlimmsten Falle der Vorsitzende, auch ein Unternehmer, nicht nur die Knappschaftsbeiträge der Unternehmer, sondern Oberbürgermeister Dr. Schmidt: Etwas derartiges habe ich den Ausschlug; heute haben sich in einer großen Anzahl Knappschafts- a u ch lächerlicherweise die der Arbeiter als Genicht gesagt. Zeuge: Jedenfalls habe ich dann Ihre Aeußerung vereine die Werts besizer ihre Beiträge bis auf 50 pCt. der schäftsunto sten bezeichnet und oft genug wird den Ar- so aufgefaßt. Rechtsanwalt Heine: Ist der Oberbürgermeister Arbeiterbeiträge ermäßigt! Die Unternehmer behalten aber beitern gesagt: Bedentt nur, was wir für Snappschaftsgefälle vielleicht etwas heftig gewesen?-Beuge Stämmerer: Wenn doch die gleiche Stimmenzahl im Kassenvorstand, wie die doppelt für Euch zahlen." Seit 1895, wo die preußische Bergwerks- auch nicht heftig, so waren wir beide doch lebhaft so viel zahlenden Arbeiter. steuer außer Gebrauch gesezt" wurde, sacken die Zechen erregt. viele tausende Mart mehr ein, die sie früher als Steuer zahlten; Oberbürgermeister: Ich erinnere mich wohl, Herrn und um mun immer noch als nothleidend zu gelten, jetzt man die Kämmerer mein Bedauern ausgesprochen zu haben, Beiträge der Arbeiter ins Ausgabebuch. Wird den Arbeitern die daß Herr Mekler damals nicht pensionirt volle Selbstverwaltung bezw. wird ihnen die Aufbringung der worden ist. Gesammtkosten direkt auferlegt, dann erst bestehen die neuesten Abrechungen der Zechen zu recht.

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Um den Skandal noch größer zu machen, beeinflußten die Unter­nehmer die Arbeiter bei den Aeltestenwahlen so arg, daß in einer Reihe von Knappschaftsvereinen im Vorstand nicht ein einziger Arbeitervertreter sigt. Laut Gesez fönnen nämlich die Arbeiter den Bod zum Gärtner machen und Wertsvertreter als Arbeitervertreter in den Vorstand wählen."

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Beuge Stadtv. Möller ist auch der Meinung, daß mit den Worten des Oberbürgermeisters mit voller Sicherheit die Sozial­demokratie gemeint gewesen sei. Er hielt dies für ein recht gefährliches Beginnen, eine Gruppe Partei- Angehöriger für die Vorgänge verantwortlich zu machen, weil er sich sagte, daß die Angehörigen dieser Partei sich dagegen wehren würden und dadurch eine unangenehme Fortsetzung der allgemeinen Auf­regung eintreten würde. Außerdem habe sich nach feiner Meinung der Oberbürgermeister mit seiner Auffassung in

Dieser Vorstand nun bestimmt über die Höhe der Beiträge, des Und nun zum Schluß zur gewerkschaftlichen Bedeutung Beamten und Pensionsgeldes 2c. Es ist also erklärlich, weshalb die unserer Weltestenwahl. Werksbesizer so gern im Knappschaftsvorstand unter sich" find. Zum ersten Male traten am 19. November die beiden Wo eine träftige Arbeiterbewegung herrscht, z. B. in Niederschlesien, Bergarbeiter Verbände im Ruhrbecken im großen Maß in dem Ruhrbecken, da wählen die Bergleute sich Welteste, die ihr stabe als Konkurrenten auf. Sowohl der Bergarbeiter volles Vertrauen haben; aus den Aeltesten wieder werden von Verband wie auch der Christliche Gewerkverein der diesen die Vorstandsmitglieder der Arbeiter( im Ruhrbecken 15) er- Bergleute bewarb sich um Aeltestensize. wählt. Im übrigen ist es die Obliegenheit der Aeltesten, die Be- Um eine nur dem Kapital nügende Zersplitterung der Stimmen Gegensaz zu der Mehrheit der Bürgerschaft folgung des Stahits bei den Mitgliedern zu überwachen, die Ver- zu vermeiden, verständigte sich die Leitung des alten Verbandes" gesetzt, die Beuge( er ist langjähriger Stadtverordneter. bindung zwischen Knappschaftsarzt, Mitgliedern und Vorstand her- mit der des Gewerfvereins; überall dort, wo der Verband herrsche, D. B.) zu fennen glaube. Deshalb habe er es für nothwendig zustellen. solle dieser, wo der Gewerkverein am stärksten sei, er die Kandidaten gehalten, dem Oberbürgermeister zu erwidern, obwohl er durchaus Nun speziell zum Ruhrgebiet . Hier tobt seit 1890 ein lebhafter stellen, für die dann beide Verbände gemeinsam stimmen wollten. fein Sozialdemokrat sei. Nach seinem Urtheil, gewonnen auch aus Kampf zwischen der Mitgliedschaft( Arbeiter) im Knappschaftsverein Was getchah? Kurz nach der noch nicht formell vollzogenen Unterhaltungen mit einer großen Anzahl guter, angesehener Bürger, und den Werksbefizern. Ein Theil der Aeltesten( Die Mäßigen") Abmachung zwischen Möller und Brust schrieb der trage die Polizei einen guten Theil der Schuld, stellt sich bedingungslos auf die Seite der Werksbefizer, ein bis vor lettere, der alte Vorstand dürfte teine ausgesprochenen weil sie es an ruhigem, sachlichem Vorgehen habe furzem fleinerer Theil( Die Opposition") verlangt eine zeitgemäße Sozialdemokraten" aufstellen, da die Gewertvereinler fehlen lassen und sich der Erfüllung ihrer Auf­Ausgestaltung der Kasse, z. B. Erhöhung der Krankenlöhne, Auf- dafür nicht stimmen würden. Der Verbandsvorstand lehnte gabe in einem solchen Falle nicht gewachsen ges besserung der Pensionen, freie Aerztewahl, Vereinheitlichung selbstredend eine politische Beeinflussung der zeigt habe. Er habe dann auch der Mehrzahl der Stadt­des Knappschaftswesens in ganz Deutschland , volle Bergleute ab und stellte sich auf den gewertschaftlichen verordneten den Vorwurf gemacht, daß sie mit schuld daran seien, Selbstverwaltung der Kasse durch die Arbeiter unter Standpunkt: Mag der Kandidat politisch oder religiös sein wie er weil sie nicht der damaligen Anregung des Oberbürgermeisters auf Kontrolle des Staates 2c., also zum theil Maßnahmen, die erst durch will, ist er ein organisirter, intelligenter und ehrlicher Pensionirung Megler's gefolgt seien. ein Reichs- Berggesez durchzuführen wären.

Arbeiter, dann wählen wir ihn. Auf grund dieses Nach einigen unwesentlichen Auseinandersetzungen über den Vers Von den 73 in Preußen bestehenden Knappschaftsvereinen ist der Bescheides ließ der Gewerkvereins Vorstand ein lauf der Stadtverordneten- Sigung erscheint Zeuge Stadtv. Wolf, Bochumer der weitaus größte. 1896 waren in sämmtlichen preußischen Birkular los, in dem die christlichen Bergleute aufgefordert der aussagt, die Aeußerungen des Oberbürgermeisters habe er Knappschaftsvereinen 454 000 Arbeiter versichert, davon allein 166 600 wurden, gegen die Mäßigen und gegen den sozial- auf die sozialdemokratische Presse, insbesondere auf im Bochumer Verein . 1897 betrug der Mitgliederbestand des legt demokratischen Verband" zu kämpfen. die Tribüne" bezogen. genannten Vereins 182 141, Heute sind 200 000 überschritten. Die Einnahme betrug 1897: Arbeiter- Beiträge

9 043 328,71 M.

Werksbefizer- Beiträge

Zusammen

7 067 914,85 M.

Vermögen der Kasse:

1896: 26 884 197,88 m.

16 111 243,56 M. 1897: 31 059 086,63 M.

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Im Laufe der Wahlagitation geschahen nun die heitersten Rechtsanwalt eine: hat nicht Regierungs- Präs Sachen. In nicht weniger wie 16 Fällen tämpfte der Gewerk- sident von Brauchitsch zu Ihnen gesagt, Sie berein mit der Reche gegen den Verband. In Essen, möchten in der bevorstehenden Stadtverordneten wo beide Verbände sich einigten, forderte die Effener Bolts- 8tg." Sizung den Oberbürgermeister unterstüßen? Es ( klerikal) die Essener Bergleute auf, alle mäßigen zu stürzen, würde sich schon Gelegenheit finden, Mehler nach­in derselben Nummer des Blattes wurden die Altendorfer Bergleute her zu beseitigen oder ihm sonst wie beizukommen? Diese Zahlen geben ein anschauliches Bild von der großen Be-( eine Viertelstunde von Essen ) angehalten, den frechen sozialdemo Beuge Wolf: Dem Sinne nach ja. deutung des Bochumer Knappschaftsvereins. fratischen Verbändlern" die Spitze zu bieten. Auf einigen Stellen Hiermit schließt um 11 Uhr die Beweisaufnahme und nach Seit Jahren wird an den Ruhr- Bergleuten ein himmel- rebellirten die christlichen Bergleute gegen ihren Vorstand, weil kurzer Pause beginnen die Plaidoyers. schreiendes Unrecht begangen. Sie zahlen zur Knapper Bersplitterung trieb; der Vorstand mußte fich dann Der Staatsanwalt will Pappe mit 100 M., Rudolph mit einem schafts- Pensionskasse und zur Reichs Unfallversicherung. Wird der zu Konzessionen herbeilassen. In anderen Bezirken ver- Monat Gefängniß bestraft wissen. Rechtsanwalt eine bittet, Arbeiter Invalide, dann zieht der Knappschafts - Vortheilten die Gewerkvereinler Flugblätter, worin es hieß: Nieder höchstens auf eine geringfügige Geldstrafe zu erkennen. stand dem armen Invaliden den Betrag der Reichs mit allen Mäßigen! und agitirten" mit eben denselben Leider können wir wegen Raummangels die ausgezeichnete Vers rente ab. Nur die 50 M. Reichszuschuß werden den Leuten ausgezahlt. Flugblättern für den mäßigen Bechenkandidat, der auch Gewerk- theidigungsrede des Rechtsanwalts nicht wiedergeben. 240-300 m.( je nach den Dienstjahren) zahlt die Knappschaftstasje nicht vereinsmitglied war. Die Folgen dieser unglaublichen Desorgani­aus, obwohl die Arbeiter sich durch jahrelange Beitragszahlung zurreichs- fation zeigten sich am Wahltage. gesetzlichen Altersversicherung ein Anrecht darauf erwarben. Das " Recht" dazu erwarb sich der Borstand, indem bisher immer 25 Stimmen für, nur 4 gegen die Werksbefizer fielen, durch den§ 90 des Knapp­schaftsstatuts vom Jahre 1892. Gegen dieses Statut wurde zwar

Es wurden gewählt und erhielten Stimmen: 16 Zechen- Gewerkvereinler.

57 oppofitionelle Gewerkvereinler. 104 Verbandsmitglieder.

3 150 Stimmen 14.900 26 800

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Nach 1/ 4stündiger Berathung verkündet der Gerichtshof folgendes Urtheil: Angeklagter Rudolph wird wegen öffentlicher Beleidigung des Oberbürgermeisters Dr. Schmidt, begangen durch die Presse, in zwei Fällen unter Freisprechung, in zwei weiteren Fällen zu je 3 Wochen, insgesammt zu einem Monate Gefängniß, Angeklagter Pappe wegen öffentlicher Beleidigung in einem Falle zu