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8. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.
Donnerstag, 26. Jänner 1928.
partei.
Der Streit zwischen dem Reichskanzler Dr. Marr und dem christlichen Gewerkschafts
Die Glowaten für die Autonomie im Rahmen des Staates.
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Kommunisten
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demokraten.
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Nr. 22.
Seine Partei könne die Regierungserklärung nicht zur Kenntnis nehmen.
Dr. Halla( Rep.) erhebt ebenfalls Vorwürfe gegen Ungarn , daß es sich den Friedensverträgen gegenüber unloyal benehme und ein Friedensstörer sei. Die slowakische Volkspartei habe eine Plattform für die Mitarbeit einer beträchtlichen Bevöl terungsschichte im Staate hergestellt. In der poli
tischen Arbeit innerhalb dieser Partei, die die Mitgegen die neue tschechoslowakische. Diese Aufgabe wechseln diese Schichten die alten Traditionen werde die slowakische Volkspartei sicher erfüllen; die Die deutschen Sozialdemokraten Garantie dafür seien die älteren slowakischen lonnten die ganz unbefriedigende Erklärung der Politiker. Daher halte die tschechische Agrarpartei Regierung felbverständlich nicht zur Kenntnis den Artikel Tulas nur für eine unange. nehmen. Da aber eine ausdrückliche Ablehnuna nehme Episode, die die slowakische Volkspartei der E.lärung uns in eine unangenehme Nachbar- felbst liquidieren werde. Tukas Artikel gewinne erst indirekte Unterstützung d schaft der Horthybanditen gebracht hätte und als im Zusammenhange mit St. Gotthard, mit der doppelt unheilvollen Horthyregimes ausgelegt Flugzetteln einen sehr unangenehmen indirekte Unterſtüßung d d Arbeiterschaft Aktion Rothermere und mit den antistaatlichen werden könnte, faßte ser Klub den Beschluß, Beigesch ma d. Die Geheimklausel, die Tuka sich vor der Abstimmung aus dem Sigungsfal zu erwähnt, existiere überhaupt nicht, wie selbst der entfernen und der Abstimmung fernzu Chef der slowakischen Volkspartei bestätigt habe. bleiben.
Kallina( D. Nat.) erklärt, gegen die Erfenntnis, daß die Friedensverträge einer Revision unterzogen werden müssen, stemmen sich nur die Kriegs der Welt und des Weltfriedens werde durch Frank reich und seine politischen Vasallen verursacht. Zur Irreführung der Deffentlichkeit wird noch immer die Abrüstungskomödie aufgeführt. Seine Partei be harre auf dem Selbstbestimmungsrecht, sie werde sich nie als Minderheit fühlen, aber auch nicht als organischer Bestandteil dieses Staa tes, sondern sie betrachte sich nach wie vor als Teil des mitteleuropäischen Staatsgebietes, dessen staatliche Einigung das Ziel ihrer Politik bleiben werde.
gewinner unter den Völkern. Die ständige Bedrohung
führer Stegerwald ist vorläufig wieder im Parlament die Fortseßung und die Abstim- lärten, die Ertlärung der Regierung, der sie sonst verantwortung für das Schidjal des Staates trage, Prag, 25. Jänner. Der heutige Tag brachte dung aus außenpolitischen Gründen erbeigelegt worden. Er war dadurch entstanden, mung über die gestrige Regierungserklärung. Die das schärfite Miktrauen entgegenbringen, zur daß Herr Stegerwald sich gegen die Besoldungs- Koalitionsparteien begnügten sich mit der Abgabe Kenntnis nehmen zu wollen. reform für die Beamten wandte und Herr Marr verschiedener Erklärungen, die ziemlich scharf gegen fich auf die Beschwerde der Leitung des fatho- Ungarn gerichtet waren, und befaßten sich mit lischen Lehrervereins abfällig über die der Affäre Tuka, die im Vordergrund der oppo„ Arbeitersekretäre" äußerte. Es fitionellen Reden stand, nur sehr vorsichtig und ist darüber zu erregten Versammlun allgemein. gen der christlichen Arbeiter ge- fraftvoller Weise Genosse Schweich hart: Den Standpunkt unserer Partei vertrat in fommen, andere Führer der christlichen Gewerk Wir begreifen und teilen die Erregung über den kraftvoller Weise Genosse Schweichhart: schaften haben Herrn Stegerwald sefundiert, Vorfall von St. Gotthard, stehen aber dem Einichließlich aber einigte man sich in einer Sigung schreiten der Regierung beim Völkerbund sehr der Zentrumsfraktion des Reichstags auf das teptisch gegenüber. Wir müssen der Tschecho berühmte Mißverständnis". Sind aber damit flowakei die moralische Legitimation für dieses wirklich die Gegensätze in der Zentrumspartei Einschreiten solange absprechen, so lange sie selbst ausgeglichen, hat es sich bei dem Streit zwischen Waffen an die chinesische Reattion liefert. Ebenso Nach Eröffnung der Sizung um halb 3 Uhr Marr und den christlichen Arbeitersekretären wenig haben wir ein Interesse, uns im Falle nachmittag sett das Haus die Debatte über die nur um einen vereinzelten Zwischenfall ge- uta besonders festzulegen. Wir betonen aber, Regierungserklärung fort. Hrušovsky( tschech. Nat. Soz.) verlangt vom handelt, wie er in jeder Partei vorkommen daß die Autonomieforberungen der Slowaken und ein tschechisch- flowakischer Dualismus uns der Völlerbundrat, daß er über den Fall von St. Gottfann? Nein. Dieser Vorgang war keine akute Selbstverwaltung der Bölfer, wie wir sie wollen, hard nicht einfach zur Tagesordnung übergehe. Der Erkrankung, die schnell wieder überwunden nicht annähern, sondern noch entfernen würden. Regierungserflärung wirft er vor, daß sie sich nicht wird, er war ein Krankheitssymptom, Ter tschechische Genosse Dérer beschäftigte mit dem Fall Tuka befaßt, und fordert, daß die Reer hat eine dauernde und unheilbare Schwäche sich ausführlich mit der Tula- Affäre, die ihn in gierung auf die diesbezügliche Interpellation antim Körper des Zentrums bloßgelegt. Sonflikte mit den slowakischen Vollsparteilern worte. Unter vielfachen Zwischenrufen entwirft er bra.htc. Nach ihm gab Buday für die Hlinka - ein Bild von Tuka, der sich noch im Jahre 1919 zur Die deutsche Zentrumspartei ist während leute eine bemerkenswerte Erklärung ab, die von ungarischen Nationalität bekannt und seine der Bismarckschen Unterdrückungsmaßnahmen Loyalität gegen den Staat und seine Integrität slowakischen Sprachkenntnisse verschwiegen habe. gegen den Ultramontanismus als Vereinigung erfüllt war, in der Sache Tula aber nicht viel Tula sei als Exponent Ungarns in die slo der katholischen Voltsteile Deutschlands ge- nenab. Insbesondere versocht die Erklärungt malischen politischen Streise entsendet; deshalb wage gründet worden. Da aber die Katholiken in schieden die slowakischen Autonomic er es aud) nicht, wegen der von Dr. Dérer gegen zit achen. Staates und fordert zu deren Verwirklichung( D. Nat. weist auf die eine allgemeine chriftliche Volkspartei zu wer eine entsprechende Verfassungsänderunghaftigkeit der tschechischen Politit h: n; es sei ein und die nötigen Schritte zum Schuse unseres" Staates noch im Jubiläumsjahr. dasselbe, ob eine italienische Firma an eine euro- getroffen. Deshalb billigen die Parteien des den. Sie und da haben sich auch wirklich Die Kommunisten hatten anfangs eine Ruhe- päische Stundschaft Waffen liefere oder ob eine Deutschen Verbandes auch die Regierungserklärung. Männer evangelischen Glaubens an das Zen- pause eingeschaltet, lebten aber gegen Schluß der tschechoslowatische Firma an eine chinesische Firma trum angeschlossen; so gehört der Reichstags- Sigung und namentlich während der Abstim- dasselbe tue Ein Staat, wie die Tschechoslowakei , der Genosse Schweichhart: fraftion des Zentrums der sehr bekannte evan- mung, die mit 165 Stimmen die Regierungs- im Völkerbund fint und in der Abrüstungsfommission gelische Publizist Adolf Röder an, man erklärung billigte, wieder auf. Sic vollführten eine große Rolle spielt, hat vom moralischen Standwar jogar weitherzig genug, orthodoxe Rabbiner einen ohrenbetäubenden Lärm, ver- puntte fein Recht, Waffen für andere Staaten zu in die Parteigemeinschaft aufzunehmen. Das bunden mit den gröbsten Beschimpfungen der liefern. Die Ursache aller europäischen Benn Zentrum hat weiter behauptet, daß es nicht die beiden tschechischen sozialistischen Parteien; stellen- ruhigungen liege darin, daß die Friedensdiftate unInteressen einer einzelnen Selasse wahrnehmen weise drohte es zu Tätlichkeiten zu lommen. Alles mögliche Zustände geschaffen haben. Es gibt nach wolle, sondern alle Klassen des Volkes mit deshalb, weil die tschechischen Nationalsozialisten ihnen Serren und Hörige und es ist begreiflich, daß gleicher Liebe umfasse. In der Tat zeigt keine und Sozialdemokraten na eingehender Begrün- letztere bestrebt sind, die Knechtschaft abzuschütteln. andere Partei eine so reiche soziale Gliederung: 300
Windirsch( B. d. L.) gibt namens der deutschen Aktivisten eine kurze Erklärung ab, die von ironischen Zwischenrufen unserer Genossen begleitet wird. Er verweist auf die Beunruhigung der Bevölkerung Deutschland
eine Minderheit bilden, so strebten gen im Rahmen dieses ihn erhobenen Vorwürfe vor Gerhe Regierung habe aber in dieser Angelegenheit sofort
Eine Reihe von Ereignissen der letzten Tage hat bewiesen, daß die Konsolidierung Guropas nod) immer auf recht schwachen Füßen steht. Am 2. Jän ner hat ein Regierungsblatt optimistische und frie densfreundliche Aeußerungen von Briand und Mas folini, von Hoover und Baldwin mit Genugtunag dasselbe Blatt berichten, daß in St. Gotthard en registriert und bereits am nächsten Tage mußte der österreichisch ungarischen Grenze ein falsch dekla rierter Waffentransport fünf Waggons Maschi
neben Großgrundbesitzern und Großindustriel- gestellten dagegen haben sich in derselben Zeit den wahren Charakter der Zentrumspartei nengewehrbestandteile aufgehalten wurde, der erste len finden wir im Zentrum Seleinbauern und nur unwesentlich erhöht, trotzdem die Mieten täuschen ließ. Schließlich hat auch der Stferus der entdeckt, aber zweifellos nicht der erſte, der Seleingewerbetreibende, neben Angehörigen der um 20 Prozent nach oben geschraubt wurden das jeinige getan, um die gläubigen Schäfchen über die Grenze gefchmuggelt wurde. Wir erfassen freien Berufe auch Vertreter der christlichen Ar- und auch die Preise für die wichtigsten Lebens in der Herde zu halten. Diese Rezepte sollen voll die ganze Größe der Gefahren, die dem interbeiter. Dieses bunte Bild, das scheinbar die mittel unausgesetzt in die Höhe fletterten. Das auch jetzt wieder ausprobiert werden. Schon nationalen Frieden von den reaktionären and impe Stärke des Zentrums ausmacht, ist zugleich Zentrum hat mit den Rechtsparteien die Soll- schlagen die Zentrumsredner im Reichstag wie- rialistischen Regierungen Italiens und Ungarns jeine Schwäche. Es muß ständig eine Schaukel- erhöhungen für Mehl, Zuder, Schweinefleisch, der schärfere Töne gegen rechts an, schon wird politik freiben, um je nach der Konjunktur den Startoffeln, Industriemais vorgenommen. Aber verkündet, daß die Beteiligung am Bürgerblock einen oder den andern Zeil zu befriedigen. Ver der dem Zentrum angehörige Reichsarbeits- nur eine vorübergehende Erscheinung sei, schon steht sich, daß die Arbeiter dabei am schlechte minister sucht zusammen mit den Unternehmern stellt man in Aussicht, daß nach den Neuwahlen sten fahren. Gewiß ist das Zentrum in sozialer jede Bewegung um Verbesserung der Löhne und für den Reichstag die Herstellung einer RegieBeziehung nicht ganz so reaktionär, wie die Verkürzung der Arbeitszeit abzudrosseln. Und rungskoalition mit den Sozialdemokraten verreinen Unternehmerparteien, Deutschnationale das ist die eigentliche Ursache für die Diffe sucht werden solle.
drohen. Wir begreifen es daher durchaus, daß auch die offiziellen tschechoslowakischen Streise auf das schwerste beunruhigt sind, und wir verstehen es, daß sich die Regierung an den Völ terbund wendet.
Allerdings stehen wir diesem Schritt einiger maßen skeptisch gegenüber. Der Völkerbund hat noch in feinem einzigen Fall bewiesen, daß er in internationale Konflikte wirksam einzugreifen vermag. Wir haben wenig Vertrauen zum Völterbund; wir haben noch weniger Vertrauen in die Kleine Entente . Wir fragen: Welche Wirfung fann eine gemeinsame Demarche der Meinen Entente beim Völkerbund haben, wenn just in diesen Tagen, da der kollektive Schritt der Kleinen Entente in Gens angekündigt wird, der Außenminister Rumäniens in Rom weilt und bei Mussolini , dem Spießgesellen Horthys in der Waffenlieferungsajjäre, u m die Freundschaft des fascistischen Italiens buhlt? Wir erwarten die Sicherung des Friedens nicht von den Intrigen der reaktionären Kabinette, sondern nur von den lebendigen Kräften der Demokratic.
und Deutsche Volkspartei . Aber das Maß seiner renzen im Zentrumslager: die sozialen Die Sozialdemokratie hat sich über die sozialen Leistungen hängt im wesentlichen von Gegensäße verschärfen sich, die Natur des Zentrums niemals täuschen lassen. dem ab, was die kapitalistischen Streise des Zen- lassentage treibt die christlichen Sie hat sich auch nie der Hoffnung hingegeben, trums, die zwar nur die Minderheit bilden, wrbeiter zur Rebellion gegen die daß das Zentrum mit einem Male zerschlagen, aber doch die Führung in der Partei haben, ührung. daß der proletarische Teil auf einen Sieb vom den arbeitenden Streifen zugestehen wollen. Ist es aber schon so weit, daß sich die pro- Zentrum gelöst werden könne. Es handelt sich Und das ist es, was das Zentrum jetzt in letarischen Elemente vom Zentrum lösen, daß um einen Prozeß der Entwicklung, der sich freieine außerordentlich schwierige Lage gebracht sie, wie es in einigen christlichen Arbeiterver- lich um so schneller auswirken muß, je schärfer hat. Religion ist gut für den Sonntag aber sammlungen angedroht worden ist, eine eigene die Klassengegensätze werden und je deutan den übrigen sechs Tagen der Woche wollen christliche Arbeiterpartei bilden oder gar ge- licher es auch den christlichen Ardie christlichen Arbeiter genau so wie ihre sozial schlossen zur Sozialdemokratie überlaufen wer- beitern wird, daß allein die sodemokratischen Selassengenossen weniger himm- den? Diese Fragen sind zu verneinen. Das zialdemokratische Partei ohne lisches Manna und mehr irdische Nahrung haben. Zentrum hat schon vor dem Kriege wiederholt Rücksicht auf andere Klassen die Was aber erlebt sie? 1927 war in Deutsch - ähnliche Erschütterungen durchgemacht. Aber es Interessen der arbeitenden land ein Jahr der Hochkonjunktur, die Schorn- hat immer wieder verstanden, durch gewisse Zu- se Iaise wahrzunehmen im stande steine haben geraucht, die Betriebe haben, wie geständnisse den geschlossenen Abmarsch der ist. Die Sozialdemokratie hat bisher schon wir verstehen daher nicht, warum die Tschechoslowadie Jahresabschlüsse bis auf sehr geringe Aus- christlichen Arbeiter und den Zerfall der Partei einen großen Teil der katholischen Arbeiter für fei ständig an der unseligen Politik der nahmen zeigen, auch sehr hohe Gewinne abge- zu verhindern. Man hat die Führer der christ- sich gewonnen, sie wird auch die ihr noch fern- Bündnisse und worfen. Die Dividenden sind gestiegen, man hat lichen Arbeiter dadurch an sich zu fesseln gewußt, stehenden christlichen Arbeiterfreise gewinnen. hält, mit Vorliebe dic reaktionärsten Staaten zu umfangreiche Erweiterungen und Erneuerungen daß man ihnen in einem gewissen Umfange Das Tempo, in dem sich diese Entwicklung Bundesgenossen wählt und warum sie nicht dem aus eigenen Mitteln vornehmen können. Es Aemter und Würden gab. Freilich immer nur vollzieht, hängt nicht von zufälligen Streitig sind wieder Kapitalreserven angesammelt wor- so weit, daß sie auf die Leitung der Partei und teiten im Zentrumslager ab, sondern von der den. An die leitenden Versonen der Industrie auf ihre Politik feinen entscheidenden Einfluß weiteren Gestaltung des sozialen Lebens und werden Gehälter und Lantiemen gezahlt, wie nehmen konnten. Man hat den politischen Sturs von der Energie, mit der die sozialdemokra man sie in solcher Höhe vor dem Striege nie eine Beitlang so gesteuert, daß die Masse der tische Partei als Anwalt der arbeitenden Klasse gebannt hat. Die Löhne der Arbeiter und An- christlichen Arbeiter sich stets aufs Noue über auftritt.
Beispiel anderer kleiner Staaten folgt, die ihre Abrüstung und vollkommener NeutraSicherung gegen triegerische Verwidlungen in der fität suchen Die Schweiz betreibt diese Politik mit vollem Erfolg seit Jahrzehnten. In jüngster Beit ist das leine Dänemark , allerdings unter einem isozialistischen Regime, diesem Beispiel gefolgt