Einzelpreis 70 heller.

Redaktion und Verwaltung, Prag . I.. Nefazanta 18.

Telephone: Tegesredattion: 26795, 31469

nachtrebattion: 26797.

PoRichedamt: 57544

Jnferate werden aut Tarif billight berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.

8. Ja roan.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Samsta, 28. Jänner 1928.

Bezugs Bebingungen:

Bei Zustellung ins Haus ode bei Bezug durch die Bost:

monatlich olerteljährlich

Ke 16.­

48.­

halbjährig

98.­

192.­

ganzjährig

Radftellung von Manu ffripten erfolgt nur bei Ein fendung der Retourmarten.

Erichein mit Ausnahme des Montag äalid rüh

Nr. 24.

-

Geid gegrüßt!

Zum ersten Male, seit die Geschichte Tschechen und Deutsche| kommen, sind sich bewußt, daß ihrer neben der großen Aufgabe in den gemeinsamen Lebensraum dieses Staates gestellt hat, treten der Vereinheitlichung des Klassenkampfes die andere große tschechische und deutsche Proletarier zu gemeinsamer Tagung zu-| Mission der Versöhnung der Nationen harrt. Es ist sammen. Noch ist, was sie mehr als zwei Jahrzehnte lang trennte ein Arbeitervolk, von gleichen Sorgen gequält, vom gleichen andere Geschichte, andere Kultur, andere Lebensbedingungen Feinde bedroht, gleichen Zielen zustrebend, das aus den Fabriken zweier Völker nicht aus der Welt geschafft. Daß dieser Kon­greß ein gut Stück der Mauer niederreißze, die zwischen uns stand, ist unser aller Hoffnung. In dieser Hoffnung grüßen wir den Kongres.

--

Was immer seine unmittelbare Frucht sein wird, in der Ge­schichte der internationalen Arbeiterklasse dieses Staates wird er ein Markstein sein. Möge sie nach dieser Tagung nie mehr zer­rissen und in fremde Heerlager aufgelöst, dem Ansturm vereinigter Gegner standzuhalten haben! Die Arbeiter haben in den Jahren der Reaktion den Wert der Einheit und Einigkeit schäßen gelernt. Die Bourgeoisie hat es verstanden, die Schwäche der Arbeiter­bewegung, ihre nationale und politische Spaltung, nach Kräften zu nützen. Wir haben die Bourgeoisie in den Betrieben, in der Verwaltung, im Parlament auf dem Vormarsch gesehen. Dem Anschlag auf die ökonomische Existenz der Arbeiter folgte der auf ihre politischen Rechte. Die Arbeiterklasse soll wieder rechtlos und kulturlos, ein williges Objekt der Ausbeutung durch die Besitzenden sein.

Pilsens und Ostraus, den Schächten von Brür, Kladno und Kar­ win, Falkenau und Schahlar, aus den Spinnereien Nordböhmens und Mährens, aus den Zuckerfabriken des Elbtals, den Hunger­gebieten der Randgebirge und von den Gutshöfen Innerböhmens, aus dem Egerland und aus der Slowakei , dem Böhmerwald und der mährischen Ebene seine Delegierten nach Prag entsendet. Aber diese Arbeiter sprechen zweierlei Sprache, sind im Banne anderer Geister, im Gewande anderer Kulturen aufgewachsen und in zwanzig Generationen haben ihre Väter um jeden Schriff Boden in diesem Lande gekämpft. Diesem Kampfe ein Ende zu machen, den Frieden und die Zusammenarbeit der Völker anzu­bahnen, soll nicht minder die Aufgabe des proletarischen Kon­gresses sein. Ein Schritt zur Völkerversöhnung, ein Stück nationalen Ausgleichs soll die Tagung deutscher und tschechischer Proletarier werden und auch in diesem Sinnegrüßen wir den Kongreß!

und deutscher Geist gemeinsam schaffen können. Allzuoft wurde die friedliche Zusammenarbeit unterbrochen vom Lärm des Krieges, vom Haßgesang der nationalen Kämpfe. Endgültigen Frieden vorzubereiten, der vollen Abrüstung im Streite der Nationen näherzukommen, ist Ziel und Aufgabe der internatio­nalen proletarischen Tagung.

3hr versammelt Euch in einer Stadt, in der so vieles an blutige und unblutige Kämpfe der Nationen erinnert, in der aber In solcher Gefahr erinnert sich die Arbeiter- auch jeder Stein von der Fruchtbarkeit gemeinsamer Friedens­klasse ihrer stärksten Waffe, ihrer durch Einigkeit arbeit zeugt. Die Vergangenheit von Prag, versteinert in Bauten gewährleisteten Macht. Aus kleinen Organisationen und Denkmälern aus sechs Jahrhunderten, zeigt, was tschechischer weniger Vorkämpfer hervorgegangen, ist die deutsche Sozial­demokratie vor fast vier, die tschechoslowakische vor kaum drei Jahrzehnten zur mächtigen Massenpartei geworden. Denken wir an Tage so historischer Heerschau, wie sie dieser Kongreß bedeutet, des märchenhaften Aufstieges, des unaufhaltsamen Siegeszuges der internationalen Arbeiterbewegung Desterreichs! Die von der Sozialdemokratie geführte Arbeiterklasse hat das Kurienwahlrecht beseitigt, das allgemeine gleiche Wahlrecht erkämpft. Sie hat die Mächte des Feudalstaates zu Boden gerungen, den Herrschafts­apparat der Monarchie zerstört. Die tschechische Arbeiterklasse bat die Republik geschaffen und in der Republik wurde der Acht­stundentag erkämpft. Erst der uneinigen Arbeiterklasse konnte die Bourgeoisie mit Erfolg entgegentreten, erst dem gespaltenen Proletariat konnte man Niederlagen beibringen.

Die tiefe Sehnsucht der Massen nach Einigung, aber auch den entschiedenen Willen zur Einheit soll der internationale sozialdemokratische Kongreß verkünden. Er steht am Anfang eines Weges, dessen Ende die Eroberung der Macht durch die internationale Arbeiterklasse zeichnen soll.

Wir grüßen das tschechische Proletariat, das ge­gemeinsam mit uns für den Sozialismus kämpfen, gemeinsam mit uns an den Aufbau einer Ordnung der Freiheit und Gerechtigkeit schreiten wil!!

Wir grüßen die Vertrauensmänner der sudeten­ deutschen Arbeiterklasse, die unseren Willen zur Einheit, unsere Sehnsucht nach Verwirklichung der Internationale heute manife­stieren werden!

Wirgrüßenden Kongreß, der, eine erste Erfüllung der großzen Idee unseres unvergeßlichen Josef Seliger , Anfang einer glücklichen Eroche in der Geschichte dieses Landes und seiner Nationen, ein Bekenntnis und eine Tat sein soll, deren Aber die Delegierten des tschechischen und deutschen Pro- kommende Generationen mit Stolz und Dankbar letariats, die heute aus allen Teilen der Republik zusammen- keit gedenken mögen!