Einzelpreis 70 Seller.
ཐབ་
Rachtt
Telephone:
PoRichedat
Juferate werden laut
billigft berechnet. Bei d Einfaltungen Preisna
8. Jahrgang.
2.
Sozia demokrat
.
Zentralorgan der utfchen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.
Der Kampf der Dreißig
tausend.
Dienstag, 14. Feber 1928.
Der Streit lückenlos.
Seit gestern früh sind die Schächte des nordböhmischen Kohlenreviers verödet, die tausenden Arme und Hände, die in Staub, Dunst und Finsternis dort schafften, feiern. Dreißigtausend Menschen stehen im Kampf um ein bißchen höheren Lohn, den ihnen die Unternehmer hartnädig verweigern. Fürwahr, eine prächtige Gesellschaftsordnung, welche solches möglich macht: auf der einen Seite dreißigtausend Menschen mit ihren Familien, auf der anderen Seite eine Handvoll Unternehmer, überflüssig im Produktionsprozeß, und aus der mühseligen, gefahrvollen Arbeit der Dreißigtausend ihr reiches arbeitsloses Einkommen ziehend, und doch halten diese mußlosen Parasiten das Schicksal von vielen Zehntausenden in ihrer Hand, sie und nicht die ständig von Gefahren bedrohten, hari arbeitenden Menschen sind die Herren und Gebieter über die Schächte, aus denen die Schätze ber Natur geschöpft werden. Inmitten einer faum jemals bagewesenen wirtschaftlichen Hochfonjunktur will der grenzenlose Uebermut der fleinen Gruppe der Bergherren die Arbeiter zwingen, mit den ihnen in schlimmster Krisenzeit aufgezwungenen Elendslöhnen vorlieb zu nehmen. Das ist die Moral des Unternehmerhms: solange die Geschäfte schlechter gingen, mußten sich die Arbeiter einen Aderlaß nach dem andern gefallen lassen, sie und nur sie waren die Opfer und Leidtragenden der wirtschaftlichen Stagnation, doch jetzt, wo den Kapitalisten ungeheuere Gewinne zuströmen, wo ihr Qurus die aufreizendsten Formen angenommen Ausschlußdrohung an Bergschüler, die sich dem Streit anschließen wollen. hat, sollen die Arbeiter leer ausgehen, und fie Teplit, 13. Feber.( Eigenbericht.) Es ist arbeit zu leisten und ihren lämpfenden Arsollen sich mit dem ihnen in der Beit des wirt- bezeichnend für die Leitungen der deutschen und beitskollegen in den Rücken zu fallen! Mit dieser schaftlichen Niedergangs zugemessenen Hunger- tschechischen Bergschule in Dux, daß sie den unerhörten Vorgangsweise der beiden Bergschulen basein demütig bescheiden. Schülern, die im allgemeinen einen halbtägigen werden wir uns noch zu gegebener Zeit in brei Was die nordböhmischen Vergarbeiter for- Unterricht genießen und hierauf in der Grube tester Oeffentlichkeit befassen. dern, das ist mehr als bescheiden zu nennen. arbeiten, mitgeteilt haben, daß sie, falls sie sich Jeder objektiv Denkende muß zugeben, daß es dem Streit anschließen, aus der Schule in vollem Maße berechtigt ist, wenn sie, ange ausgeschlossen werden. Die Direktionen in vollem Maße berechtigt ist, wenn ſie, ange sichts der gänzlich veränderten Verhältnisse, die der deutschen und tschechischen Bergschule in Dux fordern also ihre Schüler auf, Streitbrecher
Strenge Disziplin der Streifenden.- Die Regierung setzt für
Mittwoch neue Verhandlungen an.
Teplitz , 13. Feber.( Eigenbericht.) Der Streit im nordwestböhmischen Braunkohlenrevier ist allgemein und vollständig. Auf drei Schächten fam es heute früh zu Schwierigkeiten wegen der Aufstellung der Erhaltungsmannschaften.
Vom Ministerium für öffentliche Arbeiten sind für Mittwoch, 15. Feber um 10 Uhr vormittags nach Brür Verhandlungen mit den Bergarbeitern und Unternehmern anberaumt. Diesen Verhandlungen gehen heute Dienstag nachmittags zwei Uhr gesonderte Verhandlungen der Vertreter des Ministeriums mit den Bergarbeitern und den Unternehmern voraus. Das Revierstreiffomitee hält heute in Brür seine erste Sihung ab.
Der Streif übt seine Rückwirkung bereits auf die Industrie aus. Die Leitung der Glasfabrik Inwald A.-G. in Wistritz bei Teplitz hat mit heutigem Tage 500 Arbeiter infolge Kohlenmangels entlassen. Der Rest von 200 Arbeitern wird im Laufe der Woche nach den Mitteilungen der Direktion entlassen werden. Auch in anderen Betrieben des Teplitzer Bezirkes wurden die Arbeiter schon lange vor Ausbruch des Streifes für den Fall der Streif proklamation gekündigt. Die Entlassung selbst wurde aber in diesen Betrieben mit Ausnahme der Inwald A.-G. bisher nicht durchgeführt.
****
Die Durer Bergschulen erpressen Streifbrecherdienste!
seit der Festsetzung ihrer heutigen Löhne eingetreten sind, wenigstens bis zu einem gewissen Teile eine Angleichung ihrer Löhne an diese Verhältnisse fordern. Seither sind die Preise Der offizielle Bericht. aller Lebensmittel in sehr erheblicher Weise geBrür. 13. Feber. Das tschechische Pressebüro stiegen, es sind die Leistungen der Bergarbeiter meldet: Dem am Sonntag ausgegebenen Streif größere geworden und schließlich haben auch die befehl geschlossen Folge leistend, haben die Gewinne der Grubenbesißer eine gewaltige Belegschaften fämtlicher Schächte Steigerung erfahren. Das alles soll nicht auch mit Ablauf der Nachschicht die Arbeit niederTepliß und Komotau stehen seit heute.
Den Bergschülern empfehlen wir, falls die Schulleitungen mit der Drohung des Ausschlusses ernst machen sollten, um die Verwendung beim Grubenerhaltungsdienſt nachzusuchen, um so dem Ausschluß zu entgehen.
Die Betriebsleitungen haben sich wegen diefer Verletzungen der Streifvorschriften, die bei längerer Dauer zu einer Gefährdung der Gruben führen fönnten, im Wege des Revierbergamtes an die Zentralstreitleitung in Brig gewendet, die ihre Intervention zusagte."
Bezugs Bebingungen:
Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post:
monatlich
vierteljährlich
halbjährig
ganzjährig.
Ke 16.
48.
96.
192.
Rüdstellung von ManuStripten erfolgt nur bei Einfendung der Retourmarten.
Ericheint mit Ausnahme des Montag täglich rig
Nr. 38.
Auf der Grube in Handlova in der Slo wakei finden gegenwärtig Verhandlungen über die Lohnforderungen der Bergarbeiter statt. Nachdem die Forderung nach einer 20prozentigen Erhöhung der Löhne von der Grubenverwaltung abgelehnt werden wird, ist wahrscheinlich der Ausbruch eines Streikes zu erwarten, da die Kommums'en auf dieser Grube das llebergewicht erlangen.
Das Revierbergamt in Ruttenberg vermittelt die Verhandlungen mit 62 Angestellten der Klei nen Gruben" in Hradek bei Reichenberg, wo bereits seit dem 9. Jänner gestreift wird.
*
Elektrizitätswerte werden beliefert.
Brüg, 13. Feber.( C. P.-B.) Gemäß der von der Zentralstreifleitung zugelassenen Ausnahme, daß Kohle für die Stromversorgung zur Ver fügung gestellt werden darf, wird auf dent Elisabeth- Schacht in Türmiß, das den nordböhmischen Elektrizitätswerken gehört, und auf dem Elsa Schacht bei Deutsch - Kralup, von dem die Komotauer Elektrizitätszentrale versorgt wird, gefördert. Auf dem Hedwig- Tagbau in Seestadtl, das das Prager Elektrizitätswerk be liefert, ist die Förderung eingestellt, doch verfügt das Werk über große Vorräte. Das Brüger Elektrizitätswerk ist ebenfalls auf längere Zeit mit Kohle versehen.
Das Reichsschulgesetz gescheitert.
Ein Beamtenkabinett in Sicht? Berlin
, 13. Feber.( Eigenbericht.) Nachdem der Reichsschulausschuß der deutschen Volkspartei gestern das bisherige Verhalten der Reichstags fraktion der Partei gebilligt hat, kann man das Reichsschulgesetz als gescheitert ansehen. Seute sind den ganzen Tag über von deutsch nationaler Seite neue Vermittlungsversuche un ternommen worden, um doch noch eine Einigung zwischen Zentrum und deutscher Volkspartei zu stande zu bringen. Morgen sollen die Verhandlungen zwischen den Regierungsparteien fortge fest werden.
Die Deutschnationalen wünschen, daß bei
einem etwaigen Rücktritt der Regierung ein Be
amtentabinett gebildet werde und der Reichstag bis zum normalen Ablauf seiner LegisRegierungsparteien diesem Plan zustimmen, iſt laturperiode zusammenbleibt. Ob die anderen noch ungewiß; die Sozialdemokratie würde ihm den schärfsten Widerstand entgegensetzen.
eine Veränderung in den Lohnverhältnissen be. gelegt. Sämtliche Schächte der Reviere Brit Notbehelfe getroffen und hoffen, daß der Sicherische Regierung hat heute beschlossen, die wegen
Begnadigung der Fememörder zu Zuchthaus entspricht der Praxis der preußischen Regierung, nach Möglichkeit fein Todesurteil zu vollstrecken.
Die Fememörder begnadigt. Die Betriebsleitungen haben provisorische Berlin , 13. Feber.( Eigenbericht.) Die prent wirfen? Nur diejenigen, die in den Gruben morgens still. Der Eintritt in den Streif vollzog heitsdienst am morgigen Tage von der Berg- Ermordung des Kaufmannes Wilms rechtsroboten und Leben und Gesundheit täglich bei sich in vollkommener Ruhe und Ord arbeiterschaft ordentlich versehen werden wird. Die träftig erkannten Todesstrasen gegen die Feme ihrer Fronarbeit aufs Spiel seßen, sollen aufnung und mit wenigen Ausnahmen unter Zaten durch Streik poſt en kontrolliert. Die Genchu; in lebenslängliches Zuchthaus, bei dem Durchführung des Streifs wird auf allen Schäch mörder Fuhrmann, Klapproth und jeben Anteil an diesen Gewinnen verzichten, rücklaffung der für die notwendigen Sicherheits- darmerie hat Verstärkungen erhalten. Gendar- gleichfalls verurteilten Umhofer in eine Zucht ten durch Streik post en kontrolliert. Die Gensollen sich mit einem Einkommen begnügen, das und Grubenerhaltungsarbeiten erforderlichen unter ihrem Borkriegseinkommen steht? Die Mannschaften. Auf sechs Schächten erfolgte die merieposten find nirgends aufgestellt worden, da hausstraße von 15 Jahren umzuwandeln. Die Unternehmer suchen wohl durch ihre Schreib- die durch die Streifvorschriften zugelassene und sich hiezu eine Notwendigkeit nicht ergab. angeordnete Beistellung der Sicherheitsmann-| Im Kladnoer, Pilsner und Ostrauer Steinsklaven diese Tatsache abzuleugnen und lassen schaften in ungenügendem Umfange oder gar nicht. fohlenrevier wird normal gearbeitet. die Behauptung folportieren, die Löhne der Bergarbeiter seien bereits valorisiert, aber fie beweisen damit nur, daß sie es verstehen, die und daß sie sich unter der Herrschaft des fapi- gangen, aber was tat sie? Sie schichte zu- fommen. Jeder Tag des Streifs schlägt der | Statistik ebenso zu verfälschen, wie sie es ver- talistischen Bürgerblocks jede Dreiftigkeit ruhig Informationszweden in letzter Wirtschaft des Staates schwere Wunden soll stehen, ihre Bilanzen zurechtzufrisieren. Die erlauben können. Stunde einen gänzlich uninformierten Beam- dies geschehen dürfen, nur weil sich ein paar Organisationen der Bergarbeiter haben zuerst In diesen Erwartungen wurden die Berg- ten der Prager Berghauptmannschaft, der Kapitalisten weigern, mit einem Teil ihres eine Teuerungszulage von 400 Stronen ge- herren bisher auch wirklich nicht im geringsten feinerlei Vollmachten besaß, und der nicht den Uebergewinnes der drückenden Notlage der fordert, die Antwort der Grubenbesizer war ein getäuscht. Was bevorstand, war der Regierung allergeringsten Einfluß auf den Lohnfonslift Bergarbeiter um ein geringes abzuhelfen? Die glattes Stein. Sie zeigten sich gegenüber allen sehr wohl bekannt; sie wußte, daß die Handvoll nehmen konnte. Wie sollte auch diese Regierung. Regierung hat schwere Versäumnisse begangen, Versuchen, sie zum Entgegenkommen zu be- übermütiger Grubenherren im Begriffe stand. die das Exekutivorgan des Bürgerblocks ist, und hat durch ihre„ Neutralität", die in Wahrwegen, so brüst ablehnend, daß nichts übrig 30.000 Bergarbeiter auf die Straße zu treiben, dazu kommen, ihre Interessengemeinschaft mit heit eine offene Parteinahme für die Unterblieb, als diese Halsſtarrigkeit mit einer Kün aber sie rührte feinen Finger. Ein Streif von den Bergverkskapitalisten zu verlagnen, an nehmer war, der Einbildung der Grubenbeszer, digung der Lohnverträge und mit der Forde solchem Umfange mußte auch für das Wirt- die 30.000 Arbeiter und an das Allgemein daß sie sich schon alles erlauben können, Nahrung einer 20prozentigen Erhöhung aller Löhne schaftsleben und den Staat selbst Erschütterun interesse denken, wo der Profit einiger hoch- rung zugeführt. Will sie diesem Treiben weiter und Gedinge zu beantworten. Wieder lehnte die nen und nachteilige Folgen zeitigen, aber die mögender Kapitalisten gefährdet erschien! Ja, feelenruhig zusehen, obwohl ihr doch bewußt sein Organisation der Unternehmer diese Forderung Regierung stellte sich blind und taub. Endlich. wenn es sich um die Wünsche von aktiven oder muß, was auf dem Spiele steht? Wie dem ab und kündigte mit 17. Feber den übrigen wenige Tage vor Streikbeginn, als schon die früheren f. u. f. Generälen gehandelt hätte, da immer sei, die Berqarbeiter werden ihren Teil der Lohnverträge. Die eingeleiteten Ver- Aussichtslosigkeit weiterer Verhandlungen zu hätte der deutsche Arbeitenminister Spina schon Kampf zu führen wissen. Es ist selbstverständ= handlungen hatten lediglich das eine Ergebnis, ersehen war, berief der Stellvertreter des Min- mehr Eifer gezeigt! Aber Bergsklaven, um die lich, daß die Sympathien der gedaß die Unternehmer einen neuen Lohnvertrag nisterpräsidenten, Prälat Sramer, einige so wird sich doch der Herr Professor nicht echauf- famten Arbeiterschaft und des vorschlugen, der im Grunde genommen eine zialdemokratische Abgeordnete zu sich, um ihnen fieren. gerecht denkenden Teiles der Verschlechterung des bisherigen Rustandes be- zu erklären, die Regierung habe in den Lohn- So ist den Bergarbeitern nichts anderes übrigen Bevölkerung auf ihrer deutet hätte. Gewiß hätten sie sich nicht eines konflikt bisher nicht eingegriffen, da sie dies übriggeblieben, als in den Streif zu treten, um Seite stehen. An der Einigkeit und Kampfsolchen provokatorischen Vorgehens beslissen, erst tun könne wenn sie wenigstens von einem den bornierten Widerstand der Bergherren zu freudigkeit der um ein bißchen bessere Lebenswenn sie nicht von der Ueberzeugung ausge- der Streitteile darum angegangen werde, doch brechen. Traurig genug, daß erst die An- existenz in den Streif getriebenen Bergarbeiter gangen wären, daß sie an der heutigen Bürger- sei sie in einem solchen Falle dazu bereit. Die wendung dieses Mittels notwendig ist, damit wird und muß der Machtwahn und die BorWod- Regierung eine verläßliche Stüße haben, Regierung wurde um Vermittlung ange- die Bergarbeiter zu einem größeren Stück Brot niertheit der Bevgherren zuschanden werden!