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8. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.
Donnerstag, 16. Feber 1928.
Berhandlungen im Brürer Revier: Berlängerung der Arbeitszeit
vorläufig ergebnislos.
Die Verhandlungen werden heute fortgesetzt.
Brüg, 15. Feber.( Eigenbericht.) Heute vormittag fanden zwischen den Bertretern der Bergarbeiterorganisationen und der Unternehmer in Anwesen: heit von Vertretern des Ministeriums für öffentliche Arbeiten, Dr. Rudl und 2emminger und des Vorsitzenden des Revierbergbauamtes Juzl weitere Berhandlungen statt. Im beiderseitigen Einvernehmen wurden die Verhand lungen Bormittag in einem engeren Ausschuß fortgesetzt. Das Er gebnis der heutigen Verhandlungen war negativ. Die Verhandlungen werden morgen Donnerstag vormittag neun Uhr fortgesetzt.
Heute vormittags erschienen in Brür aus zwei Richtungen zwei größere Trupps von Streifenden und Frauen, sie wurden an der Stadtgrenze von Brür von Gendarmericbereitschaften aufgehalten. Sie entsandten zu den Vertretern des Ministeriums für öffentliche Arbeiten eine Deputa tion, welche die Erfüllung der Forderungen der Bergarbeiter verlangte. Nach Der Berichterstattung der Deputation über das Ergebnis ihrer Sendung, find Die Trupps ruhig auseinandergegangen. Sonst herrscht Ruhe im Revier.
Beim Revierstreitamte langen eine Menge von Ansuchen von Industrieunternehmungen, von Elektrizitätswerten, Schulen, von Krankenhäusern um Zuweisung von Kohle cin.
***
Ein Aufruf der Streifleitung.
Strenge Befolgung der Streitvorschriften ist notwendig!
Brz, 15. Feber.( Eigenbericht.) Da auf einzelnen Schächten die von den Bergarbeiterverbänden in bezug auf die Durchführung der unbedingt notwendigen Grubenerhaltungsarbeiten enthaltenen Vorschriften nicht eingehalten wurden, hat die Sigung der Revierstreilleitung, an der Vertreter aller Organisationen teilnahmen, einstimmig folgenden Aufruf an die streikenden Bergarbeiter beschlossen:
An die streitenden Bergarbeiter Nordwestböhmens! Werte Fachgenossen! Mit bewunderungswerter Disziplin haben die gesamten Bergarbeiter Nordwestböhmens den Beschluß der vereinigten Organisationen am Montag, den 13. Feber 1928, die Arbeit niederzulegen, durchgeführt. In dem Streilaufruf wurde schon darf verwiesen, baß nur die allergrößte Solidarität und die strengste Disziplin
einen Erfolg des schweren Kampfes verbürgt. Es wurde Euch weiter mitgeteilt, daß der Lohnlampf ausschließlich von den sechs vereinigten Bergarbeiterorganisationen geführt wird und daß nur deren gemeinsame Weisungen zu befolgen sind.
Auf einzelnen Gruben find die Streifvorschriften über Beistellung der Sicherheitsmannschaften und über Zusammensetzung der lokalen Streifausschüsse nicht eingehalten worden und willkürlich andere Beschlüsse gefaßt worden. Wenn dies vielleicht auch in der Absicht geschah, um unseren direkten Kampf dadurch rascher und erfolgreicher zu beenden, so muß die gefertigte Streifleitung Euch vor der Fortseßung dieser eigenmächtigen Handlungsweise dringend und nachdrücklich warnen, denn der Kampf der Bergarbeiter wird dadurch weder verschärft noch gestärkt, sondern geschwächt und das einmütige Bestreben der unterzeichneten Vergarbeiterorgationen nach einem erfolgreichen Ausgang beeinträchtigt.
Die Streifleitung trachtet mit allen gewerkschaftlichen Mitteln den Lohnkampf zu einem erfolgreichen und raschen Ende zu führen. Sie zicht alle Rampfmittel, die dazu zweckdienlich und nüßlich find, in Erwägung. Sie wird gegebenenfalls, wenn es die Streiflage erfordert, auch die Kampsbedingungen verschärfen.
Was aber not tut, daß al le Bergarbeiter sich hinter ihre Organisationen stellen und daß bie Beschlüsse und Weisungen der Streilleitung, beztv. der vereinigten Bergarbelterorganisationen überall und restlos durchgeführt werden.
Die Bergarbeiter werden aber aufgefordert
alle Versuche der Einmischung in die Kampfführung, die nicht von Den vereinigten Organisationen ausgehen, unbeachtet zu lassen und
Brüg, 15. Feber 1928.
zurückzuweisen.
Das Revierstreiffomitee Brür. Für die den gemeinsamen Kampf führenden Bergarbeiterorganisationen: Svaz horníků v československé republice v Praze . Sdružení československých horniku v Mostě. Deutschsozialistischer Bergarbeiterverband in Brür. Union der Bergarbeiter, Zurn. Bergarbeiterfettion des J. A. B. Prag . Jednota českosl. horníků a hutníků v Mostě.
in England?
Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Bon : monatlich.. Ke 16.Bierteljabrlich
48
balbjabrig
96.
ganzjährig.
192.
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Erigeint mit Ausnahme des Montag taglia r
Vorstoß
Nr. 40.
gegen den Achtstundentag
Ein Borstoß der Baumwollindu striellen gegen den Achtstundentag. Von, welchen Gefahren die Arbeiterklasse London , 15. Feber. Der Verband der durch den wiedererſtarften Kapitalismus und Arbeitgeber der Baumwollspinnereiindustrie hat durch die von den Kommunisten herbeigeführte gestern in einer Versammlung in Manchester be 3ersplitterung der Arbeiterbewegung bedroht chlossen, unverzüglich den Angestellten, die mit ist, das lehrt mit eindringlicher Schärfe der der Verarbeitung amerikanischer Baumwolle be
schäftigt find, mit einmonatiger Frist mitzuteilen, in den letzten Tagen von der englischen Redaß fie beabsichtigen, die Löhne um 12,5 Prozent gierung unternommene Angriff auf den herabzuseßen und die Arbeitszeit von 48 auf 52cht stundent ag. Von allen reaktionären Stunden pro Woche zu erhöhen. Ursprünglich Regierungen Europas ist die englische gegenwar geplant gewesen, die neuen Bedingungen auf wärtig die reaktionärste, und sie betätigt sich die ganze Baumwollspinnereiindustrie auszu daher als die Avantgarde des internationalen dehnen, dagegen hatte sich aber Widerspruch er- Unternehmertums. Im vorigen Jahre hat hoben. dieses auf der Internationalen Arbeitskonferenz
Die Ankündigung des englischen Regierungs- zum Schlage gegen die Gewerkschaftsfreiheit vertreters auf der Tagung des Verwaltungsrates ausgeholt, der beinahe das Scheitern der Kondes Internationalen Arbeitsamtes in Genf , daß ferenz zur Folge gehabt hätte, nunmehr hat die England das Washingtoner Abkommen nicht englische Regierung, zweifellos unter dem Druc unterzeichnen werde, daß also der Achtstundentag des Unternehmertums, mit der Forderung nach in der englischen Gesetzgebung nicht festgelegt wer- Abänderung des Washingtoner Abkommens, den soll, hat offenbar erst die Baumwollindu das den Ächtstundentag für alle Länder der striellen Englands zu diesem Schritt ermutigt, Welt festseßen sollte, gegen die Arbeiterklasse der eine freche Herausforderung der englischen einen neuen Angriff unternommen. Sie hat in Arbeiterschaft darstellt und von dieser wohl auch der Sigung des Verwaltungsrates des Interum den Preis harter Lohnkämpfe entsprechend
zurückgewiesen wird. Umso notwendiger eriveist nationalen Arbeitsamies erklären lassen, daß es sich deshalb, daß die Arbeiterschaft in allen sie nicht in der Lage ist, das Washingtoner Ländern durch ihre politischen und gewerkschaft lebereinkommen zu ratifizieren. Ihre Fordelichen Vertreter jetzt erst recht den Kampf um die rung geht dahin, daß die Revision der WashingVerwirklichung des Achtstundentages aufnimunt toner Achtstundentag- Konvention auf die und auf die Regierungen den schärfsten Drud Tagesordnung der nächsten Internationalen ausübt, um die Ratifizierung des Washingtoner Arbeitskonferenz gestellt werde. Abkommens durchzusetzen.
Bolens Sozialisten für Gleich neben der Friedenskonferenz gleichzeitig eine berechtigung der Deutschen . stattfand, war es nicht das Gefühl des Dankes
Die Vollzugsausschüsse der polnischen an die Arbeiter, welche überall während des sozialistischen Partei und der deut- Krieges namenlose Opfer gebracht hatten, und chen sozialdemokratischen Arbeies waren auch nicht irgendwelche soziale Einterpartei Polens , die ein Wahlbündnis mit sichten, die den Grund zur Einberufung dieser den polnischen Sozialdemokraten abgeschlossen hat, Konferenz bildeten, sondern bestimmend war erliegen einen gemeinsamen Wahlauf die Furcht vor der sozialen Revolution. Die ruf, in dem die politischen Ziele dargelegt wer durch das Washingtoner Abkommen dekretierte den, für die die Vertreter der polnischen und der deutschen Sozialdemokraten im kommenden Sejm allgemeine Einführung des gesetzlichen Achteintreten werden. Hiernach ist es ihnen vor allem stundentages sollte, so hoffte man, die schroffen um die Realisierung folgender Forderungen zu tun: sozialen Gegenfäße mildern, sollte die ArbeiterBollkommene und wahrhafte Gleichstellung der klasse mit der kapitalistischen Welt, die ihr deutschen Bürger mit den anderen Bürgern des Jahre hindurch unendliches Leid aufgeladen Staates. Den deutschen Minderheiten soll, soweit hatte, versöhnen, die Verwirklichung dieser alten sie in größeren Massen zusammenwohnen, das sozialistischen Forderung sollte ihnen zu verRecht gewährleistet werden, in der Verwaltung, stehen geben, daß auch unter der Herrschaft des im Gerichtswesen und in allen öffentlich- rechtlichen Stapitalismus ihr Los gebessert werden könne. Einrichtungen die deutsche Sprache zu gebrauchen.
Den deutschen Minderheiten soll ferner das Recht Damals war es gerade England, das tonzugesichert werden, ihre ultur, ihre Schule angebend war, offenbar, weil seine Regierenden und ihre Sprache vollkommen frei zu pflegen. wußten, daß die Arbeiterbewegung auch ohneEndlich soll das national- fulturelle Leben der dies start genug sein werde, um eine Herabdeutschen Minderheit in Polen in einer auton o- fetzung der Arbeitszeit auf acht Stunden, und men, auf demokratischer Grundlage ruhenden auch die Erfüllung anderer Arbeiterforderungen Organisation zusammengefaßt werden.
Neuerliche Verhandlungen in der
deutschen Metallindustrie.
zu erzwingen. Obwohl spätere Internationale Arbeitskonferenzen sich gleichfalls zum Acht stundentag bekannten, blieb dieser dennoch nicht lange unangefochten. Zu einem direkten Angriff Berlin , 15. Feber.( Eigenbericht.) Der fühlten vorerst weder die Regierungen noch das Reichsarbeitsminister hat sich entschloffen in der Unternehmertum die Kraft in sich, aber sie Metallindustrie ein neues Schlichtungs- suchten doch wenigstens zu verhindern, daß berfahren einzuleiten. Die Verhandlungen durch die Ratifizierung des Abkommens der werden am 16. Feber in Berlin stattfinden. Achtstundentag eine unbedingt verpflichtende
Riesenbetrug mit deutschen Kriegs. gefeßliche Form annehme. Mittlerweile begann
, 15. Feber. Blättermeldungen zu folge beschäftigt sich die Berliner Staatsanwalt chaft mit einem Riesenbetrug, durch den das Reich um Millionen geschädigt worden ist. Es handelt sich hiebei um Kriegsanleihe- AltbefiẞAnmeldungen. Als einer der Hauptschuldigen wurde der aus dem Alienschiebungsprozeß bekannte
Bantier Kunert verhaftet.
Ronferenz der sozialistischen Inter
Nach einer Züricher Meldung der PTTA. wird auf der am 25. bis 26. Feber stattfindenden Konferenz der sozialistischen Internationale u. a. auch über die Bedingungen der Räumung des Ruhrgebietes und über eine Einigungsformel verhandelt werden, auf Grund derer die fran zösische und englische Besayung noch vor Ende 1935 abberufen werden könnte.
sich der Kapitalismus vom ersten Schrecken zu erholen und er begann auch Boden unter den Füßen zu gewinnen, und je mehr er wieder erstarkte, desto mehr wurde seine Feindschaft gegen den Achtstundentag offensichtlich. Bald nachdem die Delegierten der Washingtoner Konferenz heimgekehrt waren, begannen die Quertreibereien gegen die Ratifizierung der Konvention, und so kam es, daß nur zwei der fleineren Staaten, Belgien und die Tschecho Slowakei , die Ratifizierung vornahmen, in welchen beiden Staaten die Sozialisten in den Regierungen einflußreich waren. Eine Reihe anderer Staaten, darunter Frankreich und Desterreich, haben das Uebereinkommen wohl ratifiziert, aber nur bedingt, das heißt, die Ratifizierung gilt nur für den Fall, daß die Ratifizierung in den großen Industrieländern. vor allem in England und Deutschland , vollzogen wird. In England und Deutschland ist