Mittwoch, 22. Feber 1928.

Gine internationale Blumen- Ausstellung wird| bom 17. Bis zum 21. April in Aalsmeer unveit von Amsterdam , stattfinden. Aalsmeer hat sich in ben legten Jahren zu einem Hauptblumenhandeis. plat entwidelt. Dem Ehrenausschuß gehören Auto­ritäten auf dem Gebiete der Bekämpfung der Pflan­senkrankheiten aus Deutschland , Frankreich , England, Tänemark, Schweden , Belgien , der Schweiz , Dester reich und Ungarn an.

Wie es in einer Brager deutschen Mittelschule aussieht.

Schämen Sie sich, Herr Unterrichtsminister!

ein solcher Lärm, daß die Professoren kaum unterrichten und die Schüler dem Unterricht

nicht folgen fönnen.

schen im deutschen Staatsrealgymnasium in Prag Geradezu chaotische Zustände herr in der Heinrichsgaffe. Jahrelang wird mit dem Unterrichtsministerium darüber verhandelt, daß Der aussterbend e Suemul. Der Suemtul, der diese Anstalt aus den ganz ungenügenden, jedent Auch sonst sind die Verhältnisse in diesem schöne Andes hirsch, ist im Aussterben begriffen; Kulturstaat Hohn sprechenden Räumlichkeiten, die Schulgebäude vom sanitären Standpunkt eine das ist die bewegliche Klage der argentinischen Bei es jetzt inne hat, heraustomm. Das Unterrichts- Schande, was von der städtischen Sani­tungen, die energisch einen stärkeren Schutz für dieses ministerium hat bereits vor Jahren zugestimmt, tätstom mission bestätigt wurde. In lostbare Stüd ihrer Fauna fordern Zwar ist ein daß sofort, nachdem die Tabakregie das nach dem dem Hof ist ständig so viel Gerölle und Bau Geländestreifen an den Kordilleren als Nationalpark Kriege beschlagnahmte Gebäude des ehemaligen material daß die Schüler kaum in die Schule erflärt worden, da aber eine ordentliche Ueberwachung Gymnasiums in der Stephansgasse räumt, dieses hineingelangen können. Gelüftet tann in nicht vorhanden ist, so haben die Indianer freie Haus dem Realgymnasium in der Heinrichsgaffe den Schulzimmern fast überhaupt Sand, für die naturgemäß, da sie die Tiere itach zur Verfügung gestellt werden soll. Trotzdem dies nicht werden, da der Lärm in dem Hof ein dent Fleischwerte schätzen, der Suemul ein wert durch Erlaß des Landesschulrates- fest zuge- solcher ist, daß bei geöffneten Fenstern nicht unter bolles Jagdobjekt bildet. Unter diesen Verhältnissen fagt war, ist dies bisher noch immer nicht gefche richtet werden kann. Wenn man aber in den wird binnen wenigen Jahren der letzte Vertreter hen. Der Herr Minister Spina, der diesbezüglich Paujen lüften will, dann kommt der ganze Staub dieser graziösen Hirschart aus dieser Gegend ver- angegangen wurde, hat nicht einmal die Macht, in die Schulzimmer hinein. schwunden sein; und man wird weit nach dem süd- den Widerstand eines nationaldemokratischen Be lichen Patagonien wandern müssen, wenn man ein amten im Unterrichtsministerium zu brechen. folches Tier zu Geficht bekommen will. Aber auch Und der Herr Unterrichtsminister scheint sich viel dort geht der Vernichtungskrieg gegen diese Siriche mehr um die St. Wenzelstradition zu befüm... ern unaufhaltsam weiter. Uebrigens ist der Snemul das als um fein eigenes Reffort. Die Zustände in Wappentier Chiles. der erwähnten Schule sind, wie sich jeder Prager durch Augenschein überzeugen fann, einfach uner hört. Gegenwärtig wird in dem Gebäude das Dach repariert und

Fürstentum Lübed.

Von Pud.

Ja, so etwas sollte es einst gegeben haben. Ehrlich gesagt, ich hatte bis heute noch keine Ah­nung, daß es so was gab. Da fiel mir aber eine fleine, unscheinbare Provinzzeitung in die Hände,

und da las ich:

Anzeiger für das Fürstentum Lübed."

Bitte, beachten: Das war nicht vor 10 Jah­ren, vor der Revolution, nein. das war vor me nigen Tagen! Im Jahre 1928! In diesem Jahre noch gibt es ein fleines Blättle, Auflage 5000 ( glauben wir es), das auf der Vorderseite und am Kopfe der Beilagen riesengroß stehen hat:

-

es fallen jeden Augenblick Ziegel herunter, die eine ernstliche Gefahr für die das Ghm­

nasium besuchenden Schüler bilben. Gestern vormittag ist in dem Ge­bäude der Kamin eingestürzt und es ist nur einem glücklichen Zufall zuzuschreiben, daß niemand dabei verlegt wurde. Am Eingang der Schule befand sich eine Stange, um die ein Pa pier gewidelt war, zum Zeichen, daß niemand das Tor passieren fann. Sollen etwa die Schüler zu Hause bleiben und den 11 nterricht schwänzen, oder sollen sie durch das Tor unter Lebensge fahr gehen? Das möge die Unter richtsverwaltung entscheiden. In den Hof fahren beständig Wagen ein. beim Haus­An diesem Blättchen, das in Eutin , im Holtor standen ein Paar Pferde, so daß die Schüler steinischen, erscheint, ging die Revolution spurlos in Gefahr gerieten, wenn sie in das Tor hinein borüber. Biegt doch Eutin am Ende der Welt, gingen, von den Pferden getre'en zu werden. außerhalb Deutschlands , jenseits der republikani Dabei herrscht infolge der Bauarbeiten fchen, schwarz- rot- goldenen Grenze, und fern allen Beziehungen zu dieser heutigen Republik ! Beweis: Anzeiger für... usw. usw.!

Anzeiger für das Fürſtentum

Eutin! Das ist ein schönes Städtchen. So fagt wenigstens der Meher"! War einst Haup: stadt des oldenburgischen Fürstentums Lübeck . In Holstein! Hat eine Bibliothet mit 30.000 Bän den. Scheint also doch nicht ganz außerhalb der Welt zu liegen? Maschinen und Defen werden dort hergestellt! Ob es dort keine Arbeiter gibt die lesen können? Sehr wichtig noch: Dort wurde Mari Maria v. Weber, der Freischühkomponist, geboren. Auch lebte dort J. S. Voz. der Dichter der Buise!" Also immerhin ein Städtchen, das nicht ganz unbekannt ist. Wenn es auch nur 4625 Einwohner hat!

"

Die Aborte in der Schule sind direkt neben den Klassenzimmern gelegen und wenn man in ein solches Klassenzimmer hineintritt, glaubt man im leßten Dorfwirtshaus zu sein und nicht in einer Mittelschule in der Stadt Prag .

Das ganze Gebäude ist direkt baufällig und es lann noch einmal geschehen, daß die Gänge, auf denen sich die Schüler und Schülerinnen in der Pause aufhalten, einstürzen werden. Daß diese Befürchtungen nicht von der Hand zu weisen sind. kann dadurch bewiesen werden, daß

in letzter Zeit zweimal hintereinander in ver­schiedenen Schulzimmern Teile der Zimmer­decke heruntergefallen

find.

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fraft billig war. Wir bei uns, wo die Löhne hoch sind, suchen im Gegenteil ständig bie Wege, wie wir am besten mit der Arbeitskraft unserer Arbeiter sparen könnten. Die Europäer können bisher nicht richtig die Vorteile tenerer Arbeit ab­schätzen. Wenn diese mit einer guten Organisation der Arbeit verbunden sind, bewirken hohe Söhne die Serabjegung der Erzeu gungskosten. Die Erhöhung der Löhne würde viel rascher zur Erhöhung der Erzeugung führen als die Erhörung der Preise der Produkte, dens ein guter Lohn unterstüßt die Initiative des Arbeiters und erhöht seine eigene Kauf­fraft. Die Europäer können nicht richtig ab wägen, welche Bedeutung die Hebung der Lebens­lage des verdienten Arbeiters hat.

Wenn auch die Ausbeutung in Amerika sehr scharf ist, so fönnten dennoch unsere Unternehmer von ihren amerikanischen Kollegen sehr viel lernen.

Prager Produktenbörse.( Offizieller Be­richt vom 21. Feber.) Die Prager Produkten börse reagierte auf die freundlichere Haltung der ausländischen Getreidemärfte gleichfalls mit einer festeren Tendenz. Bei allen Getreidesorten machic sich gleich zu Beginn ein fester Grundton bemerfbar und auch das Geschäft nahm im Verlaufe an Um fang und Intensität zu. Eine sehr feste Tendenz wies hauptsächlich Gerste auf, welche bei bedeutender Nachfrage in den einzelnen Sorten bis um 4 K stica. safer war ebenfalls in größeren Mengen gesucht und befestigte sich um 4-5 K. Bei lebhaftem Um faze verteuerten sich auch Weizen u. Roggen um 2 K. Die Getreidepreisbefestigung fand am Mehlmark: nur in einem Anziehen der Roggenmehlpreise, welche um 5 K höher lagen, ihren Widerhall. Die allge­mein jeste Tendenz unterstützte auch die Haltung am Maismarkte, wo sich die Preise zugunsten der Verkäufer entwickelten und um 2 K anzogen. Auf den übrigen Märkten hatte das Geschäft feinen be­Für diese barbarischen Zustände sonderen Umfang und auch Preisveränderungen ist das Unterrichtsministerium vertreten nur vereinzelt auf. Im Einklange mit der antwortlich, denn es wurde schon mehrmals festen Haltung des Getreidemarktes befestigten sich darauf aufmerksam gemacht. Es wäre auch für in Futtermitteln Weizen und Roggenfieie um 2 bis den Herrn Minister Spina sehr nüßlich, wenn er s K. Am Samenmarkte verbilligte sich Weißflee ge sich diese deutsche Schule in der Reichshauptstadt genüber den legten Notierungen um 100 K.- 3 ansehen würde, für die sich selbst die Monene notierten in: Böhm. Weizen, 79-81 Kilo, griner bedanken würden. Vielleicht wäre ein fol- Brag 227-231, böhm. Weizen, 78-80 stilo, Brag cher Ministerbesuch dieser Schule für das deutsche 222-226, böhm. Roggen, 69-72 Milo, 225-229. Volf müßlicher als wenn die deutschen Minister Prima Gerste, Brag 230-235, Merkantilgerite, jeden Augenblick Empfangstees geben würden. Brag 227-229, böhm. Safer, Brag 184-188, Mais, ****** 000000c jugoslawischer, Bratislava 164--167, rumänischer, jogar viel verdient haben, dann sind auch die In- fleinförnig, Oberberg 152-154, La Plata, Tetschen dustrieunternehmungen best mmt nicht leer aus 165-167, Weizenmehl 08 845-355, Weizenmehl 0 bestimmt gegangen und haben ebenfalls verdient. Dazu 335-845, Wezenbrotmehl Nr. 4 280-290, Roggen hat nicht wenig beigetragen der Umstand, daß mehl 0/1 350--355, ungar. Grobmehl, Szob 350-365, gerode die Löhne im Inlande auf einem sehr amerit. Patentmehl, Tetschen 370-375, Weizengrieß Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Tschecho tiefen Niveau stehen, während im Gegensatz dazu 365-375, Roggenfuttermehl 170-175, Reis, Burma slowakei haben sich im Jahre 1927 wesentlich de Preise der Lebensmittel und Bedar sartifel II., Tetichen 275-280, Moulmain, Tetschen 340 bis günstiger gestaltet, als wie in den Vorjahren. durchaus nicht als niedrig bezeichnet werden 360, Bruchreis, Tetschen 220-250, Sirje 320-335, Diese Besserung ist nicht nur den Staat zugute können. Die Differenz zwischen den Löhnen Graupen 350-380, Erbsen, grüne 125--520, gelbe gekommen, sondern auch die Unternehmer haben einerseits und den Preisen der lebenswicht gen 250-300, Viktoria 450-520, Zinsen 350-400, Weiß­daran profitiert. Schon das Jahr 1926 erbrachte Güter anderseits schlägt sich als Reingewinn in 181-195, Naturroffee 750-1050, Rotflee, plombiert geste gerte Erträgnisse der verschiedenen Unter- den Kaffen der Industrieunternehmungen, Geld- 185-195, Naturrotflee 750-1050, Rotflee, plombiert nehmungen, obwohl die wirtschaftliche Lage in instituten u. ä. neder. 1400-1450, Weißlce 500-1000, schwedischer Nec diesem Jahre mit der des folgenden Jahres. Die Aussichten der Schwerverdiener aus 1150-1350, Wundflee 750-950, frang. Luzernflee dem Streise der Stapitalisten sind auch für das 2050-2200, Timotheusgras 200-250, Senf 300-350 laufende Jahr vie versprechend, und es wäre böhm. Mohn, blan 525-550, Leinsamen 260-310, ohne weiteres möglich, auch der arbeitenden Sümeml, böhmischer 650-675, holländischer 680 bis laffe enen Anteil an dem erhöhten Profit in 700, Eßkartoffeln, weiße, Verladestation 33-37, Ef der Form von Lohnerhöhungen zu gewähren. fartoffeln, gelbe, Verladestation 37-42, Weizenkleie 140-145, Roggenflcie 140-145, Rapstudyen 175 bis 185, Leintuchen 195-200, Mal blüte 120-125, Heat, böhm., sauer, ungepreßt, Prag 58--61, jüß, unge preßt, Prag 68-71, sauer, gepreßt, Prag 63-68, füß, gepreßt, Prag 73-75, Roggenstroh in Bündeln, ungepreßt, Prag 57-59, Futterstroh, gepreßt, Breg 45-17, ungepreßt, Prag 40-42, amerik. Fett,

o

Voltswirtschaft.

Ein vielversprechender Anfang.

nicht zu vergleichen war.

Ja, und dort erscheint schon 127 Jahre der Die Reihe der Bilanzen für 1927 wird ein­Anzeiger für das Fürstentum Lübeck . Ob zu An- geleitet von der Středočeska banka in Přibram. fang der Revolution der Kopf geändert wurde, Diese immerhin fleine Bank hat im Jahre 1927 entzieht sich leider meiner Kenntnis. Heute im bei einem Aftienkapital von 4 Millionen K einen Jahre 1928 jedenfalls erscheint er mit dieser Be- Reingewinn von K 467.249.96 zu verzeichnen, zeichnung, und es wäre nicht unangebracht, die aus dem den Aktionären eine Dividende von 10 Republikaner in und um Eutin darauf aufmerk Prozent und dem Verwaltungsrat eine Tantieme sam zu machen, daß es in ganz Deutschland feine von 20.000 K ausgeschüttet wird. Durch die Zeitung geben darf mit einer solchen provozieren- Ueberweisung von 23 350 K an den Reserve den, monarchistischen Kopfleiste. fouds steigt diefer auf 1,382.000 K, was bei dem Ob die Eutiner diese Notiz jemals lesen wer- genannten Aftienkapital immerhin beachten den und wenn, ob sie aus ihrent scheinbaren wert ist. 10jährigen Schlafe erwachen werden? Ob es Diese erste Bilanz einer fleinen Bank läßt heute noch einen Landrat gibt, der ein Fürsten schon jest Schlüsse zu auf die Erträgnisse der tum Lübeck " fennt? Im Holstein'schen sicher!

Großbanken. Wenn die Banken verdient haben,

Weg mit der Theaterzensur! venu fie begangen wurden oder begangen

Im Fachblatt des Bundes der Bühnen­angestellten, der Bühne", finden wir fol. genden bemerkenswerten Aufsatz: Wir erfreuen uns auch heute noch immer der vormärzlichen Einrichtung der Thea'erzensur. Jedes zur Aufführung bestimmte Theaterstück muß der Staatspolizei vorgelegt werden, die es auf Herz und Nieren prüft, ob es für den lieben, fleinen Republikaner auch eine bekömmliche Kost darstellt.

Recht, Verstöße gegen die Gesetze zu ahnden. Aber werden. Aber nicht im vorhinein. Dies stellt eine unwürdige Bevormundung dar.

Der Wert der Arbeitskraft.

In Amerika und in Europa . Die New York Times " bringt einen Artikel über die wirtschaftliche Entwicklung Europas , in dem unter anderem ausgeführt wird:

In Europa hat man bis vor kurzem mit der Arbeitskraft sehr unwirtschaftlich

bohnen 190--210, Peluichte 190-205, Sommerwide

Tetschen 1240-1260.

verfahren. Der Grund war der, daß die Arbeits Verbreitet die Arbeiterpreſſe. zelnen wie der Aemter und Behörden, ist die alte bunden ist, die ein solches Theater zu leiten beru­der würdelosen, doch bequemen Subalternität des fen werden, ist es nur sehr zu begrüßen. alten, alles bevormundenden Obrigkeitsstaates ge- Bis zur Erlangung dieses mit allen Mitteln blieben. Wir müssen in allem und jedem innerlich anzustrebenden Zieles sind zunächst Mindestforde Republikaner werden, selbstentscheidende und selbst- rungen zu stellen, die eine Einschränkung der bis verantwortliche Menschen werden. Weit über die nun üblichen Theaterzensur barstellen. angeschnittene Frage hinaus gehört dies in hervor. Kein im Drud bereits erschienenes Theater­ragendem Sinn zur Erziehung zum Staatsbürger, stück, das also bereits eine Zenfur über sich ergehen zum wahrhaften Republikaner. hat lassen müssen, braucht der polizeilichen Behörde als Theaterzensur vorgelegt zu werden.

Das Theater hat als öffentliche Stunst- und Stulturstätte der Allgemeinheit zu dienen und ist Neuerschienene ausländische Werke oder Ma­eine Angelegenheit reifer und freier Menschen. nuskripte nur dann, wenn sich ber dem verantwort Solche müssen jede obrigkeitliche Bevormundung lichen Theaterleiter Zweifel darüber einstellen, als schädlich und unwürdig empfinden und daher ob das betreffende Süd nicht gegen gewisse Vor­zurückweisen. Die leitenden Männer eines solchen wände verstößt, die von der Behörde zurecht erho Instituts müssen sich dessen bewußt sein. Sie ste- ben werden müßten. hen nicht im Solde eines Privatunternehmers, Mit einem Wort: der umgefehrte Weg sondern sind der Allgemeinheit verantwortlich. muß eingeschlagen werden! Der bürokratische Ap­parat muß vermindert und erleichtert werden; er wird zu einer selbstgewünschten Beratungsstelle, nicht aber zu einer Vormundschaftsbehörde für Unmündige.

Alle geistigen und fulturellen Fragen der Zeit müssen im Theater zu fünstlerischer Problemt gestaltung und geistigen Diskussion gebracht wer den können, sonst sinkt das Theater zu einer be­langlosen Unterhaltungsstätte herab, an der die

Mag man auch dem Verfasser eines Bühnen­werkes, der zudem in vielen Fällen ein Ausländer ist, tein objettives Urteil über sein eigenes Stüd zubilligen oder voraussetzen, daß er die Verhält nisse oder Anschauungen der Bevölkerung dieses Landes nich: fennt usw.: schließlich wurde das Stück vom Dramaturgen, Direfior, Regisseur und auch von den Schauspielern gelesen und wird von diesen studiert und gespielt. Diesen verantwortlichen Stellen muß man doch so viel Urteil, Verstand, Findet die Polizeidirektion irgendetwas aus Taft und Geschmack, oder wie man es sonst nen zusetzen, dann rückt das beanstandete Stück in die nen will, zubilligen, daß sie wissen, was sie dem höhere Instanz auf; es kommt zur politischen Publikum vorseßen und ob es mit den geltenden Landesverwaltung, in der es den höchsten Dreier Anschauungen vereinbarlich ist oder nicht. An diese zensurrat zu passieren hat, der sich aus dem Chef muß man sich halten und fann es auch, wenn man der politischen Landesverwaltung, einem hohen ihre persönliche Verantwortlichkeit erhöht. Wenn Richter und einem Literaten zusammenseßt, die, sie wissen, daß das Werk von feiner polizeilichen unabhängig voneinander ihr Votum über die zu Stelle geprüft wird, daß fie persönlich verant lässigkeit oder Nichtzulässigkeit einer öffentlichen wortlich und dafür haftbar sind, daß es nicht gegen Aufführung abzugeben haben. die geltenden Gefeße und Anschauungen irgendwie Allgemeinheit keinerlei Interesse hat. Die zustän- Fesseln möglichst befreit, sie muß fret werden, da­Das Theater gilt dem Staat angeblich als verstößt, werden sie jedes Stück mit doppelter digen verantwortlichen Stellen haben nur dafür mit sie ihre wirkliche Sendung, Ausdrud der Zeit unst- und Saturstätte; unsere Dichter, also auch Sorgfalt prüfu. Wenn sich jemand deſſen bewußt zu sorgen, daß dies alles in würdiger und taki- und ihrer geistigen Strömungen mit den besonde­die Bühnendichter, als Führer der Nation, die iſt, daß er gewissermaßen die letzte Entscheidung voller Weise geschieht. Es geht nicht an, das Thea- ren Mitteln ihrer Kunst zu sein, zum Nußen der das höchste geistige Gut verwalten, schaffen und zu treffen hat, für die er voll verantwortlich ist. ter als allgemeines Bildungsinstitut nach irgend Algemeinheit auch tatsächlich erfüllen fönne. mehren. Daher wird diese höchste, rein ästhetische arbeitet er ganz anders, als wenn dies alles bei einer Richtung hin einseitig zu beeinflussen, es Altrömischer Imperialismus und vormärz Angelegenheit einem Polizeibeamten unterſtellt. anderen steht. Unverantwortliche Vorentscheidun- dem Geschmack dieſes oder jenes Polizeibeamten Dies ist natürlich, zumal in einer freien Re- gen, die noch Revidenten, Oberrevidenten usw. zu auszuliefern, es in den Dienst irgendeiner politi­publik, die jedermann das Recht freier Meinungs- passieren haben, verführen zu Leichtfertigkeit und schen Pariei zu stellen usw. äußerung gewährleistet, ein umwürdiger, unhalt- in diesem Fall zu dem Sintergedanken: Wenn Das anzustrebende Ziel heißt: Die Theater barer Zuſtand, der dazu verleiten könnte, eine mo- es die Zensur nicht bemerkt, um so besser. Wenn zensur ist aufzuheben. Die für ein Theater fünft derne, freie Republit für einen veralteten, un- sie es bemerkt. ist noch immer Zeit, es zu ändern." lerisch verantwortlichen Stellen sind es den Behör freien Polizeistaat von anno dazumal zu halten. Nur das Gefühl der vollen Verantwortlichkeit Da es sich bei theatralischen Aufführungen schafft ernste Arbeit. um öffentliche Darbietungen handelt die jeder- Der Umsturz brachte uns die Staatsform der mann zugänglich sind, hat der Staat zweifellos das Republik . Doch die Mentalität fast aller, der ein­

Die Theaterkunst muß von allen hemmenden

licher Absolutismus liebten es, das Volk durch Birkusspiele und harmlose Theaterspäßchen von Strömungen und Umwälzungen fernzuhalten. den wirklichen Zeitereignissen und allen geistigen Einer freien Republik mit wirklich mündigen Bür­gern ist dies untwürdig.

den gegenüber auch dahin, daß nichts gesetzlich Be­Darum: Fort mit der Theaterzen langbares und Strafbares vorkommt. Andere Rücksichten sind nicht zu nehmen. Wenn damit in r! Es lebe das freie Theater! eine strengere Sichtung und Siebung jener ver­