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8. Jahrgang.

fchen fozialdemokratischen Arbeiterpartei Tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 22. März 1928.

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Nr. 70.

auf

„ Konstruktiver Fortschritt“. 13 Naturfreunde in den Tauern verschüttet. Die Deutschbemokraten oil dem

Der Schulminister des Bürgerblods,

Furchtbare Katastrophe einer Touristengruppe unferer Wiener Genoſſen. Wien

, 21. März.( Eigenbericht.) Ans Salzburg wird eine schreckliche Touristenkatastrophe gemeldet, die lauter Wiener Genossen betroffen hat. stern unternahmen 17 Mitglieder der„ Naturfreunde" und des Wiener Arbeiter­Turnvereines einen Sti- Ausflug auf den Sonnblid, wo sie im Zittelhaus übernachteten. Sente früh traten sie den Abstieg über die Sohe Riffel nach) Kolm- Scigurn an. Beim sogenannten ,, Neubau", einem alten Goldbergbau, scheinen fie auf ein Schneebrett getreten zu sein, das jedoch ab= brach und die Touristen mit sich in die Tiefe riß. 13 Personen wurden verschüttet, nur vier fonnten sich retten. Doch sind die Ueberlebenden derart erschöpft, daß sie bisfer feine genaueren Mitteilungen machen konnten.

35 Frequentanten eines Gendarmeriesfifurses, die in der Nähe stationiert waren, machten sich unter Leitung des bekannten Oberstleutnants Bilgeri sofort zu einer Rettungserpedition auf; deren Arbeiten wurden aber durch den Sturm, der heute den ganzen Nachmittag in den Tauern wütete, nahezu nmöglich gemacht. Auch die alpinen Rettungsstellen von Bad Gastein und Salzburg wurden alarmiert und find an die unglücksstelle abgegangen. Schicksal der dreizehn Verschütteten scheint aber besiegelt zu sein; es besteht taum mehr eine Aussicht auf Rettung.

Wege Bürgerblod.

Die deutsch demokratische Partei, der bei uns eine starke soziale Basis fehlt, da sie eigentlich nur im größeren Bürgertum daheim, ebenda aber keineswegs herrschend ist, die das wenig populäre Erbe der alten liberalen Partei zu verwalten hat, mußte im Jahre 1925 aus dem parlamentarischen Leben ausscheiden. Es war der Fluch der undemokratischen, arbeiterfeindlichen Politit, der die Deutschdemokraten im Jahre 1925 traf. Sie hatten sich 1920 schon, statt den Stampf um ihre politische Geltung, für ihr Programm zu wagen, den übrigen bürgerlichen Parteien ver schrieben und hatten im Parlament dann mit Vorliebe ihre reaktionäre Gesinnung betont. Eine Partei, deren historische Mission es gewesen wäre und die nur in der Erfüllung dieser Mission hätte gedeihen können, die aufneklärten, anständigen, liberal denkenden Leute im Bürgertum, die nach­gerade der Bierbankpolitik der verschiedenen natio nalen Verbände satt waren, ihrer Klassenlage nach aber zur besitzenden Klasse gehörten, zu sam meln, eine Partei, die sich demokratisch nannte und nur leben könnte, wenn sie sich in Gegensat zu den reaktionären, nationaliſtiſchen und antiso­

also der Miniſter für kulturelle Reaktion, hat Dienstag im Stulturausschuß des Senates mit viel Aufwand an Worten sein fulturpolitisches Programm entwickelt. Man hat sich über die Ziele und Absichten gerade des Herrn Hodža niemals einer Täuschung hingegeben. Der geistige Vater unserer internationalen Bürger­foalition, Mittelsmann zwischen Grün und Schwarz, der Exponent östlicher Minister manieren in einem europäischen Kabinett wurde nicht umsonst mit dem Ressort des Stultur ministers betraut. Er war jener Agrarier, der den Selerifalen fchtvarz genug schien, um das für fie wichtigste Portefeuille bekleiden zu können. Wenn die große Rede, in der Hodža mit blumenreicher Sprache anzudeuten und zugleich au verhüllen suchte, was er mit der Schule und dem gesamten Bildungswesen vor hat, besondere Beachtung verdient, so keineswegs deshalb, weil wir uns Hodža als Kulturpolitifer civa anders vorgestellt hätten, sondern einzig des- Wien , 21. März.( Eigenbericht.) Die niederging, wurden sie allerdings auch halb, weil zum erstenmal ein Schulminister der Ursache des Unglüces dürfte darin an einige Meter mitgeriffen, fonnten sich Republik vor einem parlamentarischen Forum suchen sein, daß in der Nacht auf heute aber doch noch erhalten; alle vier haben zialen Rechtsparteien stellte, hatte weder ihr Pro­ein Programm der kulturellen Recin Wetterstur; erfolgt ist. Während infolge des ausgestandenen Schreckens gramm, noch ihre geschichtliche Aufgabe im Auge, attion zu entwickeln wagte. gestern noch eine Rälte von 25 Grad einen schweren Nervenzusammenbruch er- sondern einzig und allein die Sorge um ihre Die tschechische Bourgeoisie hat sich auf ihren herrschte, trat heute Föhnwetter ein. In litten. Die andern wurden dagegen über Mandate. Kein Wunder, daß sich die Wähler von folgedeffen hielt ein Schneebrett, auf das vierhundert Meter in die Tiefe ihr abwandten, da sie zu reaftionären Hetreden Freiſinn immer etwas zugute getan; auch im die Naturfreunde beim Abstieg traten, geriffen. Giner Rettungserpedition doch keine demokratische Partei, zur Erzeugung deutschen Lager erschien der Herrschaftsantriit nicht stand, sondern brach zusammen und gelang es am späten Nachmittag unter einer fascistischen Atmosphäre nicht den Profeſſor der tschechischen Bürgerklasse vielen als der An- verursachte so die Watastrophe. den größten Schwierigkeiten, bis etwa Raffa brauchten. Die Wähler dachten sehr logisch, beginn einer unbedingt freiheitlichen und fort- Spät abends wird gemeldet, daß die 500 Meter unterhalb der Abbruchstelle daß die Deutschnationalen, der Landbund und die schrittlichen Aera; nicht zulegt im Vertrauen vier Geretteten entgegen den ersten Wet- vorzubringen. Sie fand lediglich einige Stlerikalen das, was die sogenannten Demokraten auf die fortschrittliche, romfeindliche Gesinnung Dungen nur geringfügige Hautabschür abgebrochene si vor, von den Ver: taten, viel besser verrichten fönnten. So war 1925 bes tschechischen Bürgeriums hat die ischechische fungen erlitten. in de wetten, to Sie haben ihr Leben unglüten selbst, die lauter Wiener e cine selbständige Kandidatur der Deutschdemokra Ar­Arbeiterklasse ihm lange mehr Vertrauen geur dem Zufall zu verdanken, daß sie die beiter sind, war feine Spur zu entdecken.ten unmöglich geworden. Aber auch die übrigen Bürgerparteien waren undankbar genug, feinen schenkt, als es verdiente, hat sie an die Möse oberfte Gruppe bildeten; ate die Lawine Deutschdemokraten auf ihre Listen zu nehmen. lichkeit kulturellen Fortschritis im Zeichen des Herr Professor Staffa hate ihnen gute Dienste Burgfriedens geglaubt. Dem marristischen So­Batvinenunglid in Mesengebirge. Teich stürzte. Während der ältere Günther auf geleistet, er hatte bereitwillig zum Generalangriff sialisten fonnte es nicht zweifelhaft sein, daß der Lawine bergabrutschte, wurde der jüngere auf die Roten geblajen, nun machte man seine Strummhübel, 21. März. Am Südwesthang Günther von den Schneemassen verschüttet. Einheitsfront ohne ihn. Die Demotraten schieden auch die tschechische Bourgeoisie sich vor Nom beugen würde, wenn einmal ihr Stlasseninteresse des seleinen Teiches ging gestern um 3 Uhr nach Bis 8 Uhr abend haben sich etwa 100 Mann an aus dem Parlament aus. mittag eine große Lawine nieder. Zwei Stiläufer, dem Rettungswerk beteiligt, konnten den Ver- Das muß keineswegs immer das Ende einer den Frieden mit Rom erheischen würde. Allen, die sich auf einer Tour befanden, und zwar ein schütteten jedoch nicht retten. Seute um 9 Uhr Partei bedeuten. Es ha'te eine starte und lampf­die das nicht erkannten oder nicht ertennen etwa 35 Jahre alter Günther und sein 18jäh früh gingen zwei neue große Lawinen nieder. fähige Sozialdemokratie gegeben, che sie im Bar­wollten, hat es der Herr Minister Hodža mit riger Neffe gleichen Namens aus Erdmannsdorf Da cine dritte Lamine abzustürzen droht, mußten lament vertreten war, ja der Aufstieg der öfter­aller Offenheit gejagt: der tschechische im Riefengebirge sind auf der Schneefläche ge- die Bergungsarbeiten vorübergehend eingestellt reichischen Sozialdemokratic fällt in eine Zeit, da Fortschritt, fener berühmte Potrof", von fahren, die plößlich abbrach und in den Klemen werden. sie zunächst gar nicht, später mit 14 Abgeordneten dem einst die Versammlungsreden einer ganzen im Reichsra vertreten war. Es fomuni auf das Generation tschechischer Politiker lebten, von Programm, die Haltung und konses

SAMEDIU

dem es in allen Sälen wiederhallte, qehört störung des blinden Autoritätsglaubens zum Es gibt nicht zweierlei Fort- quenz, das geistige und organisatorische Leben der Geschichte an. Er war deſtruk- Ziele gefeßt. Nun hat das tschechische Bürger; fchritt, wie der Herr Hodža lehrt, aber je in einer Partei an. Als die Attiviſten in die tib", war ein zerstörendes Element und getum selbst einen Staat. und je mehr es sich nach dem Standpuntt, den der Politiker ein- Regierung gingen, haiten die Demofraten freies auf- reld. Ihre noch immer einflußreiche Preffe fonnte rade gut genug, den Auflösungsprozeß des alten in diesem Staate bereichert hat, je mehr aus nömrunt, iſt der Fortschritt zerstörend oder auf im stampfe gegen die attiviſtiſche Schandpolitik eine Desterreich zu fördern. Nur weil die Stirche ein ihm ein Stlaſſenſtaat wurde, desto stärker wußte bauend. Der revolutionären tschechischen Bourgefährliche Waffe werden. Zunächst schien es, als „ ausgesprochenes Werkzeug ihrer politischen und es ihn auch zum Obrigkeitsstaat im aften Sinne geoisie erschien er anders als der reaktionären. ob die Deutschdemokraten tatsächlich als bürger Als er die Demokratie aufbaute, hat er gleichliche Opposition gegen den Aftivismus Boden ge nationalen Feinde bedeutet" habe seien die ausbauen. Tschechen in Desterreich fortschrittlich bis zur Das tschechische Bürgertum fann in seinem zeitig auch den Monarchismus zerstört. Nun, winnen sollten. Sie lämpften gegen die nasozialen Forderung der vollständigen Trennung von lassenstaat den Fortschritt, der immer de da er die Klassenherrschaft der Besitzenden ge- Gesetze, gegen die Verwaltungsreform vor allem, Kirche und Staat gewesen. struktiv ist, der immer Vorurteile zerstört, Gefährdet, indem er Schulen, Voltsbildung, Auf- gegen die Stlerifalisierung der Schule. Da der Af Es ist ohne Zweifel ebenso richtig, daß die spenster verjagt, den Glauben an die Autorität flärung, Befreiung der Geister fordert, sieht tivismus auch manchem politisch denkenden Bür huffitische Tradition eine nationale und soziale. erschüttert, nicht mehr brauchen. Aber es ist sie nur die destruktive Seite des Fortschritts. Berlichen wider den Strich ging, schien es nicht daß die Feindschaft der Tschechen gegen Rom ein jämmerliches Spiel mit Worten, wenn Herr un glaubt Hodža es„ aufbauenden Fort - ausgeschlossen, daß sich die deutschdemokratisch Partei erholte. eine Feindschaft gegen Habsburg und dessen Hodža das, was seine Parteien an die Stelle scriit" nennen zu können, wenn er, fast sechzig Aber sie kann es nicht erwarten, wieder von mächtigste Stüße war, wie es falsch ist, von des Fortschritts von damals feßen wollen, als Jahre nech dem öſterreichischen Reichsvolks Gnaden der anderen Bürgerlichen im Parlamen einer dauernden Feindschaft der Kirche gegenkonstruktiven" als aufbauenden schulgejek, die Frage aufwirft, ob eine ein zu ſizen. Sie nähert sich seit den Ge­die Tschechen zu reden. Denfen wir nur an ortschritt anpreist. Sicher war der alte heitliche Volksschule geschaffen werden me in de wahlen immer unverhohlener den die Aera Taaffe, an die fünfzehnjährige StoFortichritt. ist jeder Fortschritt destruttiv. Was kann; wenn er zwar eine neue theolo- Aktivisten. Die Landeswahlen rüden alition der Stirche und des Feudaladels mit veralter, überholt, morich und schädlich ist, wirft aische Fakultät errichten, aber feine sechs beran und die Deutschdemokraten wollen Mandate den Alt- Tschechen! Als das Regime Taaffes er unerbittlich auf den Schindanger der Ge- Millionen für Lehreratademien opfern in den Landesvertretungen haben. Also machen fie einen diden Strich unter ihre Oppositionspoliti und Badenis die deutschnationalen Parteien schichte. Aber indem er das Alte niederreißt, will. Aribauender Fortschritt, das ist nach und freunden sich den Herrschaften an, mit denen zeugte und start werden ließ, da war es deren Bahnt er dem Neuen den Weg, indem er zer- Hodža die Klerifalisierung der e gestern noch in higigem Rampje lagen. Ju ibeologischer Glaubensjaß, daß Nom mit den fört, baut er auf. Weil er destruktiv war, fei Schule, das kompromiß mit Nomerschiedenen Orten haben je bei belt weahlen mit sie den Tschechen zur Vernichtung des Deutschtums ver- er nicht auch fonftruttiv gewesen? Der bürger- das ist das ewige naujern mit dem Gelde, een Attiviſten gefoppelt, so auch in Prag . Nun jaworen sei. Rom ist eben zu allen Zeiten mit liche Freifinn war sicher destruktiv, als er den das ist die Schulreform, diftiert von den Be- haben sie in aa; jogar eine gemeinsame Lifte dem gegangen, der ihm jeweils die besten Glauben der Massen an die unbedingte dürfnissen der Finanzverwaltung und der mit den Attiviſten aufgestellt und dieje gretester weise auch noch Deutsche Volksgemein. Dienste leisten tonnte. Aber das tschechische Autorität der Kirche erschütterte, als er in Sirche!" Er wird den Fortschritt darum nicht ausschaft" genannt. Die Schöpfer der Verwaltungs­Bürgertum war einst jung, radikal und feiner ersten Epoche das geozentrische Welt­reform. die Lakaien des Stramar, bilden mit den revolutionär; darum war ihm die Bundes- instem und die Philosophie der Scholastik rotten. dieser famose Sulturminister. Er be­„ Demokvaten" eine deutsche Boltsgemeinschaft! genoſſenſchaft mit Rom nur eine Epiſode, der überwand, als er später Voltaire und Diderot ſtätigt mur, daß seine Klasse nicht mehr Die Parteipreffe der Aktiviſten ſchlug nicht viel wieder wei Jahrzehnte scharfen Stampfes hervorbrachte, sich in Marat und Robespierre der Träger des Fortschrittes ſein Lärm ob dieſer brüderlichen Verföhnung, aber folgten. Erst heute ist es endgültig bekehrt, offenbarte; er war de ſtruktiv, als er vor kann und will. Er beſtätigt nur, daß zerstören- Sereaturen des Mayr- Sarting in der von den die erst jest, da es soviel zu verlieren hat, wenn 80 Jahren das System Metternichs niederreng der und aufbauender Fortschritt heute Aufgabe gierungsparteien ausgehaltenen Winkelpresse ver die Menschen denken lemnen, hilft es gern dazu, und im 19. Jahrhundert die Philosophie des allein der proletarischen Politik geworden ist. tündeten es als großen Erfolg des Aktivismus, sie zu verdunumen. Und so ist schon etwas Materialismus und die moderne Bibelkritit und er wird uns nicht hindern fönnen, den daß nun die Deutschdemokraten zu ihm heimge­daran, wenn Hodža von dem„ destruktiven". Schuf, er war destruktiv, als er die europäischen Gedanken der Zerstörung einer uner- funden haben. Der bankrotte Attivismus greift dem zerstörenden Fortschritt von Monarchisten untergrub; aber war denn der träglichen Unrechtsordnung, aber mit natürlich nach jedem Strohhalm und empfindet ehemals spricht. Der Freifinn der tschechischen bürgerliche Fortschritt nicht konstruktiv. ihm den größeren des Aufbaus einer es schon als großen Gewinn, wenn gewiffe Zei Bourgeoisie war ein Stüd ihres revolutionären als er auf den Trümmern zerstörter Staaten besseren, des Fortschritts vom Wohle tungen ihren Ton gegen die Mayr- Harting Boliti! mäßigen, Stampfes gegen den alten Feudal- und Obrig- und enthronter Autoritäten die moderne De- weniger Besißender zum Wohle der Allgemein­feitsstaat, gegen die Dumpfheit und Dumm- mokvatie schuf, als er neue Weltanschauungen heit, zum Siege zu führen!

heit der Zeit, er hatte sich die gründliche Zer- begründete?

Wie der reale Erfolg aussicht, beweist ja Saaz . Im Jahre 1925 haben die drei Re­gierungsparteien allein 3686 Stimmen erhalten

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