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Svehlas Befinden.

Reineswegs beunruhigend.

Lagesneuigkeiten.

Auferstehung.

Laßt die Herzen brennen, taucht die Bruſt in den Sturm, schreitet hinein in das Land und ruft in den Tag: Ostern will werden.

Schon sprengen die Knospen das dunkle Geäſt.

Aus dumpfer Verwefung

steigt neue Saat

leuchtend herauf.

Wilsonbahnhof.

Die Prager Polizeiforrespondenz meldet: Samstag nach 4 Uhr nachmittags wollte auf dem Wilsonbahnhof die 33jährige Bahnkassierin Jo hanna Eichler aus Liblice- Byšice bei Melnik aus dem eben ankommenden Reichenberger Schnellzug, der sich noch in Bewegung befand, aus steigen. Durch einen unglücklichen Zufall geriet sie jedoch mit den Füßen zwischen den Perron und die Stufen des noch rollenden Waggons, wobei ihr beide Füße gebrochen wurden. In be­wußtlosem Zustand wurde die Verunglückte durch die Rettungsstation auf die Klinik Schloffer beför dert, wo ihr sofort beide Beine unterhalb des Snies abgenommen werden mußten. Die Ursache dieses schrecklichen Unglücks wird amilich unter­fucht.

Sonntag, 8. April 1928.

Bom Rundfunt.

Montag.

Prag : 12.05-12.55 Mittagskonzert, 16.30-17.30 Nachmittags­

fonzert, 17.50-18.15 Deutsche Sendung: Tagesneuigkeiten, bier auf Dr. Ostar Schürer, Brag Schidial eines Dürer- Bildes", ortum Fachrat Dr. Leo Zavrei Auswandererfürsorge in der fchechoslowakischen Republi

18.15-18.25 Bortrag des tj che difchen Arbeitertura. Brünn : 12.15-13.15 Wit tagstonzert, 18.00-18.10 Deutfche Preisenachrichten,

18.10-18.2 Deutfde Sendung: Grete Rerbler, Opern­fängerin, Lieder, 19.15-22.00( Sendung nach Brag und Ereß. rette von B. Granichstaedten. 19.00 Orgelfonzert.

burg) Hebertragung aus dem Nationaltheater Der Orlam", Ope­Breßburg: 17.00-18.00 ongert des Kammertrios. Daventry : 21.00 Rammermusit. London : Paris : 21.30 Ronzert. Berlin : 20.00 Stuttgart : 18.15

Aftronomie und Aftrologie. Leipzig : 19.30 Rund um die München : 19.35 Sci­

tere Stunde.

Borträts aus der deutschen Romantit". tunsimazene, 18.45 Aftnelle Reifebilder aus Marotto, 19.15 giebe", Operette von Ostar Strauß. Breslau : 18.55-19.35 Unterhaltungskonzert, 20.30 Opernabend. gangenberg: 16.15-17.10( ans Stöln) kleine Kostbarkeiten der weltliteratur", gelesen von Intendant Sardt, 17.30( aus Röln) Uebertragung aus dem Kölner Opernhaus Die Meistersinger von Nürnberg ", Oper von Richard Wagner . Königsberg : 20.00 Frankfurt : 18.30-19.30 Orgel- Ronzert. Seiterer Abend. Wien : 19.00 Trivabond, 20.05 Der Bauer als Millionär", Bau

Hamburg : 20.00 Volkstümliches Ronzert.

-

bermärchen mit Gefang in dref Alten von Ferdinand Raimund .

Zürich : 19.32 Konzert. Bern : 21.00-21.20 Biolinverträge. Basel : 20.00-21.20 Cello- und Klavierabend. Nom: 20.45 Leichte Mufit. Mailand : 21.00 Uebertragung einer Operette. Neapel : 20.50 Die Bajadere", Operette von Ralman.

todholm: 20.15 Der Zigeunerprimas". Operette von Salman. fonzert.

Hilversum : 20.50 Mozart Brogramm . Oslo : 20.30 Abend­Rattowig: 20.30 Abendkonzert.

Dienstag.

-Gottesfriede! Und was das Schönste daran f Gesuche um Einreihung in die Erfahreserve war, der Sramet ließ nicht einmal die Gen nicht verspäten! Amtlich wird gemeldet: Troßdem barmen ausrüden. Es wurde zwei Minuten die Oeffentlichkeit noch vor Beginn der Haupt- Empfehlenswertes ans den Programmen. Prag , 7. April. Ueber den Zustand des gestreift und feine Gendarmen waren da. assentierungen durch die Presse darauf aufmerksam Ministerpräsidenten Dr. A. Švehla wurde Die Leute blieben auf der Straße stehen gemacht wurde, daß Gesuche um die Einreihung Samstag, den 7. April, 19 Uhr abends folgendes und kein Polizist forderte sie zum Weitergehen in die Ersatzreserve von den Rekruten gleich nach ärztliche Bulletin ausgegeben: Die Herzbe- auf. Es wurde für den Frieden demon- der Mitteilung, daß sie assentiert wurden, bei schwerden, die sich nach 14tägiger Unterbrechung ſtriert und kein Gewehr war zu sehen. Der Assentkommission eingebracht werden diese Woche wieder zeigten, find nicht groß. Nach Das ist fein richtiger Gottesfriede, zu müssen, werden derartige Gesuche troßdem erst Verabreichung von Medikamenten lassen sie nach, dem Sramet nicht seine Garden schickte. Hätte nach der Affentierung eingereicht. Es wird also fehren aber hartnäckig wieder. Der allgemeine diese Demonstration auch nur die allergeringste neuerlich nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, Zustand ist keineswegs beunruhigend. Bedeutung, dann hätte uns dies die Bürger- daß alle derart verspätet eingebrachten Gesuche Der Kranke schlief die ganze Nacht, Puls 84, regierung durch ein Massenaufgebot an Be- ohne weitere Behandlung abgelehnt werden. Das Rätsel von Galtenstallung. Aus Eger waffneten bestätigt. So ist es nichts. Wir Tmperatur, Drud und barnbefund normal. Professor Dr. Syllaba, Professor Dr. Pelnář, sind verwöhnt. Ohne Gendarmen wird gemeldet: Es kann kaum mehr einem Zweifel Dozent Dr. Vanysek. glauben wir nicht an die Trenga dei! unterliegen, daß der unter Mordverdacht in Un tersuchungshaft befindliche Arzt Dr. Girsch it, Schrecklicher Unglüdsfall auf dem nachdem sich alle gegen ihn vorliegenden Ver­dachtsmomente als unstichhältig erwiesen haben, in Freiheit gesetzt werden muß. Die Be hörden scheinen ein Interesse daran zu haben, das genaue Datum nicht anzugeben, vielleicht auch aus dem Grunde, um Zusammenrottungen zu verhindern. Da es sich nun erwiesen hat, daß der Verdacht im Falle Girschik sich gegen einen Un­schuldigen gerichtet hat, bleibt die Frage nach der Täterschaft nach wie vor offen. Es sind bereits zwei Monate seit dem Mord verstrichen. Darum ist leider mit großer Wahrscheinlichkeit anzunch­men, daß das Geheimnis um Galtenstallung nicht aufgeklärt werden wird, es sei denn, ein günstiger Zufall kommt den Bemühungen der Justizbehörden zu Hilfe. Innerhalb Jahresfrist ist es in Westböhmen schon das zweite große Mordverbrechen, bei dem der Täter unbekannt blieb. Nach wie vor unaufgeflärt ist auch der am 9. Feber des Vorjahres in der Nähe des Ortes Der Einbrecher mit dem Meffer. Friedersreuth nahe der Landesgrenze bei Roßbach verübte Raubmord an dem" Vichhändler und Brix, 7. April. In Holtschip bei Brür drang Gemeindevorsteher von Bergen, Arno Paulus, heute früh ein Mann in das Gasthaus Kubec, geblieben. Baris: 21.30 Ronzert. Stuttgart : 19.15 Das Deutschtum im Teschner Ländchen", 20.15 Gastspiel Hans Reimann , 21.50 Bolt­wobei er von der Frau des Gasthauspächters Ein gewaltiges Feuer vernichtete am Grün- tümliches Orchesterkonzert. Leipzig : 19.30-20.00 Wufit und Vykouf überrascht wurde. Der Eindringling, der donnerstag eiwa vier Fünftel des Dorfes Groß- afifer in der neueren deutschen Siteratur. Breslau : 19.50 anscheinend einen Diebstahl begehen wollte, herzogswalde bei Deutsch- Eylau . Es brach gegen Seitere Klaifiter.München: 19.45-21.10 Gebeulfeier zu Albreds: stürzte sich mit einem Meffer auf die 11 Uhr vormittags im Schweinestall des dem Dürers 400. Todestage.- Samburg: 21.00 Orcheſterfonzert, 21.00 Frau und verletzte sie durch mehrere Stiche Grafen Schönberg gehörenden Gutes infolge Fun- gert. Mönigsberg: 20.10 Ingeborg", Stomödie it 3 Aften von gegen den Kopf schwer. Ebenso verlegte er den fenauswurses des Kartoffeldämpfers aus. Be- Curt Göy, 22.15.30 Abendtonzert. Frankfurt : 18.30-19.00 zu Hilfe eilenden Gastwirt, worauf er flüchtete. günstigt von dem heftigen Südweststurm, gewann spiel Sans Reimann. Wien : 20.05 Balladenabend, 21.00 Ston Die beiden verletzten Wirtsleute wurden ins es rasch an Ausdehnung. In kaum 40 Misert des ersten Wiener Mandolinen- Orcheſtervereines. Brüger Krankenhaus gebracht. Ihre Verlegungen uten stand fast das ganze Dorf in ichließend Gianni Schicchi " bon kuccini.- Wailand: 21.01 sind zwar schwer, aber nicht lebensgefährlich. Man Flammen. Bei dem unvermindert anhaltenden Konzert. Neapel : 20.45 Uebertragung aus dem Teatro C. vermutet, daß der Dieb einer der Gäste des Sturm und dem heftigen Funkenflug waren die Wirtshauses ist. Wehren machtlos. Gegen Abend ließ der Sturm nach, so daß man endlich des Feuers Herr werden fonnte. Niedergebrannt sind 18 Gebäude, darunter acht Familienwohnhäuser, ferner Stallungen, Krafau, 7. April. Seute morgens brach im Speicher, Werkstätten usw. Auf dem Gute des Gebäude des Theaters Bagatela" ein Brand Grafen Schönberg wurde allein für 60.000 Mark aus, der fast das ganze Theatergebäude vernichtete. Saatgut vernichtet. Ein Brandmeister rettete unter In dem Gebäude befand sich in der letzten Zeit Lebensgefahr ein Kind aus einem brennenden das größte Lichtspieltheater Kra- Sause. aus. Der Materialschade beträgt zirka eine Million Zloty. Während der Rettungsaktion er westböhmischen Kurorte. litten einige Feuerwehrleute infolge Explosion des Filmmagazins Brandwunden und Verlegungen.

Auch du sollst erstehen.

Die Fahnen der Freiheit,

die man erschlug und begraben,

entfalten wie einst

hr leuchtendes Rot.

Glaubt nicht an Wunder, ihr Armen.

Was starb, muß verwesen.

Doch Leben zeugt Leben

und drängt nach Entfaltung.

Auferstehung ist Tat.

Erich Grisar .

Gottesfrieden

- und ohne Gendarmen? Mit fortschreitender Neuzeit kommt man immer mehr zur Erkenntnis, welche großen Vorzüge das viel geschmähte Mittelalter vor der Epoche des Leviſit und der Flammenwerfer hatte. Im Rüstungswahnsinn unserer Tage haben einige fromme Seelen daher zu einem im Mittel­alter sicher recht nüglichen, heute aber naiven Mittel gegriffen, den Weltfrieden zu schützen. Die Treuga dei ", der Gottesfrieden, verbot alle Fehden und Feindseligkeiten während der Wochentage, die als die Leidenstage Christi gelten, also vom Donnerstag bis Sonntag.

Kinobrand in Kratau.

-

Brag: 12.05-12.55 Mittagsfonzert, 16.30-17.30 Nachmittags­fonzert, 17.50-18.15 the Sendung: Tagesneuigkei ien, hierauf Fran Dr. Doffenfy- Bill Das Programm des Sura toriums ir proletarische Stinderfürforge in Prag ", 18.25-18.35 Bortrag des ich e chifchen Arbeiterturatoriums JUDr. A. Jindřich Soziale Versicherung in Rumänien und Griechenland 20.10 Konzert, 21.30 Konzert. Brünn : 18.00 bis 18.10 Deuf de refienadrid: en, 18.10-18.25 Deutsche Sendung: Sans Reutter Die Entwicklung des 19.00-19.10 Romanische Mufir, 20.00-20.50 Beitungswefens", Soliften Konzert, 21.25-22.00 Richard Wagner - Abend. Prek choitowitit, 20.30 Quintett, 21.00 Bauderifte, 22.35 Ronzert.

burg: 17.40-18.10 Stonzert.

Daventry : 23.15 Lieder von

bis 20.30 Julius Bab liest feine Novelle Eximproviso", 20.30

Ronzert. Langenberg: 18.00-19.00 Köln )

-

( aus Raffel) Aus Werken von Viktor vu Scheffel, 20.15 Gast

Nom:

20.15 La Legenda delle Sette Torri". Oper von A. Gasco, on­

Kopenhagen: 20.00-21.00 Danischer Mufifabend.- Stocholm: 19.45: Leichte Wufir, 20.55: Sopran- Soli.- Dole:

20.30 Stonzert, 21.30 Liederkonzert. Rattowig: 19.30 Ueber tragung der Oper Troubadour" von G. Verdi.

XXXXXXX

Unser moderner Gottesfriede, hierzulande von Fräulein Alice Majaryt breiert, ist eine echt ameri fanische, quäferische Geste, hinter der nichts steckt. Schöne Worte werden gewechselt, Fahnen werden ausgehängt( für dieselben Fahnen sollen die Söhne des Voltes bei anderen Gelegenheiten bluten!) und eine allgemeine Arbeits- und Ver­tehrsruhe von zwei Minuten tut ein übriges, um die Gewissen zu besänftigen, denn nun glau­ben alle, die da stehen blieben und zwei Minuten warteten, sie hätten etwas für den Weltfrieden werden. getan. Alle nationalistischen Wähler, alle Striegs­heyzer und Rüstungsapostel können auf diese Weise zur Treuga dei beitragen, ja der agrarische Das Feuer im Hafen von Havannah enkonzert, Kolonnadenrundgang, nachmittags Aus- Hauptmann eine Klage an, in der er 5000 Pfund

,, Venkov" des Herrn Udržal feiert den Goties­frieden in einem Leitartikel!

Trozz Massenaufmarsch von Gendarmen in den Straßen Prags , trotz der Serie der Soldaten selbstmorde, trop Scheitern der Rüstungsfonferen;

Der Gänsetiel.

Der Start neuerdings verschoben. Dublin , 7. April. Es ist unwahrscheinlich, daß die deutschen Ozeanflieger heute starten

gelöscht.

Havannah, 7. April. Die Feuerwehr ist nun­mehr Herr des Brandes der Petroleumiants der Standard Oil Company. Der Schaden wird auf zwei Millionen Dollars geschätzt.

Die Spiegelschrift auf dem Löschpapier. Der Fabritant Eduard Creprie hatte vor etwa vier Jah ren die Tochter eines englischen Industriellen gehei­ratet. Die Ehe war glückliay. Im Sommer vorigen Jahres starb plötzlich Frau C. an Herzschlag. Der Für 300 Kronen zu Pfingsten drei Tage in die Mann war untröstlich. Im Zimmer seiner Frau Eine solche Ferienfahrt ließ er alles unverändert. Er saß hier stundenlang organisiert die Urlaubs- Reise Organisation, Sib und grübelte und grübelte. Eines Tages jiel aber Bodenbach a. E.: Pfingstsamstag nachnt. Abfahrt sein Blick auf das Löschpapier auf dem Schreibtisch von Bodenbach nach Karlsbad . Uebernachtung. seiner Frau. Er las in Spiegelschrift den Namen Pfingstsonntag vormittags Besichtigung der Stadt, Perry. Es war dies ein Freund des Hauses, ein nachmittags Ausflug zur Freundschaftshöhe, abends Hauptmann. Schlimmes ahnend, erbrach C. das Besuch des Kurkonzertes im Stadtpart. Pfingst- Schreibtischfach seiner Frau und fand zu seinem Ent­montag vormittags Bahnfahrt nach Marienbad , feyzen einen Baden Briefe, die über die wahren Be­Stadtrundgang, nachmittags Weiterfahrt nach Eger , ziehungen der Frau zum Hauptmann keinen Zweifel Stadtbesichtigung und abends Weiterfahrt nach ließ. Der betrogene Ehemann, der plötzlich von sei­Franzensbad. Uebernachtung. Pfingstdienstag Brunner Schwermut befreit war, strengte gegen den flüge und Gondelfahrten auf dem Stadtteich, abends Sterling, also 100.000 wt., wegen Beleidigung seiner Heimfahrt von Franzenbad nach Bodenbach. An- Ehre forderte. Die Einsprüche des gegnerischen An­meldungen nimmt bis 15. Mai d. J. die Urlaubs - walts, daß eine Ehrenbeleidigungsklage nach dem Reise- Organisation, Six Bodenbach a. E., entgegen. Tode der Frau gegenstandslos jei, hatten teinen Er­Verlanget ausführliche Prospekte gegen 3 K Nüd folg. Das Gericht sprach ihm 1000 Pfund Sterling porto. zu. C. opferte das Geld zu wohltätigen Zweden.

Sie war keine von den Tollsten, denn ihre Natur Der Herausgeber des Wochenblattes wollte über und in den Winkel geworfen. Der Angstschweiß trat neigte mehr zu stiller Beschaulichkeit. Sie schwamm den so traurigen Todesfall einen längeren Artikel ihm auf die Stivne. Es fiel ihm nichts, rein gar auf dem Weiher, bemerkte mit Verwunderung, daß bringen, denn die Wirtin Zur Weintraube" war nichts ein. Er hatte noch niemals eine Zeile über Eine Frühlingsgeschichte von Hans Stiftegger. sich gar schon die Dotterblumen zum Blühen an eine der angesehensten Bürgerinnen und der Knabe den Frühling geschrieben und konnte sich nicht vor­schidten, daß auch schon die ersten Falter um die war eines der lieblichsten Stinder gewesen. Der stellen, was es darüber zu schreiben gab und was Es war lange falt gewesen und das Wasser des Büsche schaufelten und daß der Frühling überhaup: Artikel sollte recht innig, recht zart und dichterisch der Frühling mit dem hingewelften Sinaben zu tun Weihers war bis auf den Grund gefroren. Davum fast stündlich neue Ueberraschungen brachte, so daß geschrieben sein, es sollte viel vom Frühling darinnen hatte. stand auf dem Weiher das dicke, grüne Eis noch man Mühe hatte, feine zu versäumen und zu über- vorkommen Jest jezte er wieder an. Da verfing sich der viele Toge, als das Gras schon helle Spipen befam, sehen. Sie hörte die Finken im fahlen Birkengeäste die Kätzchen der Haselnußbüsche im Winde ſtäubten der Au ihre zierlichen Triller schmettern, sie beob- wozu hat man einen Dichter in der Stadt, einen Kleks. Der Dichter warf Papier und Feder in den Wer aber sollte ihn schreiben? Müßige Frage! spröde Gänsekiel in dem Papier und es entstand ein und in der Au so viele, so unübersehbar viele achtete, wie hoch oben in den Lüften sich große, un- Dichter, der ein großes griechisches Heldenepos in Wintel. Er rief seine Wirtſchafterin herein und be­Schneeglödchen läuteten, daß es ein fürchterliches bekannte Vögel wiegten und wie die feigen Hühner, fünftausend Hexametern geschrieben hatte sowie eine fahl ihr, ins Traubemvirtshaus hinüber zu laufen Drohnen gegeben hätte, wenn der Schall nicht zum die am Rande des Weihers nach Würmern scharrten, Tragödie Nelson", die der Theaterverein Gesellig- und in der Küche einige Gänsefiele zu erbitten. Glüd unhörbar gewesen wäre. In einer warmen sich jedesmal erschrocken zusammenducten, wenn solch feit" schon längst aufgeführt hätte, wenn sich auf Nacht aber barst die Eisdecke, durch die Sprünge ein Vogel, den sie wohl für einen Geier hielten, über dem Podium des Tanzsaales Zur Weintraube" eine drang das Wasser nach oben und am Morgen ihnen stand. Im Grase saßen Kinder, die flochten Seeschlacht mit untergehenden Schiffen nur einiger schwammen nur noch einige Trümmer auf der Flut. Blumenkränze und schmückten sich damit, während maßen hätte darstellen lassen. Kurzum, wozu hatte in der sich die Bläne des Himmels spiegelte und sie die neuen Spiele spielten und die neuen Lieder man den pensionierten Magister August Aemilian wiegte. fangen, die sie den Winter über gelernt hatten. Aber Wahringer? einer war nicht dabei, einer, der im vorigen Sommer hier gespielt und seine Locken geschüttelt hatte.

An diesem Tage wurden die Gänse des Städt chens zum erstenmale wieder auf den Weiher ge­lassen. Sie watschelten, der langen, dunklen Haft entronnen, eilig aus den Toren und waren von der Fülle des Lichtes eine Weile wie geblendet. Dann reckten sie sich, begannen aufgeregt durcheinander zu schnattern, schlugen mit den Schwingen um sich, vor­loren den Boden unter den Füßen und brausten vlötzlich mit lautem Geschrei so wilden Fluges durch die Gassen, daß ihnen die Leute eilig auswichen. Beim Weiher angelangt, stürzten sie sich kopfiber in die Flut, denn sie konnten es nicht mehr er warten, sich den Winterschmutz vom Gefieder zu waschen. Und wieviele alte Bekannte gab es dann zu begrüßen, die man lange nicht gesehen hatte!

*

::

,, Was geben wir zum Leichenschmans?" fragte die Stöchin.

Die Traubenwirtin antwortete ihr nicht. Es war so schrecklich, daß sich morgen die Stube mit schmausenden und trinkenden Leuten füllen sollte, während ihr blonder Liebling draußen auf dem Gottesader in dem frisch zugeworfenen Grabe liegen würde. Aber der Brauch wollte es so.

,, Vielleicht ein paar Gänse?" fragte die Köchin

weiter.

,, Mache, was du willst!" sagte die arme Frau und ging su ihrem Senaben hinein, der unter Blumen lag.

Er war in der Stadtbibliothek zu treffen, wo er unverdrossen in verstaubten Folianten umher stöberte, in denen er wichtige Funde zu tun hoffte. Seine Haut schien aus vergilbtem Pergament zu sein und seine Aeuglein lugten hinter gewaltigen Brillen hervor.

Als er das Anliegen gehört hatic, jagte er: Aha, einen Nachruf! In fünffüßigen Jamben oder in Segametern? Beide Versmaße sind bei solchen

Anlässen üblich."

Wie? Nicht in gebundener Sprache sollte es sein? Bart, innig, blumig sollte es sein? Vom Frühling sollte viel darinnen vorkommen? Hm, eine schwere Sache, ein ungewöhnlicher Fall! Doch man wollte es versuchen!

Giner war darunter, der trug einen schwarzen, an Sathavina legte ihm die Stiele auf den Tisch. den Rändern gezackten Streifen quer über das veine Weiß gezogen. Bahinger nahm ihn und schnitt ihn funstgerecht zu1. Er verachtete das neumodische Schreiben mit der Stahlfeder.

Er netzte den neuen Kiel mit Tinte und begann zu schreiben. Ei der tausend, mun ging es mit einem Male. Weich und behende glitt die Feder über das Papier.

Da lag der Weiher, von dem eben das dicke Eis weggeschmolzen war und in dem sich nun die zarte Bläne des Himmels spiegelte und wiegte. Rundum in den Auen läuteten so unübersehbar viele Schneeglöckchen, daß es ein fürchterliches Dröh­

nen gegeben hätte, wenn der Schall nicht zum Glück unhörbar gewesen wäre. Auch Dotterblumen waren schon da, wenngleich noch nicht aufgeblüht. Falter taumelten um stäubende Haselnußbüsche, aus dem Birkenhain schwangen sich hundert Finkentriller auf und hoch in den linden Lüften schwammen unbe­Unter der Gänseschar der Traubenwirtin war Als die Gänse vom Weiher heimkamen, trunken Der Dichter August Aemilian Bahringer jaß bei kannte Bögel Rund um den Weiher trieben Stinder eine, die man ohne Mühe aus allen anderen heraus- von Frühlingsglück, wurden die sechs fettesten von seiner flackernden Lampe. Er hatte gewaltigen Tabak. ihre heiteren Spiele, flochten Kränze, sangen Lieder. finden konnte, denn sie trug eine eigentümliche, ihnen geschlachtet. Der Hausknecht stand im Sose qualm erzeugt, der ihn wie treibender Bergnebel Doch einer war nicht mehr unter ihnen, der Helle, gleichmäßige Zeichnung, einen schwarzen Strich, der und schnitt einer nach der anderen die Stehle ab, uniwogte; denn anders konnte er nicht dichten. Aber der Liebliche, der im Sommer hier gespielt und ihr wie ein zweizackiger Strahl vom Rücken nach daß das Blut über das weiße, frischgebadete Gefieder heute ließ ihn auch dieses Mittel im Stich. Gr seine Locken geschüttelt hatte.. beiden Seiten über das weiße Gefieder und über des Halses niedervann. brachte nichts zuwege Schon dreimal hatte er be­die Schwingen bis in den weichen Flaum hinablief. gonnen, doch das Papier immer wieder zerrissen