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8. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Dienstag 10. April 1928.

Die unsichtbare Macht. ben Walzwerfen in Přivoz geliefert

-an beiden profitieren die Herrn um Dr. Es war ein herrlich symbolischer Anblick, Preiß. Die Maschinenfabrik Novatu. Jahn, vergangenen Dienstag nachmittag vor dem die Bratislaver J. Roth A.-G., die Zore der Zivnostenska banka den Metallwarenfabrik Runa, sie ge­Doppelkordon schwer bewaffneter Gendarmen hören zum allmächtigen Zivnokonzern. Eine zu sehen, und nur eines fehlte noch diesem Bild, Telephonleitung wird in einen Neubau ein­um es zum vollkommenen Wappen des Bürger- geleitet, alte Telegraphentabel werden erneuert blocks zu machen: der Pfaffe, der zu Bank und die Zivnobant streicht ihren Profit dabei ein, Gendarm gehört, wie das Amen zum Gebet. benn aud) die" Telegrafia " gehört zu Und doch mag bei weitem nicht allen Passanten ihrem Konzern. bewußt geworden sein, wie sich in diesem Bilde der Sinn des gegenwärtigen Regimes offenbart, wie es der breiten Masse des Volkes ja auch nicht bewußt ist, welche staatsbewegende Macht sich hinter dem Tore der Zivnobant birgt, das ber Bürgerblock durch Gendarmen bewachen läßt.

Die Solo Zünder bringen der Zivno­bant nicht minder Profit als die der meisten che mischen Fabriken und der Fabriken für Erplosivstoffe. Wir brauchen Papier aus der Moldaumühle oder aus der Rosen= berger 3ellulosefabrik und zinjen dabei der Zivnobant. Wenn wir M ch! Ihr meint, die Zivnobant, das jei eben die verbrauchen, das" in der Union " in Osijek größte, mächtigste, fapitalfräftigste Bank des( Kroatien ) vermahlen wurde, wenn wir zum Staates; ihr meint, hier sei ein Geldinstitut Nachtmahl Würste von Chmel essen und ein wie alle andern, nur um einige Millionen Glas Pilsner dazu trinken, haben wir dem reicher. Hier verbirgt sich dem Auge des noiven großen Gößen gedient, denn sowohl die Pilsner Staatsbürgers, der keine Börsenberichte und 2ftienbrauerei als auch die Selch­teine Bilanzen liest, viel mehr. Die Zivno- warenfabrik Chmel oder die Wurst­Stenska banka beherrscht nicht nur den Geld- fabrikin sodice oder die konserven markt, ihr Konzern durchdringt die gesamte fabrit in Kostele in Mähren gehören große Industrie, sie ist an allen bedeutenden zum Konzern der Zivnobant. Aber wenn wir Aktiengesellschaften beteiligt, so daß sie beherr- statt des Pilsners auch nur Tee oder Kaffee ichenden Einfluß auf sie üben kann. Die große von Julius Meinl trinken, enigehen wir Bahl der fleinen Unternehmungen, die durch nicht unserer Pflicht, der Zivnobank zu höherem Schuldknechtschaft ganz in ihrer Hand find, Profite zu verhelfen.

zählt die Bank des tschechischen Finanzkapitals Was wir am Leibe tragen es kommt in ihrem Jahresbericht nicht auf, aber schon zum größten Teil aus den Betrieben des Zivno­die Aufzählung der 60 Aktiengeseilfonzerns. Die großen Mauthnerschen fchaften, die zum Zivnofonzern geertilfabriten, die Cosmans", hören, ermöglicht uns einen Einblick in den die Lobofißer Kunstscidefabrik, gewaltigen wirtschaftlichen Herrschaftsapparat die früher Reichertschen Samt­der Bank. fabriken, die Tertilfabriken Ser­Seit der Bildung der allbürgerlichen Stoalinŋch u. Sohn gehören zum Zivnokonzern. tion im Frühjahr 1926 macht der Staat mit den Wer sich ein Haus baut oder einrichtet, wird 3uderbaronen Geschäfte auf Halbpart. leicht zum Kunden der Zivnostenska. Er braucht Die Steuer auf Zuder steigt und mit ihr auch nur bei der Königinhofer 3ement­der Profitanteil der Unternehmer. Das Kilo- fabrik, bei den West böhmischen gramm Zucker, dessen Herstellungpreis 1.70 bis Saolin. und Schamottfabriken, 2.30 Stronen beträgt, fostet auf diese Weise bei den Rakoniper Seram werk en oder heute sechs Stronen und mehr. Zu den Zucker- bei den Gödinger Ziegeleien seinen baronen, die den Profit einstreichen, gehören Baubedarf zu decken. Aber auch die Möbel auch die großen Zivno- Aktionäre, denn die liefert ihm der Konzernbetrieb Thonet Böhmische Gesellschaft für 3uder Mundus, so wie Schwartkopf ihm industrie, die großen Schoellerschen Schuhe oder Riemen liefert. Zuckerfabriken, die frühere Walter- Und wollen wir eine Reise tun, so zahlen iche Launer 3uderfabrik gehören zum wir auf der Eisenbahn hohe Preise, damit der Konzern der Zivnobank. Ihr zinsen wir mit Staat der Zivnobank Steuerermäßigungen jedem Würfel Zucker, den wir in den Frühgeben kann, auf einem Elbe - oder Donau­stückskaffee, den der Arbeiter in seinen Mittags. Dampfer aber sind wir schon wieder unmittel Taffee gibt. bar dem Einfluß des Zivnokonzerns überant­Wir können nichts faufen und verbrauchen, wortet, der die Schiffahrtsgesell. ohne daß die Zivnobanf dabei ihren Profit einfchaften beherrscht. Lassen wir uns endlich stedte. Ihr meint, es gebe noch große selb. bei der Moldavia Generali oder bei ständige Industrieunternehmungen in der Re- der Sefuritas versichern, so können wir publik? Vielleicht die Berg und Hüttenversichert sein, daß unser Geld dem Živno­gesellschaft? Der Jahresbericht der Zivno- fonzern gute Dienste leistet.

bant berichtet von diesem Konzernunternehmen, Das sind lange nicht alle Betriebe des Kon daß es nach der Verschmelzung mit den Eisen- zerns und in der Preisbildung und im Profit werfen Rothau - Neudef nach voll erschöpft sich nicht der Einfluß der Bant. Ein zogener Rationalisierung das größte Unter- Rehnkonflift bei der Prager Eisen- Ge­nehmen seiner Art in Europa sein werde. Man sellschaft, bei Skoda ,. bei Laurinu.

8um 1. Mai 1928.

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Nr. 86.

An die Arbeiter aller Länder!

Die ungeheuren Opfer an Menschenleben, die wahnsinnigen Verheerungen der Wirt­schaft, die den vier Jahren des Völkermordens zur Last fallen, hatten zunächst auch die hart­herzigsten Vertreter der kapitalistischen Ausbeutung und der imperialistischen Machtgier erschüt­tert. Unter dem unmittelbaren Druck der entseßlichen Katastrophe, erklärten sie sich bereit, den Forderungen der Arbeiterklasse entgegenzukommen. Sie verpflichten sich feierlich, vor allem

den Achtſtundentag und die Abrüstung

auf internationaler Basis zu verwirklichen. Jahrelang wurde erwogen, verhandelt, beraten und immer wieder die Erfüllung der feierlichen Verpflichtungen hinausgeschoben. Im zehn­ten Jahre nach dem Waffenstillstand glaubten die kapitalistischen Regierungen, auch die leß­ten Reste des Schamgefühls abstreifen zu können. An der Spitze der Wort­brüchigen marschiert die konservative Regierung Großbritanniens . Sie hat nach jahrelangem Manövrieren nun offen im Genfer Arbeitsamt erklärt, daß sie die Konvention von Washington über den Achtstundentag,

die die Regierungsvertreter Großbritanniens am 28. November 1919 mitbeschlossen haben, nicht ratifizieren wolle.

War über den Achtstundentag unmittelbar nach dem Krieg wenigstens ein Konventions= entwurf zustande gekommen, so ist die Frage der internationalen Abrüstung noch nicht ein­mal in diesem Vorstadium der Vorbereitung.

Das Scheitern der Seeabrüstungskonferenz

der drei größten Seemächte der Welt und vor allem

das Scheitern der Genfer vorbereitenden Abrüstungskonferenz offenbaren nur allzu deutlich, daß die imperialistischen Regierungen die Zeit für gekommen crachten, um den Gedanken der Abrüstung auch öffentlich zu verleugnen. Es ist den kapitalistischen Regierungen gelungen, durch Verschleppungsmanöver über die kritische Periode des moralischen Druces, den die dampfenden Schlachtfelder auf sie aus­übten, hinwegzukommen. Die Arbeiter aller Länder sind sich dieser Verschlechterung der tat­tischen Situation bewußt. Sie werden die Lehre daraus ziehen, noch enger als bisher die Rei­hen zu schließen, alle Kräfte im gemeinsamen Stampfe ihrer Stlasse zusammenzufassen. Die Geschloffenheit der Aktion muß sich vor allem bewähren

in den großen Wahlkämpfen dieses Jahres!

Sie wurden verheizungsvoll eingeleitet durch die Wahlen in Polen , wo es der sozialisti schen Partei gelang, mehr als eine halbe Million neuer Wähler um sich zu scharen. Am 1. Mai wird bereits das Resultat des gewaltigen Kampfes, den unsere sozialistischen Ge­nossen in Frankreich führen, befannt jein. In Deutschland wird der 1. Mai cin Höhepunkt des Ringens um den Wahlfieg sein. Später wird die Wahlentscheidung in Eng­land, Belgien , Holland und in der Schweiz fallen. In alle diese großen Kämpfe geht die Arbeiterklasse

im Vertrauen auf die eigene Kraft allein.

Eine Welt von Feinden umgibt sic. Aber die Arbeiter wissen, daß der Klärungsprozeß im Innern ihrer Klasse selbst große Fortschritte gemacht hat, daß die Irrungen und Wirrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit immer mehr überwunden werden, daß es in immer höherem Grade gelingt, die Arbeiterklasse zusammenzufassen zur

Einheit in Wollen und Lat.

Die fapitalistischen Feinde wagen es wieder, ihr wahres Angesicht offen zur Schan zu tragen. Die Arbeiter ließen sich nicht einschüchtern durch den gemeinen Spott über den Achtstundentag bei der ersten Maifeier 1890, jie lassen sich ebenso wenig einschüchtern durch den perfiden Wortbruch, der nun für alle Welt offenbar ist.

Die Wahlfiege dieses Jahres werden eine fräftige Antwort sein! Aber das Kampffeld der Sozialistischen Arbeiter- Internationale ist nicht beschränkt auf die Länder, wo Wahlfämpfe stattfinden. Die schwierigsten Ausgaben sind in den Ländern ohne Demokratie

zu erfüllen. Und nicht viel besser steht es

in den Ländern mit Scheindemokratie.

Die größten Opfer bringen die Genossen dieser Länder, um organisatorische Verbindungen aufrecht zu erhalten, um den Wassen in ihrem Lande Aufklärung über die wahre Lage und ihre Aufgaben zu vermitteln, um das Ausland zu informieren über die Greueltaten der Dilta­toren und Halbdiktatoren. Und so gedenken wir am 1. Mai vor allem unserer Genossen in den Gefängnissen und Verbannungsorten und jener, die das harte Los haben, im Eril leben zu müssen. Troß aller Drohungen der Reaktion, marschiert die Arbeiterklasse unaufhaltsam weiter. wächst ihre Organisation und Kampfentschlossenheit. Auf dem

fieht, für weisen Nutzen die Rationalisierung element, bei Donatu, Coin Brünn Brüsseler Kongreß der Sozialistischen Arbeiter- Internationale

im August wird sie sich mit den großen Problemen der Abrüstung und des Milita rismus, mit den entscheidenden Fragen der Kolonialpolitik und des Imperia lismus auseinanderseßen. Dieser Kongreß wird den Fortschritt, den die Sozialistische Ar­beiter- Internationale in der gemeinsamen Attion für die Ziele des Sozialismus in den ersten fünf Jahre ihres Bestehens errungen, zum fräftigen Ausdrud bringen. Die ernste Vorbereitungsarbeiten für ihn sollen getragen sein von der Begeisterung unserer großen Ma festfundgebungen, in den wir demonstrieren:

vollzogen wird. Ihr kauft etwa Stofs von den in den Ringhoffer- Werfen, in den Werken der Ferdinands Nordbahn Mannesmann Werken in Komotau -nun so enigeht hr dem Vampyr nicht, denn wird letzten Endes von den Leitern der Zivno­die Unternehmen der Ferdinands- Nordbahn ge- bank entschieden. Ein unsichtbares Netz ist über hören ebenso zum Živnofonzern wie etwa die den Staat ausgeworfen, wenige Männer halten Böhmische Handelsgesellschaft die Fäden in der Hand. Die Zeit der patri­oder die Poldihütte. Die Maschinen, an archalischen Unternehmer, die angeblich selbst im denen ihr arbeitet. liefert die Böhmisch- Betrieb standen und dem Arbeiter vertraut Mährische Kolben A.-G. Sie und die waren, ist vorbei. Unsichtbar, unbekannt sißen mit ihr in Fusion stehende Firma Breit- in ihren Direktionsräumen, auf ihren Villen, feld u. Daněk gehören zum Machtbereich in ihren Stadtpalais die Herren der Wirtschaft ber Zivnobank! Ihr seht die Tatrawagen durch und dirigieren zehntausende Hände. Der Ar- Gegen die fascistische Realtion! Gegen die tapitalistische Ausbeutung! bie Straßen rollen, Produkte einer großen ein- beiter weiß nicht, für wen er schafft. für wen heimischen Automobilfirma. Wißt ihr auch, er sich racert, für wen er sich in Lebensgefahr daß am Profit der Tatra- Werke die begibt. Aller Profit fließt durch geheime Kanäle Zivnobanfiers beteiligt sind? Ihr kauft Metall. den wenigen großen Besitzern zu, den wahren waren der Firma Moravia. die fleinbäuer- Herren des Staates. Sie haben keine andere

Gegen den Militarismus! Gegen den Imperialismus! Gegen den Krieg!

Für die internationale Festlegung des Achtstundentages! Für das Selbstbestimmungsrecht der Kolonialvölter!

liche Genossenschaft fauft eine Maschine der Funktion in der Gesellschaft, als zu raffen und Für die organiſatoriſche Einheit des Proletariats in jedem Lande

--

ale

Firma Melichar, Umrathu. Co. der zu nehmen, sie arbeiten nicht, sie leiten nicht, Profit der Zivnobanf steigt, denn zu ihrem fie steden mur ein. Denkt sie hinweg und nichts Konzern gehören auch diese Unternehmungen. wird sich am Apparat der Gütererzeugung, aber In einem Neubau werden die Heizungen sehr viel an dem der Güterverteilung ändern! von der Ostrat hergestellt, die Traversen von

und in der Internationale!

Für die nene Gesellschaftsordnung des Sozialismus! Das Büro der Sozialistischen Arbeiter- Internationale.

# 1 thing allod Con 10