Einzelpreis 70 Seller.

Redaktion und Verwaltung: Prag , II., Nefazanta 18.

Telephone: Tagesredattion: 26795, 31469.

Nachtredattion: 26797.

Postschedamt: 57544.

Juferate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.

8. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Störer der Einheitsfront.

Schon wenige Tage nach der Schließung der Stampffront gegen die bürgerlichen Verderber der Sozialversicherung bietet es muß leider gesagt werden das Heer der Kämpfenden durch kommunistische Schuld, ein beschämendes Bild. Nicht als ob die kommunistischen Arbeiter weniger Zorn über den frechen Anschlag auf bas soziale Grundrecht der Arbeiterschaft er­füllen würde, nicht als ob sie weniger als die Angehörigen der sozialistischen Parteien ent­schlossen wären, die sozialen Errungenschaften mit allen Kräften zu verteidigen, dies anzu­nehmen liegt jedem ferne, aber was die kom­ munistischen Führer sich über Geheiß ihrer Moskauer Chefs seit Beginn des Kampfes leisten, wie sie, statt alle Wucht gegen den kapi­ talistischen Selassengegner zu konzentrieren, ebenso wie beim letzten Bergarbeiterstreik, nur daran denken, wie sie ihren Mitkämpfern, den Sozialdemokraten Schaden zufügen, sie in den Augen der Arbeiterschaft verdächtigen, ver­leumben, beschmußen könnten, das dient allem cher als der Stärkung der proletarischen Kampf­reihen, das ist direkt bewußte Störung der Einheitsfront, Sabotage des Abwehrkampfes der Arbeiter­schaft, welche bei den Klassenfeinden helle Freude hervorrufen muß.

-

Freitag, 13. April 1928.

Bezugs Bedingungen:

Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post:

monatlich.

Kō 16.­

vierteljährlich

48.­

99

halbjährig

96.­

ganzjährig.

192.­

Radftellung von Manu­Stripten erfolgt nur bei Ein­fendung der Retourmarken.

Ericheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh Nr. 89.

Attentat auf Bittor Emanuel.

-

Bombenexplosion bei der Eröffnung der Mailänder Messe. Der König unverlegt.- Zahl­reiche Todesopfer und Verwundete.

Angeblich ein Attentat auch gegen Mussolini. Mailand

, 12. April .( SDA.) Sente vormittags um 10 Uhr, furz vor Eröffnung der Mailänder Mustermesse, explodierte auf einem öffentlichen Platz cine Bombe, die von einem Unbekannten neben eine Straßenlaterne gelegt worden war. Vierzehn Personen wurden getötet und etwa vierzig leicht verletzt. Trotz dieses Anschlages eröffnete der König dic Meffe und besichtigte programmgemäß die wichtigsten Stände. Alle anderen Veranstaltungen des Tages, mit Ausnahme eines Galaabendes im Scala­Theater, werden stattfinden. Der Präseft von Mailand hat sofort eine Unter­suchung eingeleitet. Zahlreiche Inspektoren der Sicherheitspolizei find von Rom nach Mailand abgereist. Der Podesta von Mailand hat der Sicherheitspolizei cinen Betrag von 100.000 Lire zur Verfügung gestellt als Entlohnung an diejenigen Personen, welche Angaben machen, die zur Ergreifung des Täters führen. Lugano

, 12. April .( SDA.) Dem ,, Gorriere del Ticino" wird aus Como gemeldet: Auf der Eisenbahnlinic, welche der Zug mit dem nach Rom zurück­fehrenden Ministerpräsidenten Mussolini passieren sollte, entdeckte man vor der Durchfahrt des Zuges eine schwere Explosivbombe, an welcher ein Draht befestigt war, der von einem in einem Versted liegenden Manne gehalten wurde. Der Mann wurde festgenommen. Berlin

, 12: April .( Eigenbericht.) Wie aus fand, sondern schon Montag, insgeheim Mailand gemeldet wird, ist der König nur durch Wailand per Auto verlassen hat. einen 3ufall dem Attentat entgangen. Wären

fes der Auseinandersetzung von Arbeitern und Unternehmern, sondern eine Frage polizeilichen Charakters. Die Regierung befiehlt den Lohn­abbau, die Arbeiter haben ihn zu akzeptieren. Die sinkenden Löhne bei gleichzeitig steigenden Preisen ließen längst das industrielle und Landproletariat furchtbar verelenden. Aber auch die Bauern wer­den durch die Steuern über die Maßen gepreßt, die Industrie selbst kann ihren Profit nicht unge­stört verzehren, ihr Kapital nicht nüßlich anlegen, denn der fascistische Staatsapparat, die Armee, die Miliz, die Polizei verschlingen Ünsummen.

Vor Monaten famen die ersten Nachrichten über Unruhen und Demonstrationen in den Landstädten. Vor kurzem wurde neuerlich über Demonstrationen berichtet, die trotz allent polizeilichen Druck stattfanden. Mussolini will, um seine Herrschaft gegen alle Fährnisse zu schüßen, das Parlament beseitigen, die leiste Möglichkeit eines, sei es auch noch so schwa­chen, Protestes unterbinden. Man sprach davon, daß der König sich der Beseitigung des Parla­ments widersetzt, daß der eidbrüchige Regent sich -wahrscheinlich nur aus Furcht vor dent Kom­menden weigert, den letzten Schritt zur Vollen­dung des Verfassungsbruches zu tun. Es hieß, Biltor Emanuel werde eher abdanken, als weiter nachgeben. Warum sollte der Fascismus seine

Die Kampfaktionen der Arbeiterschaft haben fehr wirkungs- und verheißungsvoll eingesetzt, sie haben das ist schon seit ihr unbestrittener Erfolg in das bürgerliche Lager Verwir er und fein Gefolge zur bestimmten Stunde am Es fann sich auch bei dem Mailänder Atten Methoden nicht auch auf den Stönig erstreden? rung hineingetragen, da halten es nun die kom Messe- Eingang angelangt, so wären sie von der iat auf Stönig Bittor Emanuel um ein anar- Es ist bei der Lage der Dinge nicht ausgeschlossen, folge zur beſtimmten Stunde am munistischen Führer für angezeigt, unter Ent explodierenden Höllenmaschine getroffen worden. di stisches Unternehmen handeln, wie daß dieses Attentat von Fascisten ausgeht, daß es faltung ihrer sattsam bekannten Theaterkünfte Diese war in eine Straßenlaterne einmontiert und jie gerade in Italien nie eine Seltenheit waren. Wirrwarr stifien, durch einen Thronwechsel die zum Gaudium der in die Enge getriebenen mit einem Uhrwerk versehen, das fie um zehn Uhr ist doch der Vater und Vorgänger des jetzigen letzten Wachtfragen aufrollen oder auch nur den bürgerlichen Parteien wieder einmal das trau zur Erllosion brachte. Die 16 Toten und 40 Königs das Opfer eines politischen Mordanschla König einschüchtern sollte. Mussolini muß einem rige Schauspiel des proletarischen Bruderkriegs Berlebten, von denen noch einige an ihren ges geworden, obwohl König Sumbert sich poli- friedlichen Thronwechsel mit ähnlichem Bangen aufzuführen. Unter den Regierungsparteien be- Berlegungen sterben dürften, gehören zum größ- tisch nie in der Weise exponiert hat wie sein entgegensehen, wie einſt Bismard; soll er den stehen nicht unwesentliche Differenzen über die ten Teil zu den wachehaltenden Trup- Sohn. Das Zusammentreffen von mancherlei Apparat, den er für sich geschaffen, einem jungen, Sozialversicherung, aber nach außen wah- pen und zum Teil auch zu den Schaulust i Umständen läßt es aber nicht ausgeschlossen er unternehmungsluftigen Sönig ausliefern? Stürz ren sie lasiensolidarität, ein Be- en, die gerade am Eingang dicht gedrängt scheinen, daß die Bombe von Mailand nur das lich hat Mussolini sich fürstliche Ahnen, machen" standen. Symptom einer stärkeren sozialen lassen; man deutete das sicher nicht mit Unrecht griff, der den kommunistischen Führern leider ganz abhanden gekommen ist, sonst würden sie Sofort nach dem Attentat wurden die interrschütterung ist, die Italien in den letzten als den ersten Schritt des Duce zum Thron. Viel Monaten erfaßt hat. leicht sollte das Mailänder Attentat der ihre vom schäbigsten Agitationsbedürfnis ihrer nationalen Telephongespräche ge­Die Wirtschaftskunst des Fascismus, vor zweite sein. Partei diftierte Hetze wenigstens ein weniger sperrt; erst um zwei Uhr, nachdem das offizielle Jahren mit dem großen Bluff der Lira- Stabili Es ist aber ebenso möglich, daß aus den schamhaft betreiben. Wir haben im Interesse Rommuniquee erschienen war, wurde der Draht fierung einsehend, ist heute auf einem Punkte an empörten Boltsmassen der Ruf des der Einheitlichkeit des Kampfes diesem Treiben, wieder freigegeben. Die zur Grenze gehenden gelangt, über den hinaus es kaum mehr ein ge- Protestes in der Gestalt mörderischer Bomben von dem sich seine Arrangeure noch überzeugen Expreßzüge wimmeln von Geheimpolizisten, die buldiges Ertragen der von Staats wegen angekommt, da alle anderen Jufe erſtiden. Es ist sehr werden, daß es ihnen nicht den geringsten alle Reisenden scharf überwachen. ordneten Ausbeutung gibt. Zu wiederholten leicht möglich, daß diese Bombe einen revolu Malen wurden die Löhne der italienischen Arbei- tionären Versuch, allerdings einen hoffnungslosen Nußen bringen wird, lange genug geschwiegen, Zu dem vom ,, Corriere del Ticino" gemelde ter generell abgebaut. Ein zehnprozentiger Lohn Versuch darstellt. Die Antwort auf ihn wird länger zu schweigen, wäre Verrat an den In- ten Attentat auf Mussolini erfährt man, daß abbau für die gesamte Industrie das ist ja in schärfere Unterdrückung sein. Das Attentat wird, teressen der Arbeiterschaft. Mussolini sich gar nicht in diesem Zuge be- Italien keine Frage des gewerkschaftlichen Stamp- woher immer es komme, Mussolini nur Gelegen­Die Führung des Kampfes gegen die De- M molierung der Sozialversicherung liegt in den gelder weit erfolgreicher verwendet. Wieder ein- unaufhörlich raten, um diese dann, wenn sie ihren wollien: selber nahmen sie nicht das geringste Händen eines Ausschusses der Gewerkschafts - mal beweisen die Jünger und Streaturen der Parolen nicht folgen wollen, des„ Verrates" ijito auf sich, spielten vor der Arbeiteröffent­zentralen, in dem auch die kommunistischen Ge- Moskauer Wachrhaber, daß ihnen die wirt zu bezichtigen. In feinem einzigen Falle haben fichkeit ein paar Tage hindurch die Ueberradt werkschaften vertreten sind, und niemand wird lichen Interessen der Arbeiter sie noch gezeigt, was sie selber tönnen, aber an- falen und konnten schließlich noch die„ Refor sagen können, daß die Führung irgendwie ver- schaft Soller sind. Sozialversicherung, beren Ratschläge zu geben, darin sind sie groß. misten" der„ Savoiage" des Kampfes verdäch jagt, daß sie unter richtiger Einschägung der soziale Rechte, Besserung der Lage der Arbeiter Die Enttäuschungen, die sie sich bei den Ver- tigen. Alles in den Räumen des Politbüros tatsächlichen Machtverhältne die Sträfte der immer war dies alles nur der Vorwand für suchen geholt haben, die sozialistischen Arbeiter sehr schlau ausgedacht bleibt nur noch die Arbeiterschaft nicht richtig eingesetzt habe. Aber die kommunistischen Parteigeschäfte. Auch jetzt kommandieren zu wollen und sie in ihre Neße Frage offen, wo die dummen Gimpel sind, die che noch die Kämpfe begonnen hatten, ging denken die kommunistischen Drahtzieher nur einzufangen, halten sie nicht davon ab, ihr Sto- auf solchen weithin riechbaren Leim fliegen. schon das Lizitieren der kommunistischen Pa- daran, wie sie den gemeinsamen Abwehrkampf mödienspiel fortzusetzen. Wie besessen schreien Selber erklärten die kommunistischen Führer, rolenschmiede los und gleichzeitig auch das Ver- gegen die Bürgerregierung dazu ausnüßen fönn sie, der Kampf müsse gesteigert" werden und daß der Generalstreif nur ein demonſtrativer dächtigen der„ Reformisten ": Arbeiter, glaubt fen, um durch Besudelung ihrer Verbündeten die Arbeiter müßten sich von den sozialistischen und zeitlich begrenzter sein fönnte, dennoch bil­den Reformisten nicht, sie wollen feinen wirf den immer mehr in Mißkredit geratenden Ruf Führern emanzipieren, denn diese seien darauf den sie sich ein, es würden sich Arbeiter finden, lichen Kampf, sie wollen die Massen nur ein- ihrer Partei neu aufzubügeln. aus, sie was denn sonst! zu verraten. die es glauben, der Bürgerblock wäre heute schläfern! Arbeiter, kämpfen will nur die kom- Gestern ist zur Unterstützung dieses Tuns Schade um die viele schöne Druckerschwärze, die schon zur Strecke gebracht, wenn es nach dem munistische Partei! Und seither geht das Ge- die Zentrale der SPC.( Sommunistische Partei auf diese fruchtlojen Verdächtigungsversuche ver- Stommando der Weisen im Politbüro gegangen schrei der Jahrmarktrufer ununterbrochen fort: der Tschechoslowakei ) mit einem eigenen Aufwendet wird! wäre. Selbstverständlich kann der Generalstreik

Verrat droht dem Stampfe! Der jeßige Stampf ruf Von den Worten zur Zai!" aus- Eines allerdings muß man den Stalinisten ein wirksames Wittel sein, und die soziali­ist den reformistischen Führern nicht ernst! Die gerüdt. Es ist das alte Schema F, nach zugestehen: sie sind Meister der Verdrehung, stischen Parteien werden nicht davor zurüd­Reformisten wollen den Stamps nur benüßen, dem das Machwerk verfaßt ist. Aus dem und so verstehen sie es, sogar ihre Blamagen schrecken, sich seiner im gegebenen Augenblicke um ihre Aufnahme in die Regierung zu er- Phrasengetöse soll die Arbeiterschaft wieder ein- in den Dienst ihrer strupellojen Demagogie zu zu bedienen, aber es ist gewissenlos, mit dieser zwingen! mal die Meinung gewinnen, daß die soziali- ftellen. Um bei den gemeinsamen Demonstra Waffe Schindluder zu treiben. Steigerung des Früher gründeten und unterhielten die stischen Parteien fein sehnlicheres Verlangen tionen die Sozialdemokraten zu übertrumpfen, Stampfes" das darf doch nicht bedeuten, alle Scapitalisten eigene zentrale Verleumdungs- haben, als den Kampf gegen die Novelle zur gaben sie die Weisung aus: Am 11. April ist Munition zu verbrauchen, damit dann, wenn stellen zur Bekämpfung der Sozialdemokratie. Sozialversicherung abzuwürgen, wobei sich die Generalstreif! Selber trafen sie dazu nicht die die Verhältnisse wirklich eine Steigerung des das haben sie heute, wenigstens seit Gründung Stalinisten einem P. T. Publikum gleichzeitig geringsten Vorbereitungen, und es fiel ihnen Stampfes notwendig machen, alle Stampfmittel der kommunistischen Partei, nicht mehr nötig, als die wahren Einheitsfront- Lamperln und nicht ein, wenigstens in jenen Gebieten, wo verbraucht sind und die Bourgeoisie sich ins denn die kommunistischen Führer besorgen das richtiggehenden Revolutionäre in Empfehlung sich die Mehrheit der Arbeiterschaft in ihrem Fäustchen lachen kann.

im übertragenen Wirkungskreise und dabei bringen. Bisher haben sie ihrem revolutionären Schlepptau befindet, der Losung Rechnung zu Die Verdächtigungsversuche der kommuni­noch viel besser. Zur Gründung und Soutenie Phrasengebimmel noch nicht eine einzige Tat tragen. Der 11. April kam, aber da die soziatischen Führer werden vergebliche sein, die ge­rung solcher Zentralstellen, wie es beispielsweise folgen lassen, und auch die Million Stimmen, liftischen Parteien keine Lust hatten, nur des famte Arbeiterschaft aber wird aus diesen neuer vor dem Kriege der bekannte Reichslügenver- die sie bei den letzten Wahlen auf ihre Standi- halb, weil die kommunistischen Konfusionäre es lichen Erfahrungen, die sie mit den kommuni­band in Deutschland war, brauchen die Kapita- daten vereinigten, hat sie nicht dazu bewegen so wollten, alles Pulver vorzeitig zu verstischen Bankerotteuren macht, die nötigen listen nicht mehr ihre eisernen Kassen zu öffnen, fönnen, diese Million zu jenen Stämpfen zu schießen. blieb die Parole der Moskowiter un- Lehren ziehen. dafür werden heute die sowjetrussischen Staats- führen, in die zu gehen sie den Reformisten" erfüllt. Aber das war ja gerade das, was sie