Sonntag, 15. April 1928.

In der Luft- Droschke.

Von Phönig.

Während der letzten zwei Jahre hat sich die deutsche   Zivil- Luftfahrt in wahr baft erstaunlicher Weise entwickelt. Und doch stehen wir erst am Anfang einer Periode, die in absehbarer Zeit von der Bode n fahrt zur Luftfahrt führen muß. Es wird der Tag tommen, da das Flugzeug und das Luft­Schiff in noch stärkerer Weise. dem Personenver­ehr Sienen werden als heute die am Boden haf­tenden und in ihrer Verkehrstechnik komplizierten Bahn- und Autolinien.

kehrs, durch die Fortschritte der Technik, vor allem auch des Motorbaues, stetig verringern. Maßgebend für eine rasche Entwicklung des Luftverkehrs ist

1. das Verschwinden der Bedenken gegen die Luftreisen und

größten Teil der Bevölkerung aus. Das Flug­zeug hat in seiner bisherigen Entwidlung gezeigt, daß es durch Schnelligkeit, Bequemlichkeit, Rein lichkeit, Schönheiten der Reise und viele andere hien Teil des Berlehrs von der Bodenfahrt zur Vorteile alle Eigenschaften besitzt, um einen gro= preise auf den Eisenbahntarif II., ja III. Stlaffe Luftfahrt überzuführen. Sind erst die Fahrt­Streise der Bevölkerung zu privaten und geschäft Schnellzug herabgesetzt, dann werden weite lichen Reisen in heute noch vollkommen ungeahn­

2. die Verbilligung der Beförderungstarife für Personen, Fracht und Post im Flugverfehr. tem Maße zum Luftverkehr übergehen. Durch die Schnelligkeit und Sicherheit der Jept im Anfangsstadium der Gesamtentwick Beförderung hat es die Luftfahrt verstanden, in lung wirken die großen Kosten der Bodenorgani- fürzester Zeit auch ihren Fracht( zumeist Pa sation, Flughäfen sowie Sicherung der Fluglinien fete), Post- und Zeitungstransport im Inland­Welche weitgehenden Möglichkeiten aber dem durch Signalwefen usw., Kosten zur Anschaffung und Auslandsverkehr außerordentlich schnell zu Sport durch Kleinmotor- Flugzeuge geboten sind, und Unterhaltung von Flugmaschinen, Gehälter heben. Weite Reisen, die früher Wochen dau­das zeigte eben jetzt wieder die mit einer 30 PS.- der Angestellten usw. noch stark hemmend auf die erten, werden heute bis nach entfernten Gebieten Sportmaschine in 16 Tagen von London   bis Möglichkeit zur Senkung der Tarife. Hier muß wie Aegypten  , Türkei  , Persien   und Indien  , bis Port Darwin in Australien   durchgeführte Fahrt unter Mitwirkung des Staates, der Länder und Marotto im Westen, Turkestan   und Sibirien   im des australischen Fliegers Sinkler. In Kolo- der Kommunen baldigst ein Weg zur Lösung ge- Often in wenigen Tagen zurückgelegt. nialgebieten, so z. B. in Ostafrika  , wo der funden werden. Schon im Feber vorigen Jahres Mangel an guten Straßen ein dauerndes und wies Professor Junkers in einem Vortrage zu vorteilhaftes Benutzen von Autos überall im Hamburg   auf die unbedingte Notwendigkeit einer Lande nicht zuläßt, haben sich in der Tat schon Senkung der Tarife, vor allem für die Passagier eine ganze Reihe von Farmern und Beamten| beförderung, hin. Flugzeuge für ihre Privatzwede zugelegt. Außer­ordentlich wertvoll für die weitere Entwicklung dem Eisenbahntarif der 1. Klasse. Das schaltet Heute liegen die Fahrtpreise nur wenig unter des Luftsportes und der Kleinflugzeuge sind die natürlich die Benutzung des Luftweges für den alljährlich in verschiedenen Ländern, so z. B. bei uns auf der Wasserkuppe   in der Rhön  , stattfin denden Segelflüge. Was Lilienthal vor Jahren mit primitivsten Mitteln bei Berlin   im Segelflug begann, ist heute noch für die Entwicklung der Luftfahrt überhaupt von größter Bedeutung.

Mufit in Farben.

Gebiete der zusammenhängenden alten Landmasse Die Zeit ist nahe, da nicht nur die einzelnen Europa  - Asien  - Afrika   bis in die entferntesten Orte durch regelmäßige Linien der Luftfahrt ver bunden sind, sondern das gleiche auch durch die Bezug auf Amerifa und Australien   zur Tatsache weitere Entwicklung des Transozcanfluges mit geworden ist.

im

Genoffen!

In

Seite 5.

Senoffinnen!

jeber Betriebsversammlung, jeber evertschaftsversammlung, jeber Genossenschaftsversammlung, jeber Wählerversammlung. jeder Frauenversammlung, jeber volitifchen Versammlung. jeber Beriammlung oder Sibung einer proletarischen Organisation follt Ihr für die

fozialdemokratische Parteipreſſe

intensivite Werbearbeit leisten

durch Spanien   in der humoristisch empfindsamen Ge staltung der besten Vorbilder. Die Reise geht durch alle bekannten und berühmten Bläge, aber es wird fein Wort von dem wiederholt, was jeder erzählt. verzerrenden Spiegel, der uns neben dem Lande nicht Die ganze Welt fängt sich in einem ein flein wenig zuletzt den Verfasser kennen und lieben lehrt.

Mit der

Otto" Neurath  . Schriftenreihe Neue Menschen". ,, Lebensgestaltung und Klassenkampf." Von Dr. Laubsche Verlagsbuchhandlung G. m. b. H., Ber 152 S.( Pres fart. 2.50 Mt., Leinen 3.50 M.) E. lin W 30 Die Kritiker der bürgerlichen Lebens und Gesellschaftsmoral, die den Widerspruch zwischen viervortrage die Verbindung des Tones und der privaten Lebensführung und den offiziellen Sit­der farbevermittelnden Glühlampe erfolgt auf tengefeben angreifen, scheitern immer an der Tat­Die Licht und Farbentheorie in cleftrischem Kontafnvege erg bt fich daraus fache daß sie ihn nicht als Notwendigkeit aus der der Musik ist keineswegs neu. Die ersten Wer ein stetig und bunt wechselndes Bild verschie wirtschaftlichen Grundlage der Klassenordnung er­Die Autofahrt und der Autosport haben vor suche, den Eindruck musikalischen Sörens mit der denſter Farbentöne und Farbenmischungen, das fennen. Sie wollen verbessern, was ausgerissen wer­allem nach dem Kriege einen wahrhaft foloſſalen bilolichen oder optischen Darstellung der Must infolge der verwendeten farbigen Glühlampen den muß, wenn ihre jintliche Forderung der lleber­Aufschwung durchgemacht. Kommt doch in den zu verbinden, liegen viele Jahrzehnte zurück; alle reich an bizarren Formen ft. Ein einheitlia es, einstimmung von offensichtlicher und privater Lebens 11. S. A. mit 117 Millionen Einwohnern und zenische Mujit, der muſitalisch- illustrierte Film die Grundstimmung des Vortragsstückes oder moral ſich verwirklichen soll. Dr. Neurath will in mehr als 25 Millionen Autos je ein Wagen auf vor allem gehört in das Kapitel bildlich darge- felbst nur einer fleireren mujifalijden Phrase feinem neuen Buche zeigen, welche Möglichkeiten vier Personen der Bevölkerung. Aber mit der stellter Musik. Neueren Datums ist die spezielle festhaltendes Farbenbild wird daher niemals er- dem Sozialisten sich schon in der kapitaliſtiſchen   Ge­Zunahme an Zahl und Geschwindigkeit im Auto- Farbentheorie in der Musik. Nach ihr sollen bezielt. Wird auch vorläuf g auf mechanischem Wege sellschaft bieten, feine Lebensgrundsäge troy dem so­verkehr ſind auch in verstärktem Maße die Ge- timmte Tonarten bestimnite Farbenwirkungen niemals zu erzielen sein, da die vielfache Mehr- ziologischen Zwange der kapitaliſtiſchen   Wirklichkeit fahren der Straße gewachsen. Sie wurden durch auf den Hörer haben; C- dur soll etwa weiße Ein- deut gleit der einzelnen Töne ihre einmalige zu erproben und zu befeſt gen. Die wichtigſten Pro­die vielen, recht häufig noch fomplizierten Vor- drücke hervorrufen, A- dur rote usw. Der ruſs ſchem Effekte bei dem Farbert av ere Besánefs her Friede. Rationalisierung. Religion, Erziehung usw. farbenmäßge Fixierung nicht zuläßt. Was also bleme der Zeit- Gemeinschaftsleben, Ewiger schriften der Verkehrspolizer nicht durchwegs be- Komponist Scriabin   hat in noch jüngerer auskommt, ist ein immerhin sehenswertes Sale-- weiden in ihrer Bedeutung für die Bildung des hoben. Man ist nun so weit und beginnt in Zeit eine eigene Tonleiter in Farben dostop im großen, eine technisch fünferische neuen sozialistischen   Menschen sowohl wie in ihrer Deutschland   mit dem Bau besonderer Auto- aufgestellt. Aber schon bei dieser grund äßlichen Spielerei ohne praktischen Wert, ohne Wert vor Bindung an die gegenwärtige Gesellschaftsordnung ſtraßen, um die dem Autofahrer überall drohenden Farbenlehre in der Musik haben sich in der In allem für mus talische Aesthet t' weil der eing gunterincht, mitten hinein gestellt in den Kampf der Gefahren herabzumindern und den Gesamtver- dividualität des Hörers liegende Widersprüche er maßgebenden persönlichen Auffaffung des mufi Massen, der ihre Aktualität beſtimm: fehr vor allem durch Umgehung der großen geben; Tonarten, die dem e nen Hörer helle Farfalischen Hörers Zwang ang: an und die fubjektiv Sonde der margistischen Wertung aller Werte legt Städte zu entlasten. Eisenbahnen und Straßen benenbrüde erwedten, wirfien auf einen anderen mit Brücken, Tunnels und vielen anderen Spe dunkel, und umgekehrt; auch die Farbenitala Serempfundenen Farbenföne eines einzelnen auf- Neurath   Hintergründe und Bedeutung seiner The­zialanlagen toften im Bau und in der Unterhaljabins wurde von anderen anders gesehen und oftroiert werden. Musikalischer Mittler diefer pro- men bloß um den überzeugenden Nachweis zu füh lung riesige Summen. Der Bodenverkehr vor anders angeordnet. Ebenfalls neueren Datums blematischen Farbavier- Sonzertes war der ren, daß ihre Lösung zwar jetzt vorbereitet wird allem auf den Straßen innerhalb und außerhalb ist die Theorie der Farbenwirkung der Must in ausgezeichnete und für Neuhe ten der Klavier durch den proletarischen Klaff lampf, aber erfolgen der Städte ist in dauernd wachsendem Maße mit Form bildlicher Eindrüde, als Ornamente, Far- funst immer begeistert emiretende Prager   Mei- fann erst in der sozialistischen   Gesellschaft felbft. großen Gefahren verbunden. benlinien, Farbenfreise, Landschaftsbilder uw.sterpianist Ervin Schulhoff  : fein Vor- Das Dienstmädchen Germinie Lacerteur." Bon Umgekehrt liegen die Dinge bei der Luft- Es fahrt. Trotz dauernder Vermehrung in der Zahl lichkeit von bildlichen Farbeitragsprogramm bestand durchwegs aus Kom- En J. de Goncourt 284 Seiten.( Pres bro­den der Scriabins, wie schon E. Laubsche regelmäßiger Flugverkehrslinien und täglich aus Musik auf eine Engländerin die Rede war, der wähnt, in der muffalis en Farbentheorie be- Berlagsbuchhandlung& m. b. H. Berlin   23 30. geführter Verkehrsflüge nimmt dank der Fori beispielsweise Wagner'sche Must unangenehme wanderten russischen Tons. Den einfüb. Dieser Roman des Dienstmädchens Germinie acer­schritte unserer Technik die Gefahr im Luft Farben und landschaftliche Bilder auslöfte und renden Vortrag zu dem Konzerte helt eux, in Frankreich   1865 erichienen, ist in doppelter verfehr immer mehr ab. Sie ist tatsächlich auch, die beim Sören verschiedener Musik verschiedener Architekt Besánek mt hlbänd ger Verspänsicht von Bedeutung. Die scharfsichtige Realistir blbündiger tros leider noch vereinzelt vorkommender Un- Komponisten verschiedene schöne oder käßl che tung felbst: da er weder Reduer noch Musiker der Darstellung wie ihre Erprobung an einem pro­fälle, viel geringer als im Bodenver- bildliche und Farben- Eindrücke hatte. lieberall st. erfuhr man wenig oder gar nichts. E. J. letarrschen Menschen verleihen ihm den Charafter tehr. Als die ersten Dampfer und später die aber. wo bisher von Farbenwirkungen in der einer Ausnahmestellung in der modernen Literatur. ersten Eisenbahnen auffamen, fonnten sich werte Musik gesprochen wurde, waren sie an das Wie hier die dumpfe Triebhaft gkeit eines dienenden Kreise zunächst nicht an diese vielfach als gefähr Individuum gebunden und konnten nur Weibes, das sein Bestes, sein Liebesempfinden, an lich bezeichneten Verkehrsmittel gewöhnen. Noch subjektiv erklärt werden. einen Unwürdigen verschenkt und sich für hn und Jahrzehnte hindurch ging mancher Landbewohner Das Farben Klavier des Prager   Die spanische Reise." Von Wilhelm Schuein nd zu Tode arbeitet, immer in der Furcht vor aus Gründen der Sicherheit zu Fuß den weiten tschechischen Architekten 3. Pešanet, das en. Ein neuer Schelmenroman und ein halber. Entdeckung und der Schande", in einem Seelen­Weg in die Stadt. Heute sind Dampfer, Eisen am Freitag im Smetanasaal d's Repräsentations In Ganzleinen gebunden 7 Mt. Verlag von Adolf gemälde von marternder Craftheit aufgerollt wird. bahn, Straßenbahn und Auto zu alltäglichen hauses einem im höchsten Maße interessierten Bonz u. Comp in Stuttgart  . Der Humor geht ist von erschütternder Gewalt. Die Welt von da­Verkehrsmitteln geworden, bei deren Benugung Publiftum als Sensationsneuheit vorgeführt eigene Wege De Heiterfeit und das schnurrige mals wußte nicht daß es solche Tragödien im vier­nur noch selten jemand den Gedanken an dro- wurde, versucht die Farbenfrage in der Musik Schwabentum Schussens ist zu bekannt, um ernent ten" Stande überhaupt gab Mit jeltsamen Emp hende Gefahren hat, trobem allerdings in objektiver Weise zu lösen; indem den darauf eingehen zu müssen. Sier nun zeigt sich die findungen best man heute die Entschuldigung, die die Gefahren der Bodenfahrt dau- einzelnen Tönen des Klaviers bestimmte, sfalen- Eigenart des Dich: ers in einem ganz neuen Ge- die Brüder Goncourt ihrem Buche mit auf dem Weg ernd zunehmen. mäßig aufgebaute Farbennuancen zugewiesen wande Die spanische Reise st in ihrem ersten Teil caben:... Die niederen Stlassen haben ein Recht, Die gleiche Entwicklung wird sich auch bei werden, die wieder in einzelnen Teilkomplexen eine moderne Detektivgeschichte. in der es von Welt daß man sie in einem Roman schildert, sie dürfen der Luftfahrt zeigen. Da aber der Weg oben im best mmten Grundfarben untergeordnet sind: die jumtseglung, Rinoaufnahmen, Fassadenflotterern, jelt von den Schriftstellern nich mehr schweigend über­Raum hindernislos ist, so ist an eine Zunahme letzteren sind im Distant am hellsten, werden samen Verwechslungen, von Liebe und Eifersucht gangen werden..." Der Roman des Denstmäd der Gefährdung nicht zu denken. Sie wird sich gegen die mittleren Klaviertöne zu jatter und wimmelt. Der zweite Teil schildert die wirkliche chens Germinie Lacerteur hat das Proletariat zuerst vielmehr, trotz größter Steigerung des Luftver- find in den Baßtönen am dunkelsten. Beim Kla- Reise dreier Schwaben durch das Land der Jugend, für die Literatur erobert.

Francisco Goya  .

Literatur.

den italienischen Malern, die er während zweier für einen Hofmaler. Zwar hatte schon fast fünfzigstes und kühnstes Werk Los desastres de Jahre in Rom   studieren sollte, viel lernen. An- Jahre früher der Engländer Hogarth die la guerra  " Die Schrecknisse des Krieges". statt die alten Meister zu fopieren, ging er seinen| fatirische Pe.tsche über die Later seiner Umgebung Der Sozialrevolutionär verwandelt sich hier in Zu seinem 100. Todestag am 16. April. Rauf- und Liebeshandeln nach. Einmal fand man geschwungen. Aber der war Bürger einer par den Paz sten. Vor ihm gab es nur schüchterne Die Spanier   stehen uns Deutschen   im Cha- ihn mit einem Dolchstich im Rücken auf der lamentarisch regierten Nation gewesen. Goya   und vereinzelte Versuche, den Krieg von seiner rakter ihrer Stunst näher als die Italiener. Ihre Straße liegen. In Saragossa   verdingte er dagegen gehörte einem Volte an, das zugleich in scheußlichen Seite zu zeigen. Der Lothringer  Wiyſt.k, die sich so reizvoll mit ihrem Sinn für sich, ein Rese an Kraft, als Stierfechter, weil er mittelalterliche Pfajfenherrschaft und in ſtarrsten Jacques Callot eva hatte die Wifères die Wirklichkeit paart, und daneben ihre Vorliebe fein Reisegeld besaß. Das ist ihm später, als er Despotismus verſtrict war, also in ein Bündnis de la Guerre", das Elend des dreiß gjährigen für grotesten Humor das sind Eigenschaften, seine Stierfämpfe" radierte, zugute ge- der Monarchie mit der Kirche, das unangre: ftar Krieges, mit der Radiernadel gestreift. Was die an verwandte Saiten in unserer eigenen Kunst kommen. jchien. Nicht ein Hauch des bürgerlichen Geistes, Goya   macht, geht weit über diese winzigen Blät antlingen. Ihre bemalten Heiligenfiguren aus Aus dem gärenden Most wurde ein herrlich der in Frankreich   ja, selbst im rückständigen ter hinaus. Das sind Schilderungen, die auch dem 17. Jahrhundert sind so unmittelbar und flarer Wein. Seit 1774 lebt Goya   in Madrid  , Deutschland   zu spüren war, wehte im Mutter ein Otto Dix   und Georges Grosz   nicht über hinreißend menschlich, wie es die italienische wird Akademiedirektor und Maler des Königs" lande der Inquisition  , die noch immer wie in den bieten können. Nicht, daß etwa die Franzosen als Plastik nie ist, und ihr größter Kirchenmaler also eben das, was ehemals der große Velas- Tagen Philipps II. Schergendienste für Thron die Bösewichter angeprangert wären: über nation Murillo hat sich für die schmutz gen Straßen- quez gewesen war. Er führt kirchliche Aufträge und Altar leistete. Um dieser Inquisition zu ente nalistische Vorurteile erhaben, bekämpft Goya   den jungen ebenso warm interessiert wie für seine aus, aber ohne viel Liebe. Weit mehr Freude gehen, wählte Goya   dunkle, ja irreführende Titel Krieg als solchen, die Menschenschlächterei als den Madonnen und Heiligen. Selbst der Hofmaler machen ihm die Szenen aus dem Volksleben, die für seine fatirischen Blätter. Diese Blätter selbst größten Schandfleck der Menschheit. Velasquez   hat es nicht verschmäht, die Arbei- er auf 45 Startons als Vorlagen für die königliche führen jedoch eine kaum mißzuverstehende Die Regierung König Ferdinands V., der terinnen der madrider Teppichmanufaktur zu Teppichmanufaktur ausführt. In diesen Idyllen Sprache. Die Unwissenheit und Liederlichkeit des gar nichts Gif geres zu tun katte, als nach dem porträtieren. lebt etwas von der Grazie. des französischen   Klerus, der sich auf Kosten des ausgepreßten Abzuge der Franzosen   die Inquisition   wieder Wenn also Francisco Goya  , der Nach- Rotoko. Aber daneben malt Goya   Heren- und Voltes gute Tage macht, personifizieren Geschöpfe einzuführen und die Pfaffen wieder in den Sate fömmeling der klassischen Malerei Spaniens  , die Teufelssput namentlich für sein Landhaus. in Kutten, die mehr Tier als Mensch sind. Der tel zu heben, mertte wohl, auf wen Goyas An­fleinen Leute und ihre Sorgen in den Mittel- Diese Dinge haben nichts mehr von akademischer Adel, der so ungeheuer stolz auf seine Ahnen ist, griffe zielten. Man bedeutete ihm, er habe die punkt seiner Stunst stellt, so fällt er damit feines Mätte, so wenig wie Goyas Bildnisse, die ihren erscheint in Efelsgestalt. Ein riesiger Efel mit Verbannung oder das Schafott verdient". wegs aus der nationalen Ueberlieferung seines Modellen, selbst der Königsfamilie, nicht das ge- Sporen an den Husen hockt auf dem spanischen war höchste Zeit, daß er verschwand. In Bor= Voltes heraus. Das Jahrhundert freilich, das ringste Zugeständnis machen. Bauern, der unter der unsinn gen Last zusammen­zwischen dem Tode Murillos und dem Hervor­Der Künstler führt ein fürstliches Leben und bricht. Auch der grauenhafte Aberglaube des treten Goyas liegt, ist fünstlerisch unfruchtbar ge- hat eine Herzogin zur Geliebten. Aber seine Kunsi Volkes, das Gehenkien das Geh ausbricht a wesen. Flaue Nachahmung italienischer Atabe- geht ihm über alles. Er sieht sein Vaterland Talisman gegen Krankheiten, wird in den Ca­miker war in dem Lande das doch selber den bluten und leiden, und er muß zur Radiernadel prichos" gegeißelt. Italienern in Jusape de Ribera den Erneuerer greifen, um die Wißstände seiner Zeit anzupran Unterdessen trieb Spanien   unaushaltsam dem ihrer Malerei geschenkt batte. Mode geworden. gern. Der bedeutendste Maler seiner Zeit wird Abgrunde zu. Es kommen die ausländischen Ver­es kommt der sechsjährige Stampf Der Bauernsohn Goya   aus Fuentodos mein ebenso großer, ethisch noch weit größerer wicklungen Aragonien  , der, 1746 geboren, einen mit Graphifer. In Frankreich   st Revolution. Ihre gegen Napoleon  , ein Kampf, der selbst in dem telmäß gen Unterricht genoß und dann in Sra- Ideen, ihre Seritik an Hof. Adel und Geistlichkeit an Striegsgrenel gewöhnten Europa   des ersten niens Hauptstadt mit dem Deutschen Raphael spiegelt die Folge von 80 Radierungen, die Goya französischen Kaiserreichs ohnegleichen an Greueln Mengs, dem gefeierten Hofmaler. zusammen- im Jahre 1796 unter dem Titel Caprichos  " ft. Da greift Goya  , schon ein Sechziger, aber traf, konnte weder von den einheimischen noch von herausgibt. Das war eine unerhörte Kühnheit mals zum Zeichenstift und schafft sein gewaltig­

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deaux hat er, ein Greis von 78 Jahren, Unter­kunft gefunden. Aber noch bis zuletzt ist diefer unerhört zähe und tropige Mensch fünstlerisch tätig gewesen. Er starb in den Sielen, am 16. April 1828.

Das Spanien   Primo de Riveras hat fein Recht, diesen größten Republikaner   und Pazifisten unter den Künstlern erst der Franzose Dau­mier kann ihm wieder an die Seite gestellt wer den zu feiern. Er gehört nicht dem Nationa lismus und nicht der Reaktion, sondern der Welt der Freiheit und des Fortschritts. Hermann Hieber.

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