Mittwoch, 2. Mai 1928.
Kleine Chronit.
43 Kabinettsordres Friedrichs!!.
nom Schöffengericht zu drei Monaten Gefängnis mit Bewährungsfrist verurteilt worden. Gegen das Urteil legte Fischer Berufung ein. Die Berufungsinstanz rollte die Vorgänge, die zur Anklage führten, noch einmal auf.
Der Luther- Film.
Eine beutsche Filmballabe.
Der Autor Hans Kyser führte auch Regie. Es war dies seine erste Regieleistung. Sie ist so bedeute sam, daß sie den Luther- Film unter die allerbesten deutschen Filme der letzten Jahre stellt.
Literatur.
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der Thesen sind nicht nur wegen der alten Drudpresse, die Kyser rekonstruierte, interessant, sondern auch fülmkünstlerisch, in Rhythmus und Gestaltung, ein fleines Meisteriverk für sich Den Massenszenen
Styfer drehte den ganzen Film im Atelier; auch die Gewitterszenen des Mönchsgelübdes Luthers , auch die Wallfahrt nach Rom . Besonders diefe BilEine filmische Biographic hat mit einer dra-[ von Bewaffneten zurückgedrängt, um den Scharen derfolge, der überaus fein empfundene Wechsel der 27 Pfund historischer Urkunden lagen wohlver- schenlebens, das sie darstellt, heraushebt und unter- machen, die das Gefolge des Papstes bilden. Bei Deutschland zum sonnigen Italien , zeigt einen empmatischen gemeinsam, daß sie Höhepunkte des Men- von Trompetern, Trabanten und Nonnen Platz zu Landschaften, das allmähliche Aufhellen vom düsteren siegelt auf dem Zengentisch der vierten Strafkammer streicht. Sie hat mit einer epischen gemeinsam, daß dem Anblick dieses Pomps erfährt Luther seine große findungsreiden Regisseur, der Befühl für Stimming des Landgerichts IIF Berlin, das in der Berufungs - fie diese Söhepunkte nicht nur aneinanderreiht, son- Enttäuschung. An dieses historische Ereignis und künstlerische Bildwirkung befibt. Die Szenerien, instanz gegen den Strafanstaltsoberwachtmeister bern einen kontinuierlichen Stromt der Ereignisse fügt nun Kyser eine Vision. Nachts tauert Luther , auch die Stadtfilhouetten, die am Modell aufgenom Fischer eine Diebstahlsanklage verhandelte. Das gibt. Epische und dramatische Elemente zu ver- zusammengebrochen unter der Ernüchterung, auf men wurden, haben viel Phantasie und Geschmack. Rernstüd dieser eigenartigen Dokumentenjammlung binden, die Vorzüge beider Gattungen zu vereinigen, den Stufen der heiligen Treppe", die der Babit Die Szenen vom Drud und von der Ausbreitung bilden 43 Rabinettsordres Friedrichs des Großen, die sich mit der von seinem französischen Finanz ohne mit den Nachteilen belastet zu sein, das ist die mit seinem Zuge" herabgeschritten. Da steigt, arm minister de la Haye de l'Aunay eingerichteten große Wirkungsmöglichkeit, der Ballade. Das und schwach, mit einemt Riesenkreuz auf den SchulAtzisen- und Zollverwaltung befassen. Diese Doku- lange Zeit heiß umstrittene Problemt des biographi- tern, Jesus die mächtige Treppe hinan. Der Schauschen Films hat erst vor kurzem Abel Gance in play, auf dem sich die päpstliche Herrlichkeit entmente hatte der Angeklagte verkauft; er war deshalb einem Napoleon" gelöst, indem er der filmischen faltete, wandelt sich in Golgatha, den Schauplatz der gab Ryser dramatische Bewegtheit; die einzelnen Dar Biographie balladeste Gestalt gab. Leiden. Diese fühne, künstlerisch wohl zu rechtferti- fteller hielt er zu knappstem mimischen Ausdrud an. Den Napoleon- Film hat sich Sans Ryser gende Gegenüberstellung von Jesus und Papst fri. Manchmal who seine Regie theaterhaft; die oftum Vorbild feines Luther - Films genommen. stallifiert den Geist des Luther - Films: er ist einmalige Verwendung des Theaterbliges und des War aber Napoleon die an Umfang größere Auf- Film echter Religiosität, und da er ein Film von Händefuchtelus sind die einzigen fünstlerischen Schwä gabe, so ist Luther die geistig kompliziertere und Reformation ist, protestantischer Religiosität; und chen des Films. In den zahllosen Rollen wurden Seit 100 Jahren hatte man nach dem Nachlaß heiklere gewesen. Die Gesamterscheinung Martin er ist ein Film gegen den weltlichen fast alle bedeutenden Filmdarſteller Deutschlands bedes Finanzministers Friedrich II. vergeblich gesucht. Luthers greift über die Reformation der Kirche Macht mißbrauch und die we It Ii che ma ch t- chäftigt. Martin Luther iſt Eugen Kloepfer . Er Schließlich glaubte man, daß der Minister die Do weit hinaus. Sie ist mit der größten deutschen gier der„ Stellvertreter Gottes auf bringt das Frohe, Unbeschwerte des wandernden Matumente mit nach Ungarn genommen hätte, als er, Revolution verknüpft, mit den Bauernkriegen, und Erden." gisters der Anfangsszenen, das Leuchtende dieses bei dem Nachfolger Friedrich II. in Ungnade ge- hat an der Geschichte der deutschen Biteratur, Es gibt noch eine Reihe starter, mit vielen glüd- Wandervogel- Luther ebenso gut zum Ausdrud wie fallen, Preußen verlassen mußte. Tatsächlich be- der deutschen Sprache gewaltigen Anlich erfundenen Details ausgestatteter Szenen in dem das dumpfe Ringen mit Gott und das männlichumerschütterliche Gintreten für seine Ueberzeugung fanden sich die gesuchten Aktenstücke aber im Finanzteil. All das konnte man nicht in einem Film Film, vor allem die Verantwortung Luthers vor und sein Gewissen. Kysers Photographen S. Wanministerium. Darüber wurde man durch den Spürbarstellen. Kyser mußte den Kreis seines Themas dem Kaiser und dem Reichsgericht in Worms. finn des jetzt angeklagten Strafanstalts- Oberwacht enger ziehen. Er hat diese Einschränkung im Untergoe und O. Ewald lieferten brillante, poesiemeiſters Fischer belehrt. Das preußische Finanz titel betont: sein Luther - Film will nur ein„ Gilm unthauchte, auch in den Einstellungen meist sehr reiz volle Bilder. ministerium hatte die Aften nämlich einer Straf der deutschen Reformation" sein. anstalt überwiesen, wo sie gesichtet werden und dann Ob diese Einengung nun das Bild Luthers als Altpapier nach Tegel wandern sollten. einer Sichtung hatte der Angeklagte eine Urkunde verändert oder nicht, ist wieder eine Frage für sich. mit eigenhändiger Unterschrift Friedrich des Großen Es scheint doch nicht so ohne weiteres möglich, die gefunden. Das interessierte ihn. Er las das Dotu- Bauerntriege nur in einem Titel zu erwähnen und ment, suchte weiter und fand schließlich ganze Bände statt einer großen Erhebung, der sich Luther nicht von Kabinettsordres. Dem Angeklagten tat es um gewachsen zeigte, die er durch seine Passivität nicdie alten Papier leid obgleich er von ihrem tatsäch- derschlagen half, den Kirchensturm einer entfesselten lichen Wert damals noch feine Vorstellung hatte. Er Vöbelmenge vorzuführen, die sich willig durch das Die Union Deutsche VerlagsgeseIIfortierte sie auf einen besonderen Haufen. Dann be- Geschenk der deutschen Bibelübersetzung und des schaft( Stuttgart ) bringt in dritter Auflage diesen richtete er seinem Vorgesezten, dem Oberinspektor diedes„ Eine jeste Burg ist unser Gott " von Em- Novellenband des Schweizer Erzählers, dessen Schröder, von seinem Fund; auch einem anderen pörungsdrang gegen ihre Unterdrücker zur gläubigen Namen längst unter denen der wenigen bedeutenden Borsteher machte er Mitteilung. Schröder aber Demut führen läßt. Da mußte sich eben auch der Erzähler der Gegenwart genannt wird. Die sieben sagte ihm, es sei Altpapier, das vernichtet werden Luther - Film den ungeschriebenen Gesetzen des dent- Novellen haben ein gemeinsames Grundmotiv, solle, und darum müsse es auch vernichtet werden. schen Kinos fügen, das die Darstellung einer der Sammel- Titel verrät; Verhängnisse erfüllen sich, Fischer überlegte nun, wie er die Alten, von denen Revolution nur gestattet, wenn sie abschreckend ge- Wenschenschicksale werden zum Guten und Bösen die Behörde nichts wissen wollte, die aber unverwei- schildert und dem Zuschauer vor ihrer Wieder- gewandt durch rätselhaftes Eingreifen dunkler unverwei- schildert Mächte. Jakob Schaffner liebt diese Motive und gerlich zum Einstampfen verurteilt waren, in seinen bolung eindringlichst abgeraten wird. Ein Luther - Film, der nur ein Film der Refor- seine berühmte Meisternovelle„ Die goldene Frage" Befit bringen könnte. Er fragte Schröder, ob er die Urkunden nicht als Altpapier erwerben fönne. mation ſein will, ist natürlich ein protestanti fönnte die Fabel eines antiken Schicksalsdramas Dieser Weg erwies sich aber als nicht gangbar. Fischer Film. Er geſtaltet aus seiner hiſtoriſchen sein, in dem auch das„ fatale Requisit" nicht fehlt. scher schnürte deshalb die Dokumente in ein Bündel, Atmosphäre heraus den Konflikt zwischen echter In der Darstellung Schaffners aber wächst das Gemachte es durch eine besondere Schnur kenntlich und Gläubigkeit und der Unduldsamkeit und weltlichen schehen über die Naivität der Schicksalstragödie weit laufte dann das Palet mit seinem wertvollen Inhalt Machtstellung der katholischen Kirche . Darum ist er hinaus. Die Verbundenheit von Mensch und toter in Gestalt von 100 Rg. Klosettpapier für 150.000 noch lange kein antifatholischer Film, wie gewisse Sache ist nicht zufällig und nicht erzwungen, sie Streise behaupten, die sich die einfache Methode ergibt sich aus inneren Gründen; daß Dinge dem Papiermark. zurechtgelegt haben, unangenehme Wahrheiten als Menschen zum Schicksal werden, wird in den NovelDie Kenntnis dieser Vorgänge gelangte an die Geschichtsfügen furzerhand abzutun. Der Film macht len Schaffners psychologisch motiviert. Er zeichnet Deffentlichkeit durch die Vernehmung des Staats- nicht gegen Glauben und Kirche Front, im Gegen- etwa das Schloß Remmerow in der gleichnamigen archivrates Dr. Meißner, der aussagte, daß ihm in teil, er verherrlicht den Glauben. Er macht Front Novelle so stimmungsvoll düster, die zwei Menschen, seiner Eigenschaft als Archivar beim Hohenzollern gegen das Ablaßgeschäft der Kirche, gegen den Ge- die es bewohnen, so ganz als Kinder dieser einzigschen Hausarchiv durch eine Mittelsperson die Ur- wiffens zwang und gegen den weltlichen Macht- artigen Stimmung, daß es uns nicht überrascht, tunden und Dokumente zum Kauf angeboten seien. Der Archivrat bezeichnete gleichzeitig die Handlung des Angeklagten als ein gewisses Verdienst, da er die Dokumente vor dem Einſtampfen gerettet habe. Der Angeklagte will erst später durch Zeitungsfeuilletons auf den Wert der Dokumente aufmerksam geworden fein; er habe gehofft, durch den Verkauf der Dokumente sich das Geld für eine neue Existenz schaffen
ju lönnen.
Das Berufungsgericht hob das erste instanzliche Urteil auf und sprach den Angeklagten frei.
Hunger der Päpste.
Die größte Szene des Films, die dichterisch bedeutendste, eine der wunderbarsten Visionen, die die Filmfunst je gestaltete, zeigt das geistige Wesen dieses Luther- Films am besten. Nach mühsamer Wanderung über die verschneiten Alpen langt Luther in Rom an. Er trägt ein Ideal der Gottesstadt in seinem Herzen. Und er sicht einen Kardinal, der mit einer Rurtijane liebäugelt, sieht den schwunghaften Handel mit Reliquien, sieht die Prunkentfaltung des päpstlichen Hofes. Die Pilger werden
das
merkt, der aber ein Epigone von eigener Gestal tungskraft und ein Kind seiner eigenen Zeit ist. fr.
Das Bobby- Bär- Buch. Zweiter Teil. Selten och hat eine Kindergeschichte so rasch die Herzen der Kleinen erobert als„ Bobby Bärs Abenteuer", diese lustige Geschichte in ungezählten Fortsetzungen. Nach dent überraschenden Erfolg des ersten Bändchens, das bereits vollkommen vergriffen ist, wurde wieder eine Serie der allsonntäglich in der Kinderbeilage des„ Kleinen Blattes" Wien , erscheinenden Bilder und Gedichte von Marianne Pollak gesammelt und in wirklich schöner Ausstattung als Buch herausge geben. Die Themen sind unmittelbar dem Alltag bes Stindes entnommen. Handballmatch, Turnstunde, Rodelausflug, Eislaufplatz, Krampusscherz, Weihnachtsfreude, Ostern, Geburtstagsjaufen und Kinderbesuche kommen in bunter Reihe daran. Ausflüge in die Welt der Arbeit, zum Rauchfangkehrer, in die Waschküche, in eine Zeitungsdruckerei geben der Sammlung einen sozialen Anstrich. Das rei zende Geschenkbuch ist 48 Seiten start, hat 21 halbfeitige Bilder und Gedichte und ist gegen Einsendung von österr. Schilling 1.20( 75 Pfennig, K 6.50) in Briefmarken durch die Verwaltung des Kleinen Blattes", Wien V., Rechte Wienzeile 95, zu beziehen.
Voltswirtschaft.
wenn das Schicksal von Schloß und Menschen tra- Die Internationale Frauenliga sür Friede gisch verflochten wird. Ein andermal wird ein und Freiheit für die Ratifizierung der WashingNamen zum Schicksal( Wie Gottfried geboren toner Konvention. Der Vorstand der Internatio wurde), dann wendet sich im Erleben einer großen nalen Frauenliga für Friede und Freiheit hat in Naturkatastrophe das Geschick zweier Menschen zum seiner soeben abgehaltenen Sisung eine Resoluglüdlichen Ausgang( Emelya"). In allen diesen tion angenommen, in der er seiner Entrüstung Erzählungen zeigt sich Schaffner in der Verwen- darüber Ausdrud gibt, daß gewisse Regierungen dung der künstlerischen Mittel der Novelle, vor sich zu einer Zeit, wo die Arbeitslosigkeit in allen allem auch in Stil und Sprache als ein würdiger Ländern beunruhgende Formen annimmt, wei Fortseßer klassischer Schweizer Novellenkunst, em gern, die Washingtoner Konvention betreffend man die Herkunft von Keller und Meyer wohl an den Achtstundentag zu ratifizieren.
Sein Vortrag Internationaler Geist und nationale| mit schönen Lichtbildern. In eindrucksvoller Weise| sich Berichte über das Schulwesen Hamburgs , LeipErziehung" gipfelte in folgender Erkenntnis: Edhier wurden ferner behandelt:„ Die Grundschule"( Stu- sigs, Dresdens und Frankfurts anschlossen. Einen wie die soziale und religiöse Duldsamteit. Nur wenn lin"( Stadtschulrat Nydahl) und die Wohlfahrts- tete Präsident Otto Glödel. Frau Ministerialder Mensch in anderen Menschen, welcher Nation, pflege in der Schule"( Universitätsprof. Tandler). rat Dr. Bäumer sprach über„ Die Volksschule im Anläßlich der Tagung der internationalen Ver- Klasse oder Religion auch immer, das Ewige und Einen breiten Raum nahmen die Erörterungen Zusammenhange des wirtschaftlichen und sozialen einigung der Lehrerverbände, die gegenwärtig rund Göttliche anerkennt, das er in sich selbst erlebt und über die fünstlerische und bildnerische Erziehung ber Lebens". Sie zeigte, wie das Wirtschaftsleben mit 500.000 Lehrer der verschiedenen Kulturstaaten Euro für das er die Achtung der Mitmenschen fordert, Jugend ein. Regierungsdirektor Presel sprach seiner fortschreitenden Rationalisierung die Wienpas umfassen, wurde in Berlin ein großer pädago. dann ist die soziale Voraussetzung geschaffen, auf der über Künstlerische Erziehung auf dem Gebiete der fchen immer mehr und mehr mechanisiert, und immer gischer Rongreß unter dem Titel:„ Die neuzeitige der Tempel einer neuen Menschheit sich erheben kann. deutschen Sprache und Dichtung". Er zeigte insbeson- größere Teile des Volkes in die Abhängigkeit des deutsche Volksschule" abgehalten. Dieser Kongres war „ Der Lehrer der deutschen Erzieher" Geheimrat dere, was auf diesem Gebiete bereits erreicht worden wirtschaftlichen Lebens stelle. Hiebei drohen die wohl die größte pädagogische Beranstal Prof. Dr. Kerschensteiner seigte in seinem iſt, verwies auf die Jugendschriftbewegung, die Lese- schöpferischen Anlagen des Menschen zu verfümmern. tung Deutschlands in den lezten Jah. Vortrage„ Der Volksschullehrer als Erzieher" die buchfrage und legte dar, wie das Lesen allmählich Sier liegt das eigentliche Problem der neuen Schule. ren. Ohne Uebertreibung fann man behaupten, daß Wandlung der Stellung des Lehrers vom bloßen zum Selbsterlebnis, zum selbstschaffenden Unterricht Sie hat die Aufgabe, nüchterner Sachlichkeit zu die seit der Reichsschulkonferenz im Jahre 1919 in Kenntnisvermittler hin zum Erzieher des Vol- wird. Auch im mündlichen Ausdruck wie in jeder nen, die verbunden ist mit dem Glauben an ein Deutschland keine pädagogische Tagung von so gro- fes. Die Volksschule wird eine Stätte sozialer Geschriftlichen Betätigung sollen die Kinder selbstschöpfe neues Menschentum und mit dem Willen zum Menhem Umfange und von solcher Bedeutung stattfand. sinnung. Damit werden an den Erzieher wesentlich risch und darstellend tätig sein. Prof. Jöde spann schentum. Ueber die innere Gestaltung der deutschen Abgesehen davon, daß an dem Kongreß über 7000 erhöhte Anforderungen gestellt. Soll die Schule eine den Faden in der Richtung der Musikerziehung Volksschule " sprach der Obmann des deutschen LehLehrer und Lehrerinnen aus allen Gebieten Deutsch - Stätte der Gemeinschaft werden, dann muß diese Ge- weiter. Das erste Muſikerlebnis iſt oft das tiefste rervereines Schulrat Georg Wolff. Er zeigte, wie lands teilnehmen und daß sich über 300 Vertreter des sinnung zur Gemeinschaf: in Lehrer lebendig, dann Kindeserlebnis. Der Lehrer soll sich bemühen, die durch das neue Bildungsideal, durch neue Kenntnisse Auslandes eingefunden hatten, war es vor allem die muß er selber ein jozialer Geist sein. Wird also die Musik als ein Geschenk dem Seinde zu überbringen. über das Kind und durch eine neue Einschätzung des Gliederung des Programmes, die diesem Kongreß fommende Schule eine Stätte der Gemeinschaftsgesin- wie man ein gutes Märchen schenkt. In einer Menschen die Volksschule eine grundlegende Umgefeine Bedeutung gab. nung, dann wird das Lehreramt in ganz anderem offenen Singstunde" zeigte Prof. Jöde seine prak- staltung erfuhr. An die Stelle des Taktes tritt überall Maße ein Erzieheramt. Ueberall regt sich diese Ent- tische Arbeit. Dr. Leo Weismantel erörterte der Rythmus. Neue Forderungen treten damit an wicklung. An ihrem Ende steht die Erkenntnis aller schließlich Die sprachschöpferischen Seräfte im Men- den Lehrer heran. Der Kongreß wäre an einer Völker, daß sie kein heiligeres Amt zu vergeben haben schen und ihre Schulung". Der Lehrer gehe mit dem wesentlichen Frage vorbeigegangen, wenn er sich nicht als das Erzieher- und Lehramt. In gleichem Den- Dichter, der schöpferisch und verständlich die Sprache eingehend mit der Frage der neuen Lehrerbildung fen und Fühlen bewegten sich die Ausführungen des formt. In der Schule wird die sprachschöpferische Be beschäftigt hätte. Ueber die in Deutschland gesammel Ministerialdirektors Kaestners Die Volksschule tätigung besonders durch das Gemeinschaftsleben, ten Erfahrungen berichtete Prof. Dr. Seyfert durch die arbeitsunterrichtliche Arbeitsweise und das und Prof. Dr. Weidel. Während Seyfert die jäh freie Spiel gefördert. Oberregierungsrat Dr. Pelsische Lehrerbildung darlegte, behandelte der zweie at sprach über„ Die bildnerische Erziehung " und Redner die pädagogischen Akademien, die in Prenzeigte, wie auf diesem Gebiete die Umstellung des ßen errichtet worden sind. Beichenunterrichtes, die Mädchenhandarbeit und der I'm ganzen waren 35 Hauptvorträge angesetzt, Ruabenhandarbeitsunterricht bahnbrechend wurden. fast des Guten zu viel. Und doch war jeder der VorSchulrat Krawlodat beschäftigte sich mit den träge von Tausenden Zuhörern besucht, ein Zeichen Entwicklungslinien des deutschen Landſchulwesens" dafür, wie ernst und tief die deutsche Lehrerschaft und Frau Rektorin Feuerst ad mit der Eigenart ihre Aufgabe auffaßt. Alle Hauptvorträge wurden der Mädchenerziehung in der Volksschule“. Ein ganzer durch Rundfunk in die Welt gesendet. Neben dem Vormittag war den Fragen der förperlichen Erzie eigentlichen Kongreß wurden noch eine Reihe Vor
internationaler Geiſt ſtammt aus der gleichen Quelle dienrat Weife),„ Das Smulwesen, der ute" eigenen Bericht über die Wiener Schulreform erstat
Ein Grundzug aller Veranstaltungen fiel sofort als Gemeinsames auf: Es wurden weniger Berichte gegeben, wie das Schulwesen Deutschlands gegenwärtig ist, sondern wie es gegenwärtig wird und welchen Zielen die moderne Bädagogit Deutschlands zustrebt. Hiebei wurde, und auch das war bei allen Borträgen gemeinsam, weniger Wert gelegt auf das im Aufbau des deutschen Bildungswesens". Er ist Handwerkliche, auf das Unterrichtliche, sondern es ein Mann der Verwaltung und wird mit Recht der ging immer um die letzten Dinge, um die Ziel- und Freund der deutschen Volksschule und der Volks Grundgedanken der Erziehung überhaupt. Und damit schullehrer genannt. Er zeigte, wie sich die Gedanken wurde der Kongreß eine Heerschau über das pädago- Sterschensteiners in der Berwaltungspraxis Preußens gische Deutschland, denn alle bedeutenden Stöpfe der auswirken. Der Sinn aller Maßnahmen des preupädagogischen Wissenschaft und Praxis waren hier ßischen Ministeriums in Fragen des Unterrichtsgebie burch tief schürfende Vorträge vertreten. Der Kon- tes, der Schulorganisation, der Lehrerbildung und der greß wurde aber auch zu gleicher Zeit ein Querschnitt Schulpolitik ist es, mit dazu beizutragen, daß die burch das gegenwärtige geistige Deutschland , das im Volksschule aus sozialem Geist und sozialer Verfassung Laufe des letzten Jahrzehntes eine tiefe Umwandlung heraus in sozialer Gesinnung erziehe. vollzogen hat und nach dem Verlust der äußeren Prof. Alloys Fischer stellte sich die Aufgabe hung gewidmet. Die Vorträge hielten Dr. NeuenMachtstellung alle Sträfte einsett zur geistigen Em- Die pädagogische Wissenschaft in Deutschland " dar- dorff. Direktor der Preußischen Hochschule für Lei- träge in der Schulausstellung, die in zwei großen Schulgebäuden untergebracht war, durchgeporführung des Volkes, zur inneren Wertgestaltung. zuſtellen. Geheimrat Dr. Sachse gab einen auf- besübungen, und Dozent Dr. Sippel. Die präch führt. Festliche Veranstaltungen, wie ein Konzert des Eingeleitet wurde der Kongreß durch eine form schlußreichen Bericht über die Verwaltung des Volts. tigen Vorführungen von den Kleinsten bis zu Er- Berliner Lehrervereines, ein Beethovenabend, ein Nede Begrüßungsabend, Ausflüge und Besichtigungen umMinisters für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Seretschmann legte in seinem Vortrag die For- nenzeitige Turnunterricht ganz neue Wege geht. Prof. Dr. B c d e r, der eigens feinen Urlaub nute: derungen dar, die an das moderne Schulhaus gestellt Ueber die" Deutschen Versuchsschulen" berichtete brochen hatte, um den Stongreß begrüßen zu können. werden müssen und unterstützte seine Ausführungen Oberstudiendirektor Dr. K arsen, an dessen Vortrag
rahmten den Stongreß.
- dt.