Samstag, 19. Mat 1928.

Jahres 1921 her. Durch die ungeheuern Rück tände bei der Einhebung der Staatssteuern sind auch die Gemeindeumlagen sehr in Rückstand ge­maten. Den Rapitaliſten wurden Mill: onen an Steuern und damit auch an Gemeindeumlagen gefchenkt.

Prozeß Vörösmarty.

War Syforsty ein Konfident der Polizei in Kaschau ?- Die Schwefter Dr. Klepetařs wird einvernommen.

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heure Blamage fein und der Staat wird mir diese Saft sehr teuer bezahlen!" Ferner will der Staats­anwalt von der Zeugin wissen, wieviel Geld der Vater dent Dr. Klepetař nach Paris gesendet habe, weil jedes Mädchen sich um eine solche Sache mit Rücksicht auf die Ausstattung intereffieren müsse. Schließlich ob die Zengin mit den ver Nacht außerhalb des Hauses weilte. Der Verteidiger räftige Briefe für eine Schuld ihres Zeugin, daß ihr Bruder ka uut einmal die ganze brannten Briefen nicht and beweis­des Syforffy fragt die Zengin, ob ihr bekannt fei, Bruders verbrannte und zu guter Lebt noch, daß ihr Bruder mit der Kovař in Bšenory schlief. ab sie sich nicht darüber gefreut habe, Die Zeugin erwidert, daß dies höchstens der Fall Sie Polizei auf eine falsche Fährte ge­gewesen fein fonnte, als fie auf Sommeraufenthalt führt zu haben. Die Zeugin verneint. Schließ mit dem Vater außerhalb der Wohnung weilten. lich komm: das für das Alibi des Dr. Klepetař so einen Brief, in dem Michalko Ihrem Bruder schrieb: gestellte Bollmacht für Dr. Bartoser, sur Voran: Dr. Siegel: Erinnern Sie sich an ungemein wichtige Dokument, die am 16. Juli ause Bir sind durch Blut miteinander ver. Sprache. Die Zeugin erklärt, daß am 16. Juli frith bunden und Blut ist kein Wasser." Wohin zwischen dem Vater und Bruder eine Auseinander ist der Brief gekommen? jebung wegen der Pariser Reise war und daß De. Dr. Bartošek lagen, zu beheben. Die Zengin jei mit Klepetař dann den Vater autorisierte, alle für ihn einlangenden Gelder und sonstigen Honorare, die bei dent Bater am fritischen Tage zu Dr. Bartošek ge gangen und habe draußen gewartet. Der Staats­anwalt äußert sein Befremden darüber, daß sie eine so wichtige Sache nicht gleich dem Untersuchungsrich ter mitgeteilt habe.

Kremser( Teplit): Der Verband der Selbst­berwaltungsförper tann naturgemäß keine sozial­demokratische Institution fein, wir brauchen aber größten Prozesses, der bisher vor dent Prager Straf Prag, 18. Mai. Heute ist der zwölfte Tag des Diese neutrale Beratungsstelle dringend. Gegen gerichte überhaupt stattgefunden hat. Gestern und bas Gemeindefinanzgesetz wird in den Verbands vorgestern wurden die Verhandlungen mit Rücksicht nachrichten eine ſyſtematische Kampagne geführt. auf den Senat und die Geschworenen unterbrochen, Rögler( Bodenbach ): Die Gemeindedemokra um ihnen eine Ruhepause zur gedanklichen Berar­tie ist noch jung. Aber während ihres furzen Bebeitung des bisherigen Materials zu gönnen. ftandes haben die Gemeinden noch keinen guten Die heutige Verhandlung erlitt eine Verzöge Tag gehabt. Dieser Umstand wird von den Geg- rung von etwa einer halben Stunde, da ein Geschwo­nern ausgenüßt, die den Zustand der Zerrüttung, rener fehlte, der außerhalb Prags wohnt und wahr. in dem wir die Selbstverwaltungskörper über- fcheinlich wegen einer durch den landwirtschaftlichen nehmen mußten, verewigen möchten. Das Bei Songreß verursachten Zugsverspätung zu spät tam. spiel Wiens zeigt uns aber, was die Gemeinde- Zu Beginn der Verhandlung und auch nach der Mit­Demokratie, wenn sie von sozialistischem Geiste tagspause begehrten eine große Anzahl slowakischer erfüllt ist, zu leiſten vermag. wir die Gemeindevoranschläge aus unserer Ver- trachten Einlaß zu der Verhandlung, Leute aus Aber auch wenn Bauern und Bauernmädchen in den buntesten Volks waltungsperiode mit jenen aus der Zeit vor Važec , die den Janko", ihren Landsmann, den An avanzig Jahren vergleichen, sehen wir schon die geklagten Michalko, sehen wollten. Da der Saal voll Wirkungen der sozialistischen Arbeit. Wir müfbefest ist und die Karten bekanntlich schon lange vorlaubt habe. fen den Kampf um die Gemeinde Beginn des Prozesses für die Dauer des ganzen Pro­Demokratie begreifen als ein Stüdseffes ausgegeben wurden, fonnten auch Michalfos unserer großen geschichtlichen Mis- Landsleute ihren Janko" nicht au Geficht be. fion. In seinem

Schlußworte

fommen.

Als erster Zeuge wurde der Sekretär Seda der republikanischen Partei aus Preßburg einvernom führt Genoffe Pöll aus: Es ist nicht möglich, men, der Michalto im Jahre 1926 in Strbske Plejo auf Einzelheiten der Aussprache einzugehen. jah. Der Zeuge erinnert sich nicht mehr an das Unser Grundsatz muß aber sein, daß wir die Auf- Datum, weiß nur, daß ihm Michalko sagte, er sei flärung über das Gemeindefinanzgesetz in die zur Sur hier. Auch der Zeuge Budwig Ponffy, Maffen tragen. Wir müssen die Bevölkerung Notär aus Važec , der sowohl Sykorst wie auch daniber aufflären, daß die Maßnahmen auf Michalfo kennt, weiß nichts besonderes auszusagen. Grund des Gemeindefinanzgefeßes nicht aus Be. Er bestätigt bloß, daß in der Nähe des Tatortes viel schlüssen der freigewählten Gemeindevertretungen Wildschweine hausen.

weiß aber nicht, wohin er fant. Dann lieft der Vor Die Zengin erinnert sich an einen solchen Brief, sisende einen Brief des Michalko aus Paris vor, in welchem er die Zeugin mit dem Mädchennamen fremden aus, daß ein freunder Mann sich dies er­,, Manicko" anredet, und spricht darüber sein Be­

3augin: Jah fann doch nicht dafür!" In den übrigen Briefen Michalfos an die Zen gin schreibt er, daß ihr Bruder ein eitler Schwäger sei und daß er sich, obgleich er sich schäme, es ihr mitzuteilen, in Paris eine Geschlechts frankheit geholt habe. Der Staatsanwalt erfundigt| sich, ob der Vater bei der Verhaftung geäußert habe: Die Verhaftung meines Sohnes wird eine unge

Sodann wird eine Frau Julie Kubičkova verhört, die an Michalko eine Forderung von K 1600 hat, die er nicht zurückbezahlte.

Endlich werden Protokolle, das Testament der Margit Vörösmarty und literarische Arbeiten- ein Feuilleton in den ,, Rozpravy Aventiny" des Dr. Ale petar vorgelesen, da es der Staatsanwalt verlangt hat.

Kommunisten, die ihren eigenen Parteigenossen der Polizei denunzieren!

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Der Fall Urbahns.

hervorgehen, sondern von der Aufsichtsbehörde Die nächste Zeugin Marie Faierer, Sörerin Bittiert werden. Dabei müssen auch die politie an der philosophischen Fakultät in Prag , ist eine fchen Organisationen mitwirken, Versammlungen Studienkollegin der Schwester des Angeklagten. Sie einberufen und die Verantwortlichkeit der bürger- famt mit der Schwester des Dr. Klepetar täglich zu­lichen Parteien feststellen. Auf Kompromisse mit fammen und hat niemals ein Medaillon Bielfach glaubt man, daß die Kommunisten Reise zu vereiteln und schreckte nicht vor der Lum­den Bürgerlichen dürfen wir uns nicht einlassen, an ihr gesehen. Fräulein Klepetar trug Ohr nur einen Feind kennen, die Sozialdemokratie. perei der denn dadurch werden die Gemeindefinanzen nicht gehänge, Korallen und ein Stollier aus Rorallen; fie Das ist aber nicht richtig. Es gibt für sie noch Denunziation bei der Polizei gerettet, wohl abre die besiglosen Klassen belastet. zeigte der Kollegin stets jedes Geschenk, ja jogar neue einen andeven Feind, den sie mit derselben Ver Mit der Frage des Gemeindefinanzprogramums seleider. Zeugin fönne daher mit aller Bestimmtheit bissenheit und fanatischen Wut bekämpfen, und zurück. Der Erfolg blieb nicht aus. An der Grenze beschäftigen wir uns bereits und werden uns auch erflären, nie ein Medaillon bei ihr bemerkt zu das sind die Kommunisten der jeweils an- wurde unser Genosse verhaftet. Später wurde diefer Aufgabe nicht entziehen, obwohl die haben. Die nächste Beugin Selene Buletin ist deren Richtung. In Rußland , wo der Kom- er zu 20 Tagen Gefängnis oder 400 Mark Geld­Schwierigkeiten bei der Verschiedenartigteit der cine 19jährige Gymnasiastin, die seit dem 1. Septem- munismus regiert, werden die Kommunisten der strafe verurteilt. Das Zentralfomitee der KPD . Verhältnisse sehr groß find. Abschließend konsta- ber 1926 bei der Familie wohnt. Sie fennt die anderen Richtung, wie Tropki und Radek, weigerte sich, die 400 Mark zu zahlen, obwohl die tiert Gen. Pölzl mit Genughnung Schwester des Angeklagten seit zehn Jahren, hat mit Gewalt mundtot gemacht und nach Sibirien Fahrt im Auftrage der Exekutive unternommen die volle Einmütigkeit der Konferenz. Wir aber nie gesehen, daß Marie Klepetar ein neues geschickt. In Deutschland , wo man noch nicht so wurde, und verhalf somit Genossen Urbahns zu haben uns für den Weg des Kampfes ent Medaillon getragen hätte. Die Zeugin Jolana weit ist, hilft man sich mit fleineren Witteln, so feinen sechs Jahren Gefängnis toch zu weiterent schieden und find überzeugt, daß wir den Strauß ist gleichfalls eine Studiengenoffin der zum Beispiel mit den sogenannten fascist i20 Tagen Gefanguis." Erfolg an unsere Fahne heften werden. Marie Klepetar und fennt sie seit neun Jahren. Sie fchen Prügelmethoden", über deren An­Die vom Referenten vorgelegte Resolution, fennt auch allen Schmud, den die Schwester des Anwendung durch die Rechten sich die Presse der die wir bereits gestern veröffentlicht haben, wirb geffagten trug, Ohrgehänge, ein Rollier, Storallen Linken täglich beklagt. Täglich wird da erzählt, einstimmig angenommen, worauf Ge- und einen Fingerring, ein Medaillon hat sie nie wie linke Kommunisten oder, wie sie sich selber noffe Grund die Konferenz auf den 18. Mai, gesehen halb 9 Uhr vormittags, bertagt. Stribrny und Ernobransth vor dem Wahlgericht.

Die Zeugin Běla Stradalova war in der Wohnungstanzlei des Sokolfongresses angestellt und hat der Margit Börösmarty die Wohnung bei Frau Vogler zugewiesen. Sie erinnert sich noch sehr deutlich an alle Begebenheiten. Margit hatte ihr auch Prag , 18. Mai. Heute begann vor dem Wahl erzählt, daß sie einen Berlobten habe, der Professor gericht unter dem Vorsiz des Vizepräsidenten Dr. und Redakteur sei. Ihr Verlobter beabsichtige eine Diwald die Verhandlung über die Klage der Billa zu laufen. Sie machte einen schrecklich gut tschechoslowakischen nationalsozialistischen Partei mütigen, ja fast leichtsinnigen Eindrud. Die Zeugin auf berkennung der Mandate der Abgeordneten erzählt, wie etwa eine Woche später ein Herr mit Stribrny und Trnobransky. In der einer Brille in die Wohnungsfanzlei fam und sich Klageschrift wird angeführt, daß die beiden Abge- nach der Adresse der Vörösmarty erfundigt habe. ordneten im Oktober 1925 einen Revers unter Nach den Abbildungen in der Zeitung stellte sie fest. zeichnet haben, in dem sie es mit ihrer Ehre für daß dies Dr. Klepetar war. Der Angeklagte unvereinbar erklären, das Mandat für den Fall muß sich eine schwarze Brille auffeßen und die Beu­weiter auszuüben, daß sie das Vertrauen der gin erkennt ihn mit Bestimmtheit wieder. Dr. Klepe. Partei verlieren sollten, und sich verpflichten, in a war sehr nervös, als sie ihm damals nicht sofort biesem Falle das Mandat über Aufforderung durch die Adresse mitteilen konnte, und sagte bei dieser den Zentralvollzugsausschuß niederzulegen. Am Gelegenheit: No, Sie haben eine schöne Ordnung 18. September 1926 wurden die beiden Abgeord hier!" Der Staatsanwalt erkundigt sich, ob sie nicht neten vom Brünner Kongreß ausgeschlossen und wisse, warum er die Adreſſe erfahren wollte. Die später aufgefordert, in Konsequenz des Reverses Beugin erwidert, daß sie es nicht wisse, daß es ihr auf ihr Mandat zu verzichten, was sie jedoch aber den Eindruck machte, daß Dr. Selepetar ablehnten. die Vörösmarty von früher her lenne.

Da sich die Karpathorussische Wahlgruppe der Der nächste Zeuge, der Chef der Untersuchungs­Trudovci der gleich damals beabsichtigten Stlage abteilung der Polizei, Dr. Benda verweigert beim Wahlgerichtshof nicht anschließen wollte, mit Rücksicht darauf, daß er seiner Dienstschweige­nahmen die Nationalsozialisten von der Klage pflicht nicht enthoben wurde, die Auskunft darüber, Abstand. Erst die Entscheidung des Wahlgerichts- ob Sytorsky ein Konfident der Polizei hofes Maher und Hanreich, daß bei Fehlen in Saschau war.

einer gemeinsamen Abmachung einer ganzen Und nun wird die Schwester des Angeklagten Wahlgruppe bezüglich der Mandatsaberkennung Dr. Slepetar, Marie SeIcpetař, Sörerin an der der einer einzigen Partei dieser Gruppe abge- philosophischen Fakultät, verhört. Nach ihrer Beeidi­gebene Revers entscheidend ist und diese auch gung fragt sie der Vorsigende sofort, ob sie das Me­allein zur Erhebung der Klage vor dem Wahl- baillon der Ermordeten Margit Vörösmarty gerra­gerichtshof ermächtigt, hat auch die Sache gen habe.

Stříbrnys und Trnobranshy auf neue ins, Rollen 3eugin: 3h habe nie ein solches gesehen gebracht, da hier der Fall ähnlich liegt.

und auch nie getragen!"

Die Klagebeantwortung durch die Vorsitzender: Nun, Syforsty, was sagen beiden Abgeordneten wendet sich gegen die man- Sie dazu?" gelnde Slagelegitimation der Nationalsozialisten, Sykorsky: Ich beharre auf meiner Aus­da die zweite Partei der Wahlgruppe, die Tru- jage. Zweimal oder dreimal hat es Fräulein Slepe­dovci, sich der Klage nicht anschließe; auch ent- tar getragen, ich erinnere mich sogar, daß ich sie ein, halte der Klageantrag nicht die Feststellung, daß mal beim Ständetheater traf und da hatte sie es an!" die beiden Abgeordneten aus niedrigen und chr Beugin: Ich fann nur wiederholen, daß ich losen Beweggründen aus der Partei ausge- es nie sah und nie trug!" schlossen worden seien. Auch die inzwischen auf Dr. Slepotař( pringt erregt von der An­dem Brünner Stongreß vorgenommene Na- flagebant auf): Herr Vorsitzender , ich protestiere mensänderung der Partei wird ins Treffen dagegen, daß dieser Mensch da, die Ehre meiner geführt. In der Klagebeantwortung und auch Schwester bejubelt!"

in den mündlichen Ausführungen der beiden Ab- Staatsanwalt Dr. Papir: Sie haben geordneten wurden die ganzen sattfam belannten hier tein Recht zum Protestieren!" Differenzen zwischen Stribrny und dem Partei- Daraufhin erhält noch Dr. Slepetař vom Vor. borsißenden Slofač, die zur Ausschließung ge- sigenden eine Rüge, daß er ihn disziplinarisch bestra­führt haben, gründlich aufgewärmt; Stribrny be- fen werde; Dr. Klepetař entschuldigt sich und bittet hauptete wieder, es feien nachträglich in Všenor den Vorsitzenden mit Rücksich: auf seine Aufregung neue Verhandlungen mit Klofač erfolgt, um eine um Verzeihung. Die Zeugin wird sodann befragt, Aussöhnung herbeizuführen, während Klofac be- ob zwischen ihr und Michalko ein Freund. lanntlich diese Unterredung in Abrede stellt. jchaftsverhältnis bestanden habe und er sie Die Verhandlung wird morgen voraussicht auch nach Paris bringen wollte, was die Zeugin ver­kich zu Ende geführt werden. neint. Auf die Frage des Staatsanwalts erklärt die

nennen,

Leninisten von Stalinisten niedergeschlagen und bis zur Bewußtlosigkeit geprügelt werden. Weit darüber hinaus reicht jedoch eine An gelegenheit, die schon vor längerer Zeit in der sozialdemokratischen Presse berührt wurde, jeni von dem offiziellen Organ der linken Kommu nisten, dem in Suhl erscheinenden Volkswillen", wieder aufgerollt wird. Es handelt sich um nichts mehr und nichts weniger, als um die Beschul

digung,

daß die kommunistische Parteileitung oppo­fitionelle Kommunisten, um sie unschädlich

zu machen, der Polizei denunziert! Es handelt sich dabei um den Organisator des Hamburger Oktoberaufstandes, Urba hus, der, zur Zeit als jener Vorgang spielte, noch nicht aus der Partei ausgeschlossen, sondern ihr voll berechtigtes Mitglied und Abgeord neter der offiziellen kommunistischen Reichstags­fraktion war. Ueber die Abenteuer dieſes einſt in der KPD. hoch gefeierten revolutionären Führers weiß der Volkswille" folgendes zu erzählen:

Genosse Urbahns erhielt im Herbst 1926 die Aufforderung, sofort zur 6. Erweiterten Erefutive zu fomment. Er bediente sich eines illegalen Passes. Eine Viertelstunde nach Abreise aus Berlin erhielt das Berliner Polizeipräsidium von einem Angestellten des Zen­tralfomitees der KPD . die telephonische Mitteilung, daß Genosse Urbahns auf den Namen soundso unterwegs nach Moskan sci. Das Zentralfomitee hatte ein Interesse, diese

Berstümmelte japanische Leichen. Peting, 18. Mai. ( Reuter.) Die Hoffnung, daß die Berichte über Massaker unter der japa tischen Zivilbevölkerung in Tjinanfu feine Be tätigung finden werden, hat sich nicht erfüllt. Die japanische Gesandtschaft hat den Storrespondenten der auswärtigen Presse Photographien von japa nischen Lechen vorgelegt, die fchrecklich ver­i mmelt sind, so daß deren Reproduktion in

st

Soweit das offizielle Organ des Leninbundes. Wenn feine Angaben stimmen, dann steht man hier allerdings vor einem Abgrund me if dy Licher Gemeinheit, in dessen Tiefe fein Senkblei reicht. Urbahns war, wie gesagt, damals Stampfe gegen die offizelle herrschende Richtung. noch Mitglied der KPD. , stand aber schon im Deshalb wurde er vor die Leitung der 3. Inter nationale nach Moskau berufen. Das Zentral komitee der KPD. fürchtete jedoch den Eindruck, den Urbahns in Moskau machen würde, fürchtete die tatsächlichen Angaben, die er der Ere futive überbringen konnte, und deshalb ver citelte es wenn man dem Volkswillen" glau ben darf- die Absicht der Erefutive, Urbahns

anzuhören, mit Hilfe der preußischen Polizei!

Woher sonst der Polizei die Kunde von dem falschen Paß des Abg. Urbahns gekommen sein fönnte, ist durchaus rätselhaft. Denn die Reise wurde mit dem Schleier des strengsten Geheim niffes umgeben, nur drei Mitglieder des kommunistischen Zentralfomitees wußten von ihr und kannten den falschen Namen, unter dem Ur bahns über die Grenze gehen sollte.

Die schwere Beschuldigung gegen das kom munistische Zentralfomitee, einen mißliebigen Parteigenossen der Polizei denunziert zu haben, wird wohlgemerkt von Personen erhoben, die vor wenigen Jahren noch selber die Führung der Sommunistischen Partei in Händen hatten. Sie wird von den Leuten erhoben, die bei der letzten Reichstagswahl als Stommunisten in den Reiche tag gewählt wurden, also in der Kommunistischen Partei das höchste Vertrauen genossen. So zeigt dieser Fall zum mindesten das eine ganz ffar und deutlich:

Wie führende Kommunisten übereinander denken, und was sie sich gegenseitig zutrauen.

Reihe aftueller politischer Angelegenheiten zu be schäftigen haben. Vor der Bureaujißung, am 2. und 3. Juni, wird die Kolonialkommission der S. A. J. in Brüssel tagen.

Bon der schweizerischen Sozial­demokratie.

Der Geschäftsbericht der Parteileitung der So den Zeitungen fast unmöglich erscheint. Es versialdemokratischen Partei der Schweiz für das Jahr lautet, daß die japanische Gesandtschaft Kopien 1927 zeigt einen deutlichen Fortschritt der Bewegung. dieser Photographien den verschiedenen Regierun Eine Werbeaktion, die im Frühjahr 1927 durchgeführt gen vorlegen werde. Die japanische Bevölkerung wurde, ergab einen Mitgliederzuwachs von 3324. Die verläßt fortdauernd Peking; die Frauen und die Mitgliederzahl der Partei ist damit auf 36.072 geftic Stinder der japanischen Gesandtschaftsbeamten gen. Seit dem Jahre 1923 befindet sich die sozialdemo­sind am Sonntag abgereist. fratische Parteiorganisation in ununterbrochenen Airfschwung, während die kommunistische Partei so­wohl den Zahlen nach, als auch an Einfluß immer mehr zurüdgeht. Die schweizerische Arbeiterbewegung hat praktisch ihre Einheit wieder in der sozialdemo Ivatischen Partei gefunden,

Sigung des Bureaus der S.A.J.

Zürich , 17. Mai. ( I. 1.) Das Bureau der Sozialistischen Arbeiter- Internationale wird am Ein erfreuliches Bild gibt auch der Tätigkeits Montag, den 4. Juni, in Brüssel zusammen­treten. Den Hauptgegenstand dieser Sißung bilden bericht der Frauenbewegung, die es unter ganz be­die Vorbereitungen für den Internationalen Konfonders schwierigen Bedingungen verstanden hat, die greß, der vom 5. bis 11. August in Brüssel tagen 3ahl ihrer Gruppen im Jahre 1927 von 29 auf 43 wird. Außerdem wird das Bureau sich mit einer au erhöhen.