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8. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Mittwoch, 23. Mai 1928.

Ein Bürgerblock ist gefallen!

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Gricheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Nr. 122.

Parteitag der schwedischen Sozial­demokratie.

Die große und entscheidende Lehre der deut- Freilich, die Deutschnationalen haben für ihre Sozialdemokratie fein tann. Was ichwedische Parteitag, der am 3. Juni zusammens

gliederzahl von 1,086.900 erreichte. Die Saupipunfte der Tagesordnung des Par­

Und schließlich sind die Reichstagswahlen noch eine eindringliche Lehre für das gesamte arbeitende Volk der Tschechoslowakei  , nämlich die, daß die Besiegerin solch frechen, heraus- Ein Parteitag, der nur alle vier Jahre statt fordernden Bürgerblodgelichters nur die ge- findet, hat schon wegen der Seltenheit feines schen Wahlziffern vom Sonntag ist, daß in demagogischen Mont- Blancbesteigungen einigte, neugestärkte, machtvoll aufstrebende Stattfindens große Bedeutung. Der bevorstehende die treten wird, verdankt aber seine Bedeutung vor Ländern mit demokratischer Verfassung reat meisten Prügel abbekommen. Aber auch die un lauter giftigem Nörgeln diesen verheißungs- lutionen und Abänderungsanträge zum Partei­die sind es doch für fleinliche Gesellen, welche vor allem feiner Tagesordnung. Die Reihe der Refo­tionäre Bürgerblöde nur eine nur eine erschütterlich scheinende Position des Zentrums vollen Aufstieg unserer Bewegung übersehen! statut, stommunal und Agrarprogramm verspre vorübergehende Erscheinung sind. ist durch den Abmarsch hunderttausender Ar- Was waren es für lächerliche Propheten und chen, daß der Parteikongreß nicht nur für unsere Das ist der Segen des allgemeinen Wahlrechtes: beiterwähler empfindlich geschwächt worden! Man kann nicht dauernd gegen die Interessen Auch die deutsche Volkspartei   konnte froß der Sozialdemokratie das Zügenglöcklein   läuteten, famte Arbeiterbewegung von Intereſſe ſein wird. ausgemachte Dummköpfe, die der deutschen   schwedischen Genossen, sondern auch für die ge­der werktätigen Volksmassen regieren. Wenn Betriebsamkeit und Wandlungsfähigkeit ihres als Adolf Hitler Maul und Bierkrug gegen Auf das hohe Diskussionsniveau läßt die vorbild dieſe Maſſen einmal in augenblicklicher Ver- Führers Stresemann   nicht vor der ver- den Marrismus in Bewegung setzte! Alle, die liche Bildungsorganisation der ſchwediſchen Arbei blendung durch eine schlechte Wahl ihren Geg- dienten Schlappe bewahrt werden. Sogar die damals ichwadh und fleinmitia wurden und erflafſe ſchließen, die im Jahre 1927 eine Mit­nern die Staatsmacht in die Hände spielen, jo unbeteiligten Demokraten haben ihre unent doch den sozialen und kulturellen Fortschritt gibt ihnen der nächste Wahltag die Möglichkeit, fchiedene Haltung mit schmerzlichen Verlusten wollten, alle haben sie heute der herrlichen teitages bilden die Fragen der Abrüstung, des den begangenen Fehler gutzumachen. Fascistische gebüßt. Steine bürgerliche Massenpartei fann Partei Bebels und Liebknechts Abbitte zu Agrarprogrammes und der Bildung einer und halbfascistische Regierungen fönnen sich sich heutzutage ohne proletarische Nachläufer leisten und zu danken, daß sie die übermütigste minoritätenregierung. gegen den Willen der Volksmehrheit solange schichten behaupten. Dieses proletarische Element Reaktion aufs Saupt geschlagen und einer behaupten, als sie im Besize ihrer materiellen wird um so zahlreicher ins sozialistische Lager friedlichen Entwicklung Europas   neue Bahn in bezug auf die Landstreitkräfte im Jahre 1925 Die Abrüstungsmaßnahmen, die Machtmittel bleiben. In parlamentarisch re- abschenken, se empfindlicher es durch die un- gebrochen hat. Daß die Kommunisten, wohl unter der sozialdemokratischen Minoritätsregie gierten Staaten braucht das Proletariat nicht soziale Politik der eigenen Partei vor den gedeckt durch den sozialdemokratischen General- rung beschlossen wurden und denen einstimmige jahrzehntelang auf eine glüdliche Revolution Stopf gestoßen wird. In dieser Beziehung fann angriff auf das Bürgertum einige Mandate Vorschläge eines parlamentarischen Komitees zu warten. Mit politischer Aufklärungsarbeit, man unseren Aktivisten wahrlich fein Ver- gewonnen haben, schmälert dieses historische unter dem Vorsitz des Parteivorsißenden und ge­mit den umblutigen Waffen der Organisation fäumnis nachweisen. Dabei wäre es Ueber- Verdienst nicht im geringsten. Es ändert auch weſenen Landesverteidigungsministers P. Albin und des Stimmzettels vermag es hier die Re- treibung, unseren Christlichsozialen die Festig nicht die Tatsache, daß die Kommunisten auf aftion in die Schranken zu weisen, sich freie feit des Zentvums, inseren Landbündlern die dem Boden Westeuropas   noch keine einzige Bahn für den weiteren Aufstieg erzwingen. Das Tradition und die agitatorische Stoßkraft der bürgerliche Regierung erschüttert haben, daß ist der Segen der vielgeschmähten politischen Seutschnationalen Junkerpartei zuzuschreiben. ihre Teilerfolge bisher nur eine Begleit­Demokratie. Die christlichsozialen Arbeiter dieses Landes, erscheinung von Hauptfiegen der kapitalistischen Die zweite Lehre der deutschen   Reichstags die durch die großzagrarische Politif der deutsch  - Selassenfeinde über das Proletariat waren. Der wahl ist, daß in den modernen Induſtrieſtaaten tschechischen Bollmehrheit geschädigten und be- letzte Wahlsonntag in Deutschland   hat es wie jeder antifoziale Regierungs  - trogenen Säusler, Kleinlandwirte und Gebirgs- der dem europäischen   und auch dem tschecho­furs an dem entschiedenen Widerstand der bauern, haben durch den Ausfall der Reichs- flowakischen Proletariat geoffenbart, daß sozial proletarischen und halbproletarischen Wähler- tagswahl schon die Marsayroute für den kom demokratische Gesinnung und Tat die besten massen scheitern muß. Im Rahmen eines menden Wahlgang in die Bezirks, und Landes- Säuberungsmittel gegen bürgerlich- reaktionäres Bürgerblods, der allein Träger dieser sozial- wahlen vorgeschrieben. Es ist an der Zeit, Ungeziefer sind. reaktionären Politik sein kann, reißen die groß auch mit unseren Bürgerblöcklern einmal fapitalistischen und großagrarischen Schichten deutsch   zu reden! fraft ihres wirtschaftlichen lebergewichtes auto­matisch die Führung an sich. Die Profitinter­essen der Großkapitalisten und Großagrarier stehen in diametralem Gegensatz zu den Lebens­interessen der proletarisch fleinbürgerlichen Volksmehrheit. Jede Regierung, welche sich in den Dienst dieser Profitinteressen stellt, sündigt gegen die Mehrheit der Wählerschaft und verfällt dem imentvinnbaren Schicksal, von dieser ge­Tränkten und empörten Mehrheit am nächsten Wahltage hinweggefegt zu werden.

Ein Bürgerblock ist gefallen! Nieder mit dem nächsten!

153 fozialdemokratische Reichstagsabgeordnete. Noch teine Verhandlungen über die Regierungsbildung. Berlin  , 22.   Mai.( Eigenbericht.) Endlich liegt das vollständige Ergebnis der Wahlen im Kreise Potsdam I vor. Dadurch erhöht sich die sozialdemokratische Stimmenanzahl um etwa 25.000, so daß der Partei noch ein Mandat zufallen dürfte. Damit wird die Fraktions­stärke der Sozialdemokratic auf 153 erhöht.

Die bürgerliche Preise beschäftigt sich bereits mit der Regierungsbildung und nennt ver­schiedene Namen für das Amt des Reichslanzlers und verschiedene Minister. Diese Nachrichten eilen den Ereignissen voraus. Die Verhandlungen werden erst beginnen, wenn das amtliche Wahlergebnis vorliegt. Einige demokratische Blätter geben der Sozialdemokratic den Ratschlag, so bald als möglich eine Regierung der großen Koalition, d. i. mit Einschluß der Deutschen Volkspartei  , zu bilden und Otto Braun   als Kanzler zu bestimmen. Die sozialdemokratische Partei lehnt derartige Ratschläge ab. Sie bestimmt ihre Tattik selbst und läßt sich nicht vor­schreiben, welche Personen sie in die Regierung entsendet. Das glänzende Vertrauensvotum der Wähler verpflichtet die Sozialdemokratic, die sozialen und fulturellen Forderungen der ar­beitenden Klassen mit großer Entschiedenheit zu vertreten.

Die dritte Lehre dieser denkwürdigen Ent­scheidung der 30 Millionen Reichstagswähler ist, daß in einem fortgeschrittenen Industrieland jede Regierung, die nicht aktive Sozial­politik betreibt, einem ruhmlosen Ende zu­steuert. Sozialpolitik ist keine Marotte der So­zialisten, sondern ein Stück naturgebotener Gegenwehr der Völker gegen die traurigen Nach­wirkungen des großen Krieges und gegen die schweren Schäden des hochkapitalistischen Zeit­alters. Wer sich gegen dieses Gebot auflehnt, wer die Fürsorge für die Jugend, für die Krüppel, Arbeitslosen, Stranten und Alten drosselt, greift an den Lebensnow der Nation. Deutschland   ist uns in der Sozialpolitik weit boran. Es besitzt eine eingelebte Altersver­Giegreiche Gemeindewahlen. jorgung, mustergültige Jugendfürsorge und Ge­sundheitsschußeinrichtungen, ein beispielgebendes Berlin  , 22.   Mai.( Eigenbericht.) Auch in Arbeitslosenversicherungsgejet. Mit Ausnahme mehreren Städten fanden am Sonntag Neu­der Angriffe auf den Achtſtundentag hat der wahlen der Gemeindevertretungen statt. Ueberall von Schlot- und Strautjunkern geführte Beſiß- zeigte sich ebenso wie bei den Wahlen in den bürgerblock feine der großen sozialen Errungen­schaften der deutschen   Arbeiterklasse anzurühren Reichstag und in die Landtage der Ruck nach gewagt. Er ist am Wahltage geschlagen worden, links. In Breslau   stieg die Anzahl der sozial­weil er den Stillstand der Sozialpolitik ver- demokratischen Mandate von 31 auf 38, während schuldete. Wie verdiente erst unser die Deutschnationalen von 16 Mandaten vier ver­Bürgerblock gezüchtigt, zu werden foren. In Frankfurt am   Main steigt die für die Erwürgung der Gemeinde Anzahl der sozialdemokratischen Siße von 19 auf und Bezirksfürsorge durch das un 29, die Deutschnationalen gehen von zehn auf felige Finanzgeseß, für sein sadi- sieben zurück. stisches Berstörungswert an der Sozialversicherung, für die ge­plante Auslieferung der Seran­tentassen an die Unternehmer Tschitscherin   mißbilligt die japanische Intervention.

jetretäre!

Ein weitere Lehre, die besonders unsere Mostau, 22.   Mai.( Taß.) Der Voltstom­heimischen Regierungsparteien beherzigen soll- missär für Auswärtige Angelegenheiten, Tschi ten, ist, daß alle Bürgerblockteilhaber am Ab- cherin, gewährte Pressevertretern eine Unter­rechnungstage die Beche gemeinsam redung über die Politit Japans   in China  . Auf bezahlen auf, daß der Partner mehr draufzahlen wird! Ereignissen in Tsinanfu   und zu dem japanischen

Glüdwunsch unserer Partei.

1927 folgten, werden als abänderungsbedürftig Sansson bezüglich der Seestreitkräfte im Jahre angesehen. So verlangen manche Parteifektionen radifale Fortschritte in der Abrüstungspolitif. zu einem Großteil bereits sozialdemokratisch ge Die industrielle Bevölkerung Schwedens   ist innt. Ein weiterer Fortschritt der Idee des Sozia isms in Schweden   ist abhängig von der Gr kenntnis der Landbevölkerung, daß ihre Intereſſen mit denen der Arbeiterschaft parallel gehen, und einer entsprechenden Erweiterung der Politik der Partei. Aus dieser Situation entspringen umfang

reiche Forschungsarbeiten der Parteiorganisation in dieser Frage und der Wunsch, daß der Partei­tag ein umfassendes modernes Agrarprogrammt beschließe.

Schließlich wird das immer wieder aktuelle Problem: Sozialismus und Regierung in einent überwiegend bürgerlichen Staate" neuerlich dis­futiert werden, wozu die schwedischen Erfahrun gen dreier sozialistischer Minoritätsregierungen und ein Fall der Teilnahme an einer liberalen Regierung reichlich Material bieten werden.

Es zeugt für die Festigkeit der schwedi­schen Bewegung, daß ein nur alle vier Jahre stattfindender Kongreß in die Diskussion dic jer und einer Anzahl anderer Fragen eintreten fann, ohne fürchten zu müssen, daß die Meinungs­verschiedenheiten irgendwie zu einer Gefährdung der Einheit und des Kampfgeistes der schwedischen Arbeiterklasse führen könnten.

Der Prozeß gegen die Weißrussen. Wilna  

, 22.   Mai.( Tsch. P.-B.) Heute in den ersten Nachmittagsstunden wurde in dem seit mehreren Monaten andauernden Prozeß gegen die weißrussische Hromada das Urteil gefällt. 37 Angeklagte wurden zu schweren Sterferstrafen verurteilt, und zwar: Vier Angeklagte zu je 12, zivci zu je acht, acht zu je sechs, neun zu je fünf, zehn zu je vier und vier zu je drei Jahren. 19 Angeklagte wurden freigesprochen. Die Höchst­strafe von 12 Jahren wurde über die Haupt­angeflagien ehemaligen weißrussischen Abgeord­neten Taraffiewicz, Raf- Michajlowski, Miotla und Woloszyn verhängt. Unter den Freige­sprochenen befinden sich u. a. der ehemalige Direktor der Weißrussischen Bank Ostrowski und Berlin   S. W. 68, Lindenstraße 3. der orthodoxe Geistliche aus Wilna Kosicki. Die deutsche Arbeiterschaft der Tschechoslo­Die Auflage gegen die Verurteilten lautete wakei hat mit Spannung den heroischen Kampf unserer deutschen   Genossen im leßten Wahl- auf Hochverrat und Vorbereitung eines bewaff­kampf verfolgt. Hellen Jubel löste die Nachricht neten Aufstandes zwecks Loslösung der weißrussis von dem herrlichen Sieg aus. Der Parteivor- schen Gebiete von Polen   und Angliederung an stand der deutschen   Sozialdemokratie in der Sowjetrußland. Nach den Behauptungen der Tschechoslowakei   übermittelt Euch aus diesem Auflageschrift soll die Hromada Organisation zu Anlaß die herzlichsten Glückwünsche.  

Prag, 22. Mai. Der Parteivorstand der deut schen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik hat an die Sozial demokratische Partei Deutschlands   folgendes Glück wunschtelegramm gerichtet:  

SPD.

Memorandum, das sich auf Nordchina bezieht,

verhalte, erwiderte Tschitscherin  : lnbedingt ablehnend. Wer die Politit der Sowjet­regierung in den zehn Jahren ihres Bestehens verfolgt, wird unschwer begreifen, daß sie irgend­welche Interventionen oder militärische Besetzun gen überhaupt und insbesondere gegenüber dem billigen lann."

diesem Zwecke über geheime Lager von Waffen und Munition verfügt haben.

Die Verteidigung hat gegen das Urteil die Nichtigkeitsbeschwerde erhoben.

230 Gasvergiftete in Hamburg. Hamburg  , 22. Mai. Die Zahl der an den ten beläuft sich auf etva 230.

die Zeche gemeiar- die Frage, wie sich das Außenkommissariat zu den chinesischen Volke weder direkt noch indirekt Folgen des Hamburger Giftgasunglüdes Erkrank