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8. Zahrgang.

Szialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowatischen Republit.

Wie wir unsere Nachbarn behandeln.

Beneš und der Anschluß.

Eine der bemerkenswertesten Tatsachen in der Entwicklung des letzten Jahrhunderts ist die Entstehung der Nationalstaaten in Euro­ pa . m chce 1871 ist die Einheit des italie­nischen und deutschen Volkes freilich beim lepteren nur zum Teil verwirklicht worden und als Geschenk des Weltkrieges ist einer Reihe von Nationen, Tschechen, Südslawen , Polen , Rumänen, Letten, Litauern, Finnen und Esten die nationale Einheit in den Schoß gefallen. Nur das deutsche Volk hat in den Friedensschlüssen, die den großen Krieg been­digten und die das Selbstbestimmungsrecht der Nationen zum Siege führen sollten, jeine nationale Einheit nicht erreicht. Die Verträge non Versailles und St. Germain haben in Europa zwei deutsche Staaten zurückgelassen, Deutschland und Desterreich, und gestatten es dem kleinen von ihnen nicht, den Anschluß an das große Mutterland zu vollziehen.

Freitag, 29. Juni 1928.

Das Reichstabinett gebildet.

Das Zentrum stellt nur einen Minister.

Berlin , 28. Juni. ( Amtlich.) Der Reichspräsident hat den Reichs: fanzler a. D., Reichsminister a. D. und Abgeordneten Hermann Müller­Franken zum Reichskanzler ernannt.

Auf Vorschlag des neuernannten Reichskanzlers hat der Reichspräsident dic bisherigen Reichsminister Dr. Stresemann( Auswärtiges ). Dr. Curtius ( Wirtschaft), Groener ( Reichswehr ), Schätzel( Reichspost) in ihren Aemtern bestätigt und ferner den preußischen Staatsminister a. D. Abg. Severing zum Reichsminister des Innern, den Reichsminister a. D. Abg. Dr. Hilfer ding zum Reichsfinanzminister, den Reichsminister a. D. Abg. Wissell zum Reidsarbeitenminister, den badischen Minister a. D. Dietrich Baden zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, den Reichsminister a. D. Noch Weser zum Reichsjustizminister und den geheimen und Oberregierungs­rat Abg. von Guerard zum Reichsverkehrsminister ernannt.

Reichsminister von Guerard ist gleichzeitig mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Reichsministers für die besetzten Gebiete beauftragt worden.

Die letzten Berhandlungen.

und vorläufig nur einen Vertreter in das Kabinett zu entsenden.

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vierteljährlich

halbjährig

ganzjährig..

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96.­

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Ericheint mit Ausnahme des Montag täglich iril

Nr. 153.

Nach dem Fall Betings.

Von T'ang Lcang Li.

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Mit dem Fall von Peking ist die durch die Nationalbewegung bewerkstelligte militärische Konfolidierung Chinas , die infolge des militä rischen Eingreifens der führenden imperialistschen Macht Afiens und der Intrigen der Dritten In­ternationale über ein Jahr verzögert wurde, end­lich zu einem erfolgreichen Abschluß gekommen. Die erste Phase der chinesischen Revolution, die) Vernichtung und Zerbrechung der Macht der nördlichen Kriegsherren gehört damit im wesenti lichen der Vergangenheit an. Das nationalistische China tritt nun in die Epoche des Wiederauf­baus ein.

Schants.

Man muß sich darüber klar sein, daß die Siege der Volfsarmee, die in der Uebergabe Pe­fings durch Tschang Tso Lin gipfelten, in erster Linie der du omingtang Partei zu dan­ten sind. Es ist ein Triumph für die gesamte Pariei und sogar noch in einent höheren Maße für die zivilen Führer als für die militärischen, ein Sieg T . V. Sung's und seiner Helfer, die die Finanzen der Nationalisten nen geordnet Seit den Friedensverträgen haben sich Berlin , 28. Juni .( Eigenbericht.) Nachdem Die jozialdemokratische Fraktion hat der haben, ein Sieg Sun Fo's und C . T. Wang's indessen die Ansichten über den Anschluß es gestern abends hieß, daß infolge des eigentüm Ministerliste zugestimmt, nicht etwa aus Ber- und anderer, die die Eisenbahnen hinter den Desterreichs an Deutschland vielfach geändert. lichen Verhaltens des früheren Reichskanzlers gnügen darüber, daß fie die Leitung des Kabi­des früheren Reichsfanzlers gnügen darüber, daß fie die Leitung des Kabi- militärischen Linien organisiert haben, ein Sieg fi die Tausende Namenloser, die unermüdlich Frankreich hat seit dem Vertrag von Locarno , der ihm seine Westgrenze garantiert, nicht und Zentrumsabgeordneten Wirth, der durch netts und noch einige wichtige politische Posten die Lehre der Nationalbewegung der Bevölkerung mehr ein so brennendes Interesse daran, die aus Vizekanzler oder Innenminister werden wägung der gegebenen Möglichkeiten. Die Sozial: gepredigt haben. Erst in zweiter Linie ein Sieg Vereinigung Desterreichs und Deutschlands zu wollte, das Zustandekommen der Regierung ge- demokratie war sich darüber klar, daß sich an der der drei militärischen Führer Dschiang Kai­verhindern und so hören wir auch aus Frant scheitert sei, ist Hermann Müller heute doch noch politischen Lage nichts geändert hat als die tal- chef, Feng Yue siang und Yen Ha reich des öfteren Stimmen, die die Unabwend- die Kabinettsbildung gelungen. Die sozialdemo- tischen Umstände und daß der alte Kampf um die barfeit der Vereinigung der beiden deutschen fratische Fraktion hatte erklärt, daß fie unbe Ziele der sozialdemokratischen Partei in alter Staaten Europas aussprechen. dingt an Severing als Junenminister feft- chärfe fortgesetzt werden muß. Der Reichstag wird Dienstag zusammen Am hartnäckigsten wehrt sich gegen die halte und nicht denke, diesen Plaz dem Zentrum treten, um die Regierungserklärung entgegen natürliche Entwicklung, die wohl aufzuhalten. zu räumen. Alle Parteien wendeten sich auch zunehmen. Mittwoch und Donnerstag wird diese aber nicht zu verhindern ist, der offizielle Ver- gegen die Schaffung des Vizekanzlerpostens. Erklärung von den Parteien zum Gegenstand treter der auswärtigen Politik der Tschecho- Heute vormittags trat nochmals der Frat einer eingehenden Debatte gemacht werden. slowakei , der Herr Außenminister Benes. Im- tionsvorstand des Zenirums zufammen und be- Mitte Juli beginnen dann die Sommerferien des mer wieder versucht er mit öliger Beredsam- fchloß, die Ansprüche für Wirth fallen zu lajfen Reichstages. keit den Destererichern einzureden, daß der von der Bevölkerung gewünschte und gewollte in­schluß für sie gar nicht vorteilhaft ist. Im gu- Die neuen Landespräsidenten ten und im bösen bemüht er sich, Stimmung Prag, 23. Juni. Heute wurden endlich die gegen den Anschluß zu erzeugen. Erst trug er seine Pläne von einer innigen wirtschaftlichen drei Landespräsidenten ernannt. Für Böhmen Berknüpfung der Nachfolgestaaten der Mon- und Mähren- Schlesien sind es die bisherigen Bizepräsidenten nicht ernannt. archie in Frankreich und England vor. Es Chefs der politischen Landesverwaltung Kubat wäre ein Irrtum zu glauben, daß Benes an und der jetige Junenminister Cerny, für die Der Handelsvertrag mit Frankreich nichts anderes denkt, als an den Abbau der Stowalei der Silleiner Tafelrichter Drobny. Bollschranken in Mitteleuropa und Ziel und Leßterer wurde jedoch nur provisorisch mit der Zweck jeiner Politik die Erleichterung des Paris , 28. Juni. Die tschechoslowakisch­Wirtschaftsverkehres zwischen den Donaustaa Leitung der Geschäfte betraut und mittlerweile ten wäre. Das wirtschaftliche Gebilde, das nur in die zweite Gehaltsklasse eingereiht; erst französischer Hand: lsvertragsverhandlungen find er schaffen will, hat vielmehr einzig und allein am 28. Oktober soll nach seierlichen Ver- erfolgreich abgeschlossen. Sobald der Text des nenen Vertrages in den Details ansgearbeitet den Zweck, Desterreich wirtschaftlich an die herungen der Regierung an die Slowaken zum Landes- und gedrukt sein wird, wird er den beiden Re­Donaustaaten zu knüpsen, und so einen Wall feine endgültige Ernennung gegen den Anschluß an Deutschland zu schaffen. präsidenten erfolgen; man wollte Drobuh doch gierungen zur Unterschrift vorgelegt werden. Dies Auch in Berlin scheint er deswegen vorgeipro- nicht gleich von einem untergeordneten Richter- dürfte in den nächsten Tagen der Fall sein. chen, aber wenig Gegenliebe gefunden zu

haben, zumal die anschlußfreundliche deutsche

posten in die oberste Gehaltsstufe ernennen. Stellvertretender Landespräsident für di Slowa­lei wurde der Gespan von St. Mar.', Dizal; für Böhmen und Mähren- Schlesien wurden

fertig.

Die Methode der Massenbewegung in Form von Aufständen und Streiken ist von Kuo­mingtang im Verlauf des Bruches mit der chinesischen fommunistischen Partei aufgegeben worden, aber noch immer sind die militärischen Einheiten der Wolksarmee von Scharen von Pro­pagandisten begleitet, die vielfach die Vorhut ge­bildet haben. Sobald irgendein militärischer Be­fehlshaber Neigung zum Widerstand gegen die Autorität der zivilen Führer zeigt, erweist es sich binnen furzem, daß er nicht starf genug ist, sich felbständig zu machen und sich der Gewalt der Partei entgegenzustellen. Wiewohl das Problem der endgültigen Unterordnung der militärischen Organisation der Kuomintang unter die Gewalt der zivilen Organisation zweifellos der Zukunft noch ernste Aufgaben stellt, so gehört die Erschei nung des unabhängigen chinesischen Militärdik tators doch endgültig der Vergangenheit an und jelbst Dichianfaischef, der militärische Oberbefehls haber der Volksarmee, hat dem Wunsch Ausdruck gegeben, von seinen militärischen Würden entklei­der zu werden, um sich voll und ganz dem Werke des politischen Wiederaufbaus widmen zu können.

Die Einnahme von Pefing und das Ende dieser Stadt als Hauptstadt Chinas stell: den Gipfelpunkt der Epoche der Zerstörung dar. Die Verlegung der Hauptstadt nach Ranking wurde bereits von dem toten Dr. Sun Yat Sen anbe fohlen und hätte schon bei der Gründung der Republik , im Jahre 1912 stattgefunden, wenn Juan Schi- Kai nicht Verrat geübt hätte. Das Siplomatische Korps wird zweifellos die Sitzver

Sozialdemokratie nunmehr stärkeren Einfluß des Hochschutzoll systems in Mittreibenden Sträfte der Geschichte liegt, wird die legung der Regierung nachdrücklich bekämpfen, da auf die Außenpolitik gewinnen wird. Da es teleuropa geworden. Der Herr Benes Zukunft dem Herrn Benes als reaktionären diefer Schritt die Diplomaten in einer zur bloßen nun Beneš nicht gelang, Deutschland und befleidet gar zu gen seinen Ministerposten, er Bolitifer verurteilen, mag er noch so viel von Provinz gewordenen Stadt zurücklassen und über Destererich zu überzeugen, hat er es gemeinsam geht daher, troßdem er angeblich Sozialist ist. Demokratie und demokratischer Außenpolitik dies die hauptsächlichen Klauseln des berüchtigten mit den übrigen Außenministern der Kleinen( wer's glaubt, wird jelig) mit den Agrariern reden. Aber die Geschichte wird nicht nur seine Borer- Protofolls unwirksam machen würde. Troß Renterrichtung von Regierungsgebäuden mit sich Entente socben in Bukarest mit einer kleinen in ihrer Hochschutzzollpolitik durch) Dick und konservative Politik entlarven, sondern wird dieser Schwierigkeiten und der Ausgaben, die die Drohung versucht. Wie aber die Verhandlunaen Dünn, sperrt wirtschaftlich die Tschechoslowakei auch den ehemaligen Profeſſor für National bringen werden, ist jedoch die Wiederein­im österreichischen Nationalrat zeigen, hat von den Nachfolgestaaten immer mehr ab und ökonomie an der Prager Handelsakademie als iesung Nantings als Chinas zu­diese Drohung nur das Gegenteil dessen er- will gleichzeitig eine engere wirtschaftliche Ber- verflucht schlechten Nationalökonomen richten. tünftige Hauptstadt eine ausge. zielt, was Benes wollte, denn ganz Desterreich bindung zwischen den Nachfolgeſtaaten zujam Mit 40 Prozent unserer Ausfuhr sind wir auf machte Sache. Aber die Verlegung der Hauptstadt weiß jetzt, wer der verbissenste Gegner des menbringen. Diese Quadratur des Zirkels wird Deutschland und Desterreich angewiesen. Nicht Herrn Benes ebensowenig gelingen, wie jein weniger als für acht Milliarden K führen wir aufing ist lediglich ein symbolischer Vorgang, Anschlusses ist. Unser Herr Außenminister wird auch nie- Bestreben, den Anschluß Oesterreichs an Waren in diese Länder aus. Die Geschicklich der den Beginn des Wiederaufbaus Chinas ein­feit Benes's besteht nun darin, gerade diesen leitet. Hierbei stellt sich zuerst das Problem der manden überzeugen, wenn er scheinheilig be- Deutschland zu verhindern. tont, er habe nur die wirtschaftlichen Vorteile Der Herr Miniſter Benes liebt es auch, beiden Ländern gegenüber, auf die wir ange- werden, daß diese Provinz ein gewiffes Ausmaß der Nachfolgeſtaaten im Auge. Was hat den wie aus seinem jüngst erschienenen Buche her- wiesen sind, und ohne die wir nicht eriſtieren von Autonomie erhalten, jedoch in der zufünf­Herrn Benes denn bisher gesindert, die Zollvorgeht, sich philosophischen Erörterungen hin- tönnen, eine feindjelige Politik zu betreiben, in- tigen Zentralregierung vertreten sein wird- schranken, die zwischen den Nachfolgestaaten bezugeben. Vielleicht könnte er auch einmal dar dem er sich dem Herzenswunsch der Desterreicher eine Lösung, die feit längerem von der sogenann­ſtehen, niederzureißen? Gerade durch die über nachdenken, wie seine Außenpolitit, die er und Deutschen , die Vereinigung dieser beiden ten Jung- Mutden- Partei und Tschangisolins Agrarzölle sind doch die Zollmauern, die zwi- seit dem Kriege betreibt, vor der Geschichte be Länder zu vollstrecken, hartnäckig entgegenstellt. Sohn im Geheimen befürwortet worden und schen der Tschechoslowakei einerseits, Ungarn . stehen wird. Mit Recht hat Otto Bauer in Es gibt kaum einen schlechteren Dienst, den nunmehr durch Tschangtfolins Tob erleichtert Südflawien und Rumänien andererseits beste- einer Rede im Wiener Nationalrat darauf ein Außenminister der Tschechoslowakei erwei- worden ist. Die Frage der japanischen Intereffen hen, noch höher geworden. Eben deswegen sind hingewiesen,„ daß es Miniſtern von Völkern, sen konnte, als diesen. Aber offenbar in der Mandschurei wird wohl bis zu einem gün ist das Problem einer allgemeinen einheitlichen die wirtschaftlichen Verbindungen gelockert die selbst in schweren opfenwilligen stämpfen hat Herr Benes/ den Ehrgeiz, das ſtigeren Zeitpunfte offen gelassen werden. Dann worden und ist bis heute ein Handelsvertrag ihr Selbstbestimmungsrecht errungen haben, entgegengesetzte dejjen zu tun, Verwaltung Chinas zu lösen. Die Zentralregie­mit Jugoslawien nicht zustande gekommen. schlecht ansteht, anderen Völkern dieſes Selbſt was für die Bevölkerung der rung wird sich in den Händen von fünf Nationalen Wirtschaftspolitisch hat ſich die Kleine Entente beſtimmungsrecht zu verweigern". Da der An- chechoslowakei und ihr mate- Räten- des Geseßgebenden, Grefutiven, Recht als eine reattionäre Macht in Europa erwie- schluß Oesterreichs an Deutschland im Sinne rielles Wohlergehen vorteilhaftlichen, Ueberprüfenden und Überwachenden Ra­tes befinden, während für die einzelnen Provin­fen. Sie ist zur eigentlichen Stüße der europäischen Entwicklung, im Sinne der ist.

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