Freitag, 18. Juli 1928.

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Riesenbrand in Hamburg . Auf bisher noch un­In Gedanken verfunken schritt er zur Loko- 1, Salt!" Mechanisch griff der Lokomotivführer| solchent. Daß gerade diesem künstlerisch wertvollen geklärter Weise entstand am Dienstag mittag in motive zurück. Das Signal ertönte. Er warf den nach dem Bremshebel. Doch was war das? Er und wagemutigen Film ein dramaturgisch un einem Baumwollschuppen des Hamburger Frei- Sebel herum. Aechzend und stöhnend setzte sich rührte sich nicht. Der Hebel, mit dessen Hilfe die geistig verunglücktes Manuskript zugrunde liegt, das bafens ein großer Brand. Vor der Gewalt des der Zug in Bewegung. Eiskalter Wind schleuderte Dampfzufuhr reguliert werden konnte, war eine ist wieder eine Sache für sich eine traurig Feuers, das eine ungeheure site entfaltete, hielten dem Manne auf der Maschine die Schneeflocken gefroren. Angstschweiß trat dem Manne auf die Sache für fich. selbst die stärksten Brandmauern nicht stand. Nur ins Gesicht, daß sie sich in die Haut eingruben. Stirn, er zog, er zerrie an dem rettenden Eisen- Der moderne dramatische Stil des Films mit größter Mühe und unter Heranziehung mehrerer Das durfte nichts machen. Immer vorwärts, stab. Vergebens. ist das organische Aus einanderwachsen der Bilder. Sundertschaften der Schutzpolizei gelang es, das immer vorwärts. Das rote Licht rückte immer näher und mit Der lyrische Film reiht die Bilder an einander. Feuer wenigstens auf seinen Herd zu beschränken. Die Lichter der Stadt verschavanden allmäh- ihm das Verderben vieler ahnungsloser Reisen. Es kommt ihm nur auf die feine Abtönung der Die von dem Feuer erfaßte Baumwolle stammte lich. Die freie Strede war erreicht. Schwarz der. Da faßte der Mann im blauen Kittel einen Bilderfolge an. Da oft fünfzig und hundert Metes aus Amerika und war zur Weiterleitung an aus breitete sich die Nacht auf den Schienen aus, un- furchtbaren Plan---- zur Rettung der lang nichts geschicht", die Handlung nicht vor­ländische Verbraucher beſtimmt. Der Schaden ist zählige Gefahren in sich bergend. Wenn der anderen. Langsamt tastete er sich an dem rütteln wärtsgebracht wird, hat der Regisseur in der An­außerordentlich hoch. Es ist bereits das zweite Mal Sturm einen Baum oder einen Telegraphenmast den Tender entlang zur Stuppelung. Endlich er- ordnung der einzelnen ſtimmungmalenden Detail innerhalb 10 Tagen, daß der Hamburger Freihafen geknickt hätte, der mun verderbenbringend auf dem reichte er sie, ein fleiner Rud und die Maschine aufnahmen freie Sand. Seine Kunſt iſt es, schein­von einem Großfeuer heimgesucht wird. Die Ursache Geleife. liegt? Nein, baran darf ein Lokomotiv löfte sich los. Dann schwanden ihm die Sinne. bar gleichgültige Bilderreihen zu einem fünft. des vor 10 Tagen in einem Dellager entstandenen führer nicht denken. Das lenkt ab. Er schaute auf lerischen, ausgeglichenen Ganzen zu binden. Ozep Feners fonnte bis jetzt ebenfalls noch nicht fest- den Geschwindigkeitsmesser. 84 Stundenkilometer. geftellt werden. Immer wilder wurde die Fahrt, immer Ein Schaffner hatte den Vorgang bemerkt. will in seinem Film zum Beispiel die Welt der wütender der Sturm. Wächterhäuschen, so flein Bremstlöge rieben sich funkensprühend an den Bauern schildern; Aufnahmen wogender Woiken über abendlichen Auen, schwingender Windmühlen­wie Buppenspielzeuge, flogen vorüber. Gespenster - rasenden Rädern. Der Zug stand. Einige Meter flügel auf der weiten Ebene wechseln mit Bildern haft huschte das Licht der fleinen Laterne über hinter dem letzten Wagen fand man ein paar von der Arbeit im Sause, dem Holzsägen, dem die nächtliche Strede. Diese graujigen Bilder blutige Fleischfeßen. Strümpfestriden. Dieselben Aufnahmen in andrer waren dem Manne im blauen Ritte! rrichts Neues Ein Schaffner meldete im Schlafivagen das Reihenfolge wären ein Chaos ohne Sinn, ohne mehr. Unbeweglich stand er an dem winzigen Vorgefallene. Eine junge Dame antwortete: Das| Rhythmus. In der Anordnung zeps sind sie ein Fensterchen und starrte vor sich in die schwarze war ja seine Pflicht. Ja, aber jest sagen sie den überaus reizvolles Bildgedicht. Die Bilder aus Finsternis. Leuten da draußen, sie möchten sich etwas ruhiger Ein rotes Licht blinkte auf. Es bedeutete: verhalten. Ich möchte schlafen."

Tödliche Fuchsjagd. In Lille wollten zwei Jäger einen Fuchs zur Strecke bringen, indem sie trodenes Reifig anzündeten, um ihn auszu räuchern. Der Fuchs hatte sich in eine Höhle ge­flüchtet. Der Wind trieb aber den Rauch auf die beiden Jäger zu, die bald bewußtlos niederfanken. Man fand beide später tot auf, der Fuchs war

entkommen.

Schlechte Rosenernte. Der strenge Winter und der nachfolgende kalte Frühling haben viele Rosenfulturen in Bulgarien vernichtet oder stark eingeschränkt. Im Jahre 1927 fonnten 5000. Tonnen Rosen für die Herstellung von Parfüme­Ernte um 30 Prozent geringer sein.

rien geerntet werden, in diesem Jahre dürfte die

Carusos Hinterlassenschaft. Nach einer offi­ziellen Aufstellung der amerikanischen Steuer­behörde beläuft sich die Hinterlassenschaft des ver­storbenen Tenors Enrico Caruso auf 1,333.137 Dollar. Davon sind allerdings nicht unbeträchtliche Schulden abzusetzen, die in New York allein 262.518 Dollar betragen.

Ich möchte schlafen. Von Adolf Altschul.

Pfauchend und widerwillig, wie ein gebän digtes Raubtier, legte sich die Lokomotive an den Zug. Ein Mann in blauem Kittel kletterte von dem schwarzen Ungetüm auf den Bahnsteig herab. Der Lokomotivführer. Langsam schritt er die Wagenreihe entlang. Das war sein Zug, sein Schnellzug. Wie oft hatte er ihn schon sicher ans Ziel geführt? Er wußte es nicht. Einige hundert Male waren es bestimmt.

Der Mann im blauen, ölbefleckten Kittel schritt weiter. Gruppen von Reisenden standen da und schwatzten unbekümmert. Wußten diese Mien schen, daß ihrer aller Leben für einige Stunden nur in der Hand dieses Mannes lag, der da mit wetterharten Zügen vorbeiging? Sie ahnten es vielleicht, wollten es aber nicht wissen.

Ruffifche Filmlyrit.

gezwungen wird. Der Gutsherr, der dem Mann der jungen Bäuerin ein Stück steinigen Bodens

der Natur ziehen sich durch den ganzen Film. Ste leuchten wieder auf, als die Frau von ihrer Heimat Abschied nimmt, um in die Stadt zu ziehen; sie werden wieder lebendig, als der Mann das ver­steigerte Heim verläßt; sie ziehen abermals vorüber, als die Dirne im Bordell sich des stillen Dörfchers erinnert.

Wo der dramatische Film Episoden erfindei, um

Der

Nach den dramatischesten Stellen des dramatische ften russischen Films, nach der Eroberung des Schif fes und dem Kampf in Odessa in Panzerkreuzer verpachtet hat, holt sie als Amme in fein Haus, fte ein Wilien zu fennzeichnen, gibt der lyrische nur Potemkin ", ließ der Regisseur Eisenstein die ihr nach und vergewaltigt sie beinahe. Als der sanften Wellen des abendlichen Wecres, die mond Mann nun in die Stadt pilgert, um seine Frau eine Bilderfolge ohne Geschehen". Den Höhepunkt lichtumspielten Wolfen einer russischen Hafennacht zu sehen, sagt man ihm, fie sei die Geliebte des erreicht diese nur auf Stimmung, Farbe, At­ihr wehmütig- melancholisches Lied singen. Das Gutsherrn. Ohne nachzufragen, ohne sie anzu- mosphäre bedachte Art filmischer Darstellung in den lyrische Bildgedicht aus der ruheerfüllten Natur hören, glaubt er das, verstößt er sie. Sein fleiner Bordellszenen; die Bildersymphonic aus dem Bor. schenwelt. Aehnlich verwendet der russische Regis Tages, als die Herrschaft ihre Dienste nicht mehr Rhythmus der Szenen geben die ganze Troſtlosig war hier Gegensatz zum erbitterten Streit der Men of fommt unter den Hammer; sie steht eines dell, die Aufnahmen durch einen Zerrspiegel, der feur Bu dowtin in seinen Filmen ,, Mutter " und braucht, auf der Straße. Freudenmädchen, die vor feit dieser gekrampften, gezwungenen Luftigkeit, die Ende von St. Petersburg " die lyrischen, stim- der Sittenpolizei fliehen, reißen sie mit; von einem ganze verzweiflungsvolle Gleichgültigkeit in diesem mungmalenden Ausdrucksmöglichkeiten des Fiims. Strom wird sie, ohne zu wissen, was mit ihr ge­Trubel scheinbaren Temperamentsüberschusses auts­Immer wird die majestätische Unerschütterlichfekt fchieht, zum Kontrollamt gespült, wo man ihr den gezeichnet wieder. der beseelt- unbeseelten Natur gegen den Kampf der gelben Paß, das Kontrollbuch der Prostituierten, In dem lyrischen Film erlangt auch der Titel Menschen gestellt, durch die unantastbare Erhaben- ausstell:. In ihrer Naivität hält sie den gelben eine ganz andere Bedeutung. Nur das Allernoniven­heit von Meer, Sonne, Sturm, Eisbruch, Früh Paß für ein harmloses Ausweispapier, das sie stoly digste teilt das photographierte gebrudte Wort mit. lingshelle das Machtringen, das soziale Leid der in einer Stellenvermittlung als Personaldokument Tatsachen werden sichtbar gemacht; auch Dialoge Menschheit zu größerer Kontrastwirkung gebracht. vorzeigt. Von der Stellenvermittlerin weggejagt, werden wortlos gestaltet. Einzelbilder erhellen Filmlyrik ist aber bei Eisenstein und Pudowlin nur fällt fie einer Bordellmutter in die Hände. Im blithaft Meinung und Sehnsucht der sprechenden geschid: angewendetes Mittel zur Lösung von Span- Bordell trifft sie eines Tages einen Landsmann, Personen. Ganz eigenartige und sehr starke Wir­nungen, zur Darstellung von Parallelen, zur Stei- den fie um Nachricht über das Schicksal ihrer Fa- fungen erzielen die Titel dort, wo sie als Re­gerung des dramatischen Effekts. Das Bild- milie bittet. Als sie erfährt, daß ihr Mann ber frain des Bildgedichtes verwendet werden. gedicht, das die Handlung nicht weiterführt, sondern einer Sprengung im Steinbruch verunglückt ist, Bauer erfährt, daß ſeine Frau nicht zu ihm zurüd­nur einen Zustand schildert, eine Stimmung wie- reist sie heim; der Krüppel und die Dirne finden kommen wird; Bilder der Verzweiflung, der Wut, dergibt, ordnet sich hier einem größeren Gangen fich zu einem neuen Leben. In manchen Szenen des Nichtverstehens, und dazwischen immer wieder, unter. Nun hat ein russischer Regiffeur, anfnüp- bes Films stedt wuchtige soziale Antlage: währenv in großartiger Steigerung, der eine Titel Nie­fend an einen der berühmtesten und verkanntesten die junge Frau das Kind der Herrschaft ernährt, mals". Oder: die Dirne erfährt, daß ihr Manu amerikanischen Filme das lyrische Ausdrudsprinzip stirbt ihr eigenes. Da Aufregung der Amme scha- verunglückt ist. Tanz im Bordell, ausgelassene Hei in einem Film einheitlich durchgeführt. Der den fönnte, fälscht die Herrin die Briefe, die die terfeit, Grimasse der Luft in dieser Hölle der Wien­Film führt den Titel Der gelbe Paz". Sein junge Frau von ihrem Gatten erhält; eine Ehe schenschändung und in diese toll vorüberwirbeln. künstlerisches Vorbild ist das erschütternde, uner- zerbricht, Menschenleben werden vernichtet, damit den Bilder immer wieder das eine Wort, das die Seele der Dirne traf wie ein Donnerschlag: meßliche Bildwerk ,, Gebrochene Blüte", das D. W. die feine Dame der Aufgabe enthoben wird, ihr Seele Griffith vor mehreren Jahren mit Lillian eigenes Kind zu stillen. Doch wird die soziale Be- rippel". deutung des Films durch manche allzu naive Mo­Gish drehte. Es sind nicht alle Strophen dieses Filmliedes tivierung und durch den recht fitschigen, süßlichen von der armen Menschenkreatur gleich gut gelungen. Schluß, start gemindert. Es ist nichts Swingendes Der Text ist nicht von einem großen Dichter vers in diesem Frauenschicksal, und nichts Tragisches faßt, auch nicht von einem Revolutionär des Dreh­nicht die Gesellschaft zerstört hier Menschenglück, buches; aber die Melodie ist echt und groß. Sty sondern der Zufall. Auch ist der Film bis aur strömt aus einem Herzen und sie rühr: an die Here Anna Sten , die die einfache, vertrauensselige zen. Sie wurde von einem Regisseur komponiert, Bäuerin sehr eindrucksvoll spielt, darstellerisas der weiß, was ein Film ist; und so wurde der sehr schwach. Es kam hier eben weniger auf Buch Gelbe Paz", mag er inhaltlich noch so matt sein, und Schauspieler an als auf die Gesamteinstellung was heute immer noch sehr selten ist: ein Film. des Regisseurs zum filmkünstlerischen Problem als Friz Rosenfeld.

Der Mann im blauen Stittel schritt weiter. Aus einem Fenster des Schlafwagens beugte sich In dem amerikanischen Film litt und verdarb eine junge Dame. Er sah sie an. Ihre Blicke ein armes, geschlagenes Mädchen an der Grausam begegneten einander. Er bemerkte in ihren Augen keit des Stiefvaters und der aussichtslosen Liebe zu etwas wie Hochmut, Spott und Verachtung auf- einem jungen Chinesen. Im ruffischen Film leider leuchten, dann wandte sie sich ab. Was war es, und verdirbt eine arme Frau an der Schlechtigkeit daß ihn ihr minder erscheinen ließ? Waren es die der Gesellschaft und, das ist der große Fehler des Delflecken oder die ungepflegten Hände, die ja Films, am Zufall. Der Regisseur F. A. Ozep, der schon Hunderten von Menschen das Leben gerettet den Film auch verfaßte, wollte zeigen, wie eine hatten? Was war es? Er wußte es nicht zu junge Bäuerin, die in die Stadt kommt, von der jagen. Gesellschaft zugrunde gerichtet und zur Prostitution

Der Menschensohn."

Stumus als Vorlage des griechischen Textes an nahm), auf den Inder setzen.

Gründe innerer Wahrscheinlichkeit, das Gefühl einleitenben Kapitel in plastischer Bildhaftigkeit vor des wirklichen Historikers, dem aus vielen Einzelheiten uns erstehen läßt, vor allem das Wirken und das das Gesamtbild der Zeit entsteht, haben wohl auch Schicksal des Täufers entscheidenden Einfluß üben. Emil Budwig zumeist geleitet, als er die historische Wie der sanfte Freund der Armen und Bedrückten Erscheinung Jesu zur Voraussepung seiner Biographie der friedliche Lehrer im Stampfe mit den Pharisäern, nahm. Er könnte sich freilich auch darauf berufen, daß von den Feinden gereizt, von den Freunden getrieben, die bedeutendste fachwiſſenſchaftliche, mit nüchterner zum Rämpfer wird, wie nach dem Tode des Täufers Quellenkritik arbeitende Untersuchung der jüngsten aus dem Gefühl der Berufung in quälendem Zweifel, Zeit, die Forschung Eduard Meyers die historische den erst der wachsende Glaube der Jünger zerstört, Existenz Jesus bejaht. Eduard Meyer hat einleuchtend das Bewußtsein wird, der Messias zu sein, das ist in nachgewiesen, daß dem Markus Evangelium eine zeit- Emil Ludwigs meisterhafter Wanier freilich so ein­dringlich dargestellt, daß wir statt des So kann es ge­genössische Quelle zugrunde liegt. wesen sein" gar zu gern ein So muß es gewesen sein" zustimmend sprechen möchten.

Besser als in den bisherigen Jesus - Monogra­phien sind die Widersprüche gelöst, die im Charakter

des biblischen Christus klaffen, die Entwicklung des Charakters ist organisch bedingt, vor allem der Zusam menhang mit der Sozialgeschichte der Zeit ist ge­wahrt. Unter den vielen Versuchen, eine glaubhafte

Mit Recht hat man gegen die Annahme, Jesu Emil Ludwigs Jefus- Biographie.") habe überhaupt nicht gelebt, von allem Anfang einge Die wissenschaftlichen Biographien Jesu von Nawandt, daß über die Existenz einer historischen Persön zareth standen bisher fast alle im Zeichen der bürgerli- lichkeit nicht nur die Quellennachrichten aussagen, daß chen Aufklärungsphilosophie. Ihre Grundeinstellung auch die von einer Persönlichkeit ausstrahlenden wir war durch die fämpferische Abwehrstellung gegeben, in fungen von entscheidender Bedeutung sind. Der wahre die sie firchlicher Eifer und orthodore Engstirnigkeit Sistoriker, der nicht nur das Handwerkszeug der Ge­drängte. Duldete die römische Inquisition nicht, daß schichtswissenschaft anwendet, sondern die Berufung auch nur ein Buchstabe an den Evangelien verrüdt zu einer Wissenschaft in sich trägt, die eben nicht exaft wurde und forderte sie für jede harmlose Synopsis der im Sinne der Mathematit sein will und sein kann, vier Evangelien, wie wir sie als Biblische Geschich wird in strittigen Fällen nicht nur am Buchstaben lle­Was Emil Ludwig aber über die bloße Tatsache ten" in den Schulen kannten, die bischöfliche Approba- ben, sondern mit dem Gefühle innerer Sicherheit em der Existen; Chrifti hinaus erzählt, ist Roman, nicht tion, so waren nun die Historiker, die vom rein wissen- pfinden, ob er es dem Gesamtstande der Quellen und Geschichte. Es ist ein grotesker Zufall, daß Ludwig, der ſchaftlichen Standpunkt an das Thema herantraten, Wirkungen nach, die ein Zeitbild ergeben, mit einer le sich als erklärter Gegner des historischen Romans ein­umso eifriger bemüht, durch Aufdedung aller logischen gendären Gestalt oder mit einer historischen Erschei- führte, der weder Geschichte noch Roman sei und beiden Schwächen und aller quellenkritisch verdächtigen Merk nung zu tun hat. Das gilt für den Streit um Homer schade, nun wohl oder übel doch einen historischen Ro­male der Evangelien zu einer Stonstruktion zu gelan- und den Dichter des Nibelungenliedes so gut wie für man schreiben mußte, der gar nicht so weit von jenem gen, die der dogmatischen möglichst schroff widersprach. den Streit um Jesus . Man bente sich nur die Quellen Leben Jeju entfernt ist, daß der holsteinische Pastor Version des Lebens Jesu von Nazareth zu geben, steht Diese von David Friedrich Strauß mit seinem epo- über Shakespeare , die ohnehin so getrüb: sind, daß die Frennsen in seinem Roman Billigenlei" romian Ludwigs Buch vorderhand, an erster Stelle, ganz ab. chemachenden Leben Jesu" begonnene und von einen den Lord Bacon für den Dichter der Shake haft gezeichnet hat. Emil Ludwigs Darstellung der Ludwigs Buch vorderhand, an erster Stelle, ganz ab. Renan fortgeführte Art der Stritik gipfelte in der spearedramen halten, noch ein wenig mehr verdunkelt Entwicklung Jesu ist keine geschichtliche Biographie, gesehen von seinen formellen Vorzügen, die es im Ver­Leugnung der historischen Existenz Jesu . Diese von und die historische Erscheinung des größten Dichters die uns unter Berufung auf einwandfreie Quellen gleich mit den meisten anderen Darstellungen zu einem wirtlichen Volksbuch machen können. Da es Stautsky auch aufgenommene Hypothese beruft sich wird von neunmalweiſen Philologen in Zweifel gezo- fagte: So war es! sie ist ein historischer Roman, die Wunder Christi aus seinen Willensträften, also wie die meisten ihrer Art auf die Armut an Quellen gen werden. Man nehme an, wir müßten von Goethe der uns eindringlich genug zwar aber doch nur unter nicht platt rationalistisch, wohl aber natürlich erklärt, überhaupt und auf die Unverläßlichkeit der vorhan so gut wie nichts, es wäre außer seinen Werken nur Berufung auf den dichterischen Blick des historischen da es aus dem Menschensohn" erst im Laufe einer denen Quellen. Heute ist der deutsche Forscher eine spätere Biographie, womöglich eine der in& Belle- Gestalters sagt: So tann es gewesen sein. Der innerlich bedingten, aber von außen geförderten und Drew 3 der Hauptvertreter dieser Richtung und der tristische spielenden von Gundolf oder Ludwig erhalten Stoff diktiert eben die Form und wo die Tausende angeregten Entwicklung den Messias werden läßt und lette Ausläufer einer rein destruktiven Bibelkritik, wie würde nicht sofort der Zweifel laut werden, ob der Briefe, Notizen, Aften, Proklamationen, glaubhaft die Auferstehung nur als Legende berichtet, die in fie mit den Enzyklopädisten vor 150 Jahren begann. Faust" und der Clavigo ", der Göß und der Epi überlieferten Gespräche fehlen, die von Bismard und die Auferstehung nur als Legende berichtet, die in den Halluzinationen der Maria Magdalena entspringt. Daß die Kirche ers den Folgen ihrer starren Unduld- menides", die Weimarer Faschingsstücke und der Di Napoleon, von Goethe und Friedrich II. Zeugnis gewird die Kirche natürlich auch dieses Buch verwerfen ſamkeit nichts gelernt hat, beweist ihre unveränderte wan" wirklich von dem gleichen Verfasser herrühren ben, dort muß die Phantasie ergänzen, was ihr die und verfolgen, obwohl es geeignet ist, die erhabene Saltung gegenüber allen Versuchen, auf dem Boden fönnen, ob dieser rätselhafte Goethe nicht vielmehr ein leberlieferung vorenthielt. Christusgestalt dem haßerfüllten Streit fanatischer des dogmatischen Glaubens selbst eine sehr zahme, Produkt der Phantasie ist? Oder denfen wir an Rapo­Allerdings, Emil Ludwig hat sich's nicht leicht ge- Beloten zu entrüden und sie einer schon zu lange int philologische Stritit zu betreiben. Vor wenigen Jahren! leon! Könnten spätere Jahrhunderte, wenn alle seit­ließ sie die Bibelübersetzung des österreichischen Bene- genössischen Quellen bis auf wenige Reste verloren macht; er hat nicht einfach Berichte gefiebt und gejam- schäbigsten Rationalismus aufgehenden Menschheit diftinermönchs Benedictus Schlög I, die in der Auf- und nur posthume Literatur vorhanden wäre, an die melt, Zitate aneinander gereiht und äußerlich verbun- menschlich näher zu bringen. So. wird das Wert auch fassung der Entstehung der Evangelien die einzig zu Existenz dieses Mannes glauben oder würden sie nicht den. Er hat das Werden eines Charakters ein erster Versuch, das Ünvergängliche am Christen­lässige Lehre anfocht( vor allem was das Johannes- die Formel billigen, er sei nur eine von der Legende aus dem zu rekonstruieren gesucht, was ihm von den tum in eine Zeit hinüberzuretten, in dem es, so wie evangelium betrifft; den berühmten Eingang dieses erfundene Verkörperung der Revolution, man habe überlieferten Aussprüchen und Handlungen glaubhaft Karl Liebknecht das einmal von der ganzen Bi­Evangeliums Im Anfang war das Wort" überaus Morcau und Massena , aus Talleyrand und scheint. Er schildert den galiläischen Knaben, der in der bel erhofft hat, losgelöst vom Kirchenglauben dem septe Schlögl rythmisch, weil er einen aramäischen Sieyes, aus Danton und Fouqué hier einen Mann Einsamkeit des Hirtenlebens, in den Erfahrungen sei- Schaye unvergänglicher ethischer und kultureller Werte gemacht und schon der sonderbare Name, die unwahr- nes Arbeiterdafeins zu einer sonderbaren, unjüdischen der Menschheit angehören wird. Dr. E. Franzel *) Der Menschensohu", Geschichte eines Pro- fcheinliche Herkunft beweisen, daß er gar nicht gelebt Naturreligion gelangt ,, auf den dann neben anderen Ereignissen einer bewegten Zeit, die Ludwig in einem pheten. Verlag Ernst Rowohlt , Berlin W 35. haben könne?!

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