Donnerstag, 19. Juli 1928.

Belte 5

Fünf Kinder verbrannt. In der Nähe von] Ein sonderbares Testament. Der als Sonderling| ebenfalls an dem Festnahmeversuch teilgenommen hat, Tanzunterhaltungen, wo sie einen 26jährigen Bur­Rouen( Frankreich  ) brannte am Dienstag ein großes bekannte Landwirt Veljko Pakardi in der Gemeinde schilderte, wie die Polizeibeamten unterwegs mit schen kennen lernte, einen Metallschleifer, der sie Bauerngehöft nieder. Fünf kleine Kinder der auf Maratonos in Starpathenrußland starb fürzlich und Wagner berieten, wie sie die Verhaftung vornehmen gern hatte, aber sich nicht getraute, ihr die Wahr­dem Hof wohnenden Familie erlitten den Tod.  hinterließ ein merkwürdiges Testament. Seine an- wollten. Wagners Vorschlag, Sein zu verhaften, wenn heit zu sagen, daß er stellenlos fei. Die Witwe Eine tolle Geschichte. 11 Seemeilen von sehnlichen Sabseligkeiten teilte er in gerechter Weise er das Rad bestieg, sei verworfen worden. Er, der stellte eine Bedingung für die Ehe: er müsse Offi­der portugiesischen Stüfte entfernt, südlich von auf die Hinterbliebenen auf. Ferner hinterließ er 3enge, habe auch gejagt, bei einer Verhaftung auf sier werden, und so bemühte sich besagter junger Lissabon  , überfielen Seeräuber ein fleines See eine wohl einzig dastehende Verfügung, daß sein der Straße würde es ein zu großes Gedränge geben. Mann also, ein Offizier zu werden und allen Wün­fischerfahrzeug, das gerade im Begriff stand, seine Begräbnistag ein Festtag für die gesamte Bevölke Er hätte gesagt, Sein wüßte von nichts, er werde also schen der Witwe nach der sicheren Existenz zu ent Reße einzuziehen und mit dem Fang in den Heirung des Dorfes sein müsse. Unter Glodengeläute, leicht zu überwältigen sein. Als Schmidt und Endisch sprechen. mathafen zurückzukehren. Plöglich tauchten in Böllerschüssen und in Begleitung einer Blechmusik in das Zimmer gegangen waren, begann bald darauf rascher Fahrt 10 Motorbarkassen auf. Noch bevor er zu Grabe zu tragen. Dann habe der Leichen das Schießen. Der Zeuge habe sich darüber gewundert, die Besatzung ohnen konnte, was gespielt wurde, schmans zu beginnen, bei dem 500 Kilogramm Fleisch Saß Schmidt ohne vorherigen Anruf schoßz. erhoben sich aus diesen Booten etwa 150 Mann, und 500 Liter Wein zu verteilen seien. Ferner set bie unter gräßlichem Geschrei Messer, Stöde und Schnaps zu bringen, die Musik habe aufzuspielen Ruder in drohenden Fäusten schwangen Dem und auch getanzt solle werden. Am Tage meines Kapitän des Lastdampfers blieb nichts anderes Begräbnisses muß das ganze Dorf betrunken sein." übrig, als den Seeräubern seinen Fang als Löse- Mit diesen Worten schloß das Testament. Der letzte geld anzubieten. Die Räuber waren damit jedoch Wille des merkwürdigen Sonderlings wurde pünkt nicht zufrieden. Der Kapitän griff dann zu einer lich vollzogen. Ob das ganze Dorf wirklich betrunken List. Er hielt die Seeräuber mit Versprechungen war, wird allerdings nicht berichtet. hin, die er nicht erfüllen konnte, ließ heimlich das Netz fappen, gab Volldampf und entschwand plöglich ben Bliden der erbosten Seeräuber. Der Fisch dampfer kehrte in den Hafen von Lissabon   zurück. wo die ganze phantastische Geschichte glaubwürdig registriert wurde.

Ein gütiger Vater. In einer Zeitschrift wird aus dem Schreiben eines schlesischen Bauern an den Lehrer seines Sohnes folgende nette Stelle mitge teilt: Wir haben eine befreundete Leiche und ich wollte das Kind der Freude nicht berauben." Na

türlich! Spaß muß sein

Gerichtssaal.

Hein vor Gericht.

Geld gesehen und kam auf den Gedanken des Ein­oruchs." Auf den Vorhalt des Richters, daß er doch die Dinge früher ganz anders dargestellt habe, erklärte der Zeuge, daß er die Schuld auf Hein geschoben habe, solange er noch auf freiem Fuße war. Auf weitere Fragen erklärte er:

Der Coburger   Wordprozeß gegen den Raub­mörder Hein nahm am Dienstag seinen Fortgang mit der Vermehrung der Zengen Franziska Gläffe, der Mutter der Braut des Angeklagten. Die Frau fagte aus, daß Hein im ersten Jahr, als sie ihn ken­nen lernte, ein arbeitssamer Mann war. Erst unter dem Einfluß Larms   habe er sich zu seinen Ungunsten verändert. Die nächſte Zeugin par die Braut des Ich hatte von einem früheren Fall her einen unaus­Hein, Hedwig Gläffe. Sie blieb unverteidigt. Auflöschlichen Haß gegen alle uniformierten Personen und die Frage des Vorsitzenden, ob sie sich noch als Ver- habe diesen Haß heute noch. Möglich, daß dieser Haß lobte Heins betrachtet, antwortet sie mit einem auf Hein übergegangen ist." flaren Ja. Sie erklärte, ihr Verlobter habe sich vor feiner Arbeit gescheut, bis ihm im Sommer 1926 Larm in den Weg lam. Larm habe immer die Zeche bezahlt. Gefragt, woher er das Geld habe, habe Larm   geantwortet, das hänge mit politischen Din gen zusammen. Nach dem Ueberfall auf das Post­amt Kloſterlausnis habe Hein ein gedrücktes Wesen

zur Schau getragen.

Unter allgemeiner Spannung wurde dann der Arbeiter Larm  , der Begleiter Heins auf seinen Raubzügen, vernommen. Larm wurde aus dem Gefängnis in Weimar   nach Coburg   transportiert. Er hatte tags zuvor wegen Uebermüdung infolge der Bahnfahrt die Aussage verweigert.

Du bist an allem schuld!"

Als die Zeugin Hedwig Gläse seiner ansichtig wurde, ſpulte sie ihm ins Gesicht und schrie: Elender Lump, Nach den bisherigen fast übereinstimmenden Zeugen aussagen scheint Larm   tatsächlich der böse Geist des Angeklagten gewesen zu sein. Er gab dies auch selbst zu, indem er erflärte: Wenn Hein meint, daß er unter meinem Einfluß gestanden habe, so will ich voll und ganz zugeben, daß das so ist. Ich war ganz ab­gerissen nach Jena   gekommen und fand bei Hein auf meine Bitte Unterkunft. Ich kam auf den Gedanken, einen Einbruch in ein Waffengeschäft zu verüben. Sein äußerte sich skeptisch und ablehnend. Nach vielen zu reden ist er schließlich mitgegangen, hat sich aber aktiv nicht beteiligt. Während ich drei Stunden lang den Einbruch ausführte, ging Hein spazieren. In man­chen Fällen, wo ich Einbruchsgelegenheiten ausgelund schaftet habe, hat er sich ganz ablehnend verhalten. Ich war immer der anregende und in der Hauptsache auch ausführende Teil. Hein war nur geringfügig daran beteiligt. Wenn wir etwas begingen, habe ich immer das Geld genommen und Hein nur dann etwas gege­ben, wenn er in Not war. Ich war auch der anregende Teil beim Postraub in Ohligs  . Ich habe da das viele

Danti: war die Vernehmung Larms vorläufig

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ivar."

es

Nach etwa sechs Wochen Bekanntschaft kam es zum intimen Verkehre. Karl St. wußte, wie Frauen dieser Art zu behandeln sind. Er besaß efn Vorsitzender: Sie wußten doch, daß es sich um Sparkassabuch, das auf 10 Ke Einlage lautete. den gefährlichen Posträuber Hein handle, der schon Dieses Spartassabuch hatte er zunächst auf eine verschiedene Beamte über den Haufen geschossen hatte." Ginlage auf 145.000 umgeändert. Mit diesem Zeuge Krüger: Ich wußte aber nicht, wer Sparkaijabuche imponierte er der Inftigen Witwe war." folossal. Selbstverständlich stand ihm jest nicht nur Vorsitzender: Doch, Sie mußten wissen, daß es ihr Herz, sondern auch ihre Wohnung zur freien sein war und daß er mit einer Pistole bewaffne: Verfügung. Aber er mußte ihr versprechen, sich troß dem Gelde um eine sichere Existenz" umzu­Zeuge: Ich stand auf dem Treppenflur." sehen. Er hatte ein wenig Protektion bei der Feuer­Bei der nun folgenden Vernehmung des Gendar­mericwachtmeisters Zündeisen stellte der Vorsivende hoffte dort unterzutommen. Seine lustige Witwe wehr und bei der Elektrischen Straßenbahn und fopfschüttelnd fest, daß die Blauener Polizei für die Festnahme des Poſträubers Hein gar keine be Ein Offizier, mindestens ein Leutnant mußt du war aber mit einer solchen Existenz nicht zufrieden. stimmten Anweisungen erhalten hatte, und es lediglich den untergeordneten Organen über­jein", sprach sie zu ihm, obgleich sie von ihm bereits inzwischen schwanger war. Er versprach ihr also, ein Tassen war, nach eigenen Gutdünfen zu handeln. Kri­Offizier zu werden. Schrieb in ihrer Wohnung, bet minalhauptwachtmeister Thos- Plauen hat unmittelbar nach der Tat den Tatbestand aufgenommen. Nach sei­Threm Tische, ein Gesuch an die Militärakademie in nen Feststellungen muß Hein Schüsse abgegeben haben, Mähr. Weißtirchen und bat um Aufnahme. Ich als die Beamten seine Wohnung betraten. Im Zimmer bin Fähnrich i. R.", meinte er zu ihr, wenn ich habe er eine Aktentasche des Angeklagten gefunden, die aufgenommen werde, komme ich als Kapitän, tsche­choslowakischer Kapitän, gleich heraus." Sie war u. a. auch eine aus einer Aluminiumflasche selbst an­jetzt zufrieden. Ein Mann in einer feschen Uniform, gefertigte Handgranate enthielt. Ungeklärt bleibt die mit der gesicherten Existenz", das war ihr Ideal! Frage, wer die Pistole des erschossenen Kommissars Tann führte sie ihn zum Schneider, kaufte ihm nene Schmidt entladen hat. Die Anklage nimmt hiezu an, Schuhe, einen neuen Rod und einen Hut, einen daß Hein das selbst getan habe. Der Sachverständige Kragen und eine Krawatte. Er ging mit ihr auf Sacuzner hat bei der Untersuchung der Pistole des erschossenen Wachtmeisters Schmidt festgestellt, daß ihren Wunsch zum Pfarramt und bat um Aufbie­Schmidt gar nicht geschossen haben kann, während Heinung, machte aber den Herrn Pfarrer aufmerksam, in seiner Verteidigung darauf bestehen bleibt, daß daß er nur dann heiraten könne, wenn die Militär­

Schmidt doch die ersten Schüsse abgegeben habe. Die Verhandlungen werden am Mittwoch fortgefest.

Zodesurteil.

akademie eine Dispens gebe, weil er auf Wuns jeiner Braut unt Aufhme in die Akademic an­gesucht habe und als Kapitän ausgemustert zu wer den hoffte.

Als er Geld brauchte und sich an sie wandte, Roburg, 18. Juli. Nach dreitägiger Ver- wurde ihr die Sache mit dem Einlagebuche doch ein handlung gegen den Posträuber und Mörder bißchen auffällig. Sie bat um Klarheit. Da schrieb ein wurde heute das Urteil gefällt. Sein wurde er einem Baumeister, er möge ihm einen Plan für haus verurteilt, außerdem zu der üblichen Nebensbanen gedente. Er zeigte ihr dann den Brief und zweimal zum Tode und zu 15 Jahren Zucht eine Villa entwerfen, die er für seine Braut zu er­strafe der Abrechnung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit.

abgeschlossen. Ein Antrag des Verteidigers, die Ver handlung zwei Tage lang auszujeßen, um Hein durch den Direktor des Neurologischen Institutes in Frank furt a. M., Dr. Goldstein, untersuchen zu lassen, wurde vom Gericht abgelehnt.- Die Verhandlung wandte sich dann dem Plauener   Fall zu. Der Zenge Wagner, den Hein in einer Wirtschaft kennen gelernt den Plan. Sie war vorsichtig genug, ihm im gan hat und bei dem Hein dann wohnte, schilderte aus zen etwa nur 550 Bargeld herzugeben. Einmal führlich die Tage des Zusammenseins mit Hein. Er erwischte sie ihn, wie er ihr einen Polster aus der sagte, daß es sehr lustig und angeregt zugegangen sei. Sie wollte bloß einen Mann in Wohnung tragen wollte, um ihn zu versetzen. So Ein Verdacht gegen Hein sei ihm erst furz vor dessen behauptete jie wenigstens hente vor Gericht. Außer beabsichtigter Abreise nach Hof gekommen, als er zu geficherter Lebensstellung". dem feien ihr Wäsche, Handtücher und Geschirr­fällig bemerkte, daß Hein Waffen in den Taschen hatte. Prag  , 18. Juli. Sie ist eine junge Witwe. tücher, abhatiden gekommen. Das müsse er ihr eni Er wollte sich darum vergewissern, wer der Unbe- 26 Jahre alt, bildhübsch. Wancher Mann bewarb wendet haben. Nun lief sie zur Sparkassa. Da sab tannte eigentlich war. Er fand in seinen Taschen eine sich um ihre Soud, aber sie war eine Festung, die fie, daß sein Stonio mit dem Bunderitanſenten gar abgestempelte Inwalidenkarte und einen Gewerbeschein nur sehr schwer zu erobern war. Die Bedingung nicht existierte. Bei Nacht gab es eine exquidfiche ohne Namen sowie ein Notizbuch. Da ihm dies alles lautete: Eine sichere Existenz. Nun gibt es ja ver Familienszene. Sie lag im Bette, er faß auf dem verdächtig vorkam, begab er sich unter irgendeinem schiedene Meinungen, was man unter einer fide  - Bette. Da meinte sie zu ihm, daß sie gegen iht Vorwande zur Kriminalpolizei. Von Hein wußte der ren Existenz" zu verstehen habe. Manches Jung- die Strafanzeige zu erstatten gedente. Er lief sur Zeuge noch nichts. Erst als er auf der Kriminalpoli- ferchen ist zufrieden, wenn der Auserwählte ein Be- Stredens, holte ein Küchenmesser hervor und rief: zei den Steckbrief Heins jah, wußte er, wen er in amter ist, selbst bei einer Privatfirma, die Haupt- Wenn du das tust, ersteche ich dich und mich!" Und seiner Wohnung beherbergte. Den Beamten, die sofort sache, daß er am Ersten den Gehalt heimbrächte sie schwieg, nur ihren Eltern machte sie von dem mit ihm gingen, empfahl der Zeuge, vorsichtig bei der Manche Lebenserfahrene" wieder sagt: Eine An- Vorfalle Erwähnung. Die Eltern erstatteten die Verhaftung zu sein und Hein festzunehmen, wenn er stellung bei einer Privatfirma ist auch feine sichere Strafanzeige. Und so stand also besagter Mann sein Rad besteige, um abzufahren. Der Zeuge begab Existenz, wenn vier Wochen vorüber sind, kann man mit der sicheren Existenz" vor dem Straffenate des sich schließlich zum Friseur, während die Beamten in auf der Straße stehen und sich um einen neuen OLGR. aizler. Die Anklage lautete auf gefähr die Wohnung gingen. Schon nach wenigen Minuten Poſten umschen. Manche schaltet ein Heiratsinjerat liche Drohung, Erpressung, Diebstahl, Verführung war die Schießerei im Gange. Gendarmeriewacht ein: ,, Wann in sicherer Existenz, womöglich Staats- unter Zusage der Eye und noch andere Kleinigkeiten. meister Endisch Plauen ist bei dem Festnahmeverinch beamter oder Offizier von junger Witwe zu cheli- Der Vorsinende fragte sie: Würden Sie ihn heute in Blauen zugegen gewesen. Er hat selbst drei schwere chen gesucht. Wohnung vorhanden." Solche Fälle noch ehelichen wollen?"" Nicht um die Welt", Schußverletzungen erlitten, während sein ihn beglei- find alltäglich. Die bürgerliche Presse ist vollgespidt schrie sie erbost. Dann wandte er sich an den Mann tender Kollege Schmid: getötet wurde. Endisch sagte mit solchen Inseraten. Das Ganze aber charakteri- mit der sicheren Eristenz: Und würden Sie sie aus, daß sein sofort nach dem Eintritt der Beamten fiert die Lebensauffassung einer gewissen Sorte von heute noch ehelichen wollen?"- Sofort, auf der in die Wohnung zahlreiche Schüsse abgegeben hätte. Frauen, die den Mann bis heute nur als Ausben Stelle!"- Also enfiel die Anklage auf Verfüh ein dagegen bestreitet ganz entschieden, von vorn tungsobjekt betrachten und deshalb gerade oft von rung unter Zusage der Ehe, dagegen wurde der An­berein die Beamten mit Schüssen empfangen zu haben. Männern betrogen werden. Auch die erwähnte geffagie wegen der anderen Delikte für schuldig er­Er habe von ihrem Kommen gar keine Ahnung gehabt. 26jährige Witwe suchte einen Mann mit sicherer kannt und zu vier Monaten schweren Kerkers, ein­Der Planener Kriminalkommissär Krüger, der Existenz". Zu diesem Zwecke besuchte sie in Zižkov   gerechnet die Untersuchungshaft, verurteilt.

stärtste Erlebnisse sind Fabrik, Proletarierleben, Wigstadtl  , später der österreichischen   Republik  | Neuen lauter, fräftiger und zuverſichtlicher. |- Neue Sudetendeutsche   Arbeiter- und Not und der sich gegen eine unge erster Fürsorgeminiſter), der kleine, schlichte Es muß sich alles, alles wenden," diefe bland dichtung.

Von Ernst Paul  .

entnehmen diesen Aujjat der vom Verbande der deutschen Selbstverwal­tungskörper herausgegebenen Zeitschrift:

,, Volksbildungsarbeit."

Clend rechte Gesellschaftsordnung richtende Kampf. Stizzen, Novellen und Romane aus dem Arbeiter Worte flingen immer wieder an. Es lebt der Davon sprechen auch die Dichtungen der Arbeiter. leben verfaßte. Es wäre falsch, diese Dichtungen Wille in diesen Dichtungen, nicht nur mehr das Das ist auch der Inhalt der Arbeiterbewegung. nur nach ihrem vielfach geringen dichterischen Leid der Arbeiter hinauszuschreien in die Welt, Darum stand die Arbeiterdichtung immer auch Wert zu beurteilen. Für zahllose Arbeiter bil sondern sie sind Aufrufe geworden zu dessen Be im Dienste dieser Bewegung, von der sie auch deten sie überhaupt die erste" Literatur", die sie feitigung. Die Arbeiterivelt soll nicht nur auf­in die Hand befanten, auf sie übten sie die stärkste gezeigt, fie muß verändert werden. Das wieder Anregung und Zielweisung erhielt. Auch die judetendeutsche Abeiterdichtung bat Wirkung aus, veranlaßten sie überhaupt erst zum ist der teils schwächer, teils deutlicher aufscheinende ihre Tradition. Man unterscheidet deutlich einen Lesen und bildeten so die Brücke zum Kultur- Sterngedanfe der neuen Arbeiterdichtung, die da Streis der Alten; das waren jene, die in und Geistesleben der Völker. mit wiederum die engste Verbindung mit der Der sudetendeutsche Arbeiter neigt zum Sin den Jahren lebten, da die Arbeiter begannen, ein Zwischen der Generation der Alien" und Arbeiterbewegung und dem Sozialismus aufrecht­nieren und Träumen. Sein Leben vollzieht sich geistiges Eigenleben zu führen. Bei den ersten der der Jungen" steht Franz Grundmann erhält. meist fernab von der Großstadt, in zahllofen Versammlungen und Festen der Arbeiter trat hie( geb. 1863 bei Schazlar). Gleichsam zeitlos steht Der ersten einer, die schon furz vor dem fleinen Industrie- und Gebirgsdörfern. Auf dem und da ein meistens junger Arbeiter auf, sein Werk da, denn es wird all das, was in der Striege die Aufmerfamfeit auf sich zu lenken be­einsamen Wege zur Fabrit und Werkstätte, beim der ein Gedicht rezitierte. Es war in der Form ersten Zeit der Arbeiterdichtung geschaffen wurde, gannen, war Hans Sonheiser, ein Schlesier Gang zum Schacht formt sich manches Erlebnis meistens beeinflußt von dem Dichter, den er überdauern, weil es echte, wahre Dich wie Hanusch. In Vers und Vrosa schildert der sum Gedicht. Und manches Leid, manche Härte gerade gelejen hatte von Schiller  , Heine, Freitung ist. Aber es war doch auch soziale, ehemalige Textilarbeiter das Leben der moder­des Arbeiterlebens findet befreienden Ausdruck in igrath und Herwegh  . Diese Dichtungen haben Arbeiter dichtung im wahrsten Sinne des nen Induſtriearbeiter. Noch überwiegt in seinen holprigen Versen. Nur die wenigsten davon wer viele schwere Mängel, aber damals hatten sie Wortes, da es den Arbeiter wie er ist ohne Schriften die dumpfe, schwerblütige Stimmung, den bekannt. Sie werden in alten Schulheften eine ungeheure Wirkung. Man braucht nur die Schönfärberei und ohne Verdunkelung und noch fehlt es besonders in den früheren Dich niedergeschrieben und dann vergessen, einige fin- Schilderungen der Arbeiter jener Zeit zu lesen seine fleinen Freuden und seine großen Leiden tungen am befreienden Ruf. Und dort, wo den den Weg in die Redaktionen der Arbeiter- und wird erstaunt jein, welchen nachhaltigen Ein- erfaßte. Und noch etwas bis dahin der Arbei- Sonheiser, der diesen Mangel kennt, auch der blätter, manche werden auch gedruckt, aber auch drud diese unbeholfenen Dichtungen machten. Der terdichtung fremdwar Grundmann cigen: ein Befreiung die Stimme leibt, hat er nicht immer fie leben nur Tage und verfallen dann dem Ver- typische und wohl auch stärkste Vertreter jener göttlicher, befreiender Humor. Seine Geschichten Glüd. Seine Stärfe ist noch die Zustandsschilde geffen. Nur wo ein starkes, unbeugsames Talent ersten Arbeiterdichter ist Josef Schiller  , be- aus'm al'en Testamente" gehören zu den feinsten rung. Daneben ist es ihm aber auch gelungen, borhanden ist, bricht es immer wieder durch), er- faunt unter dem Namen Schiller- Seff", der humoristischen Schöpfungen der heutigen deut- manche Naturstimmung einzufangen. hebt es immer wieder seine Stimme, bis schlich 1846 in Reichenberg geboren wurde, dort hauptschen Literatur, man fann sie ruhig neben Friß Zustands und Milieuschilderung sind auch lich die Umwelt aufhorcht. Aber auch diese Unt- sächlich wirkte und lebte und 1897 in Amerifa Reuter, Peter Rosegger   und Ludwig Thoma   stel die knappen, wirksamen Stizzen des aus Loosch in welt ist nur ein kleiner Streis meist gleichgesinnter itarb. Einer seiner Zeitgenossen war der 1843 in len. Grundmann, der 1921 starb, blieb aber Nordwestböhmen stammenden Rudolf Rick 1, Klaffengenossen, in den übrigen Teil der Nation Rosental geborene, heute hochbetagt- in Wien   eigentlich ohne Nachfolger. Die Arbeiterdichtung, eines ehemaligen Lande und Bergarbeiters, dem dringt die Stimme unserer Arbeiterdichter nicht lebende Josef Hannich  . Ein anderer dieser die neben und nach ihm entstand, ist eine andere. manche sprachlich feine und plastische Stizze aus Und das Die letzten Jahre vor dem Kriege, der Krieg dem Leben der Arbeiter und der kleinen Leute auf wirklich etwas zu sagen und verdienen, von ihren heute gleichfalls in Wien   lebende Eduard und die Nachkriegszeit haben sie geboren. Sie ist dem Lande gelungen ist. Es ist schade, daß Rudolf Beitgenossen gehört zu werden. Rieger( geb. 1865 in Görlau). Schrieben die erfüllt von der Gärung und von den gewaltigen Rückt wie viele andere in der Arbeiterbewe Die fudetendeutsche Arbeiterdichtung hängt Borgenannten hauptsächlich Gedichte Rieger Problemen dieser Zeit. War bei den Alten" viel| gung tätige Arbeiterdichter so wenig Zeit fin­wie wohl jede Arbeiterdichtung eng zusami mehrere epische Dichtungen so war es der fach nach Elendsbildern stille Resignation der det, seine Begabung zu pflegen. men mit der Arbeiterbewegung. Des Arbeiters| Schlesier Ferdinandanusch( geb. 1866 in Grundton der Dichtungen, so ist die Stimme der| ( Schluß folgt.)

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