Sonntag, 22. Juli 1928.

Ein Leopardenmord in Schönbrunn  . Dret erst fürzlich aus Innerafrika gebrachte junge Leoparden, die sich prächtig entwickelten und durch ihre Zahm beit und Spielluſt alt und jung erfreuten, wurden am Sonntag das Opfer einer Wurstvergiftung. Ein Besucher benützte die vorübergehende Abwesenheit des Wärters, den kleinen Leoparden eine verdor bene Wurst zu verabreichen und die unglücklichen Tiere mußten dafür, daß sie nicht intelligenter waren als dieser Schädling, dessen Feststellung und Saft barmachung leider nicht mehr gelang, mit qualvollem

Tode büßen.

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Gerichtssaal.

Drei falsche Ramen und ein richtiger. Der Artist und Praterbudenausrufer Friedrich Stern steht vor einem Wiener   Strafbezirksgericht unter der Anklage des Diebstahls. ihm am 16. Juli, während er bei der Reichsbrücke  Richter: Da zeigt der Johann V. an, daß badete, feine Kleider gestohlen wurden. Eine Frau fagte ihm, daß ein Bursch mit dem Spitznamen der wilde Baron" die Sachen genommen habe. Sind Sie

das?"

Angeklagter: Jawohl, so heiß ich!( Stolz.) Ich hab noch einen zweiten Namen. So unter uns werde ich auch noch Graf Sternberg" genannt. ( Schallende Heiterkeit.)

Staatsanwaltschaftlicher tionär: Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann heißen Sie weder Stern noch Sternberg  , sondern Holzmann, nicht wahr? Angeklagter( spöt­tisch): Natürlich, Sie wissen ja meinen Namen besser als ich! Und die Sachen hab' ich auch nicht gestohlen! Staf( sich erhebend): Ich habe soeben erfahren, daß der Angeklagte nicht Stern, sondern Holzmann heißt und hier bereits vor drei Jahren abgeurteilt wurde

Welcher Mensch ist gut? Ueber den Josefsplatz   gehen zwei Menschen, Mann und Maid. Zwei elegante junge Leute, deren Dasein durch feinerlei Sorgen getrübt scheint. Eben erzählt er ihr, daß er sie mit nach Biarris nehmen wolle., wie brav und gut bist du doch, Schatz!" flötet sie und ihr Gesicht strahlt vor Be geisterung. Da werden sie von einem Bettler, dem der Hunger aus den Augen und die Not aus den Löchern des Anzugs sieht, um eine fleine Gabe angesprochen. Wäre der Mann der Segnungen Srametscher Altersfürsorge teilhaftig, hätte er es gewiß nicht nötig, betteln zu gehen. Doch derlei Heberlegungen gibt sich das junge Paar nicht hin, Angeklagter( refigniert): Na also ja, ich sondern ignoriert den Allten und geht heiter plan- bin der Friedrich Holzmann und bin abgeschafft; bernd weiter. Erschöpft und wohl auch durch die vielen Abweisungen entmutigt, bleibt der Bettler 3 Weihnachten 1925 haben Sie mich an die Grenz ftehen. Doch nun erbarmt sich seiner jemand.' bracht. Aber ich bin gleich am nächsten Tag wieder Durch ein Gitterfenster der Georglaserne sehn zurück.- Richter Und seit der Zeit halten Sie süchtig in die Freiheit schauend, hat ein Soldat die sich in Wien   auf?- Angeklagter: Jawoh! Szene beobachtet. Er ruft den Alten herbei und und drei Jahre habe ich keinen Anstand mit der reicht ihm ein halbes Brot, das dieser mit heißen Polizei gehabt. Dankesworten annimmt.

Welcher Mensch ist nun gut; der Bourgeois, der mit seinem Pupperl eine Luxusreise macht, oder der einfache Soldat, der seine Hungerration mit einem noch Aermeren teilt? Leonhard Frants Antifriegsbuch führt den Titel: Der Mensch ist gut. Das ist viel zu generell. Es muß heißen: Der arme Mensch, der Proletarier, ist gut.

Fred Erdberger.

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ewig wechselvolle Witterung bei uns maßgebend| bachtete Wert von 40% Grab Ceistus gilt in bezug waren, nicht mehr auf das west- und mitteleuro auf die nötige Erattheit der Messung nicht als un wirkung mit der warmen Aequatorialluft erzeug 28. Juli 1921 in Karlsruhe   und Würzburg   regi päische Festland; die von der Kaltluft in Wechsel bedingt verbürgt. Auch 39 Grad Celsius, die am ten Randwirbel verlaufen vielmehr in wesentlich striert wurden, sind in Mitteleuropa   schon eine höheren Breiten und dadurch ist nur auch in Stan außerordentliche Seltenheit, wie überhaupt Tem­dinavien endlich sommerliche Wärme eingefehrt. peraturen von 37 Grad und mehr in unseren zum Durchbruch gelangten Wetterlage spricht Berlin   beispielsweise ist seit dem Beginn des 19. Angesichts der Beharrungstenden; einer einmal Breiten höchst seltene Sibeextreme darstellen. In manches dafür, daß die Hochsommerhitze sich nun Jahrhunderts das Thermometer nur einmal, am für einige Zeit erhält, und daß die nunmehr er- 20. Juli 1865, auf 37 Grad Celsius gestiegen. folgte Stabilisierung der Wetterlage von Dauer ist. Während des ganzen 18. Jahrhunderts wurde hier Damit wäre die Möglichkeit zu noch weiterem nur einmal, amt 4. Juli 1781, ein Temperatur. Aufstieg der Temperaturen gegeben. Er hängt da wert von 37% Grad erreicht. Ueber das 18. Jahre von ab, daß sich der hohe Luftdrud, der zurzeit hundert gehen aber die meteorogischen Aufzeich Mitteleuropa   bedeckt, noch weiter nach Osten und mungen nirgends hinaus; lediglich in Paris   sind Nordosten verlagert und über den großen osteuro- solche aus den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts Funk- päischen Kontinentalmassent stationär wird. Ver- erhalten. Toricelli hat ja auch erst im Jahre 1643 läuft dabei die Zugstraße der atlantischen Zyflonen das Barometer erfunden. auch weiter durch der Raum von Island   nach Die naheliegende Frage, ob die gegentvärtige Spibbergen, so entsteht eine anhaltende heiße Süd Sikeperiode den Beginn eines heißen und trockenen oftströmung, die im Verein mit der Sonnenein- Hochsommers darstellt, läßt sich im Augenblick strahlung die Temperaturen besonders start noch feineswegs beantworten. Die Wahrscheinlich steigert. Erst dann pflegt es also bei uns zu ab feit spricht nicht dafür, und selbst wenn es noch noum warmen Tagen zu komment, und beim Zu 8 bis 14 Tage so heiß bleiben sollte, könnte man fammentreffen von für die Erhigung besonders nach dem viel zu fühlen Juni und angesichts des günstigen Umständen kann das Quecksilber Re- noch ausstehenden dritten Sommermonates fordwerte erreichen. Ungewöhnlich heiße Tage August, über dessen Verlauf wir noch nichts fommen auch vor, wenn der höchste Luftdruck im wissen, noch nicht von einem heißen Sommer Südosten Europas   liegt und wenn von der euro  - sprechen. päischen Westküste Druckfall auf das Festland ge langt. Eine derartige Druckverteilung bezeichnet aber fast stets einen rasch vorübergehenden Ueber­gangszustand; sie ist es, die uns in sonst wenig freundlichen und vor allem sehr veränderlichen Witterungsperioden die vereinzelten schönen Tage mit beinahe sprunghaft erfolgender Erwärmung aber auch ebenso rascher Wiederabkühlung durch Gewitter bringt, die gewöhnlich schon im Laufe Der Allgemeine Kaminfegergehilfenwerband für des Nachmittags den Witterungsumschwung ein- die Tschechoslowakische Republit, mit dem Sive in leiten. Diese starke Erhizung wird also wegen Reichenberg, hat den zuständigen Genossenschaften ihrer raschen Vergänglichkeit weniger wirksamt als der Kaminfegermeister Lohnforderungen überreicht. die langsamer vor sich gehende Erwärmung bei Wenn berücksichtigt wird, daß die Arbeit der östlicher Luftzufuhr, die aber den Vorzug der län Kaminfeger auch bei gefahrbringender Witterung geren Dauer für sich hat. Ihr war beispielsweise( Schnee, Regen, Glatteis, Sturm usw.) geleistet wer die wochenlang anhaltende große Hitze des Hoch- den muß, trotzdem im Innern der Kamine Asche, sommers von 1911 zuzuschreiben, während der Hitze, Nässe, Rauchgase u. a. vorhanden sind, so er hohe Luftdruck während der ganzen Dauer der hellt daraus schon, daß für den Kaminfegerberuf eine Hundstage über Finnland   und Nordrußland ver- eiserne Gesundheit, eine Widerstandsfähigkeit gegen lagert war. In dem noch heißeren Sommer 1921 Sige, Kälte, Nässe und Witerungseinflüsse erfor war zwar das fontinentale Hochdruckgebiet über derlich sind. Der Kaminfeger muß über craft funt dem Osten des Erdteils nicht so stabil, er ergänzte tionierende Gleichgewichtsorgane verfügen. Augen, sich aber immer von neuem durch das Vordringen Nerven, Lunge und Herz müssen vollkommen gesund des Azorenmaximums nach Europa  . Sommer vom Typus des heißen Jahres 1911 pflegen sich stets durch Dürre, unliebsam auszuzeichnen, wenn auch in Sommern wie in dem von 1921 der Man gel an Niederschlägeen meist sehr empfindlich wird.

Staf: Ich dehne die Anklage auf verbotene Rückkehr aus.- Richter: Ich verhänge über Sie die Untersuchungshaft. Sind Sie damit ein­verstanden?- Angeflagter: Was soll ich benn machen. Aber der( auf den Vorführungsbeamten zeigend), der mich erkannt und verraten hat, der wird noch einmal ein großer Mann werden!

Die europäische Hißewelle.

Von Moris Locb.

Lange genug hat es diesen Sommer ge-| anhaltenden empfindlichen Stühle im ersten Teil dauert, bis sich die Hiße eingestellt hat, die wir der diesjährigen warmen Jahreszeit war es ja be von der sommerlichen Jahreszeit nicht zu trennen sonders der Mangel an wirklich warmen Tagen, vermögen, obwohl nun, nachdem es endlich heiß der uns bis vor kurzem über unseren Sommer so geworden ist, schon wieder alle Welt über diese viel hat flagen lassen. unerträgliche Size" stöhnt. Diese nie Zufriedenen dürfen zu ihrer Entschuldigung anführen, daß sie ant folche Temperaturen nicht mehr gewöhnt seien; es fit in der Tat, von einigen enger begrenzten Landstrichen und von einzelnen sehr warmen Tagen abgesehen, seit drei Jahren in Mitteleuropa  nicht mehr so warm gewesen wie in diesen Juli­tagen. Aber von abnormen Temperaturverhält niſſen kann deshalb doch zunächst jedenfalls noch feine Rede sein. Höchsttemperaturen von 33 bis 35 Grad Celsius, wie wir sie bisher gehabt haben, kommen bei uns in jedem richtigen Sommer vor und sind durchaus nichts Ungewöhnliches. Es sind bie sogenannten Tropentage unseres Klimas, deren untere Grenze bei 30 Grad Celsius liegt, wie man als Sommertage diejenigen Tage bezeichnet, an denen das Quecksilber mindestens 25 Grad Wärme erreicht. Selbst diese sind im Frühjahr und Vor­sommer 1928 recht dünn gesät gewesen; neben der großen Veränderlichkeit und. der oft wochenlang

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Volkswirtschaft.

Lohnforderungen der Kaminfeger. gehilfen.

Bei all dieser verantwortlichen und gefahrvollen Arbeit, die sich der Kontrolle des Nichtsachmannes gänglich entzieht, ist diese Arbeit leider oftmals auch noch mißachtet. Die niedrigste Entlohnung

Obwohl man, streng genommen, auf mittel europäische Verhältnisse den aus Amerita stam Kam nfegergehilfen und Lehrlinge menden Begriff der Sizewelle nicht anwenden Wie heiß kann es denn nun überhaupt bei trägt dazu bei, diesen die Liebe zum Berufe zu neh fann, so rechtfertigt sich diese Bezeichnung doch uns zu Lande werden? Es herrschen darüber viel men. Die den Kaminfegergenossenschaften überreichten insofern, als es sich zurzeit um einen machtvollen fach ziemlich unklare Vorstellungen, die wohl meist Lohnforderungen sollen diesem Uebel wenigstens eini­Vorstoß der warmen Aequatorialfront nach Wit auf laienhaften Ablesungen von Thermometern germaßen entgegentreten. Sie sollen die Möglichkeit tel- und Nordeuropa   handelt. Er beruht auf den beruhen, die gegen die Sonnenstrahlung gar nicht schaffen, daß auch die Kaminfegergehilfen und Lehr­Bulfationen des Azorenmaximums, dieses ständi- oder unzureichend geschützt sind. Die effektiven linge wenigstens für ihre ungesunde, be­gen mittelatlantischen Hochdruckgebietes, dem da höchsten Schattentemperaturen- und nur diese schwerliche Arbeit annähernd so wie die An­burch der Weg nach Nordosten, auf den europäi- haben einen Vergleichswert liegen in Mittel- gehörigen der übrigen gewerblichen Berufsschichten schen Stontinent, freigegeben worden ist, daß die europa   bei 40 Grad Celsius. Aber dieser Reford entlohnt werden. nördlich von ihm aus thermischen Ursachen entwert ist nur in ganz vereinzelten Fällen und mur Der Allgemeine Kaminfegergehilfenverband in stehenden Zyklonen seit furzem eine nördlichere an wenigen Orten beobachtet worden. Zuletzt hat Reichenberg, Kreuzgaſſe 2, legt allen Eltern nahe. Bahn als zuvor einschlagen und von dem atmo Straßburg   i. E. 40 Grad Wärme erreicht; es war ihre Kinder diesem Berufe nicht zuzuführen, da Sun­sphärischen Aktionszentrum bei Island   nicht mehr am 2. August 1921, einem der heißesten Tage des derte von Kaminfegergehilfen arbeitslos und daher ostwärts nach Skandinavien   und Finnland  , son- 20. Jahrhunderts. Am 23. Juli 1911 hatten es gezwungen sind, in andere Berufe überzugehen. Falls dern in einer nordostwärts verlaufenden Bahn auch Chemnitz   und Jena   auf 40 Grad Celsius ge- dennoch Eltern ihre Kinder diesen Beruf erlernen Nichtung auf Spißbergen nehmen. Infolgedessen bracht; am 18. August 1892 war in Amberg   das lassen, ſo mögen vorerst Erkundigungen beim obge­gelangen die Einbrüche polarer Kaltluft auf der Quecksilber bis fast auf 40 Grad Wärme gestiegen. nannten Verbande eingeholt werden. Rückseite der Zyklonen, die bis vor kurzem für die Der am gleichen Tage in Bad Reichenhall   beo­

Das Prager Schauspiel in der Dramaturg in Prag  , das ſei ihm zugute gehalten, ſtiegs geben muß Die Bildung einss ſtabilen, ge- tausend", nach der glänzend erfaßten Charakterrolle

Spielzeit 1927-28.

rote Tier" und einige andere. Freilich hat es der Anfang, von dem aus es Möglichkeiten neuen Au-| Erst nach dem ausgezeichneten Piderit in Zwölf wahrhaftig nicht leicht. Wir haben immer wieder diegenen Ensembles wäre eine der ersten Vorausset in der Opunzie" merkte man, wo das stärkere darauf verwiesen, daß Publikum und Presse in Prag   zungen der Vervollkommnung. Das Verbleiben man- Talent Hörbigers   lag. Daneben verriet sein Benedikt sehr laut nach einem Klassischen Repertoire rufen, cher Künstler sie nun scheiden, hätte d'efem Ziele in ,, Viel Lärm um nichts  ", daß er bei einiger Pflege aber den Besuch des leichtesten Genres vorziehen; weier: fic genügt. seiner Sprache auch in flassischen Rollen, deren wenn eine gute Shakespeare  - Aufführung mit dem Vor allem gilt das für Fischer- Streitmanche ihm sehr gut läge, Ueberraschungen bringen Bemerken aufgenommen wird, Shakespeare set immann, dessen Bedeutung für die Prager   deutsche könnte. Wan wird den vielverwendbaren Hörbiger Grunde doch veraltet oder er bedürfe einer Modern Bühne an dieser Stelle schon ausführlich gewürdigt ohne Zweifel ſehr entbehren und ihn bei mancherlet fierung durch zeitgenössische Schriftsteller, so wüß: e wurde. Fischer- Streitmann ist nicht nur ein Stünst- Anlässen lebhaft zurückwünschen. man dem Dramaturgen kaum zu raten, was er denn fer, der dank einer gepflegten Sprachkultur und der unternehmen soll, um es dem Publikum und der Fähigkeit geistiger Durchdringung jeder Rolle nie Kritik rech: zu machen. versagte und auch schwächere Stücke interessant su machen wußte, sondern der auch in einer Reihe von Rollen hervorragende individuelle Leistungen auf wies, die auf jeder großen Bühne Beachtung erweckt hätten. Sein Judenad, sein Hetmann, sein Wallen stein vor allem sein König Philipp, in jüngster Zeit der Frauenarzt, und eine lange Reihe anderer Rollen zählten zu dem Allerbesten, was in den letzten zehn Jahren auf der Prager   deutschen Bühne geschaffen wurde. Er gehört zu jenen Künstlern, die man so bald nicht vergißt und mit denen man die folgenden immer wieder vergleichen muß, weil sie einem ein dauerndes Bild ihrer Figuren einprägten. Einen so bald nicht zu erseßenden Verlust er

Von den im Vorjahre engagierten Kräften wäre vor allem Frau Oszke von Wyschnikoff ein Gewinn für das Ensemble gewesen und es ist sehr zu bedauern, daß man diese Stünstlerin ziehen läßt. Frau Oszke hatte ein unglüdliches Debut als iho­dope, in einer Rolle also, die kaum zwei lebence Schauspielerinnen wirklich meistern. Sie verriet aber bald ungewöhnliches dramatisches Temperament, fo in der ganz starken Leistung als Lady Milford, die einen mit Interesse auf ihre Maria Stuers warten ließ, die man uns schuldig blieb. Vor allem sei ober des tiefen Erlebnisses Shakespearescher Kunst. gedacht, das uns Frau Oszke als Beatrice vermit­telte. Ihre Porzia, ihre Lotte im Frauenarzt" seten noch rühmend genannt. Nach der Beatrice der Oszte mußte sich dem Zuschauer und Hörer der Wunsch aufdrängen, jie als Widerspenstige und als Rosalinde

Vergleicht man das, was die Direktion Volt ner im ersten Jahre ihrer Wirkjamfeit im Schau­spiel geboten hat, mit den Versprechungen, die sie vor Jahresfrist in ihrem. Programm vorlegte, so muß man ihr wohl zubilligen, daß sie rein quan­titativ der Erfüllung ihres Programms nach bestem Willen nahezukommen suchte. Man blieb uns ja manches schuldig, was auf dem ursprünglichen Pro­gramm stand und auch während des Jahres noch in Bedenkt man, daß die allgemeine, sozial beding: e Aussicht gestellt wurde( so den Clavigo"," Maria Theaterkrise, wie sie in Prag   in verschärfter Form Stuart", einen zweiten Hebbel, einen vierten Shake- auftritt, weil hier besondere Umstände den Rückgang speare, den Grillparzer, den Anzengruber, den Euri  - des Publikums fördern. unverändert andauert, so pides), aber von den stark dekorativen Programmen, fann man dem Gebotenen die Anerkennung die bei Saisonbeginn aufgelegt werden, ist normaler- nich: veriagen. weise immer einiges auf Conto dubioso zu setzen und Qualitativ hatte das Schauspiel zunächst daran es scheint uns, daß man im abgelaufenen Spiel zu leiden, daß kein eingespieltes Ensemble vorhanden jahr doch viel weniger unter den Tisch fallen ließ, war, sendern zu gut zwei Trittelu reue Sträfte ein als unter der Aera Stramer in den letzten Jahren traten, die sich auch nicht durchgängig bewährten. üblich war. Das Schauspiel hat vieles gebracht und Nach einem Vierteljahr ungefähr waren diese Mäns konnte davum jedem etwas bringen. Die Vernach gel aber nahezu behoben, das Ensemble spielte gut lässigung des klassischen Dramas, über die man zufammen die besonderen Bervendungsmöglichkeiten früher flagte, ist einer recht gewissenhaften Pflege der einzelnen Künstler waren entdedt und wurden leidet die Bühne auch durch den Abgang Oldens, der Klassiker gewichen, wobei vor allem zu loben vielfach( leider nicht restlos) ausgenüßt. Um so mehr ist, daß man Klassiker- Aufführungen nicht nur ist es zu bedauern, daß nun wieder ein radi- des meisterhaften Bonvivants, der in englischen So- zu sehen. Beides blieb uns versagt. Es ist taunt schandenhalber veranstaltete, sondern durch Spiel taler Wechiel in den Hauptsächern stattfindet mödien, ironischen, in Schnißler- Rollen und in fran- zu erwarten, daß eine gleich) bühnensichere, von so und Regie dem Publikum interessant zu machen und doß nicht nur die im Vorjahre engagierten zösischen Schwänken eine gleich große Kunst der tiefer Leidenschaft für das Spiel, wie sie aus jedem fuchte. Es gab auch Fehlgriffe, doch überwogen häfte. fen: cra eider auch Stünstler, die foi! Jahren Charakterisierung entfaltete und dessen Auftreten bei Wort der Oszke sprach, erfüllte Skünstlerin uns den ohne Zweifel bie sehenswerten Leistungen und wenn erfolgreic in Prag   wirken, die Bühne verlassen. sonst ganz triften Aussichten einem Besucher einen Verlust verschmerzen läßt. genußreichen Abend versprach. Nicht unerwähnt Von den übrigen scheidenden Künstlern seien die künstlerisch wohlgelungenen Aufführungen nicht Wir fönnen a'f. für den Herbit mit ever neuen bleibe eine Seite seines Talents, die man anläßlich neben Herrn Steindorff, der eine Reihe sehr immer den nötigen Raffaerfolg brachten, so zeigte Ensemblekrije rechnen und werden unter den der Aufführung von Glaube und Seimat" kennen schöner Geſtaltungen klassischer und moderner Rollen sich doch im Vorjahre ganz im Gegensatz zu früher, engagierten möglicherweise Fehlbesetzungen haben, lernte, das derb komische des Volksstückes, das den brachte, Herr Se un 3 und Fräulein Braun- Fern­daß es im tassischen Schauspiel ausgesprochene Zug Soffutlich bietet die Kontinuität der dramaturg guten Anzengruber Spieler verriet. Oldens Abgang wald genannt, die im Gesamtbilde des Ensembles ſtüde gab, wie etiva den Sommernachtstraum" en Leitung die Gewähr einer vaschen aber Das Walten einer dramaturgischen Leitung, die feit dung diefer unvermeidlichen Schwächen Im übrigen wird sich nicht nur künstlerisch, sondern auch an der weniger hervoriraten. Theaterkassa fühlbar machen, denn er war hier dech Demet Abgang gefehlt hatte, macht sich eben doch wellen wir der Erwartung Ausdruck sehen, daß ein Star, der manches Stück rettete. in günstigem Sinne bemerkbar. Dabei wollen wir Direktion und dramaturgisches Büro das erste Sriel nicht verschweigen,

Neu­

von

Attila Hörbiger   wurde zu seinem Verhäng­

Wenn eitas den günstigen Gesamteindruck der Saison abschwächt, dann doch in erster Linic die Befürchtungen, die man angesichts der bedauerlichen hegt.

plan erschienen, die man lieber Spiel dental errcipiel eine Stufe nis immer wieder mit seinem Bruder verglichen, Abgänge aus dem Ensemble für die nächste Spielzeit

die kürzlich gestartete Todesfahrt der Dorothy Colberabitchen fann( das war ja wohl der schwerste obwohl sein Fach sich nur in wenigen Rollen mit Tins", früher etwa Die Braut und das scharlach Fehler der früheren Direktion), sondern als einen dem spezifischen Gebiet Paul Hörbigers berührt.

Dr. E. F.