Bette

Sacco und Vanzetti.

Zum Gedenken der proletarischen Märtyrer.

Freitag, 24. August 1928.

Der amerikanische Senator Borah, welcher den wahren Charakter des Prozesses hinwegzu-| sozialdemokratischen Gesamtpartei und ihrer ge­sonst gern einen Apostel der Gerechtigkeit und täuschen. Die schwache sozialistische Bewegung in famten Presse, der Sozialdemokratie in allen des Friedens spielt, erklärte kurz vor dem Vollzug Amerika vermochte nicht überallhin Aufklärung Ländern, in dieser Angelegenheit das Vertrauen der Hinrichtung, als der Proteststurm seinen zu tragen. auch unserer Arbeiterschaft zu der von Fehlern Höhepunkt erreicht hatte, der Prozeß sei eine rein Der Kampf des Proletariats, in welchem der vier Minister unberührten absolut amti. Der 22. August 1927 wird in der Geschichte amerikanische Angelegenheit, in welche sich aus Sacco und Vanzetti gefallen sind, gehört nicht zu militaristischen Gesinnung der So der Arbeiterklasse ewig unvergeßlich bleiben. wärtige Staaten nicht einzumischen hätten. Mit denen, welche bald und große Erfolge bringen. zialdemokratie, zu ihrer un beirrten Nach fieben Jahren der Qual, in welchen sie solchem Hohn antwortete die amerikanische Bour- Dennoch war ihr Tod nicht vergebens. Auch in Aktionsentschlossenheit, ihrer täglich und standlich den Tod vor Augen sahen, geoisie auf den Aufschrei des Weltgewissens, und Amerika zeigen sich immer mehr Anzeichen, Offenheit und Demokratic vollendete sich das Schicksal der zwei italienischen mit solchen Mitteln versuchte sie, wie stets, das welche auf eine tiefgehende wirtschaftliche Aen erhöhen wird. In Deutschland haben vier Auswanderer, deren einzige Schuld es war, daß Nationalgefühl des Volkes gegen die Stimme derung hindeuten, in deren Gefolge eine ver- sozialdemokratische Regierungsmitglieder gegen sie sich gegen die Herrschaft der Hundertprozen der Gerechtigkeit auszuspielen. Sie hatte Glück stärkte sozialistische Bewegung fäme. Nur die den politischen Willen des überwiegenden Telles tigen aufgelehnt hatten, und deren Verhängnis, damit. Obwohl auch in Amerika die Bewegung Stärkung des flassenbewußten Proletariats Ame - der sozialdemokratischen Arbeiter gehandelt. Das daß sie von der Justiz der Herrschenden aus für Sacco und Vanzetti weiteste Kreise erfaßt rifas macht den Stampf gegen das Verbrechen der raufhin hat sich in der Partei alles erhoben, was ersehen worden waren, als abschreckendes Beispiel hatte und die Aktion zu ihrer Befreiung, an Dollarherrschaft möglich, und in diesem Stampfe eine Stimme hat, hat in aller Deffentlichkeit die für alle Unzufriedenen behandelt zu werden. welcher nach dem Bericht des Hilfskomitees und werden die Schatten Saccos und Vanzettis vor Haltung der vier Genossen aufs schärfste kritisiert, Ohne Beweise, unter nichtigen Vorwänden und der Verteidiger die Sozialdemokraten Amerikas den amerikanischen Arbeitern ziehen, bis im end- hat mit feinem Tadel zurückgehalten, die vier Ge. nach einem unzulänglichen Gerichtsverfahren den Hauptanteil hatten, nur mit allen Mitteln lichen Siege des vereinigten Proletariates aller nossen haben von den höchsten Parteiförperschaf waren sie zum Tode auf dem elektrischen Stuhl der Staatsgewalt niedergeworfen werden konnte, Länder der Mord, der an ihnen begangen wurde, ten ihre Rüge erhalten; und jetzt, wo diese Kör verurteilt worden. So schreiend war dieses Fehl- gelang es der Bourgeoisie, das Proletariat über gesühnt sein wird. perschaften einen Mehrheitsbeschluß zu dieser An urteil, daß der Berufung der Verurteilten statt gelegenheit faßten, fämpfen diejenigen Organisa gegeben und der Prozeß von neuem begonnen werden mußte. Aber das, was immer mehr tionen, die damit nicht ganz einverstanden sind, Menschen bewog, für diese beiden einfachen weiter und in aller Offenheit für die Durchfet Arbeiter einzutreten, diesen offensichtlichen Justiz­

Inland.

mord zu verhindern, wurde eben ihr Ver- Entscheidende Stunden für die

derben. Denn je lauter der Protest sich erhob, desto entschlossener waren die Richter, nicht nach

um das Proletariat niederzuhalten. Auch wenn

versicherung.

ser Beschluß wird der Koalition von den bisheri­gen Unterhändlern bekanntgegeben werden. Be dann werden beide Parteien einvernehm Sozial- harrt die Stoalition auf ihren bisherigen Stand- zung ihrer Ansichten innerhalb der Partei. lich zum Schuße der Interessen der Versicherten kommt also eine große Bedeutung zu, während taktische Vorkehrungen treffen. Der morgigen Aussprache im Viererfomitee sich der sozialpolitische Ausschuß nur mit jenen Bunkten der Novelle befassen dürfte, die über­haupt nicht mehr strittig sind.

Die Kommuniſten und der Panzer­frenzer.

Die Kommunisten haben seit ein paar Tagen eine noue Walze in ihr Pressewerkel eingelegt: Den Panzerkreuzer. Wo man den Vorwärts" oder die Internationale" angreift," vorn oder rückwärts, oben oder unten wir die Katz wie sie will, fie fällt doch immer auf den Panzerfreu­

ger.

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Man stelle sich einen ähnlichen Fall in Rußland vor! Man nehme an, daß die gottsöbersten Bolschewiß, die, wenn wir zugeben. Jest ging es nicht mehr um den ein smieta der Koalition, um zu dem bis auch sie menschlicher Fehlerhaftigkeit unterwor Prag , 23. August. Heute tagte die politische nicht irren, schon einigemale gezeigt haben, dak zelnen Fall, jest ging es darum, zu zeigen, daß herigen Ergebnisse der Verhandlungen mit den fen sind,- man ſetze den Fall, daß Mitgleder die amerikanische Bourgeoisie Macht genug hat, beiden tschechischen sozialistischen Parteien be­des russischen Kabinetts- und dort gibt es keine fie den Mord, dessen sie angeklagt sind, nicht bezüglich der Sozialversicherungsnovelle Stellung Schwierigkeiten mit bürgerlichen Koalierten!- gangen hätten, wären sie ihrer Gesinnung wagen wird folgendes nichtssagendes Kommuniqué auss zu nehmen. Ueber die fast zehnstündige Sigung einen Fehler begangen, den die russische Arbeiter. zu verurteilen, erklärte der Richter Thayer und schaft nicht ertragen zu fönnen glaubt. Ja fol bie amerikanischen Gerichte verstanden und gegeben: che Fehler geschehen dort jeden Tag! blieben hart. Trotzdem gelang es den Protesten ,, Der achtgliedrige Ausschuß der koalierten Aber wer dagegen auch nur aufzumuden wagt, der ganzen Welt, welche mit jedem Monat hef, Parteien behandelte Donnerstag, den 23. August wird un barmherzig niebergetram tiger und zahlreicher wurden, einigemal die zwei in einer Sigung, die von 9 Uhr vormittags bis pelt, wird des Verrats der Revolu­Arbeiter, welche schon in das Gefängnis, wo die 19 Uhr abends dauerte, die Angelegenheiten, die ion bezichtigt und wird, wenn es sich um einen Hinrichtung stattfinden sollte, überführt worden sich aus den letzten Beratungen der Vertreter der einflußreichen Mann wie Tropki handelt, nach waren, vor dem Letzten zu bewahren und neue foalierten Parteien mit den Vertretern der beißen Sibirien geschickt! Fehler werden überall Entscheidungen anderer Gerichte herbeizuführen. tschechoslowakischen sozialistischen Barteien ergeben gemacht; der Unterschied besteht nur darin, daß Es war alles vergeblich, und obwohl überzeugende haben, und faßte die entsprechenden de Demokratie in der Sozialdemokratie Beweise für die Unschuld der beiden Männer vor- grundsätzlichen und taktischen Be- Wir glauben gern, daß die kommunistischen fie in vorbildlicher Weise zu forrigieren sucht, lagen, schloß der Kampf um ihr Leben mit einer schlüsse. Die Sigung präsidierte der Abg. Leser dringend etwas brauchen, an dem sie sich ein während die Fehler im Lager der russischen Bradač. An der Sitzung nahmen der Stellver­wenig vom Schrecken des Roten Tages", von den Pittatoren, wenn sie überhaupt jemand zu Erregung ſtand, riesige Demonstrationen in allen treter des Vorsitzenden der Regierung, Miniſter Berichten über verlorene Streiks, von den öden forrigieren wagte, den politischen und oft catch Staaten aller Erdteile Gerechtigkeit für Sacco für soziale Fürsorge Msgr. Dr. Framek und Be- Kontroversen auf dem Moskauer Kongreß, von den physischen Untergang der Unzufriedenen in und Vanzetti forderten, während überall die amte des Minifteriums für soziale Fürsorge teil. den Fehlern und Irrtümern der kommunistischen den eigenen Reihen zur Folge haben. amerikanischen Konsulate durch Polizei und Aber auch die Diftatur hat eine Grenze; wo Wieder war in den Couloirs vicl die Rede Parteiführung erholen können. Dennoch muß man Militär geschützt werden mußten und der von angeblichen Konzessionen, die heute ein kommunistischer Leser und sonst nichts sein, sie ungefähr liegt, haben für die NPC. der Rote Gouverneur Fuller, der in legter Instanz das Todesurteil bestätigt hatte, in seiner Residen; sich neuerdings der Opposition gemacht worden seien. um die hochpolitische Panzerfreuzergeschichte Tag Tag" und seine Folgeerscheinungen bewiesen. Die in einem verschanzten Versted verborgen hielt, Morgen früh tritt noch vor der Sitzung des so- für Tag in der Gestalt genießen zu können, infommunistischen Führer zittern vor dem, was wurde vor einem Jahre die Hinrichtung voll- sialpolitischen Ausschusses, die für 9 Uhr ange- der sie von der kommunistischen Presse serviert man mit ihrer Bartei geschehen wird. Es ist ein zogen und die Nache der amerikanischen Bour- fest ist, das Viererkomitee( Wealit, Petr, Tučny wird. Gin einziger Blid in irgend ein sozialbe- lächerliches Bemühen, wenn sie jetzt den starfen geoisie an den zwei Proletariern volftredt. und Dr. Winter) zusammen; in dieser Beratung mekratisches Blatt der Welt würde die kommu- Körper ihver Partei mit abgeleitetem Strom ans Sacco und Vanzetti hatten nicht gerettet sollen den beiden Vertretern der Opposition die nistischen Leser überzeugen, daß Vorwärts" dem rechsdeutschen Panzerkreuzer galvanisieren mit ihrer wollen.. werden können, aber trotzdem war der Stampf, heute von der Osmička gefaßten Beschlüsse be- und Internationale" den das Weltproletariat um sie geführt hatte, fannt gegeben werden. ganzen Attade auf den Panzerfreu nicht vergebens gewesen. In einem Ausmaße Die tschechischen Nationalsozialisten haben ser offene Türen einrennen: In den Wenn Minister Najman rundfunkt! wie noch nie zuvor war das Bewußtsein aller heute in einer Sibung ihres Zentralvollzugsaus- p. t. fommunistischen Redaktionen hat man noch Mit Herrn Najmanns Auftreten in Brünn Völker wachgerufen worden und ihnen die Bruschusses die bisherigen( aus der Vorwoche stam gar nicht gewußt, daß etwas und was los ist und ganz allgemein haben wir uns schon mehrmals talität der amerikanischen Klassenherrschaft vor menden) Vorschläge der Koalition für unan- schon hatten die foz aldemokratischen beschäftigt; wir sind der Meinung, daß irgendeine Augen geführt worden. Mit einer Einmütigkeit nehmbar erklärt und beschlossen, diesen Be- Arbeiter, die sozialdemokratischen Par- internationale Gesellschaft für Politik oder das wie noch nie hatten sich die Proletarier aller scheid sofort der Osmička mitzuteilen und um teiblätter in ganz Deutschland ihren Protest ge- Völkerbundsmuseum diesen Herrn fäuflich erwer­Erdteile und Länder zur Erreichung eines gemein Auskunft zu ersuchen, ob der angekündigte Stand- gen den Bau des Panzerfreuzers und gegen das ben sollten, denn wir bezweifeln, daß es sonst samen Zieles vereint. Nicht nur um Gerechtigkeit punkt der Koalition unabänderlich sei. Verhalten der sozialdemokratischen Minister viel noch wo in Stulturstaaten einen zweiten Minister für zwei Menschen, welche für ein fremdes Vers Nachmittags trat eine gemeinsame wirkungsvoller zum Ausdruck gebracht, als es die geben könnte, der sich jemals so benahm wie diese brechen büßen sollten, ging es, mit voller Klar- Sigung der Exekutivausschüsse der tschechi- Kommunisten je vermöchten, selbst wenn die ge- Perle unter den Mitgliedern der Bürgerregie­heit wurde der Kampf auch gegen den Apparat schen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten famte dritte Internationale von nun an, statt rung. der größten kapitalistischen Macht geführt, welcher zusammen, die feststellte, daß beide Parteien den den Bau russischer Panzerkreuzer zu den Staat zu einem Werkzeug der Unterdrückung Koalitionsvorschlägen gegenüber auch in Details fördern, überhaupt nichts anderes mehr täte, als der Arbeiterklasse macht. So faßte es das Prole- einen absolut einheitlichen Standpunkt den deutschen Panzerfreuzer A zu torpedieren. tariat auf, so begriffen es auch die Herren Ame - einnehmen und die Antwort der Stoalition auf Die tschechoslowakischen Stommunisten geben rikas. Aber nicht nur die amerikanische Bour- die Vorschläge der Opposition und auf die An- sich einer argen Täuschung hin, wenn sie glau­geoisie, auch die Bourgeoisie der europäischen träge der Fachkommission der 3. S. V. A.( die ben, mit ihrem hyſteriſchen Geſchrei über den Länder fühlte, daß der Kampf auch sie bedrohe. aber im Laufe des heutigen Tages angeblich von Panzerkreuzer auch nur einen Stein aus unserem Darum hielt sie sich von den Protesten fern, der Ofmička bereits aus eigenen Stücken einer Parteigebäude reißen zu können. Sie können sich wenn sie nicht offen für den Justizmord eintrat. Revision unterworfen wurde) ablehnen. Die vielmehr darauf verlassen, daß die Haltung der

( Nachdruck verboten.)

Tal Eden. 15

Erzählung von Anna Mosegaard. Gehorsam taten sie, wie ihnen geheißen

wurde.

Hans Hagens Blick umflorte fich, als er die Hand des Aeltesten in der seinen fühlte. Staum merklich sah er Ruth an, in seinen Augen stand die stumme Frage, ist er's? Ruth neigte wort­los das Haupt, und Hans Hagen wußte, daß er feinen Sohn vor sich sah.

Max, spann die Kühe aus, und du, Wil­helm, hilf ihm! Fris kann derweil das Gepäd ins Haus tragen," gebot der Vater jetzt. Geh', Friß. zeig dem Herrn auch gleich sein Zimmer." Ja, Vater."

Hans Hagen fühlte eine brennende Scham int Herzen; in dem kleinen Zug spürte er die schlichte Größe dieses Mannes. Ganz gewiß wollte er ihm die Gelegenheit geben, ungestört eine Weile mit seinem Sohne allein zu sein. Dankbar reichte er Rosenbusch die Sand und folgte Fris der mit der Handtasche vorausschritt.

So, Herr! Nun will ich die Koffer nach

Holen!"

Schön, mein Junge."

batte er auch seine trüben Stunden. Dann grub er seine Zähne in die Unterlippen, um nicht laut aufzuschreien vor Seelenqual. Namentlich, wenn er zusehen mußte, wie Ruth an dem Manne wie die Kinder an dem Vater hingen. Oft wandte er den Blick ab, wenn er Frizz neben Rosenbusch schaffen fah. Stein besseres Verhältnis hätte man sich zwischen Vater und Sohn denken können. Und er der natürliche Vater, er stand abseits am Wege, streckte verlangend die Hand aus nach dem Stückchen Lebensbrot, das er einst leicht- Bis es ans Scheiden ging. sinnig fortgeworfen hatte.

hinaus, weil er allein sein wollte. Er litt große! Schmerzen, und niemand sollte wiffent, wie sehr er litt. Mit allen Fibern der Seele sehnte er sich nach Ruth. Er sehnte sich nach seinem Senaben, den er solange nicht gesehen hatte. O, wenn Ruth nur ein Stündchen bei ihm sein dürfte! Nur so lange, daß er sie um Verzeihung bitten dürfte für jedes böse Wort, womit er sie einst gekränkt hatte. Aber nichts hätte vermocht, seine Bitte an das Leben laut werden zu lassen.

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Wir können aber auch nicht umthin, noch mit ein paar Zeilen des auch schon erwähnien Radio Exzesses dieses prachtvollen Mini­sters zu gedenken. Jedermann weiß- und die proletarischen Radiohörer wissen es am allerbesten- wie ängstlich das Radiojournal auf seine Neutralität und die seiner Sendungen bedacht ist. Die Vortragenden müssen seit länge­rer Zeit sogar, che sie zum Mikrophon gelassen

Frau Wachtelmann aber huschte geschwind hinaus. Sie suchte Ruth und fand sie in der Kaffeeschenke, flüsterte ihr etwas ins Ohr und übernahm Ruths Arbeit.

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dann ging sie. Leise trat sie ins Strankenzimmer. Ruth stand einen Moment sinnend da, auf den Fußspizen ging fie näher, bis sie an seinem Bette stand. Noch einmal schlug der Ster­bende die Augen auf und erkannte sie. Lang und tief sah er sie an. Er wollte sich aufrichten, fiel aber matt in die Kissen. Ruth," Dank!" Das In Tal Eden feierte ein Gesangverein sein war sein letztes Wort. Ruth saß neben ihm auf Ging es in Ta! Eden gar so laut und luftig Stiftungsfest. Es ging laut und lustig zu. Die dem Bettrand, wie eine Mutter ihr müdes Kind, her, namentlich des Sonntags, wenn die Fiedel Musik dröhnte, und frohe Lieder erfchollen. Der hielt sie ihn in ihren Armen und drückte einen erflang und das junge Volt lärmte und lachte, Stranke litt sehr darunter. Er litt und schwieg. fcheuen Ruß auf seine bleichen Lippen. Gute schlich er still hinunter an den kleinen See. Dort Gegen 2 Uhr ging es dem Ende zu. Frau Wachtel- Nacht, Hans." Noch einmal hob er den Blick, war noch alles so, wie es einst gewesen war. Die mann wich nicht von dem Lager des Sterbenden. lächelte weh und beglückt; wollte sprechen, aber Bank aus jungen Birkenstämmen aber war nun In Tal Eden war es ſtill geworden. Die Gäste fein Wort mehr tam über seine Lippen, Friedlich ganz zusammengebrochen und überwuchert mit faßen am Kaffeetisch. Dem Kranken tat die Ruhe lächelnd lag er in den Riffen. Gras und Wiesenblumen. So war dies herrliche äußerst wohl. Die körperlichen Schmerzen hatten Stüdlein Erde also doch ganz vergessen von den nachgelassen. Menschen. Eine schwarze Samtschleife aber, die zertreten auf dem Wiesenboden lag, belehrte ihn eines Beffern. Was wußte der arme Kranke von dem Küssen und Kosen, von den heißen Liebes­fchwüren, die das kleine Mädchen in sfiller Som mernacht vernommen hatte! In schwüler, düfte schwerer Sommernacht, wenn droben der Baß dröhnte und die Geigen schluchzten.

Mit Ruth hatte der Maler noch kein ver­tranfiches Wort geredet. Die Frau des blonden Hünen, die Mutter der fünf muntern Kleinen, sie stand ihm viel zu hoch, als daß er gelvagt hätte, sie auch nur mit einem Blick an die Ver­gangenheit zu erinnern.

Hans Hagen mühte sich, einen leichten Ton einzuschlagen, was ihm jedoch nur schwer gelang. Erschöpft ließ er sich in den Lehnstuhl fallen, der einladend am Fenster stand. Am liebsten hätte er den blonden Knaben in seine Arme gezogen, aber ein Schuft, wenn er jetzi den idyllischen Frieden Als es auf den Herbst zuging, verschlechterte störte, der Tal Eden, umfing. Nem, der Knabe sich des Malers Befinden mehr und mehr. Er follte nie erfahren, wenigstens nicht aus seinem mußte nun ständig das Bett hüten. Täglich tam Munde, daß diefer prächtige Mann dort unten der Arzt und machte seine Verordnungen. Frau nicht sein Vater sei. Wachtelmann wich fast nicht mehr von seinem Schöne, warme Tage brachte der Sommer. Bette. Nur manchmal, wenn der Kraute seine Hans Hagen lebte scheinbar wieder auf. Oft aber schweren Stunden hatte, dann schickte er sie

Frau Wachtelmann, öffnen Sie das Fenster, bitte recht weit," bat er flüsternd. wind wehte die Gardine ins Zimmer und ließ Lautlos huschte sie zum Fenster. Der Nacht die Kerze unruhig auffladern. Nun erscholl wie der Gefang. Erst leise, dann mehr und mehr anschwellend. Der gemischte Chor sang. Ein schlichtes Bolkslied war es nur, aber so traut, so innig flang's:

,, Schatz, wenn ich geh' zur Ruh', drid' mir die Augen zu."

Ganz deutlich verstand der Sterbende die Worte. Der Nachtwind trug sie ihm zu wie einen lieben letzten Gruß. Sie zauberten ein Lächeln um feinen bleichen Mund und rissen ihn noch einmal zurück ins Leben. Die großen, blauen Augen sahen sich so sehnend, so suchend um, und die zitternden ände streckten sich nach etwas aus und griffen ins Leere: Ruth! Ruth!" entrang es sich den zuckenden Lippen. Dann lag er ganz still."

Nachdem Ruth dem Toten die Augen zuge unter, um den Gatten davon zu berichten. Gleich drückt hatte, schloß sie das Fenster und ging hin darauf gab es einen Trompetentusch, sofort trat schöne Fest leider abgebrochen werden müsse, da Ruhe ein. Da ließ der Wirt verkünden, daß das in Tal Eden soeben ein Sturgast gestorben sei.

Still und ruhig verließen te den Saal. Auf dem stillen Dorffriedhof bettete man den einst so gefeierten Stünstler zur letzten Ruhe. Frau Wachtelmann blieb in Tal Eden. Das Leben ging feinen Gang weiter.

Tal Eden blieb die Stätte des Frohsinns, des trauten Familienglücks. Auch dann noch, als Großvater und Großmutter eine stattliche Enkel­schar umgaben. Aus Tradition pflegten sie mit rührender Fürsorge Hans Hagens Grab und freu­ten sich auf die stille Dämmerstunde, wo Groß­mutter ihnen vom Leben und Sterben des großen Künstlers erzählte.

( Girde.)