Dienstag, 11. September 1928.
Die bekannte amerikanische Filmdiva Dolores del Rio wird mit dem Chef ihrer Produktion Edwin Carewe auf ihrer Reise durch die europäischen Staaten am 21. September in Brag eintreffen, wo fie einen Tag Aufenthalt nimmt.
Eine schwierige pädagogisch ethische Frage bat ein Wiener Antiquariat auf verblüffend einfache Weise gelöst. Man las dort nämlich folgenden Anschlag: Was sind wir unseren sein dern schuldig?" Frither 7.30, jetzt nur noch
8.50.
Der schießwütige Pfarrer.
Von Pud.
Zwischen Gözendorf und Prichelsdorf, die beiden Orte liegen in Desterreich, schwammen einige Jungens in der Donau , sahen von weitem, wie am Abhang einige Bäume voll hingen von rolfaftigen Aepfeln und schwammen auf das blihende Gärtlein gut.
Wie es Bubenart( Hand aufs Herz, wer hat noch nicht als Bub Aepfel gestrenzt"?) tletterten fie vergnügt auf die Bäume, holten sich einige recht faftige Aepfel herunter, steckten sich noch einige zu und wollten gerade wieder den Abhang hinunterrutschen, als von der Seite her eine leifende Männerstimme ertönte, die erschrockenen Rinder anbrüllte, stehen zu bleiben.
Welches Kind bleibt stehen, wenn es die Hände voll gestrenzter Aepfel hat? Natürlich hörten fie auch nicht auf den Ruf des wütenden Mannes, fletterten den Abhang hinunter, suchten fich geschickt zu verstecken, als Schüsse ertönten. Der Befizer des Gartens hatte sein Gewehr geholt und sofort geschossen. Ihm genügte es aber nicht, die Kinder verscheucht zu haben, sondern er wollte auch einige auf der Strede liegen haben. So jagte er noch einige Schrotladungen hinter den Kindern her, traf auch einen 16jährigen Hilfs arbeiter, dem er eine gehörige Schrotladung in den Rüden, in das Ohr und den Kopf schoß! Der Junge mußte aus dem Wasser gezogen werden, fonst wäre er unweigerlich ertrunken: Das alles vegen ein paar Aepfeln!
Und wer war der schießwütige Serr Gartenbesizer, der aufschwim mende Menschen schoß, wie ein ande rer auf Hafen, Sühner?
Das war der Herr in Christo, der Herr Pfarrer Ernst Wieland, der das fünfte Gebot für sich so auslegte, daß er auf wehrlose Kinder schoß, nur weil sie ihm einige seiner überflüssigen Aepfel wegnahmen: Gewiß, das war nicht notwendig, war aber das Schießen noch notwendiger? Wer sich aber einbildet, daß ein weltliches oder geistliches Gericht sich dieses rabiaten und schießfreu digen Pfarrers angenommen und ihn gehörig bestraft hätte, der irrt sich. Pfarrer Ernst Wieland ist noch weiter sehr angesehen, predigt jeden Sonntag gegen die Verlegung des 5. Gebotes und schießt weiter auf wehrlose Kinder, wenn sie ihm einen roten Apfel aus seinem pfarrherrlichen Garten nehmen sollten!
Ein treuer Diener seines Herrn! Mit Schrot und Korn sollt ihr die göttlichen Gebote verteidigen!
Wenn Chaplin schlechter Laune ist... Charlie Chaplin wurde einmal in der Straße von einem jungen Manne angehalten. ,, Erkennen Sie mich noch?" fragte der junge Mann. Ich bin John Driser, wir sind zusammen in die Schule gegangen."
,, So," erwiderte Chaplin, das kann schon sein." ,, Und die Lee Ponny fennen Sie sicher auch?" fragte der junge Wann. Sie ist meine Braut und wir werden bald heiraten."
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Charlie Chaplin , der sich belästigt fühlte, meinte: Oh, die Lee Ponny ist sehr schlau."
Ja, die hat Verstand für zwei", jubelte der Bräutigam.
Chaplin gab ihm die Hand zum Abschied und jagte:
,, Ach, deswegen wollen Sie sie heiraten?"
Als Chaplin seiner Frau eröffnete, daß er sich von ihr scheiden lassen müsse, meinte sie:
Wenn ich nicht mehr da sein werde, wirst du nie mehr so eine Frau wie mich bekommen!" Chaplin erwiderte:
Das allein ist schon ein Trost!"
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Ein Film vom deutschen Spießer.
Volkswirtschaft.
Cette D.
Der rationalisierte Greißler.
Spießertum, seinen Untertanengeift, seine Bewun- den Kunstegzessen der Spießergesangrunde gegen Nach Hunderten von Filmen, die das deutsche] Umgebung erfreut er durch Gesang. Sie ist ja auch derung der Uniform, seine Vorliebe für titschige über wehrlos... In eitler Selbstgefälligkeit, ein Die Kettenladen gewinnen in Amerika Rhein - und Heidelbergromantik vorbehaltlos ver Ausbund an Tugend, stelzt er durch die Straßen des immer mehr an Ausdehnung: eine große Handelsherrlichten, wurde in Berlin ein einziger Film ge- Städtchens, grüßt unterwürfig die einen, die über firma, die in der Regel auch über Produktionsdreht, der den deutschen Spießer zeigt, wie er wir fihm stehen, grüßt herablassend die anderen, die unbetriebe verfügt, gründet kleine Laden, in denen der Spießbürger, die im Publikum sizen; der mutig ihm die nötige Ehrerbietung erweisen. Wenn dieser Diese Laden, die alle nach dem gleichen Prinz lich ist; der sich nicht fürchtet vor der Entrüstung ter ihm stehen ,, und achtet genau darauf, ob auch sie Artikel des täglichen Bedarfes verkauft werden. und ohne Kompromiß mit derselben Erbitterung und Bürger einmal sein Herz verlieren sollte, so fann organisiert sind und dieselben Waren verkaufen, Besessenheit den deutschen Bürger bloßstellt und dem das nur bei einer Mahlzeit geschehen. Seine Fran werden von Tag zu Tag zahlreicher. Da hat vor Gelächter überliefert, mit der ihn Karl Sternwängt er in vorsintflntliche Gewänder; eine an- furzer Zeit in Boston ein Unternehmer Ketten heim auf den Theater bloßstellte und dem Geläch ständige Frau hat, nach seinem Schiedsspruch, nicht laden gegründet: in wenigen Wochen sind nicht ter überlieferte. Die Dramen Karl Sternheims hat hübsch zu sein. Erregt diese anitändige, in Barchent weniger als zweihundertfünfzig solcher Läden der funge Regiffeur Sans Behrendt auch zur eingewidelte Frau aber einmet finen Unwillen, so eröffnet worden. Dabei ist dieses Unternehmen Unterlage feines Films gewählt. Der Film heißt: darf sie, um ihn zu verföhnen weder an sein Gemi: noch geradezu ein Zwergunternehmen, denn die Die Hose ", dedt sich aber nicht ganz mit diesem noch an seinen Bestand appeilieren, sondern nur an Rettenladenfirmen haben ein Filialnetz von dreiBustspiel Sternheims, sondern verwendet auch Mo- feinen Wagen. Für Hammelbraten mit Wohnen und bis sechzehntausend Einzelladen. Diese Ketten tive der späteren Sternheim - Komödie„ Der Snob". einige Flaschen Apfelmost verzeiht er jeden Fehltritt. laden find streng nach arbeitswissenschaftlicher Die Sternheim- Stüde zu verfilmen war fein leich- Verspricht die Frau, ihm ledere" Speckschwarten und psychologischen Erkenntnissen organisiert: Es tes Unterfangen. Ihre äußere Sandlung ist dürftig, mitzubringen, dann wird er nicht forschen, wohin sie gibt eine eigene Einzelhandelsuniversität, auf der der Kampf gegen den Spießer wird mit dem spitzen geht, zu ihren Eltern oder zu einem Liebhaber. Tren Die Grundfäße für die beste Behandlung des Film erforderte eine durchgreifende Umgestaltung, mal auch besoffen, patriotisch bis auf die Knochen, diese Unternehmungen sonst geradezu unglaublich Worte, mit den Pfeilen des Wizzes geführt. Der und bieder, wahr und offen- unausstehlich, manch- faufenden Bublifums studiert werden. Während eine auf das Bildhafte gestellte Charakteristik des Stüße des bürgerlichen, des faiserlichen Staates, ein parfam sind, um die Regien auf ein Mindestmaß Spießers, auf eine die optische Pointe gestellte Fa- Muster der Pflichterfüllung, so steht dieser Theobald herabzudrücken, geben sie große Summen für die belführung. Diese Umgestaltung gelang ganz aus Maske des Films da. Nie hat der Film dem dent Organisierung des Warenverkehrs gezeichnet; fie gelang, weil sie nicht etwa von einem schen Spießer so erbarmungslos den Spiegel vor- Reklame aus. Die amerikanischen Kettenladen filmdramaturgischen Handwerker vollbracht wurde, gehalten. sondern weil ein Filmfünstler im Geifte Sternsind der mit wissenschaftlichen Methoden rationa Nie hat ein Filmschauspieler den Spießer so lisierte Greißler! heims, von Sternheims fanatischent Hasse gegen den unerbittlich gespielt wie Werner Krauß feinen Spießer befeelt, die Luftspiele in der Materie des Theobald Maste. Der Spießer Emil Jannings Der Staatsbeitrag zur ArbeitslosenFilms nochmals dichtete. im Weg allen Fleisches" hatte noch einige versöhn unterstützung. eine einzige Karikatur, ohne Mitleid mit dem Ob- Die Auszahlung des 1½ fachen Staatsbeitrages liche, heitere Züge. Der Spießer Werner Krauß ist felt, scharf und hart und edig hingezeichnet. Selbst zur Arbeitslosenunterftüßung bis 30. Juni 1929 füchtig, verfressent, gefpidt mit heimlichen Lüften, berlängert. nur in der Erscheinung ein tadelloser Moral. philister, ist dieser Bürger des Werner Krauß ganz das, was fein Name sagen will: Maste.
lung der„ Bose". Theobald Mastes Gemahlin verDer erste Teil des Films folgt in feiner Handfiert auf offener Straße ihre Leinwandbeinkleider und erregt dadurch die Aufmerksamkeit einiger männlicher Windhunde: des Dichterlings Scarron und des Friseurs Mandelstam . Aber auch der Fürst der in Sternheims Stüd im Hintergrund bleibt, findet Gefallen an der fleinen Frau und jagt sic feinem Hofdichter Scarron ab. Nun wird die Fabel nach der Version des„ Snob" weitergeführt. Im Snob" behauptet der" Sohn Theobald Maskes, der fich seiner bürgerlichen Herkunft schämt, nicht das Rind des biederen Spießers, sondern die Frucht cines Fehltrittes seiner Mutter, der Sohn eines Abeligen zu sein.
Der Filmautor nimmt diese spätere Erfindung des Sprößlings der Familie Maske vorweg. Er ver. einigt Mastes Ehegespons und den Fürsten , dem die Spießerfrau in Ehrfurcht und hingebungsvoller Demut begegnet, zu einem Schäferſtündchen. Zur Beruhigung seines Gewissens läßt der Fürst am näch sten Tage seinen getreuen Beamten Theobald Maste fommen und schenkt ihm einen Orben. Mit die sem Order stolziert der Hahnrei nun im Drte um her. Und wähnt, ihn nur seiner Pflichttreue und seinem Amtseifer zu verbanken... Wie segte er doch? Einen Theobald Maste betrügt man nicht." Mittelpunkt des Films ist dieser Spießer, seine Umwelt und seine Ausstrahlungen. Ein forrefter Beamter: er sist vor seinen Altenstößen, beschäftigungslos zwar, aber dienstbeflissen, und zieht sein Frühstücksbutterbrot mit peinlichster Genauigkeit in der vorgesehenen Minute aus der Tasche. Ordnung muß sein! Des Abends aber wandert er in den Kegelflub, wo er gewaltigen Stoßes alle Neune trifft und mehr als neun, nämlich Bierkrügel, leert. Seine
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As Chaplin einmal mit seiner Frau zankie, Ein Mann, der seine Frau verläßt, ist ein Chaplin brummte:
rief fie: Schuft!"
Das Ministerium für soziale Fürsorge hat durch Erlaß 8505/ III/ E/ 1928 den zur Auszahlung des Staatsbeitrages zur Arbeitslosenunterstützung ermächtigten Verbänden folgende Mitteilung zu kommen lassen:
Das Ministerium für soziale Fürsorge teilt mit, daß mit Regierungsverordnung vom 14. Juni 1928, 3. 81. d. G. 1. V., die Gültigkeit der Regierungsverordnung vom 23. Dezember 1924, 3. 3/1925. d. G. n. V., mit welcher das Höchstausmaß des Staatsbeitrages zur Arbeitslosenunterstübung sowie Ausnahmen vom Grundsaye über das Verhältnis der Höhe des Staatsbeitrages zu der von der Fachorganisation ausgezahlten Unterstüßung festgesetzt werden, für ein weiteres Jahr, u. zw. bis 30. Juni 1929, verlängert worden ist."
Jenny Jugo gibt die Fet, die vor ihrem Serzen erst die Hofe verliert, mit echter Lebenswärme, ohne jede Niedlichkeit; ein erlebnishungriges angefetetes Weibchen, das aus großen, erstaun ten, verschüchterten Augen, in denen ein Kobold sitt, in die trostlose Spießerwelt schaut, in der es gefangengehalten wird. Rudolf Forster mimt einen grotest- verzerrten Scarron, Veit Haarlan einen ingendlich- feurigen Friseur, Mandelstam . Auch die Kulisse spielt in diesem Film mit. Behrendt hat seine Gestalten in eine Kleinbürgerfitschwelt gestellt, in der holzgebrannte Sinnsprüche an der Wand hängen, er hat ein Fürstenschloß aufbauen lassen, das mit seinen Springbrunnen, Schwänen und Schlingpflanzen genau der Vorstellung des Spießers Die Regierungsverordnung vom 23. Dezem von fürstlicher Herrlichkeit entspricht. Die Regietech ber 1924 befagt, daß bei verheirateten Gewerk nit Behrendts ist von den Russen beeinflußt; sie schaftsmitgliedern, welche wenigstens eine ein sucht originelle photographische Einstellungen und jährige Mitgliedschaftsdauer in der Gewerkschafts. arbeitet viel mit Spiegelaufnahmen. Sehr geschict organisation nachweisen, weiter bei ledigen Mitweiß Behrendt Situationen filmisch zu gestalten, die gliedern, welche eine fünfjährige Mitgliedschaftsvoll Explosivstoff, aber ohne Explosion sind: die dauer in der Gewerkschaftsorganisation nach Szenen, in der die Verehrer um Frau Maske schar- weisen, im Falle der Arbeitslosigkeit der Staatswenzeln, und die Nachtszene im Spießzerhaus. Zwei beitrag um die Hälfte höher gesetzt wird, als. die Männer girren nach einer Frau; der Gatte, Theo- Unterstüßung der Gewerkschaftsorganisation. Für bald Maste, schläft und schnarcht. Und Werner alle diefe Mitglieder wird also im Falle der Strauß schnarcht im stummen Film mimisch so Arbeitslosigkeit der Staatsbeitrag so wie bisher deutlich, daß alle Tonfilmerfindungen überflüssig bis 30. Juni 1929 das 1½ fache der Gewerkschaftswerden... unterstüßung betragen.
Friz Rosenfeld. wwwwwwwwwwwww
Es ist bekannt, daß Chaplin leidenschaflich gern ins Kino geht. Manchmal besucht er täglich mehrere Vorstellungen. Als man ihn einmal nach den Gründen fragte, meinte er:
,, Das Kino ist der einzige Ort, wo man noch Ich kann mit dir nicht mehr leben!" Wunder erleben kann, und zwar Wunder, denen man " Sei nur ruhig!" schrie die Frau. Bin ich dir im Leben nie begegnet. Ich freue mich unbändig, wenn im Film die Frauen den Mund aufmachen eiva nachgelaufen?" ohne zu reden."
Chaplin seufzte:
,, Nein. Die Mausefalle läuft den Mäusen auch nicht nach und fängt sie doch!"
Charlie befand sich einmal in einer Gesellschaft von Künstlern und Gelehrten.
Ein junger Gelehrter erzählte, ein Stollege von ihm habe unlängst behauptet, daß der Prozeß der Weltschöpfung noch nicht beendet, vielmehr erst im Gange sei.
Was fümmert das uns?" rief der amerikanische Filmstar Ricarto Corter. Chaplin erhob sich, sah den Star scharf an und sagte.
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Es war vor mehreren Jahren, da erwachte Chaplin eines Morgens traurig. Betrübt ging er nun den ganzen Tag umher und mochte weder essen
noch arbeiten.
,, Was ist mit dir? Hast du in der Nacht geträumt?" fragte seine Frau besorgt. " Ja", brummte Charlie.
Steigerung der russischen Flachs. preise.
Die„ Estonomitschestaja shisn" berichtet: Der Rat für Arbeit und Verteidigung nahm den Bericht des Volkskommissärs für Handel der SSSR Ambramowitsch über die vom V. St. für Handel geplante Erhöhung der Anschaf den Kampagne zur Kenntnis. fungspreise für Flachs in der bevorstehenden Kampagne zur Kenntnis. Das Kollegium des V. K. für Handel der SSSR machte dem Rat für Arbeit und Verteidigung den Vorschlag, die Erhöhung der Anschaffungspreise für Flachs im Durchschnitte für alle Flachsrayone und forten um 22 Prozent zu bestätigen. Das Kollegium des V. K. für Handel hielt es aber auch für notwendig, außerdem noch eine mög schwerlichst befriedigende Erhöhung der Preise für die mittleren Flachssorten auch in den westlichen Flachsrayonen festzusetzen. Der Rat für Arbeit und Verteidigung billigte den Vorschlag des V. St. für Handel hinsichtlich der Preispolitit und verpflichtete es, die Versorgung der Flachsrayone mit Getreide und Industriewaren zu bessern. Damit ist ein wichtiger Rohstoff, der aus Sowjetrußland in großen Mengen bezogen wird, bedeutend verteuert worden. B. S.
,, Was hast du geträumt?" forschte seine Frau. Ich träumte, daß ich mich verheiratet habe", murrte Chaplin.
,, Oh, bitte, das ist sehr wichtig. Vor allem ist zu befürchten, daß noch ein Weib geschaffen werden auf: fönnte."
,, Mit wem denn?" drang sie in ihn. Chaplin jah seine Frau groß an und schrie lant „ Mit dir!"
A. K.
SRAM
GSRAM
052AM
OSR
OSRA
RAM
03253
G.SILAM