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Mittwoch, 19. September 1928.
Der Kleiderlugus einer Kaiserin. Die Zarin Ratharina I. von Rußland , die Gattin Peters des Großen, hinterließ bei ihrem Tode im Jahre 1740 nicht weniger als dreißigtausend höchst fostbare Kleider. Sie trug nur selten ein Kleid
Wieder eine tschechische Minderheitsschule mit deutschen Kindern!
Boltswirtschaft.
Cette 5.
Dritter Kongreß des Internationalen Bundes der Privatangestellten. Dresden , 17. Sept. 1928. Heute wurden zu nächst nach einem Referat von Urban, Vor
öfter als einmal. Eine ähnliche kostspielige Lei So sehen die„ attivistischen" Erfolge der Christlichsozialen und Landbündler aus. denschaft, wie Katharina für schöne Kleider, hatte Friedrich der Große " für Schnupftabakdo- presse": fent. Die billigste Dose des Alten Frig kostete 2000, die tenterste ber 10.000 Taler. Von diesen teneren und seltenen Dosen besaß er mehrere Stüd. Bei seinem Tode hinterließ er 130 Dosen, deren Wert insgesamt mehr als 1,300.000 Taler betrug.
Wir losen in unserer Troppauer Volks- hebungen gepflogen, angeblich auf befizenden des intern. Bundes, die organisato
Odol
Zahnpasta
vereinigt die beiden Eigenschaften, auf die man bei einer Zahnpasta ganz besonders zu achten hat: Reinigungskraft und völlige Unschädlichkeit. Odol
hördlichen Auftrag"( von welcher Behörde dieser Auftrag ausging, ist selbstverständlich nicht in Erfahrung zu bringen) über die Gründe, welche die Eltern veranlaßten, ihre Kinder, trotz Sub nicht in die tichische Schule zu schicken. fribierung, nunmehr in die deutsche Schule und
Im Juli dieses Jahres erschien eines schönen Tages in Benisch ein tschechischer Lehrer und begann eine lebhafte Werbetätigkeit zugunsten schule. Nach einer Liste, die offenbar von einem einer zu errichtenden tschechischen Minderheits fachkundigen Ortsansässigen zusammengestellt Besonders auffallend ist es, daß sich die Gen war, ging er aber unter Assistenz eines darmerie bei all diesen Amtshandlungen nicht Gendarmen zu Deutschen , meist armen Leu- der vorgeschriebenen Assistenz seitens der Geten, Staatsbeamten und Pensionisten und formeindeorgane bediente. derte sie auf, ihre Kinder für die tschechische Schule anzumelden. Schon die Tatsache, daß Gendarme als Begleitpersonen mit erschienen, war geeignet, die betreffenden Lente in Furcht zu verseßen und einen indirekten Zwang auf sie auszuüben, abgesehen davon, daß dieses Vorgehen einen unerhörten Uebergriff von seiten der Gen= barmerie bedeutet. Schon äußerlich kam dieses Treiben als lichtschen dadurch zum Ausdruck, daß man
diese Werbeaktion in den tiefen Nachtstunden 3wvischen 10 bis 11 Uhr betrieb.
Die tschechtsche Minderheitsschule wurde mit drei tschechischen und zehn deutschen Kindern eröffnet. Von diesen zehn deutschen hat kein einziges auch nur eine Ahnung von der tischechischen Sprache. Sieben Kinder gehören deutschen Staatsbeamten, die sich aus Furcht vor Verseßung ins tschechische Gebiet leider dazu verstanden, die Bildungsinteressen ihrer Kinder in den Hintergrund zu stellen. Das Blatt fügt noch hinzu, daß diese tschechiſche Schule im Gebäude, daß
rischen Fragen beraten. Es wurden Beschlüsse über die Pflicht und Rechte der angeschlosseneit Verbände bei Streiks, die Bestimmungen für Mitgliederübertritte, die Beitragsleistung an den Internationalen Bund und die Bildung vox Fachgruppen gefaßt. Darnach werden fünftig drei Fachgruppen für die Industrie, je eine für die Techniker, Werkmeister, für das kaufmännische und Büropersonal in der Industrie und vier Fachgruppen für den Handel, je eine für die Banfangestellten, die Versicherungsangestellten, die Handelsangestellten und Geschäftsreisenden errichtet werden. Jede Fachgruppe kann einen Fachgruppenvorstand wählen, bestehend aus dem Vorsitzenden und drei Mitgliedern. Der Vorsitzende der Fachgrupe ist Mitglied des Vorstan des des Internationalen Bundes. Es wurden
Zahnpasta ist in ihrer Wirkung unerreich Aus den Betten wurden die Leute herausgetrichen Fachschule für Weber untergebracht auch die Delegierungsbestimmungen für die inter
ben und ihnen dann unter Versprechungen und wurde, deren Wiedereröffnung seit dem Umstur; Bei Dolores del Rio. verstedten Drohungen die Unterschrift entlodt. vergebens angestrebt wurde. Nun ist die Aussicht Auf diese Art und Weise erhielt man zahl darauf vollkommen untergraben, was einen Auf diese Art und Weise erhielt man zahl Ein bißchen faltschnäuzig, so ein Journalisten reiche Unterschriften deutscher Eltern. Bei Schul- chaveren Schlag für die Bevölkerung des Gebie empfang und ein ganz flein wenig peinlich. 3wed beginn jedoch stellte sich heraus, daß eine Anzahl es bedeutet, da diese etwa zur Hälfte in der Leiund persönliches Auftreten widersprechen bei mir ein deutscher Eltern sich durch diese lloberrumpelun- nenindustrie ihren Unterhalt findet! ander, ich möchte so gern die herrliche Darstelleringen nicht gebunden fühlte und ihre Kinder in die Wir empfehlen Herrn Minister Spina, in der von seiten der Gendarmerie Er Fall Benisch zu sprechen!"
nationalen Kongresse nen geregelt.
Die für die Angestellten sehr wichtige Frage der Rationalisierung behandelte Schweizer ( Berlin ). Die Leitsäße zum Refe rat stellen fest, daß besonders durch den Miz
brauch der Rationalisierung durch die Unterneh mer Angestellte und Arbeiter bedroht werden. Todes der Carmen dort stilleſtehn, wo dieser schöne Mensch Dolores atmet. Ist so etwas dem Reporter auf fozial und wirtschaftspolitischem Gebiet für m gestattet? Raum. Indes, Zweck und Form wider Proberolle bleibt sie fasziniert durchs Ganze aber interessiert, das ist das Leben der Armen; die Angestellten Sicherungen geschaffen werden, streiten auch bei ihr. Bewundernswert ist ihre Art, mit einem Vertrag auf fünf Jahre. Jetzt indes sie hat es durchaus nicht zu schmeckischen Zeit so in bezug auf die Arbeitsvermittlung und Araus einem dem Zweck einer Studien- und Berufsman muß die Frau mit den sonnenheißen Gesten, vertreib in Witechapel, Paris , Holland studiert. Ste beitslosenschutz, Stürzung der Arbeitszeit, Ausbau reise entsprechenden Interview ein beglückendes Ge- den glitzernden Augensteinen, die immer tränen will aus der Seele des einfachen Dienstmädchens, der Sozialversicherung, Mitbestimmung im Bespräch zu machen. Ein langes Stud Film wird feucht zu sein scheinen wie beim Reh, erleben, wenn der Bauerndirne, der Fabrikarbeiterin zur Seele des trieb und in der Gesamtwirtschaft, staatliche uns vorgespielt, obwohl sie ganz natürlich ist aber sie spricht empfindet sie Europa mit seinem Ernst, armen Boltes sprechen. Man glaubt es ihr und Natur wird hier Spiel, denn ihr Partner ist nicht mit seinen für den Amerikaner noch immer roman- bis jetzt hat sie ihr Wort gehalten. Hoffentlich sieht Pflege der Arbeits- und Betriebswissenschaft, die Person des Journalisten, sondern sein Blatt, tischen Menschen, mit seiner mystischen Städtefuliffe, fie in Europa mit offenen Augen, Stoff gibt es let freier Güteraustausch zwischen allen Staaten. Oeffentlichkeit, Publikum. Bitte, fein Wißverstand wie sie fein Atelier oder Studio besitzt, als eine der übergenug! Die Art ihres Studiums- im Bei den vorgenommenen Wahlen in den nis, ihr Spiel ist keine alberne Komödie, feine Film Erholung von Hollywood , als eine Gelegenheit zur Kleide der Enterbten ist ernst genug. Historische Vorstand wurden gewählt: fakkerei; sondern lebensecht. So, wie sie rundweg Rückkehr zum Menschen der in Hollywood lang- Ausgaben erscheinen ihr wegen des Widerstreits der Smit( Holland ) als Sekretär des Intererflärt, alles ,, mondaine", alles Snobistische und jam abstirbt! Wahrheit mit der Dramatik gefährlich. Sie ist sehr nationalen Bundes der Privatangestellten. leberspannte zu hassen, so geht sie aller fualligen Gerade wegen dieses Schreies nach den Mensch gebildet und pariert die gefährlichsten Fragen und Urban( Deutsches Reich ), Vorsitzender.- Als und billigen Wirkung aus dem Wege- das geht lichen ist sie uns interessant! Sie tritt damit in die merkwürdig, was im Wunde eines Hollywoeder Mitglieder: Buisson( Frankreich ), Halls. vom Kleid zu den Geſten, vom Tonfall zum Stil Reihe jener jungen Amerikaner, die das Konserven Stars verblüfft: Kein Wort fällt von Mode, worth( England), Johansen( Dänemark ), der Rede, von der Art ihres Aufleuchtens am Holly büchsen, das Plakatdasein der Yankeegeneration von ganz, von Sport, Gymnaſtik der amerikanischen Bid( Desterreich), Klein( Tschechoslowakei ). wooder Himmel zur Art ihrer schweren Kunst. gestern satt haben, ob nun in der Kunst, oder im Frau, oder auch nur dem Lieblingsparfüm oder Als Vorsitzende der Fachgruppen: Technifer: Busineß machen, in die Reihe jener, unter denen Buder! Schweizer ( Deutsches Reich ); Werkmeister: wir Jack London , Theodore Dreiser und andere fin. Man ist beinahe mit etwas Furcht gekommen. Buschmann( Deutsches Reich ). Kaufm. und den, die sich nach vorläufig unamerikanischem Ernste die Eindrücke von„ Auferstehung“ oder„ Carmen" Büroperfonal Rogon( Deutsches Reich ); Bant sehnen. - jetzt auch von Ramona", vielleicht durch einen angestellte: Allina( Oesterreich ); HandelsangeDolores del Rio hat nicht nur Talent, sondern unsympathischen, unpersönlichen Filmspuf zu verstelle: Jones( England); Versicherungsangeauch Bildung und Takt und so weiß sie auch der gewischen und man findet eine einfache, ſchüchterne stellte: Broczyner( Oesterreich ); Geschäftsfährlichsten Frage einen parierenden Sieb. An er und doch lebhafte Frau- eine Frau, die das Talmu- reisende: Pacovsky( Tschechoslowakei ). „ dramatischen Kunst", also darstellerisch, interessieren Leben der Beauté, der besseren Gesellschaft haßt Die Fachgruppen Technifer und Werkmeister fie nur die schweren Aufgaben, Lustspiele intereſſie die den Menschen das Herz und das Schicksal der konstituierten sich. In den Ausschuß beider ren sie nicht, mondaine Rollen hält sie nicht ur Armen vorspielen will! Es kommen genug Arme Fachgruppen wurde für die Tschechoslowakei adaequat und für das ominöse Happy End hat ſte für ein paar Heller ins Kino - jie wird dankbare Bergmanit gewählt. nur den Ausdruck: terrible( schredlich). Was te Seelen finden. Dr. Färber. 7. St.
der Katja bewundern und fühle, daß die Fittiche des deutsche Schule schickte. Daraufhin wurden wie feiner nächsten Rede recht ausführlich über den Um diefen Gefahren entgegenzutivirfen, müssen
Tochter eines Bankpräsidenten in Mexiko - City, blassierte Dame der feinsten Gesellschaft, ist sie mit ihrem nachmaligen Regisseur und Direktor durch einen Freund, der beide fennt, zufällig zum Tee geladen und dieser- Carewe, der Schöpfer des Auferstehungsfilms such: nach einer Partnerin fur den nunmehr toten Valentino- und findet sie in Dolores del Rio . Vier Monate läßt sie sich zu einer auch in Mexiko gesellschaftlich nicht fairen Beschäftigung bitten und nur zum Spasse", wie sie jagt, geht sie auf einer Europareise Carewe zuliebe einige Tage nach Hollywood und nach einer fleinen
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Ich wollte Schauspieler werden, ein einziger Mann fam in Frage, dem ich mich auzuvertrauen wagte. Der war Spielleiter des städtischen Schauspiels und hieß Gluth.
Ich schrieb ihm, und er bestellte mich für einen der folgenden Tage in seine Wohnung.
Ich war damals noch sehr jung, trug lange Haare und pflegte die Mundwinkel ironisch ab wärts zu ziehen, unt Blasiertheit und Reife zu markieren.
Die Bühne schien mir der richtige Weg zu sein, der zu Berühmtheit und Reichtum führte. Idealist war ich nicht.
Ich machte mich auf den Weg zu Gluth und nahm ein paar Einafter Arthur Schnitzlers mit, aus denen ich des öfteren gescheite Literatenrollen zum besten zu geben pflegte.
Ich war meiner Sache sicher. Die müde Weltgewandtheit Schnitzlers lag mir gut, und ich hoffte, des verehrten Mannes Beifall zu gewinnen.
Er empfing mich persönlich und geleitete mich in ein abgelegenes Zimmer, vermutlich den Aufenthaltsraum seiner Jungens.
abfnapsen muß, um mich täglich ein Stündchen meiner Familie zu widmen? Es ist ein hartes Leben und ein ungesundes obendrein. Wenn ich des Abends drei, vier Stunden auf der Bühne gestanden habe, muß ich den nächsten Morgen ins Freie radeln oder ins Luftbad gehen, damit die Lungen wieder ins Geschick kommen. Aber meist ist den nächsten Morgen Probe. Also, ich rate Ihnen ab."
Ich war fleinlaut geworden und bat, mich wenigstens zu prüfen.
" Was können Sie? Haben Sie Rollen gefernt?" Ich wies auf den Schnißler.
Alch, das kann jeder. An Stonversationsstüffen, noch dazu an Wiener, sehe ich gar nichts. Da brauchen Sie ja nur sich selbst zu spielen. Nein: Stlassifer! Shakespeare , Goethe, Schiller!"
Ich war in den Stlassikern schlecht beschlagen. Gluth dachte einen Augenblid nach, dann gab er mir zweierlei auf: den Schüler aus Faust I" und den Ritter Raoul aus der Jungfrau von Orleans", eine Rolle, die sich seit Jahren als Prüfstein bewährt habe.
In einer Woche sollte ich wiederkommen. Ich dankte und ging.
Als ich auf der Straße stand, freute mich das Leben nicht.
Ich hatte mir's anders vorgestellt, einfacher. Niedergeschlagen stieg ich heimwärts, holte auf der Stelle den" Faust" und die Jungfrau" aus dem Bücherschrank und studierte los.
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Aber der Ritter Raoul!
Mit knappen Worten legte ich dar, daß ich die feste Absicht hege, zum Theater zu gehen, da ich Ich wollte ja gar nicht Held und Liebhaber Talent zu haben glaube und mich auf die eigenen Füße stellen wolle. werden, ich wollte ja gar nicht Feuer und Leiden Gluth, ein kleiner, gedrungener Bürgers- schaft zeigen ich wollte spielen, was mich mann mit einem gewaltigen Schädel, blätterte in frente: verschrobene Sonderlinge, schrullige Philimeinem Schnikler und sprach sodann ohne jedes fter, verblödete Lustgreise. Pathos:„ Gehen Sie nicht zur Bühne. Auch dann In Goethes Schüler mich hineinzudenken, nicht, wenn Sie Talent haben sollten. Theater ist fiel schließlich nicht schwer. fehr schön, aber man darf nicht selbst dabei sein. Als moderner junger Mann ließ man wohl Es widerstrebt mir, junge Leute zu Komödianten auszubilden; denn ich fühle ich für ihr Wehl Goethe und Shakespeare halbwegs gelten, doch und Wehe verantwortlich, bis zu dem Tage, wo Schiller ..., Schiller war eine indiskutable Ansie etwas erreicht haben. Ihnen Stunde geben und gelegenheit. Das war jener Herr, der das„ Lied von der dafür Geld abknöpfen, das tue ich nicht. Ueberlegen Sie sich's noch einmal. Sehen Sie, Sie ha- Glocke" und einige primitive Theaterstücke verfaßt beit eine gute Bildung genossen, können eine feste hatte, und den man um alles in der Welt nicht Stellung im Staate befleiden und bleiben Ihr ernst nehmen konnte, freier Mann. Jeder Beamte ist ein freier Miann
Ich lernte die Rolle auswendig und bemühte mich, soeben aus der Schlacht zu kommen und das Wunder erlebt zu haben.
Wenn ich allein war, ging es feidlich; sobald ich jedoch vor Bekannten loslegte, wurden die Verse holprig und ledern, und es hörte sich an, wie wenn jemand aus der Zeitung vorliest.
Ein Freund meinte, es würde schon gehen. Und da es sich um meine Zukunft handelte, so zwang ich mich mit allen Sträften, die innere Befangenheit zu überwinden und frisch von der Leber zu deklamieren.
Die Woche war rasch herum, und ich machte mich zum zweiten Male auf den Weg zu Gluih, begleitet von den Segenswünschen unseres Dienst mädchens , das ich in den Plan eingeweiht hatte.
Es war ein falter Novembertag, und dicker Nebel lag auf den Straßen. Man fonnte feine drei Schritt weit sehen.
Die Laternen brannten, obwohl es noch zeitig am Tage war.
Um mir einzuheizen, hatte ich einen tüchtigen Rum genommen und fühlte mich in draufgänge rischer Stimmung.
Alle nasenlang blieb ich stehen und schmetterte in den Nebel hinein die Worte des Ritters Raoul.
Eine Würstchenfrau, vor der ich meinen Auftritt unentgeltlich aufführte, ließ ihren Wagen im Stich und nahm Reißaus.
Auch auf biedere Bürgersleute suchte ich fürchterlich zu wirken. Ich brüllte ihnen im Vor übergehen Bruchstücke meines Schlachtenberichtes in die Ohren und ließ die Verdatterten mitleidlos im Nebel stehen.
Als ich bei Gluth anfangte, sank die ilbermütige Stimmung auf ein Maximum, und als ich die Treppe hinaufschritt, befielen mich Mutlosigfeit und Zagheit.
Gluth, freundlich- ernst, wie das erstemal, führte mich in sein Arbeitszimmer, stellte mi etlichen Worten die Situation her, die das Auftreten des Ritters Raoul einleitet, forderte mich auf, so laut zu reden, wie ich vermöchte, und trat, mir abgewendet, in eine Ede.
Ich sah im Geiste Frau Gluth nebenan fit
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Endlich fing ich an. ,, Wir hatten sechzehn Fähnlein aufgebracht, Lothringisch Volf, zu deinem Seer zu stoßen, Und Ritter Baudricour aus Vaucouleurs War unser Führer."
Gluth unterbrach nach dem ersten Satze. Ich folle möglichst nicht sächsisch sprechen. Hierauf er mutigte er mich nochmals und sagte, ich möchte ruhig aus mir herausgehen und gar nicht daran denfen, daß mir jemand zuhöre.
Ich fing von neuem an.
Wir hatten sechzehn Fähnlein aufgebracht, Lothringisch Volf, zu deinem Seer zu stoßen, Und Ritter Baudricour aus Vaucouleurs War unser Führer.
Als wir nun die Höhen
Bei Vermanton erreicht und in das Tal, Das die Yonne durchströmt, herunterstiegen, Da stand in weiter Ebene vor uns der Feind, Und Waffen blisten, da wir rückwärts fahen. limrungen sahn wir uns von beiden Heeren, Nicht Hoffnung war, zu siegen, noch zu fliehn; Da sauf dem Tapfersten das Herz, und alles, Verzweiflungsvoll, will schon die Waffen Als nun..." Streden.
Die ersten Säße gelangen einigermaßen. Dann steigerte ich mich in eine fünstliche Aufgeregtheit hinein und gab nicht Obacht, ob ich sächsisch sprach oder nicht.
dem
Gegen Ende des Berichts ging ich nahezu in Ritter auf und vergaß Zeit und Raum. Ich schloß:
Zweitausend Feinde dedien das Gefild, Die nicht gerechnet, die der Fluß verschlang, Und von den Unsern ward fein Mann verletzt."
mißt!!", verbesserte Gluth. ,, Da haben Sie recht!" antiwortete ich ernüchtert. Gluth lachie herzlich und flärte das Mißver. ständnis auf.
Das Urteil, das er im Anschluß an meine Leistung fällte, war jedoch nichts anderes als eine höfliche Umschreibung für das bündige„ Mift"! zen und lächeln, sah die Hausbewohner über und Ich war derselben Meinung und habe denn Ja, und jetzt sollte ich den Ritter Raoul lerunter mir, fah die Dienstboten, sah Gluths in auch auf Gluth gehört und die Finger gelassen gegen den Schauspieler, der seinen Beruf ernst nen, einen erhißten Jüngling, der außer Atem und der und hatte mancherlei im Stopfe, nur nicht den vom Komödiespielen. nimmt. Was glauben Sie, wie ich mir die Zeit in Versen das Erscheinen der Jungfrau schildert. Ritter Raoul.