Sonntag, 30. September 1928.

Porträt zum 7. Oktober.

Dr. Steidle, der Führer der österreichischen Heimwehren.

terschaft endlich zu ihen Rechten gelangt. Der

Verbandstag der Buchdrucker. Referent erntete starten Beifall. Damit wurden

die Beratungen auf Montag vertagt.

Und was tut der Arbeiter?

Von Emil Zola  .

Der nachfolgende Kleine Aufsatz ist eine der ersten schriftstellerischen Arbeiten des großen französischen   Romandichters. Der Artikel, der 1878 in der Wochenzeitung Le Titi" erschienen und seitdem ganz in die Vergessenheit der Archive versunken ist, stellt eine interessante Vorstudle zu dem großen sozialkritischen Lebenswerte Bolas dar.

Seite 3.

Es redet noch einmal so gut, Wer vor dem Reden DEZen tut.

sinnungen, beschmutzt er die Stadt mit seinem Müßiggang oder mit seinen Lügen und Lastern? Hat etiva der Arbeiter diese Herberge ganz Euro­ pas   eröffnet, in der das zweite Kaiserreich für russische Großfürsten und amerikanische   Bankiers Freudenhäuser baute?

Bom Rundfunt. Empfehlenswertes aus den Programmen. Montag.

Brag: 11.15-12.00 Schallplattenmufit, 12.15-13.15 mit tagsfonzert, 16.30-17.30 Nachmittagsfonzert, 17.15-18.15

Deuifme Sendung: Weiterbericht und Tagesnenia feiten, hierauf Dr. G. John, Brag: Die Genoffenfchaft

eine Brüde vom Arbeitnehmer zum Arbeitgeber", 20.30-22.00 ( llebertragung aus Berlin  ) Konsert. Brünn  : 12.15-13,15

Schallplattenmufif, 16.30-17.30 Nachmittagstonzert, 17.40 i 17.55 Deuf de Breffenadridten, 17.55 bis Julius Robert Maher, der Entdecker des Energiebrinaips".

18.15: Denise Sendung: Doz. Dr. Jof. Solluta

Presiours: 16.30-17.30 Stonzert, 19.00-20.00( Sendung nach Prag   und Brünn  ) Slowakisches Silindchen. Daventry  :

18.45 Couberts Klavierbuette, 21.50 Orcheſterfonsert.

nationaler Brogrammaustausch. Stuttgart  : 18.45 Bafter " Blafate" sörbild von Mar Ophüls. Leipzig  : 20.30: Thomas Mann  : eftrede. 1.15: De   Dichter in Schuberte

21.10-22.00 Uoderne Mufit. Wünchen: 20.10 Interbol

Lob von Menda", Sörspiel von Kurt Sebnice, Wufit Frankfurt: 20.00-20.30 Oscar Wilde  ". 20.30

Prag  , 29. September.  ( Eigenbericht.) Am heutigen zweiten Verhandlungstag wurde die Debatte über den Bericht des Verbands­vorstandes fortgesetzt. Als erster nahm Ge­noffe Siegl- Prag   zur Lehrlingsfrage, Grün­dung von Industrieverbänden sowie der früheren und derzeitigen Situation in bezug der Zuge­hörigkeit zu den zentralen Gewerkschaftsverbän den Stellung. Sodann sprachen noch die Tele­gierten e- Prag  , Sanoušek- Mährisch­Trübau, Sra ut i e- Reichenberg, Seidl- Karls­ bad  , Sablovic- Pilsen, Jafes- Proßnitz, Forst- Kolin und zum Schluß Genosse Farka Prag. Der Bericht des Verbandsvorstandes wurde hierauf mit einem Vertrauensvotum für Besucht etwa der Arbeiter die großen Luxus den gesamten Verbandsvorstand einstimmig gefneipen der Boulevards, wo verschwiegene Zim nehmigt. mer sind, in denen man, dank den dicken Perser Der sodann erstattete Bericht über die teppichen, lautlos unter den Tisch rollen fann? Finanzgebarung des Verbandes und der Wo es Spiegel gibt, vor denen entkleidete Damen  Verbandsvereine, der ein allgemein günstiges ihr Haar wieder in Ordnung bringen, und Sofas, Anwachsen der Vermögensbestände konstatierte, die die Dirnen dreier Generationen eingedrüdt wurde debattelos zur Kenntnis genommen und haben. Sier wird Pommard, Léoville, Chamber dem Verbandskassier über Antrag der Kontrolle, fin und Sauternes getrunken, und zum Dessert die über eine korrekte Führung und Ordnung be zerbeißt man die Champagnerkelche mit den Zäh 18.30 geichte Mufif, 21.30 Inftrumental folt. London  : richtete, einhellig die Entlastung erteilt. Eine nen. Die Damen langen dann mit den Fingern Baris: 20.30 Stonzert.- Brüffel: 18.30 Honzert des Hunt­Henderung des Verbandsstatuts auf Schaffung in die Teller und singen Zoten dazu. Den guädi trios. Berlin  : 19.00 Hundert Jahre Reclam  ", 20.30 Inter eines neuen Delegierungsmodus wurde angenom- gen Herrn muß man sogar in seinen Wagen tunde, 20.00. Der Sternenhimmel in konat Otober, 20.15 men. Desgleichen der Antrag des Zentralvereins fragen. Böhmens   bezüglich Festseßung verschärfter Be- Oder geht der Arbeiter vielleicht zum Operniebern. Geetbe Breslau  : 18.25-18.50 Einführung in ste stimmungen im Organisations- und Unter- ball und ladet, wenn der Ball aus ist, einen gan individualpfychologie, 19.25-19.50 Scelifche Erkrankungen, stützungsregulativ gegen jene Mitglieder, die ihrer zen Schwarm Divnen zu Auſtern ein? Früh um iunasronsert. Langenberg: 18.30-19.50 Michael stobl Dr. Smeral wird Chefredakteur des Rudé Beitragspflicht nicht pünktlich nachkommen. Der vier sind alle Restaurants überfüllt. Fast werden baas von Seinrich von Aleift, 10.15-10.35 Die Lebens Právo". Wie mehrere Blätter berichten, wird Antrag, die Unterſtüßungstage für Arbeitslose mehr Flaschen zerbrochen als ausgetrunken. Wenn er taper( us) and on über Beschluß der Exekutive der dritten Inter  - mit denen der staatlichen Arbeitslosenunter sich Leute der oberen Klassen amüsieren, schlagen Gustav sincip. Königsberg  : 19.20 Biolin  . und Mobier nationale der seit Jahren in Rußland   weilende stüßung gleichzusetzen, wurde abgelehnt. Die Ver- sie viel kaput, um zu zeigen, daß sie sichs leiſten" zalome" vot D. Bilbe, Salome" von O. Wilde  , anfchließend Hammermifif. bandsunterstützungen, welche schon seit längerem fönnen. Schöne Nächte sind das, die die Jugend sien: 18.40 Das Verhältnis der Generationen zu einander Abgeordnete Dr. Smeral in der nächsten Zeit gezahlt werden, wurden nachträglich genehmigt. vergiften und über der ganzen Stadt den Gestank Spiegel der Dichtung, 19.10 Frans Goubert, Sieber Abflus nach Prag   kommen, wo er die Chefredaktion des Außer einer hundertprozentigen Erhöhung der heimlicher Absteigequartiere verbreiten. Berauschte Over Tosca" von Puccini  . Bafet: 20.30-21.30 Slavier Rudé Právo" übernimmt. Der bisherige Chef- Waisenunterstüßung, die nach einem Antrag des Dirnen und betrunkene Kavaliere versinken brüt capef: 20 Bizet.- Neapel  : 20,50 La Bally", Oper von Catalani. redakteur Dobrovolny, dem die Mitschuld an flowakischen Vereines beschlossen wurde, sind die derlich in magenumwälzender Völlerei. dem Miklingen des Roten Tages gegeben wird, Slowakei   auf Erhöhung der Invalidenunter- heimliche Spielhöllen? Hier kreist der Punsch bis Anträge der Landesvereine Schlesiens und der Geht der Arbeiter vielleicht in Slubs und tritt zurück. stüßung nach eingehender Darlegung der jetzigen zum grauenden Tage, und die Spieler setzen ihren Einer der Führer der kommunistischen   Par- Situation durch den Referenten, der die Er- Stolz darein, königlich zu verlieren. In Wirklich tei in Tabor, der Eisenbahner Josef Hodys, der klärung abgab, daß diese Augelegenheit auf eine feit vinnt ihnen der Augstschweiß über den Rüf­sowohl in der politischen kommuniſtiſchen   Bartei ſpätere Zeit vertagt werden muß, von den An­als auch in der Eisenbahnfektion des J. A. V. tragstellern zurückgezogen worden. Der Ver­eine große Rolle gespielt hat, ist aus der kommu- bandsbeitrag und die Einschreibgebühr wurden in nistischen Partei ausgetreten und der tschechischen der vom Verbandsvorstand vorgeschlagenen Höhe Sozialdemokratie beigetreten. In einem Schrei- genehmigt. Alle weiteren, in Punkt Verbands­ben, das er an seine bisherigen Parteigenossen unterſtüßungen gestellten Anträge wurden ab richtet, gibt er der Hoffnung Ausdruck, daß auch gelehnt, dagegen wurde der Erweiterung des andere Sommunisten seinem Beispiel folgen Verbandsorganes Typographia", das in slowafi­Oder besucht der Arbeiter etiva die Mode- 18.15 Schuberts slavierbuette.- Paris  : 20.45 Stonzert.- werden. scher und ungarischer Sprache erscheint, in dem kaffees, deren teure Preise nur ehrenwerten Leu- sipien der modernen Boyfir", 21.00 Dichtung der Gegenwart, Sinne entsprochen, daß der bisherige Umfang ten den Eintritt gestatten? Wo alles trinft und 21.45 Der deutsche Anteil an der tropenmedizinischen For von vier Seiten vierzehntägig auf sechs Seiten ist und über Geschäfte, Politik und Dummheiten Die Brazis der Unfellverbütuna, 20.00 Hebertragung aus erweitert wird. redet, wo es blitzsaubere Sellner und vergoldete bem Chemniter Opernhaus  : Symphonicfonzert, Leitung Ge neralmusifbireftor Erich Aleiber. Verbandsobmann Němečet erstattete zum Wände gibt, und wo Faulenzer ihre schlechte zhcho de Brabe. 21,20 Jugendiabte im Dichungel. nächsten Punkt Die sozialpolitische GeLaune im Absinth begraben. sesgebung" ein äußerst instruftives Referat. Findet man etwa den Arbeiter hinter den Er behandelte all die sozialpolitischen Fragen, wie Kulissen kleiner Theater? Hier wird zwar nicht sie sich seit der Entstehung des tschechoslowakischen getrunken, sondern geschwelgt. Behandschuhte Staates in der Gesetzgebung ergaben und be- Ravaliere mit tadellosen Manieren untersuchen die sprach der Reihe nach alle wichtigen Vor- und Trikots der Tänzerinnen, flopfen sie auf die Schul­Nachteile, wie sie in den verschiedensten Gesetzen ter und versuchen energisch, fieferliegende Störper- Bürih: 10.32 Beite von Beetboben, 20.00 Bortrag von Gelig zum Ausdruck kommen. Insbesondere behandelte teile tätscheln zu können. er des näheren das Betriebsausschüssegesetz und das Sozialversicherungsgesetz und zeigte auf, für welche Forderungen auf dem Gebiete der Sozial­politik wir noch kämpfen müssen, damit die Arbei

Senate der Nationalversammlung. Dienstag, den 2. Oftober halten der sozialpoli­tische Ausschuß um halb 9 Uhr und der Ausschuß für Fragen der sozialen und Altersversicherung um 10 Uhr Sitzungen ab.

für Fragen der sozialen gu

Bomben gegen Arbeiterführer. Melbourne  , 28. September.  ( Reuter.) In die Häuser zweier Führer der in den Schiffswerften arbeitenden Arbeiterführer wurden Bomben ge­worfen. Die Häuse wurden beschädigt, Personen wurden nicht verletzt.

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Schwanengefang". Bern  : 20.00-21.00 Erfter ft aus der Genf  : 21.15" Carmen  ", Oper von Stockholm  : 20.20 Konzert. Ropenhagen: 21.30 Grang Schubert Abend.- Oslo: 20.30 Monzert des Balalaifa

Konsert. mefters, 21.00 Biolintongeri. Silverfum: 19.48-20.10

Dienstag.

Brag: 11.15-12.00 Schallplattenmufif, 12.15-13.15( Sen mufit, 16.30-17.30 Radmittagsfonsert, 17.45-18.15 De

19.00-19.45 Tangmuir R. J.- Drefteré, 21.30 bis

dung nas Brünn Mittagsfonzert, 15.00-16.00 Emallplatten. fen, wenn sie die blanken Goldstücke wegrollen seie enda: 28etterbericht und zagesneuiafetten, bier hen. Sie ruinieren sich, denken an Selbstmord auf Brof. Dr. Gwin Klein, Prag  : bein und ziedigtun und trösten sich schließlich mit einer Mätreffe, die 22.00 konzert. Branu: 12.15-15.16 Mittagstonsert, 17.55 sie dann vollends zu Grunde richtet. Wie oft wei bis 18,15 De utfe Senbung: Brof. D. Emil Zireder: nen dann Frauen mit ihren Kindern daheim, Breg und Brek urg) Aus alten bobmifchen Sperit, aber es gehört zum guten Ton, die Nächte beim bura: 16.30-17.30 Stonzert des Zalonquarteits bee.. Spiel zu verbringen."

Oder leben die Pariser   Prostituierten, unter denen man bereits fünfzehnjährige Kinder antrifft, vom Arbeiter? Verschiebt der Arbeiter vielleicht die großen Vermögen, kauft er Frauen und Ge­

meifenbeobachtungen". 2. Teil, 20.10-21.00( Sendung nag) Brek

Daventry: 20.30 Charming Chloe". Oper von Rodney Ben nett, 21.15: Franzöfifcher Stomponistenabend.- London: Berlin  : 19.00 Orientalische Hauptstädte", 19.25 Die Brin

fchung". Stuttgart  : 18.45 Funftecnif geipzig: 19.30

Breslau  : 19.50-20.10

chen: 19.30 ammermusifftunde, 21.05 Konsert des Sammer quartette.- Hamburg: 20.00 pamburger Leiden", Schwant

von Julius Stinde  , 21.00( cus bannover) Slawische Weifen.

Langenberg: 20.00 Epifoben aus Zirfus und Barletee. Rönigsberg: 20.05 Orchestertonzert. antiurt 20.00 Bout

Frankfurter   Operubans Margarethe". Oper von Gounod  . Wien  : 20.05 Das höllisch Gold", ein deutsches Singspiel von Julius Buttner, Berfiegelt", fomische Oper von Leo Blech  , 20.05 Allerlei Seiteres aus dem Steirischen Dorfleben,

Weingartner: Ueber die Grengen der Wufif. Bern  : 20.00 bis 21.50 Gelir Weingartner- Abend unter persönlicher wit wirtung von Felix Weingartner  . Laufaune: 20,30 Bofat Tonzert. Mom: 21.00 Roboletta", Oper von Mascagni  .

10:

stopenhagen: 20.30-21.30 und 22 15 Gougerie, 20.30 Stonzert.- Warschau  : 18.00-19.00 Sammermuff, 20,15 ungarischen Opernhaus,

Abendkonzert. Budapest  : 19.30 Uebertragung aus dem

reikenden gewählt. Die erſte und größte Sorge unter freiem Himmel im Aufchaer Walde ſtalt. sen Stönig, Schillerseff und Beer in Brag inhaj­

führer wurden in einer Versammlung aller gen fanden Lokal befamen wir feines meist| mir mein Mann, daß außer ihm noch die Genoj Aus der guten" alten Zeit. der Streifführer und des ihnen beigeordneten Redner war der allverchrie chillerse ff. Wir fiert seien. In der Weihnachtswoche war die Genossin Theresia Rösler in Boden- Komitees war die Aufbringung der Mittel für die forderten eine 10prozentige Lohnerhöhung. Nach erste Einvernahme und da erst erfuhr mein ba d), eine selbitlose und treue Nämpferin. Unterstützungen. Sofort nach Proklamierung der einem Stampfe, der 13 Wochen dauerte, verloren Mann, wessen er beschuldigt wurde. Bei einer wird am 1. Oktober d. J. 70 Jahre alt. Arbeitseinstellung wurden Sammlungen einge- wir den Streik. Alle Mitglieder des Streiffomi Hausdurchsuchung- Gausdurchsuch un­Die Jubilarin, die wir herzlich beglück. leitet. In der damaligen Zeit bewiesen auch die teesich war mit unter ihnen wurden nicht gen waren damals bei Sozialisten wünschen, hat uns einige Erinnerungen Bauern in den meisten Fällen den Arbeitern, in mehr aufgenommen. Ich war damals bereits sehr häufig- hatte man einige Briefe von aus ihrem bewegten Leben zur Verfügung denen sie den Abnehmer ihrer Produkte sahen, verheiratet, hatte zwei kleine Kinder und ging mit Schillerfeff und Beer gefunden, das war der gestellt. Wir bringen sie zum Abdrud, da eine anerkennenswerte Solidarität und gern tru- einem dritten schwanger und mußte auch meine Grund zu einer monatelangen Haft. Jur Jänner wir glauben, daß sie unsere Leier inter  - gen sie ihr Scherflein bei. Oft brachten sie sogar alte Mutter unterstützen. Mein Mann war war dann die Hauptverhandlung, mein Mann effieren werden, erzählt sie doch davon, unaufgefordert außer Geld auch Brot, Wiehl  , Schuhmacher, als vom bestreiften Unternehmen wurde zu 14 Tagen Sterfer verurteilt. Am 2. wie schwer der Kampf einst war und um Wilch, Startoffeln und Hülsenfrüchte. Auch viele Unabhängiger war er der Führer des Streiks. Feber 1885 fam er nach Hause. In einer naffen wie sehr sich die Verhältnisse- nicht zuleßt Gewerbetreibende waren auf feiten der Streifen- Ta er aber sehr wenig verdiente, mußte ich Belle eingesperrt, war er au Skorbuter­durch den Stamps jener Alten"- doch be- den. Leider fanden sich auch manchmal Verräter trachten, eine andere Arbeit zu finden. Ich kam frankt. Daheim war das ärgste Elend, wir waren reits gewandelt haben. in den Reihen der sonst von einem bewunde auch in Franzenthal als Zeitlerin an. Der Di- inzwischen in Schulden geraten. Das Lager In meinem Leben habe ich mehr Paar war erit als gute Zeiten mitgemacht. Schon mit zwölf Arbeiter. Solche Streaturen ließen sich von den diger Mensch, der nahm alle Mitglieder des mein Mann wieder halbwegs gesund war, fonnte färglichen Mitteln Unterstützungen geben und Streiffomitees auf und sagte: Wen der Leon in er sie etwas herrichten und um 2.50 Kronen für Jahren mußte ich, um etwas zu verdienen Wernstadt herauswirft, den nehme ich auf, denn das Paar verkaufen. Wir waren vollständig wir waren sechs Geschwister und der Vater war leisteten dem Fabrikanten Spißeldienste. Im Jahre 1872 machte in den ersten das sind in der Regel füchtige Arbeiter". Nach fertig. frank in die Bernische Fabrik in Wernstadt   Streit mit. Es wurde um die Verlegung des Franzenthal waren es aber über zwei Stunden, Im gleichen Jahr im Juli mußte mein als Spulerin eintreten. Die Arbeitszeit war da Arbeitsbeginns von 5 Uhr früh auf einen späte- welchen Weg ich in meinem Zustande nicht täg Mann wieder nach Prag  , er wurde jedoch nach mals sehr lang, sie dauerte von 5 Uhr morgens bis 8 Uhr abends. Wir Kinder, die schon in die ren Zeitpunkt und um zwei Prozent Lohnerhö- lich zurücklegen konnte. Als ich aber an einem einer Woche wieder freigelassen, I'm Mai 1886 Fabrit gehen mußten, waren die sogenannten hung gekämpft. Die Forderungen wurden be- Jännersonntage abends wieder nach Franzenthal erhielt er wieder eine Vorladung zum Prager Salbtagsschüler". Ich habe von 5 bis 8 Uhr willigt. 1873 war wieder ein Streif. Es ging gegangen war, mußte ich am Montag früh wie Landesgericht, kam jedoch nach fünf Tagen wieder frith gearbeitet, dann war ich bis zum Mittag um einen früheren Arbeitsschluß als acht ihr der nach Haus und am folgenden Abend gebar frei. Ich war während der ganzen Zeit durch in der Schule und nachmittags von 1 bis 8 Uhr abends und um fünf Prozent Lohnerhöhung. ich ein Mädchen. Damals mußten wir Frauen fieben Jahre in Franzenthal in Arbeit und war ich wieder in der Fabrik. Troy dieser über Diesmal war es aber nicht so einfach. Wir wur- bis zum leßten Augenblick vor der Niederkunst kam nur am Samstag nach Hause. langen Arbeitszeit habe ich nur 14 bis 16 Streuden vier Wochen ausgesperrt, feßten dann aber in die Fabrik gehen. Am 15. Oktober 1884 wurde mein Mann ins die erlittene Not haben uns in der Arbeit für Alle diese Schifanen und Verfolgungen und zer verdient. In der Weberei in Wernstadi, einer der be- aber die Löhne noch ungehener schlecht. Biele Prager Landesgericht überführt, ohne die Partei, die sich inzwischen immer beſſer ent­rüchtigteſten Ausbeuterbuden Nordböhmens, war Mütter, die in der Fabrik arbeiteten, fonnten daß ihm nähere Gründe genannt worden wären. widelte, nicht erlahmen laſſen. Und als dann damals ein Streit ausgebrochen. Der Fabrikant, ihre Säuglinge nicht in Pflege geben und muß Nun ging für uns der Jammer los. Die Sorge mein Mann zum Leiter der Filiale der Auffiger ein geadelter Jude, war ein wahrer Blutfanger ten sie mit zur Arbeit nehmen. Nur einen Fall für meine kleinen Kinder und meine Mutter la und weigerte sich hartnäckig, auch nur einen will ich erzählen. Neben mir arbeitete eine arme stete auf mir allein, auch um die Werkstätte Krenzer zuzulegen. Wit Brohungen, Berſpre- Frau, die ihren zwei Wochen alten Säugling bout mußte ich mich kümmern. Ich arbeitete die Woche bent, davon hatte ich 32 in der Fabrik gearbeitet chungen, Bestechungen versuchte er, die Arbeiter Uhr früh bis 8 Uhr abends mit in die Fabrif über in Franzenthal, kam am Samstag nach dann begann diese Parteiarbeit erſt recht. Zei­wieder unterzukriegen. Die Arbeiter hatten einen nehmen mußte. Da lag der arme Wurm im Spu Wernstadt   und mußte dort mit meinem Gelb fchiveren Stans  , fie hatten ja noch keine Orga- lerkasten und mußte den ganzen Staub, der beim beim Lederhändler das Leder bezahlen, damit die der verlor ich meinen lieben Mann bereits im nisation, feine Streiffassen und keine unabhän- Spulen entstand, in seine junge Zunge einatmen! zwei Gehilfen und Lehrburschen während der Nun, da ich 70 Jahre alt bin, habe ich die gigen Vertrauensmänner. Was sie aufrecht er um wieviel ist es doch heute, wo es eine Schwan- Woche arbeiten fonnten. Ein Genosse namens hielt, war das stark entwickelte Solidaritätsgefühl. gerschaftsunterstützung und Mutterfürsorge gibt, Wilhelm half mir und besorgte das Zuschneiden Befriedigung sehen zu können, in welch schöner des Leders, die Arbeit ohne Meister war aber Weise sich das von den Alten" begonnene und Bank und Hader war verpönt, wenn es zu einer schon besser geworden! Arbeitseinstellung fam. Streifbruch wurde mit Den dritten Streif machte ich im Jahre sehr mangelhaft. Von den Märkten brachte man mit vieler Mühe und großen Opfern über die Törperlicher Züchtigung und mit Spott und Sohn 1880 mit. Dieser war besonders schwer und dan mir die Schuhe alle wieder zurück, da sie fehler schwierigen Anfänge geführte Werk entwickelt hat. bis zur Unerträglichkeit geahndet. Streifbrecher erte neun Wochen. Leider hatten wir auch einige haft waren und nach acht Wochen mußten wir Das ist ein beglückendes Gefühl in diesen Tagen. nannte der Volksmund Sacreißer". Die Streif Streitbrecher zu verzeichnen. Die Versammlun- die ganze Arbeit einstellen. Juzwischen schrieb

rungswürdigen Solidaritsgefühl durchdrungenen reftor der dortigen Fabrif war ein sehr anstän- och unverfär

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doch unsere Forderung durch. Trotzdem blieben

allgemeinen Strankenfassa in Tetschen   berufen wurde ich war inzwischen 44 Jahre gewor

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Jahre 1913.