Donnerstag, 4. Oktober 1928.

Einführung des Films in reichsdeutschen Schulen. Dem Beispiel anderer Städte folgend, hat sich nun auch der Bezirksausschuß, für Ju gendpflege im Regierungsbezirk Düsseldorf entschlossen, einen Lehrgang für Lehrer und Ju­gendpfleger zur Ausbildung im Gebrauch von Projektionsapparaten und zur Einführung in das Lichtspielwesen zu veranstalten. Der Kursus hat Anfang Oktober begonnen.

Die Schülerausweise für Fahrpreisermäßigung auf den tschechoslowakischen Staatsbahnen. Die Schit lerausweise der ordentlichen Hörer von Hochschulen sowie der ordentlichen Schüler von öffentlichen Schu len und Privatschulen mit Deffentlichkeitsrecht, wer den jetzt nur durch die dem Wohnorte der Eltern oder Pflegeeltern des Schülers( Hörers) nächstgelegenen Stationen bestätigt.

legungen.

an

Von großem Interesse sind Hoffmanns Ausfüh.

Boltswirtschaft.

Sette 5.

Krise des Arbeiterschutes in Rußland.

union wird nachgerade zu einer Dauererscheinung Die Krise des Arbeiterschutzes in der Sowjet­und scheint sich in der letzten Zeit gar noch zuzu­spizen. So wird dem Trud" aus Swerd. low st( vormals Jekaterinburg) gedrahtet:

Im Uralgebiet ist die Sachlage auf dem Ge­biete des Arbeiterschußes und der Be. triebssicherheit äußerst schwierig geworden. Die für den Arbeiterschutz bewilligten Mittel sind nicht verwendet worden. Die Tagil- Werke haben von den bewilligten 34.000 Rubeln nicht eine Sto­peke verausgabt. In bezug auf die unerträglichen Arbeitsbedingungen in den Beresnifovschen Soda­werken sind von den Arbeitern 92 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft erstattet worden. Den teilung 30.000 Rubel bewilligt worden, davon wur den für die Sicherheitstechnik nur 12.000 Rubel verwendet; der Gubachin- Abteilung derselben Werke wurden für Sicherheitsmaßnahmen 25.000 Rubel bewilligt, aber nur 9000 Rubel sind tatsäch lich verausgabt worden."( Trud" vom 20. Sep­tember.)

Herriot in Berlin . Wie der Matin" mel- Charaktereigenschaften zugestehen müssen, die man I deshalb mit Ludendorff schließlich in Konflikt. Als| Conrad wird von Hoffmann als genialer Stratege oet, hat sich Unterrichtsminister Herriot Diens bei Leuten seiner Stellung selten findet: Hoffmann er Bethmann- Hollweg gegenüber von der Notwen- geschildert, der mit anderen Truppen gewaltiges ge tag aus Paris nach Berlin begeben. Die Reise war sicher und selbstbewußt, ohne eitel zu sein, und digkeit sprach, Belgien bedingungslos herauszugeben, leistet hätte. Die Jdee zum Durchbruch bei Gorlice trägt einen rein persönlichen Charakter, Ferriot besaß in hohem Maße Wut der Ueberzeugung und meinte der Kanzler, Hoffmann sei der erste Offizier, fei Conrads geistiges Eigentum, in anderen Fällen unternimmt sie zwecks Studiums für ein von ihm den rüdsichtslosen Drang, die Wahrheit zu sagen. der ihm das sage, er, der Kanzler, fönne aber nicht habe er Falkenhayn rechtzeitig großzügige Vorschläge in Vorbereitung befindliches Buch über eine fritischen Arbeiten über den Weltkrieg haben wagen, den Verzicht auf Belgien offen auszuspre- gemacht, sei aber nicht gehört worden. Beethoven . daher nicht nur erheblichen dokumentarischen Wert, chen, er würde sonst gestürzt. Karl Friedrich Nowak gibt in der Einleitung Ein Drei- Minuten- Einbruch wurde in einer sondern können auch als ernste fachmännische Urteile Wenn auch General Hoffmann , der einer der zu den zwei inhaltsreichen, auch mit Karten aus­Peizgeschäft in der Leipzigerstraße i Berlin vergenommen werden, die mancherlei Legenden zer glühendsten Hasser des Bolschewismus ist, der Auf gestatteten Bänden ein liebevoll gezeichnetes Bild der übt. Eine Einbrecherbande benutzte die Gelegenhei stören und Heroen stürzen. Die Zusammenfassung lösung des Heeres durch bolschewistische Propa interessanten Persönlichkeit Hoffmanns. Die Auf­einer kurzen Abwesenheit des vor det Geschäft po- der Aufsätze und der fleinen, während des Krieges ganda" einige Bedeutung beimißt, so wird er doch zeichnungen" gehören der rücksichtslosen Offenhoit stierten Wächters, um das Schauf nster zu zertrüm- erfolgten Aufzeichnungen, ist deshalb sehr wertvoll, zum Kronzeugen gegen die Dolch stoß Hoffmanns wegen und auch als scharfsinnige mitt­mern und aus der Auslage einer Hercenpelz im weil diese jene belegen und erhärten. Hoffmann hat legende, denn er zeigt, wie der Krieg militärische Betrachtung in jede größere öffentliche Bi­Werte von etwa 15.000 Stronen herauszuholen. Der nach dem Kriege nichts geschrieben, was seinen, dem tärisch verioren, wie alle Gelegenheiten zum bliothek. Auch der interessierte Laie wird sie gern Diebstahl war das Werk von drei Minuten, Die vertrautesten Familienkreise bestimmten, rein priva Siege und endlich die zum Friedensschluß versäunit besiben, wenn der an sich ja wohlfeile Preis( wei Diebe find spurlos entkommen. ten und dem Augenblid entsprungenen Bekenntnissen wurden. 1917 sei ein anständiger Frieden möglich Bände 15 M.) ihm erschwinglich ist. der Kriegszeit widerspräche. Er hat nachher nichts gewesen und noch im Frühjahr 1918 ein erträg beschönigt, nichts gefärbt und nichts erlicher. Daß Ludendorff den ganzen Sommer 1918 Dr. E. F. funden. Ob man nun zuerst die Tagebuchblätter die deutschen Reserven abschlachten ließ, dabei in ( Briefe an seine Frau), oder die später geschriebenen Siegesstimmung machte und erst kurz vor der un­Gesamtdarstellungen liest, wird man die völlige vermeidlichen Niederlage den Waffenstillstand binnen uebereinstimmung zwischen beiden als den Beweis 24 Stunden forderte, hat die Katastrophe Deutsch verläßlicher publizistischer Arbeit feststellen können. lands in ihrer ganzen Größe heraufgeführt. Im Gegensatz zu Conrad, dem Exkronprinzen und anderen, behauptet Soffmann, daß der Krieg rungen über die Schlacht bei Tannenberg durch den Verlust der Marneschlacht noch nicht ver- Hier wird einmal rücksichtslos aufgedeckt, wie der loren war, sondern daß sich für Deutschland noch Ruhm großer Feldherren" entsteht, und durch eine Reihe großer Chancen ergaben, die allerdings welche Zufälle Männer und Namen Eingang in die durchwegs versäumte Gelegenheiten" Weltgeschichte finden. Die deutsche Ostarmee stand blieben. War die Marneschlacht durch die Ver- nach Hoffmanns Angaben und Tagebuchblättern am wässerung des Schlieffen'schen Planes und durch die 20. August in erfolgreichem Rampfe mit der russi Irrtümer und Fehler des großen Hauptquartiersschen Armee Rennenkampf bei Gumbinnen , als die schon verloren, so hatte das deutsche Westheer noch Nachricht einlangte, daß die Armee Samsanow gegen wochenlang Zeit und Gelegenheit, die Schlieffen'sche die rückwärtigen Verbindungen der Deutschen aus In eine Caféhausterrasse geraft. In dem Pari. Operation der Umfassung des linken französischen der Richtung Mlawa ( Polen ) vorstoßze. Gegen den ser Borort Ivry raste ein mit schweren Fässern Flügels von vorn zu beginnen, denn dieser Flügel Rat seines Stabes entschloß sich der deutsche Gene­und Weinkisten beladener Lastkraftwagen infolge hing in der Luft, reichte noch nicht ans Meer ral Pritt wit nicht, erst Rennenkampf zu schla­Versagens der Bremse auf einer abschüssigen Straße oder war bis in den Winter 1914 zumindestens so gen und dann umzukehren, sondern beschloß, die in einen Lieferwagen hinein, riß dann ein Privat- schwach, daß er durchbrochen werden konnte. Man Schlacht abzubrechen und hinter die Weichsel zurüd­Schlacht abzubrechen und hinter die Belle Bride Bergwerfen von Stifel waren für bie nördliche Abe auto um und wurde schließlich auf die vollbesetzte brauchte nur vom linken deutschen Flügel, den man zugehen. Diesen Entschluß teilte er telephonisch dem Terrasse eines Cafés geschleudert. Zwölf Bassanten unnügerweise stark gemacht hatte, zehn Armeekorps Großen Hauptquartier mit, nicht aber die geänderte und Gäste erlitten zum Teil lebensgefährliche Ber- zu nehmen und sie auf dem rechten Flügel auf Disposition, die er wenige Stunden später auf marschieren lassen. Die deutsche oberste Heeresleitung Drängen seiner Staboffiziere, vor allem Hoffmanns, entschloß sich nicht zu dieser Wiederaufnahme des traf. Während im Sinne dieser Weisungen die deut­ersten Blanes, sondern ließ die Westfront vor der sche Ostarmee zur Schlacht gegen Samsanow auf­Zeit erstarren und die jungen Reserven in den finn - marschierte, glaubte die Oberste Heeresleitung fie lofen flandrischen Kämpfen verbluten. Da man den im Rückzug hinter die Weichsel und berief furger Feldzug in Frankreich strategisch verloren hatte und hand Pritiwiß und seinen Stabschef Waldersee ab. sich einen entscheidenden Erfolg in absehbarer Zeit nicht Gleichzeitig langte die Meldung ein, daß ein neues erzielen fonnte, wäre es richtig gewesen, den Schwer. Oberkommando Hindenburg- Ludendorff im Sonder­punkt der Operationen auf den östlichen Striegeschau- zug unterwegs sei. Ludendorff hatte an den getrof. platz zu verlegen. Die deutsche 9. Armee war gegen fenen Maßnahmen nichts mehr zu ändern. Soweit Warschau vorgerüdt, mußte aber dem Flankenangriff er noch Befehle gab, waren sie falsch und wurden der Russen weichen, die gegen Posen und Schlesien zum Vorteil der deutschen Armee von den Korps­vorstürmten. Oberst Hoffmann berechnete nun, daß kommandanten nicht befolgt. So kam es ohne, ja der russische Vormarsch nach 120 Stilometer auf cher gegen Ludendorffs Weisungen zum Siege sei völlig zerstörten Verkehrswegen ins Stoden geraten Tannenberg, der zur völligen Vernichtung der Rus­Unter dem zusammenfassenden Titel Die mußte. Die deutschen Armeen gewannen also, noch sen, zum Cannae " im Sinne Schlieffens aber nur Aufzeichnungen des Generalmajors bevor die Ruſſen die Grenze er Berschiebung der funkten und man im deutschen Sauptquartier daher die Grenze erreichen konnten, eine durch den Zufall wurde, daß die Russen ohne Chiffre Wax Hoffmann" gibt Karl Friedrich Nowa, Ruhepause, der bekannte Publizist und Militärschriftsteller, im 9. Armee durch Bahntransporte nach Westpreußen wußte, Rennenkampf würde nicht eingreifen; be­Berlage für Kulturpolitik die zum Teil und zu dem Angriff bei Thorn benüßt wurde. ruhigt fonnte man die gegen ihn bestimmten Korps schon früher veröffentlichten, zum größeren Teile Hoffmann weist einleuchtend nach, daß es in diesem im Rüden Samsanows einsetzen. Von jener erstmals abgedruckten Auffäße und Tagebuchblätter Augenblick, zumal der Angriff der Russen vollständig Schlacht aber, die nach Hoffmanns Ueberzeugung bes vielgenannten Generalmajors Max offüberraschte, möglich gewesen wäre, die russische überhaupt nicht der Sieg eines Mannes, sondern ein mann heraus. Neben den zusammenhängenden Armee westlich der Weichsel einzukreisen und zu ver- Ergebnis des Zusammenwirkens der glänzenden größeren Darstellungen Der Krieg der versäumten nichten. Die wenigen Divisionen, die zu der Opera- Truppen, energischer Korpsführer und glücklicher Gelegenheiten" und Tannenberg, wie es wirklich tion noch nötig waren, bewilligte die Oberste Heeres. Zufälle war, datiert der Ruhm Hindenburgs, der union so alltäglich au, daß das Gewerkschaftsblatt Diese Mitteilungen muten in der Sowjet­war", erscheinen vor allem bedeutend die Aufzeich leitung nicht, wie sich Falkenhayn überhaupt diesen durchschnittlichen General zur populären Ge­nungen aus dem russisch japanischen Strieg, den Hoff- allen größeren strategischen Gedanken verschloß. Ihn stalt machte und ihn noch elf Jahre nach Tannen- ie in einem unauffälligen Schriftfah abdruckt, mann als militärischer Beobachter mitmachte, und hält Hoffmann für den Hauptschuldigen an berg auf den Präsidentenstuhl hob. Sätte Brittwit ohne ihnen irgendeine Bedeutung beizumessen. die Aufzeichnungen aus dem Weltkrieg. Im An- der Niederlage Deutschlands . Daß man auch im sich am Telephon weniger nervös gezeigt oder ein schluß daran sind kleine Auffäße gedruckt, die vor Sommer 1915 eine strategische Operation gegen den zweitesmal mit Moltke gesprochen, so wäre wahr­allem Hoffmanns Stellungnahme zum russischen Rücken der Russen unterließ, daß man Saloniti scheinlich er der Sieger von Tannenberg und der Problem und zum Bolschewismus überhaupt ent- nicht nahm, 1916 statt nach Italien nach Verdun große General" des Weltkrieges geworden. Der nengewählte Generalrat des britischen halten. ging, hält Hoffmann für die folgenschweren, nicht Viel Beachtung werden auch Hoffmanns Be Gewerkschaftsbundes hat Ben Tillett zum Soffmann, der bei Kriegsbeginn erster General wieder gutzumachenden Versäumnisse Falkenhayns. merkungen über die österreichische Armee finden. Vorsitzenden für das laufende Jahr ge stabsoffizier der deutschen 8. Armee war, dieselbe Ueber die Offensive Ludendorffs in Frühjahr 1918 Gegenüber der herkömmlichen Auffassung verficht er wählt. Tillett, der der Gewerkschaft der Transa Stellung dann im Oberkommando Ost unter Luden fällt der General ein vernichtendes Urteil. Der Her die Ansicht, daß die österreichische Armee nach den portarbeiter angehört, ist einer der ältesten dorff und Hindenburg bekleidete und schließlich ausgeber erzählt, daß Hoffmann vor der Offensive großen Schlachten von Galizien fein fampffähiges und populärsten englischen Gewerkschafter; der Generalstabschef des Prinzen Leopold, des Komman- Ludendorff gesagt habe, ein Einjähriger, der das Heer mehr gewesen, daß sie nur durch Stüßung mit auch im Ausland von vielen internationalen danten der Ostfront, wurde, hat sich in seinen mili Abtasten der Westfront" beim Examen als deutschen Truppen operationsfähig geworden sei Veranstaltungen gut befannt ist. In den Rich tärischen Stellungen als einer der originellsten und strategische Lösung vorschlagen würde, müßte durch( dem widerspricht immerhin der Verlauf der Isonzo tungsstreitigkeiten der letzten Jahre innerhalb fähigsten Stöpfe der deutschen Heeresführung befallen. schlachten!). In der zweiten Hälfte des Krieges fei der englischen Gewerkschaften trat er zuerst für währt. Wie immer man zu seinem politischen Pro- General Hoffmann verurteilte aber auch ihr überhaupt keine selbständige Attion mehr gelun- ein Zusammengehen mit den Russen ein, ist aber gramm, durch das er nach dem Kriege vor allem von allem Anfang an die politischen Kriegs- gen. Dagegen sei die oberste Führung der Dester- heute ein entschiedener Gegner der Kom= von sich reden machte, stehen mag, wird man ihm siele der Obersten Heeresleitung und geriet eben reicher erheblich besser gewesen als die der Deutschen . Im unisten.

Vom Bezirksverein Arbeiter fürsorge", Prag . wird uns mitgeteilt: unentgeltliche Bera tung in allen Fragen der Familie, des Abeits­verhältnisses und in allen Rechtsangelegenheiten ( Mieterschutz usw.) leistet die Arbeiter füjorge" Brag II., Smeefa 27, dinte Stiege, 2. Stock, jeden Samstag von 5 bis 7 Uhr nachmittags.

Die Aufzeichnungen des Generals Hoffmann.

Wie Jaroslaw Sašet ins Prager Irrenhaus tam. Prager Polizeibokumente über den Dichter des Švejt".

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Delirium. Gemeingefährlich.

MUDr. Kalmus, t. t. Polizeiarzt. K. t. Bezirkspolizeikommissariat in Prag , am 9. Februar 1911. Krankheitsbeschreibung aus dem Prager Irren­

haus.

Status praesens vom 9. Februar 1911. Benannter Hašek wurde der Anstalt um

ein ähnlicher Drahtbericht aus Arte­In der gleichen Nummer des Blattes findet mo wst( im Donezrevier):

,, Troß der anhaltenden Zunahme der Unfälle( von 64.35 pro 1000 Arbeitern im 3. Vierteljahr 1926-27 bis auf 69.79 pro 1000 Arbei­ter im 3. Vierteljahr 1927-28) werden die Arbei terschuhmaßnahmen von den Betrieben des Ve­zirkes Artemowsk nach wie vor unachtsam behan delt. Den Wirtschaftsorganen macht nicht einmal die Tatsache einen Eindruck, daß von den im Be­zirk vorhandenen 442 Resseln mit einem Dienstalter von über 25 Jahren im laufenden Jahr nur 30 er setzt worden sind( gegen 63 im Vorjahr) und daß in der Kohlenindustrie die Zahl der gasgefährlichen Schächte weiterhin im Zunehmen begriffen ist. Nach genauen Berechnungen der Arbeitsverwal tung waren per 1. August nur 49 v. H. der für den Arbeiterschutz bewilligten Mittel ihrer Bestim­mung zugeführt worden."

Ben Tillett : Vorsitzender der

britischen Gewerkschaften.

Herrn Polizeiarzt einen schlechten Eindruck machte. Er ist vollkommen ruhig und ersuchte, arbeiten und sich beschäftigen zu dürfen. Er weiß, daß er in der vergangenen Nacht beim Fleck"" war( ein bekanntes Bierhaus in Prag ), aber wohin er dann gegangen ist und was er angestellt hat, daß er mit der Polizei in Konflikt tam, ist ihm nicht mehr gut bekannt. Er weiß, daß er am Polizei.

das Geländer, um nach dem Ertrinkenden zu for-| Wien , wie er sagt, mit ausgezeichnetem Erfolg.[ eingeliefert worden zu sein, weil er auf schen, sah aber nichts. Ich kletterte auf einen Kan delaber, um bessere Aussicht zu haben. Wie ich da oben size, zieht mich jemand beim Rod und beginnt mir väterlich zuzureden. Da fiel mir plößlich ein: Aha, der hält dich für einen Ver­zweifelten, der seinem Leben ein Ende machen Seitdem der Dichter des Svejk" in die Welt- will. Ich fing an zu toben, brüllen, schreien, literatur gekommen ist, wovon er leider persön- furzum, mich wie ein Wahnsinniger zu gebärden. lich nichts mehr hat sogar sein Grab läßt man dem braven Manne gelang es endlich mit Hilfe 5 Uhr übergeben, er ist ruhig, vollkommen orien- fommiffaria: gewesen ist, weiß aber nicht mehr verfallen erscheinen in Sammlungen und Ze:- eines Polizisten, mich von Kandelaber herabzu- fiert und erinnert sich gut an die vergangene genau, mit wem er dort gesprochen hat. Er hat tungsauffäßen zahllose, meist höchst unappetitliche siehen." Nacht. Er war angeblich in vielen Lokalen, hat in der Nacht gut geschlafen. Anekdoten und Schwänke, die meist zu Unrecht Haset wurde zur Polizei gebracht, wo er sich überall Bier und immer auch etwas Wein ge- Er wird mit der Ordnung der Krankenbe­Jaroslaw Hašek zugeschrieben werden. Eine Aus- wie ein Irrsinniger aufführte( Einmal in mei trunken. Er weiß, daß er irgendwo auf einen schreibungen im Archiv verwendet, eine Arbeit, nahme macht Bravo lidu", das eine köstliche Ge- nem Leben konnte ich der Polizei ungestraft meine Kandelaber gekrochen ist, er erinnert sich aber die er willig und gern versieht. Dabe: macht er schichte Wie Haset ins Prager Irrenhaus kam!" Meinung fagen"), und schließlich dem Polizeiarzt nur undeutlich, wie er dort hinaufgekommen ist. sich hie und da Anmerkungen; er sammelt angeb mit amtlichen Dokumenten belegt. zur Untersuchung übergeben. Hašeks weiteres Ge- Möglicherweise wollte er so auf die Borübergehen- lich Material, um es bei seiner literarischen Tätig In Feber des Jahres 1911 verbreitete sich schick kann nun mit amtlichen Dokumenten belegt den Eindruck machen, um zu sehen, was sie unterfeit zu verwenden. Körperliche Funktionen nicht unter den Prager Bohemiens die Nachricht. daß werden. nehmen würden. Er erinnert sich angeblich sonst gestört. Mäßiges Fingerzittern. Er führt sich ganz Hašek ins Jrrenhaus gesperrt worden sei. Hašeks Protokoll sehr gut an alles, was er in der Betrunkenheit normal auf, feine Generalien gibt er sicher und Freunde zweifelten nun keineswegs an der Wahr - des f. t. Polizeibezirkskommissariates in Prag. anstellt. Sein Vater hat, wie er sagt, an Nephri- genau an. Er gibt an, daß er das Studium an heit dieser Nachricht, waren aber doch neugierig. tis( Nierenentzündung) gelitten, er ist schon tot, der Exportakademie aufgab, da sein Vater starb wie das alles gekommen sei. Sie mußten recht Bemeldeter Hašek ging angeblich gestern feine Mutter lebt, sie ist nicht nervös. Nieman und er feine Existenzmittel hatte. Sein Gedächt lange auf Hasets eigene Erklärungen warten, gen 5 Uhr aus seiner Wohnung weg und kehrte in der Familie war nervös, niemand hatte die nis funktioniert gut. Appetit ist ständig vor­denn dieser war vom 9. bis 27. Feber tatsächlich nicht mehr zurück, so daß ihn seine Frau am hinfallende Strankheit, auch Selbstmorde sind keine handen. Er will eine Zeitlang in der Anstalt ordentlicher Pflegling des Prager Irrenhauses Abend auf der Polizeidirektion such'e. Um 2 Uhr vorgekommen. Sein Vater war, als er starb, 55 bleiben, angeblich, um sich das Trinken abzuge­gewesen. Sein Aufenthalt im Irrenhaus sei das nachts wurde er auf der Karlsbrücke sistiert, als Jahre alt, er war Versicherungsmathematiker in Resultat eines plötzlichen Einfalles, mehr eines er einen Kandelaber erkletterte, in der Absicht, der Bank Slavia", er war angeblich bis an sein Zufalles gewefen. Er sei in der Nacht in angehei- sich in die Moldau zu stürzen. Er gibt zu, daß Ende Abstinent, sonst ganz normal. Benannter ter'er Stimmung über die Starlsbrücke gegangen; er sich ertränken wollte. die Welt frene ihn angeb Sašek hat einen Bruder, der zuerst Jus, dann plößlich sei es ihm so vorgekommen, als ob jemand lich nich mehr. Ein mürrischer Kert. Er ist schon Philosophie studierte. Er selbst hat Handelsschule um Hilfe schreie. Er habe geglaubt, es sei jemand in der Quarta durch gefallen, war dann angeblich und Exportakademie. Angeblich ist er jetzt Jour ins Wasser gesprungen. Ich beugte mich über in der Handelsschule und der Exportakademie in nalist. Er glaubt deshalb in die Irrenanstalt

vöhnen.

lassen.

Am 27. Februar 1911 geheilt ent Hašek hat später diese Geschichte in vielen Varianten erzählt und seine im Irrenhause ge­machten Erfahrungen im Švejt" meisterhaft ver­wendet.