Donnerstag, 11. Oktober 1928.

Trümmern zu bergen, ist vom rein menschlichen Standpunkt aus ein Verbrechent. Die Kommuni sten haben durch diese Akion" und durch ihre ivie immer zum Schaden der Arbeiter wirkenden Streifparolen mur bewiesen, daß fie im Sinne ihrer neuesten Moskauer   Richtlinien vor keiner noch so gewissenlose Handlungsweise zurüc schrecken, um den Kontakt mit der Maffe" zu be tommen. 25 tote Bauarbeiter scheinen ihnen eben gerade nur ein Anlaß, ihre neue Taktik zu erpro­ben und sich in Moskau   ein Blatt einzulegen. Den Bauarbeitern werden der mißlungene Streit, die verhinderte Versammlung( eine fleine Stopie des Roten Tages) und der verbrecherische Ver such der Sabotage der Rettungsarbeiten sehr deut­lich bewiesen haben, wohin die kommunistische Führung fie bringen wird und wie wenig fic gerade vot ihr für die Befferung ihrer Arbeits­bedingungen erwarten können.

Das Rudé Právo", das zu der Stra genaktion die nötige Begleitmusik lieferte, hat auch schon herausgefunden, daß an dem Un­lüd die Sozialdemokraten schuld find! Die Ursache des Unglücks sei die Rationa­lisierung, die Sozialdemokraten aber seien Anhän ger der Rationalisierung--! Auf das alberne Argument einzugehen, lohnt sich wohl ebenso wenig, wie zur Charakterisierung solcher Kampf­methoden noch Worte zu verschwenden.

Der traurigste Aft: Das Bergen der Opfer.

Bom Rundfunt.

Bette 3.

Empfehlenswertes aus den Programmen.

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Freitag.

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Prag  : 11.15 Schallplattenmufit, 12.15-13.15( Sendung nach Brünn  ) Wittagstonzert bes R.3.- Orchesters, 16.30 Nachmittagskonzert, 17.45 Deutsche   Sendung: Wet­terbericht und Zagesneuigkeiten, hierauf landwirtschaftliche Sendung: Hermann Lothring, Prag   Schüben wir die Quel len unserer Volkskraft, 19.00-22.15( Sendung nach Brek­Brünn: burg) Unterhaltungsmusik des R.-J. Orchesters. 12.15-13.15( Nebertragung aus Brag) Mittagsfongert, 16.30-17.30 achmittagskonsert, 17.45-17.55 Deutsche  Preffenachrichten, 17.55-18.15 Deutsche   Sen. dung: Dr. E. Bloch Die Naturwissenschaft in der mäh rifchen Weltanschauung", 19.00 Schallplattenmufit. Pref. burg: 16.30-17.30 tongert. Rafchau: 18.45-19.55 ston gert. Daventry  : 21.00 Aus Tomifchen Obern und Operet  ten.-> Lonbon: 18.45 Schubert Lieber, 19.15 Ronzert, 18.45 Liederkonzert, 20.00 bmphonisches longert. Paris  : 20.30 Konzert. Brüffel: 18.30, 20.15 Rongerte. Berlin  : 19.00 " Der Weltverkehr und feine tittel", 20.00 Ronsert, nigs Wusterbaufen: 18.55-19.20 Mechanik und Fertigkeits lebre", 20.30 Dialoge der Weltliteratur. Stuttgart  : 20,00 Konsert, Leipzig  : 19.00 Das Land des Kaffees, 19.30 Re gerprobleme in Brasilien  . Breslau  : 18.25-18.50 Das geiftige Werden in Oberschleften, 19.25-19.50 Die wirt fchaftliche Entwidlung ber europäischen   Staaten in der Neu­scit." amburg: 19.25( aus Miel) Wanberfunt. Lan genberg: 18.30-18.50( us Köln  ) Die Eisenbahn durch Die Sabara", 20.00( aus Köln  ) Abendkonzert. Frankfurt  : 18.10-18.30 us den Briefen Napoleons  , 19.30-19.50 Fori fchritte in Wiffenfchaft und Technif, 20,00 Symphoniekonzert. Wien  : 18.10 Das Zier in der Gefangenfchaft, 20.05 Tosca  ", Musikdrama von Puccini  . Zürich  : 19.32 Schu bert- Zuflus. Bern  : 20.15-22.00 Hebertraguno der Auf­führung der Schubert- Meffe in Dur aus der Stadtkirche in St. Gallen  . Dato: 20.00 Cellofongert, 21.00 Lieberfon aert. ollversum: 19.45-21.30 Stammermusittonzert. Agram: 20.35, 22.00 Anzerte. Warschau  : 20.15 Konzert

-VO

der Warschauer Philharmonie.

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Auf der Suche nach den Berschütteten.

Spina über das Bauunglüd.

Die Sozialversicherung im Senatsplenum.

Die Schuttmassen fielen auf eine Elektrische und brachten diese

Inland.

zum Entgleisen.

Lohnberhandlungen im Bergbau.

Keine Einigung. Die Verhandlungen

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werden fortgefeßt.

Telegramme.

Wahlen in Lettland  .

Riga  , 10. Oftober.( Tsch. P.-B.) Die Zäh lung der Stimmen, die bei den Parlamentswah

Jm Senat begann heute die Beratung der So- Genosse Jaro Iim, welcher als erster Red­zialversicherung. In einer furzen Sigung am ner in der Debatte sprach, befaßte sich gleich zu Vormittag wurde der Gesetzentwurf über die Beginn seiner Rede mit der Ministerrede. Er er- Prag  , 10. Oftober.( Tsch. P.-B.) Die Ver- len in Lettland   abgegeben wurden, ist jetzt abge­Steuergrundlage bei Eintragung in das Handels- tlärte, daß es menschlich ſelbſtverſtändlich ist, wenn handlungen über einen neuen Stollektivvertrag für schlossen. In ganz Lettland   wurden rund 933.000 register in erster Lesung erledigt und die Sibung der Senat ſeiner Trauer über das Unglück Aus- das Mähr.- Ostrauer Revier wurden Mittwoch, Stimmen abgegeben. Nach einer vorläufigen Be­hierauf bis 3 1hr nachmittag unterbrochen. druck gibt, damit darf sich aber eine ge- ben 10. Oftober in Anwesenheit von Vertretern rechnung erhalten die Sozialdemokraten 26, die In der Nachmittagssihung ſprachen zunächst die sebgebende Körperschaft nicht be­beiden Referenten Sen. Hrejja für den Ausschuß ich ei de n. Sie ist verpflichtet, mehr zu tun. der Arbeiterschaft und der Arbeitgeber im Mini- Minderheiten 18( u. zw. die Deutschen 6, die für die Sozialversicherung und Sen. Prochazka Sie hat zunächst dafür zu sorgen, daß end ich hin- sterium für öffentliche Arbeiten fortgesetzt. Die Ruſſen 6, die Juden 4 und die Polen 2), der für den Budgetausschuß. reichende Vorkehrungen zum Schuße Dann gab Arbeitsminister Dr. Spina cine der Arbeiter getroffen werden und daß für Verhandlungen wurden vormittags und nachmit Bauernbund 16, die Lottgallischen Bauern 9, die Erklärung über die Prager   Vautatastrophe ab, die Opfer auf dem Schlachtfeld der Arbeit, für die tags bis halb 8 1hr geführt. Den Hauptgegen bürgerlichen Linksgruppen ebenfalls 9, die lettischen cine Erklärung, welche an Inhaltlosigkeit und lee- Invaliden und die Sinterbliebenen der Toten stand der Aussprache bildete diesmal die Lohn- Rechtsgruppen 8, die kommunistischen   Gewerk­ren Worten wohl einen Reford hält. Spinas( von diesen hatte Herr Spina in seiner ganzen Rede regelung. Die Verhandlungen waren sehr schwie schaftler 5, die Jungwirte 4, die unabhängigen Ausführungen gehen im Wesen darauf hinaus, nicht mit einem feinen Wörtchen gesprochen) rig, haben bisher zu keinem Ginvernehmen ge- Sosialisten 3, die sozialdemokratischen Minimali daß es sich nun einen privaten Bau handelt, austömmliche Versorgung geschaffen mit dem der Staat nichts zu tun hat und wird. In dieser Richtung ficht es aber leider sehr führt und werden morgen, Donnerstag, den sten 2 Mandate. 11. Oktober vormittags fortgesetzt werden. daß er auf solchen Banten eine Stontrolle erst schlecht aus. dann ausüben önne, bis eine gefeßliche Gen. Jarolim wendet sich dann der Sozial­Riga, 10. Oftober.( Tsch. P.-B.) Der Aus­Handhabe dafür geschaffen sein wird. Dies versicherung zu und bespricht das Gesetz in einer Prag  , 10. Oftober( Tsch. P.-B.) Mittwoch, fall der Wahlen bedeutet eine leichte Schwä wird erst geschehen. Kein Wort davon, warum die eingehender Rede, über welche wir morgen be- den 10. Oktober haben unter dem Vorsitz des chung des linken Flügels und der Mitte. Regierung nicht schon nach den früheren Unglüds- richten werden. Ministerialrates Jug. Durych im Ministerium Die Sozialdemokraten verlieren 7 fällen eingeschritten ist, wie es von ihr verlangt Zum Schluß sprachen die Senatoren Habr- für öffentliche Arbeiten die Beratungen zur Bei- Size an die Kommunisten und die Unabhängi­wurde, sondern nur ein bequemter Hinweis darauf, mann, Scholz und Sampl. daß es gesetzliche Vorschriften über die Bauführung legung des Lohnkonfliktes im Kladno  - Schlaner gen, die sich zum ersten Wale an der Wahl betei gibt. Mehr wußte der Minister nicht zu sagen. In der Erklärung heißt es u. a.:

Die tschechischen Genossen haben wegen des Bezirke begonnen. Zu den Beratungen hatten sich ligten. Die Zeitungen sehen aus dem Wahlergeb­Unglücks auf dem Neubau am Poric eine drin- Vertreter der Direktorenkonferenz in Kladno   und nis voraus, daß eine Mehrheit der gin­Die amtlichen Untersuchungen geben bisher fein Bild der Ursachen dieser Statastrophe. gende Interpellation eingebracht, in welcher Vertreter der Gewerkschaftsorganisationen einge- ten unmöglich sei und erwarten ein bür­Es handelt sich um einen privaten Bau, auf wel- fie Einse yung einer Kommission aus funden, die Kontrahenten des letzten Kollektiv gerliches Koalitionskabinett von einer gewissen chen die Staatsverwaltung feinen Einfluß Mitgliedern beider Häuser der Nationalversamm- vertrages sind. Nach der allgemeinen Aussprache Stabilität. hat, da die Behandlung der Projekte und die Auf- lung fordern und verlangen, daß die Regierung wurde über die eigentlichen Lohn­ficht auf den Bauten den Bauämtern der Selbst binnen einer Woche einen Geseßentwurf über die fragen verhandelt, jedoch kein Einver verwaltungstörper obliegt. Der Staat Ernennung hat bloß die Gewerbeinspektion durchzu- Ernennung von Gewerbeinspektoren nehmen erzielt, da beide Parteien erklärten. führen, welche viermal vorgenommen wurde und aus den Reihen der Arbeiterschaft daß sie von ihrem Standpunkte, den sie zu dem teine Mängel der Sicherheitsvorrichtungen vorlegt. feststellte, sondern nur Ueberschreitungen des Acht­stundentages bemängelte. Weiters führt der Mi­

Der sozialpolitische Ausschuß des Senates nister eine lange Reihe von Vorschriften für staat- nahm gestern den Entwurf des Hilfsschulengesetzes liche Bauten an und ertlärt, daß er sich bemümit der Aenderung des Bedgetausschusses an. hen werde, daß diese Borschriften auch für pri bate Bauten eingeführt würden. In der neuen Bauordnung, welche vorbereitet wird, ist an eine verschärfte Baukontrolle und Verantwortlich­keit der beuführenden Personen gedacht.

Lohnkonflikte einnehmen, nicht ablassen können. Die Verhandlungen werden morgen, Donnerstag, den 11. Oftober, um 11 Uhr vormittags, fort gefeßt.

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Frankreich   und die geistlichen Orden. Schwierigkeiten der Regierung.

Paris  , 10. Oktober( Tsch. P.-B.) Zum Mit reich wurde die Frage der religiösen telpunkt des innerpolitischen Interesses in Frant Rongregationen und Missionen, de­nen durch zwei Artikel im Budget für das Jahr 1929 unter getviffen Bedingungen die ansiedlung in Frankreich   und die teilweise Rückstellung des ihnen zu Beginn des Jahrhunderts entzogenen beweglichen und unbeweglichen Eigentums er­möglicht werden soll. Diese Maßnahme soll den 3wed verfolgen, die Missionäre zu unterstützen, die in den Kolonien für die Ausdehnung des französischen   Einflusses arbeiten.

Gemeindewahlen in Kremnih. Bedeutsamer Erfolg der tschechischen Sozial­demokraten. Niederlage der Kommunisten. Am Sonntag fanden in Kremuit( Slowakei  ) Wahlen in die Stadtvertretung statt. Diebei ver­loren die Kommunisten von ihren bisherigen fünf schen Sozialdemokraten zu ihren bisherigen sieben bei den sozialistischen   Raditalen, für der Zusammensetzung der Gemeindevertretung die Trennung von Kirche und Staat ein grund­Wandaten weitere vier Wandate. Sonst traten in die die vorbehaltlose Wahrung der Gesetze über nur geringe Veränderungen ein. Bemerkenswert legender Programmpunkt ist. Vielfach werden ist bloß, daß auch die slowakischen Klerifalen ein Vermutungen ausgesprochen, daß die Frage der Mandat verloren. Regiemung große Schwierigkeiten bereiten wird.

Ein neuer Bauunfall. Prag  , 10. Oktober. Bei dem Aufbau eines Von einer solchen Ministererklärung waren 4. und 5. Stochtverkes am Haufe Nr. 480( 21) selbst die Regierungsparteien betroffen. Der ob- in der Belgraderstraße in Weinberge ist in ligate Bei all setzte zweimal zögernd ein, ver- der Höhe des 1. Stockwerkes ein Gerüst durch- Mandaten zwei, dagegen gewannen die tschechi Die Angelegenheit aber stößt auf Schwierigkeiten ſtummte aber sofort, denn jeder fühlte, wie nichts gebrochen. Der dort beschäftigte Arbeiter fagend in diesem Augenblick eine solche Rede war. Anton Bondracet fiel herunter und brach Die Debatte wurde über Antrag der bei­den sozialdemo'ralischen Slubs sofort begen- ein Bein. Der Bau wird von der Firma Ja­nen und über Antrag der Mehrheit mit der De- roslab Bezceny durchgeführt. batte über die Sozialversicherung verknüpft(!).