Sonntag, 21. Oktober 1928.

V

Zehn Jahre Gewerkschaften.

Die letzten zehn Jahr: waren auch für I schen Zwangsgebiete der Tschechoslowakischen unsere Gewerkschaften überaus ereignisreich, außerdem aber von grundlegender Bedeutung.

Republik zu schaffen.

ersten Schwierigkeiten überwunden, setzte die In- Mitglieder widerstands und kampffähig erhielt, flation ein und stellte den Gewerkschaften schwere um den Ansturm der Unternehmer doch abwehren

An dieser Konferenz nahmen auch Vertreter der Aufgaben. Inzwischen waren unsere Verbände zu können. Als dann die wirtschaftlichen Ber­Organisationen der deutschsprachigen Gebiete noch ein Teil der österreichischen Gewerkschafts Mährens und Schlesiens teil, die sich vorbehalt baut worden, so daß auch eine erfolgreiche Inter- gestellte unter Führung unserer Verbände sofort bewegung und wenn auch schon damals die kom lich der Zustimmung einer eigenett Konferen; die ventionstätigkeit bei den Regierungsstellen aus zum Angriff übergehen und das, was ihnen in menden Ereignisse ihre Schatten vorauswarfen, geübt werden konnte. Die Erfolge der gewerk der Wirtschaftskrise von den Unternehmern ge= hoffte man doch allgemein, daß die im deutschen sem prinzipiellen Beschluffe anschlossen. Gebiet der Sudetenländer gerade erstarfende Ge- Nach der prinzipiellen Entscheidung beschafschaftlichen Betätigung auf allen Gebieten des nommen worden war, wieder zurückholen. Durch das erfolgreiche Wirken in diesen zehn werkschaftsbewegung mit der des alten Dester- tigte sich die Konferenz mit der Frage der Orga öffentlichen Lebens jener furzen Zeiiperiode auf reich einheitlich erhalten werden kann. Gerade nisationsformen. Der Beschluß ging dahin, anzuzeigen, überschreitet weit den Rahmen eines Jahren hat sich unsere Gewerkschaftsbewegung in den Oktobertagen des Jahres 1918 trat flax Stelle zahlreicher Fachverbände die Industrie Aufsatzes und da das Meiste bekannt ist, genügt das Vertrauen der Arbeiter und Angestellten ex­hervor, daß der Völkermord zu Ende geht und gruppenorganisation zu setzen und es wurde die dieser Hinweis. Unsere Gewerkschaftsbewegung worben und die in unseren Verbänden zusammen die arbeitende Klasse nicht gewillt ist, noch länger zusammenfassung der bestehenden und neu zu er hat sich schon in dieser Zeit aufs beste bewährt geschlossenen Mitglieder bilden einen festen Block, und die Interessen der Arbeiter und Angestellten an dem die Angriffe der Unternehmer nicht nur ihre Haut zu Marfte zu tragen oder im Hinterrichtenden Organisationen in lande zu Nutz und Frommen des Kapitals elend nach jeder Richtung hin wahrgenommen. Durch abprallen, sondern der auch in der Lage ist, wei­19 Industriegruppenverbände ihr erfolgreiches Wirfen hatte sie das Vertrauen tere Verbesserungen des Lohn- und Arbeitsver­zu verhungern. Die während der ersten Kriegs- beschlossen. Gleichzeitig wurde zur Führung der der arbeitenden Klassen gewonnen, sie konnte da- hältnisses zu erkämpfen. jahre ganz gewaltig geschwächten Gewerkschaften gemeinsamen organisatorischen Arbeiten die pro her immer neue Erfolge im wirtschaftlichen waren vielerorts im langsamen aber stetigen visorische Landes- Gewerkschaftskommiſſion für Stampfe erreichen. Nur zu bald änderte sich je Aufstieg begriffen. Der Zwang, der auf der Deutschböhmen beſtimmt. Im Anschluß an die doch die wirtschaftliche Situation. Die Regie­arbeitenden Klaffe ruhte, war zu schwer, als daß Errichtung der Verbände erfolgte dann durch die rung leitete im vollen Bewußtsein der Tragweite die Massen ihn auch weiterhin ruhig hingenom Landesgewerkschaftskommission der Aufbau der die Deflation ein und nun begann men hätten. Bald hier, bald da loderte die Streisgewertschaftskommissionen. Damit war der Empörung auf, die geknechteten und hungernden fundamentale Aufbau unserer Gewerkschaften in Menschen forderten ausreichende Ernährung, seinem organisatorischen Teil vollender. höhere Löhne und die Milderung des behördlichen und militärischen Druckes, der keine freie Regung zuließ. Neue Mitglieder konnten gewonnen wer den und als der Umsturz zur Tatsache geworden, mußent die Unternehmer vielerorts den Forderun gen der nunmehr teilweise organisierten Beleg schaften nach Einführung des Achtstundentages und Erhöhung der Löhne entsprechen.

gute Arbeit diese erste Gewerkschaftskonferenz, die Schon die nächsten Monate zeigten, welche die Errichtung eigener Verbände beschloß, in Interesse der deutschen Arbeiter und Angestellten im neuen Staate geleistet hat. Besonders in den gemischtsprachigen Gebieten fetzte dann der

Kampf um den Arbeitsplat

Verbände mögen nachstehende Ziffern orientieren. Es wurden ausgegeben in den Jahren 1920 bis 1927:

Ueber die finanziellen Leistungen unserer

Für Reise- und Arbeitslosent­

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,, 13,291.052.77

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unterstützung..... K 34,703.992.78 Dazu der Staatsbeitrag Für Kranfen, Sterbe, In validenunterstützung.

,, 9,991.759.80

Für Streif, Gemaßregeltent­unterstützung, Rechtsschutz. 16,492.283.28 Für Fachblatt u. Bildungs­arbeit, Organisation, Agi tation. Ortsgruppenanteil Vermögensstand der Ver­bände Ende 1927

"

44,705.430.69

die Periode der Majsenarbeitslosigkeit, die Wirtschaftskrise, die durch innerstaatliche Maß­rise wurde. Nun hatte unsere Gewerkschafts­nahmen zu einer spezifisch tschechoslowakischen bewegung zu zeigen, ob sie auch derartigen Wirt­fchaftskatastrophen gewachsen ist und in solchen Zeiten Arbeiter und Angestellte zu schützen ver mag. Die Anforderungen, die in dieser Zeit an unsere Verbände gestellt wurden, waren in der Gewerkschaftsbewegung bis dahin unbekannt ge­,, 18,945.091.93 ein und wenn diese Welle des Nationalismus so wesen. Waren doch von verschiedenen Verbänden bald zurückgedrängt werden konnte, so ist das be- zeitweise bis zu 80 Prozent ihrer Mitglieder ar­..., 24,512.654.16 sonders unseren Gewerkschaften zu danken. Nur beitslos oder Kurzarbeiter. Nicht nur, daß die Dieser Teil der Unterstübungen sowie der Ver­diese waren es, die den nationalen Chauvinismus Verbände, um die Not der Arbeitslosen zu fin mögensstand zeigen die finanzielle Kraft unserer hinderten, sich ungehemmit auszutoben. Nur dem dern, ungeheure Summen an Arbeitslosenunter- Gewerkschaftsbewegung. Wirfen unserer Gewerkschaften ist es zu danken, füßung ausgeben mußten, gingen die Einnahmen wenn schließlich doch das friedliche Miteinander auf ein Minimum zurüd. Diese ungünstigen einem Nationalitätenstaat ausgeschieden, wurde Im Jahre 1918 begann der Aufbau. Aus arbeiten in den Betrieben ermöglicht wurde. Verhältnisse hielten jahrelang an, die Unterneh unser Organisationsgebiet einem anderen Natio mer versuchten diese für sie günstige Zeit analitätenstaat einverleibt. In zäher und aufrei­üben, um Löhne und Gehälter abzubauen und bender Arbeit ist es gelungen, unsere Gewerk­das Arbeitsverhältnis zu verschlechtern. Troß schaftsbewegung zu einem achtunggebietenden dem sich unsere Verbände mit aller Kraft dagegen Faktor auszubauen, dem es gelang, nachdem auch wehrten, war es nicht möglich, alle Verschlechte auf Seite der tschechischen Gewerkschaften die Not­rungen abzuwehren. Es ist ihnen aber gelungen, wendigkeit erfannt wurde, beide Gewerkschafts die Profitgier der Unternehmer ganz gewaltig bewegungen in einer einheitlichenn Landeszentrale einzudämmen, so daß sich deren reaktionäre Ab- zu vereinigen. Damit ist unserer Gewerkschafts fichten nirgends verwirklichen konnten. Und das bewegung eine Autonomie gegeben zu ihrer wei ist die große Tat unferer Gewerkschaften in der teren Entwicklung und in gemeinsamer Arbeit Zeit der schweren Wirtschaftskrise, daß sie ihre werden die deutschen und tschechischen freien Ge­wertschaften in diesem Staate ihre Aufgaben er füllen.

Mitten in dieser Arbeit erfolgte die Kon­stituierung der Tschechoslowakischen Republik. Und damit begannen die Schwierigkeiten für unferen gewerkschaftlichen Aufbau. Durch die Errichtung der Staatsgrenzen wurde unseren Ortsgruppen der geregelte Verkehr mit ihren Wiener Zentralen zunächst erschwert. In den folgenden Monaten erfolgte dann die militärische Besetzung der deutschen Gebiete der Sudeten Mitten in der Organisations und Aufbau­länder durch die Prager Regierung und damit arbeit traten dann schon andere und schwierige wurde die Hoffnung, auch in Zukunft mit der Aufgaben an unsere junge selbständige Gewert österreichischen Gowertschaftsbewegung verbunden schaftsbewegung heran. Zunächst galt es die bleiben, vernichtet. Schließlich war es über Arbeitslosigkeit zu mildern. Die Heimkehrer muß haupt unmöglich, eine geregelte Verbindung mitten unterstützt werden. Daneben bestanden die Wien aufrecht zu erhalten. Die wenigen Be- ungeheuren Ernährungsschwierigkeiten, die wie zirkssekretariate der Wiener Verbände wurden derholtes Eingreifen der Gewerkschaften erforder dadurch zu zentralen Organisationsstellen, die ten. Lohnbewegungen und der Abschluß von Kol­unter dem Drucke der Verhältnisse verantwor- lektivverträgen beschäftigte die wenigen vorkan verantwor- lektivverträgen tungsvolle Arbeit leisten mußten. Kaum war die denen Kräfte besonders starf. Kaum waren die staatliche Verwaltung aufgebaut, machte sich der behördliche Druck in der Richtung fühlbar, daß Ortsgruppen ausländischer Verbände im Gebiete der neuen Republik nicht geduldet wurden und die behördliche Auflösung unserer Gewerkschafts­gruppen war in greifbare Nähe gerüdt.

Um eine e'nheitliche Stellungnahme unserer Gewerkschaftsbewegung in dieser Situation zu er möglichen, wurde von der provisorischen Landes­gewerkschaftskommission für Deutschböhmen, deren Geschäfte vom Reichenberger Gewerkschaftssekre tariat besorgt wurden, für den 13. und 14. April 1919 eine Landesgewerkschaftskonferenz nach Tep liß einberufen. Diese Konferenz faßte nach zwei­tägiger Beratung einstimmig den Beschluß,

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Zehn Jahre gewerkschaftliche Entwidlung in ereignisreicher Zeit! Unsere Gewerkschaftsbewe gung hat die schwerste Probe erfolgreich und un­erschüttert überstanden, sie hat sich trotz aller Schwierigkeiten durchgesetzt, sich Beachtung und Anerkennung verschafft, sie ist eine Macht gewor den, mit der Unternehmer und öffentliche Fal toren rechnen müssen. An den Arbeitern und Angestellten liegt es nun, in der kommenden Zeit ihre Gewerkschaftsbewegung noch weiter auszu­bauen, stark und unüberwindlich zu machen, ba­mit sie ein Bollwerf wird gegen jede Reaktion und ihre Angriffe, darüber hinaus aber befähigt wird, alle Ausbeutung und Unterdrückung zu überwinden.

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