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8. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deuten sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Thechoslowatischen Republit.

Rach fünfzig Jahren.

Die deutsche Arbeiterklasse feiert in diesen Zagen ein Jubiläum, das in seiner Art be­deutungsvoller ist als die Zehnjahrseiern des Nachkriegseuropa, das den Staatsmännern, die nach einem Jahrzehnt welthistorische Rückschau halten, manches über die bewegende Kraft der Jahrhunderte zu sagen vermöchte. Vor fün zig Jahren hat Bismard sein Soziali tengefeß, sein Ausnahmsgesetz gegen die Sozialdemokratie geschaffen, vor fünfzig Jah ren begann der größte Feldzug, der je gegen eine Massenpartei geführt wurde, begann das heroische Zeitalter der deutschen   So zialdemokratie.

Dienstag, 23. Oktober 1928.

50 Jahre Sozialistengesek.

Eindrucksvolle Maffenkundgebungen der Sozialdemokraten in Berlin  

und im ganzen Reich.

Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post:

monatlich.. Ke 16.­

vierteljährlich

halbjährig

ganzjährig

48.->

98.­

192.­

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Griheint mit Ausnahme bes Montag till fri Nr. 252.

gestüt auf unfer gutes Recht sehen wir rathig dent entgegen, was da fommen möge. In der kommen den Zeit der Reaktion wird die Sozialdemokratie sich vertiefen, sich sammeln.

Glauben Sie nicht, daß wir uns irgendwie werden provozieren lassen zu Aften, die man als Aufruhr, als Hochverrat, als

durch irgendeinen Putsch, einen gewalt jamen Schlag die Verwirklichung anferoc Einige Stunden später hatten die Kommu- Biele rascher herbeiführen zu wollen. Im Gegen teil, jeder der Unsrigen weiß, daß jedes gewalt

zerfahren war.

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,, Der Tag wird kommen..." Wilhelm Liebknecht   über das Gozialistengefeß. In seiner großen Rede zum Sozialisten nicht im stande sind, unsere Partei gesetz hat Liebknecht vor 50 Jahren den zu vernichten! Sieg der Sozialdemokratie über Bolizeiwilli für und Klassenjuſtiz prophezeit. Liebknecht, der ,, tapfere Soldat der Revolution", gab in dieser Rede aber auch eine grundsätzliche Erklärung ab, die den Sebasßenkampj der Sozialdemokratie scharf gegen den Putschismus linker Frak tionen abgrenzte. Diese Erklärung Tautet: Lassalle  

hat einmal von sich gesagt: Ich bin gewappnet mit der Wissenschaft meines Jahr hunderts. Dieses stolze Wort ruft Ihnen die So ; ialdemokratie entgegen:

Die Sozialdemofratie ist gewappnet mit der Wissenschaft ihres Jahrhunderts; die Sozialdemokratic vertritt die Kultur unseres Jahrhunderts. Ohne die Wissenschaft zu zer­stören, ohne die Kultur zu vernichten, fön­nen Sie der Sozialdemokratie nicht zu Leibe gehen, und die moderne Kultur wird jedem reaktionären Anprall siegreich widerstehen! Ich sagte, die Wissenschaft ist mit uns, und

Sie, meine Herren( ur Majorität), Sie a r beiten durch dieses Gesetz für uns und werden für uns arbeiten. Schon diefe Debat­ten hier, die zahllosen Zeitungsartifel, die ganze Literatur, die durch dieses Gejezz hervorgerufen worden ist. haben uns außerordentlich genügt. Die Geschichte der letzten Monate in Deutschland  , die Wahlen, alles hat sich um die Sozialdemofra. tic gedreht! Meine Herren, großartigere Propa ganda sür die Sozialdemokratie hätten Sie beim besten Willen nicht machen können. Wenn Fürst Bismard im Ernst und mit Absicht das wäre, was Lassalle   einmal scherzhaft von ihm gejagt hat, nämlich der Bevollmächtigte Lassalles, er hätte nicht anders handeln können. Jedenfalls wären wir nie und nimmermehr imstande ge­weien; in dieser Weise Propaganda zu machen für unsere Partei. Durch dieses Gesetz wird Feld unserer Propaganda erweitert. Sie werden jeden Mann darauf wurde schon hingedeutet der ein Gefühl hat für Recht und Freiheit, der sympathisiert mit den Unterdrückten, den werden Sie nötigen, sich der unterdrüdien Partei anzunehmen, sich auf ihre Seite zu stellen.

Und was wird die Folge sein? Die Sichel dieses Gesetzes, von der man glaubt, daß sie bloß die Sozialdemokraten treffen fönne, sie wird in weiten und weiteren Streifen geschwungen wer den, gegen die bürgerliche Demokratie, gegen die Fortschrittspartei, ja gegen den Liberalismins bis herab zum Herrn Laster  . Berlin  

, 22. Oftober.( Eigenbericht.) Dic Der 82jährige Genosse Wilhelm Bod, der Aufforderung zum Umsturz ufw. aus­von der sozialdemokratischen Partei am gestrigen schon im Jahre 1875 Präsident des Einigungs- egen fönnte. Durch amire Agitation ist die So Sonntag veranstalteten Erinnerungsfeiern an parteitages von Gotha   war und heute Alters- sialdemokratische Partei so gut disziplinient die Zeit des Sozialistengefeßes haben im ganzen präsident des Reichstages ist, hielt die Festrede. gründlich eingeweiht worden in die Entwid und organisiert, so wohl geschult und so Reich einen glänzenden Verlauf genom Was dieser Kundgebung ihren Charakter gab, lungs- und Bewegungsgesetze des Staates amb men. In Berlin   marschierten vormittags lange war die Begeisterung und der einmütige der Gesellschaft, daß feiner unserer Parteigenoffen Züge von Demonstranten durch die Stadt. Im Stampfeswille, von dem alle Teilnehmer befeelt nur einen Moment den Gedanken faſſen kann, Lustgarten und auf dem großen Plat rings um waren. das alte Schloß standen zur Mittagsstunde nicht Bismard hatte 1867 der Arbeiterklasse des viel weniger als hunderttausend Personen, um norddeutschen Bundes und 1871 der des neuen den Veteranen der Arbeiterbewegung den Dank niſten zu einer Konkurrenzdemonſtration aufge- fame Eingreifen in das Walten der Bewegungs­Reiches das allgemeine Wahlrecht bewilligt. für ihre hingebende Arbeit auszusprechen. Ein rufen, die aber nach den übereinstimmenden Besgesetze mur denjenigen schaden fann, welche es Es war nicht das Bekenntnis des Junkers zur eindrucksvoller historischer Festzug bildete den richten der bürgerlichen Blätter einen viel versuchen, und solch gewaltsames Eingreifen überlassen wir daher anferen Gegnern. Demokratie und nicht die Furcht vor der da Mittelpunkt der Kundgebung; in ihm wurden schlechteren Besuch aufzuweisen hatte und völlig mals noch schwachen Arbeiterklasse, die Bismarck   besonders bemerkenswerte Szenen aus der Ge­zu diesem revolutionären Schritt veranlaßte, schichte der deutschen   Sozialdemokratie gezeigt. sondern die Spekulation auf die Unreife, Un= bildung, Hilflosigkeit der Massen. Mit Ferdi­ nand Lassalle   hatte Bismarck   zuerst Anfang der Sechzigerjahre das gefährliche Spiel gespielt, die Revolution der Arbeiter zum Sturze des bürgerlichen Liberalismus zu nüßen. Als der jozialistische Revolutionär und der Staats­streich Minister des Preußenkönigs die Oftroy­ierung des allgemeinen Wahlrechtes planten und berieten, schwebte Beiden ein völlig ande­res Ziel vor. Bismard wollte gegen die libe­rale Opposition des Bürgertums die fonserva­tiven Wählermassen aufbieten, Ostelbiens, auf der Scheindemokratie die Diktatur der Krone aufrichten. Lassalle   dachte weiter: er sah die Massen im Kampfe mit dem liberalen Bürger­ium zur Selasse heranreifen, jah nach einer Reihe großer Wahlkämpfe den Aufstieg der revolutionären Arbeiterklasse. Lassalle   hatte richtiger gedacht. Nur vorübergehend behielt ,, Meine Herren, was nun die Wirkungen des vorliegenden Gesetzes betrifft, so madjen wir uns Bismard Recht. Als aber nach der Reichsgründung mit in bezug auf die Natur und Tendenz desselben wir sind mit der Wissenschaft. Ja, meine Herren, Blut und Eisen, in den Gründerjahren des durchaus keine Illuſion. Ich sage Ihnen schon die Wissenschaft ist genötigt, Beugnis abzulegen vorhin: ob die Fassung ein bißchen mehr oder für die Sozialdemokratie, und wie mein Freund  deutschen Kapitalismus   mit dem Reichtum der weniger scharf ist, ist vollkommen gleichgültig; wir Bebel in seiner Rede bei erster Lesung des Gefet Bourgeoisie, mit der erstaunlichen Entfaltung wissen, daß wir es mit einem Gegner zu tun ha- ses es Ihnen hier an vielen Beispielen nachge­der deutschen   Wirtschaft auch das Heer lohn- ben, der entschlossen ist, seine Macht zu gebrau wiefen hat, so ist dies auch in vollstem Maß ge­arbeitender Proletarier in den Industriegebiechen, wir wissen aber auch, daß die Macht mit schehen, und es wird weiter geschehen. Also ge­Meine Herren, wiegen Sie sich nicht in ten und den Großstädten und mit diesem Heere tel, über die die Gegner verfügen, stützt auf die Wissenschaft, gestützt auf die Kultur, die Flut der roten Stimmzeitel bungen". sozialdemokratische Bestrebungen", wuchs, sah der eiserne Kanzler" die Grundla- mokratie eine Sefte, eine polizeiwidrige Insti| 493.000 im Jahre 1877 erreichte, wollte Bis- kommunistische Bestrebungen" ist ein Zwirns gen seiner Macht wanken. Nun war zwar die tution, der man mit den alten Mitteln des mard noch einmal einen Gewaltstreich verju faden, über den die preußischen Richter nicht ge= bürgerlich liberale Opposition geschwächt, die Obrigkeitsstaates an den Leib rücken mußte. chen. Nach wiederholter Reichstagsauflösung ftolpert wären, und über die ein preußischer Poli­Nationalliberalen krochen zu Kreuze, der bür- Nach den beiden Attentaten auf den stai follte die Arbeiterschaft zum Aufstand gereizt ist nicht stolpern wird. Sozialist wird bald jeder genannt werden, der der Regierung mißliebig ist. gerliche Freifinn war gebändigt. Aber die Pro- fer Wilhelm, mit denen die Sozialdemokratie und dann in blutiger Straßenschlacht nieder- Es haben ja bekanntlich auch die Parteinamen letarier, die stumpfe, demütige, kritikloje patrio- nicht das geringste zu tun hatte, schien Bis- kartätſcht werden. Das Schicksal der Pariser ihre Geschichte. Nehmen wir zum Beispiel die tische Masse, die nach Bismarcks Verfassungs- mard die Lage reif zu sein für einen trockenen Commune schwebte Vismard vor. Wilhelm   II., Geschichte des Wortes Sozialdemokrat  "... sozial plänen doch nur das Stimmvich der Junker, Putsch. Er löste den Reichstag   auf, schuf sich kein Demokrat", aber lüſtern nach Populari- demokratisch". Ledru Rollin  , einer der fanatisch­die willenlosen Träger der Militärdittatur sein. in Panikwahlen, zu denen ihm eine gesinnungs- tät, im Grunde seines Herzens auch feige, verften Gegner des Sozialismus und der Pariser im demokratischen Reichstag die tatsächlichen lose Presse, behördliches und polizeiliches La sagte dem Kanzler die Gefolgschaft, das deutsche Kommune, wurde im Jahre 1848 als Sozial Machtverhältnisse verhüllen sollten, hatten die taientum aufspielen mußten, eine gefügige Bürgertum, von der Verkehrtheit der Bismard Demofrat gewählt, und Ledru Rollin   ist bis zu Lehren des kommunistischen   Manifests, die re- Mehrheit und im Oktober 1878 hatte er fchen Wiethobe überzeugt, wandte sich von dem feinem Tod geblieben, was er von Anfang an war. Der Begriff, welchen das Wort, sozial­volutionären Ideen Marr' und Engels begrif- jein Sozialistengeset unter Dach und rajenden Alten. Bismard stürzte und mit ihm demokratisch" nach der Februarrevolution in fen, sie wollten nicht im Joche der Hohenzol Fach. Die Sozialdemokratie wurde außerhalb das Sozialistengeset. Frankreich   hatte, ist ziemlich identisch mit dem, Tern den Staatsfarren des Junker- und Mili- des Gesetzes gestellt. Zu Hunderten mußten Die deutsche Sozialdemokratie war in der was man heute in Deutschland   unter bürger­törstaates ziehen, sie fämpften mit ihren Waf- ihre Führer und Vertrauensmänner Deutsch  - Zeit der Verfolgung die größte und bestorga- lichdemokratisch" versteht. Eine ähnliche Wand­fen für ihre Interessen. Das Feuer des Sozia- land verlassen, über Nacht oft ihr ärmliches nisierte Partei der Internationale geworden, lung, nur umgekehrt und rückwärts, wird das lismus hatte die Massen ergriffen, es loderte Seim räumen. Weib und Sind dem Hunger ihre Vertrauensleute waren die gründlichst ge- Wort jetzt in Deutschland   machen. Und, meine heller und sieghafter mit jeder Wahl, die Partei überliefern und in der Schweiz  , in England schulten, ihre Führer die sichersten Taftifer. Herren, wenn dann einmal die Partei der Sozial­wuchs an Zahl und Bedeutung, schon blickt und Amerika   ein Asyl suchen. Jahrelang wurde Das Staiserreich der Hohenzollern   aber trug demokratie unterdrüdt ist, glauben Sie nicht, daß Europa   auf Bebel und Liebknecht. Bismards die Parteipreise im Ausland, wurden Flugblät- den Todeskeim im Leibe. Vismard hatte ihm dann gerade so, wie man früher die leiseste libe Ordnungsstaat war der Nährboden der Sozial- ter in fleinen Winfeldruckereien gedruckt, muß den Weg zum modernen demokratischen Staat rale Hegung als demokratisch denunzierte, man jezt jeden Oppositionsgedanken als sozialdemokra demokratie geworden. ten die entscheidenden Beratungen der Partei verrammelt, Bismard hatte die fatastrophale tischen Gedanken versemen wird? Der Plan eines Ausnahms geführer in der Schweiz   stattfinden, wurde jeder Kabinettspolitik Wilhelms ermöglicht, die zum Teyes gegen die Sozialdemokratie nahm in Arbeiter, der seine Zeitung folportierte, mit Striege führte. Vierzig Jahre nach der Gejezz­Bismards Stopfe feste Gestalt an. Der sonst so Sterfer bedroht. Die Klassenjustiz arbeitete, die werdung des Sozialistengesetzes erstand auf den ideenreiche Stanzler jah kein anderes Mittel, die Kerfer füllten sich, es gab in Deutschland   feine Trümmern des Sohenzollernstaates die deut­Revolution zu beschwören, der große Staats- Gleichheit vor dem Gejeg, feine Bürgerrechte, che Republif, geschaffen von der deutschen   die Preßfreiheit, die Vereinsfreiheit, alle Verfas mann blidte nicht über die Mauer hinweg, die sondern zweierlei Recht für Patrioten und So- Arbeiterflaise. Und fünfzig Jahre nach Bis- fungsrechte sind durchbrochen, geopfert durch die­sein junterliches Stlassenbewußtsein vor ihm zialisten. Zwölf Jahre arbeitete die Staatsma- mards Schandgesetz konnte die deutsche Arbei- hindert werden, wir haben ja den Vertrag rathi­fes Gefeß. Nun, das Opfer kann nicht mehr ge­auftürmte. Mit Blut und Eisen, wie er das schine Bismarcks grausam und unerbittlich, terklasse dieje Republik allein beherrschen, wenn ziert vor uns liegen, das Opfer der Freiheit wird Reich geschaffen, wollte er es gegen die Sozia- zwölf Jahre erirug Deutschland   die Schande sie so einig, so diszipliniert, so geschlossen wäre. gebracht werden. Die Verantwortlichkeit dafür listen schüßen. Er sah nicht, daß es das deutsche dieses Gesezes, tropie die deutsche Arbeiterflajje wie 1878. Was Bismard mißlang, es wird falle auf diejenigen, welche es bringen. Volk selbst war, das politisch mündig wurde, der brutalen Gewalt der Kürassierstiefel. den Diftatoren immer wieder mißlingen, wenn das an den Stetten der Militärdiktatur rüttelte, Aber in diesen zwölf Jahren wuchs die die Arbeiterschaft einig ist, wenn sie dessen größte Stlaise dem Staate der Hohenzol Partei, stieg die Lejerzahl, der sozialdemokra- diszipliniert und voll Vertrauen lern den Stampf ansagte. Für Bismard war tischen Preise, stieg die rote lut der sozia- hinter der Sozialdemokratie steht, die allein der Sozialismus eben nur ein Ergebnis der listischen Stimmzettel bedrohlich an. Als ein Jahrzehnt, wie es das der Bismarcichen " Heze" einer Reihe Agitatoren, die Sozialde- fie anderthalb Millionen( von| Verfolgungen war, siegreich überstehen konnie!

Illusionen, das Wörtchen sozialistische Beſtre

Mit uns, mit der Sozialdemokratic ist über­haupt die Freiheit geächtet,

Der Tag wird lommen, wo das deutsche   Volk Rechenschaft fordern wird für dieses Attentat an seiner Wohlfahrt, an seiner Freiheit, an seiner Ehre!