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Samstag. 27. Oftober 1928.

150 Jahre Samtindustrie

Zum Jubiläum des 150jährigen Bestandes der Firma

G. A. Fröhlich's Sohn A. G. . Warnsdorf.

Es ist ein seltenes Ereignis, wenn ein Industrie­unternehmen auf eine 150jährige Geschichte zurück­blicken kann. Die Firma G. A. Fröhlich's Sohn A. G. in Warnsdorf konnte vor kurzem dieses Jubiläum feiern. Es wird gewiß weite Kreise interessieren, etwas aus der bewegten Geschichte dieses Unter­nehmens zu erfahren.

In Warnsdorf, der alten Webersiedlung, in der schon im Jahre 1570 Leinenweber ihr Handwerk aus­übten, stellte Anton Fröhlich im Jahre 1777 eine Anzahl Webstühle auf und legte damit den Grundstein zur fabriksmäßigen Erzeugung von Leinenwaren. 1787 wurden bereits die ersten Versuche mit der Fa­brikation von Manchester - und Thikset- Samt gemacht, 1895, nach dem Tode des Begründers der Firma, unter seinem Bruder und Erben Johann Georg Fröh­lich die Handdruckerei eingeführt. 1801 wurden Versuche in der Baumwollspinnerei unternommen und Handspinnmaschinen aufgestellt. Nach Eintritt der Söhne J. G. Fröhlichs in die Firma, die nunmehr unter dem Namen ,, J. G. Fröhlich Söhne" figurierte, ging die Warenerzeugung nach und nach ganz auf Baumwolle über. Bis zum Jahre 1811 war das Unter­nelimen ständig im Aufblühen. Dann durchlebte es wechselvolle Schicksale: Rückschläge im Gefolge des Finanzpatents Franz I. , Konjunktur und darauffolgen den Niedergang während der Kontinentalsperre. 1820 setzte wieder ein flotter Geschäftsgang ein, 1823 be­schäftigte es bereits 87 Personen.

1832 errichtete das Unternehmen eine Geschäfts­stelle in der damaligen Reichshauptstadt Wien . Einen

bedeutsamen Markstein in seiner Entwicklung bildete die Aufstellung einer Dampfmaschine mit 5 PS. im Jahre 1835.

Die Firma, die inzwischen unter dem Namen G. A. Fröhlich's Söhne" geführt wurde, wurde in der Folgezeit ständig vergrößert, ihre Produkte fanden guten Absatz. Färberei und Bleicherei wurden aus­gebaut. Eine schwere Krisenzeit, die vom Jahre 1861 bis 1866 dauerte, konnte nur mit schweren Opfern überstanden werden. Nach dem Eintreten normaler Verhältnisse wurde der Samterzeugung ein beson­deres Augenmerk zugewandt. Die Chronik der Firma verzeichnet, daß gerade in dieser Zeit im Jahre 1873- Arbeitermangel die Produktion vielfach störte.

Zur Zeit des 100jährigen Bestandes beschäftigte die Firma insgesamt 650 Personen, die Erzeugung betrug im Jahre 1877 60.000 Stück verschiedene Baumwoll­waren. Neben dem Inlandsgeschäft entwickelte sich immer mehr der Export, der 1885 bereits 66.156 kg Samtwaren betrug. Ein Brand im Jahre 1886 ver­nichtete einen Teil der Fabriksanlagen und 200.000 Meter Samte. In dem neuen Gebäude wurden fünf große Rouleaux- Druckmaschinen aufgestellt, was eine größere Erzeugung von gedruckten Waren bedingte. 1898 wurde die Cordproduktion vergrößert, weitere Vergrößerungen der Anlagen gestatteten im Jahre 1901 schon eine Erzeugung von 1,500.000 Meter Samte und Corde.

Im Dezember 1906 wurde die Firma in eine Aktien­gesellschaft in Gemeinschaft mit dem Wiener Bank­ verein unter der heutigen Firmabezeichnung umge­

wandelt. Das Stammhaus vertraten im Verwaltungs­rat die Herren Adolf Fröhlich und Max Frö h- lich, Präsident war Herr Karl Stögermayer. Im Gefolge dieser Umwandlung des Unternehmens waren weitere Vergrößerungen. Da sich die Fabri­kation von Druckwaren nicht mehr als lohnend er­wies, wurde beschlossen, sich auf die Samt- und Corderzeugung zu spezialisieren. 1912 wurde ein Umsatz von 7,156.000 Goldkronen erzielt.

Der Kriegsausbruch lähmte das Unternehmen vor­übergehend, bis es sich auf den Heeresbedarf umge­stellt hatte. In den letzten Kriegsjahren wurden Stoffe aus Papiergarn hergestellt.

Eine schwierige Situation brachte im neuen Staate die Wertsteigerung der tschechischen Krone mit sich. 1923 erwarb die Firma Schnabel in Neupaka ein größeres Aktienpaket.

In den folgenden Jahren wurde der Webereibetrieb konzentriert und ein Verkaufsapparat, vor allem in Amerika, geschaffen und den Erfordernissen der Ra­tionalisierung Rechnung getragen.

Um die Konkurrenz auszuschalten, wurde der Zusammenschluß mit den deutschen Velvet­fabriken angebahnt und auch vollzogen. Durch den Eintritt in diesen Konzern der größten Samt­fabriken ist auch die günstige Entwicklung der Firma G. A. Fröhlichs Sohn A. G . in Zukunft gewährleistet. Zur Zeit ihres 150jährigen Bestandsjubiläums be­schäftigt die Firma ca. 1200 Arbeiter.

Die 150 Jahre ihres Bestandes sind eine ehrenvolle Geschichte fleißiger Arbeit und tüchtigen Schaffens.

Sacharin( für Export), chemisch reine Metallsalze( Bismuth-, Eisen-, Mag­nesium-, Natrium-, Quecksilber-, Silber-, Zink- Salzeetc. etc.). Hexamethyl­entetramin, künstliches Karlsbadersalz, Sulfur praecipitatum und andere chemisch- pharmazeutische Präparate.

Ammoniak flüssig, wasserfrei, Klebstoffe, Salmiakgeist, Salmiaksalz, Schwefelleber, Vulkanisationsbeschleuniger für die Gummiindustrie etc, etc. Pharmazeutische Arzneispezialitäten( Dr. Hommel's Haematogen, Histo­san, Radiobar und Chloramin).

Tierarznei- Spezialitäten( Arsenkur, Gyrodal, Lecksteine, Motolit etc.). Pflanzenschutzmittel( Arsokoll, Morbafin, Plantasan, Sulikoll). Saatgutbeizen( Abavit, Betanal, Kalimat).

Unkrautvertilgungsmittel,( Raphanit). Rostschutzmittel- ,, Subox" Verbleiung.

Abbeizmittel( Panlavol).

Dachkonservierungs- und Isoliermaterial( Trocal). Kesselsteinverhütungsmittel( Solgra).

Oderberger Chemische Werke Aktien- Gesellschaft

Fernsprecher: Nummer 22 u. 135

Neu- Oderberg( Tschechoslowakei)

Telegramm- Adresse: Chemikallenwerk Bohumín.

Codes: ABC- 5th Ed.

u. Rudolf Mosse- Code

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